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nennung erhält. ist die Iris durch die an verschiedenen Stellen durchlöcherte Hornhaut in mehreren kleinen Portionen vorgefallen, so dafs einige Aehnlichkeit mit einer Traube oder vielmehr mit einer schwärzlichten Maulbeere besteht, so wird der Vorfall Traubenstaphylom (Staphyloma racemosum) genannt. Der Vorfall der Iris, der nicht bedeutender, als der Kopf einer Mücke ist, wird Myocephalon (Mückenkopf), wenn er etwas grösser und durch die Augenlieder flach gedrückt ist, Clavus, Hillon (Nagelkopf), wenn er so grofs ist, dafs er durch die Augenlieder kaum mehr bedeckt werden kann, Melon genannt.

Wenn der Vorfall der Iris kürzlich entstanden ist, so mufs man das Zurücktreten derselben zu bewirken suchen, was vorzüglich durch das Eintröpfeln der Auflösung des Belladonna- oder Hyoscyamus-Extractes und das demselben nachfolgende Collabiren der Iris gelingt. Nach 8 bis 10 Stunden wird das Eintröpfeln wiederholt, damit die Wirkung des Mittels bis zur zur geschehenen Vernarbung der Hornhaut anhalte. Das Erwecken der Expansion der Iris durch das Einfallen des Lichtes, bewirkt gewöhnlich das Zurücktreten derselben in ihre normale Stellung, da aber die Expansion nicht anhaltend bestehen kann, indem das Auge geschlossen werden mufs, so ist das erstere Heilverfahren diesem vorzuziehen *). Man trachte durch Ruhe des Körpers und streng

*) Scarpa (im a. W. 2. V. pag. 6) erwartet von diesem Verfahren so wenigen Nutzen, als von dem Zurückschieben des Vorfalls mittelst des Daviel'schen Löffels. Er verwirft mit Recht die Erweiterung der Wunde, durch welche die Iris vorgefallen ist, und die Ausicht, als bestehe hier dasselbe Verhältnifs, wie bei einem eingeklemmten Bruche. Demours (im a. W. 1. V. p. 302) glaubt, dafs die Natur das Heilgeschäft zu bewirken, vermöge, indem der Vorfall als Pfropf, welcher das fernere Ausfliessen der wässerichten Feuchtigkeit hindert,

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antiphlogistisches Verfahren eine schnelle Vernarbung zu bewirken. Zieht sich auf das angegebene Verfahren der Vorfall nicht zurück, oder tritt er sogleich wieder hervor, so verhüte man die Vergrösserung desselben dadurch, dafs man Verwachsnng der Iris und Hornhaut durch die Anwendung adstringirender Mittel oder das vorsichtige Betupfen mit Höllenstein bedingt. Der veraltete Vorfall der Iris bewirkt, wenn er von Umfang ist, das lästige Gefühl eines fremden Körpers unter den Augenliedern, und wird in diesem Falle entweder mittelst der Aetzmittel oder des Messers entfernt.

Von den Trennungen mit Ueberhäutung der
Ränder.

Wenn bei einer verticalen penetrirenden Wunde des Augenliedes, die Vereinigung nicht bewerkstelligt wird, so erfolgt das isolirte Vernarben der Ränder und demnach eine Missbildung, welche mit der Hasenscharte Aehnlichkeit hat. Dieses Uebel, welches unter der Benennung Coloboma beschrieben wird, verlangt, damit es zur Heilung gebracht werde, ein operatives Einwirken, welches mit dem für die Hasenscharte geeigneten Verfahren übereinkömmt; die überhäuteten Ränder müssen abgetragen, und die Wundränder alsdann unter sich bis zur erwirkten Vereinigung in Berührung erhalten werden.

Das einzuschlagende Heilverfahren wird auf folgende Weise ausgeführt: Operateur, Gehülfe und Patient lagern sich wie bei Vornahme der Operation der Cataracte. Der Wundarzt hält die dem freien Rande des Augenliedes entsprechenden Winkel der Spalte entweder mittelst eines Häkchens oder der Zahnpincette, oder besser mittelst einer durchgezogenen Fadenschlinge fest, worauf er den einen, dann den andern Rand mittelst

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einer feinen, scharfschneidenden geknöpften Schere abträgt. Man hüte sich, mehr als nothwendig ist, wegzuschneiden. Die Vereinigung wird durch die blutige Nath gemacht. Die Nadeln müssen durch ihre Feinheit dem Baue des Augenliedes entsprechen. Die Knopfnath ist der umschlungenen Nath vorzuziehen. Man vermeide bei Verrichtung derselben den Tarsus, da hiedurch heftige Entzündung veranlasst werden könnte, zu durchstechen. Die Schlinge werde dem Rande des Augenliedes so viel als möglich genähert. Gewöhnlich genügt die Anwendung einer Schlinge, indem der andere Theil der Wunde durch englische Pflaster sich vereinigen läfst 1).

Von den fremden Körpern.

Wenn ein fremder Körper mit dem Auge, oder den dasselbe umkleidenden Theilen in Berührung tritt, so mufs vorzüglich auf Lage, Beschaffenheit, Form desselben, auf die damit verbundene Verletzung, und die nachfolgende Entzündung nnd Ulceration Rücksicht genommen werden. Der fremde Körper steckt in dem Augenliede, oder er liegt zwischen dem Augapfel und dem Augenliede, er ist zuweilen in die Conjunctiva eingedrungen und daselbst eingekeilt. Der fremde Körper lässt sich durch die Thränenfeuchtigkeit auflösen oder nicht. Im erstern Falle, da durch die Irritation vermehrte Absonderung der Thränenfeuchtigkeit erregt wird, erfolgt Auflösung des fremden Körpers. Hat der fremde Körper keine rauhe unebene Fläche, ist derselbe nicht in die Bindehaut eingedrungen, so kann er aus dem Auge durch die vermehrt zufliessenden Thränen ausgespült werden. Steckt der fremde Kör

*) Roux Nouveaux, Elemens de medicine operatoire T. I. pag. 457.

per fest, oder verweilt er, ohne in die Conjunctiva eingedrungen zu seyn, längere Zeit im Auge, so weckt er Entzündung, die, wenn sie sich begränzt, mit Bildung eines den fremden Körper umlagernden Abscesses, endigt, vermöge dessen der fremde Körper ausgestossen wird. Zuweilen aber verbreitet sich eine heftige Entzündung über das ganze Auge, welche die Entstehung des Hypopion, Staphyloma, Prolapsus iridis, Colliquatio bulbi etc. bedingen kann ).

Steckt der fremde Körper in der äussern Platte des Augenliedes, so ist es leicht denselben aufzufinden, und mittelst eines passenden Werkzeuges zu entfernen 2). Liegt derselbe zwischen dem Augenliede und dem Augapfel, so fordert es genaue Untersuchung, um denselben, besonders wenn er klein ist, zu entdecken. Zu diesem Zwecke zieht man das untere Augenlied herab, und stülpt es aus, um die halbmondförmige Falte zu ebnen, wo in der Gegend des Thränensees gewöhnlich der fremde Körper liegt; zugleich läfst man den Augapfel nach oben rollen. Befindet sich der fremde Körper unter dem obern Augendeckel, so

1) Man hat jedoch Fälle beobachtet, wo fremde Körper längere Zeit in der Bindehaut, Hornhaut oder Sclerotica hafteten, ohne Eiterung zu veranlassen. Goekel (Ephe merid. nat. curios. dec. III. ann. 6. obs. 14), Manniske Loders Journal II. 1), Home (Arnemanns Magazin II. 4 503) zogen fremde Körper mehrere Monate nach dem Einfallen derselben aus dem Auge aus. Wardrop (Rust's Magazin VII 3 447 fand ein Stückchen Weissdorn in der Bindehaut der Sclerotica, welches der Kranke 10 Jahre hindurch, ohne es zu wissen bei sich getragen hatte, und welches in einer zelligen Kapsel eingeschlos-,

sen war.

2) Diese Verletzungen können durch den Stich der Bienen, Wespen und anderer Insekten erzeugt werden. Beer (im a. W. 1. B. p. 234) beobachtete solche Fälle, und in in zwei Fällen, in welchen der Stachel der Bienen nicht ausgezogen wurde, bildete sich Gangrän des Augenlin

des aus.

fafst man den Rand desselben an, zieht ihn nach oben und aussen, läfst den Augapfel nach ab→ wärts bewegen. Der fremde Körper, wenn er platt ist, fällt ohne weiteres Zuthun bei der auf die angegebene Weise vorgenommenen Untersuchung aus dem Auge; wo nicht, so dient ein feiner Pinsel, das zusammengerollte Ende eines Tuches etc. zur Entfernung desselben. Ist der fremde Körper in die Conjunctiva eingedrungen, so wird er mittelst einer Pincette, der Staarnadel oder eines andern geeigneten Werkzeuges herausgehoben 1).

Die Entfernung des fremdem Körpers mufs vorzüglich dann bewerkstelliget werden, wenu derselbe in die Cornea oder Sclerotica eingedrungen ist. Ersteres findet häufiger Statt. Gewöhnlich ist der fremde Körper ein Metallsplitter, der zuweilen glühend einspringt, und in die Substanz der Hornhaut sich einschmelzt. Obgleich die Erfahrung gelehrt hat, dafs in seltenen Fällen, nachdem der Metallsplitter sich oxydirt hatte, Auflössung desselben erfolgte 2), so fordert die Furcht vor entstehender Entzündung und der dieser folgender Ulceration, die Beachtung der Regel, den Körper zu entfernen, und zwar mufs dieses um so sorgfältiger geschehen, je grösser derselbe, und je spitziger dessen Form ist. Bei oberflächlicher Lage des fremden Körpers dient zur Entfernung desselben ein feines spatelförmiges Werkzeug; ist derselbe tiefer eingedrungen, so mufs eine Staarnadel, um ihn herauszuheben angewendet werden 3), Ist derselbe von grösserem Umfange, so wird die

1) Delpech (im a. W. 2. V. p. 35) empfiehlt eine an der Spitze in Form eines Häkchens gekrümmte Nadel zur Entfernung des fremden Körpers,

2) Autenrieth, in d. Oph. Bibl.

3) Weniger eignet sich das Pferdhaar, welches hinter dem. fremden Körper durchgezogen wird, zur Entfernung desselben.

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