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oder ohne Ablagerung anorganischer Stoffe, beruht, dann mufs, je weisser, glänzender und härter die Verdunklung oder der Flecken ist, von jener Klasse der Heilmittel, welche Beer) auflösende, erweichende nennt, Gebrauch gemacht, werden. Die gute Wirkung dieser Mittel sucht Beer durch ihre auflösende Kraft, vermöge welcher der ergossene Eiweifs- und Faserstoff nach und nach erweicht, zur Consistenz einer dichten Gallerte zurückgeführt, und somit zur Wiederaufnahme in die Säftemasse tauglich gemacht würde, zu erklären. Dafs diese Erklärungsweise nicht befriedigend ist, geht daraus, dafs man es mit einer organisirten, mit den anzuwendenden Heilmitteln nicht in unmittelbare Berührung tre tenden Masse zu thun hat, hervor. Besser, scheint mir, lässt sich die vorzügliche Wirkung dieser Reihe der Mittel dadurch erklären, dafs sie auflockernd und expandirend auf die Gebilde, auf welche sie gebracht werden, einwirken. Die Expansion setzt sich auf die organisirte, mit den Lamellen der Hornhaut durch Gefässe in Verbindung stehende Lymphe fort; diese Expansion bedingt nun relative Verkürzung der Gefässe, durch welche die abnorme Verbindung der Hornhautlamellen besteht, endlich Zerreissung derselben, und dadurch Abtrennung der organisch verbun denen Lymphe. Diese liegt jetzt als fremde Masse zwischen den Lamellen der Hornhaut, welche ihre freie, erwachende Thätigkeit beurkundend, die ihnen eigenthümliche durchsichtige Flüssigkeit absondern, durch welche die Auflösung der Lymphe geschieht, und zur Resorption tauglich gemacht wird. In diese Klasse gehören die fetten und ölichten, die mucilaginösen, und narkotischen Mit tel, nämlich: Axungia viperina, Oleum ovorum, Medulla ossium recens, Ol. nuc. jugland., Liqua

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L. a. W. 2. B. S. 95.

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men hepatis mustellae Anviatilis, Decoct. malv., Extract. cicut., Fel. tauri etc. Verliert der Fle cken durch Anwendung der genannten Mittel seine Härte, verändert er seine kreideweisse Farbe, indem er sich grau tingirt, so gebt man zur Anwendung der Heilstoffe aus der zweiten Klasse über *).

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ods Wenn die vorhandenen Verdunklungen und Flecken durch Veränderung der zwischen den Lamellen sich absondernden Flüssigkeit, mit Zunahme oder Verminderung der Quantität dersel ben, durch Erweichung der Lamellen und des dieselben bindenden Zellstoffes entstanden sind, wenn sie demnach Nebel- oder Wolkenflecken oder derartige Verdunklungen bilden, dann mufs auf eine andere, nach Beer die zweite Klasse der Arzneistoffe, gegriffen werden. Nicht nur diese graulichten, sondern selbst auch jene Verdunklungen und Befleckungen der Hornbaat, denen gestockter, getrockneter Eiter zu Grunde liegt, verlangen nach vielfältigen Erfahrungen die zu nennenden Mittel, widersetzen sich hartnäckig den obenaufgeführten Heilstoffen, und werden selbst durch letztere verschlimmert. Die zweite Klasse schliefst jene Stoffe in sich, die nach allgemeiner Erfahrung dem erkrankteu Vegetationsleben eine andere Richtung, tief in die Mischung des Gebildes eindringend, aufzudrücken vermögen, welehe die Aufsaugung erhöhen, die Absonderungen regeln, den Stoffwechsel befördern. Die hieher gehörigen Mittel sind: ranzige Oele, Kali carbonicum, Natrum carbonicum, Borax, Sal volatile C. C., Alumen, Zincum sulphuricum, Cadmium sulphuricum, Baryta muriatica, Natrum muriaticum, laud. liquid, Syd., Mercur. praecipit. ruber, Mereur. pt. Wardi odobst སྐྱེ་

*) Alle diese Mittel werden entweder mittelst eines feinen Pinsels in das leidende Auge eingestrichen, oder eingean tröpfelt.

alb, Mercur. oxydul. niger, Mercur. subl corros, Lapis causticus chirurg, Lapis infern., Pulv. sacchar., Vitr. subtiliss. pulv., Limatur stanni etc. Die Merkurialien zeigen sich am wirksamsten. Die Salbenform ist hier passend, weil die Mittel anhaltender einwirken, die Pulverform veranlafst heftigere Reactionen; die Wirkung der Mittel in flüssiger Form ist schneller vorübergehend, und weniger gebräuchlich. Man fängt immer bei diesen Mitteln mit geringer Dosis an, vermehrt allmählig dieselbe. Die Form der Mittel mufs, da das Auge sich leicht daran gewöhnt, und nicht mehr gehörig reagirt, gewechselt werden; ebenso mufs das schwächere Mittel der Anwendung eines stärkern im Verlaufe der Cur weichen.he dete

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Wenn Blutgefässe zu dem Flecken laufen, so mufs, um die Communication der Gefässe mit demselben gänzlich aufzuheben, ein Stückchen aus den Gefässen ausgeschnitten werden, da das einfache Durchschneiden wegen der Wiedervereinigung der Gefäfsenden ohne Nutzen ist. Das Ausschneiden der Narben und Flecken der Hornhaut, vielfältig vorgeschlagen, aber selten ausgeführt, kann keinen Nutzen gewähren, da man durch das Ausschneiden eine Aufhebung des Continuum, die nur durch Bildung einer neuen und grössern Narbe wieder ausgeglichen wird, bildet. In Fällen der Verdunklung, welche durch parcielle Ossification hervorgebracht worden, kann mit Erfolg die Ausschalung der ossificirten Stelle vorgenommen werden.

Von dem Staar (Cataracta)")." pola

Unter Cataracte versteht man die hinter der Pupille befindliche Verdunklung, welche ihren

) Die Griechen gaben dieser Krankheitsform die Benennung υπόχυσις oder υπόχυμα. Man hielt lange Zeit

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Sitz in der Linse oder in den dieselbe umschliessenden Theilen hat, und das Sehvermögen beschränkt oder aufhebt 1). Jene Trübungen, welche ihren Sitz ausserhalb des Linsensystemes haben, und unächte Staare benannt werden, gehören nicht hieher 2). Entweder ist die Linse oder die Kapsel der primäre Sitz der Trübung, im ersten Falle bildet sich der Linsenstaar (Cataracta lenticularis), im zweiten der Kapselstaar, (Cataracta capsularis ). Der Linsenstaar bleibt zuweilen rein, niemals aber der Kapselstaar, welcher früher oder später Verdunklung der Linse bedingt. Das Bestehen einer Verdunklung der Linse und ihrer Kapsel bedingt den Kapsellinsenstaar (Cataracta capsulolenticularis), von andern auch gemischter Staar genannt. Zuweilen soll das Trübwerden des Morgagnischen Liquor den Staar, welcher alsdann Morgagnischer Staar (Cataracta Morgagniana s. interstitialis) genannt wird, bedingen; dieses Uebel wird aber selten beob

hindurch Glaucom und Cataract für eine und dieselbe Krankheitsform. Rufus (Oribasii Synopsis. Lib. VIII. Cap. XLVII. P. Aegineta de medicina lib. III. cap. 22.) war vielleicht der erste, welcher das Glaucom und die Suffusion unterschied. Jenes nimmt er in der Krystalllinse selbst an; dieses hält er für geronnene Feuchtigkeit zwischen der Hornhaut und der Krystalllinse (Sprengels Geschichte der Chirurgie. 1 Thl. S. 51.)

vor

1) In früheren Zeiten und selbst zu Anfang des verflossenen Jahrhunderts entstanden viele Controversen über den Sitz des Staarés, ob dieser die Krystalllinse zum Sitz habe, oder durch ein in der wässerichten Feuchtigkeit der Krystalllinse befindliches Häutchen gebildet werde. Nach langem Kampfe siegte die Wahrheit, und die richtige Ansicht über den Sitz der Cataracte in der Krystallinse wurde vorzüglich durch Heister (de Cataracta, Glaucomate et Amaurosi Tractatio) verbreitet. 2) Brunner (Diss. de Cataracta. Götting, 1787. S. 1.), Beer (i. a. W. 2. B. S. 279.) nehmen einen ächten und einen unächten Staar an; den letztern nennen sie eine ausserhalb des Linsensystemes liegende Verdunklung.

achtet, da Trübungen des Morgagnischen Dunstes schnell die Verdunklungen der Linse bedingen.

Die Consistenz der Linse verhält sich sehr verschieden. Zuweilen ist dieselbe nicht von der normalen abweichend, zuweilen wird sie hart, (Cataracta dura, solida), hart wie Knorpel, seltener in eine kalkartige Masse umgestaltet und verknöchert ). Wenn die Linse in ihrem Mittelpunkte hart, im Umfange aber weich ist, so ist dieses ein halbweicher Staar (Cataracta semimollis, semifluida) 2); wenn aber die ganze Linse in eine weiche, breiartige Masse verwandelt ist, dann besteht der weiche Staar (Cataracta mollis, caseosa, scabrosa, gelatinosa). Zuweilen ist die Linse ganz flüssig, in eine tropfbare, mehr oder weniger schleimichte, zuweilen in eine milchähnliche Flüssigkeit aufgelöst; der auf diese Weise gebildete Staar wird flüssiger Staar (C. fluida, lactea genannt; schwimmt ein fester Kern in einer milchichten Flüssigkeit, so bildet dieses den flüssigen Staar mit dem Kern (C. fluida cum nucleo). Hat sich durch Verciterung der Linse der Staar gebildet, so besteht der Eiterstaar (C, purulenta), bald mit, bald ohne Kern, je nachdem die Linse ganz oder nur zum Theil colliquirt ist. Es bildet sich zuweilen auf der Oberfläche der Linse

Haller

1) Wardrop (i. a. W. 2. B. S. 82 u. S. 96).
(Elem. physiol. T. V. p. 409.) sah eine steinharte Linse.
Tanin (Memoires et observ. sur l'oeil p. 228) zog einen
verknöcherten Staar aus. Sandkörnchen in der Linse
fand Mauchart (De lumbricis in ductu pancreatico);
mehrere ähnliche Verbildungen beschreibt Zinn (Ham-
burger Magazin. XIX. S. 439.) und Haller (Opusc.
patholog. observ. 53). Adams (i. a. W. S. 4.) sah durch
Saunders bei einer Pupillenbildung eine Linse eutfernen,
welche gänzlich verknöchert war,

2) Delpech (i. a. W. 3. B. S. 269.) giebt an, dafs die
Ooerfläche der Linse zuweilen in weislichte Flocken
sich auflöse, welche durch eine kleine Quantität Flüssig-
keit im Umfange der Linse suspendirt erhalten werden.

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