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Augenlieder und andere Erscheinungen, die schon bei Beschreibung der einzelnen Ophthalmien angegeben wurden, deuten auf die Heftigkeit und auf die Verbreitung der Entzündung. Unter der Zunahme dieser Erscheinungen und unter Begleitung febrilischer Symptome läfst sich auf dem Bo den der vordern Augenkammer ein halbmondförmiger, nach oben concaver, nach unten convexer schmutzig gelber Fleck, besonders wenn der Patient das Auge in die Höhe bewegt, wahrnehmen. Die Hornhaut ist oberhalb dieser Verdunklung gewöhnlich durchsichtig, und nur leicht getrübt. Bei Bewegungen des Auges geht der Eiter wellenförmige Bewegungen ein, und verändert seine Lage nach ein, der Stellung des Kopfes. Indem nun die Quantität des Eiters sich vermehrt, tritt derselbe in die Höhle der Pupille, ergiefst sich durch diese in die hintere Augenkammer, wodurch dann ein Hypopyon beider Kammern (Empyesis) entsteht. Der Eiter verdickt sich nun, und füllt allmählig die vordere Augenkammer; der Augapfel scheint hervorzuragen; die Augenlieder sind: angeschwollen, der Schmerz ist heftig, Hitze und Frost treten abwechselnd auf; es stellen sich bisweilen Delirien ein, und wenn die Eiterung nicht aufhört, und die zeitgemässe Eröffnung des Abscesses vernach lässiget wird, so öffnet sich die Hornhaut, der Eiter und ein Theil des Glaskörpers entleeren sich, worauf die heftigsten Schmerzen weichen und Linderung der Zufälle sich einstellt. Bisweilen bleiben, wenn die Eiterung zeitig sistirt wird, ohne dafs der Abscefs sich öffnet, dickere Klümpchen in der vordern Augenkammer, auch wohl in der Pupille zurück, nachdem der flüssigere Theil resorbirt worden ist.

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Wenn der Eiter aus einem Abscesse der Hornhaut oder Regenbogenhaut in die vordere Augenkammer gelangend, das Hypopyon bildet, so läfst sich dieses aus den vorausgegangenen Zeichen der

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Entzündung und Eiterung erkennen, welches an schicklichen Orten bereits angeführt wurde. Folgende Erscheinungen bezeichnen, dafs der Hornhautabscefs geborsten ist, und ein Hypopyon gebildet hat. Unter den Erscheinungen der Corneitis bildete sich Eiter in der Hornhaut aus, welche bei den verschiedenen Stellungen und Bewegungen des Kopfes an seiner Stelle beharrlich blieb, der Theil der Hornhaut, welche der Sitz des Abscesses war, wird wieder durchsichtig, zeigt oft einen weissen Streifen, der von dieser Stelle aus gegen den Boden der Augenkammer sich zieht. Schmerzen und die Spannung im Auge mindern sich. Wird das Auge von der Seite aus betrachtet, so zeigt sich deutlich der Sitz des Eiters in der vordern Augenkammer. Bildet sich ein Abscel's auf der Iris, und wird dadurch das Hypopyon gesetzt, so wird unter den Erscheinungen der Iritis an der vordern Fläche der Iris eine oder mehrere Pusteln sich bilden, welche sich öffnen und den Eiter in die vordere Augenkammer entleeren. Die Wandungen des geöffneten Balges flottiren dann deutlich in der vordern Augenkammer. Nach dem Gesagten ergiebt sich, dafs das Uebel, wenn es noch keinen hohen Grad erreicht hat, durch zweckmässige Hülfe gehoben werden kann; dafs aber nicht selten Verlust des Schevermögens, selbst der Form des Organes folge. Man hat einen günstigen Ausgang zu erwarten, wenn nach zweckgemässer Behandlung die Menge des abgesonderten Eiters nicht zunimmt, sondern vielmehr sich vermindert.

Wir haben bei der Behandlung einer doppelten Indication zu entsprechen; es mufs nämlich die weitere Absetzung des Eiters verhütet, und die Entfernung des abgesonderten bewirkt werden. Walther hat das Verdienst, die zweckmässige

*) Merkwürdige Heilung eines Eiterauges, Landshut 1819.

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Behandlung aufgestellt, und auf die bestehenden Irrthümer aufmerksam gemacht zu haben. Die Ei→ terung ist das Product der Entzündung, und mit dem Auftreten derselben ist die Entzündung noch nicht ausgeglichen. Das kräftige, antiphlogistische Heilverfahren ist daher bei Erscheinung der Eiterung einzuschlagen. Aderlässe sind nach Walther der Anwendung der topischen Blutentziehungen vorzuziehen, oder wenigstens immer voranzuschi→ cken. Die Menge des abzuziehenden Blutes, und die Anzahl der Venäsection richte sich nach der Heftigkeit der entzündlichen Zufälle. Der Merkur, das Nitrum, eine strenge Diät, werde um die Plasticität der Säfte zu mindern angewendet. Durch die Blutentziehung wird nicht allein die Entzündung entkräftet, sondern auch die Resorption durch die bewirkte Leerheit des Gefälssystems gesteigert. Beide dicationen werden daher bisweilen hierdurch erreicht. Gewärmte Leinwandcompres sen, werden über das Auge gehängt; auch fand ich die Einreibung der grauen Quecksilber mit Opium in die Schläfegegend heilkräftig. Emollirende Mittel, da sie die Eiterung vermehren, und den Zusammenhang der Theile verminderud das Durchbrechen des Abscesses befördern; eben so resolvirend reizende Mittel, da sie die Entzündung steigern, sind zu meiden. Der innerliche Gebrauch stärkender Mittel, als wenn sich ein grosser Säfteverlust vorfände, zeigt sich unpassend und schädlich. So lange die ergossene Flüssigkeit noch flüssig und dünn ist, so lange die Menge derselben nicht beträchtlich ist, erwarten wir die Aufsaugung des Ergossenen. Bemerkt man aber, dafs die Menge des Eiters sich vermehrt, so mufs, da sonst die Organisation des Auges zu viel leiden könnte, die Eröffnung der vordern Kammer gemacht, und der Eiter entleert werden). Wird man erst dann

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*, Richter empfiehlt die Operation, Beer und Scarpa aber erlauben sie nur, wenn der Augapfel zu bersten droht

gerufen, wenn die Hornhaut schon gänzlich getrübt, die Augenkammer angefüllt und dem Zerbersten nabe ist, so mufs auch hier, um einigermassen die Form des Auges zu retten, die Paracenthese der vordern Augenkammer gemacht werden.

Der untere Theil der Augenkammer wird durch cinen kleinen halbmondförmigen Schnitt, dessen Form mit dem Schnitte, der bei der Ausziehung des Staars gemacht wird, übereinstimmt, geöff net 1). Der Eiter dringt nun mit Heftigkeit oder tropfenweise hervor, worauf das Auge geschlossen und mit einer Compresse bedeckt werden muss. Sollte sich der Eiter abermals nach geschlossener Hornhaut wieder anhäufen, so mufs die Operation wiederholt werden.

Man beobachtet zuweilen, dafs nach erloschener entzündlicher Reaction, beim schmerzlosen, nicht empfindlichen Auge nach Resorption des flüssigeren Ergossenen ein verdickter, ausgetrockneter, zäher Eiter in der vordern Augenkammer liegen bleibt.. In diesem Falle ist es zweckmässig, durch Anwendung topischer Mittel die Thätigkeit der re→ sorbirenden Gefässe zu beleben, wozu Merkurialien nach Walther 2), vorzüglich der weisse Präcipitat, sich eignen. Durch Wasserdämpfe könnte

Walther ist für die Paracenthese, empfiehlt aber kluge Zögerung, indem er erst bei stille stehender Absonderung zur Operation rathet. Ich halte dafür, dafs ehe der Eiter die Hälfte der vordern Augenkammer füllt, die Operation vorgenommen werden soll, um so mehr, da der Eiter als fremder Körper wirkt, und die entzündliche Reaction in vielen Fällen zu unterhalten scheint. 1) Wardrop's Verfahren unterscheidet sich wesentlich, da eine sehr kleine Oeffnung in die Hornhaut und diese gewöhnlich zur Seite, nicht am Boden der vordern Augenkammer anlegt. Auch handelt Wardrop, ans einem andern Gesichtspunct, da er die Entleerung der wässerigen Feuchsigkeit für den wesentlichen Nutzen seiner Operation erklärt.

er nur

2) I. a. W. S. 46. ·

die Wirkung dieser Mittel unterstützt werden *). Würde durch diese Mittel die bezweckte Absicht nicht erreicht, so wäre die Paracenthese vorzuneh

Wenn die Hornhaut in ihrer ganzen Ausdehnung eiterig zersetzt, und die Augenkammer mit Eiter angefüllt ist, wenn der heftigste Schmerz, die phlegmonöse Entzündung den höchsten Grad erreichend, Hirnleiden herbeiführt, wenn Delirien, Convulsionen und heftige Fieberzufälle sich einstellen, dann ist das Auge als Sehorgan aufzuge ben, es ist das Hypopyon wie ein gewöhnlicher Abscefs an andern Theilen zu behandeln. Für diesen Fall eignen sich Cataplasmnen; sie bewirken die Berstung der Hornhaut, und dadurch Nachlafs der Zufälle.

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Entzündung der parenchymatösen Theile.

Von der Encanthis inflammatoria.or Die Augenliedränder röthen sich, die Carunkel an; ebenso die halbmondförmige Haut. Die Thränenpunctchen sind krampfhaft geschlossen, dadurch ist die Aufsaugung und die Leitung der Thränen gehindert. Die angeschwollene Carunkel ist der Sitz stechender Schmerzen, welche bei Berührung und bei Bewegung der Augenlieder vermehrt werden. Zertheilt sich die Entzündung, so dauert die Schleimabsonderung noch einige Zeit in vermehrter Menge fort, während die entzündlichen Erscheinungen allmählig weichen. Geht aber die Entzündung in Eiterung über, so mehrt sich die Schleimabsonderung und die Geschwulst der Carunkel, die Farbe wird dunkelroth, die Härte derselben nimmt ab, an dem untern Theile derselben bildet sich ein Eiterpunct, der sich öffnet. Zuweilen entsteht durch einen verheerenden Eiterungsprocefs ein Schwinden

theilt diese Röthung und schwill die Carunkel

*) Dissertat, de Hypopyo, auctore Fabini Tubingae, 1818.

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