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einem höhern, der Heftigkeit und Ausbreitung der Entzündung entsprechenden Grade. Oertliche, selbst zuweilen allgemeine Blutentziehungen müssen vor allem die Gewalt der Entzündung brechen. Der Arzt mufs vorzüglich auf die Schmerzanfälle im Auge und dessen Umgebungen Bedacht nehmen, da nach Beer's 1) Beobachtungen die Exsudationen von Lymphe und die glaucomatosen Verdunklungen vorzüglich während diesen Paroxysmen sich ausbilden. Hier zeigen sich die Einreibungen des Opiums, durch Zumischung des Speichels oder des Magensaftes zu einem Liniment geformt, auf die Schläfegegend angebracht, als das wirksamste Mittel. Die Einreibungen werden vor und während dem Paroxysmus gemacht, um ihn zu verhüten oder doch zu schwächen. Die Anwendung ableitender Mittel darf nicht unterlassen werden; man setze ein Setaceum in den Nacken; man reibe die Salbe aus Tartarus emeticus ein, bei Abnahme der Entzündung, um Rückfälle zu verhüten, setze man Fontanelle, oder lege Seidelbast auf. Wurde nach Unterdrückung eines arthritischen Leidens die Entzündung gesetzt, so suche man die krankhafte Thätigkeit auf dem ursprünglichen Sitze zu erwecken durch Senfteige, Blasenpflaster etc. Der innerliche Gebrauch des Mercurs, des Eisenhutextractes, des Guajakgummi, des Goldsehwefels, trägt zur schnellern und sicherern Entfernung des Uebels bei. Alle Augenwasser wirken schädlich, man hüte sich vor Anwendung topischer Mittel, und schütze das Auge durch Ueberhängen einer gewärmten Leinwandcompresse.

Da die Ophthalmia scorbutica ursprünglich immer Sclerotitis ist, so verdient diese hier beschrieben zu werden. Eine Röthe verbreitet sich

1) I. a. W. 1. B. S. 585.、

R. CLIN. OCULISTICA

ROMA
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über den weissen Theil des Auges; diese Röthe entwickelt sich zuerst in der Sclerotica, theilt sich aber schnell der sie bedeckenden Bindehaut mit. Mit der Röthe bemerkt man das Entstehen einer besondern Empfindlichkeit des Auges vor glänzenden Körpern. Die Augenlieder und die Bindehaut derselben sind aufgedunsen; die Gefäfsnetze der Conjunctiva und Sclerotica werden varicöse und duukler. Die Hornhaut und die wäfsrichte Feuchtigkeit verlieren ihre Klarheit; die Iris wird starr, wölbt sich nach vorwärts, die Gefässe derselben vergrössern sich; die Bewegungen der Augenlieder und des Augapfels werden mit der den Scorbutischen eigenthümlichen Trägheit und Langsamkeit vollzogen. Es bilden sich zwischen der Conjunctiva uud Sclerotica Blutunterlaufungen. Die Augenkammern füllen sich mit Blut an, wodurch das Sehvermögen gänzlich aufgehoben wird. Die Thränensecretion wird im hohen Grade des Uebels so geändert, dafs Blutweinen entsteht. An dem Rande der Hornhaut zeigt die Sclerotica blaue wulstige Auftreibungen. Wird diese Entzündung nicht gehörig behandelt, so endiget sie mit theilweiser oder gänzlicher Destruction des Augapfels durch Brand; aber auch selbst der zweckmässigen Behandlung wird es schwer, das Uebel ohne bleibenden Nachtheil, besonders, wenn schon Blutergiessungen in die Augenkammern Statt haben, und das Allgemeinleiden eine hohe Stufe erreicht hat, zu entfernen.

Die Behandlung richtet sich vorzüglich auf die Entfernung des Scorbutes durch ein zweckmässiges Regimen und die reitzend stärkende Methode. Die örtliche Behandlung erlaubt auch hier das Setzen der Blutigel in die Nähe des Auges; Die Capillargefässe sind in einem an Paralyse streifenden Zustande; die gesteigerte Stimmung derselben während der Entzündung strebt den

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schwachen Lebensfunken zu verzehren und Gangrän herbeizuführen; die Blutentziehung erlaubt dem von Blute strotzenden Gefässe sich zusammenzuziehen und in den indifferenten Zustand zurückzutreten. Das Auge werde mit einem erwärmten Tuche überhängt. Adstringirende aromatische Umschläge eignen sich erst nach Abnahme der Empfindlichkeit, um die rückgebliebenen Ergiessungen zu zertheilen, oder auch bei entstehender theilweiser oder allgemeiner Gangrän.

3, Von der Retinitis.

In der Tiefe des Auges fühlt der Kranke einen schmerzhaften Druck, es stellt sich Lichtscheue, Thränenflufs und ein heftiger über den ganzen Kopf ziehender Schmerz ein. Während die Amblyopie immer mehr und mehr sich zeigt, entstehen Sinnestäuschungen, indem der Kranke oft Blitze oder Feuerfunken, die sich durch alles, was Congestionen gegen den Kopf verursacht, vermehren, zu sehen glaubt. Die Pupille verengert sich, die Iris wird unbeweglich. Bisweilen breitet sich die Entzündung auf die übrigen Augengebilde aus, gewöhnlich aber beschränkt sie sich auf den beschriebenen Grad. Die Lichtentwicklungen nehmen allmählig ab, das Sehevermögen kehrt zurück. Oder es entstehet Amaurose als Folge der Ausdehnung der Blutgefässe der Retina, welche daselbst einen Druck verursachen, oder als Folge der durch Ueberreitzung herbeigeführten Paralyse. Im ersten Falle hat der Augapfel eine auffallende Härte und der Patient hat das Gefühl, als hätte der Augapfel an Umfang zu

genommen.

Schon die frühern Schriftsteller 1). beschrieben die Erscheinungen der Retinitis, bezeichnen dieselbe aber als Amaurose. Es ist der Unterschied zwischen Retinitis und Amaurose in der Behandlung nicht unwichtig; letztere ist oft ein unglücklicher Ausgang der erstern. Alles, was

Congestionen zum Kopf und zu den Augen bewirkt und unterhält, vorzüglich unterdrückte Blutflüsse und grelles Licht, vermag diese Entzündung zu setzen. Die Prädisposition zu dieser Entzündung scheint durch erhöhte Receptivität der fibrösen Gebilde, und durch eine plethorische Constitution bedingt zu seyn. Beer 2), der diese Entzündung unter der Benennung der rein dynamischen Amaurose beschreibt, führt das ungewohnte Tiefliegen bei Nacht mit dem Kopfe, besonders bei Individuen, die gleich nach dem Abendessen zu Bette gehen, und das Schlafen mit über den Kopf zusammmengeschlagenen Armen, als veranlassende Ursachen auf.

Wird diese Entzündung im Entsehen gehörig behandelt, so hebt sie sich ohne Nachtheil zurückzulassen; bei höherem Grade aber ist die Heilung sehr unsicher. Je deutlicher die Zufälle der Congestion gegen den Kopf und der Entzündung sich aussprechen, je mehr das ergriffene Individuum plethorisch ist, desto kräftiger wirke man ein. Aderlässe, Blutigel in die Umgegend des Auges, kalte Umschläge auf den Kopf, Zugmittel an die Füsse, Laxiermittel, besonders das Calomel, öffnende Klystiere, kühlende Getränke, strenge vegetabilische Diät, kurz der

1) Sauvages (Nosologia methodica) hat eine Amaurosis plethorica, St. Yves (Traité des maladies des yeux. p. 347. Paris 1722), eine Amauro;e der Schwangern von vermehrten Zuflufs der Säfte etc. beschrieben.

2) I. a. W. 2. Thl. S. 485.>

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ganze antiphlogistische Apparat wird, um die Zertheilung der Entzündung glücklich herbeizuführen, erfordert. Im Falle Unterdrückung der Menstruen oder der Hömorrhoidalblutung zu Grunde liegt, dienen vorzüglich die an den Damm, an den After, an die Genitalien gesetzten Blutigel, die dahin gerichteten Dämpfe etc. Durch Verdunklung des Zimmers werden die Augen dem Lichtreitze entzogen. Weicht die Entzündung, so hebe man den dieser folgenden Zustand der Erschöpfung, vorzüglich durch Anwendung kalter Duschbäder auf das Auge...

C) Entzündung der serösen Parthien des Auges.

Die serösen Häute des Auges haben mit den übrigen serösen Membranen die Exhalation einer dunstförmigen Flüssigkeit und die Resorption derselben, die schlüpfrige Oberfläche und die Dünnheit des Baues gemein. Das Gefäfssystem ist aber in ihnen freier ausgesprochen, und sie haben eine höhere Stufe der Bildung als die übrigen serösen Häute errungen. Die Hornhaut bildet auf ihrer äussern Fläche den Uebergang von der mucösen zu den serösen Häuten, gewinnt aber auf ihrer innern Lamelle, der descemet'schen Haut, ganz den Character der serösen Haut. Die Iris ist ein Gebilde eigener erectiler Natur, allein der seröse Ueberzug, die Fortsetzung der descemet'schen Haut), und die Erscheinungen, welche sich bei Erkrankung derselben zeigen, bestimmen, die Entzündung derselben in diese Reihe aufzunehmen.

1) Hegar de oculi partibus quibusdam. p. 12. Göttingae 1818.

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