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23. April 1921.

des Holzes verwendet. Das Kondensat fließt bei Gegendruckbetrieb über ein Filter zum Speisewasserbehälter, bei Kondensationsbetrieb zur Luftpumpe.

Im Trockenraum lassen sich 50 m3 (Festmeter) Holz mit 30 vH Wassergehalt in rd. 90 h (bei rd. 50° C) gut trocknen. Dem Holz sind dabei rd. 150 kg/h Wasser zu entziehen, Wozu der Lufterhitzer ohne Bodenbeheizung bis 320 kg Abdampf erfordert. Nach Bedarf wird das Holz vor dem Trocknen durch Frisch-, Zwischen- oder Abdampf gedämpft. Die Bodenheizung hält die Fußbodenkälte von den unteren Holzschichten ab und verhindert das Ruhen der Raumluft am Boden. Die Luft strömt infolge der angebrachten Schlitzwände wagerecht und an allen Stellen gleichmäßig durch die Kammer, so daß das Holz an jeder Stelle gleichzeitig getrocknet wird. Temperatur und Feuchtigkeitsgehalt der Trockenluft werden durch ein Thermometer und einen Feuchtigkeitsmesser von Schumann & Levering angezeigt, die in einem gußeisernen Mauerkasten in den Rückluftkanal eingebaut sind und von außen abgelesen werden können. Die Luftklappen in den Abluftschloten sowie den Frischluft- und Umwälzluftleitungen lassen sich von einer Stelle aus einstellen. Die Kammer arbeitet nach dem vereinigten Frisch-, Misch- und Rückluftverfahren, bei dem je nach der Außentemperatur und dem Grade der Holztrocknung mit Umwälz-, Frisch- oder Rückluft getrocknet wird. Die mit Feuchtigkeit völlig gesättigte Luft wird ins Freie gedrückt, während gleichzeitig frische Lu't angesaugt und, im Lufterhitzer erwärmt, in die Kammer gefördert wird. Bei der Umwälztrocknung sind die Abluftschlote und Frischluftstutzen in der Saugleitung geschlossen, und der Ventilator arbeitet mit der Kammerluft, die ständig im Kreislauf durch die Kammer und den Lufterhitzer geführt wird, bis sie ihren höchsten Sättigungsgrad erreicht hat.

Wärmewirtschaftliche Fragen im Reichskohlenrat.

[490]

Der Sachverständigenausschuß für Brennstoff verwendung beim Reichskohlenrat bat am 1. April 1921 in einer Vollversammlung zu mehreren Fragen Stellung genommen, die für die zukünftige Entwicklung der Wärmewirtschaft in Deutschland von großer Bedeutung sind.

Von allen Seiten wurde die Notwendigkeit betont, bei der im Gange befindlichen Reform der Technischen Hochschulen die Pflege der wärmetechnischen Wissenschaft besonders zu berücksichtigen1). Nicht nur in den maschinentechnischen, sondern in allen Abteilungen der Technischen Hochschulen müssen die Studierenden in den verschiedenen Vorlesungen immer wieder auf die wärmewirtschaftlichen Rücksichten beim Bau und Betrieb von Gebäuden und Anlagen hingewiesen werden. Das ist lehrtechnisch nicht ganz leicht, weil die Vorlesungen der verschiedenen Lehrkräfte ineinander greifen müssen. Die Aufgabe darf zudem nur gelöst werden, ohne den Studienplan abermals auszudehnen. Die Technische Hochschule zu Berlin plant infolgedessen, die Fachvorträge z. B. über Dampfmaschinen-, Dampfturbinen- und Gasmaschinenbau und dergl. zu Wahlfächern zu machen, dagegen zusammenfassende Vorträge über Wärmelehre (theoretische Wärmelehre, Kraftwirtschaft, Abwärmeverwertung, Brennstoffverwertung usw.) für alle Studierenden des Maschinenbaufaches in den ordentlichen Lehrplan aufzunehmen. Einzelne Gebiete der Wärmetechnik werden an den verschiedenen Hochschulen je nach den örtlichen Verhältnissen in Vortrag und Uebungen zum Teil schon heute besonders gepflegt. Der Sachverständigenausschuß wird demnächst die Hochschulen auffordern, Vertreter zu einer Besprechung mit seinen Mitgliedern zu entsenden, die eine allgemeine Verständigang über die praktische Durchführung dieser Erfordernisse herbeiführen soll. Ebenso wird er an die technischen Mittelschulen des Maschinenbaues, Bergbaues und Baugewerbes herantreten, um eine ähnliche Schulung der mittleren Betriebsbeamten anzubahnen.

Eine außerordentlich rege Aussprache, an der sich die Herren Passavant, Klingenberg, Rummel, Gleichmann, Heilmann, Silverberg, Reichel, Bolstorff und Reischle beteiligten, betraf die Frage der wärmetechnischen Rücksichten bei der Anlage und beim Betrieb elektrischer Kraftwerke. Sie zeigte, wie schwierig es bei sehr großen Elektrizitätswerken ist, die so wünschenswerte Abwärmeverwertung betriebstechnisch und wirtschaftlich befriedigend durchzuführen. Dagegen glaubt man, daß es sich wohl lohnen würde, die Rentabilität einiger mittelgroßer oder kleiner Elektrizitätswerke (Blockwerke u. a.) daraufhin zu überprüfen, ob ihre

1) Vergl. »Technik und Wirtschaft März 1921 S. 145.

Stromkosten durch Mitverwertung der anfallenden Abwärme soweit herabgemindert werden könnten, daß sie im Vergleich mit der Stromversorgung von Großkraftwerken aus Vorteile bieten. Besonders erfreulich war die Erklärung der Vereinigung der Elektrizitätswerke, daß sich die Elektrizitätswerke berufen fühlen, an der Herbeiführung des Fortschrittes in dieser Richtung mitzuwirken und gemeinsam mit den Besitzern von Eigenanlagen zu prüfen, wieweit es wirtschaftlich ist, ihren Strom selbst zu erzeugen und dabei gleichzeitig ihren Bedarf an Wärme zu decken, und in welchem Umfang und zu welchen Zeiten der Strom vorteilhafter vom Elektrizitätswork zu beziehen ist, damit beide Teile hiervon Vorteil haben. Umgekehrt wäre ebenfalls an praktischen Zahlen zu prüfen, unter welchen Bedingungen Heizanlagen durch vorherige Erzeugung von Kraft aus dem Heizdampf und Rückspeisung des so gewonnenen Stromes in andere Stromnetze die Gesamtwirtschaftlichkeit steigern könnten. Einige Redner waren aus ihren Erfahrungen heraus nicht allzu hoffnungsfreudig in dieser Hinsicht, obgleich jedem Fachmann der Gewinn aus der Vereinigung von Kraft- und Wärme wirtschaft nahezuliegen scheint. Im engsten Kreise sollen daher durch den Sachverständigenausschuß einige kennzeichnende Beispiele geprüft werden. Das Ergebnis wird der Oeffentlichkeit und insbesondere denjenigen Kreisen zur Kenntnis gebracht werden, die mit dem Bau solcher Anlagen und mit der gesetzlichen Regelung der deutschen Energiewirtschaft zu tun haben.

In innerem Zusammenhang mit diesen Fragen stand eine Denkschrift von Oberingenieur Gleichmann, Leiter der Badischen Landeskohlenstelle, über die Frage, wie man nach dem Aufhören der Koblenzwangswirtschaft die Energiewirtschaft bezirklich zusammenfassen könnte, die zurzeit noch Aufgabe der wärmetechnischen Abteilungen der Landeskohlen- oder Kohlen wirtschaftstellen ist. An Einrichtungen, die nach Zwangswirtschaft auf energiewirtschaftlichem Gebiet schmecken, ist keinesfalls zu denken. Selbst die Anmeldepflicht für Neuanlagen oder Umbauten wurde von mehreren Rednern mit großem Nachdruck abgelehnt. Daß aber volkswirtschaftlich Elektrizitätswirtschaft, Wärmewirtschaft und Wasserwirtschaft nicht voneinander zu trennen sind, sondern daß gemeinsame Energiewirtschaft getrieben werden muß, kann nicht in Abrede gestellt werden. Diese Feststellung dürfte für die weitere Behandlung des Elektrizitätswirtschaftsgesetzes nicht ohne Bedeutung sein. Inwieweit das Ziel der Denkschrift: bezirkliche Sammelstellen zu bilden, um bei Nea- und Umbauten von Kraft- und Wärmeanlagen die Abnehmer auf praktische Zusammenhänge der verschiedenen Erzeugungsund Bezugsmöglichkeiten für Energie hinweisen zu können durch vorhandene Selbstverwaltungen, z. B. entsprechend auszubauende Dampfkessel Ueberwachungsvereine, oder durch neue Gebilde der Selbstverwaltung, zu erreichen ist, muß die Fühlungnahme zwischen den beteiligten Stellen ergeben. Sie zu fördern oder, wo nötig, einzuleiten, betrachtet der Sachverständigenausschuß für Brennstoffverwendung als seine

Aufgabe.

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Spanische Pläne für Elektrizitäts-Landesversorgung. Der Entwurf für die Versorgung Spaniens mit Elektrizität aus einem großzügig angelegten Netz, das unter weitgehender Ausnutzung der Wasserkräfte des Landes betrieben werden soll (vergl. Z. 1920 S. 355), ist vor kurzem von einer Abordnung des Zivilingenieur-Vereins und des ersten spanischen Ingenieurkongresses dem König unterbreitet worden. Die Linien des Netzes von insgesamt 6500 km Länge folgen der Richtung der Hauptflüsse, der Haupteisenbahnen, um deren elektrischen Betrieb gegebenenfalls zu erleichtern, und der Verbindungslinien zwischen den Hauptpunkten der Elektrizitätserzeugung und verwertung. Neben Wasserkräften sollen auch die Vorräte an geringwertigen Kohlen zur Stromerzeugung unmittelbar an den Gruben herangezogen werden. Die Uebertragungsabschnitte sind bei Leistungen bis zu 50 000 kW nicht länger als 80 km. Die Kosten der geplanten Anlagen sind auf 200 Mill. Pesetas, die Erzeugungskosten auf höchstens 5 cent/kWh berechnet. (The Engineer 18. März 1921)

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Wasserschloß des Spullersee - Kraftwerkes.

Das hauptsächlich für den elektrischen Betrieb der Arlbergbahn bestimmte Wasserkraftwerk am Spullersee1) erhält als erstes der österreichischen Kraftwerke ein Wasserschloß mit verjüngtem Mittelteil nach Abb. 4. In der Zeitschrift für das gesamte Turbinen wesen vom 10. Dezember 1920 zeigt Fr. Kuhn, wie durch eine Vereinigung der für die Wasserschloßberechnung aufgestellten Formeln von Prašil2) und Forchheimer3) die Spiegelschwankungen in ihrem zeitlichen Verlauf verfolgt werden können. Der Schachtdurchmesser wird dann zweckmäßig für die bedien Grenzfälle bestimmt, nämlich wenn bei höchstem Wasserstand im Staubecken die Druckleitung plötzlich geschlossen und wenn bei niedrigstem Wasser

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deutscher Ingenieure.

Turbinen für niedriges Gefäll bezwecken: anderseits auch nicht darauf, daß der abgedeichte Schlickboden unsrer Nordseeküste unzweifelhaft einen weit höheren Wirkungsgrad durch Ausnutzung für Landwirtschaft und Viehzucht ergeben würde als durch Schaffung von Wasserbecken für Flutwerke. Im übrigen scheinen einige Aeaßerungen auch mißverständlich wiedergegeben zu sein, z. B. die von Galland: »Oder man sollte den Greifswalder Bodden absperren, um Rügen mit Strom zu versorgen. Es sollte damit wohl gesagt sein, daß man einen solchen Plan erwägen könnte, wenn der Bodden in der Nordsee läge und nicht in der Ostsee, wo die Fluthöhen höchstens einige Zentimeter betragen.

Amerikanisches Kranschiff.

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höchster Wasserstand im Spullersee beim 1.Ausbau

Beharrungszustand

tiefster Wasserstand im Spullersee

Beharrungszustand

tiefster Wasserstand im Schlofse

beim Vollausbau und plötzlicher

Entnahme von 6cbm/sk

Abb. 4. Wasserschloß des Spullersee-Kraftwerkes.

stand im Staubecken plötzlich die Höchstwassermenge entnommen wird. Es ergeben sich dann für den ersten Fall der höchste und für den zweiten Fall der tiefste vorübergehende Wasserspiegel im Schacht, zwischen denen der Schachtdurchmesser verkleinert werden kann. Wie weit diese Verkleinerung gehen darf, hängt von den dabei in ungünstigem Sinn beeinflußten Schwingungszeiten und Geschwindigkeiten, vor allem aber von den zulässigen rasch wechselnden Beanspruchungen der Schachtwand und der anschließenden Rohrleitung ab. In Abb. 4 sind die berechneten größten Spiegelschwankungen eingezeichnet. Fr.

Die Ausnutzung von Ebbe und Flut hat die Vossische Zeitung Nr. 141 vom 25. März zum Gegenstand einer Umfrage bei hervorragenden Fachmännern, u. a. de Thierry und Klingenberg, gemacht, die scharf die wirtschaftliche Unmöglichkeit solcher Projekte für die deutschen Küsten unter heutigen Verhältnissen betonen. Zu demselben Ergebnis kommen Galland und Regierungsbaumeister Kerbke vom Wasserwirtschaftlichen Verband. Die technische Ausführbarkeit wird in allen Antworten als möglich bezeichnet, aber kein Zweifel darüber belassen, daß eine technisch mögliche Anlage ohne wirtschaftliche Berechtigung ein Unding sei. Dabei ist indessen nicht auf die neueren erfolgversprechenden Arbeiten hingewiesen, die die Ausbildung schnellaufender

1) 8. Z. 1920 S. 607.

Schweizerische Bauzeitung, Bd. 52, 21. Nov. bis 19. Dez. 1920. Forchheimer, Hydraulik, Leipzig und Berlin 1914 S. 353/59.

Abb. 5. Amerikanisches Kranschiff.

auf der Außenhaut angebracht, Abb. 5, und ein kreisförmiges Kranfundament b von 18,3 m Dmr. auf Deck eingebaut. Der Kran selbst steht auf einer drehbaren Plattform, an der der Ausleger mit wagerechtem Gelenk befestigt ist. Abb. 5 zeigt die Fahrtstellung des Auslegers, der hierbei auf dem Gerüst c aufliegt. (The Marine Review Januar 1921)

Beanspruchung von Zahnrädern bei Schiffsantrieben. Zahnradgetriebe werden heut in Verbindung mit Schnellläuferturbinen für den Antrieb von Schiffen besonders in Amerika häufig verwendet. Angaben über den erforderlichen Durchmesser d der Ritzel in Zentimetern bei gegebenem Zahndruck P in kg/cm bei Getrieben mit doppelter Uebersetzung wurden in einem Vortrage von Walker in der Institution of Naval Architects am 17. März 1921 auf Grund praktischer Erfahrungen gemacht. Er findet, daß bei gewöhnlicher Verzahnung und einem Durchmesser des Ritzels unter 25 cm der Wert P: d≤ 4,2 bis 4,9 sein soll, während sich für d> 25 cm nach der Formel P: √a≤22 bis 27 zulässige Werte für d ergeben. W. S.

Kürzeste Töne bei Unterwasserschallsendern 1). Die Schwingungsmasse eines Membran-Schallgebers setzt sich aus der Membranmasse selbst, der mitschwingenden Mediummasse und den Massen der an der Membran befestigten Konstruktionsteile zusammen; sie beträgt für ein gewöhnliches Telephon in Luft etwa 6,5 g, dagegen für einen elektrischen Membransender im Wasser fast 50 kg. Die Frage, ob trotz dieser Unterschiede zur Wahrnehmung kürzester Töne bei Unterwasserschallsendern die gleiche oder eine größere Anzahl Schwingungen des erregenden Wechselstromes erforderlich ist als bei Telephonen, ist von E. Lübeke untersucht worden (Zeitschrift für technische Physik 1921 S. 52). Bei der in der Unterwasserschall-Telegraphie gebräuchlichen Frequenz von 1000 Per./s waren für Sender verschiedener Größe sowohl in Luft wie in Wasser etwa 10 Schwingungen erforderlich, d. h. der Sender muß etwa 0,01 s lang eingeschaltet werden, um einen einmaligen guten Toneindruck zu erzielen. Die erforderliche Schwingungszahl nimmt mit wachsender Senderfrequenz zu bis auf etwa 15 Schwingungen bei der Frequenz 2000 und nimmt mit ihr ab bis auf 5 Schwingungen bei der Frequenz 500. Gleichzeitig wurde festgestellt, daß die gewöhnlichen Unterwasserschall-Empfänger so schnell arbeiten, daß bei ihrer Benutzung die Kontaktzeit nicht vergrößert zu werden braucht, um einen guten Toneindruck zu erzielen.

Vergl. Z. 1920 S. 805 u. f.

23. April 1921.

Neuere Meẞmaschinen.

Von der großen Zahl neuer Feinmeßeinrichtungen teils optischer, teils mechanischer Bauart, die Carl Zeiß in Jena in der letzten Zeit entworfen hat1), seien zwei auf neuen Grundlagen beruhende Prüfgeräte für den Meßraum nachstehend beschrieben.

Der Gewindevergleicher, Abb. 6 bis 8, beruht auf der Messung mittels der an die Gewindeflanken angelegten

Das Meßverfahren beruht darauf, daß man wie bei den bekannten Längenvergleichern den zwischen Schneide und Flanke entstehenden Lichtspalt zwischen die Doppelfäden des Beobachtungsmikroskops bringt und nach Bedarf Durchmesser oder Steigung an den verschiedenen Maßstäben abliest. Dementsprechend legt man die beiden Schneiden entweder an gegenüberliegenden Seiten oder an derselben Seite der Schraube an. Die Schraube wird in den beiden Reitstöcken a eingespannt, die auf einem in Rollen geführten Schlitten b befestigt sind.

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Abb. 6 bis 8. Gewindevergleicher von Carl Zeiß, Jena.

Dieser trägt außerdem die Befestigung für die Schneiden c, die an die Gewindeflanken angeschoben werden und mit diesen den Lichtspalt für die Beobachtung bilden. An der einen Längsseite des Schlittens ist ein Maßstab d aus Glas befestigt, der mit dem am Ständer feststehenden Mikroskop e abgelesen wird. Der Schlitten wird mittels der Mikrometerschraube f oder mit der Hand nach Lösen der Klemmvorrichtung g grob eingestellt. Senkrecht zum Schlitten b ist auf Zylinderführungen die Brücke h verschiebbar, die in der Mitte ein Beobachtungsmikroskop i mit Goniometer trägt; die Fäden in der Fadenplatte dieses Mikroskops werden auf den erwähnten Lichtspalt eingestellt, dessen Neigung gegen die Achse der eingestellten Schraube das Goniometer anzeigt, während die Verschiebung in der Richtung der Brücke, also senkrecht zur Schraubenachse, an dem mit dem Gestell k verbundenen Maßstab / mittels des Mikroskops m mit Mikrometer n abgelesen wird. Diese beiden Längsbewegungen und die eine Drehbewegung liefern alle Angaben über eine Schraube oder einen Gewindefräser.

An baulichen Einzelheiten sind die Führung für den Schlitten und für die Brücke und ihre Lagerung zu erwähnen,

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Abb. 9 und 10. Vorrichtung zum Prüfen von Kreisteilungen von Carl Zeiß, Jena.

Schneiden, demselben Meßverfahren wie das bekannte Gewindemikroskop 2). Während dort mit Mikrometerschrauben gemessen wird, vermeidet der Vergleicher die Nachteile langer Mikrometerschrauben, indem die Einstellungen des Beobachtungsmikroskops über dem zu prüfenden Gewinde mit zwei Mikroskopen und Fadenkreuzen an entsprechenden Glasmaßstäben abgelesen werden, und gestattet infolgedessen, auch lange Schrauben mit der gleichen Genauigkeit wie kurze Schrauben zu messen.

1) » Werkstatts-Technik 1920 S. 541. 2) »Der Betrieb 1919 Heft 6.

durch die geringe Abnutzung und leichte, zwanglose Einstellung ermöglicht werden. Durch die künstliche Beleuchtung der beiden Sehfelder mittels der Glühlampe o und zweier Spiegelanordnungen macht man ferner die Ablesung von den durch die wechselnde Tagesbeleuchtung hervorgerufenen Fehlern unabhängig.

Die Vorrichtung zum Prüfen von Kreisteilungen, z. B. von Zahnrädern, Abb. 9 und 10, arbeitet mittelbar, indem sie die Teilung des Rades auf eine genaue Meßtrommel überträgt. Der Vorgang ist in Abb. 11 und 12 dargestellt; mittels eines feinen Reißerwerkes überträgt man die Teilung genau auf

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den Umfang der Teilscheibe (Meßtrommel) a, die dann erst in den Teilungsprüfer eingespannt wird. Das Rad A ist dabei zwischen den Spitzen einer genau laufenden Drehbank eingespannt, an deren Bett ein Schaltzahn mit der genau entsprechenden Zahnform gelagert ist, der somit genau in den Teilkreis eingreift und mit der Hand weitergeschaltet wird. Der Dorn, der das Rad trägt, nimmt auch eine Schnurscheibe für die Gewichtbelastung und die mit ihr fest verbundene Meßtrommel auf.

Sobald die Zahnteilung mit feinen Rissen auf den Umfang der Meßtrommel übertragen ist, wird die Meßtrommel a auf die Teilscheibenachsel der Prüfvorrichtung, Abb. 9 und 10, gesetzt, die der genauen Lagerung wegen in Hohlkörnern mit Kugeln gelagert ist. Die Teilscheibenachse trägt die Zentrierscheibe, auf der die Meßtrommel genau ausgerichtet wird. Mit einem Fühlhebel prüft man die Lagerung nach den beiden Richtungen. Beim Nachmessen wird die Meßtrommel

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von dem mit ihr gekuppelten Antriebsrad d aus verstellt, dessen hohle Achse die Teilscheibenachse umgibt, und das zugleich als Einstellkreis dient. Beim Grobeinstellen treibt man einen Triebling mittels des Knopfes e, während beim Feineinstellen die Scheibe gegen den Arm ƒ geklemmt und mittels der Mikrometerschraube g oder h bewegt wird.

Die Prüfung der Teilung erfolgt in der Weise, daß je zwei Abschnitte miteinander verglichen werden. Zu diesem Zweck ist eines der Mikroskope auf der Grundplatte fest, das zweite an einem Arm i drehbar, wobei man noch zwei um 1o voneinander entfernte Teilstriche einstellen kann. Das Okularmikrometer des festen Mikroskops gestattet, Fehler von 10' auf 0,1" genau zu bestimmen.

Die Teiltrommel am Okular k zeigt noch 1000 mm an, und die Meẞtrommel a ist so bemessen, daß 1/1000 mm auf ihrem

Umfang einer Bogensekunde entspricht. Man kann demnach an der Teiltrommel des Okulars den Fehler in Bogensekunden unmittelbar ablesen und auf Zehntelsekunden schätzen.

Da die Strichdicke bei allen Strichablesungen die Ablesegenauigkeit stark beeinflußt, wird der Maschine eine eigene Strichplatte, Abb. 12, beigegeben, die

aus drei Paaren gleich langer Striche mit verschiedenem Abstand und Abb. 13. einem einfachen Mittelstrich besteht. Strichplatte zum Prüf- Damit kann man ganz verschieden apparat für Krcisteilungen. dicke Striche genau auf die Mitte des Mittelfadens einstellen. Der einzelne Mittelstrich steht in der Nullstellung genau auf einem der Zählstriche, des Gesichtsfeldes.

Bei der Messung werden nicht die Größen der einzelnen Teilabschnitte, sondern nur ihre Unterschiede bestimmt. Man bestimmt also aus allen Abschnitten den mittleren Fehler der Teilung und kann dann aus dem Unterschied zwischen zwei bestimmten Abschnitten die wirklichen Fehler angeben. Nachdem die Mikrometertrommel auf Null eingestellt ist, bringt man die Zählplatte im Gesichtsfeld auf eine mittlere Zahl, z. B. 3, und mit Hilfe der vorhandenen Einstellschrauben einen Riß an der Meßtrommel auf den Mittelstrich der Strichplatte. Dann stellt man das drehbare Mikroskop genau auf irgend einen anderen Teilstrich, nachdem man den Arm i vor der Feineinstellung festgeklemmt hat. An dieser Einstellung wird im weiteren Verlauf der Messung nichts geändert, sondern nach Drehen der Meßtrommel der nächste Strich im gleichen Mikroskop eingestellt. Stimmt der entsprechende Strich im Gesichtsfeld des festen Mikroskops, so sind beide Teilungen gleich; andernfalls wird die Abweichung mit dem Okularmikrometer gemessen. [542 a] Kurrein.

deutscher Ingenieure.

Gesellschaft für technisch-wissenschaftliche Fortbildung für den Kölner Bezirk.

Unter diesem Namen wurde am 12. März unter Beteiligung von Vertretern der Großindustrie, der technisch-wissenschaftlichen Vereine, der Regierung, der Stadtverwaltung, der Universität und der Eisenbahndirektion in der Aula der Universität zu Köln eine Körperschaft gegründet, dessen Ziele Professor Grunewald, Direktor der staatlichen vereinigten Maschinenbauschulen, in der Eröffnungsansprache näher kennzeichnete. Die Einrichtung technischer Fortbildungskurse auf breitester wissenschaftlicher Grundlage ist für den Kölner Bezirk als dringendes Bedürfnis einstimmig anerkannt worden. Aehnliche Kurse werden bereits mit Erfolg in Berlin, in Hamburg und im Ruhrgebiet abgehalten. Die in Köln ansässigen technischen Vereine, Verbände und Industrien haben sich nunmehr unter reger Beteiligung und Unterstützung seitens der Stadtverwaltung und der Kölner Universität zu einer Gesellschaft zusammengeschlossen, um die Mittel zur Abhaltung solcher Kurse aufzubringen. Die zunächst im bescheidenen Maß beginnenden Vorträge sollen vor allem den berufstätigen Technikern zur Wiederholung, Erweiterung und Vertiefung ihrer Kenntnisse dienen und werden sich den verschiedenen Ausbildungsstufen (Hochschulbildung, Fachschulbildung, Meister) anpassen.

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In der sich anschließenden Erörterung Bürgermeister Dr. Löhe in Vertretung von Oberbürgermeister Dr. Adenauer das rege Interesse der Stadtverwaltung an dem Unternehmen, dem die Stadt außer einem einmaligen größeren Geldbetrag voraussichtlich auch laufende Jahresbeiträge zur Verfügung stellen werde. Generaldirektor Dr. Langen betonte, daß die gesamte rheinische Industrie die Neugründung auf das lebhafteste begrüße und die Arbeiten des Instituts nach Kräften fördern und unterstützen wolle. Dem Vorstande der Gesellschaft gehören an: Gen.-Dir. Dr. Grosse (v. d. Zypen, Stahlwerk), Oberbürgermeister Dr. Adenauer, Gen.-Dir. Becker (Kalker Masch.-Fabr.), Dir. Max Clouth (Gummiwerke), Baurat Köttgen (v. d. Zypen, Waggonfabr.), Gen.-Dir. Dr. Langen (Gasmotorenfabr. Deutz), Gen.-Dir. Lechner (Bamag), Gen-Dir. Dr. Paul Müller (Sprengstoff A.-G.), Dir. Pohlig, Köln-Zollstock, Dir. Dr. Sieg (Gottfried Hagen), Komm.-Rat Schütte (Alfred H. Schütte), Gen.Dir. Dr. Dr.-Ing. Silverberg (Rhein. Braunkohlen-A.-G.), Dir. Zapf (Carlswerk), Gen.-Dir. Bergrat Zörner (Humboldt) und zwei noch zu bestimmende Stadtverordnete.

Gießereifachausstellung München 1921.

Der Verein Deutscher Eisengießereien wird gleichzeitig mit seiner Hauptversammlung in der Zeit vom 14. bis 25. September d. Js. in den Hallen des Münchener Ausstellungsparkes eine Gießereifachausstellung veranstalten. Zur Beteiligung an dieser Ausstellung werden alle Firmen eingeladen, die sich mit dem Entwurf und dem Bau von Gießereianlagen, mit der Herstellung von Gießereieinrichtungen und Gießereiwerkzeugen und mit der Lieferung von Gießereirohstoffen und Gießereihilfsmaterialien befassen. Der Bedarf der Stahlgießereien und der Metallgießereien soll in gleichem Maß berücksichtigt werden wie der Bedarf der Eisengießereien.

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Um den Ausstellern einen möglichst großen Kreis von Interessenten zuzuführen, werden der Verein Deutscher Stahlformgießereien, der Verein Deutscher Tempergießereien, der Gesamtverband Deutscher Metallgießereien, der Verein Deutscher Gießereifachleute und der Deutsche Formermeisterbund eingeladen werden, ihre diesjährigen Tagungen anschließend an die des Vereins Deutscher Eisengießereien in München abzuhalten. Außerdem soll bei den Gießereien und Gießereifachleuten in Italien, Oesterreich, in der Schweiz, in der Tschechoslowakei und in Ungarn für den Besuch der Gießereitagung und der Gießereifachausstellung geworben werden. Mit den vorbereitenden Arbeiten für diese Ausstellung ist die Bayerische Gruppe des Vereins Deutscher Eisengießereien, München, Ludwigstr. 16/I betraut worden.

Deutsche Automobilausstellung 1921.

Der Verein deutscher Motorfahrzeugindustrieller hat beschlossen, in der Zeit vom 23. September bis 2. Oktober 1921 in der Ausstellungshalle Kaiserdamm, Charlottenburg, die erste Nachkriegs-Ausstellung deutscher Erzeugnisse aus den Gebieten der Kraftfahrzeuge, Zubehörteile usw., zugleich die erste Ausstellung in der erwähnten Ausstellungshalle, zu veranstalten. Anmeldungen sind bis zum 15. Mai 1921 an die Geschäftstelle der Ausstellung, Berlin W. 9, Leipziger Platz 16, einzureichen.

23. April 1921.

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Wirtschaftliche

Der englische Bergarbeiterausstand.

Im Jahre 1916 wurde in England die Zwangswirtschaft im Kohlenbergbau eingeführt; es wurden Einheitslöhne festgesetzt und den Unternehmern eine bestimmte Verzinsung auf der Grundlage der Verhältnisse von 1913 gewährleistet. Als nach dem Kriege auch in England die Arbeitsleistung bedeutend herabging, wurde es für die Regierung immer schwieriger, ein Gleichgewicht zwischen den beiden übernommenen Verpflichtungen aufrechtzuerhalten, zumal als im Lauf des zweiten Halbjahres 1920 die Kohlenpreise unter dem Einfluß des Spa-Abkommens und der amerikanischen Industriekrise ihren steilen Absturz erfuhren Durch ein im November vorigen Jahres eingeführtes Prämiensystem gelang es, die Arbeitsleistung vorübergehend etwas zu steigern, bei dem weiteren Sinken der Kohlenpreise aber muß die englische Regierung seit dem Januar dieses Jahres monatlich etwa 50 Mill. £ zusetzen, wenn sie den Zustand der Einheitslöhne und die Gewähr der Mindestgewinne der Gruben aufrechterhalten will. Sie hat daher mit Wirkung vom 1. April an die Zwangswirtschaft im Kohlenbergbau aufgehoben und damit Löbne und Unternehmergewinn wieder dem freien Spiel der Kräfte überlassen.

Da die Gruben unter den gegenwärtigen Lohn- und Absatzverhältnissen fast ausnahmslos mit erheblichen Verlusten arbeiten und an der Tonne geförderter Kohle 4 bis 16 sh zusetzen Verluste, die bisher eben von der Regierung gedeckt wurden war das erste Verlangen ein bedeutender Abbau der Löhne. Als Grund dafür wurde die mangelnde Wirtschaftlichkeit der Grubenbetriebe angegeben, die Möglichkeit für einen Preisabbau durch die eingetretene Verbilligung der Lebenshaltung begründet. Der Vergleich mit anderen Industriezweigen wird dabei ins Feld geführt, wo »gleitende Löbne« in unmittelbare Abhängigkeit von den Lebenshaltungs-Indexziffern gesetzt sind, und wo auf dieser Grundlage die Arbeiter sich bedeutende Lohnherabsetzungen haben gefallen lassen.

Der allgemeine Bergarbeiterausstand, der pünktlich am 1. April einsetzte, hat also eine grundsätzliche Bedeutung insofern, als er nicht eine Lohnerhöhung zum Gegenstand hat, sondern sich gegen den Abbau der hohen Kriegslöhne wendet. Es ist jetzt der Kampf der Arbeiterschaft um die Vorteile, die ihnen die gebundene Form der Kriegswirtschaft geboten bat, gegenüber der Regelung auch des Arbeitsmarktes durch Angebot und Nachfrage. Die englische Regierung und die englische Oeffentlichkeit beider Parteien sind sich dieser grundsätzlichen Bedeutung der Vorgänge voll bewußt, der Kampf wird daher von beiden Seiten mit großer Zähigkeit geführt. Die Regierung lehnt die Beibehaltung der >Nationallöhne« grundsätzlich ab; sie verlangt jetzt von den Unternehmern eine Nachprüfung der von ihnen aufgestellten Lohnangebote. Obwohl der Dreibund der englischen Arbeiterorganisation en, die Bergleute, die Eisenbahner und die Transportarbeiter, ständig mit einem gemeinsamen General streik drohen, ist es bisher gelungen, einen solchen zu verhindern und die nicht unmittelbar beteiligten Arbeitergruppen von dem Ausstande fernzubalten. Eine Einigung ist indessen bis zum Abschluß dieses Heftes nicht erreicht worden. Der bis dahin zwei Wochen währende Ausfall an Kohlenförderung die englische wöchentliche Förderung beträgt im Durchschnitt rd. 5 Mill. t ist nicht allein für England, dem dabei viel von seinem Ausfuhrgeschäft verloren gehen wird, sehr fühlbar, sondern auch von recht ungünstigem Einfluß auf die schwebenden Verhandlungen über die deutschen weiteren Kohlenlieferungen; es liegt nahe, daß Deutschland zum Ausgleich des Förderausfalls in England herangezogen wird.

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Die deutschen Frübjahrsmessen.
(Leipzig, Königsberg, Frankfurt.)

Ein besonderer Unstern schwebt in den letzten Jahren über der Leipziger Messe. Wurde vor einem Jahre die Frühjahrsmesse durch die Kapptage und die damit verbundenen Straßenkämpfe in Leipzig stark beeinträchtigt, so wachten bei der diesjährigen Frühjahrsmesse (6. bis 12. März) der Abbruch der Londoner Verhandlungen und der Eintritt der Zwangsmaßregeln der Entente ihren lähmenden Einfluß geltend. Wenn trotzdem mit rd. 15000 Ausstellern und rd. 120000 Besuchern, davon etwa 25000 Ausländer, ein sehr reger Geschäftsverkehr und in weiten Kreisen ein sehr zufriedenstellender Erfolg der Messe zu verzeichnen ist, so ist das ein neuer Beweis für ihre Lebensfähigkeit und für die Festigkeit des deutschen Wirtschaftslebens überhaupt. Auch bei dieser Messe wird freilich wieder besonders betont, daß ihre Be

Umschau.

deutung nicht immer so sehr in dem wirklichen Abschluß von Aufträgen als vielmehr in der Anbahnung solcher durch Aufnahme persönlicher Fühlung zwischen Herstellern und Verbrauchern liegt. Es ist durch die Natar der Dinge gegeben, daß dies besonders für die Technische Messe gilt, da technische Dinge, Maschinen usw., viel weniger für den messehaften Fertigverkauf nach Mustern geeignet sind als andere Waren. Die Technische Messe, die zuletzt versuchsweise von der Allgemeinmesse zeitlich abgespalten worden war, ist jetzt wieder mit ihr vereinigt worden; weitgehende Neuschöpfungen an Ausstellungsräumen haben diese Gleichzeitigkeit ermöglicht. Im Mittelpunkt der Technischen Messe stand wiederum die große Ausstellung des Vereines deutscher Werkzeugmaschinenfabriken.

Die Ostmesse in Königsberg hat unmittelbar nach der Leipziger (13. bis 18. März) zum zweiten Male den Ostvölkern, an die sie sich besonders wendet, einen starken Eindruck von der Leistungsfähigkeit Deutschlands und von der Notwendigkeit für die Oststaaten, mit Deutschland zusammenzuarbeiten, geboten. Auch hier ist freilich der Umfang der tatsächlich getätigten Abschlüsse verhältnismäßig gering. Die Einkäufer aus der Provinz Ostpreußen selbst zeigten große Zurückhaltung, der Absatz nach Litauen, das etwa 500 Einkäufer nach Königsberg entsendet hatte, ist durch die Zollbeschränkungen noch sehr erschwert, außerdem bearbeiten zahlreiche große Handelshäuser den litauischen Markt bereits unmittelbar durch Vertretungen von Kowno aus. Etwas günstiger liegt der Verkehr mit Lettland, wohin der Seeweg unter Umgehung Litauens die Ausfuhr wesentlich erleichtert. Im ganzen berechtigt indessen die Einrichtung der Ostmesse, die in Anbetracht ihrer besonderen Bedeutung durch einen erheblichen Reichszuschuß gefördert wird, zu der Hoffnung einer gedeihlichen Weiterentwicklung.

Die Frankfurter Frühjahrsmesse (10. bis 16. April), die vierte in der Reihe der Internationalen Frankfurter Messen, stand natürlich ebenfalls unter dem vernichtenden Zeichen der »Sanktionen«. Die fünfzigprozentige Ausfuhrauflage macht jedes Ausfuhrgeschäft zunichte, und in der Anbahnung von Auslandbeziehungen sah Frankfurt ja von Beginn seiner Messeunternehmungen an sein Hauptziel. So bleibt auch hier als Erfolg nur übrig der Nachweis einer starken Leistungsfähigkeit durch die mehr als 4000 trotz aller Unbill ausstellenden Firmen. Wie es bei den für die Ausfuhr arbeitenden Industriezweigen natürlich und besonders wichtig ist, tritt gerade hier ein deutliches Streben nach der höchsten Ausbildung von Qualitätsware zutage, gleichzeitig damit der Wunsch, nicht so sehr Massenware, als vielmehr Erzeugnisse von Einzelwert herzustellen. Die innige Verknüpfung der Messen mit Bestrebungen der Kunst und des Kunstgewerbes in Frankfurt trägt offenbar viel hierzu bei; die Fertigstellung des Werkbundhauses, die bis zur Herbstmesse (25. September bis 1. Oktober) zu erwarten ist, wird diesen Bestrebungen weiteren Boden gewähren. Unentwegt und ungebeugt durch alle Erschwernisse, die feindliche Mißgunst der Auswirkung deutschen Fleißes entgegenstellt, rüstet Frankfurt zu immer weiterem Ausbau seiner Messen; für die Herbstmesse wird eine neue große Industriehalle weiteren rd. 2000 Ausstellern Raum gewähren.

Weitere Zusammenschlüsse in der Zementindustrie 1).

In der Zementindustrie hatten sich bereits im Jahre 1909 die Bremer Portlandzementfabrik und die Portland-Zementwerke Union in Porta zu der »Porta-Union« A.-G. vereinigt. Diese Gruppe verstärkte sich im Jahre 1917 durch eine erhebliche Kommanditbeteiligung bei der Firma Horstkötter & Illigens Portlandzementwerke in Beckum, deren Kapital gegenwärtig 6 Mill. M beträgt. Eine andere Gruppe bildete sich um die Wickingschen Portlandzement- und Wasserkalkwerke in Münster i. W., die sich im Jahre 1917 mit den Portlandzementwerken Roland in Beckum, mit den Ennigloher Portlandzement- und Wasserkalkwerken Grimberg-Rosenstein, den Lengericher Portland- und Kalkwerken und der Firma Rudolf Kröner A.-G. in Lengerich zusammschlossen und sich im Jahre 1919 noch die Bürener Portlandzementwerke angliederten. Das Kapital dieser Gruppe betrug nach diesen Erweiterungen 20 Mill. M; es soll neuerdings um 10 Mill. M erhöht werden. Nunmehr hat die Wicking-Gesellschaft einen großen Teil der Porta-Union-Aktien erworben, um eine Interessengemeinschaft auf der Grundlage herbeizuführen, daß für sieben Porta-UnionAktien sechs Wicking-Aktien eingetauscht werden.

1 Vergl. Z. 1920 S. 1118.

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