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wird durch die Beschaffenheit des Falles, der die künstliche Pupillenbildung fordert, bestimmt. Abgesehen hiervon möchte die Iridotomie, da hierdie Iris nur eingeschnitten wird, mithin keine bedeutende Reaction folgt, und eine dem Centrum sich nähernde Pupille entsteht, den Vorzug verdienen. Diese vernachlässigte Operationsmethode wurde von Maunoir und Adams wieder ins Leben gerufen.

Das Verfahren von Maunoir 2), welchem Scarpa den Vorzug giebt, ist folgendes: Nachdem der Patient horizontal mit unterstütztem Haupte gelagert, das obere Augenlied fixirt ist, so wird unten oder seitwärts ein kleiner Hornhautschnitt gebildet. Durch diesen führt der Wundarzt eine

1) Woolhouse (Experiences des differentes operations manuelles etc. Paris, 1711. Mauchart, de pupillae Syhicesi D) war der erste, welcher eine dunkle Idee von dieser Operation aufstellte, Cheselden (Philosophical Transactions, 35 V. pag. 451) beschrieb die Operation im Jahre 1735 Er gieng mit einer, auf einem Rande schneidenden Nadel durch die Sclerotica in die hintere Augenkammer ein, stiefs diese vorwärts und bildete einen horizontalen Schnitt in der Mitte der Iris, wenn aber Staar vorhanden war, oberhalb oder unterhalb des Centrums der Iris. Scharp (Traité des operations de Chirurgie. Paris, 1741. pag. 314) bedient sich statt der Nadel eines kleinen Scalpells. Janin (Memoires et Observations sur l'Oeil Lyon, 1772. pag. 177) hat mehrere Mal ohne Erfolg nach Cheselden operirt, und schlug vor, gegen den innern Augenwinkel hin die Iris in verticaler Richtung nach vorläufigem Hornhautschnitt mittelst einer feinen Schere zu durchschneiden. Dieses Verfahren, welches auf das Durchschneiden der Radialfiebern, wodurch nach gestörtem Antagonismus die Cirkelfasern sich zusammenziehen, berechnet war, hatte ein sehr günstiges Resultat. Beer (Auf der staph, Metamorph. Wien, 1806. S. 104) führte ein schmales Messerchen, um die Iris zu durchschneiden, durch die Hornhaut, ein, und verrichtete 13 Male mit Erfolg diese Operation. 2) Memoires, sur l'organisation de l'iris et l'operation de la pupille artif. Paris, 1812.

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sehr feine, wenig gebogene Knieschere ein, öffnet diese, dringt mit dem spitzigen Blatte in die Iris ein, und läfst dasselbe auf der hintern Fläche der Iris fortlaufen, bis das am äussern Blatte befindliche Knöpfchen an die Verbindungsstelle zwischen Cornea und Sclerotica gekommen ist. Nach dem Querdurchmesser der Iris wird nun durch Vereinigung der Scherenblätter ein Schnitt, der durch das Centrum der Iris läuft, und diese nach dem Querdurchmesser theilt, gebildet. Ein zweiter Schnitt, in der Richtung von dem ersten abweichend wird nun so gemacht, dafs durch das Zusammentreffen dieser zwei Schnitte in dem Centrum der Iris ein dreieckiges Läppchen entsteht, das die Form eines V hat, dessen Spitze der Mitte, dessen Basis dem Rande der Iris entspricht. Wenn man nach einigen Tagen das operirte Auge öffnet, so findet man in Centrum der Iris eine Pupille, welche durch das Zurückziehen des Läppchens eine rautenförmige Gestalt hat. Hat sich die Spitze des Läppchens nicht ganz zurückgezogen, so bildet die Pupille das Segment eines Cirkels, dessen Endpunkte der grossen Zone der Iris sich nähern. Die kleine Hornhautwunde schliefst sich immer ausserordentlich schnell. Die Iris wird mit Leichtigkeit zerschnitten, man hat das Zerreissen oder das Lostrennen derselben vom Ciliarligament nicht zu befürchten. Die Blutung ist viel geringer als bei der Iridodialysis *).

Wenn Verdunklungen der Hornhaut mit Pupillensperre verbunden sind, so besteht die Regel den Hornhautschnitt im verdunkelten Theile zu machen, die Pupille aber dem durchsichtigen gegenüber anzulegen. Der Schnitt an einer verdunkelten und verdickten Stelle der Hornhaut

*) Das Verfahren von-Faure (Observation sur une pupille artificielle. Paris, 1814) hat einige Aebnlichkeit mit dem angegebenen.

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heilt eben so leicht, als wie an einem gesunden Theile derselben. Das künstliche Sehloch soll dem Ciliarkörper nicht gegenüber stehen, indem dieser den Durchgang der Lichtstrahlen hindern würde. Ist die Pupille durch einen Vorfall der Iris verengert, so wird ein kleiner Hornhautschnitt gemacht, durch diesen das Maunoir'sche Scherchen, welches für diesen Fall auf jeder Blatte ein Knöpfchen haben mufs, eingeführt und damit die Lösung der Verwachsung versucht. Gelingt diese, und zeigt sich die Pupille in ihrer gehörigen Grösse, so ist kein weiteres Verfahren nöthig, wo nicht, so wird das eine Blatt in die Pupille eingeschoben, auf der hinteru Fläche der Iris fortgeführt und diese doppelt eingeschnitten, wie oben angegeben ist.

Wenn Verdunklungen der Kapsel und Linse zugegen sind, Verwachsungen der Kapsel und Uvea, und Anfüllung der hintern Augenkammer durch coagulirte Lymphe bestehen, so findet das Maunoir'sche Verfahren mit einiger Abweichung Anwendung. Nachdem der Hornhautschnitt gemacht ist, wird die Iris durch die Spitze des Scherblattes durchbohrt, diese wird aber tiefer in das Auge eingeführt, darnach bis an die Stelle wo Cornea und Sclerotica sich verbinden, fortgeführt, und der erste Schnitt gesetzt; beim zweiten Schnitte beobachtet man die Richtung, dafs die zusam menstossenden Schnitte ein V bilden. In die gebildete Pupille drängen sich Stücke der zerschnittenen Kapsel und Linse, welche, wenn sie fest sind, ausgezogen, wenn sie weifs und käsicht sind, der Resorption überlassen werden. Hängt eine Kapselflocke an der Spitze des Läppchens, so zieht sich diese zurück, und verschwindet allmählig. Bleiben Reste des Staares in der künstlichen Pupille liegen, so können sie in der Folge durch die Scleroticonyxis entfernt werden *).

*) Scarpa, i, a. W. 2. B. S. 179. Baratta, i. a. W.

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Adams schlägt ein anderes Verfahren zur Verübung der Iridotomie vor; durch horizontales Einschneiden der Iris soll die Pupille gebildet werden ). Die Operation wird mittelst eines convexen Scalpells, welches zwei Drittheile eines Zolles in der Länge hat, und eine Linie breit ist, einen geraden Rücken und cine convexe scharfe Schneide hat, dessen Rücken von der Spitze an ungefähr drei Linien schneidend ist, verrichtet 2). Das Auge wird durch ein Speculum, welches unter das obere Augenlied gebracht wird, fixirt 3). Das Messer wird in die hintere Augenkammer, ungefähr eine Linie von der Iris entfernt, mit der Schneide, statt abwärts, rückwärts gekehrt, eingeführt. Die Spitze desselben wird am Schläfe

2. B S. 284. Bibliotheque Brittanique Nro. 381 und 382. Nov. 1811,

1) Practical observations on Entropium with the Description of a new Operation for the Cure of that Disease; on the Modes of forniny an artificial Pupil etc. London, 1812, und A practical Inquiry into the causes of the failure etc. London, 1817 p. 268.,

2) Im Jahre 1808 (i. a. W. S. 26) versuchte Adams die Depression einer verdunkelten, adhärirenden Kapsel; da diese nicht gelang, so spaltete er sie und verschaffte auf diese Weise den Lichtstrahlen den freien Eintritt in das Auge. Er versuchte nun mittelst einer scharfschneidenden Nadel auch die Iris zu spalten, wozu sich bald Gelegenheit fand, was ihm auch vollkommen gelang, Durch mehrere ungünstig verlaufene Fälle wurde er belehrt, dafs das Mifslingen vorzüglich dem Mangel eines passenden Instrumentes zugeschrieben werden müsse, was ihn auf die Erfindung des Irisscalpells leitete (i.a. W.S.30). 3) I. a. W. S. 37. Es ist auffallend, wie sehr das Verfahren von Sharp (i. a. W. S. 314) mit dem von Adams beschriebenen übereinkömmt. Sharp empfiehlt das Speculum oculi, er macht die Operation, durch die Sclerotica eingehend, mit einem kleinen Messerchen, dessen Rücken nach aussen gekehrt, dessen Spitze vom Schläfewinkel aus in die vordere Augenkammer vorgeschoben wird etc.

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winkel durch die Iris in die vordere Augenkammer geschoben, etwas mehr, als eine Linie vom Ciliarbaude entfernt, um die Iris nicht vom Schläfewinkel abzutrennen. Es wird dann durch die vordere Augenkammer bis zum Rande der fris am innern Augenwinkel geführt. Beim Zurückziehen des Messers wird die convexe Schneide sanft gegen die Iris gedrückt, um die Iris einzuschneiden, so dafs eine weite Oeffnung in dem Mittelpunkte derselben entsteht *). Wenn auf den ersten Schnitt die Iris nicht hinlänglich zerschnit ten ist, denn der Schnitt mufs immer zwei Drittheil des Horizontaldurchmessers der Iris in seiner Länge fassen, so mufs das Einschneiden wiederholt werden.

Bei einfachen Verschliessungen der Pupille genügt dieses Verfahren; bei Papillensperre, complicirt mit Cataracte, mufs überdiefs der compli cirte Zustand berücksichtiget werden. Die Hauptmomente der Operation werden vollführt, wie angegeben wurde; allein die Cataracte wird zerstückelt. Die zerstückelten Theile werden in die Pupille eingeschoben, um das Verwachsen der Wundränder zu verhüten. Nach Beendigung der Resorption ist keine Neigung zur Wiederverwachsung vorhanden. Besteht Verdunklung der Hornhaut, so wird auf die angegebene Weise gehandelt, die Linse zerstückt und als ein Keil in die gebildete Pupille geschoben, sie mag cataractös oder noch vollkommen durchsichtig seyn. Wenn Verwachsungen der Iris mit der Hornhaut die Ausdehnung der Pupille verhindern, und ihr eine solche irreguläre Form geben, dafs bei einer

*) Wird die Schneide im Momente des Einstiches abwärts gehalten, so mufs sie beim Fortführen gedreht werden, was dann einen Ausflufs der Glas- und wässerichten Feuchtigkeit bewirken könnte, welcher die sichere Vollendung der Operation hindern würde. (A practical Inquiry etc. p. 268).

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