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Die Augenbraunen und Cilien dienen dem Auge zum Schutze gegen das grelle Licht, indem sie dasselbe beschatten; die Augenbraunen leiten den von der Stirne abfliessenden Schweifs und andere Feuchtigkeiten vom Auge ab. Wahrscheinlich kommt denselben ein, uns noch verborgener Nutzen zu. Je irritabler das Auge ist, desto buschiger sind die Haare der Augenlieder und der Augenbraunen; je irritabler, je mehr aus der Augengrube hervorragend das Auge ist, desto empfindlicher ist der Verlust der Cilien; chronische Entzündungen sind die Folge desselben. Die Entstellung macht das Uebel noch unerträglicher.

Zeigt die bestehende Narbe den vorausge gangenen Substanzverlust und die Zerstörung der Haarzwiebeln an, so ist das Uebel unheilbar sind aber die Haarzwiebeln vorhanden, so ist die Hoffnung zum Nachwachsen derselben gegründet. Verhätet wird das Uebel durch zweckmässige Bekämpfung der bestehenden Ulceration und der dieser zu Grunde liegenden Ursache. Bei der Behandlung sucht man die der fehlerhaften Stimmung der Theile zu Grunde liegenden Momente zu entfernen, wobei man das bestehende Allgemeinleiden berücksichtiget, und die productive Thätigkeit aufzuregen sucht. Der ersten Absicht entsprechen die Mercurialien in Salbenform; um die zweite Indication zu erfüllen, wird das Knochenmark, ein für diesen Fall gerühmtes Mittel angewandt *).

liche, cachektische Individuen leiden vorzugsweise an diesem seltenen Uebel, welches dem Gebrauch einer Mercurialsalbe, am besten des rothen Präcipitats, sicher weicht, wobei jedoch gehörige Berücksichtigung der bestehenden Säftekrankheit zu nehmen ist. (Sauvages, Nosologia method. T. 2. p. 603. Plenk, im a. W. S. 14). *) Die Anwendung dieser Mittel geschieht so, dafs man täglich einige Male mittelst eines Miniaturpinsels die genannten Mittel den Augenliedrändern aufstreicht. Beer

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Von dem Entropium, von der Trichiasis
und Distichiasis.

Die Einwärtswendung des Augenliedrandes und der Cilien, wobei sowohl die Cilien als die äussere Kante des Augenliedrandes im normalen Zustande, die fehlerhafte Richtung nach innen ausgenommen, sich befinden können, wird Entropium genannt. Entweder haftet das Uebel nur an einem, oder an beiden Augenliedern, entweder zieht es über die ganze Länge des Augenliedrandes, oder beschränkt sich auf einzelne Stellen desselben. Die äussere Kante des Augenliedes liegt an dem Augapfel an, und die Cilien sind mit ihren Spitzen gegen denselben hingerichtet.

Eine der vorzüglichsten Ursachen dieses Uebels ist die Blepharoptosis, eine Erschlaffung der Haut, des Zellgewebes und der Muskeln des Augenliedes, und Auflockerung dieser Theile, zuweilen verbunden mit ödematöser Anschwellung des Augenliedes. Durch das Gewicht der herabhängenden Hautfalte wird der Rand des Augenliedes umgewendet, was um so mehr möglich ist, da der Tarsus seine Spannkraft verloren hat. Die den Bulbus berührenden Cilien reizen das Auge, und rufen die Thätigkeit des Orbicularis hervor, wodurch die Inversion des Augenliedrandes unterhalten und vermehrt wird. Wird die Haut in eine Falte gefafst, und das Augenlied in die Höhe und vom Bulbus abgezogen, so erkennt man die regelmässige Bildung des Augenliedrandes, sowohl der innern als der äussern Kante desselben, und die Cilien treten in ihre normale Richtung. Sobald

(im a. W. 2. B. S. 25) hält es für unnöthig, Mittel, welche das Wachsen der Cilien befördern sollen, anzuwenden, indem, wenn die Haarzwiebeln vorhanden sind, ohne Beihülfe der Kunst, dieselben wieder wachsen; im Falle aber die Haarzwiebeln verloren sind, an keinen Ersatz der Haare gedacht werden könne.

aber das Augenlied sich überlassen wird, so kehrt das Uebel in seinen frühern Zustand zurück. Blutgeschwülste, Abscesse, welche lange nicht geöffnet oder zertheilt wurden, die lange fortgesetzte Anwendung erweichender Mittel, Verwundungen des Augendeckels und der Augenbraunen, wenn sie nicht durch die erste Vereinigung geheilt werden, können die Entstehung dieses Zustandes, besonders wenn schon eine Prädisposition, welche sich durch eine Verlängerung der Haut am äussern Augenwinkel, und darch allgemeine Schlaffheit äussert, vorhanden ist, bedingen *).

Chronische Entzündung und Anschwellung des Augenliedrandes, Verbildungen und Verschrumpfungeu des Tarsus, Narben an der innern Kante des Augenliedrandes durch vorausgegangene Ulceration oder Verwundung, diese Ursachen bedingen eine andere Art des Entropiums. Die Haut, das Zellgewebe und die Muskeln sind hier contrahirt, der Augenliedrand ist verhärtet, geröthet und geschwollen, verbildet, indem die innere und äussere Kante nicht mehr erkannt zu werden vermag.

Wenn

man auch das Augenlied vom Augapfel abzieht, so bleibt dennoch die Verbildung des Augenliedrandes, und wenn nicht eine grosse Hautfalte gemacht wird, so bleiben die Cilien gegen den Augapfel gerichtet.

Die Trichiasis ist jener Augenfehler, welcher in einer gegen den Bulbus gekehrten Richtung der Cilien, welche fehlerhaft ausmünden, besteht.

*) Der Levator palpebrae superioris ist geschwächt, so dass er das obere Augenlied, dessen Gewicht jetzt grösser ist, nicht gehörig zu erheben vermag; der anhaltend gereizte Zustand des Orbicularis setzt dem Levator palp. sup. ein beträchtliches Hindernifs entgegen. Der spastische Zustand des Orbicularis wurde als Ursache des Entropiums angegeben. Baratta (Osservazioni pratiche sulle principali malattie degli occhi. 1. V. p. 100) zieht dieses in Zweifel, und ich glaube, dass man hier die Wirkung mit der Ursache verwechselt.

Die Trichiasis besteht zuweilen nach der ganzen Länge des Augenliedrandes, oder ist nur auf wenige Wimpern beschränkt). Alles, was die Cilien an einem oder an beiden Augenliedern, blos einzelne oder mehrere, von ihrer zweckmässigen Richtung fortwährend abzuziehen vermag, bedingt die Trichiasis. Der Augenliedraud und der Tarsus sind normal gestellt, wodurch sich Trichiasis vom Entropium unterscheidet. Die Cilien sind aber von ihrer zweckmässigen Richtung abweichend, sie haben eine fehlerhafte Ausmündung und sind gegen den Augapfel gerichtet.

Wenn durch eine Conjunctivitis, welche in das Parenchym des Augenliedes eingreift, Anschwellung, Vernarbung, Verhärtung, besonders der Meibom'schen Drüschen und deren Ausführungsgänge, der Haarzwiebeln etc. entsteht, so werden die Cilien zum Theile ausfallen, und die nachwachsenden werden von ihrer zweckmässigen Richtung abweichen, da sie durch einen der krankhaften Zustände gezwungen werden, fehlerhaft auszumünden, des Widerstandes wegen, den sie an ihrer normalen Ausmündungsstelle finden. Sind die Augenwimpern einmal von ihrer normalen Ausmündung abgewichen, so lassen sie sich nicht mehr zu zweckmässiger Richtung zurückführen.

Die Distichiasis (Distichosis) besteht durch eine doppelte Cilienreihe, deren eine an der äussern Kante des Augenliedrandes regelmässig ausmündet, deren andere an der innern Kante ausmündend, gegen den Bulbus gerichtet ist, und durch Pseudocilien gebildet wird. Dieser Augenfehler ist gesetzt durch eine Cilienreihe krankhaften Ursprungs, wobei die normale Cilienreihe,

~*) Demours (im a. W. 1. B. S. 105) bemerkt, die Trichiasis häufiger am untern als obern Augenlicde gefunden zu haben. Er verwechselt Trichiasis und Entropium wie Scarpa (im a. W. 1. B. S. 119).

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der Augenliedrand, der Tarsus in zweckmässiger Form und Lage verharren. Als Ursache des Uebels besteht eine wuchernde Vegetation der Conjunctiva und in Folge dieser, eine krankhafte Erzeugung der Haare, welche wir an andern Theilen des Auges ebenfalls zuweilen beobachten *). Die Pseudocilien sind durch ihre Feinheit, durch ihre weisse Farbe, von den gewöhnlichen Wimpern sehr unterschieden; daher werden sie oft übersehen, wenn man nicht durch den Charakter der dieselben begleitenden Entzündung auf das Bestehen derselben aufmerksam wird. Man findet sie am besten auf, wenn das Auge nur mässig geöffnet, das untere Augenlied herabgezogen wird, die Cilien zeigen sich dann durch die Thränenfeuchtigkeit an den Augapfel hingehalten. Werden sie aber durch zu starkes Abziehen der Ränder aus dem Bereiche der Thränen entfernt, so legen sie sich an der innern Fläche des Augenliedes an, und werden leicht übersehen. Wenn das Uebel längere Zeit hindurch besteht, so werden die Pseudocilien derber, und wirken dann schädlicher auf die Theile, mit welchen sie in Berührung treten.

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*) Scarpa (im a. W. 1. B. S. 120) zieht das Bestehen einer Distichiasis durch Pseudocilien in Zweifel, glaubt, dafs, wenn einige Cilien vorwärts, andere rückwärts und auf diese Weise in einer doppelten Reihe stehen, der Zustand sich bilde, den man für Distichiasis halte. 'Beer (im a. W. 2. B. S. 120), Jäger, Demours (im a. W. S. 140`, haben sehr oft die Distichiasis Beobachtet. Da solche Haarproductionen an andern Theilen Statt finden, so ist wohl nicht zu zweifeln, dafs auch hier ähnliche Bildungen bestehen können. Wardrop (im a. W. 1. B. S. 33) erzählt einen Fall, wo aus dem fleischigen Auswuchs der Hornhaut über zwölf Haare hervorsprolsten. Mehrere ähnliche Fälle sind bekannt. Eine Tri-stichiasis und Tetrastichiasis annehmen zu wollen, wäre unpassend, denn in diesen Fällen sind keine Pseudocilien vorhanden, sondern die Haarwurzeln stecken nicht in einer Reihe, was man oft beobachtet.

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