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die Glasfeuchtigkeit ihren Umfang vermehrt, die Iris nach vorwärts getrieben, die vordere Augenkammer verkleinert. Die Iris verändert ihre Farbe, die Sclerotica wird blau und schmutzig, der Leidende kurzsichtig, verliert endlich das Sehvermögen, so dafs auch nicht die unbedeutendste Lichtempfindung übrig bleibt. Die Schmerzen nehmen in dem Grade zu, als durch die angehäuften Flüssigkeiten die Ausdehnung der Häute vermehrt wird. Es beginnen jetzt die Erscheinungen, welche den Buphthalmus bezeichnen. Indem der Augapfel im ganzen Umfange sich ausdehnt, die Hornhaut zwischen den Augenliedern sich vordrängt, so dafs diese den Augapfel nicht mehr zu bedecken vermögen; zeigt die Iris bei den Bewegungen des Augapfels eine flottirende Bewegung. Der Schmerz beschränkt sich nicht mehr auf den Augapfel, sondern nimmt die Augenhöhle, die Stiru-, Schläfe- und Hinterhauptsgegend ein.

Der Ausgang des Uebels verhält sich verschieden. Zuweilen, wenn die Ausdehnung einen hohen Grad erreicht hat, macht das Uebel Stillstand, die Schmerzen hören auf, die Hornhaut wird im ganzen Umfange getrübt, und das Auge ist vollkommen erblindet. Oder aber der ausgedehnte Augapfel geht in Zustand der Atrophie, indem er immer mehr seinen Umfang verkleinert, über; oder es entsteht purulente Consumption, indem die Hornhaut berstet und ulcerirt, die Flüssigkeiten sich entleeren, die Häute in einen kleinen, unförmlichen Klumpen verschmelzen. Zuweilen aber, wenn carcinomátöse Entartung oder Markschwamm*) mit dem Hydrophthalmus verbunden ist, so ist der Schmerz sehr heftig und unerträglich, che noch beträchtliche Ausdehnung des Augapfels besteht ; das Auge wird höckerig, es entleeren sich die

*) Scarpa (ima. W. 2.B. S. 257) beschreibt einen Fall, in welchem Fungus medullaris mit Hydrophthalmus bestand,

Flüssigkeiten; es sprossen wuchernd vegetirende Fleischmassen hervor; die benachbarten Drüsen vermehren ihren Umfang, es stellt sich Schlaflosigkeit und Fieber, und im Gefolge dieser Erscheinungen der Tod ein.

Die Anhäufung der Feuchtigkeit kann durch die vermehrte Absonderung erfolgen, welche, durch einen schleichend entzündlichen Zustand bedingt, entweder in Organen, welche die wässerichte, oder in jenen, welche die gläserne Feuchtigkeit absondern, hervorgerufen wurde. Man findet defshalb gewöhnlich qualitative Veränderung der secernirten Flüssigkeiten, nämlich die wässerichte Feuchtigkeit weniger hell, die gläserne Feuchtigkeit flüssiger, in der Farbe und Mischung verändert 1). In Folge dieser entzündlichen Zustände treten organische Veränderungen verschiedener Theile auf, indem die Zellen der verdünnten Glashaut zerstört werden, in andern Fällen der Glaskörper und die Krystall-Linse verschrumpfen, sich verknöchern, die Chorioidea varicöse, die Retina zerstört, oder auf eine oder die andere Weise krankhaft verändert gefunden wird. Zuweilen gehen aber diese organischen Veränderungen dem Hydrophthalmus zuvor, bewirken Hindernisse in der Resorption oder geben selbst Anlafs zu dem schleichend entzündlichen Zustand. Immer ist mehr oder weniger der varicöse Zustand der Gefässe des Augapfels auffallend 2). Gewöhnlich liegt dem Uebel eine allgemeine Cachexie, z. B. Scrophelkrankheit, Lues etc, zu Grund; bisweilen ist sie mit allgemeiner Wassersucht gleichzeitig bestehend. Quetschungen des Auges und der Augengegend können zur Entstehung des Hydrophthalmus mitwirken.

1) Scarpa, im a. W. 2. B. S. 254..

2) Wardrop (im a. W. 2. B. S. 126) behauptet, niemals. einen Hydrophthalmus ohne krankhafte Veränderung der Hornhaut oder der Sclerotica gesehen zu haben.

Da nicht selten ein entzündliches Leiden die Entstehung des Hydrophthalmus bedingt, so mufs bei dem ersten Auftreten des Uebels die specifike Ursache der Reizung erforscht, entfernt, und das entzündliche Uebel bekämpft werden. Nur in dem ersten jugendlichen Auftreten des Ucbels vermag eine gründliche Heilung ohne Verlust des Sehevermögens erzielt werden. Wenn die Krankheit einen höheren Grad erreicht hat, so entziehen die vorhandenen organischen Verbildungen jede Hoffnung zur Herstellung der Normalität des Organes.

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Den innerlichen Gebrauch des Mercurs mit Digitalis nebst andern antiphlogistischen Mitteln empfiehlt Beer); Scarpa 2) räth den Gebrauch schleimichter Waschungen, und, um die Spannung und die Schumerzen zu vermindern, die Anwendung erweichender Cataplasmen, wobei er bemerkt, dafs die adstringirenden, stärkenden Augenwasser immer schädlich wirken. Das Ansetzen der Blutigel, der innerliche Gebrauch des Mercurs, die Einreibungen desselben in die Nähe des Auges, die Anwendung trockener oder feuchter Wärme nach dem Reizvertrag des Individuums mittelst Kräutersäckchen oder Cataplasmen, das öftere Entleeren der wässerichten Feuchtigkeit, dieses sind vorzüglich die Mittel, welche beim Auftreten des Uebels sich eignen. Die Ableitungen, besonders durch das Haarseil im Nacken, durch die Seidelbastrinde, die Einreibungen scharfer Salben etc. eignen sich vorzüglich in jenen Fällen, in welchen die Hautthätigkeit gestört, eine krankhafte Reizung von der Oberfläche auf das Auge getrieben, z. B. das Uebel durch Unterdrückung der Flechten, eines arthritischen Leidens etc. gebildet wurde. Die der specifiken Ursache angemessencu Arzneien dürfen

1) Im a. WV. 2. B. S. 620.

2) Im a. W. 2. B. S. 260.

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-nicht vernachlässiget werden. Nur bei dem anfangenden Hydrophthalmus kann mit Erfolg die einfache Punction der Hornhaut, welche am untern Theile derselben mittelst eines Staarmessers gemacht und wiederholt, oder deren Wiederholung dadurch verhütet wird, dafs man die Wunde, täglich einige Mal sanft öffnet, vorgenommen wer den. Ist das Sehevermögen vollkommen aufgehoben, so mufs man die Spitze der Hornhaut ausscheiden, dadurch eine Wunde mit Substanzverlust setzen, in Folge welcher eine, die Quellen der Feuchtigkeiten versiegende, Entzündung sich bildet, und nach erfolgter mässiger Eiterung ein zum Einlegen eines künstlichen Auges sehr geeigneter Bulbus erhalten wird 1). Nach Beer 2) wird ein Hornhautschnitt, wie bei der Extraction des Staares, gemacht, die Kapsel geöffnet, die Linse aus dem Auge gedrückt, und die Entleerung des Glaskörpers bewirkt. Ein Theil des Hornhautlappens wird alsdann weggeschnitten, um die fernere Anhäufung der Flüssigkeiten zu verhüten. Das erstere Verfahren scheint das vorzüglichere zu seyn. Hat sich eine carcinomatöse Metamorphose eingestellt, so bleibt als einziges, sehr zweideutiges Mittel die Exstirpation des Auges übrig.

Die Hyperceratosis) besteht in einer Substanz

1) Scarpa (im a. W. S. 266) empfiehlt dieses Verfahren, das er auch für das Totalstaphylom der Hornhaut für das geeignetste hält. Mit Recht wird das Abtragen der Hornhaut an ihrer Circumferenz verworfen. Eben so wird die Punction der Sclerotica mifsrathen. Das Durchziehen. eines Haarseils durch die Hornhaut, das Einführen einer Mesche, eines Bleiblättchens oder cines andern fremden Körpers, um bei einfachen Punctionen der Hornhaut das, Verschliessen der Wunde zu verhüten, diese Verfahren wurden schädlich befunden und allgemein verlassen. 2) Beer, i. a. W. 2. B. S. 626.

3) Hinly (Bibliothek für Ophthalmologie 1.B. 2. St. S 401) schlägt diese (πepheрaτwσis) gut bezeichnende Beennung vor, an die Stelle der bis jetzt gebrauchli hen. Be

wucherung der Hornhaut mit vermehrter Anhäufung der wässerichten Feuchtigkeit. Die Hornhaut verlängert sich, ohne dafs Entzündung vorausgeht, oder Verdunklung sich einstellt, in einen trichterartigen Kegel, dessen Spitze das Centrum der Hornhaut bildet. Das allmählige Wachsthum desselben bewirkt eine beträchtliche Kurzsichtigkeit. Das Centrum der Hornhaut gewinnt an Dicke. Wenn man sich dem zu untersuchenden Auge gerade gegenüber stellt, so reflectirt der hervorragende Theil des Mittelpunctes der Hornhaut das Licht, anstatt es durchfallen zu lassen, so stark, dafs er wie ein glänzender Krystall erscheint; betrachtet man denselben von der Seite her, so bemerkt man, dafs die Hornhaut vom Umfaug gegen den Mittelpunct sich verdicke. Hat die Spitze des Conus ihre Durchsichtigkeit verloren, so entsteht Doppeltsehen. Bei einem hohen Grade des Uebels erreicht die Kurzsichtigkeit eine solche Höhe, dafs kleinere Gegenstände gar nicht, grössere nur in beträchtlicher Annäherung erkannt werden.

Wenn sich das Uebel auf dem einen Auge ausgebildet hat, so fängt es gewöhnlich auch auf dem andern sich zu entwickeln an. Die Weiber werden häufiger von demselben befallen als die Männer. In jedem Alter, selten bei Kindern unter zehn Jahren, wurde es beobachtet *). Es scheint häufiger in England und Frankreich vorzukommen, da die berühmtesten Augenärzte Deutschlands dasselbe niemals beobachtet zu haben versichern.

Die Krankheit beruht auf einer Wucherung der Hornhaut mit verminderter Resorption der zwi

nennungen: Staphyloma pellucidum conicum, conical for

med cornea.

*) Wardrop (im a. W. . B. S. 130) beobachtete diese Krankheit bei einem achtjährigen Knaben.

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