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Vorschlag, die Kapsel sammt der Linse auszuziehen. Beer 1) stellte ein Verfahren auf, durch welches er bei Staaren von mittlerer Consistenz, Kapsel sammt Linse auszuziehen für möglich hielt. Man führe nach gemachtem Hornhautschnitt eine lanzenförmige Nadel in die Pupille ein, stosse sie so in den Mittelpunkt des Staares, dafs eine Fläche nach oben, die andere nach unten sieht, einer ihrer Ränder gegen den Schläfe-, der andere gegen den Nasenwinkel gerichtet ist. Man bewegt nun die Lanze und vermöge derselben den aufgespiefsten Staar in kurzen senkrechten Schwingungen, wodurch die Lösung der obern und untern Kapselverbindungen mit den zunächst liegenden Gebilden erreicht werden soll. Alsdann dreht man die Nadel halb um die Achse, so dafs eine Fläche gegen die Nase, die andere gegen die Schläfe gerichtet ist, und wiederholt in dieser Richtung die Schwingungen. Nun wird die Nadel aus dem Auge gezogen, wornach der Staar folgen soll; folgt er nicht, so wird durch einen gelinden Druck der Austritt desselben bewirkt. Durch dieses Verfahren erreicht man niemals seinen Zweck; denn die Kapsel zerreifst eher als sie sich von ihren Verbindungen löfst 2). In mehreren Fällen, in welchen Beer, Kapsel und Linse ausgezogen zu haben. glaubte, entstand Kapselnachstaar. Ist die

1) Methode, den grauen Staar sammt der Kapsel etc. Wien, 1799.

2) Schmidt hat dagegen gegründete Zweifel erhoben (Loders Journ. 3. B. 5. St. S. 164). Arnemann schlägt zur Ausziehung der Kapsel und Linse ein Instrument vor, welches, in die Cataracte eingeschraubt, und vermöge dessen der Staar aus dem Auge gezogen werden soll. Da aber hinter der Linse kein Körper ist, der Widerstand leistet, mithin die Linse der Spitze der Schraube ausweicht, so leuchtet die Unmöglichkeit dieses Verfahrens leicht ein, um so mehr, da durch eine Schraube, wenn sie in die Substanz der Linse eindringen würde, letztere zerbröckelt würde.

Kapsel verdickt und von ihren Verbindungen zum Theil oder gänzlich gelöfst, so mufs, wenn man Keratotomie macht, dieselbe ausgezogen werden. Bei der C. concreta, cistica, arida siliquata, fluida, trabecularis fafst man die Kapsel, statt sie zu öffnen, mittelst eines Häkchens oder einer feinen Pincette, und zieht sie sammt der Linse heraus.

Der dritte Act der Operation, das Hervor treten des Staares, geschieht nach gehöriger Eröffnung der Kapsel und der Hornhaut, ohne Zuthun des Arztes. Tritt der Staar nicht aus dem Auge, so läfst man, um die Thätigkeit der Muskeln zu wecken, und dadurch auf die Form des Augapfels zu wirken, den Patienten den Blick nach aufwärts richten, Langt man hiemit nicht aus, so verübe man einen äusserst sanften, allmählig etwas verstärkten Druck mit dem Finger auf den untern Theil des Augapfels. Ist der Staar mit seiner grössern Hälfte aus der Pupille hervorgetreten, so kann der Austritt desselben durch den Gebrauch des Daviel'schen Löffels befördert werden. Sobald der Staar entfernt ist, lässt der Gehülfe das obere Augenlied fallen.

Zuweilen ist die Pupille so verengert, dafs die Linse nicht durchgehen kann. Man suche durch Beschattung des Auges die Erweiterung des Sehloches zu erhalten. Das Einschneiden der Iris, und das Aufsperren der Pupille mit der Pincette ist nicht zu empfehlen. Erweitert sich die Pupille nicht, so schliesse man das Auge; durch den Zutritt der wässerichten Feuchtigkeit zur Linse, da die Kapsel geöffnet ist, kann Auflösung derselben folgen; wo nicht, so wird durch Zerstücklung oder Depression die Cataracte in der Folge entfernt. Verwachsungen der Kapsel und Iris hipdern den Austritt des Staares; solche Adhäsionen müssen mittelst des scharfen Randes einer Staarnadel durchgeschnitten werden. Zeigt sich nach ausgetretener Linse, dafs die hintere Kapsel ver

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dunkelt und mit der Glashaut fest verwachsen ist, so soll durch den Staarnadelhaken nach Beer dieselbe zerstört werden. Da dieses nicht geschehen kann, ohne dafs die Hyaloidea zerrissen wird, so scheint es mir rathsamer, um einen Vorfall des Glaskörpers zu vermeiden, die Hornhautwunde zur Heilung zu führen, und alsdann die verdunkelte Kapsel durch die Scleroticonyxis oder Keratonyxis zu zerstören, und aus der Sehachse zu entfernen.

Man giebt den Rath, nachdem die Linse entfernt ist, das Zimmer möglichst zu erhellen, und zu untersuchen, ob nicht verdunkelte Theile der Linse oder der Kapsel vorhanden sind. Erstere treten, wenn das Augenlied sanft über dem Auge gerieben wird, aus der Pupille hervor, und sollen mittelst des Daviel'schen Löffels entfernt werden; letztere werden mit der Pincette gefafst und ausgezogen. Da das öftere Einführen dieser Werkzeuge die Theile reitzt, und Lüftung der Wunde erregt, so ist es wohl zweckmässiger, der Resorption die Entfernung der Linsenreste zu überlassen. Die Kapselflocken, wenn die vordere Kapsel gehörig zerschnitten wurde, verschwinden ebenfalls theils durch Resorption, theils durch Verschrumpfung, wobei sie hinter die Pupille sich zurückziehen, und kein Hindernifs des Sehvermögens abgeben *).,

Die Gründe, welche für die Keratotomie sprechen, sind, dafs das Staarichte vollkommen aus dem Auge entfernt, dafs nur die Hornhaut, keiner der edleren Theile des Auges verletzt werde, dafs der Operateur in allen Momenten des Handelns die Werkzeuge vor Augen habe. Dagegen spricht, dafs durch die unvermeidliche Lüftung

*) Das Verfahren von Forlenze (Traité de maladies des Yeux p. Scarpa. 2. V. p. 115 in den Zusätzen), welcher laues Wasser in das Auge einspritzt, um die Staarreste zu entfernen, ist gar nicht zu empfehlen.

der Hornhaut, Luft, welche Entzündung erwecken kann, in das Auge eindringt, dafs leicht die Iris und der Glaskörper vorfallen, und dadurch das Sehvermögen gänzlich aufgehoben werden kann, dafs die Iris beim Durchgange der Cataracte durch die Pupille gedrückt wird, eine Narbe, welche mehr oder weniger das Gesicht beschränkt, an der Stelle der Hornhautwunde sich bilden, die Kapsel sich verdunkeln, und dadurch ein Kapselstaar entstehen könnte 1).

Die Keratotomie ist die schwierigste der Staaroperationsmethoden. Ist sie mit ungünstigem Erfolge verübt, so kann gewöhnlich die Operation nicht wiederholt werden. Die Nachbehandlung fordert die gröfste Aufmerksamkeit des Arztes und Folgsamkeit des Patienten.

Je mehr örtliche oder allgemeine Complicationen bestehen, desto weniger ist diese Operation heilbringend. Bei einem reinen harten Linsenstaare ohne alle Complication, bei gehöriger Conformation des Auges und der Augenlieder kann diese Operation verübt werden. Fast immer wird sie einen unglücklichen Erfolg haben, wenn sie bei Abflachung der Hornhaut, Vorwärtsdrängen der Iris, Tiefliegen des Augapfels, krankhaftem Zustand der Augenmuskeln, bei erweiterter Pupille und kleiner Linse, wodurch leicht Vorfall des Glaskörpers entsteht, bei Myosis, Synchisis etc. vorgenommen wird.

Adams 2) hat für jenen Staar, bei welchem der Kern so hárt ist, dafs er nicht zertheilt wer

1) Dafs die meisten dieser Einwürfe mehr auf Rechnung des Operateurs als der Operationsmethode kommen, beweisen die günstigen Resultate von Beer und Jäger. Der vorzüglichste Einwurf, welcher der Extraction durch die Hornhaut gemacht werden kann, ist, dafs zuweilen Vorfall der Iris entsteht, ohne dafs weder Arzt noch Patient die geringste Ursache dazu gegeben hätten. 2) Im a. W. S. 127.

den kann, ein eigenes Verfahren zur Ausziehung · vorgeschlagen. Das Verfahren gründet sich auf die mehrfach beobachtete Thatsache, dafs eine in der vordern Augenkammer liegende Krystalllinse mit Leichtigkeit durch eine kleine Wunde der Hornhaut ausgezogen werden kann. Die Pupille wird durch Eintröpfeln der Auflösung des Belladonnaextractes erweitert. Die Auflösung soll schwach seyn, und das Eintröpfeln soll in der Nacht vor der Operation geschehen, damit die Pupille, sobald die Linse in die vordere Augenkammer geschoben ist, in den Mittelzustand zwischen Expansion und Contraction trete. Die ge. rade Nadel wird nun eine Linie vom Rande der Hornhaut entfernt, eine Fläche nach vorn die andere nach rückwärts gerichtet, in die Sclerotica eingestochen, und in die hintere Augenkammer geführt. Nun wird dieselbe unter und hinter den Staar gebracht, der untere Rand der Cataracte in die Pupille gedrückt, und die ganze verdunkelte Linse in die vordere Augenkammer geschoben, wornach die Kapsel noch durch mehrere Bewegungen der Nadelspitze zerschnitten wird. Die Nadel wird jetzt zurückgezogen, und zur Ausziehung geschritten. Der Patient soll zu diesem Zwecke in eine horizontale Lage mit mässig erhöhtem Haupte gebracht werden; der Operateur eröffnet die Hornhaut mit einem zweischneidigen, lancetartig gebildeten Staarmesser vom Schläferande her; er erweitert dann diesen Schnitt nach auf- und abwärts, bringt ein Häkchen in die Augenkammer, und zieht den Staar aus. Einzelne abgelöfste Stückchen der Linse läfst man mit voller Zuversicht auf die folgende Absorption in der vordern Augenkammer liegen. Alle jene ungünstigen Ereignisse, welche bei der gewöhnlichen Extractionsmethode vorkommen können, sollen bei diesem Verfahren nicht beobachtet werden. Künftige Erfahrungen müssen erst hierüber

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