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vorhanden, durch welche das Augenlied an die Wange geheftet ist, so mufs diese durch einen halbmondförmigen Schnitt getrennt werden; das Augenlied wird in die Höhe gezogen. Nun wird mit einer scharfschneidenden Schere ein Vförmiges Stück aus dem Augenliede und zwar aus dem, dem äussern Augenwinkel entsprechenden Theile desselben ausgeschnitten, und dann die wuchernde Conjunctiva abgetragen. Die Basis des winklichten Ausschnittes entspricht dem Augenliedrande. Mittelst eines blutigen Heftes, das durch den Tarsus und die Conjunctiva durchgeführt wird, wer den die Wundränder in Berührung gehalten, um dadurch die erste Vereinigung zu bewirken. Die Vorzüge dieses Verfahrens sind: 1. die Verkürzung des Tarsus (dieser ist beim Ectropium verlängert und beschreibt einen grössern Bogen), dadurch nach der Heilung das genaue Anliegen des Augenliedes an den Bulbus, und die Verhütung eines Rückfalls; 2. im Falle Verkürzung vorhan den ist, das Klaffen des halbzirkelförmigen Einschnittes der Bedeckungen, wodurch das Bilden einer intermediären Zellstoffsubstanz, und mithinVerlängerung der Integumente bewirkt wird). ikk

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Ich habe für das Ectropium des untern Augenliedes, welches durch Verkürzung der Integumente gebildet wurde, ein Verfahren mit Erfolg angewandt, nach welchem die Narbe tief eingeschnitten, die Conjunctiva abgetragen, und eine Fadenschlinge durch den Tarsus und Orbicularis von der innern Fläche des Augenliedes aus, mittelst einer kleinen halbzirkelförmigen Nadel eingeführt, und in einiger Entfernung ausgestochen wurde. Die Fadenschlinge, durch welche das Augenlied in Spannung und die Wunde klaffend erhalten wurde, war auf die Stirne mittelst Heftpflaster festgemacht. Die Wunde wurde mit Charpie gefüllt, und auf diese Weise die Bildung einer intermediären Substanz erhalten. Man hat das Einschneiden der Haut verworfen, weil man die falsche Ansicht hegte, dafs blos durch Zusammentreten der Wundränder die Wunde heile. Diese Meinung ist hinlänglich widerlegt. Man erhielt den gewünschten Erfolg nicht, weil man das

Vom Pannus.

Der Substanzwucher der Bindehaut des Augapfels, nicht nur in jenem Theile derselben, welcher die Sclerotica bedeckt, sondern vorzüglich im Bindehautblättchen, vermöge dessen das Parenchym derselben dicker, aufgelockert, mit Gefässen durchwebt ist, wird Pannus genannt *). Man unterscheidet den dichten und den dünnen Pannus, eine gradweise Unterscheidung, welche nur den mehr oder weniger ausgebildeten Zustand der Krankheit bezeichnet. Beim dichten Pannus ist die Hornhaut gänzlich getrübt, die Conjunctiva so mit Gefässen überladen, dafs sie einem Stücke rothbraunen Tuches gleicht, und weder die Sclerotica noch die Iris und die Pupille wahrzunehmen sind. Beim dünnen Pannus ist die Entartung der Conjunctiva noch nicht bedeutend, so dafs man die Abgränzung der Sclerotica von der Cornea, die Iris und die Pupille noch zu erkennen vermag. <

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Der Pannus ist von ähnlichen Formen durch das über die ganze Conjunctiva der Sclerotica und Cornea verbreitete Leiden, die üppige Gefäfsbildung der Biudehaut, die Trübung und das

Augenlied nicht in den gehörigen Grad der Spannung versetzte, so dafs demnach nothwendig die Wunde durch Berühren der Ränder sich heilen mufste.

*) Mit der Benennung Pannus (Augenfell) wurden die verschiedensten Augenkrankheiten bezeichnet; erst Beer stellte den Begriff dieser Krankheit fest. Vorzüglich wurden Hornhauflecken und Pterygien damit verwechselt. (Scarpa beschreibt ihn unter der Benennung: Wolkenfleck der Hornhaut), selbst Beer unterschied die Corneitis nicht von Pannus, wo letzterer doch wesentlich von ersterer abweicht, und unterschieden werden mufs, da er eine ganz andere Behandlung fordert. Andere (Le Febure, Plenk etc.) glaubten, durch das Zusammenstossen mehrerer Pterygien, durch Auswüchse der Caruncula lacrymalis etc. bilde sich der Pannus.

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schmutzige Ansehen der Hornhaut, das feste Anhängen der Bindehaut an die Sclerotica unterschie den. Die Diagnose wird erleichtert, wenn wir den Gang der Entwicklung desselben berücksich÷ tigen. Der Pannus entsteht nach einer Entzündung, die Conjunctiva der Sclerotica verwächst mit letzterer fest, und wird mit Gefäfssträngen über→ laden, endlich verbreiten sich diese über das Bindehautblättchen; dasselbe bildet ein Gefäfsnetz, in dessen Zwischenräumen sich Lymphe ablegt, welche die Durchsichtigkeit mehr oder weniger aufliebt; die Conjunctiva verdickt sich wahrhaft.

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Die Ursachen liegen entweder in der Constitu→ tion des Individuums, oder sind local. Was eine Entzündung der Conjunctiva chronisch zu unterhalten, und öftere Rückfälle derselben zu erzeugen vermag, gehört hierher. Das scrophulöse Uebel, impetiginöse Krankheiten, das syphilitische Leiden, diese sind die mächtigsten Ursachen.

Das unpassende Verfahren bei Behandlung der Eutzündung wirkt kräftig zur Bedingung dieses Uebels mit. Als Symptom der Distichiasis und Trichiasis wird dieses Uebel gewöhnlich beobachtet. Die Entwicklung des Pannus zeigt, dafs er ein Ausgang der Entzündung ist, dafs er durch einen der Induration analogen Zustand bedingt werde 1). Bei der Verhärtung stockt die während der Entzündung exsudirte Flüssigkeit, es bilden sich in dieser neue Gefässe, andere Gefässe prolongiren sich und breiten sich in derselben aus. Durch diese abnorme Gefäfsthätigkeit wird immer mehr Lymphe abgesondert, werden immer neue Gefässe erzeugt 2).

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1) Bratsch (de Panno oculi Dissertatio. Landishuti, 1819. p. 11) nimmt an, dafs die Gefässe ihre Contractionskraft verlierend, die andringenden Säfte nicht mehr fortzuleiten vermögend sind, und daher Stockung und Verdickung derselben erfolge, wodurch alsdann ein der Induration analoger Zustand entstehe.

2) Scarpa (in a. W. 1. B. p. 324) glaubt, dafs diesem

Würde die Ophthalmoconjunctivitis und Cor-.. neitis zweckmässig behandelt, so könnte die Bildung des Pannus gewöhnlich verhütet werden. Bemerkt man während dem Bestehen einer solchen Entzündung die beginnende Entwicklung des Pannus, so mufs eine jenen Zuständen entsprechende Behandlungsweise eintreten. Bei der Behandlung des ausgebildeten Paunus berücksichtige man vor allem das zu Grunde liegende Leiden, verbessere die Constitution des Individuums, entferne die localen Ursachen, z. B. bei Trichiasis durch die Operation desselben, oder durch Ausziehung, die in fehlerhafter Richtung stehenden Cilien; man suche durch ableitende Reize mittelst der Autenrieth'schen Salbe oder durch andere irritirende Mittel die krankhafte qualitative Stimmung der Conjunctiva, und dadurch die üppige Nutrition derselben zu hemmen. Der lichte Pannus setzt dem geregelten Heilverfahren keine grosse Schwierigkeit entgegen. Man trachte die abweichende Stimmung des wuchernden Gebildes umzuwandeln, dieselbe gleichsam zu erschöpfen, was durch die Bewirkung einer reinen Entzündung, cines Zurücklaufens durch jene Stuffen, durch welche das krankhafte Product sich hinaufgebildet hat, gelingt. Das Einstreichen des Laudarum, das allmählig mit Hoffmann'schem Lebensbalsam, peruvianischem Balsam und endlich mit Naphten verbunden wird, die Auflösungen des Zinkvitriols, des Lapis divinus etc. haben sich wirksam ge

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Uebel ein varicöser Zustand der Venen der Conjunctiva zu Grunde liege, und stützt seine Behauptung auf eine Injection, welche er an einem mit Pannus behafteten Auge machte, vermöge welcher die Injectionsmasse von der Vene aus in die kleinsten Gefälschen des Pannus leicht eindrang. Diese Beobachtung, welche Communication der Venen mit den Gefälschen des Pannus, zeigt, ist für Scarpa's Behauptung nichts weniger als überzeugend.

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zeigt. Hat der Pannus eine höhere Ausbildung erlangt (der dichte Pannus), so ist er schwierig zu entfernen, und fordert ein tiefer eingreifendes Verfahren; nach Beer's) Beobachtungen erhält die Hornhaut niemals jenen Grad von Klarheit wieder, den eine vollkommen gesunde Hornhaut besitzt. Hier dienen besonders die Mittel in Pulvergestalt mittelst einer Papierdute, eines offenen Gänsekiels oder eines feinen Pinsels auf das Auge angewandt. Die Erfahrung hat für folgende Mittel entschieden: Zucker, Borax, gebrannten Alaun, Zinnfeile, feingepulvertes Glas, Pumex, Os sepiae; diese Mittel werden als Pulver gebraucht; ferner der Höllenstein, der chirurg. Aetzstein in sehr verdünnter Auflösung, eine Auflösung des schwefelsauren Kupfers, des Salmiak etc. Jäger 2) hat mit Erfolg zur Heilung des Pannus den bei blen norrhoischen Entzündungen ausfliessenden Schleim in sehr härtnäckigen Fällen angewandt 3). Wenn bei Anwendung dieser Mittel die Entzündung sich zu hoch steigert, so müssen Blutigel angelegt, und die angegebenen Mittel so lange ausgesetzt werden, bis die entzündliche Reaction vermindert ist.

Das Durchschneiden der Gefässe, welche über die Hornhaut sich fortsetzen, wird sehr empfohlen: noch günstigeren Erfolg gewährt die Methode von Scarpa), welcher die einfache Durchschneidung für fruchtlos hält, a die Gefafsenden sich wieder verbinden, und die grössern Gefäfsbündel nächst der Hornhaut auszuschneiden räth. Die

1) Im a. W. 2. B. S. 633.

2) Tübinger Blätter für Naturwissenschaften und Arzneikunde. 2. B. 2. Heft. Ludwig über die Natur des Pannus.

3) Alle Mittel in Salbenform haben sich nach Beer's Beobachtungen schädlich gezeigt; Scarpa aber empfiehlt die Janin'sche Augensalbe.

4) Im a. W. 1. B. p. 326.

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