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dung der Actzmittel nach Richter und Callisen 1), der Compression nach Woolhouse, der Unterbindung nach Aetins 2), die einfache Spaltung des Staphyloms, diese Verfahren, obgleich in einzelnen Fällen der günstige Erfolg derselben nicht geleugnet werden kann, sind durch sicherere Verfahren, nämlich durch die partielle oder totale Ausschneidung der Hornhaut verdrängt worden. Scarpa 3) hat auf die Vorzüglichkeit der von Celsus gerühmten Operationsweise aufmerksam gemacht, und die totale Exstirpation widerrathen, da dieser zuweilen beunruhigende Zufälle folgen. Er stellt als Erfahrungssatz auf, dafs, je mehr die zirkelförmige Abtragung des Staphyloms sich von der Spitze entfernt; und je näher sie der Sclerotica rückt, desto gefährlicher die der Operation folgenden Zufälle sind. Nach Scarpa wird die Operation auf folgende Weise verrichtet: der Operateur und der Patient setzen sich, wie bei der Staaroperation; der Gehülfe stellt sich hinter den Rücken des zu operirenden Individuums, um den Kopf desselben mit einer Hand zu befestigen, und mit der andern Hand entweder unbewaffnet oder mittelst eines Drathhakens das Augenlied in die Höhe zu ziehen. Der Operateur sticht einige Linien von der Spitze des Staphyloms das Staarmesser ein, auf der entgegengesetzten Seite aus, und schneidet ein halbzirkelförmiges Segment durch, indem er durch Fortschieben des Messers die grössere Breite eintreten lässt. Dieser Lappen wird nun mit der Pincett gefasst, das Messer so um

Delpech (im a. W. 3. B. S. 298) vorträgt, unberührt zu lassen,

1) Systema chirurgiae hodiernae. Hav. 1800. p. 168. 2) Cont, ex veteribus med. tetrabiblos.

3) Im a. W. 2. 'B. S. 228.

4) De med. lib. 7. C. VII. In summa parte ejus ad lenticula magnitudinem excindere.

gewandt, dafs die Schneide nach aufwärts gerich tet den obern Theil durchschneide, wodurch dann die Spitze des Staphyloms, in der Grösse 3 bis 4 Linien haltend, abgetragen wird. Das Auge wird geschlossen, nach vier Tagen, wenn es entzündet ist, mit Cataplasmen bedeckt; nach acht bis zwölf Tagen ist die Wunde geheilt, der Augapfel abgeflacht, und zum Einlegen eines künstlichen Auges geeignet. Man beobachtet niemals ein ferneres Wachsthum und neues Hervordrängen des gebliebenen Rudiments des Staphyloms.

Beer und Demours 1) ziehen die totale Abtragung des Staphyloms der partiellen vor. Nach Beer wird durch die Basis der Hornhaut ein Messer, geformt wie dessen Staarmesser, aber etwas grösser, durchgeschoben; wenn nun der untere Theil der Hornhaut in Form eines Halbzirkels losgetrennt ist, so wird dieser gefafst, und mittelst einer Schere der obere Halbzirkel ebenfalls schnell losgeschnitten. Um dem Verlust des Glaskörpers vorzubeugen, mufs das Auge schnell geschlossen, und darf erst nach Verlauf des vierten Tages geöffnet werden 2. Beer bemerkt, niemals Zufälle nach diesem Verfahren gesehen zu haben, ebenso Demours. Der Augapfel erscheint nach vollbrachter Heilung abgeflacht, und zum Einlegen eines künstlichen Auges geeignet.

Das partielle Hornhautstaphylom wird durch das partielle Hervordrängen der an dieser Stelle undurchsichtigen und an diesem Puncte mit der

1) Im a. W. 1. B. S. 321. Bei kleinen Staphylomen empfiehlt Demours die Punction des Staphyloms und nach dieser einen drückenden Verband anzulegen. Zur gänz lichen Abtragung des Staphyloms empfiehlt er ein Instrument, welches in seiner Construction mit dem Guerinschen Augenschnepper übereinkommt.

Das vorläufige Befestigen des Staphyloms mittelst eines durchgezogenen Fadens oder eines Häkchens ist verwerflich.

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Regenbogenhaut in Verbindung stehenden Hornhaut hervorgebracht. Es hat 2 bis 3 Linien im Durchmesser, die vordere Augenkammer ist durch die stattfindende Verwachsung der Iris und Hornhaut sehr beengt. Die Hornhaut ist am erhabensten Punct des Staphyloms, das eine weifsgraue Farbe hat, mehr oder weniger conisch vorgedrängt. Das partielle Staphylom ist Folge einer vorhergegangenen Entzündung.

Die Aetzmittel sind zur Entfernung dieses Uebels vorzüglich geeignet; das Sehvermögen läfst: sich durch diese wieder herstellen, wenn nicht der Pupillarrand der Iris in die Verwachsung gezogen, und eine Pupillensperre bedingt ist. Im letztern Falle würde die Bildung einer künstlichen Pupille angezeigt seyn. Die Spiefsglanzbutter hat vor den übrigen Aetzmitteln den Vorzug. Man bedupft mit der Spitze eines feinen in Spiefsglanzbutter getauchten Miniaturpinsels die Protuberanz, bis sich eine weisse Brandkruste bildet, über die man sogleich mit einem grössern in Milch getauchten Pinsel wegwischt, damit von dem Aetzmittel sich nirgends etwas verstecken, und böse Zufälle hervorbringen kann. Die Wiederholung der Anwendung des Mittels findet bis zur Entfernung des Uebels dann Statt, wenn die Brandkruste verschwunden ist.

Von dem Chalazion und von den Balggeschwülsten der Augenlieder.

Das Chalazion entwickelt sich aus dem Gerstenkorn, indem in letzterem die Eiterung gehindert oder unterdrückt wurde. Es häufen sich die ins Zellgewebe ergossenen Säfte an, die Wandungen der Zellen verbinden sich mit einander. Durch Gefäfsprolongation und neue Gefäfsbildung wird diese Masse in den organischen Zustand

übergeführt. Der Sitz des Uebels ist bald auf der äussern, bald auf der innern Fläche der Augenlieder. Das Chalazion bildet eine schmerzlose, bewegliche, mit der Hautfarbe gleiche, erbsengrosse, zuweilen auch kleinere Geschwulst 1). Liegt es auf der innern Fläche des Tarsus, so überzeugt man sich davon durch Ausstülpung des Augenliedes. Sind anorganische Stoffe in demsel ben angehäuft, so ist es sehr hart, und wird Lithiasis, lapis palpebralis, nach Plenk 2) Chalazion terreum genannt. Bildet das Chalazion eine ungleiche, höckerichte, harte, schmerzlose Geschwulst, so nennt man es scirrhös. es scirrhös. Zuweilen entzündet sich dieses, wird mifsfarbig, mit varikösen Gefässen durchzogen, schmerzhaft, und bildet endlich ein Krebsgeschwür.

Die Balggeschwülste, welche man in der Umgegend des Auges, oder auf den Augenliedern beobachtet, bilden mehr oder weniger bewegliche, vollkommen unschmerzhafte, elastische, begränzte Geschwülste. Nach der Beschaffenheit der in dem Balge enthaltenen Masse verhält sich auch die Consistenz dieser Geschwülste, welche zuweilen weich, fluctuirend, zuweilen fest gefunden wird. Im erstern Falle ist die Flüssigkeit breiicht oder sulzicht, gewöhnlich gelbbräunlicht gefärbt, und mit kleinen Haaren vermischt; die Geschwülste werden dann Hygroma, Atheroma oder Meliceris genannt; im letztern Falle ist der Inhalt weifs, gelblicht, dem Fette ähnlich, und die Geschwulst erhält die Benennung Steatoma. Die innere Fläche des Sackes ist mit einer serösen Haut umkleidet; der Sack ist ein neu erzeugtes Organ krankhaften Ursprungs, der Inhalt des Sackes ist das Product der Lebensthätigkeit desselben.

1) Demours (im a. W. S. 119) scheint das Milium palpebrarum mit dem Chalazion zu verwechseln.

2) Im a. W. S. 26,

Diese Geschwülste sind im Anfange klein, vergrössern sich aber allmählig, so dafs sie zuweilen die Grösse eines Tauben selbst eines Hühnereies erlangen. Sie verursachen Störun gen durch Druck des Augapfels 1) durch ihre Schwere, indem sie am untern Augenliede haftend ein Ectropium, am obern befindlich eine Plepharoptosis verursachen. Sie haben, mit Ausnahme der Steatome, keine Neigung zur carcinomatösen Entartung. Nach der Beweglichkeit der Geschwulst läfst sich auch auf den Sitz derselben schliessen. Liegt sie gerade unter der Haut, so ist sie sehr beweglich; weniger beweglich ist sie, wenn sie von den Fasern des Orbicularmuskels bedeckt ist, oder unter dem Levator palpebrae superioris liegt. Sehr wenig beweglich ist sie, wenn sie auf dem Knorpel des Augenliedes unmittelbar aufsitzt, in welchem Falle die hintere Wand des Sackes gewöhnlich mit dem Knorpel in fester Verbindung steht.

Das Chalazion zertheilt sich leichter, als der Tumor cisticus; letzterer steht auf einer höhern Stufe des individuellen Lebens, und erscheint mehr abgegränzt von dem übrigen Organismus, wo hingegen das Chalazion mehr mit den umliegenden Theilen zusammenhängt, und keine so individuelle Stellung errungen hat 2). Die Zertheilungsversuche dürfen beim Chalazion, mit Ausnahme, des scirrhösen, gemacht werden. Man macht gei

1) Scarpa, im a. W. S. 103.

2) Boyer (im a. W. 5. V. pag. 280) behauptet, dafs das Chalazion wegen seiner Härte keine Zertheilung zulasse, dafs die Tumores cistici (pag. 257) sich gerne zertheilen. Demours bemerkt, dafs Tumores cistici (im a. W. 1. V. pag. 122) sich häufig resolviren, besonders während anderer Krankheiten. Die Erfahrung anderer stimmt jedoch mit diesen Behauptungen nicht zusammen, und es ist wahrscheinlich, dafs Chalazien für Tumores cistici in diesen Fällen gehalten wurden,

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