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Das Krebsgeschwür giebt sich durch vorausgegangenen Scirrhus, durch die aufgeworfenen, leicht blutenden, harten, umgestülpten Ränder, den pilzartig wuchernden Grund, durch die tief greifenden Schmerzen, durch die weit ausgedehnten Gefässe, welche von den Rändern aus in den Grund des Geschwüres sich versenken, zu erkennen. Die Conjunctiva des Bulbus bekömmt ein livides Ansehen, und schwillt zuweilen blasenartig an.

Die Entfernung eines verdächtig verhärteten Theiles am Augenliede ist angezeigt, und man bedient sich hiezu des Messers oder der Aetzmittel. Die Ausrottung mit dem Messer scheint mir vorzüglicher, als die Zerstörung durch Aetzmittel zu seyn, wobei man sich zum Gesetze macht, alles krankhafte zu entfernen. Ist die Entartung oberflächlich, so dafs die Stelle auf eine Anwendung des Aetzmittels zerstört werden kann, dann kann die Anwendung desselben Statt finden. Das Glüheisen ist den übrigen Cauterien vorzuziehen. Auf die Exstirpation sowohl, wie auf die Zerstörung durch das Cauterium erfolgt eine Difformität, ein Ectropium oder ein Entropium, jo nachdem das Heilverfahren auf die innere oder die äussere Platte des Augenliedes eingewirkt hat; dieselbe wird jedoch nach der Anwendung der Cauterien auffallender seyn. Hat die krebshafte Entartung über das ganze Augenlied sich verbreitet, dann kann, jedoch unter zweifelhafter Prognose die Abtragung des Augenliedes vorgenommen werden, wenn nicht das Krebsübel an anderen Theilen, z. B. durch Anschwellung der Hals-, der Achseldrüsen etc, sich äussert. Verdächtige Stellen der Conjunctiva, des Zellgewebes zwischen

borgener Krebs, ausgebildeter offener Krebs. Bei Vorbandenseyn des letztern ist gewöhnlich ein allgemeines Leiden der Constitution zugegen.

dem Augapfel und der Orbita müssen ebenfalls exstirpirt werden 1).

Wird das obere Augenlied abgetragen, dann wird die Hornhaut durch die fortwährende Entblössung des Augapfels getrübt, und das Sehvermögen aufgehoben. Bei Abtragung des untern Augenliedes wird das Auge durch das in seiner Integrität verbleibende obere Augenlied hinlänglich bedeckt 2). Die Abtragung des Augenliedes geschieht, indem der Wundarzt einen halbelyptischen Schnitt an der äussern Fläche, am untern Theile des untern Augenlieds, am obern Theile des obern, dann einen ähnlichen an der innern Fläche bildet, um die Conjunctiva da durchzuschneiden, wo sie vom Augapfel zum Augenliede übergeht. Mittelst der Schere wird dann längst diesen Schnitten die völlige Ablösung des Augenliedes bewirkt, die Blutung gestillt, und der Verband mit trockener Charpie gemacht. Zeigen sich auf der Wunde luxurirende Stellen, so müssen sie durch Höllenstein zerstört werden.

Wenn der Augapfel der Sitz der carcinomatösen Entartung ist, so fängt diese entweder in der Conjunctiva und Cornea, in der Sclerotica und Chorioidea, oder in der Retina an, und verbreitet sich von hier aus über den ganzen Bulbus.

Die wuchernde Entartung der Conjunctiva und die dadurch gesetzte Exophthalmie 3) ist nicht

1) Delpech (im a W. B. 3. S 545) von der Ansicht ausgehend, dafs der Krebs auch selbst in seinem Entstehen. schon nicht örtliche, sondern allgemeine Krankheit sey, verwirft die Exstirpation des Augenliedes wegen der Entblössung des Auges, welches dann den irritirenden Potenzen ausgesetzt, krebshaft ausarte.

2) In einem Falle, in welchem ich das untere Augenlied wegen carcinomatöser Verbildung entfernte, wurde das Auge vollständig durch das obere Augenlied bedeckt, und behielt auch das Sehvermögen.

3) Exophthalmie wird immer durch Entartung des Augapfels oder eines Theiles desselben bedingt,

immer carcinomatöser Natur. Die Conjunctiva der Sclerotica artet in weiche, blafsrothe, unförmliche Wülste aus; die Bindehaut der Augenlieder participirt an dieser Entartung beim hohen Grade des Uebels. Die schwammichten Aftergebilde rücken zwischen der Augenliedspalte vorwärts, verdrängen die Augenlieder, wenn das Uebel auf einer hohen Stuffe steht, erlangen die Grösse einer Mannsfaust und darüber. Die Hornhaut ist nun verborgen durch die wuchernde, an allen Puncten sich zusammendrängende Adnata, wobei das Bindehautblättchen im zweckmässigen Zustande verharrt *), oder in dieselbe krankhafte Entartung gezogen wird. Die wuchernde Masse, welche leicht blutet, bedeckt sich mit einer Kruste, und leicht könnte dieser Zustand mit der völligen Entartung des Augapfels verwechselt werden, wenn man nicht sehr sorgfältig bei Besichtigung des Uebels zu Werke gehen würde. Dieser Zustand wird Sarcosis bulbi, Exophthalmia fungosa genannt, geht nicht in Krebs über, ist das Product blen norhoischer Entzündungen, und findet sich bei Individuen mit schlaffer Faser und phlegmatischem Habitus. Die Prognose in Hinsicht der Herstellung des Schevermögens ist, weil man den Zustand der Hornhaut vor der Operation nicht zu beurtheilen vermag, ganz unsicher. Gewöhnlich aber werden Geschwülste dieser Art mit dem besten Erfolg und gänzlicher Herstellung des Sehvermögens entfernt. Beim Entstehen des Uebels dient der Höllenstein, gleichzeitig mit Ausschneidung der grösseren Wülste, zur Entfernung desselben; bei völliger Ausbildung der Geschwulst mufs die Abtragung der Bindehaut in ihrem ganzen Um

*) Beer (im a. W. 2. B. S. 224) behauptet, jedoch mit den Erfahrungen anderer guter Beobachter im Widerspruche stehend, dafs das Bindehautblättchen der Hornhaut niemals an der schwammichten Entartung Antheil nehme.

fange mit der gehörigen Vorsicht, die unterlie genden Membrane nicht zu verletzen, verübt wer den. Um das Wiederentstehen von Geschwülsten dieser Art zu verhüten, müssen Abführmittel, strenge Diät, Ableitungen durch Bewirkung eiternder Flä chen *), und ein der Krankheitsursache entsprechendes Verfahren angewandt werden.

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Nicht immer sind die Entartungen der Conjunctiva von gutartiger Natur, sondern zuweilen bilden sie den Anfang zur carcinomatösen Entartung des Auges. Sie sind dann sehr schmerz haft, entwickeln sich mit einer heftigen Geschwindigkeit, gleichzeitig mit der Conjunctiva wird die Cornea afficirt, und bald greift die Entartung auf die übrigen Theile des Augapfels ein. Zuweilen beginnt das Uebel mit dunkelrothen, warzenähn lichen Knötchen (papulae rebelles) auf der Conjunctiva oder Cornea, von wo aus dann die Entartung sich fortsetzt.

In den Fällen der Entstehung des Uebels von der Cornea und Conjunctiva aus, und der scheinbaren Begränzung desselben auf diese Theile hat man die partielle Exstirpation des Entarteten, die Abtragung der vordern Hemisphäre des Bulbus empfohlen. Läfst sich nicht bestimmt die Grenze der Entartung erkennen, so ist es sicherer, den ganzen Bulbus zu exstirpiren.

Geht die Entartung von der Chorioidea und Sclerotica aus, so geschieht dieses gewöhnlich unter der Form des Hydrophthalmos und der Cirsophthalmia. Die Entwicklung geschieht langsam, und kann daher um so mehr zur falschen Beurtheilung des Falles verleiten. Allein die beträchtliche Anschwellung der Hät te, die bald sich einstellenden lanzinirenden Schmer zen, lassen den Charakter des Uebels vermuthen, das durch seine Ausbildung bald im wahren Lichte

1) Besonders wird das Haarseil empfohlen. (Memoires de l'Academie de Chirurgie. T. V. pag. 181).

erscheint, und sich zu erkennen giebt. Eine früh zeitige Exstirpation ist das einzige Rettungsmittel.

Das Uebel, es mag nun in einem oder dem andern dieser Theile seinen ursprünglichen Sitz genommen haben, stellt bei seiner Verbreitung über den ganzen Bulbus diesen seiner normalen Form und Mischung beraubt, in eine höckerichte, harte Masse verwandelt, im Umfange vergrössert, aus der Augengrube sich vordrängend dar. Die Bewegungen desselben sind aufgehoben. Indem nun diese Masse immer verbildeter, variköser werdend, unaufhaltsam an Umfang zunimmt, entstehen heftige Schmerzen, welche in dem Kopfe wüthen, und Fieberbewegungen bewirken; es entstehen Entzündungen, welche schnell Ulceration der Theile, das Ausfliessen der vorhandenen Säfte bewirken. Aus der ulcerirten Stelle dringen fleischähnliche, wuchernde Massen hervor, von welchen die Augenlieder so verdrängt werden, dafs man keines der selben wahrnehmen kann. Aus den ulcerirten Stellen fliefst eine stinkende Jauche, die röthlicht, mit grünen und blutigen Streifen durchzogen ist, hervor. Es entstehen aus den varikös verbildeten Adern Blutungen, welche Ohnmachten herbeiführen. Offenbar steht das Zunehmen des Sarcoms mit der Ernährung des Körpers im umgekehrten Verhältnisse; je mehr das Sarcom zunimmt, desto merklicher wird die Abmagerung des Körpers, Nebst den Zufällen allgemeiner Entkräftung zeigen sich endlich Drüsengeschwülste, carcinomatose Entartung anderer Organe; es treten Zeichen einer eigenthümlichen Zerrüttung der ganzen Constitution auf, Kein Mittel war je vermögend, Stillstand des Uebels, noch weniger Heilung desselben zu bewirken, ausgenommen die zeitig vorgenommene Exstirpation.

Die Exstirpation ist für die angegebenen Fälle das Heilmittel, so lange die Kräfte des Indivi

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