Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

dung auf den Augenliedknorpel eingreifend, eine Verschrumpfung desselben hervorbringt, und dadurch Entropium setzt.

Es scheint dieser Entzündung zuweilen eine epidemische Ursache zu Grunde zu liegen, indem dieselbe in gewissen Zeiten häufig ohne äufsere Veranlassung auftritt. Sie scheint besonders im Frühlinge nach einem nassen Winter gern sich zu entwickeln, und das Vorkommen derselben scheint mit der Menge der exanthematischen Krankheiten im Verhältnifs zu stehen. Sie ergreift auch die mit dem derbsten Hautorgan begabten Individuen. Schnelle Veränderung der Temperatur des Auges, daher das Bivouaque, fremde Körper, welche in dem Augenliede stecken bleiben, Verbrennungen, Verletzungen, nach Beer*) heftige Streifverletzungen, sind die vorzüglichsten veranlassenden Ursachen,

Man berücksichtige bei der Behandlung vorzüglich jene Momente, welche mit dieser Entzündung in ursächlicher Beziehung stehen. Fremde Körper, Sabura, Menstrual- oder Hämorrhoidal- ́ stockungen müssen beseitigt werden. Man ver

[ocr errors]

meide Alles, was den Entzündungsprocess steigern und unterhalten könnte; man lasse ein streng antiphlogistisches Regimen beobachten. Ist bei einer plethorischen Constitution ein entzündliches Allgemeinleiden vorhanden, so öffne man eine Ader. Blutigel und blutige Schröpfköpfe in die Nähe des Auges angesetzt, werden nur bei sehr heftiger Entzündung nöthig.

Im ersten Zeitraume der Entzündung, solange noch keine Exsudation, sondern blos der erhöhte Turgor vitalis der Bildung der Geschwulst zu Grunde liegt, sind die direct antiphlogistischen Mittel, kalte und narkotische Umschläge von heil

*) I. a. W. 1. B. S. 272.

samem Erfolg; sobald aber der Entzündungspro cefs vorgerückt und schon Exsudation im Zellgewebe Statt hat, so enthalte man sich derselben. Man begnüge sich, Luft- und Lichtreiz von dem Auge abzuhalten, und durch warme anodyne Breie die Spannung des Theiles zu vermindern, und auf diese Weise durch einen Eiterungsprocefs die Heilung zu bewirken. Ist der Abscefs gereift, so öffne man denselben; besonders dann werde dieses nicht vernachläfsiget, wenn der Abscefs sich gegen einen Augenwinkel hinneigt. Unterläfst man das Oeffnen des Abscesses, so wird die Haut in zu grofsem Umfange zerstört, es bilden sich fistulöse Geschwüre, der Eiter bildet Hohlgänge; er kann Entzündung und Obliteration der Thränenpünctchen, Caries der Augengrubenknochen bewirken. Die Oeffnung, welche die Natur bewirkt, ist gewöhnlich zu enge, als dafs der Eiter frei ausfliefsen könnte. Die Eröffnung geschehe immer durch einen nach dem Laufe der Fasern des Orbicularis sich richtenden Schnitt, so dafs die Narbe in der Augenliederhaut sich zu verbergen vermag. Sind Buchten und fistulöse Gänge vorhanden, so hebe man diese durch Gegenöffnungen und Spalten; den schleichenden Entzündungsprocefs hebe man durch anodyne Breiumschläge, und regle die niederliegende Production. Wenn nach einer heftigen Entzündung Gangrän einzutreten droht, so vermindert sich die Temperatur des Theiles, die Röthe verwandelt sich zur Schwärze, die Geschwulst setzt sich, die, Empfindung vermindert sich. Hier ist es wichtig, die grössere Destruction zu hindern durch aromatische, weinichte Umschläge, Chinadecoct mit Campher u. s. w. Hat der Brand vollkommen sich ausgebildet und begränzt, so berücksichtige man, dafs die Entzündung und Granulation der umliegenden Theile auf einem mässigen Grade

stehen mufs, um das abgestorbene abzustofsen; ein zu hoher und ein zu tiefer Stand der Entzündung wäre nachtheilig. Der Arzt wähle daher bald anodyne Breie, bald erregende Mittel, um die nothwendige Stimmung zu erhalten. Das Brandige selbst behandle man mit Mitteln, welche chemisch wirken, die Resorption der Brandjauche und die Fäulnifs der brandigen Stelle hindern; Chinapulver, Kohlenpulver, Weingeist, Tinctur. Myrrh. u. s. w. werden auf den brandigen Theil selbst aufgelegt. Ob auch eine innerliche Behand→ lung nöthig ist, mufs der Arzt zu erkennen vermögend seyn.za

[ocr errors]

Die Blepharophthalmitis ergreift nicht immer als Phlegmone die Haut und das unterliegende Zellgewebe mit der Tendenz zur Abscefsbildung, sondern sie erscheint nicht selten unter der Form des Erysipels, der reinen Hautentzündung mit der Neigung zur Zertheilung. Eine blafsrothe, ins gelblichte spielende, mehr oder weniger glänzende Geschwulst, welche von den Augenliedern auszugehen scheint, verbreitet sich über die Augenlieder, meistentheils über beide, bisweilen nnr über eines, und dann gewöhnlich über das obere, ohne sich zu begränzen, schreitet ungleichmäfsig über die Stirne und nach abwärts über das halbe Gesicht. Die Röthe weicht dem Fingerdrucke, kehrt aber wieder, sobald der Druck aufhört. Der Schmerz ist prikelnd und beifsend. Die Schleimsecretion ist sowohl im Auge als in der Nase vermehrt. Der Rothlauf ist hier bisweilen glatt, öfter aber frieselartig, indem eine Menge mit Serum gefüllter Bläschen den erysipelatösen Boden bedeckt, oder blasenartig, indem violette oder anch gelblichte Blasen und Pusteln das Erysipel begleiten. Empfindliche Subjecte erleiden bisweilen einige Fieberbewegungen. Der gewöhnliche Ausgang ist die Zertheilung, indem die Haut sich

[ocr errors]

1

[ocr errors]

runzelt, während die Geschwulst abnimmt, und kleienförmig sich abschuppt. Waren Blasen vorhanden, so vertrocknen diese, bilden Krusten, welche abfallen. Wird die erysipelatöse Entzündung durch Fortdauer schädlicher Einflüsse, durch fehlerhafte Behandlung oder durch eigenthümliche Disposition des Kranken in das phlegmonöse hinübergespielt, so entstehen die oben beschriebenen Erscheinungen, und leicht bildet eine verheerende Gangrän sich aus. Wird der Abschuppungspro→ cefs durch kalfe Luft, oder kaltes Wasser gestört, dann bildet sich das Oedem des Augenliedes.

[ocr errors]

Eine eigenthümliche Empfindlichkeit des Hautorgans scheint besonders zu dieser Entzündung, welche sowohl durch innere als äufsere Ursachen gesetzt werden kann, zu disponiren. Mechanische und chemische Reize, z. B. Verletzungen, Insec tenstiche, Sonnenhitze, das Berühren gewisser Pflanzen, schneller Temperaturwechsel, können die Lebensstimmung der Haut so ändern, dafs das Erysipel sich entwickelt. Nicht selten treten Appetitlosigkeit, belegte Zunge und andere Erscheinungen, welche die Störungen der Digestionsorgane ausdrücken, gleichzeitig auf, und stehen in ursächlicher Beziehung zum Erysipel

Diese Entzündung, einmal gesetzt, mufs ihren vorgeschriebenen Gang durchlaufen, und erlaubt defshalb keine eingreifende Behandlungsweise. Die repercussiven Mittel dürfen nicht angewendet werden; nur in dem Falle kann deren Anwendung gestattet werden, wenn eine traumatische Ursache dieser Entzündung zu Grunde liegt, und diese noch in ihrem Beginnen ist. Durch leichte Kräuterkissen sucht man eine gleichförmige, mit dem Auge befreundete Temperatur zu erhalten. Die innern Ursachen müssen erforscht und bekämpft werden.

Der phlegmonösen Blepharophthalmitis ent

spricht in Hinsicht der Intensität der Entzündung und des Ausganges das Hordeolum (Gerstenkorn) und unterscheidet sich von dieser vorzüglich durch die Ausbreitung, indem es blos eine besckränkte Stelle des Augenliedes zu seinem Sitze wählt. An dem Rande des einen oder des andern Augenliedes, mehrentheils in der Nähe des grössern Augenwinkels, erscheint eine rothe, schmerzhafte, umschriebene Geschwulst von der Gröfse eines Gerstenkornes und darüber. Die Geschwulst ist gewöhnlich schmerzhafter, als man bei ihrem schmalen Umfange erwarten sollte. Die Bewegungen der Augenlieder vermehren diesen Schmerz. Die Schleimabsonderung ist vermehrt und die Augenlieder verkleben Nachts unter sich. Die Röབམ་པ the wird tiefer, sie geht vom Centrum aus und verbreitet sich gegen die Peripherie, wo sie allmählig abnimmt. Die Geschwulst wird spitziger, die Spitze derselben erweicht sich, ihre Farbe wird anfangs bräunlicht, dann gelblicht, und jetzt öffnet sich diese gewöhnlich durch mehrere Oeffnungen. Obgleich der in dem Abscess enthaltene mit Blut gemischte Eiter entleert ist, so wird die Geschwulst doch dadurch nicht beträchtlich vermindert, was erst dann geschieht, wenn ein weifsgelblichter consistenter Körper, welchen man für verdichtetes, abgestorbenes Zellgewebe leicht erkeunt, herausgedrückt wird. Es treten nun die Wandungen des Abscesses unter sich in Berührung, und in Bälde bildet sich die Vernarbung. Der ganze Verlauf zeigt, dafs das Hordeolum cine furunculöse Entzündung ist, dafs die Entzündung im Zellgewebe beginnt, sich von dort der Haut mittheilt, dafs der Ausgang der Eiterung unvermeidlich ist. In diesem Falle befindet sich die entzündete Stelle auf dem Rande oder auf der convexen Fläche der Augenlieder. Es giebt aber ein Hordeolum, welches auf der concaven Fläche

[ocr errors]
« ZurückWeiter »