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bis 1066.1 Bei einigen findet sich sogar ein Versuch der Numerierung mit den Ziffern I-V, nämlich auf Nr. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 18. 31. 60. 49; doch kann dieser der beiden letzten Urkunden wegen erst aus dem 13. Jahrhundert herrühren.

Eine zweite Gruppe umfasst die Nrn. 27. 36. 61. 62. 76. 77. 97. 98. 100. 101. 106. 109. 111. 117. 131. 132. 138; sie alle sind signiert von einer und derselben Hand des 13. Jahrhunderts, woraus hervorgeht, dass erst damals die älteren von diesen Urkunden in das Archiv zu Merseburg gelangt sind.

Eine dritte Hand tritt auf den Urkunden aus dem Ende des 12. und aus dem 13. Jahrhundert auf; sie hat u. a. signiert die Urkunden Nr. 49. 60. 140. 358. 359 und kehrt zuletzt wieder auf Nr. 648 vom Jahr 1306. Neue und neuere Signaturen finden sich dann zahlreich und zwar von ganz verschiedenen Händen aus dem 14., 15. und 16. Jahrhundert, die immer genau zu unterscheiden und zu bestimmen weder möglich noch nötig ist. Es mag nur bemerkt werden, dass eine dieser Hände identisch ist mit dem Kopisten des Chartularium magnum. Allerhöchstens für Topographie und Namenkunde können endlich jene Signaturen Wert besitzen, die erst in den letzten Jahrhunderten auf die Originale geschrieben sind und von den Archivaren und Syndici des Kapitels, besonders von Lucas Berger und Johannes Schütz, herrühren. Doch alles dieses sind Signaturen in mehr oder minder ausführlicher und zutreffender Regestenform. Für die Geschichte des alten Archivs von Merseburg ist viel wichtiger eine andere sich auf der Mehrzahl der Originale findende Signatur, die, wie ich glaube, dem 16. Jahrhundert angehört, wahrscheinlich von dem damaligen Syndicus M. Lucas Berger herrührt und in der Jahreszahl, einem No. mit folgender Zahl und einem oder mehreren Buchstaben besteht. Die letzten bedeuten offenbar die Abteilung. Stellt man sie zusammen, so ergeben sich die Abteilungen A. B. C. D. [E.] F. G. H. I. L. M. N. O. P. Q. R. S. T. [V.] X. Y. [Z.] [AA.] BB. CC. [DD.] EE. [FF. GG. HH.] II. LL. [MM.] NN. [O0.] PP. QQ. RR. SS. TT. VV. [XX. YY.] ZZ. Aa. Bb. Cc. Dd. [Ed. Ff.] Gg. [Hh. Ii.] Ll. [Mm.] Nn. Oo. Pp. Qq. Rr. Ss. Tt. Vv. Ww. Xx. Yy. [Zz.] Endlich findet sich auch noch die

1 Eine wenigstens sehr ähnliche Hand hat ähnliche Dorsalien auch auf Nr. 13. 14. 15. 16. 18 vermerkt, die sich jetzt in den Staatsarchiven zu Berlin und Magdeburg befinden und nach Sickel (Mon. Germ. Dipl. II. S. 907) schon bei der Aufhebung von Merseburg 981 in das erzbischöfliche Archiv von Magdeburg gekommen, dort geblieben und sogar in die Magdeburger Chartularien übertragen sind. Eine genauere Vergleichung dieser Dorsalien untereinander, insbesondere ob sie auf jenen Urkunden Magdeburger oder Merseburger Provenienz sind, wäre für die Gisilerfrage gar nicht unwichtig. Nur nebenbei will ich bemerken, dass dagegen Nr. 35 (jetzt in Berlin) erst in jüngerer Zeit von Merseburg dorthin gebracht worden sein kann, wie die Signatur Nr. 20 P und das Chartularium magnum, wo die Urkunde fol. 102 steht, erweisen.

2

? Die eingeklammerten Abteilungen kommen bis 1357 nicht vor.

B*

Kombination FFf. GGg. Es ist das alte, so vielverbreitete System der mittelalterlichen Urkundendistribution und Archivsignatur.

Diese Abteilungen waren sehr ungleich. Bei weitem am stärksten waren die Abteilungen D; deren höchste Nummer 67 war, H mit 65, L mit 31, P mit 25, X mit 75, BB mit 15, EE mit 19, NN mit 10, Bb mit 10, Ce mit 23, Qq mit 11, Rr mit 9, Tt mit 11 Nummern.

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Es liegt auf der Hand, dass diese Signaturen von grosser Wichtigkeit für die Geschichte und Überlieferung der Merseburger Urkunden sind. Aber hier kann, da der vorliegende Band mit 1357 abbricht, diese Aufgabe nicht erledigt werden. Dazu bedürfte es der Übersicht über alle in der angegebenen Weise signierten Urkunden auch über 1357 hinaus. Erst dann würde es was besonders wichtig wäre möglich sein festzustellen, welche Nummern seitdem verloren gegangen sind und nach welchen Grundsätzen die Verteilung der Urkunden in jene Abteilungen vorgenommen worden ist. Immer ist auch jetzt schon völlig deutlich, dass dabei sachliche Absichten entscheidend waren. An einigen Beispielen kann das erläutert werden. Die Urkunden der Abteilung C waren ausgestellt für das Hospital S. Thomas, die mit I für die Decanie, die mit N betrafen Verhältnisse des Petersklosters, O bezieht sich auf Blösien, P ist die Archivabteilung der Propstei, M und Y die des zweiten Marienaltars, BB umfasst die wichtigen Lehnsurkunden über Leipzig, Rötha, Naunhof und Grimma, CC die Urkunden der Propstei Sulza, EE Vergleiche mit den Markgrafen, LL die Urkunden für den Altar der h. Könige, NN Verkaufsurkunden der Markgrafen, Aa die Urkunden für die Scholastrie, Bb die Schkeuditz betreffenden Urkunden, Dd diejenigen für den Altar Regine, Gg die für die Thesaurie, Nn die für den Altar der h. Jungfrauen, Oo die Urkunden für den Altar S. Andreas, Pp die für den Altar des h. Martin, Rr die für den Altar der hh. Elisabeth und Kunigunde, Tt die für den Altar des h. Heinrich, FFf die für den Altar des h. Jacobus u. s. w. Nicht immer ist die Beziehung so deutlich, insbesondere machen die beiden grossen Abteilungen L und X gewisse Schwierigkeiten. In der Abteilung L waren fast alle Kaiserurkunden zusammengestellt, so dass sie eine Art von Kaiserselekt repräsentierte, aber es war wohl das eigentliche Archiv der bischöflichen Kirche. Die Abteilung X enthält sehr verschiedene Materialien, doch muss natürlich auch hier ein besonderer Gesichtspunkt bestimmend gewesen sein. Dies alles wird sich erst übersehen lassen, wenn das gesamte Urkundenmaterial des Merseburger Archivs vorliegen wird; hier muss es genügen, auf diese alte Archivordnung hinzuweisen und ihr Wesen kurz zu erläutern.

Von einer offenbar ähnlichen, aber im einzelnen durchaus abweichenden Anordnung giebt uns das Chartularium magnum Kunde. In diesem Codex findet sich am Rande der Blätter von Zeit zu Zeit ein Majuskelbuchstabe von A bis Z (dieser auf f. 91); offenbar folgte der Verfasser

des Kopialbuchs, als er die Urkunden abschrieb, dieser Anordnung der Urkunden auf die Abteilungen A B C D u. s. w. bis Z. Auf f. 88 sagt er ausdrücklich von dem Eide des Bischofs Nicolaus Non registrabitur, sed invenietur in capsula Y. Danach ist deutlich, dass die Urkunden im 15. Jahrhundert in Kapseln verteilt sich befanden, die die Buchstaben des Alphabets trugen. Indem so das Chartularium magnum zum guten Teil den Zustand des Archivs zu jener Zeit wiederspiegelt, halte ich es für nützlich, hernach seinen Inhalt genauer anzuführen. Man sieht zugleich hieraus, dass die Verteilung der Urkunden auf die verschiedenen Capsulae nach sachlichen Gesichtspunkten, nicht etwa nach chronologischen vorgenommen war. Z. B. ergiebt die weiter unten folgende Übersicht, dass in der capsula I die die Vicarien betreffenden Urkunden vereinigt waren. Sonst ist freilich die sachliche Ordnung keineswegs mit gleichmässiger Strenge durchgeführt worden.

Chartularium magnum.

Der in Holzdeckel mit Pergamentüberzug gebundene Pergamentcodex in folio befindet sich in der Domkapitelbibliothek zu Merseburg, deren Handschriften übrigens in dem gleichen Raume verwahrt werden, in dem das Archiv aufgestellt ist, unter Nr. 118. Über dieses grosse und überaus wichtige Kopialbuch, das lange unbeachtet geblieben ist, hat zuerst H. Bresslau im N. Archiv XVII 436 berichtet; er hat daraus mehrere bis dahin unbekannt gebliebene Kaiserurkunden des 10. und 11. Jahrhunderts notiert und veröffentlicht. Auch für uns ist es nächst den Originalen des Domkapitelarchivs die vornehmste Quelle.

Dem eigentlichen Kopialbuch sind drei Vorsteckblätter vorgeheftet, auf denen jüngere Hände des 16. und 17. Jahrhunderts die in diesem Bande S. 950, 951 gedruckten Eides formeln eingetragen haben, nämlich

1. Iuramentum canonicorum maiorum (saec. XVI)

2. Iuramentum electorum et minorum canonicorum (saec. XVI) 3. Iuramentum electorum et minorum canonicorum (saec. XVII) 4. Iuramentum canonicorum maiorum (saec. XVII-XVIII).

Erst dann beginnt die alte Foliierung in römischen Zahlen, zuerst bist fol. CX reichend, dann bis fol. CXXXIIII weitergeführt, worauf dann der Rest von fol. 135 bis fol. 140 mit Ziffern foliiert worden ist. Den Rest von fol. 141 bis fol. 150 (moderner Foliierung) bilden die Indices, von denen der erste den Inhalt der Folien C bis CX wiedergiebt und von dem Verfasser des Hauptteils des Codex zusammengestellt worden ist. Derselbe Schreiber hat dann einen Sachkatalog folgen lassen, alphabetisch geordnet, teils nach den Orten teils nach den Objekten der Urkunden, 7. B. unter C Confirmatio Sigismundi, Czwenkaw, Capitulum u. s. w. Die jüngeren Hände, die das Kopialbuch fortgeführt haben, haben auch diesen Index ergänzt.

Nur bis zu dem ersten Abschnitt, d. h. bis fol. CX, reicht der erste für uns zunächst in Betracht kommende Teil des Chartulars. Er rührt, wie schon bemerkt, ganz von einer und derselben Hand her, die auch die gleichzeitig damit angelegten Register am Schluss des Bandes verfasst hat. Sie schrieb in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts, wahrscheinlich zwischen 1427 und 1430.1 Von f. 110 ab haben dann verschiedene vielfach wechselnde jüngere Hände die Arbeit fortgesetzt; das letzte eingetragene Stück ist von 1536. Doch finden sich auch in diesen jüngern Teilen Urkunden der älteren Zeit, die der eigentliche Verfasser des Kopialbuchs entweder übersehen oder aus irgend einem Grunde beiseite gelassen hatte, nachgetragen. Von diesen abgesehen, kommt für diesen Band indessen nur der eigentliche Grundstock des Chartulars in Betracht. Ich gebe im Hinblick auf die Wichtigkeit dieses Kopialbuchs, sowohl für diesen Band wie für sächsich-thüringische Quellenstudien überhaupt, eine genauere Übersicht seines Inhaltes:

[A] fol. 1. Confirmacio Sigismundi Romanorum regis omnium privilegiorum episcopi capituli et canonicorum ecclesie Mersb. (1415 II. 27).

B

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Donacio imperialis de Lipeak (K. Heinrich II. 1021 X.5=
Nr. 60).

1. De nova curia (K. Heinrich II. 1022 Nr. 49).

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De foresto II venacione et banno inter fluvios Salam, Mildam et Plisnam (K. Otto II. 974 VIII. 30= Nr. 12).

2. De villa Dithene et Lucin et Kerchdorff (K. Adolf 1293 V. 8=
Nr. 572).

Littera super decima in Trawart (B. Heinrich III. 1310 II. 25
Nr. 666 B).

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2. Littera super decima incorporata fabrice etc. (B. Otto 1403 I. 7). Ratificacio privilegiorum imperialium (B. Bruno von Naumburg s. d. Nr. 557).

3. Littera obedienciarum Schytebur et Dolesk capitulo incorporatarum (B. Heinrich VI. 1395 VI. 10).

3. Incorporacio annone quodam Sachei villarum Suttil et Bissin (Coadjutor Otto von Honstein 1403 V. 1).

Littera duarum sexagenarum de IIIIor mansis in villa Czerzin (Konrad und Heinrich von Werder 1398 II. 12).

4. Super obediencia in Cristorff de XVIII flor. Ungar. solvendis obedienciario (Konrad und Reynhart von Werder 1409 V. 25). Littera super XIX sexagenis quas annue solvere tenetur opidum in Pegow (Stadt Pegau 1378 XI. 19).

1 In diesem Teil sind die jüngsten Urkunden von 1426 (f. 12 und f. 20) und 1427 (f. 110). Die Nachträge beginnen mit 1432, 1431, 1434, 1435, 1430 u. s. w.

C

D

fol. 4. Littera super feudo ville Mostic prope Ostrow (Herzog Wenzel von Sachsen-Lüneburg 1377 VI. 24).

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Littera empeionis ville in Jaules (Hans von Kokeritz 1381 X. 1). 5. Littera super ligneto in Czweim et prato in Doelczk (B. Heinrich VI. 1400 V. 9).

Littera super duabus sexagenis ministrandis super Regina celi (Kapitel 1393 I. 10).

5. Littera empcionis VI flor. testamenti Cunradi Tannerade etc. (B. Otto 1405 IV. 12).

6. Littera super ligneto in Czweim (B. Heinrich VI. 1400 V. 9). 6. Littera libertatis super obediencia Schitebur (B. Nicolaus 1412 IV. 24).

Appropriacio imperialis castri Ostrow (K. Karl IV. 1378 VIII. 10). 7. Aurea bulla (K. Karl IV. 1366 X. 27).

9. Littera donacionis IIIIor agrorum in campis Muczow ipsi altari sancti Andree in ecclesia Merseburgensi (Propst Hein

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=

Littera de obediencia in Muschow (B. Heinrich III. 1317 I. 18: Nr. 713). Littera apropriacionis mansorum in pago opidi Lucztzin sitorum capelle omnium sanctorum et corporis domini nostri Jesu Christi (B. Heinrich II. 1297 IV. 28 = Nr. 593). 10. Larentinus episcopus omni sabbato XL Konrad von Lavant 1290 VI. 1

dies indulgenciarum (B. Nr. 541).

Littera rendicionis molendini dicti dy tammolen pro centum marcis argenti (El. Gebhard s. d. Nr. 751).

,, 10. Littera empcionis et apropriacionis medii mansi in villa Koserin (B. Heinrich IV. 1350 II. 14 =

Nr. 1022).

Littera super clenodiis et vasis aureis et argenteis ecclesie
Merseburgensis (B. Friedrich II. 1381 XII. 2).

11. Littera super redditibus trium marcarum in moneta (B. Hein-
rich IV. 1347 VI. 9 = Nr. 1001 B).

Littera annectionis cantorie cuidam archidiaconatui et viceversa
(B. Gebhard u. s. w. 1330 VII. 18 =
Nr. 842).

11.' Littera revocacionis quorumdam statutorum in ecclesia Merse-
burgensi (B. Heinrich VI. 1397 XI. 7).

,, 12. Littera carnificum (Fleischhauer-Innung 1426 III. 22).

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12. Littera de bonis in Hondorp (El. Gebhard 1323 IV. 1 = Nr. 747). Littera de curia apud Geyslam (Kapitel 1[2]83 VIII 18== Nr. 468).

13. Littera de redditibus altaris sanctarum virginum in Rischow (B. Gebhard 1333 V. 12 Nr. 878 A).

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