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welche, wenn sie der Pupille gegenübersteht, das Sehvermögen beschränkt; die unvollkommen zerschnittene Kapsel, noch in organischen Verbindungen stehend, statt resorbirt zu werden, könnte sich verdunkeln, und einen Nachstaar bilden. Gegen die Reclination durch die Keratonyxis wirft Jäger1) ein, dafs dadurch die Cataracte nicht hinlänglich in den Glaskörper versenkt werden könnte, defshalb leicht wieder aufsteige, da man hier nur auf den obern Theil, nicht aber auf die ganze Fläche des Staares, wie bei der Reclination, durch die Sclerotica zu wirken vermöge. Alle diese Vorwürfe sind mehr in einer fehlerhaften Verübung der Operation, als in der Natur der Methode selbst gegründet 2).

Die Keratonyxis ist indicirt, und hat daher vor andern Methoden den Vorzug: 1. bei Kindern oder Blindgebornen, wo das Auge zu beweglich ist, als dafs eine andere Operationsmethode ausgeführt werden könnte 3); 2. beim milchichten, käsichten, gallertartigen Staare; 3. bei tiefer Lage des Auges, und wenig klaffenden Augenliedspalten; 4. bei einem harten Staare von geringem Umfange. Im letzteren Falle wird die

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1) Dissertatio de Keratonyxidis usu. Viennae, 1812. S.43. 2) Die günstigen Resultate, welche mir eigene Praxis lieferte, bestärken mich in dieser Ansicht. Die Scleroticonyxis hat sich mir jedoch gleich vortheilhaft bewiesen. 3) Einige haben geglaubt, dafs es zweckmässiger wäre, wegen der Neigung zur Entzündung und Atresie der Pupille, die Operation bis ins reifere Alter zu verschieben; allein das kindliche Auge reagirt nicht heftiger auf operative Eingriffe, als das Auge Erwachsener, und der Gewinn, den man dem Kinde durch die Herstellung des Sehvermögens für physische und moralische Vervollkommnung verschafft, ist so grofs, dafs dieser die nicht gegründete Furcht vor Entzündung leicht überwindet. Nach langem Harren ist die Retina in ihre Thätigkeit so gesunken, dais nur allmählig das Schvermögen, in manchen Fällen gar nicht hergestellt wird.

Dislocation, beim weichen Staar die Zerstücklung gemacht). Ist man über die Natur des Staares zweifelhaft, so macht man das zur Niederdrückung vorgeschriebene Manoeuvre; weicht der Staar nicht, oder steigt er wieder, sò wird das die Zerstücklung bewirkende Verfahren eingeschlagen 2).

Bei der Scleroticonyxis hat der Operateur die Absicht, durch die Sclerotica in die hintere Augenkammer eindringend, den Staar zu dislociren, und in den Glaskörper zu versenken, dadurch denselben aus der Sehachse zu entfernen, oder ihn zu zerschneiden, und die Stücke desselben in die vordere Augenkammer zu schieben, damit daselbst die Resorption geschehe. Zuweilen verbindet der Arzt beide Verfahren, indem er die grössern Stücke des Staares versenkt, die kleinern in die vordere Augenkammer zieht. Eine locale Vorbereitung des Auges zur Operation ist nicht durchaus nothwendig; ich habe immer gefunden, dafs die Dislocation und Zerstücklung eher gelingt, wenn die Pupille erweitert ist, da man den Staar und das zu führende Werkzeug in grösserem Umfange zu überblicken vermag, und alsdann keine Gefahr läuft, die Iris zu verletzen, dafs das Vorschaffen der Staarstücke viel leichter erzielt wird. Ich lasse daher immer durch Eintröpfeln der Belladonnaauflösung die Pupille künstlich erweitern.

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Zur Verübung der Operation bedient man

1) Diss. de amovenda Cataracta per Keratonyxidem auct. Betz. Jenac, 1816.

2) Bei_arthritischen Individuen operire ich immer durch die Keratonyxis. Die Hornhaut als seröses Organ ist bei diesen Subjecten nicht in krankhafter Stimmung, wohl aber die Sclerotica, was die arthritische Entzündung deutlich beweifst. Bei Gicht und Rheumatismus leiden vorzüglich die fibrösen Gebilde. Bei einem Staar von grossem Umfang und von harter Consistenz keratonyxire ich niemals.

sich immer einer geraden oder einer krummen Nadel 1). Will man die Linse dislociren, so kann dieses geschehen, indem die Linse umgelegt, und seitswärts so in den Glaskörper versenkt wird, dafs die vordere Fläche derselben nach oben, die hintere nach unten, der obere Rand der hintere und der untere der vordere wird, wobei die vordere Wand der Kapsel zerrissen, oder wenn sie aus ihren Verbindungen sich gelöfst, mit der Linse in den Glaskörper versenkt wird 2). Nach Langenbeck soll die Linse aus dem Umfang der Pupille entfernt werden, indem die Linse so gelegt wird, dafs ihr oberer Rand nach aussen und vorn, ihre vordere Fläche abwärts, ihre hintere nach oben, und ihr unterer Rand nach hinten gerichtet wird. Der Staar soll hier vom Humor vitreus entfernt, nicht in diesen eingedrückt werden, weil nach Langenbeck3) die Hyaloidea dieses nicht gestatte. Nur die Zonula Zinnii, welche sich an den Rand der Kapsel anlegt, werde zerrissen *).

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1) Scarpa (im a W. 2. B. S. 56) wirft der geraden Nadel vor, dafs man die Kapsel nicht ergiebig genug zu zerreissen, und die Linse nicht gehörig tief in den Glaskörper zu senken vermöge. Er zicht eine gekrümmte, troikartförmige, sehr feine Nadel allen andern, sowohl zum Recliniren als Zerscheiden, vor. Beer giebt der geraden Nadel den Vorzug. Langenbeck (Neue chirurg. Bib. 3. B. S. 439) bedient sich zur Zerschneidung der geraden, zur Dislocation der gekrümmten Nadel. Adams verübt die Zerschneidung mit der geraden Nadel. Himly, Dubois, Dupuytren recliniren mit der krummen Nadel. Die krumme Nadel kann niemals so scharf, wie die ge-rade gemacht werden.

2) Scarpa (im a. W. 2. B. S. 39) besteht besonders darauf, dafs die Linse in den Glaskörper versenkt werde. Dieses Verfahren ist die Reclination.

3) Neue chirurg. Bibl. 2. B. S. 190.

4) Diese Behauptung stimmt mit der Erfahrung nicht überein. Würde die Zonula Zinnii zerrissen, so wäre die Kapsel gelöfst, und würde ebenfalls in den Glaskörper

In frühern Zeiten drückte man den Staar gerade von oben unter die Pupille herab (Depression). Allein es steigt bei diesem Verfahren, wie Scarpa 1) hemerkt, die Linse gewöhnlich wieder auf, da zwischen dem Ciliarkörper und der Linse kein hinlänglicher Raum zu unverrückbarer Lage derselben vorhanden ist. Beer 2 führt an, dafs wegen Verletzung des Ciliarkörpers und der Markhaut, die beim Herabdrücken eines grossen Staares leicht entstehe, Erbrechen, amaurotische Blindheit und schmerzliche Entzündung häufig beobachtet wurde.

Um die Scleroticonyxis in der Absicht, die Linse zu dislociren, zu verrichten, nehmen Operateur, Gehülfe und Blinder die Stellung ein, wie sie oben angegeben wurde. Der Operateur fafst mit dem Zeige-, Mittelfinger und Daumen der operirenden Hand, mit der rechten, wenn es das linke Auge, mit der linken, wenn es das rechte Auge ist, die gerade Nadel wie eine Schreibfeder, stützt den kleinen Finger auf die Wange des Patienten, damit, wenn die Nadel durch die Sclerotica gedrungen ist, sie nicht mit ihrem Halse zu schnell und zu tief ihrem breiten Theile folge. Die Nadel mufs am äussern Augenwinkel 1, Linie vom Rande der Hornhaut entfernt, und eine Linie unter dem horizontalen Durchmesser des Augapfels eingestochen werden, und zwar so, dafs eine Fläche nach oben, die andere nach unten, die Spitze aber gegen den Mittelpunkt des Augapfels gerichtet ist. Durch ersteres erreicht man, dafs man weder die Retina, noch das Corpus ciliare ver

versenkt werden, was gewöhnlich der Fall nicht ist. Dafs aber die Linse wirklich in den Glaskörper versenkt werden kann, haben viele Untersuchungen bewiesen. 1) Im a. W. Vol. 2. pag. 39.

2) Im a. W. 2.B. S.352. Dessen ungeachtet schlägt Beer die Depression der Alten für kleine Staare vor, weil der Glaskörper hier weniger, als bei der Reclination leide.

letzt; dadurch, dafs beim Einstechen die scharfen Ränder nach vorn und rückwärts, nicht nach oben und unten gerichtet sind, erzweckt man, dafs keine der grössern Ciliargefässe oder Ciliarnerven, welche immer in horizontaler Richtung von hinten nach vorn laufen, verletzt werden, und die Operation weder durch Blutung noch durch Nervenzufälle gestört wird. Unter dem horizontalen Durchmesser des Auges wird eingestochen, weil mit der Nadel hebelförmig gewirkt wird; die Spitze wird gegen den Mittelpunkt des Augapfels gerichtet, um nicht gleich auf die Linse zu stossen.

Ist man mit dem breiten Theile der Nadel eingedrungen, so muss derselben eine andere Richtung gegeben werden; die Spitze der Nadel muss paralell mit der Traubenhaut gegen den innern Augenwinkel hin gestellt werden. Defshalb wird. das Heft den Schläfen genähert, die eine Fläche nach vorn, die andere nach rückwärts gerichtet. Die Nadelspitze wird zwischen den Ciliarfortsätzen und der vordern Linsenkapsel in der hintern Augenkammer behutsam fortbewegt, bis die äusserste Spitze derselben etwas hinter den innern Pupillarrand der Iris versteckt, die hintere Fläche derselben auf der vordern Fläche der Cataracte anliegend ist.

*

Der Act der Reclination wird nun auf die Art bewirkt, dafs man das Heft der Nadel in einer Diagonalrichtung nach vorn aufhebt, damit der Staar dem Drucke der Nadelfläche folgend nach unten und aussen in den Glaskörper umgelegt werde. Immer mufs der Operateur nach den Gesetzen des Hebels wirken; jeder Versuch, mit der ganzen Länge der Nadel zu drücken, ist ohne Erfolg für den Fortgang der Operation, und zieht böse Folgen, da dadurch Zerrung der Ciliarnerven hervorgebracht wird, nach sich. Die Kapsel wird während dem Acte der Reclination entweder mit der Linse niedergelegt, oder ergiebig zerris

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