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mehrere Lappen zerrissen. Ist sie grösser, so behält nur ein Theil das granulirende Ansehen, während das Uebrige eine weifsgraulichte, aschfarbige, mit, Blutgefässen durchzogene Substanz bildet. In seltenen Fällen kann sie zur Grösse einer Faust gelangen. Wenn sie auf einer vorgerückten Stuffe sich befindet, so wird die angrenzende Conjunctiva der Augenlieder, gewöhnlich jene des untern, und des Augapfels mehr oder weniger wucherød gefunden, so dafs die Encanthis in Form zungenförmiger Wurzeln zur Cornea und zu den Augenliedern sich fortsetzt. Diese Fortsätze haben gewöhnlich nicht das granulirende, sondern vielmehr ein fettartiges Ansehen, Zuweilen erhebt sich die Encanthis mit einer schmalen Basis aufsitzend und gleichsam gestielt.

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Die scirrhöse Encanthis stellt sich durch eine harte, ungleiche, schmerzlose, blafsrothe Geschwulst dar. Ist die Geschwulst carcinomatöser Natur, so ist sie hart, bläulichtroth, äusserst schmerzhaft, und gewöhnlich aus dem scirrösen Zustande der Encanthis sich herausbildend; der Schmerz beschränkt sich nicht auf die Carunkel, sondern greift bis in die Schläfe, die Stirn und die Tiefe der Augengrube ein. Wenn ein offener Krebs vorhanden ist, so ist die geschwollene Carunkel init einem äusserst schmerzhaften, schwammichten, leicht blutenden Geschwüre, das harte, aufgeworfene Ränder hat, und eine stinkende Jauche absondert, bedeckt. Die Ulceration ergreift die innere Commissur der Augenlieder und bewirkt Ectropium.

Die Encanthis verhindert die Aufnahme der Thränen durch die Thränenpünctchen, verursacht dadurch Thränenträufeln. Durch den anhaltenden Druck und die dadurch gesetzte Entzündung der Thränenpüuctchen und Thränenkanälchen kann. Obliteration derselben entstehen, wodurch das Thränenträufeln unheilbar wird. Bei der Encanthis

carcinomatosa ist die Prognose höchst ungünstig, da sich das Uebel den Augenliederu, den unterliegenden Knochen schnell mittheilt.

Gewöhnlich ist die Encanthis fungosa der Ausgang der Encanthis inflammatoria. Oefters wiederkehrende, hartnäckige Entzündungen der Carunkel, besonders wenn sie durch innere Ursachen bedingt und unterhalten, wenn sie das Symptom eines Leidens der Constitution sind, geben Anlass zur Bildung der carcinomatösen Encanthis.

Das entstehende Uebel von gutartiger Natur wird durch adstringirende Wasser, durch das Bestreuen mit adstringirenden, gelind ätzenden Pulvern, z. B. mit Alaun, Zinkvitrioł etc., nach Beer durch das öftere Bestreichen mit Laudanum nicht selten béseitigt. Weichen die schwammichten Excrescenzen diesen Mitteln nicht, oder hat das Uebel schon einen höheren Grad erreicht, so wird die Abtragung des entarteten Theiles vorgenommen. Mit der Pincette oder dem Häkchen wird das Wuchernde gefasst, emporgehoben und mit einer Hohlschere ausgeschnitten. Die zu einer beträchtlicheren Grösse 'gereifte, eben so die scirrhöse Encanthis ist weniger leicht zu entfernen. Sind Prolongationen vorhanden, so müssen sie, nachdem die Augenlieder ausgestülbt wurden, sorgfältig gelöfst, und sammt der mit dem Häkchen gefafsten Carunkel ausgeschnitten werden. Nach der Operation wird die Blutung durch Aufschlagen mit kaltem Wasser gestillt, und das Auge bedeckt. Nach 7 bis 8 Tagen ist die Suppuration im Gange. Zeigt sich die Wunde schwammicht, so wird sie mit Alaun berührt, mit einer adstringirenden Auflösung gewaschen, in höherem Grade mit Höllenstein bedupft. Die Exstirpation der carcinomatösen Carunkel hat selten einen günstigen Ausgang); man mufs sich mit einem palliativen Ver

*) Beer, im a. W. B. 2. S. 189.

fahren begnügen, wenn man nicht den zweideutigen Versuch zur Heilung durch Exstirpation des Augapfels und der in der Orbita befindlichen verdächtigen Parthien machen wollte*). Hat die Encanthis eine schmale Basis, so kann sie durch die Ligatur weggebracht werden.

Von dem Oedema palpebrarum.

Die Augenlieder sind durch ihren lockern, schwammichten Bau zur Anhäufung der Säfte, demnach zum ödematösen Zustande geneigt. Das Oedem befällt gewöhnlich das obere Augenlied; selten nimmt das untere daran Antheil. Es zeigt sich als eine bleiche, weiche, teigartige, unschmerzhafte Geschwulst, in welcher der Druck des Fingers eine Grube zurückläfst; man nennt diesen Zustand Oedema frigidum. Zuweilen ist die Wassergeschwulst geröthet, heifs, sehr empfindlich und verdient dann den Namen Oedema calidum. Durch die Wassergeschwulst wird die zur gehörigen Entblösung des Auges nöthige Entfernung der Augenlieder gehindert, und oft eine vorübergehende Trichiasis gebildet. Durch das längere Bestehen des ödematösen Zustandes könnte eine abnorme Prolongation der Haut sich bilden, welche ein Entropium, und ein Unvermögen, das obere Augenlied gehörig zu erheben, bedingen könnte.

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Das Oedem erscheint als Symptom der Anasarca, zuweilen ist es durch einen auf die Wangen angebrachten Druck hervorgebracht, oder es zeigt. sich in Folge einer erlittenen Quetschung der Augenge gend. Vorzüglich mufs hier jenes, welches als Ausgang der Entzündung sich zeigt, berücksichtiget werden. Wird bei einer Blepharophthalmitis erysipelatosa, bei einer scarlatinösen oder morbillösen Entzündung des Auges die Hautthätig

*) Scarpa, im a. W. 1. B. S. 403.

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keit durch nasse Mittel, durch Zugluft etc. während des Abschuppungsprocesses gestört, so bildet sich gewöhnlich das Oedem. Erweichende Bähungen und Breiumschläge, besonders wenn sie auf den Augenliedern erkalten, führen nicht selten den ödematösen Zustand derselben herbei. Zuweilen bemerken wir das Entstehen desselben ohne wahrnehmbare Ursache.

Bei der Behandlung richte man sich nach der bestehenden Ursache. Das Oedem, welches Symptom der Anasarca ist, weicht, wenn diese entfernt wird; jenes, welches durch Druck verursacht wird, verschwindet bald nach aufgehobenem Drucke. Das Oedem von Quetschung herrührend, wie jenes, das durch erweichende Breiumschläge bewirkt wurde, verlangt die Anwendung geistiger Waschungen und spirituöser Umschläge. Das nach Entzündungen sich zeigende hat mehr oder wcniger den Charakter des Oedema calidum; geistige Waschungen entzünden in diesem Falle die Haut und bewirken Excoriation, ohne das Uebel zu beseitigen. Warme, aromatische, mit Campher angeriebene Kräuterkissen, gelinde Friction mit Flanell, der mit Zucker, Mastix etc. durchräuchert wurde, entfernen hier am schnellsten das Uebel. Ist die Ursache unbekannt, so müssen aus den genannten Mitteln nach dem Reizvertrag des Thciles die geeigneten ausgewählt werden. Es ist in diesem Falle hartnäckig und kehrt zuweilen periodisch wieder. Oft bringt ein im Nacken gesetztes und in Eiterung erhaltenes Vesicans die beste Wirkung hervor. Der Aufenthalt in einer trockenen Luft, eine gesunde Nahrung, und der öftere Gebrauch der Abführmittel unterstützen dic Wirkung der angegebenen Mittel kräftig.

Von dem Hydrophthalmos.

Wenn durch die grössere Ansammlung der Feuchtigkeiten des Auges der Augapfel seinen

Umfang vermehrt, so nennen wir dieses eine Augenwassersucht. Das gestörte Gleichgewicht zwischen Exhalation und Resorption bedingt dieses Uebel, das entweder ursprünglich durch zu grosse Anhäufung der wässerichten, oder der gläsernen Feuchtigkeit entsteht. In der Höhe der Krankheit ist jedoch immer vermehrte Anhäufung beider vorhanden, welchen Zustand man mit der Benennung,, Buphthalmus" belegt 1).

Wenn der Hydrophthalmus von der vordern Augenkammer ausgeht, so häuft sich die wässerichte Feuchtigkeit in grösserer Quantität an, die vordere Augenkammer vergrössert ihren Umfang, die Hornhaut dehnt sich beträchtlich aus, und verliert an ihrer Dicke; dabei scheint sie an ihrer Durchsichtigkeit einzubüssen, was jedoch mehr dem qualitativ veränderten, getrübten Zustande der wässerichten Feuchtigkeit zuzuschreiben ist 2). Der Kranke hat ein drückendes Gefühl im Auge, wird fernsichtig, zuletzt amblyopisch. Der Augapfel fühlt sich hart an, die blaue Farbe der Sclerotica im Umfange der Hornhaut zeigt die Varicosität der Blutgefässe des Auges an.

Auch

die Conjunctiva ist gewöhnlich leicht geröthet. Die Schmerzen verschwinden; der vermehrte Umfang des Bulbus bleibt auf der erreichten Stuffe stehen; die Amblyopie vermindert sich 3); oder aber es bildet sich, was gewöhnlich ist, der Buphthalmos aus.

Wenn der Hydrophthalmus von der hintern Hemisphäre des Auges beginnt, so wird, indem

1) Scarpa (im a. W. 2. B. S. 254) bemerkt, dafs er niemals bestimmen konnte, ob die wässerichte oder die gläserne Feuchtigkeit mehr Autheil an der Ausbildung der Krankheit habe, was in dem vorgerückten Zustand des Uebels allerdings nicht mehr erkannt werden kann. 2) Beer, im a. W. 2. B. S. 617.

3) Delpech, Precis elementaires des maladies chirurg. T. 3. p. 173.

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