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Zustand der Schleimhaut der Harnröhre. Ist als Folge des heftigsten Entzündungsgrades die Schleimabsonderung der Harnröhre aufgehoben, was durch das Harnbrennen, die schmerzhaften Erectionen etc. sich ausspricht, so wende man ein diese Entzündung milderndes, die Secretion vermittelndes Verfahren an. Es sind dann Blutigel an den Damm gesetzt, warme Breie aus Cicuta und Hyoscyamus bereitet, öhlichte warme Einspritzungen und Fomente angezeigt. Ist aber das Auge der vorzüglich gereitzte Theil, beschwichtiget sich die Entzündung der Harnröhre, und hört durch den sich regulirenden Zustand der Schleimhaut die krankhafte Secretion derselben auf, dann suche man die specifische Reitzung durch reitzende in und um die Harnröhre angewandte Mittel und dadurch den Tripperflufs zurückzuführen. Das wirksamste Mittel ist die Inoculation des Trippers mittelst einer, mit Tripperschleim befeuchteten, in die Harnröhre des Patienten, etwa einen Zoll tief eingelegten Bougie. Wird diese mit rothem Präcipitat oder andern reitzenden Dingen, die in Salbenform gebracht sind, überzogen, so vermag sie ebenfalls, jedoch weniger sicher den Tripperflufs hervorzurufen. Scharfe Einspritzungen vermögen dasselbe. Mit dem Gebrauche dieser Mittel mufs bis zur Erreichung des Zwecks, der nach wenigen Stunden gewöhnlich erfüllt ist, fortgefahren werden.

Die zweite Indication verlangt Beschwichtigung der im Auge vorhandenen Irritation und Entfernung des daselbst abgesonderten und angehäuften Schleimes. Das Ansetzen der Blutigel in die Umgegend des Auges, selbst allgemeine Blutentziehungen bei heftiger Synocha dürfen, um gleich die Gewalt der Entzündung zu brechen, nicht vernachlässigt werden. Die Vernachlässi gung des antiphlogistischen Verfahrens ist der

Grund des gewöhnlich ungünstigen Verlaufes dieser Entzündung. Der specifiken syphilitischen Reitzung im Auge wirke man besonders durch Anwendung der grauen Quecksilbersalbe, welche mit Belladonnaextract oder Opium verbunden, in die Stirn- und Schläfegegend täglich zu wiederholten Malen eingerieben wird, entgegen. Solange der Schleimflufs beträchtlich ist, sind die flüssigen Mittel, auf das Auge angewendet, dem Einstreichen der Salben vor/uziehen, da letztere den Ausflufs des Schleimes nicht zu befördern vermögen, was hier besonders bezweckt werden mufs. Die narkotischen mit Schleim versetzten Mittel sind als directe Antiphlogistica angezeigt, ein Decoet. capit. papav. Infus. digital. mit Mucilag. sem. cydon. und Opium sind so lange nützlich, als die Entzündung in der Zunahme ist; schreitet diese zurück, so dienen dann, um die krankhafte Mischung der Theile zu entfernen, Auflössungen des Hydrarg. muriatic. corros., als Augenwasser, auch Merkurialsalbe täglich einigemal in das Auge gepinselt). Das Erregen secernirender Flächen und Ableitungen, die jedoch dem Auge nicht zu nahe gesetzt werden dürfen, ist ebenfalls zu empfehlen. Das Calomel mit Digital. verbunden, von ersterem alle zwei oder drei Stunden einige Grane innerlich dargereicht, leistet vorzügliche Wirkung. 1) Der Rath von Spangenberg (Horns Archiv 1812 S. 272), und von Wendt (die Lustseuche etc. 2. Aufl. S. 86) ist, das absondernde Organ zur Secretion untüchtig zu machen und zu zerstören, daher die angeschwollene, die Sclerotica bedeckende Conjunctiva auszuschneiden. Obgleich das Ausschneiden eines Theiles der wulstförmig, vorgetriebenen Conjunctiva von Nutzen ist, so würde die Verletzung nach Spangenbergs Verfahren zu grofs, da man, wie Benedict bemerkt, um das aussonderude Organ gänzlich zu zerstören, auch die Hornhaut ausschneiden müsste. Ebenso können wir das Conradische Augenwasser für diese Entzündungsform nicht unbedingt empfehlen.

Die ägyptische Augenentzündung bildet die Conjunctivitis contagiosa. Der Patient hat bei dem Entstehen der Entzündung das Gefühl von Schmerz und Spannung, welches ein im Auge vorhandener fremder Körper zu verursachen pflegt. Die Augenlieder sind aufgedunsen, die Conjunctiva derselben ist angeschwollen, hochgeröthet, die Thränenkarunkel erscheint entzündet, ebenso die Conjunctiva des Augapfels. Nach 24 Stunden wird ein klebrichter Schleim an der innern Fläche der Augenlieder abgesondert, die Gefässe der Conjunctiva sind von Blut strotzend, die Con- . junctiva der Sclerotica wirft sich auf und umgiebt gleich einem Walle die Hornhaut. Die Haut der. Augenlieder und der Nachbarschaft zeigt bisweilen eine weit ausgebreitete Röthe, welche in Gestalt und Farbe Aehnlichkeit mit dem, am 12ten Tage nach der Inoculation der Kuhpocke sich zeigenden Entzündungskreise hat ); das einfallende Licht und die Bewegungen des Auges verursachen Schmerzen. Die Anschwellung der Augenlieder wird so beträchtlich, dafs das Oeffnen derselben dadurch gehindert wird. Der abgesonderte Schleim kommt nicht nur aus der Conjunctiva der Augenlieder, sondern auch aus jener der Sclerotica hervor. Der ausfliessende Schleim, der in grosser Menge, dick und eitericht abgesondert wird, excorirt die benachbarten Theile. Nach 14 Tagen bemerkt man gewöhnlich das Zurücktreten der Entzündung mit Hinterlassung einer gesteigerten Empfindlichkeit des Auges.

Steigert sich aber nun die Entzündung, so bildet sich Eiterung in der Hornhaut, bildet dadurch mehr oder weniger tiefgreifende, das Sehvermögen und die Form des Auges mehr oder `

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1) M. Gregor in Trans. of a Society for the Improvement of med. and. chirurg. Kuowledge. V. 3. p. 38.

weniger störende Ulceration. Die innere Fläche der Augenlieder wird sarcomatös, und dieser granulirende Zustand derselben unterhält, wenn auch die Entzündung schon verlaufen ist, nach Adams. eine entzündliche Reitzung auf der Fläche des Augapfels, welche die häufigen Rückfälle und die denselben folgenden Verdunklungen der Horuhaut erklärt. Der ausfliessende jauchichte Schleim ist verzüglich im Zeitpunkte der heftigen Blennorrhöe ansteckend.

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Es ist klar dargethan, dafs diese Entzündung durch die französischen und englischen Heere aus Aegypten) wo sie endemisch herrscht, mitgebracht und besonders in England verbreitet wurde.. Der Entstehung derselben liegt ein Contagium zu Grunde, dessen Träger der aus dem Auge fliessende Schleim ist. Diesem hängt sich das Contagium, das fixer Natur und in der Atmosphäre unauflöslich ist, an. Für das letztere spricht, dafs nur in gewissen Bataillons und Compagnien, oder in Anstalten das Uebel, welches, wenn es allgemeinen Ursachen seine Entstehung zu verdanken haben würde, als allgemeine Krankheit sich zeigen müfste, sich verbreitet. Nicht alle Individuen haben eine gleiche Empfänglichkeit für das Contagium, dann viele bleiben von dieser Augenentzündung gänzlich frei, obschon sie beständig der Einwirkung desselben ausgesetzt sind, ein Umstand, den man bei allen ansteckenden Krankheiten bemerkt. Kindern ist die Entzündung weniger unheilbringend, als Erwachsenen; Indivi

1) Kluyskens (Dissertation sur l'ophthalmie contagieuse) glaubt, dafs Aegypten erst nach seinem gänzlichen Verfalle ungesund geworden sey, und dafs sich der Zeitpunkt der Entstehung der endemischen Augenentzündung daselbst nicht genau bestimmen lasse. In den ältesten Schriftstellern ist keine Rede davon, selbst in der Zeit der Kreuzzüge wurde sie nicht beobachtet.

duen mit blonden Haaren und scrophulösem Habitus leiden besonders von dieser Krankheit; das rechte Auge wird öfters als das linke befallen. Masern, Scharlach, Kuhpocken machen ihren Verlauf, ohne auf die Entzündung störend einzuwirken. Die Entzündung wird besonders bedenklich, wenn der Kranke unreinlich ist, oder in einer ungesunden Wohnung oder feuchten sumplichten Gegend sich aufhält.

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Die an dieser Entzündung leidenden Individuen befinden sich besser in kühlen als zu warmen Zimmern. Das Auge des Patienten werde mit einem grünen Schirme bedeckt. In Hospitälern versehe man die Fenster der zum Aufenthalt der Patienten bestimmten Zimmer mit grünen Vorhängen, lasse die Wände grün bemalen, und verhüte die Berührung des Patienten mit andern. Die Ventilatoren und Fenster müssen geöffnet, und dürfen nur bei zu grosser Kälte oder bei heftigen Winden geschlossen werden. Die Geheilten müssen in eigene Reconvalescentenzimmer gebracht werden, und dürfen auf grünen Rasenplätzen spazieren. Bevor sie entlassen werden, werden die Kleidungsstücke geräuchert und gereinigt. Um die Verbreitung des Uebels bei Armeen und in Anstalten, in welchen viele Individuen zusammen leben, zu verhüten, ist die sorgfältige Entfernung der Erkrankten nöthig, wefshalb eine ärztliche Untersuchung der Augen aller in einer solchen Anstalt lebenden Individuen täglich Statt finden sollte. Das Waschen des Gesichtes da f nicht in gemeinschaftlichen Wasserbehältern Statt finden, und jedes Individuum sollte mit einem blos zu seinem Gebrauche bestimmten Waschtuche versehen werden. Die für die Erkrankten bestimmten Quehlen müssen besonders bezeichnet werden. Die mit dem ausfliessenden Schleime verunrei

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