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eingreifen, mithin auch die bezweckte Blutung nicht hervorbringen. Sind aber die Hülsen trocken nnd spröde, so brechen die Haken ab, bleiben als fremde Körper im Auge sitzen, und er höhen demnach die vorhandene Entzündung. Man dringt nicht tief genug in die Conjunctiva ein, um eine hinlängliche Menge Blut zu entziehen. Auch wird die Geschwulst gewöhnlich durch das im Zellgewebe zwischen der Conjunctiva und Sclerotica befindliche extravasirte Blut vorzüglich hervorgebracht, wo dann diese Operation fruchtlos angewendet wird. Richter*) bemerkt noch, dafs dieser Operation oft eine Eiterung der verwunde ten Oberflächen nachfolge, und dafs eine Verwachsung der Augenlieder mit dem Augapfel zu befürchten stehe. Letzteres jedoch ist zu bezwei→ feln, da die schleimhäutigen Flächen unter sich so lange nicht in Verbindung treten, bis dieselben durch den exulcerativen Procefs ihren Charakter und ihre individuelle Bildung abgelegt haben, und zur allgemeinen Zellform zurückgeschritten sind. Zweckmässiger bedienten sich die Alten statt der Kornährenbürste eines Werkzeu

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das den Namen Blepharoxyston führt, und löffelförmig gestaltet ist, so dafs die convexe Seite mit kleinen Erhabenheiten besetzt ist, oder dafs zwei auf einander befestigte Löffel durch Zusammendrücken so gegeneinander sich verhalten, dafs die Erhabenheiten des einen durch die Oeffnungen des andern hervortreten; diese Erhabenheiten sind lancettförmig gestaltet.

Man hat, dieses Verfahren verlassend, die Scarificationen der Conjunctiva aufgenommen, welche auch in vielen Fällen als Hülfe bringendes Mittel empfohlen zu werden verdienen. Man bilde mittelst einer Lancette hinlänglich tiefe Einschnitte,

*) Anfangsgründe der Wundarzneikunst. 3. B. S. 36.

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welche sich durchkreutzen; doch hüte man sich, zu tief einzudringen, z. B. die Sclerotica zu verletzen. Kleine Stiche sind fruchtlos, da sie wenig Blut geben und sich augenblicklich schliefsen. Die Ausschneidung des durch die laxe Conjunctiva hervorgebrachten Sackes, der grösstentheils durch extravasi tes Blut gebildet ist, hat sich nach P. Frank's 1). Beobachtungen als ein zu empfehlendes Mittel bewährt. In Indien soll mit Vortheil bei den daselbst endemischen Augenentzün– dungen die Stirngegend und die Augenlieder scarifizirt werden 2).

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Die blutigen Schröpfköpfe sind, um eine Localblutentziehung vorzunehmen, sehr tauglich, und wurden schon von den ältesten Aerzten in entzündlichen Krankheiten angewendet. Sie werden bei Augenentzündungen gewöhnlich auf der Soläfegegend angebracht.

Noch verdienen die ableitenden Mittel, welche ebenfalls entzündungswidrig wirken, hier eine kurze Erwähnung. Unter diesen werden besonders die Fufsbäder empfohlen. Sie eignen sich vorzüglich bei entstehenden, noch nicht zur Reife gediehenen Entzündungen, und in jenen Fällen der schon ausgebildeten Augenentzündungen, wo bedeutendes Zuströmen des Blutes gegen den Kopf Statt

findet. Die Vesicantia und hautreizenden Mittel überhaupt werden dann mit gutem Erfolge angewendet, wenn die Augenentzündung durch Unterdrückung der Hautthätigkeit bedingt ist, besonders spricht sich die gute Wirkung derselben bei Entzündung der Schleimgebilde des Auges aus, deren Thätigkeit im Wechselverhältnifs zur Hautthätigkeit steht. Man hüte sich jedoch, Hautreize dem Auge zu sehr zu nähern. Will man von einem derivirenden Mittel länger Gebrauch machen, so bediene man sich des Haarseils. Auch

1) De curandis hominum morbis epitome. T. II. p. 77. a) Sprengel, Geschichte der Arzneikunde. 1r Thl. p. 466.

trockene Schröpfköpfe können in der Absicht, cine Ableitung zu bewirken, angewendet werden.

Die Ausgänge der Entzündung sind verschieden. Wie das Senkblei den Schwerpunkt immer findet, so verhält es sich auch mit der Lebensstimmung der Organe; jedes hat eine gewisse Stimmung, unter und über welche es getrieben werden kann, allein immer kehrt es wieder zu dem ursprünglichen Tone zurück. Darauf beruht der Ausgang der Entzündung in Zertheilung. Die Funktionen der ergriffenen Gebilde treten in ihren normalen Zustand zurück, die Schmerzen im Theile hören auf, die Geschwulst verschwindet, ein Beweis des beginnenden Gleichgewichts zwischen Arterie und Vene, des Verschwindens der Stockungen, der Beschränkung der Wucherungen und übertriebenen Secretionen; endlich verschwindet die Röthe, ein Beweis für den erfolgten indifferenten Zustand des Capillargefäfses.

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Ein anderer Ausgang der Entzündung ist die Eiterung. Der entzündete Theil producirt eine weifsgelblichte Flüssigkeit, welche von den übrigen Säften des Körpers verschieden und unter der Benennung Eiter bekannt ist. Es entwickelt sich der Eiterungsprocefs auf secernirenden Gebilden, indem die Thätigkeit derselben pathisch gestimmt eine andere Richtung nimmt, und da

her qualitative und quantitative Veränderungen

der Secretionen ohne Ulceration erfolgen. Hier bildet sich ein Eiterflufs, wobei der Eiter frei ausfliefst, wie bei der Ophthalmoblenorrhoe, - oder eine Eiterergiefsung, indem sich der Eiter in eine vorhandene Höhle ergiefst, wie dieses bei Iritis und der defshalb exsudirenden serösen Oberfläche der Iris Statt findet, woraus sich das Hypopion bildet. Aber nicht allein' auf der Oberfläche, sondern selbst in der Tiefe des entzündeten Theiles, als Folge des gesteigerten

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Lebens und der innern Regung, kann Eiterbildung statt finden, indem der entzündete Theil zum absondernden Organe sich hinaufsteigert, wie dieses beim Hornhautabscefs der Fall ist. Auch bei jeder Granulation scheint das erwachende Zellgewebe seine Entwicklung durch Eiterabsonderung zu beurkunden. Die Eiterung geschieht demnach durch pathische Stimmung eines absoñ¬ dernden Organs, oder durch Bildung eines pathischen absondernden Organes.

Der Eiterungsprocefs ist entweder plastischer Natur, indem sich die bildende Tendenz ausspricht, so, dafs hier dieselbe nur als Ausgleichung des Differenten erscheint, wie die elektrische Spannung in der Wasserbildung erlöscht. Oder aber der Eiterungsprozess zeigt den Charakter der Zerstörung. Der letztere, auch colliquativer oder Aftereiterungsprocess genannt, beruht auf einem gesunkenen Zustand der Lebensthätigkeit des Capillarsystems, auf Entmischung der Säfte, so, dafs die secernirte Flüssigkeit mit Blut gemischt und im Zustand der Verderbnifs hervortritt.

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Beer *) bestimmt den ächten, plastischen zur Reproduktion tauglichen Eiter durch folgende Zeichen: er soll milde und undurchsichtig seyn, einem weifsgelblichten Breie gleich sehen, und den ihm eigenthümlichen Geruch besitzen; er röthet weder die Lacmustinktur; noch färbt er den Veilchensaft grün; auch ist er im Wasser unauflös→ lich. Die Jauche hingegen, das Produkt des deleteren Eiterungsprocefses, ist grün, braun, mit Blut gemischt, übelriechend, oder dünne und halbdurchsichtig. Uebrigens lässt sich über die Gutartigkeit des Eiters nichts festes bestimmen, da derselbe durch äufsere Einwirkungen verändert

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4) Lehre von den Augenkrankheiten. r B. S. 52.

wird und sich verschieden verhält nach der Organisation des Theiles, welcher die Absonderung desselben bewirkt.

Die Verhärtung ist ebenfalls Ausgang der Entzündung; sie beruht auf einer Coläsionsvermehrung der Gebilde selbst. Es wird diese hervorgebracht durch exsudirte Lymphe in das Gewebe des entzündeten Theiles, es steigert sich diese Lymphe zur organischen Bildung, da sie die Rudimente zur Organisation in sich trägt, es entstehen Pseudomembrane, welche das Gewebe in feste Coläsion versetzen; oft auch findet Absatz anorganischer Stoffe statt. Wird die Entzündung, wenn sie auf ihrer Höhe steht, und schon Exsudation von Lymphe Statt hatte, in ihrem Verlaufe gestört, so endiget sie gewöhnlich mit Hinterlassung dieses anomalen Zustandes. Auf dieselbe Weise entstehen auch die Verwachsungen nach Entzündungen.

Durch die Heftigkeit der Entzündung kann Gangrän hervorgebracht werden, indem die Lebenskraft durch die beschleunigten Aeufserungen des Lebens gleich einer schnell verlodernden Flamme sich verzehrt. Es stellen sich Struktur- und Formveränderungen im betreffenden Theile ein; das erlöschende Leben bedingt in diesem Zustande Stockung nnd Entmischung der Säfte. Ist die Lebensthätigkeit vollkommen vernichtet, und mithin das individuelle Leben aufgehoben, das abgestorbene Gebilde den Einflüssen der äussern Natur preifs gegeben, so werden die wahrhaft chemischen Procefse beginnen, es wird Fäulnifs oder mumienartige Verschrumpfung des Theiles den eingetretenen Sphacelus bezeichnen,

Die Erscheinungen, welche ein entzündeter Theil darbiethet, drücken sich nach den Vitalitätsverhältnifsen desselben, welche durch die Organisation bedingt sind, aus, und die verschie

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