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Aus der Vorrede zur ersten Auflage.

Die Elegie ist diejenige Dichtungsgattung, in welcher die römische Literatur der klassischen Zeit neben den unsterblichen Werken des Vergil und Horaz etwas absolut Gültiges geleistet hat. Wenn es nun richtig ist, dass das Beste grade für die Jugend gut genug sei, so bedarf die vorliegende Auswal römischer Elegien an sich keiner Rechtfertigung. Denn dass es nicht möglich sei, die elegischen Autoren ganz den Schülern in die Hände zu geben, wird jeder, der sie kennt, von vornherein einräumen. Es ist nun aber die Auswal so getroffen, dass aus denjenigen Stücken, die überhaupt nur in Frage kommen konnten, solche ausgewält sind, die bei einem gewissen konkreten Inhalt auch die besondere Art des Dichters zu veranschaulichen dienen konnten.

Um indessen auch von einer ich möchte sagen negativen Seite her den Schüler zu einer recht klaren Erkenntnis des eidos des λɛyos zu füren, schien es zweckmässig, auch einige Stücke, welche keine Elegien sind, sondern nur das eine oder das andere Merkmal der Elegie an sich tragen, aufzunehmen. Denn wenn Fr. Schlegel Recht hat zu sagen, dass die Elegie aus dem menschlichen Gemüt hervorgegangen sei, und Böckh das Wesen der Elegie in das nos zu setzen, und wenn nach dem Beispiel der Alten das Distichon die notwendige Form der Elegie ist: so sind z. B. manche Stücke aus den Fasti des Ovid, obgleich in Distichen geschrieben, keine Elegien; eben so wenig wie die herrliche vergilische Episode oder mehrere (lyrische) Stücke des Catull, wenngleich gewiss nos darin ist, zu den Elegien gerechnet werden dürfen. Auch die Klage Ariadnes von Catull ist nicht elegisch, denn die Klage an sich macht keine Elegie, wenigstens nicht im strengeren Sinne der Alten. So, denke ich, sollen grade diese Stücke durch ihre Unänlichkeit bei aller Anlichkeit dazu dienen, das Wesen der Elegie in ein noch klareres Licht zu stellen.

Am befremdlichsten mag auch so noch die vergilische Episode manchem erscheinen, da sie nicht einmal von einem sonst elegischen Dichter herrürt. Indess ausser ihrer ganzen Färbung liegt in dem iniqunva, welches die gemütvolle Teilname des Dichters an seinem Stoffe ausspricht, eine Begründung des Anspruchs in eine elegische Sammlung, welche sich freiere Grenzen setzt, aufgenommen zu werden. Aber, könnte man einwenden, wird sie nicht in der regelmässigen Vergillectüre widerkehren? Nach Ausweis der Programme bewegt sich die Klassenlektüre überwiegend innerhalb der ersten sechs Bücher der Aeneis und mit Recht. So ist vielmehr zu fürchten, dass Nisus und Euryalus für viele

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