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25. Juni 1921.

Wiese, Dreisen, Elz, Kinzig, Rench) vielfach Talgefälle von 2 vH und mehr, die kleinen Quellbäche mit 2 bis 15 km2 Einzuggebiet sogar solche von 10 bis 20 vH. Dabei sind die Geländeverhältnisse oft der Zusammenfassung sehr bedeutender Gefällstrecken durch Stollen- oder Hangrohrkanäle günstig.

Die künftigen Großwasserkraftwerke an den Hauptflüssen - werden ähnlich dem bereits bestehenden staatlichen Murgwerk meist in Gefällstufen von 100 bis 200 m auszubauen sein, vereinzelt auch in solchen bis zu 350 m, wie z. B. die Oberstufe des Murgwerkes (Raumünzach-Schwarzenbach).

tragungswerke Rheinfelden, und für Dogern-Waldshut von Ing. E. Gruner, Basel.

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Die jährliche Arbeit der einzelnen Kraftwerke wird dabei etwa zwischen 50 und 150 Mill. kWh, die Ausbauleistung der meist speicherfähigen Werke zwischen 20 und 80000 kW liegen. Beim Ausbau der kleinen Seitenflüsse und Quellbäche ergeben sich gar nicht selten Gefällstufen von 200 bis 400 m Höhe, vereinzelt sogar von 500 und 610 m, bei Werkleistungen von 500 bis 15000 kW und 2 bis 30 Mill. kWh im Jahr. Die Erfassung der vielfach sehr hoch liegenden kleinen Einzuggebiete der Quellbäche und der Ausbau in so hohen Druckstufen ergibt häufig den Vorteil, daß die Beherrschung der verhältnismäßig kleinen Gesamtabflußmengen bei gleichzeitig günstigen Geländeverhältnissen der Hochflächen in besonders zweckmäßigen Speicherbecken möglich ist.

Ausgearbeitete Entwürfe liegen für Schwarzwaldwasserkräfte, namentlich kleinere und kleinste, zahlreich vor, s. Zahlentafel 1; der Bau der Oberstufe des Murgwerkes ist in Vorbereitung, einige Kleinwasserkräfte sind im Bau. Für verschiedene größere Kraftanlagen mit insgesamt etwa 100 Mill. kWh Jahresarbeit sind die Finanzierungsmaßnahmen im Gang.

Dem Schwarzwald als kraftreichsten Teil des südwestdeutschen Binnenlandes und als dem Gebiet der ausgesprochenen Hochdruckanlagen ist in der Gesamtleistung noch überlegen der Oberrhein mit seiner reichen Wassermenge bei gleichzeitig verhältnismäßig sehr starkem Řinngefälle, rd.1:1000 oberhalb Basels und 1:1000 bis 1:2000 unterhalb Basels. Besonders günstige Teilstrecken sind der rd. 30 m hohe Rheinfall bei Schaffhausen, die bereits ausgebauten Laufenburger Stromschnellen und das Schwörstädter Gewilde. Im Bau und Betrieb bedeutender hier durch private Tatkraft begründeterWerke: Rheinfelden (12000 kW), AugstWyhlen (30000 kW, Zwillingswerk), Laufenburg (40 000 kW), Eglisau (20000 kW), wurden die Erfahrungen und Richtlinien für den weiteren Ausbau des Ober

rheines gewonnen. Vieltorige

Außerdem hat der vor kurzem abgeschlossene Wettbewerb für Pläne zur Schiffbarmachung und Kraftausnutzung des Oberrheins1) eine Reihe ausführlicher Vorentwürfe für den Ausbau der ganzen Rheinstrecke Basel-Bodensee geliefert. Für die Rheinstrecken abwärts von Basel bis Straßburg bestehen nur ganz allgemeine, noch keineswegs ausgereifte Vorstudien. Von französischer Seite wird zurzeit lebhaft der Plan eines linksrheinischen Treppenkanals mit 12 Stufen verfolgt, der bis zu 800 m3/s Wasserführung aufnehmen soll. Diesem Plan stehen indes so schwere technische und wirt

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Abb. 2. Die Wasserkräfte an Oberrhein, Schwarzwald und Neckar.

Großschützenwehre mit Druckluftgründung, mit unmittelbar eingebautem Krafthaus, vereinzelt auch solche Stauwehre in Verbindung mit längeren Seitenkanälen stellen die für den Oberrhein zweckmäßige Ausbaugrundform dar. Die Werkleistungen liegen dabei unter Anwendung neuzeitlicher Ausbauhöhen zwischen 20 000 und 60000 kW, die JahresArbeitsvermögen brutto (8760 Betriebstunden) zwischen 160 und 530 Mill. kWh.

Für den Ausbau der bedeutenden noch freien Gefälle oberhalb Basels (150 m) liegen für zwei Strecken bau-"und verleihungsreife Entwürfe vor, und zwar für Niederschwörstadt von Ing. Kürscheimer, St. Gallen, Gesuchsteller Kraftüber

schaftliche Bedenken, namentlich auch mit Rücksicht auf Schiffahrt und Landeskultur, entgegen, daß ernsteste Zweifel an seiner Durchführbarkeit auch vom rein französischen Standpunkt aus nur zu berechtigt sind. Wahrscheinlich wird die weitere Bearbeitung des großen Unternehmens auch für diese Rheinstrecke die Bildung einer Haltungstreppe mit hohen Stauwehren. möglicherweise in Verbindung mit einzelnen Kanalstrecken, bei Ausbau bis zu 1000 m3/s und mehr als das Bessere erweisen. Im ganzen handelt es sich auf dieser 1) Vergl. Z. 1920 S. 991.

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Strecke um ein Bruttogefälle von rd. 110 m bei einer Mittelwasserführung von rd. 600 m3/s.

An dritter Stelle hinsichtlich der Gesamtleistung steht neben Rhein und Schwarzwald der Neckar.

Die Kanalisierung der Strecke Mannheim-Plochingen, die Durchschnittsgefälle von 1: 1200 bis 1:2000 aufweist, wird in 23 Gefällstufen 75000 kW Gesamtleistung und eine Jahreserzeugung von brutto rd. 440 Mill. kWh bringen.

Die Arbeiten sollen durch eine Aktiengesellschaft unter Beteiligung des Reiches, der Uferstaaten Baden, Hessen, Württemberg und der beteiligten Kreise und Gemeinden finanziert und durchgeführt werden. Die einzelnen Werke (teils reine Stau-, teils Kanalstufen) werden Einzelleistungen von etwa 1000 bis 6000 kW bei hohem Ausbau (auf 100- bis 180 tägige Wassermenge) erhalten.

Der obere Nekar, der mit starkem Gefäll (mehr als 1:1000) in zahlreichen engen Windungen im Schwäbischen Jura tief eingeschnitten verläuft, bietet vielfach recht günstige Ausbaumöglichkeiten. Hier sind bei Aistaig und Oberndorf nach Entwürfen von Bauwerkmeister Kimmig in Sulz Kraftwerkbauten im Gang, die längere Umleitungsstellen aufweisen.

Eine Zusammenstellung der bisher ausgebauten und noch ausbaufähigen Wasserkräfte im Rhein- und Neckargebiet sowie im Schwarzwald geben Zahlentafel 1 und Abb. 21).

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Unter ähnlichen Verhältnissen wird sich der Ausbau der obersten Donau vollziehen, wo zurzeit eine Stufe bei Friedingen im Bau ist.

Weitere beachtenswerte Wasserkräfte bietet das obere Südwestdeutschland an der Iller, wo die Oberschwäbischen Elektrizitätswerke Pläne für den Ausbau einiger Stufen vorliegen haben, und an der Argen, für die verschiedene Entwürfe mit Jahresspeicherung vorliegen.

Im Norden Südwestdeutschlands bieten vor allem Kocher und Jagst und der Odenwald bei starken Gefällen aber bescheidenen Gebietgrößen und Spenden vielfach noch günstige Gelegenheit zum Ausbau von Kleinwasserkräften mit Stufenhöhen zwischen 4 und 60 m, bei Jahreserzeugungen von 1 bis 8 Mill. kWh. Als Beispiel sei das zurzeit im Bau befindliche Itterwerk bei Eberbach mit 950 kW und 4 Mill. kWh ge

nannt.

Die Wasserkräfte der Rheinpfalz endlich sind im Vergleich mit den bisher erwähnten sehr unbedeutend, vornehmlich wegen der Geringfügigkeit und Unbeständigkeit der Spenden. Zudem ist schon ein großer Teil der verfügbaren Kräfte in Einzelwerken industrieller Anlagen ausgebaut.

1) Eine ausführliche Darstellung der Verhältnisse behalten wir uns für später vor.

deutscher Ingenieure.

Wirtschaftliche Verhältnisse und Ausbau

würdigkeit.

Die Oberrheinwasserkräfte lassen sich unter heutigen Verhältnissen, nach den vorliegenden Entwürfen und Erfahrungen der bestehenden Werke zu schließen, zu einem Satz von etwa 1,0 bis 1,6 M für 1 kWh des verfügbaren Jahresarbeitsvermögens ausbauen. Bei Ansatz der (heute nötigen) hohen Tilgung mit 2,5 vH (neben Erneuerung, Unterhaltung und 6 vH Verzinsung) stellt sich die verfügbare kW-Stunde ab Werk voraussichtlich auf etwa 12 bis 19 (8760 stündige Ausnutzung angenommen!).

Praktisch wird für die 7200 stündig arbeitende Großindustrie bei den Wasserwerken der Strom auf etwa 15 bis 24 /kWh, für Ueberland- und Tagesindustrie-Versorgung bei durchschnittlich 3000 Betriebstunden der Strom in Maschinenspannung auf 30 bis 35 kWh zu stehen kommen. Reiner Nachtstrom wird von elektrochemischen Fabriken heute am Oberrhein mit 10 bis 15 /kWh bewertet, wenn auch zum Teil noch nicht so hoch bezahlt.

Die Schwarzwaldwasserkräfte können nach vorliegenden sorgfältigen Ueberschlägen liefern: unregulierte Laufkraft (24 stündig an 300 Tagen) schwankend zwischen 30 und 100 VH der Ausbauleistung unständige Nachtkraft

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10 stündige Tageskraft (an 300 Tagen), durch Tagesspeicher und Pumpenergänzung stark ausgeglichen

ab Werk 14 bis 18/kWh 10 » 14 >>

25 » 35

10 stündige Tageskraft, durch Jahresspeicher
voll ausgeglichen, und Reservekraft 30 » 45

Am Neckar werden die Ausbaukosten einschließlich der sehr bedeutenden Auslagen für die Schiffbarmachung sich auf etwa 5 M/kWh (verfügbar an 8760 Betriebstunden) stellen, so daß die Gestehungskosten (5 vH Zinsen, 2 vH Tilgung) ab Werk bei 7500 Betriebstunden sich auf etwa 60/kWh berechnen werden.

Es wird vom Umfang des auf Allgemeinkosten zu übernehmenden Anteiles der reinen Schiffahrtsbaukosten abhängen, wieweit dieser Kraftpreis ermäßigt werden kann.

Die übrigen Wasserkräfte Südwestdeutschlands (Oberneckar, Bodenseegebiet, Odenwald) stellen sich im allgemeinen Mittel etwa von 25 bis 50 vH teurer als Schwarzwaldwasserkräfte gleicher Speicherfähigkeit. Nur die Iller- und Argen-Wasserkräfte werden annähernd ebenso billig wie die günstigeren Schwarzwaldwasserkräfte auszubauen sein. Die Hauptanwendungsgebiete werden sein:

Für die Oberrheinkräfte: die Ueberlandversorgung der südlichen Teile, später vielleicht auch ganz Südwestdeutschlands, die Versorgung großindustrieller Werke, namentlich der elektrochemischen Industrie, die sich mit fortschreitendem Aufbau der Schiffahrtstraßen noch schneller als bisher in dem günstige Vorbedingungen bietenden Oberrheintal ansiedeln werden.

Für die Schwarzwaldwasserkräfte: die Ort- und Ueberlandversorgung im engeren Umkreis der Werke und, soweit große Speicher- und Spitzenwerke (Schluchsee, Murg) in Frage kommen, auch in weiterem Umfang. In beiden Fällen ist ein Zusammenarbeiten mit den Rheinwerken unter Verwertung des Zusammenschlusses der Netze im Interesse der Ausnutzung beider Arten von Wasserkräften gelegen.

Die natürliche, der Dringlichkeit des Bedarfs und der wirtschaftlichen Lage am besten entsprechende Entwicklung wird die sein, daß die rasch (in 1 bis 4 Jahren) auszubauenden Binnenwasserkräfte, namentlich des Schwarzwaldes, des Oberneckars, der Iller usw., an zahlreichen Orten und in kleinen bis mittelgroßen Werken ausgenutzt werden. Die Gemeinden, Verbände, Kreise und einzelne Industriellengruppen werden den Ausbau, wie Beispiele jetzt schon erwarten lassen, in die Hand nehmen.

Die längere (7- bis 8jährige) Bauzeit und längere Finanzierungstätigkeit erfordernden Rheinwerke, in erster Linie Niederschwörstadt und Dogern, werden in wenigen Jahren. wohl nachfolgen. Gleichzeitig wird der im Norden Badens, in der Pfalz und in Württemberg schon weit fortgeschrittene Ausbau der Landesnetze vervollständigt und durch Verlegung durchgehender 100000 V-Leitungen die Möglichkeit der Fernübertragung, namentlich der großen Grundkraftleistungen des Oberrheines, nach dem Norden und Osten von Südwestdeutschland schaffen. Der damit Hand in Hand gehende Ausbau der Schiffahrtstraßen wird die inneren wirtschaftlichen Verbindungen des Gebietes noch fester knüpfen, so daß die jetzt noch in Wasser- und Elektrizitätswirtschaft bestehende gegenseitige Abschließung zum Nutzen des Ganzen mehr und mehr aufgehoben wird. A. Lydin.

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25. Juni 1921.

Die Wasserkräfte und Talsperren des Harzes.

Unter den Harzflüssen sind durch Ausbaumöglichkeiten besonders ausgezeichnet im Westen die Oder (Nebenfluß der Leine), im Osten die Bode. Neben diesen sind jedoch weitere Flüsse zu nennen, die in unserer heutigen Lage entweder allein, oder in Verbindung mit den großen Dampfkraftwerken der Ebene ausbaufähig sein werden. Die Wasserwirtschaft des Harzes blickt auf eine mehrere Jahrhunderte lange Entwicklung zurück; besonders die des Oberharzes, die fast gänzlich den Bergbauzwecken diente, ist bis auf die heutige Zeit vorbildlich gewesen. Die Erfahrungen unsrer Vorfahren im Harz, vor allem im Ausbau von Staudämmen, Hanggräben und Stollen, sind derartig, daß wir auch heute noch auf ihnen aufbauen können. Neben den großen Anlagen des Oberharzes bestehen mehr als 100 Kraftwerke in den Harztälern, zum Teil am Harzrande, die der Sägerei, Holzschleiferei und Papierherstellung, der Müllerei, dem Steinbruchbetrieb u. a. dienen.

Zum Studium der Verhältnisse und zur Aufstellung von Entwürfen wurde 1905 die Gesellschaft zur Förderung der Wasserwirtschaft im Harz mit dem Sitz in Braunschweig gegründet, der sich eine Abteilung in Hannover anschloß. Die Arbeiten dieser Gesellschaft führten zu guten Ergebnissen für die Flußgebiete der Bode, Ecker und Oker. Im Jahre 1921 ging die Hannoversche Abteilung zusammen mit dem Verein für die Schiffbarmachung der Leine und dem Niedersächsischen Kanalverein in die Wasserwirtschaftliche Gesellschaft Hannover über, die jetzt als Nachfolgerin der Leineabteilung der Gesellschaft zur Förderung usw. die begonnenen Arbeiten für den Westharz weiterführt.

Die Talsperren

für das Gebiet der Leine und Innerste.

Für den Westharz bestehen folgende Pläne, s. Abb. 3:

1) Der Groß-Oderteich. Die bisherigen Arbeiten haben gezeigt, daß es einen den ganzen Harz beherrschenden Gedanken für die Ausnutzung der Wasserkraft gibt, das ist die Schaffung des Groß-Oderteiches. Dieser Plan stellt alles, was bis jetzt im Harz geplant ist, durch seine Großzügigkeit in den Schatten, er muß zuerst einer kurzen Besprechung unterzogen werden.

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Dauerleistung von 4000 kW. Diese Art der Ausnutzung wird bei Verbindung mit den andern großen Kraftwerken von großer volkswirtschaftlicher Bedeutung sein.

In den vorstehend genannten Anlagen ist der Bau einer Talsperre oberhalb von Lauterberg mit enthalten. Ein Teil des im Okertal gewonnenen Wassers kann zur Speisung des Mittellandkanals verwendet werden. Es kann angenommen werden, daß wenigstens 2 m3/s hierfür verfügbar gemacht werden können, die der Leine nur auf kurze Strecken verloren gehen, da sie kurz oberhalb von Hannover entnommen werden und dicht unterhalb der Stadt dem Flusse wieder zugeführt werden können. Die Jahresarbeit der gesamten Anlage dürfte sich bei 8760 Jahresbetriebstunden auf rd. 88 Mill. kWh belaufen.

2) Sieber- und Sösetalsperren. Nach Plänen von Regierungs- und Baurat Weidner (Zeitschrift »Der Mittellandkanal« Heft 15 1920) können die Niederschlaggebiete der Sieber und der Söse bei Verbindung durch Druckstollen eine jährliche mittlere Wassermenge von etwa 2,25 m3s als Zuschußwasser liefern, wovon ein Teil zur Speisung des Mittellandkanals abgegeben werden kann. Die Staubecken sollen zusammen 45 Mill. m3 groß werden. Als mittlere Leistung werden 1520 kW, als jährliche Arbeit 13,3 Mill. kWh gerechnet.

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Abb. 3. Geplante. Talsperren im Harz.

Der Oberharz ist das niederschlagreichste Gebiet in ganz Norddeutschland. Die jährlichen Niederschläge erreichen in der Höhenlage von 755 m ü. M. (zukünftiger Spiegel des GroßOderteiches) bis zum Brocken die Höhe von 1500 bis 1700 mm. Die bisherigen Voruntersuchungen (s. u. a. die Arbeiten von Bergrat Köhler, Recklinghausen) haben gezeigt, daß es möglich ist, das jetzt nur 11 km2 große Niederschlaggebiet durch Ausbau weiterer Hanggräben auf 80 km2 zu bringen, mit einer regelmäßig abfließenden Wassermenge von ebensovielen Millionen Kubikmeter im Jahr. Es sind dabei noch nicht 66 vH der wirklichen mittleren Niederschlaghöhe gerechnet. Bei der großen Regelmäßigkeit des Niederschlages auf dem Hochgelände darf, vorbehaltlich weiterer Untersuchungen, ein Stauraum von 35 bis 40 Mill. m3 Inhalt als ausreichend angenommen werden. Die Schaffung dieses Staubeckens ist möglich. Die Sperrmauer würde etwa 58 m Höhe über der Talsohle erhalten müssen. Das so gewonnene Wasser kann auf dem Weg über Lauterberg bis Rhumspringe (155 m ü. M.) geführt werden. Es nimmt durch weitere Zuflüsse bis Rhumspringe bis auf etwa 4,5 m3/s zu. Das größte Gesamtrohgefäll beträgt 600 m, von ihm lassen sich 525 m im Mittel ausnutzen. Unter Berücksichtigung der Ansprüche von jetzt vorhandenen Unterliegern läßt sich dadurch eine Dauerleistung (360 Tage mit je 24 h) von 10 500 kW erzielen, von denen vorläufig 10 000 kW gerechnet werden sollen. Ein großer Teil dieser Leistung kann als Spitzenkraft entwickelt werden. Es ist z. B. möglich, etwa 6000 kW in Spitzenkraft für 4 h umzuwandeln, mit einer Spitzenleistung von 36000 kW bei einer daneben laufenden

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3) Die Innerste-Sperre in Verbindung mit dem Grane- und Varleytal. Das Tal der Innerste ist wegen seines geringen Gefälles und der Schwierigkeiten der Verlegung der Eisenbahn auf großen Strecken wenig für den Bau von Sperren geeignet. Weidner schlägt vor, das Wasser bei Lautental in einer kleinen Sperre aufzustauen und durch einen Stollen dem gutgelegenen Graneund Varleytal zuzuführen. Als mittlere Leistung werden berechnet 1130 kW, als jährliche Arbeit 9,9 Mill. kWh. Als Zusatzwassermenge sind 1,9 m3/s zu rechnen, wovon ein Teil zur Speisung des Mittellandkanals abgegeben werden kann.

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4) Zusatzsperren. Die vorgenannten Anlagen werden stellenweise durch kleinere hochgelegene Sperren ergänzt werden müssen, die wenig Wasser, aber große Gefälle ergeben; die Pläne hierfür sind noch nicht bis zur Mitteilungsreife gediehen. Weitere Sperren werden aus Rücksicht auf die Landwirtschaft notwendig werden. Alles gewonnepe Wasser wird eine weitere Ausnutzung in den vorhandenen und neu anzulegenden Kraftwerken an der Leine und Innerste erfahren. Es darf damit gerechnet werden, daß die genannten Anlagen im Westharz eine mittlere Leistung von insgesamt wenigstens 1500 kW bei einer jährlichen Arbeit von 130 Mill. kWh bei voller Ausnutzung ergeben werden.

Daß diese Anlagen nicht auf einmal ausgebaut werden können, erscheint wahrscheinlich. Das Zeitmaß des Ausbaues wird in der heutigen Zeit mehr denn je von den verfügbaren Mitteln abhängen. Von größter Bedeutung für die vorgenannten Pläne wird es sein, daß durch den Fortfall des Bernburger Kanals die Speisung des Mittellandkanals aus der Bode stark erschwert wird, während seine Speisung aus der Leine und Innerste nur geringe oder gar keine Schwierigkeiten bietet. Alles in allem kann damit gerechnet werden, daß die Leine und die Innerste zusammen wenigstens 10 m3/s Zuschußwasser liefern können, bei niedrigstem Wasserstand entsprechend mehr. Wenn hiervon auch nur 40 vH für den Mittellandkanal gerechnet werden, dann sind das bereits 4 m3/s. Da das Gesetz über den Bau des Mittellandkanals den Betrag von 30 Mill. Goldmark als Zuschuß zum Bau von Talsperren zugesteht, so darf der Westharz auf eine ganz besondere Erleichterung in finanzieller Hinsicht durch Zuwendungen aus diesem Fonds hoffen. Selbst Bauten, die an sich schwer finanziert werden könnten, werden Aussicht auf Erfolg haben, weil sie als Speiseanlagen für den Mittellandkanal an Bedeutung gewinnen.

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5) Die Okertalsperre'). Die Staumauer, 60,5 m hoch, soll oberhalb von Romkerhall am Juliusstau liegen, das Bekken 35 Mill. m3 enthalten; die Jahreszuflußmenge wird 62 Mill. m3 betragen. Das Gesamtgefälle beträgt 92,6 m, die ablaufende Wassermenge im Mittel 2 m3/s, die mittlere Leistung 1240 kW, und als jährliche Arbeit werden 7,3 bis 8,5 Mill. kWh angegeben.

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6) Die Eckertalsperre. Die Staumauer, 50 m hoch, soll oberhalb der Dreiherrenbrücke liegen, das Becken aber nur 8,25 Mill. m3 enthalten, bei einem Jahreszufluß von 14,5 Mill. m3. Das Gesamtgefälle soll rd. 190 m, die Ablaufmenge 0,43 m3/s betragen. Als mögliche Leistung werden rd. 565 kW, als jährliche Arbeit 3,6 bis 3,85 Mill. kWh angegeben.

Die Oker- und Eckertalsperren sollen zusammen zur Kanalspeisung 1,4 m3/s abgeben, ein vom Standpunkt der Unterlieger wahrscheinlich zu hoher Satz.

7) Die Bodetalsperren. Von den sieben früher geplanten Sperren sind drei herausgearbeitet worden, die zusammen den günstigsten Wirkungsgrad ergeben sollen; es sind die Sperren oberhalb von Rübeland, in der Rappbode und bei Wendefurth.

Die Rappbodesperre ist die Hauptsperre, ihre 77 m hohe Staumauer soll rd. 0,5 km oberhalb der Mündung der Rappbode in die große Bode liegen. Das Becken soll bei rd. 50 Mill. m3 unmittelbarem mittlerem Jahreszufluß 75 Mill. m3 Fassungsraum erhalten. Dieser Zufluß wird ergänzt aus der Rübelandsperre, die mehr als Wehr aufzufassen ist. Sobald die Wasserführung der großen Bode bei Rübeland 2 m3/s übersteigt, wird der Ueberschuß durch einen 1700 m langen Stollen der Rappbode zugeleitet. Hierdurch werden jährlich. 98 Mill. m3 abgeführt, so daß der gesamte Jahreszufluß der Rappbode 148 Mill. m betragen wird. Die Rappbodesperre ergibt 63 m mittleres Gefälle, das Wasser fließt dann der Wendefurthsperre zu, so daß ein weiteres Gefälle von rd. 140 m entsteht. Das Gesamtgefälle der Rübeland- und Rappbodesperre bis Thale beläuft sich dann auf rd. 203 m.

Die Wendefurthsperre mit 31 m hoher Staumauer und 10 Mill. m3 Fassungsvermögen ist im wesentlichen Durchlaufbecken für die Rappbode. Der nicht von der Rübelander Sperre abgefangene mittlere Jahreszulauf beträgt 15 Mill. m3, der Gesamtzulauf einschließlich der Rappbode- und der Rübelandspèrre rd. 164 Mill. m3, das Gesamtgefälle der Wendefurthsperre 158,5 m. Die mittlere Abflußmenge der gesamten Bodesperren wird zu 5,2 m3/s (2,85 bis 5,9) berechnet. Es war beabsichtigt, hiervon 3,7 m3/s zur Speisung des Mittellandkanals abzugeben, eine für die Unterlieger sehr ungünstige Annahme. Die Gesamtleistung der Bodesperren ist auf 5054 kW, die samte jährliche Arbeit zu 33,2 bis 38,3 Mill. kWh berechnet. Für die Oker-, Ecker- und Bodesperren ist eine Ausnutzung von 75 vH angenommen worden.

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Die Entwurfsarbeiten für die Oker-, Ecker- und Bodesperren sind heute am weitesten vorgeschritten. Ihre Ausbaukosten werden nach den um 20 vH erhöhten Friedenspreisen auf 41,4 Mill. M angegeben, wozu das Reich als Entschädigung für Kanalspeisewasser 11,4 Mill. M beisteuern soll. Ob dies noch möglich ist, muß noch näher untersucht werden. Die wirklichen Kosten nach heutigen Preisen sind nicht angegeben. Die genannten Sperren können insgesamt im Mittel rd. 7200 kW leisten. Sie lassen sich auf eine für 1000 h verfügbare doppelte Spitzenleistung ausbauen. Die gesamte jährliche Arbeit der Oker-, Ecker- und Bodesperren soll 47,4 Mill. kWh erreichen. Es besteht auch bei diesen Sperren der Plan, sie mit andern Kraftwerken zusammenarbeiten zu lassen, z. B. mit dem bei Alversdorf nahe Helmstedt geplanten Großkraftwerk,

Für alle genannten Harzflüsse von der Leine bis zur Bode ergeben sich ingesamt rd. 22 000 kW mittlere Leistung, wovon etwa 2/3 auf Leine und Innerste und ' 3 auf Oker, Ecker und Bode entfallen werden. O. F.

1) unter Benutzung des Berichts von Oberbaurat Nagel in den Mitteilungen der Vereinigung der Elektrizitätswerke Nr. 285 März 1921.

deutscher Ingenieure.

Die Wasserkräfte Schlesiens.

Nach einem flüchtigen Blick auf die Karte Schlesiens sollte man meinen, dort ein besonders bevorzugtes Gebiet der Wasserkräfte und eine sehr hohe Entwicklung dieser Art der Energieversorgung zu finden. Schlesien stellt sich großenteils als ein ausgesprochenes Gebirgs- und Hügelland dar. Gewässerkundlich deckt es sich in dem hier zu besprechenden Umfange im wesentlichen mit dem Einzugsgebiete der oberen Oder, wozu auch noch außerhalb der preußischen Grenzen liegende große Teile vom alten Oesterreich-Schlesien und Mähren als Quellgebiete hinzutreten. Der durchschnittlich 1000 bis 1400 m hohe Gebirgswall der Sudeten, gipfelnd im Riesengebirge mit 1600 m, begrenzt es auf der langgestreckten Südwestseite; im Südosten schließen sich daran die Beskiden. Zwischen den Sudeten und der Oderfurche steigen nochmals ansehnliche Vorberge auf. Nur der nordwestliche Zipfel Schlesiens und das rechte Oderufer sind überwiegend Flachland.

Das Quellgebiet der oberen Oder und das Berg- und Hügelland Schlesiens sind als besonders niederschlagsreich bekannt). So beträgt die Niederschlagshöhe

im Gebiet der Oder oberhalb Ratibor ( 6 737 km2)

>> Steinau (29 878

836 mm

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714 »

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Im Riesengebirge und in den Beskiden steigt die Niederschlagshöhe bis auf 1400 mm, im Flachlande geht sie dagegen bis etwa 500 mm herab.

Vom Sudetenkamm und von den Vorbergen eilen die Nebenflüsse mit verhältnismäßig kurzem Lauf und starkem Gefäll der Oder zu, deren Hauptrichtung in Schlesien mit dem Gebirgszug gleichläuft. Also auch hier herrschen günstige Verhältnisse für die Wasserkraftgewinnung.

Das von der preußischen Landesanstalt für Gewässerkunde im Jahre 1914 herausgegebene Werk: »Die Wasserkräfte des Berg- und Hügellandes in Preußen und benachbarten Staatsgebieten« bringt über die vorhandenen und die ausgenutzten Wasserkräfte des Odergebietes einige Angaben. Allerdings beziehen sie sich nur auf das Berg- und Hügelland, worunter das Gebiet südlich einer Linie von der Mündung der Oppa in die Oder über Oberglogau an der Hotzenplotz, Neiße an der Glatzer Neiße, etwa Liegnitz an der Katzbach, Sagan am Bober und Forst an der Lausitzer Neiße (schon außerhalb der Grenze Schlesiens) verstanden ist. Das Gebiet der Oppa, Oppa, das durch den Friedensvertrag von Versailles von Schlesien losgerissen ist, das Hultschiner Ländchen, ist darin einbegriffen. Die Oder selbst, die Unterlaufstrecken der größeren und die gesamten kleineren linksseitigen Nebenflüsse sowie alle rechtsseitigen Nebenflüsse sind in den Aufstellungen nicht mit eingerechnet. Ebenso sind alle Flußstrecken, die weniger als 15 PS auf 1 km Lauflänge ergeben, bei der 9 Monate vorhandenen Abflußmenge fortgelassen. Die Abflußmengen mußten aus den Niederschlagsmengen berechnet werden, da auch nur annähernd ausreichende Wassermengenmessungen und Wasserstandsbeobachtungen besonders für die kleineren Gewässer damals nicht zur Verfügung standen. Aus der Niederschlagshöhe wurde die Abflußhöhe durch Abzug einer Verlusthöhe von 475 mm, die für alle Wasserläufe im Odergebiete gleich hochangesetzt worden ist, bestimmt. Diese Verlusthöhe bezeichnet denjenigen Teil der Niederschläge, welcher im Jahresdurchschnitt nicht abfließt, sondern verdunstet, vom Pflanzenwuchs verbraucht wird oder unterirdisch das Gebiet verläßt. Diese Art der Berechnung der natürlichen Wasserkräfte stellt natürlich nur eine angenäherte Schätzung dar. Die Angaben über die Ausbaugrößen der Werke rühren von den Besitzern der Anlagen her. Unter diesen Annahmen ergeben sich für den umschriebenen Teil des Odergebietes folgende Werte:

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65. Nr. 26

1921

Seit Abschluß der Ermittlungen zu dem Wasserkraftwerk mögen noch manche Wasserkraftanlagen entstanden oder erweitert worden sein. Hervorgehoben sei, daß die Talsperrenanlagen und die durch den künstlichen Ausgleich des Abflußvorganges verstärkten Wasserkräfte hier nicht mit berücksichtigt sind. Die ausgebauten Anlagen nutzen demnach 1/3 der vorhandenen Wasserkraft aus. An andrer Stelle hat die Landesanstalt für Gewässerkunde für 426 Wasserkraftanlagen desselben Gebietes, für die Angaben über die Leistungen der Maschinen vorlagen, mit 35067 PS Höchstleistung der eingebauten Maschinen bei Ausnutzung des jährlichen Mittelwassers eine verfügbare mittlere Jahresleistung von 64184 PS berechnet, was eine durchschnittliche Ausnutzung des jährlichen Mittelwassers dieser belegten Flußstrecken durch die vorhandenen Wasserkraftmaschinen von 54,7 vH bedeutet.

Diese natürlichen Wasserkräfte sind großenteils von altersher ausgebaut. Es sind auffallend wenig große Anlagen darunter, und mit wenig Ausnahmen dienen sie nur immer einem Einzelzweck, sei es dem Betrieb einer Mühle, eines Sägewerkes, einer Holzstoff- oder Papierfabrik, sei es der Beleuchtung einer Ortschaft oder der Kraftversorgung eines beschränkten Abnehmerkreises. Von den 688 Kraftanlagen mit 68707 PS dienen nur 18 Werke mit 4480 PS der eingebauten Motoren der öffentlichen Elektrizitätsversorgung, davon 3 nur im Nebenbetrieb, und Werk mit 2800 PS als Spitzenwerk. Für die andern Gebiete Schlesiens liegen keine zusammenfassenden Zahlenangaben vor.

nutzbar gemacht worden ist. Im ganzen sind bisher 14 Bekken mit einem Gesamtrauminhalt von 104 Mill. m3 und einem Kostenaufwand von 22 Mill. A fertiggestellt worden.

Die Zwecke des Hochwasserschutzes und der Kraftgewinnung sind bei einem Staubecken nicht leicht zu vereinigen, zumal unter den meteorologischen Verhältnissen Schlesiens. Der Hochwasserschutz erfordert Freihaltung des Beckenraumes und Entleeren des gefüllten Beckens, sobald es die Aufnahmefähigkeit des Unterlaufs gestattet, da die Hochwasserwellen einander oft dicht folgen; unter Umständen ist auch beschleunigte Vorentleerung des Beckens bei drohender Hochwassergefahr geboten. Die Kraftgewinnung erheischt dagegen möglichste Zurückhaltung jedes Zuflusses zur Verwendung im Bedarfsfalle, möglichste Hochhaltung des Beckenspiegels zur Vergrößerung der Druckhöhe. Am besten lassen sich beide Verwendungszwecke miteinander verbinden, wenn das Staubecken im Verhältnis zu der jährlichen Abflußmenge des beherrschten Gebietes recht groß ist. Der Großbetrieb ist auch hier dem Kleinbetrieb überlegen, und eine gewisse Vorrats wirtschaft hilft über die Unsicherheit der Wasserführung hinweg. Während die älteren Kraftwasserbecken im Westen Deutschlands im allgemeinen so bemessen waren, daß mit einem Fassungsvermögen von 25 bis 40 vH der Zuflußmenge, bei späteren Anlagen mit 60 bis 75 vH im Jahre gerechnet wurde, geht neuerdings, besonders mit Rücksicht auf die in den Vordergrund tretende Niedrigwasser-Aufhöhung der Flüsse und vor allem auf die Wasserversorgung daraus, das Bestreben dahin, womöglich über ungünstige Jahre hinweg mit dem Wasservorrat zu wirtschaften, und man empfiehlt deshalb Becken mit dem 2- bis 2,5 fachen Fassungsvermögen des Jahreszulaufs. Die so durch künstliche Aufspeicherung gewonnenen Energiemengen gehen über die durch den natürlichen Abfluß dargebotenen um ein Vielfaches hinaus und ermöglichen vor allem eine Anpassung an den Bedarf, was ihren wirtschaftlichen Wert beträchtlich erhöht. Es kann freilich vorkommen, daß die Zeit des größten Kraftbedarfs nicht mit der Zeit der größten Wasserentnahme zur Flußspeisung zusammenfällt.

Vielleicht hat der Reichtum Schlesiens an Brennstoffen eine weitergehende Ausnutzung des Wasserschatzes zur Kraftgewinnung bisher hintangehalten; aber auch die meteorologischen und klimatischen Verhältnisse haben wohl mit Schuld daran. Das Landklima Schlesiens mit den ausgesprochenen Sommerregen bringt eine viel höhere Verdunstung und somit eine höhere Verlustziffer (Niederschlag abzüglich des Abflusses, s. die folgende Zahlentafel) mit sich als das Seeklima Westdeutschlands mit den Herbstregen und verursacht im einzelnen einen viel ungleichmäßigeren, also schwerer ausnutzbaren Abflußvorgang in den Wasserläufen, wenn auch die nasse und die trockne Jahreshälfte mehr ausgeglichen sind als im Westen. Durchschnittliche Niederschlagshöhe und Abflußhöhe 1896/1905 im Gebiet der Glatzer Neiße.

Bei den Staubecken von Mauer, Marklissa. und Breitenhain ist nun ein Mittelweg zwischen den verschiedenen An

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Den Abfluß ausgleichende Seen enthält das Gebiet gar nicht. Diese bisherige urtümliche Ausbeutung der natürlichen Wasserkräfte ist erst im Anfang dieses Jahrhunderts vereinzelt durch eine mehr neuzeitliche Ausnützung, nämlich durch künstlich mittels erheblicher Eingriffe in den Wasserhaushalt der Flüsse geschaffene Wasserkräfte ergänzt worden. Hierbei wird die gewonnene Arbeit ausschließlich in Elektrizität und mit Ueberlandnetzen auf einen räumlich sehr ausgedehnten Bezirk an eine große Zahl von Abnehmern verteilt. Diese Entwicklung ist in Schlesien jedoch nicht aus dem Kraftbedarf hervorgegangen, sondern aus dem lebhaften Bedürfnis nach Hochwasserschutz. Die häufig wiederkehrenden Sommerhochwasser der schlesischen Gebirgsflüsse, vor allem der Glatzer Neiße und des Bobers mit dem Queis, richteten in den dicht besiedelten, wohl angebauten Tälern so gewaltige Schäden an, daß Abhilfe dringend erforderlich wurde. Sie wurde in Wildbachverbauungen, Flußregelungen und Aufräumungen des Hochwasserquerschnitts gefunden, vor allem aber, nach den Untersuchungen, die Prof. Dr.-Ing. Intze im staatlichen Auftrag in den Jahren 1895 bis 1898 ausführte, in einer Reihe von Staubecken. Das Hochwasserschutzgesetz vom 3. Juli 1900 warf 39,14 Mill. M dafür aus, darunter 12,5 Mill. M für Staubecken. Zu diesen Kosten steuerte der Staat 1/5, die Provinz Schlesien / bei. Anlieger und Interessenten sollten die Unterhaltung tragen. Später kamen weitere Mittel hinzu.

Natürlich wurde die Frage der Kraftgewinnung bei diesen Staubecken bald ins Auge gefaßt. Die meisten erwiesen sich jedoch zunächst nur für den Hochwasserschutz tauglich. Nur bei den größten, in besonders günstiger Lage errichteten von Mauer am Bober und von Marklissa am Queis war die Ausnutzung der Wasserkraft vorgesehen.

Die Provinzialverwaltung von Schlesien hat dann diese Untersuchungen fortgesetzt und auch auf andre Flußgebiete ausgedehnt. Hierdurch wurden noch eine Reihe von bauwürdigen Becken nachgewiesen, wovon einzelne gebaut, eines in der Weistritz bei Breitenhain auch zur Kraftgewinnung

sprüchen des Hochwasserschutzes und des Kraftgewinnes eingeschlagen. Die Becken selbst fassen nur einen sehr bescheidenen Teil des Jahreszuflusses, 6 bis 16 vH. Der untere Bekkenraum ist der Kraftnutzung dienstbar gemacht, während der obere größere Teil nach den Erfordernissen eines eingeschränkten Hochwasserschutzes zur Absaugung des sogenannten Schadenhochwassers bedient wird, wobei freilich auch noch erhebliche Kräfte gewonnen werden können.

Die Entwicklung ist hierbei allmählich über die ursprüng lichen Absichten hinausgegangen. Die gewaltige Steigerung des Wertes der Wasserkraft infolge der Erhöhung des Preises der Dampfkraft und der Beschränkung der dafür verfügbaren Kohlenmenge während der letzten Jahre in Verbindung mit der wachsenden Ausdehnung der Ueberlandnetze in den von den Talsperren versorgten Kreisen Schlesiens hat nun mit größter Lebhaftigkeit den Wunsch hervortreten lassen, den Kraftgewinn zu erhöhen, sogar auf Kosten des Hochwasserschutzes. wenn in einzelnen Fällen die Umstände besonders unglücklich zusammentreffen. Demgemäß ist, mit Zustimmung der Aufsichtsbehörde, der Betrieb der Speicherbecken immer mehr dem Kraftbedarf angepaßt worden. Kleinere Fluten, die das Becken, mehr oder minder unschädlich für den Unterlauf, wohl hätten durchlaufen können, werden in dem eigentlich für Schadenhochwasser freizuhaltenden Speicherraum zurückgehalten, und bei der Entlastung des Beckens wird auch auf die Ausnutzung Rücksicht genommen, wobei zugleich eine schädliche Verlängerung der Ueberflutung im Unterlauf möglichst vermieden wird. Freilich geschieht das auf die Gefahr hin, daß ein rasch eintretendes neues Hochwasser das Becken noch nicht genügend entleert vorfindet. Auf diese Weise wird ein weitergehender Ausgleich im Abflußvorgang der von den Talsperren beherrschten Flußstrecken erreicht, als in dem ursprünglichen Plan vorgesehen war. Das kommt auch allen unterhalb befindlichen Triebwerken zugute.

Darüber hinausgehend hat die Provinzialverwaltung Schlesiens, nach dem Umsturz zugleich für Arbeitsgelegenheit sor

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