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diese Entzündungsformen gleichzeitig oder einzeln bestehend, primär oder secundär in diesen Gebilden haftend, rufen diese abnormen Verbindungen hervor 1). Wardrop 2) schreibt diese Adhäsionen der Entzündung der Capsel der wässerichten Feuchtigkeit, die er sich als einen blinden, durch die Pupille sich continuirenden, und die vordere Fläche der Linsencapsel bedeckenden Sack denkt, zu. Die Iritis und Capsulitis im höheren Grade bedingen nicht selten eine totale hintere Synechie.

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Bei der Behandlung berücksichtige man, die Entzündung, welche dem Uebel zu Grunde liegt, erloschen ist, und im Falle des Bestehens einer entzündlichen Thätigkeit bekämpfe man dieselbe den Regeln der Kunst gemäfs. Der Mercur, als die Plasticität zerstörend, und die Resorption belebend, werde innerlich und örtlich angewandt. Nebst diesem gebe man innerlich und örtlich die Belladonna oder den Hyosciamus, um das Collabiren der Iris, dadurch Erweiterung der Pupille und mechanisches Abreissen der gebildeten zarten lymphatischen Fäden zu erwirken. Die graue Mercurialsalbe mit Extr. Hyosc. verbunden wird in die Schläfe eingerieben, und eine verdünnte Sublimatlösung in das Auge getröpfelt.

Von dem Thränen träufeln
(Stillicidium lacrymarum 3).

Wenn Störung in der Thränenleitung durch den fehlerhaften Zustand der Thränenpünktchen und Thränenkanälchen vorhanden ist, so spricht

1) Walther's Abhandl. a. d. Gebiete der pract. Medicin. S. 64 und S. 492.

2) I. a, W. 2. B. S. 45.

3) Nach Schmidt δακρυοστάγων.

sie sich durch ein Thränenträufeln aus. Dieses am meisten ausgesprochene Symptom des zu Grunde liegenden Uebels dient zur Bezeichung der verschiedenen dasselbe setzenden Zustände. Nebst dem Thränenträufeln beobachtet man im Gefolge der unterbrochenen Leitung der Thränen ein Gefühl der frockenheit der Nase auf der leidenden Seite.

Das Thränenträufeln zeigt sich in verschiedenen Entzündungszuständen, und zuweilen nach gänzlichem Verlaufe derselben zurückbleibend. Durch die Auflockerung der Schleimhaut, welche die knorplichte Mündung des Thränenpünktchens umlagert, wird dieses verengert). Gewöhnlich findet man in Folge des krankhaften Zustandes der Conjunctiva eine Verrückung der Thränenpunkte aus der zur Aufsaugung erforderlichen Stellung, selbst eine schiefe Richtung im Laufe der Thränenkanälchen, wenn durch die bestehende Entzündung die Augenliedränder in ihrer Form geändert wurden 2). Die Verengerung der Thränenpünktchen und Kanälchen ist oft sehr beträchtlich, und kann durch Excorlationen und Verbrennungen am innern Augenwinkel, durch das Wegätzen der Sarcome von der Bindehaut des Augenliedes, wenn diese den Thränenpünktchen nahe sich befinden, durch den Druck benachbarter Geschwülste hervorgebracht werden 3).

1) Magendie (Precis elementaire de Physiologie T. 1. p. 40) behauptet, dafs die Thränenpünktchen kein Contractionsvermögen besitzen, dafs die Verengerung derselben, welche durch das Berühren mit der Sonde, oder durch ein anderes Irritament bedingt wird, der Auflockerung und Anschwellung der Schleimhaut zugeschrieben werden müsse.

2) Durch Verkürzung, Vernarbung, Ectropium, kann die Ve Verzerrung des Thränenröhrchens entstehen. (Schmidt, i. a. W. S. 221).

3) Schmidt (i. a. W. S. 209) hat beobachtet, dafs Verengerungen der Thränenpünktchen vorzüglich in der letzten

Zuweilen ist völlige Atresie der Thränenpünktchen, oder Verschliessung an irgend einer Stelle der Thränenkanälchen vorhanden. Es kann ein angeborner Mangel der leitenden Parthie des Thränenorgans bestehen, oder die Obliteration wird durch eine Entzündung gesetzt 1), und ist mehr oder weniger durch Verwundung und Geschwüre ausgebreitet. Der krankhafte Zustand betrifft nur eines der Thränenpünktchen, oder beide sind afficirt. Im letztern Falle wird das Thränenträufeln beträchtlicher als im erstern seyn. Das Thränenträufeln ist zuweilen nur durch einen Fehler der Thätigkeit, nämlich durch die verminderte Resorptionskraft des Thränenpünktchens gesetzt, wo sodann die Thränenpunkte offen sind, und auf das Berühren mit der Anel'schen Sonde nicht sich zusammenziehen, was im gesunden Zustande derselben Statt finden soll 2). Noch wird in Folge einer Verletzung der Thränenpünktchen und Kanälchen, wodurch eine klaffende Spalte entsteht, das Thränenträufeln hervorgebracht 3).

Von dem Thränenträufeln, bei welchem die Thränen im Thränensee sich anhäufen, und dann von Zeit zu Zeit über die Wangen tröpfeln, unterscheidet sich der Thränenflufs *), welcher sei

Periode der Pockenkrankheit durch phagadänische Ge

schwüre entstehen.

1) Verbrennungen geben häufig Veranlassung hierzu (Schmidt i, a W. S. 211).

2) Beer, i. a. W. 2. B. S. 41.

3) Schmidt (über die Krankheiten des Thränenorgans S. 207) giebt an, zwei Mal diesen Fall beobachtet za haben. In einem Falle wurde der Punkt durch Einspritzungen, im andern durch Einlegen der Sonde geschlitzt. Schmidt stimmt Richtern (S. 495 und 496) vollkommen bei, hält den Gebrauch der Anel'schen Spritzen und Sonden für schädlich, so wie die Mejan'sche Methode. Pellier sah davon einmal den Thränenpunkt durchschnitten, und ein anderes Mal sehr erweitert. 4) Epiphora, nach Schmidt danpvopvois.

nen Sitz in der secernirenden Parthie des Thränenorganes hat, indem durch krankhafte Steigerung der Thätigkeit der Thränendrüse periodisch oder anhaltend vermehrte Absonderung der Thränen besteht. Das Auge ist in diesem Falle von der Thränenfeuchtigkeit überschwemmt, die Thränen stürzen nicht allein aus dem innern Augenwinkel, sondern aus der ganzen Augenliedspalte hervor. Die Thränenpünktchen sind gehörig beschaffen. Meistens vermindert sich das Uebel in trockener, warmer Luft; bei feuchter, kalter, auf das Auge eiuwirkender Atmosphäre aber vermehrt es sich. Wir beobachten dasselbe während und nach entzündlicher Affection, vorzüglich bei scrophulösen Individuen, und gesetzt durch miasmatische Ursachen. Bei scrophulösen Individuen zeigt sich zuweilen Blutweinen (Dacryohaemarhysis); bei feuchter Witterung schwimmen ihre Augen immer in Thränen, die Thränen färben sich zuweilen röthlich, wie Fleischwasser. Schmidt *) beobachtete einmal, dass beim Weinen hellrothes Blut mit den Thränen ausflofs..

Die Behandlung des Thränenträufelns (Dacryostagon) richtet sich vorzüglich nach der zu Grunde liegenden Ursache. Ist die verminderte Resorptionsthätigkeit der Thränenpünktchen die Ursache des Uebels, ist ein krankhafter Vegetationsprocefs der Conjunctiva vorhanden, dann dienen die den abnormen Zustand der Schleimhaut entfernten, und die Resorptionsthätigkeit der Thränenpünktchen belebenden Mittel. Man tröpfelt bei der Rückenlage des Individuums täglich einige Mal eine Auflösung des Sublimates, des

*) Die Fälle, welche Dodona, Zacutus, Lusitanus und Forest aufführen, sind offenbare Blutungen aus den Gefässen der Augenlieder und des Augapfels, und kein Blutweinen. Der von Van Gesscher beobachtete Fall scheint ein Blutflufs aus der Thränendrüse gewesen zu seyn. (Schmidt, i. a. W. S. 124).

Boraxes, des Lapis divinus etc. in das Auge ein. Auch ohne Gebrauch dieser Mittel hebt sich gewöhnlich die Unthätigkeit der Thränenpünktchen, welche das Product einer Entzündung ist, und das hieraus entspringende Thränenträufeln. Bei fehlerhaftem Zustand der Schleimhaut leisten zuweilen die Salben, besonders die rothe Präcipitatsalbe in Verbindung mit Bolus und Tutia, bessere Dienste, als die flüssigen Mittel. Wenn Verengerungen zu Grunde liegen, so sollen diese durch das Einführen eines Seidenfadens, und das Durchführen desselben durch die Thränenwege gehoben werden. Es ist aber sehr schwierig, den durch die Verengerung gesetzten Widerstand zu überwinden, ohne die Organisation der Thränenpünktchen und Kanälchen zu zerstören, und dadurch die Operation fruchtlos zu machen. Schmidt 1) glaubt, dafs die Kunst auf directem Wege, hier nichts auszurichten vermöge; denn würde auch die Mündung des Thränenpünktchens erweitert, so wäre doch die anomale Thätigkeit desselben nicht gehoben. Das gewaltsame Oeffnen der Thränenpünktchen mit spitzigen Sonden, das Oeffnen und Callösmachen der innern Wand des Thränensackes, diese Verfahren sind ohne Erfolg. Durch ersteres wird die Organisation der Thränenpünktchen vernichtet, in beiden Fällen besteht dann keine resorbirende Mündung. Niemals aber kann eine callöse Oeffnung eine resorbirende Mündung ersetzen, erstere ist pássiv, letztere activ 1).

1) I. a. W. S. 210.

2) Nach Petit (Traité d. malad. chirurg. T. 1. p. 353) sollen die Thränengänge durch die Punkte mittelst einer Soude erst wegsam gemacht, dann soll der Thränensack eingeschnitten, ein Gold- oder Bleifaden durch die Gänge in den Sack übergeschoben werden, um ihn dort liegen zu lassen. Monro (sämintl. Werke S. 208) räth, den Thränensack zu öffnen, von ihm aus mit einer krummen geöhrten Nadel die Thränenpunkte zu durchboren, und

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