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Halbzeug und Walzeisen:

deutscher Ingenieure.

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Toleranzen. Von W. Kühn. Verlag des Vereines deutscher Ingenieure, Berlin NW. 7; im Buchhandel bei Julius Springer, Berlin W. 9. Preis 23 M.

Eines der wichtigsten Gebiete industrieller Normung ist das Gebiet der Passungen und Toleranzen. Früher recht stiefmütterlich behandelt, ist es durch die Notwendigkeit der Vereinheitlichung in den letzten Jahren rasch in den Vordergrund gerückt worden und hat sich binnen kurzem zu einer wirklichen Wissenschaft herausgebildet. Ein Hauptverdienst daran kommt dem Direktor der Frankfurter MaschinenbauA.-G. W. Kühn zu, der sich gestützt auf seine jahrelangen Erfahrungen, von Anfang an in den Dienst der Sache gestellt hat. Sein vor kurzem erschienenes Buch Toleranzen behandelt in einheitlicher Weise das gesamte Gebiet der Passungen. Eine einheitliche wissenschaftliche Behandlung des Stoffes war nur möglich auf Grund einer ausgezeichneten Systematik, die Kühn zum ersten Male aufgestellt und die sich der Normenausschuß bei seinen Arbeiten schon lange zu eigen gemacht hat.

Kühn hat, auf der Paßeinheit aufbauend, ein System aufgestellt, das infolge seiner Schmiegsamkeit für alle nur erdenklichen Fälle gebraucht werden kann. An die früher im allgemeinen übliche Feinpassung schließt er noch feinere und eine ganze Reihe gröberer Passungen an. Einer langen Reihe von Industriezweigen, für die es eine unnötige Verteuerung bedeuten würde, wenn sie ihre austauschbaren Teile nach den im Präzisionsmaschinenbau üblichen Fein-Toleranzen bearbeiten wollten, bringt er damit die Möglichkeit, auf billigem Wege und in genügender Weise austauschbare Teile herzustellen.

Da Kühn in zahlreichen Kurven- und Zahlentafeln Gebrauchswerte für die Praxis gibt, sei der Leser nachdrücklich darauf aufmerksam gemacht, daß diese auf einer andern Grundlage als der des Normenausschusses aufgebaut sind. Bezüglich der in der Praxis zu verwendenden Zahlenwerte sollte also, auch soweit andere als die genormten Edel-, Fein-, Schlicht- und Grobpassungen in Betracht kommen, stets auf die Paßeinheit nach DI-Norm 17 zurückgegriffen werden.

Auf derselben Grundlage wie die zylindrischen Passungen sind die Gewindepassungen entwickelt. Dies ist zweifellos das schwierigste Gebiet der Tolerierung, und es ist bisher noch niemandem gelungen, hierfür brauchbare Vorschläge auszuarbeiten. Die Kühnsche Arbeit entwickelt in ausgezeichneter und klarer Weise als erste die theoretischen Grundlagen, die für die Gewindetolerierung notwendig sind; sie behandelt die Toleranzen für die einzelnen bei Gewinden vorkommenden Größen: Außen- und Kerndurchmesser, Flankenmaß, Steigung, Gewindewinkel, Schräglage des Gewindezahnes, Spitzenabrundung und Grundabrundung, und legt darnach ihre gegenseitige Beeinflussung klar. Für die Praxis unterscheidet Kühn vier Gütegrade: genau, fein, normal und grob, und gibt dafür aus dem Schatz langjähriger Erfahrungen, wiederum auf einer Grundeinheit, der Gewindepaßeinheit, aufgebaut, Zahlenwerte bekannt, die ohne weiteres als Grundlage für die Herstellung der Gewindeschneidwerkzeuge und der Gewindelehren benutzt werden können.

Es

Wirklich austauschbare Gewinde gab es bisher noch nicht. fehlte eben die wissenschaftliche Grundlage, außerdem mangelte es an geeigneten Meßinstrumenten. Es ist daher besonders dankenswert, daß Kühn neben jener in seinem Buch auch Anweisungen für Meßgeräte bekannt gibt, so daß das Gebiet in seinem Buch restlos erschöpft ist. Er erbringt damit den Beweis, daß beim Tolerieren von Gewinden nicht nur von einer einheitlichen wissenschaftlichen Grundlage ausgegangen werden kann, sondern in vielen Fällen ein ganz bestimmter, scharf begrenzter Weg beschritten werden muß. Außerdem ist die Durchführung der Gewindetolerierung eine Bestätigung der Richtigkeit des von Kühn bei den zylindrischen Passungen zeitlich schon viel früher beschrittenen Weges: Unterteilung in Gütegrade und Zugrundelegung eines ge meinsamen Maßes, Paßeinheit genannt.

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Ein besonderes Interesse verdient gerade jetzt der Anhang, in dem wohl die wichtigste Normungsfrage, die unsere Industrie augenblicklich bewegt, nämlich die Frage Einheitsbohrung oder Einheitswelle«, behandelt wird. Nach einer Gegenüberstellung der Vorteile beider Systeme zeigt Kühn, daß kein System gänzlich entbehrt werden kann, und er macht an Hand einer großen Anzahl praktischer Beispiele klar, wie durch die Wahl der Laufwelle als Einheitswelle die Vorteile beider Systeme vereinigt werden können. Diese Vielzahl der Beispiele bildet gleichzeitig ein ausgezeichnetes Lehrbuch für jeden Ingenieur, der sich Kaum mit der praktischen Tolerierung von Maschinen befassen muß. ein Gebiet des Maschinenbaues ist dabei vergessen, und man darf wohl sagen, wer Kühns Arbeiten gründlich studiert hat, ist in der Lage, in bezug auf Passungen bei grundsätzlichen Fragen richtige Entscheidun[265] gen zu fällen.

1

Yacht-Bibliothek, Band XIII und XIV: Motorbootfahrers Handbuch. Bearbeitet von Marinebaumeister A. Techow, Oberingenieur F. W. v. Viebahn und Ingenieur M. H. Bauer, herausgegeben von der Schriftleitung der Zeitschrift » Die Yacht«. Berlin 1920, Dr. Wedekind & Co., G. m. b. H. Preis 30 M.

Als Ersatz für das inzwischen vergriffene bekannte Buch >Motorboote und Bootsmotoren hat die Schriftleitung der Zeitschrift Die Yacht das vorliegende zweibändige Werk herausgebracht, dessen Erscheinen in jeder Beziehung zu begrüßen ist. Der erste Band enthält die durch mehr als 125 Pläne von Motorbooten erläuterten Beschreibungen aller Arten von Motorbooten vom kleinsten Beiboot bis zum großen Seekreuzer. Die Rennboote sind in einem besonderen Abschnitt von M. H. Bauer behandelt. Der zweite Band soll die für den Entwurf und Bau der Fahrzeuge erforderlichen Kenntnisse vermitteln und insbesondere über Bauweise und Betrieb der Motoren unterrichten.

Die vielen Beschreibungen der verschiedenen Bootarten wirken durchaus nicht eintönig, wie ihr Verfasser bescheiden meint, sondern es verdient rühmend hervorgehoben zu werden, daß Techow verstanden hat, den reichen Schatz seiner eigenen Erfahrungen bei den kritischen Betrachtungen und Vergleichen und beim Hervorheben der Vorteile und Nachteile mit solcher Lebendigkeit, oft mit Humor, dem Leser zugänglich zu machen, daß Laie und Fachmann seinen Ausführungen gern folgen werden. Der echte Sportsmann wird besonderen Gefallen an folgenden Sätzen finden: »Es liegt kein Sport darin, wenn man den Bootsmanu vorfahren läßt, wenn man einsteigt, essend, trinkend und rauchend die Gegend bewundert und vollbefriedigt aussteigt, der bezahlten Hand alles übrige überlassend. Das wäre der Sport des Kriegsgewinnlers. Für uns beginnt der Sport erst mit der eigenhändigen Betätigung.<

Der Pflege dieses echten Sportgeistes ist auch der Abschnitt von M. H. Bauer über die Rennboote gewidmet. Er schließt mit dem Hinweis auf den erzieherischen Wert des Sportes im Motorrennboot und auf die noch unabsehbaren Entwicklungsmöglichkeiten auf diesem Gebiete.

Den gleichen Zweck verfolgen auch die Abhandlungen des zweiten Bandes. Die Verfasser sind sich allerdings darüber klar, daß praktisches Können und Erfahrung niemals durch Bücherlesen erworben werden können. Aber es ist durchaus berechtigt, zu sagen, daß nur der ein Anrecht darauf hat, sich als sportgerechter Motorbootfahrer zu fühlen, der sein Boot und seine Maschine wirklich kennt und damit umzugehen versteht. Die dazu nötigen Vorkenntnisse vermittelt das vorliegende Werk in ganz vorzüglicher Weise.

Druck, Abbildungen und sonstige Ausstattung der beiden Bücher sind trotz der heutigen schwierigen Verhältnisse gut, und der Preis ist nicht hoch zu nennen. [258] F. V. Meyer.

1. Januar 1921

Die technischen Leistungen der Pflanzen. Von R. H. Francé. Leipzig 1919, Veit & Comp. 296 S. mit 155 Abb. Preis geh. 10 M, geb. 14 M.

Der Referent muß gestehen, daß er von vornherein mit einem gewissen Mißtrauen an dieses Werk herangetreten ist, weil dessen Verfasser bereits früher in verschiedenen Zeitschriftenaufsätzen seine Ideen veröffentlicht hatte, wobei er sich jedoch hinsichtlich seiner technischen Kenntnisse mancherlei Blößen gab. Auch das vorliegende Buch weist vielfache Mängel und zahlreiche Fehler auf, und mancher Techniker mag daher geneigt sein, es nach dem ersten Durchblättern sofort unbefriedigt wegzulegen. Trotzdem verdienen die darin entwickelten Gedanken und die zahlreichen angeführten Tatsachen ein eingehendes Studium, weil sie geeignet erscheinen, dem Ingenieur ein neues Feld seiner Tätigkeit zu eröffnen.

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Im Rahmen eines alle irdischen Erscheinungen umspannenden Weltbildes, das der Verfasser als objektive Philosophie bezeichnet, bringt er eine Anzahl von Beispielen für den Parallelismus, ja manchmal für die Identität der Lösung der gleichen Aufgaben, bei dem Bau und der Lebensfunktion der Pflanzen und bei den Gebilden der menschlichen Technik. Die Aehnlichkeit ist in vielen Fällen wirklich überraschend, and die Bedeutung für die Praxis besteht darin, daß der Verfasser vorschlägt, Lösungen von technischen Aufgaben, die sich in der Natur vorfinden, die aber der menschlichen Technik noch unbekannt sind, dieser nun dienstbar zu machen. Tatsächlich gelang es Francé, einige wenn auch bisher noch nicht einschneidende Neuerungen aus der Natur in die gewerbliche Technik zu übertragen, und es steht zu erwarten, daß durch weitere genaue Beobachtung an Tieren und Pflanzen die Technik eine Reihe neuer Impulse empfangen kann.

Leider wurden durch die ungenügenden technischen Kenntnisse des Verfassers zahlreiche Mängel und Unrichtigkeiten in der Arbeit verursacht, wozu noch eine Reihe von Druckfehlern hinzutritt. Den Techniker hindert auch die ihm ungewohnte und daher oft unklare Erläuterungsweise und die ihm wenig vertraute Darstellungsart der botanischen, besonders der mikroskopischen Abbildungen am leichten Verstehen des Werkes.

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Auf die einzelnen Fehler hier einzugehen, ist nicht möglich; sie dürften bei einer Neuauflage nur durch Zusammenarbeiten des Verfassers mit einem Techniker gänzlich auszuschalten sein. Einige Beispiele für die verschiedenen Fehlertypen sollen aber angeführt werden.

Auf S. 20 u. f. wird das Röhrchennetz eines Flechtenlagers mit einem Oberflächenkondensator verglichen und die Arbeitsweise des Gebildes so erklärt, daß sich die feuchtigkeitsgesättigte atmosphärische Luft an den Zellfädenröhrchen niederschlägt, weil die Luft »wärmer ist als die rasch verdunsten den, daher abgekühlten Zellfäden. Dem Techniker bleibt es unverständlich, wie an einem Organ gleichzeitig Verdunstung und Kondensation stattfinden kann.

In der auf S. 28 erwähnten Jaminschen Kette (Abwechseln von Luftblasen und Wasserstrecken in den aufsteigenden Gefäßbahnen) möchte der Techniker lieber das Prinzip einer Mammut- als das einer Saugpumpe erkennen.

Abb. 13, 15, 17, 74, 143 usw. sind Beispiele für mikroskopische Zeichnungen, die dem Techniker nicht ohne weiteres verständlich sind; hier wären erläuternde Handskizzen oder direkte Konstruktionszeichnungen von Pflanzenteilen am Platze.

Auf S. 47 ist das Prinzip der hydraulischen Presse nicht richtig verstanden worden. Der Flüssigkeitsdruck des Arbeitszylinders wird im Vergleich zu dem des Druckzylinders durch eine solche Einrichtung niemals erhöht, sondern das Wesentliche daran ist ein größerer,

den Flüssigkeitsdruck einer umfangreicheren Fläche aufnehmender und zusammenfassender Kolben.

Die Abbildung 55 bezeichnet der Verfasser als Dampfkessel mit Sicherheitsvorrichtung. Es handelt sich aber um einen Dampfzylinder mit Ventilsteuerung.

Zu S. 223: Schiffsteuerartige Vorrichtungen bleiben bei Körpern, die im Wasser treiben, also diesem gegenüber keine relative Bewegung aufweisen, wirkungslos; ebenso sinnlos sind Auslegervorrichtungen bei völlig untergetauchten Körpern (S. 241).

Auf S. 246 beschreibt der Verfasser eine Spaltalge, die ein wenig schwerer als das umgebende Wasser ist, daher sinken muß und dadurch » auch im ruhigen Wasser einen Strom erzeugt, den nun ihre Turbinenbezw. Schraubeneinrichtungen aufnehmen und wieder zur Auftriebkraft umformen«. Also eine Vorrichtung, schwerer als Wasser, die sich allein durch Einwirkung der Schwerkraft nach aufwärts bewegt!

Hat der Verfasser demnach auch manche technischen Leistungen in die Pflanzen hineingesehen, die nicht vorhanden sind oder wenigstens nicht der angeführten Parallele in der menschlichen Technik entsprechen, so muß ihm doch Dank dafür gezollt werden, daß er auf viele bisher noch ganz unbekannte Vorkommnisse hingewiesen hat. Es soll die Hoffnung ausgesprochen werden, daß die Entdeckung der Technischen Leistungen der Pflanzen« für unsere bereits recht weit vorgeschrittene menschliche Technik nicht zu spät kommt, sondern daß daraus recht viele Anregungen für Industrie und Gewerbe hervorgehen mögen.

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Für den Technohistoriker ergibt sich außerdem die Registrierung eines neuen, bisher in der Entwicklung der Technik noch niemals zur Geltung gekommenen Prinzips. Denn die Technik ist bis heute ausschließlich als das Ergebnis einer eigenartigen psychischen Leistung des Menschen zu betrachten. Hier werden nun Lösungen technischer Probleme, die durch andere Kräfte zustande gekommen sind, in die menschliche Technik übernommen. [240] Hugo Th. Horwitz.

Die Verkehrsmittel in Volks und Staatswirtschaft. Von Prof. Dr. E. Sax. II. Band.: Land- und Wasserstraßen . Post, Telegraph, Telephon. 2. Aufl. Berlin 1920, Julius Springer 533 S. Preis geh 48 M.

Teubners Technische Leitfäden Band 7: Erdbau, Stollen- und Tunnelbau. Von Prof. A. Birk. Leipzig 1920, B. G. Teubner. 117 S. mit 110 Abb. Preis kart. 3,80 M mit 100 vH Teuerungszuschlag. Nur das rein Bautechnische: das Entwerfen und Herstellen der Erd-, Stollen- und Tunnelbauten, ist eingehend berücksichtigt.

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Angelegenheiten des Vereines.

Zeitschrift für angewandte Mathematik und Mechanik.

Mit Beginn des laufenden Jahres 1921 wird im Verlage des Vereines deutscher Ingenieure eine neue Zeitschrift erscheinen, die von Prof. v. Mises, Berlin, unter Mitwirkung mehrerer hervorragender Fachleute wie Föppl in München, Hamel, Müller-Breslau und Rüdenberg in Charlottenburg, Mollier in Dresden und Prandtl in Göttingen herausgegeben werden soll. In sechs starken Heften jährlich wird sie neue Arbeiten und Forschungen auf dem Gebiete der angewandten Mathematik bringen, insbesondere aus allen Teilen der technischen Mechanik und verwandter Wissenszweige, die zu den Grundlagen der Technik gehören. Sie will die Lücke ausfüllen, die durch die immer schärfer werdende Abgrenzung des Stoffes zwischen den rein mathematischen, rein physikalischen und rein technischen Zeitschriften entstanden ist.

Das erste Heft wird voraussichtlich enthalten: einen Einführungsaufsatz des Herausgebers über »Aufgaben und Ziele der angewandten Mathematik«; eine Mitteilung von Prof. Prandtl, Göttingen, betreffend die Mechanik der plastischen Formänderungen, insbesondere die Theorie der Härte;

dazu eine die Theorie ergänzende experimentelle Untersuchung von Nádai in Göttingen; weiter eine Arbeit von Prof. Lichtenstein, Charlottenburg, über die Theorie der Erdleitungen. Hieran schließt sich ein »zusammenfassender Bericht« von >kurzen Auszügen« aus verschiedenen neueren Arbeiten, teils in-, teils ausländischen Ursprunges, aus dem Gebiete der Hydraulik. Das Heft beschließen verschiedene kleinere Mitteilungen und Buchbesprechungen.

Weiter sind zur Veröffentlichung bereits in Aussicht genommen an Originalarbeiten: von Karman: Schmiermittelreibung, Pohlhausen: Fachwerkschwingungen, Hencky: Plattenberechnung; an zusammenfassenden Berichten: Nöther: Der Stand des Turbulenzproblems, Pöschl: Die Torsion von Stäben, Trefftz: Die neuere Tragflügeltheorie.

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Die Zeitschrift wird die in loser Folge erscheinenden Forschungsarbeiten auf dem Gebiete des Ingenieurwesens ergänzen und im Formate der Forschungshefte erscheinen: Der Jahresbezugspreis der Zeitschrift, deren erstes Heft im Februar 1921 erscheinen soll, wird für Mitglieder des V. d. I., die in Deutschland wohnen, 40 M betragen; für die in den Ländern der ehemaligen deutsch - österreichischen Monarchie 40 M zuzüglich Porto.

deutscher Ingenieure.

Versammlung des Vorstandsrates am 19. September 1920

im Vereinshause zu Berlin.

(Dieser Versammlung ging am 18. September eine Versammlung des Vorstandes voraus, deren Ergebnisse in den folgenden Verhandlungen zum Ausdruck kommen.)

Vorsitzender: Hr. Reinhardt.

Anwesend vom Vorstand die Herren: K. Reinhardt (1)1), Vorsitzender, W. Reuter (1), Vorsitzender-Stellvertreter, G. Lippart (1), Kurator, Joh. Görges (1), F. Wagner (1) und E. Zetzmann (1), Beigeordnete. Als lebenslängliches Mitglied des Vorstandsrates: Hr. O. Taaks (1).

Ferner anwesend die Direktoren des Vereines, die Herren D. Meyer, C. Matschoß und Hellmich.

Anwesend als Abgeordnete der Bezirksvereine die Herren: Aachen: Stanislaus (2); Augsburg: Jos. Hammer (2); Bayern: Eppner (2); Berg: H. Ingris ch (2); Berlin: C. Fehlert (1), Fr. Frölich (1), E. Heyn (1), P. Hjarup (1), E. Huhn (1), G. Neumann (1), A. Riebe (1), Fr. Romberg (1) und W. Treptow (1); Bochum: Balcke (1), M. Kuhlemann (1); Bodensee: Loacker (2); Braunschweig: R. Schöttler (1); Bremen: E. Müller (2); Breslau: C. Heinel (1) und R. Hirschmann (1); Chemnitz: M. Schreihage (2); Dresden: Meng (2) und Nägel (1): Elsaß-Lothringen: P. Rohr (1); Emscher: G. Hußmann (1); Frank. Oberpfalz: E. Bogatsch (1), O. Ely (1), K. Sieber (1); Frankfurt: A. Engelhard (2) und K. Klein (1); Hamburg: Goos (1), R. Kroebel (1) und Renner (1); Hannover: Kux (3); Hessen: Doettloff (1); Karlsrube: Eberle (1); Köln: H. Kloth (1), A. Langen (1) und H. Neumann (1); Lausitz: G. Bock (1) und G. Löffler (1); Leipzig: P. Ranft (1) und Syroth (1); Lenne: Oeser (1); Mark: Czernek (1); Magdeburg: A. Dahme (1) und H. Lehmann (1); Mannheim: Steiner (2) und Post (1); Mittelrhein: E. Helmrath (1); Mittelthüringen: A. Rohrbach (1); Mosel: Laeis (1); Niederrhein: Rösing (3); Oberschlesien: Heil (1) und v. Schwarze (1); Ostpreußen: E. Bieske (1); Pfalz-Saarbrücken: Krause Wichmann (1) und Fr. Lux (1); Pommern: Linder (2); Posen: Dietze (1); Rheingau: Haeder (1); Ruhr: Bilger (1), A. Pieper (1) und O. Wedemeyer (1); Sachsen-Anhalt: M. Prölß (1); Schleswig-Holstein: Regenbogen (1); Siegen: Menzel (1); Teutoburg: G. Fischer (1); Thüringen: C. Thieme (2); Unterweser P. Beck (1); Westfalen: Hübscher (2); Westpreußen: Ad. Christ (1); Württemberg: C. v. Bach (1), R. Baumann (1), R. Lind (1) und Ph. Wieland (1); Zwickau: H. Heinrich (1).

Der Vorsitzende eröffnet die Versammlung um 9 Uhr vormittags mit der Begrüßung der Anwesenden, insbesondere des bisherigen Kurators, Hrn. Taaks, der zum erstenmal als lebenslängliches Mitglied des Vorstandsrats anwesend ist. Er weist darauf hin, daß die Hauptversammlung unter dem Druck der Verhältnisse in aller Einfachheit stattfinde, und tritt dann nach Erledigung einiger formaler Angelegenheiten in die Tagesordnung ein.

1) Eröffnung. Anwesenheitsliste. Feststellung der Stimmenzahl. Schriftführer. Beglaubiger der Niederschrift.

Nachdem Hr. Hellmich das Verfahren bei Abstimmungen und Wahlen mit Rücksicht darauf bekannt gegeben hat, daß die Anwesenden jeweils verschiedene Stimmenzahl vertreten, wird die Anwesenheitsliste und die Stimmenzahl der einzelnen Anwesenden festgestellt (s. oben).

Der Vorsitzende stellt fest, daß die Versammlung einverstanden ist, wenn außer den oben bezeichneten Personen auch die Herren Zoller vom Oesterreichischen Verband, Korndörfer vom Chinesischen Verband, Plebst vom Argentinischen Verband, de Thierry, Josse, Krohne und Rüdenberg als Berichterstatter zu Punkt 3 der Tagesordnung, Poley als Vorsitzender des Braunschweigischen

1) Die hinter den Namen eingeklammerten Zahlen bedeuten die Anzahl der vertretenen Stimmen.

B.-V. und Möhring als Vorstandsmitglied des Pfalz-Saarbrücker B.-V. der Versammlung als Gäste beiwohnen.

Zu Schriftführern ernennt der Vorsitzende die Herren Krause-Wichmann und Treptow, zur Beglaubigung der Verhandlungsberichte werden die Herren Fehlert, Heil und Schöttler gewählt.

2) Geschäftsbericht der Direktoren.')

Hr. G. Neumann: Der Geschäftsbericht gibt kein erfreuliches Bild von der Geschäftslage, und zwar ist das Unerfreu liche daran einmal unsere Wirtschaftslage, und dann ethisch betrachtet, der Umstand, daß unsre Satzung mehrfach vernachlässigt worden zu sein scheint. In allen Fällen, wo sich eine Gesellschaft Gesetze gibt, und wo man wahrzunehmen hat, daß diese nicht beachtet werden, besteht begründete Befürchtung, daß irgend etwas faul im Staate ist, und wenn meine Annahme, daß bei uns im Ingenieurverein die Satzung vernachlässigt worden ist, zutrifft, dann würde auch bei uns im Ingenieurverein Anlaß zu Bemängelungen der Geschäftsführung gegeben sein. Soweit es sich um die wirtschaftliche Not im V. d. I. handelt, ist sie am besten charakterisiert durch den Umstand, daß wir im vergangenen Jahre ein Defizit von über 500 000 M gehabt haben, und wenn man nach den Gründen forscht, aus welchen dieses Defizit entstanden ist, dann findet man in den Erklärungen des Vorstandsrates, des Vorstandes und der Geschäftstelle eine Anzahl von Umständen und Angaben, die anscheinend nicht dazu geeignet sind, eine begründete Erklärung für dieses Defizit abzugeben. Es wird in den Gründen beispielsweise gesagt: wir haben in unserer Geschäftstelle noch keine richtige Selbstkostenberechnung gehabt, und wir gehabt, und wir konnten, weil konnten, weil wir diese Selbstkostenberechnung nicht haben, den Preis für die in unsrer Zeitschrift erscheinenden Anzeigen nicht in die gebotene Höhe bringen, und deshalb gaben wir sie unter Preis ab, und so entstand unser Defizit. Wenn ein Verein wie wir, die wir doch schon seit Jahrzehnten das Anzeigengeschäft betreiben, von sich jetzt sagt, seine Selbstkostenberechnung war noch unübersichtlich und seine Buchführung war unübersichtlich, und wenn er, wie es geschah, ferner sagt: der Vorstand legt sich jetzt eine neue Buchführung an, und er will jetzt einen erfahrenen Buchhalter zur Führung der Geschäfte anstellen, so sind das Dinge, die bedenklich stimmen müssen; denn richtig wäre es gewesen, daß ein so alter Geschäftsbetrieb, wie der des V. D. I., schon längst im Laufe der Jahre eine zuverlässige Selbstkostenberechnung und eine geeignete Buchführung sich geschaffen hätte. Das ist also nicht geschehen, und außerdem wird von der Geschäftstelle und vom Vorstand zur Erklärung des Defizits gesagt: wir konnten nicht mit unserm Anzeigenpreis richtig in die Höhe gehen, weil wir nicht proportional mit der Auflagengröße unsere Preise steigern können. Auch diese Angabe blieb mir unverständlich, denn jedermann weiß doch, daß die Anzeige, die in einer Auflage von 30000 Exemplaren erscheint, teurer sein muß als eine Anzeige in 15 000 Exemplaren. Wenn also unsere Auflage dauernd gewachsen ist, so war es ganz selbstverständlich, daß dauernd auch die Preise für unsere Anzeigen wachsen mußten. Demgegenüber erklärt die Geschäftstelle: wir konnten nicht unsere Anzeigenpreise proportional mit der Auflage wachsen lassen, für welche Auffassung ich kein Verständnis habe. Ferner sagt die Geschäftstelle: ja, wir konnten die Anzeigenpreise nicht zum Steigen bringen, weil wir durch feste Verträge gebunden waren. Aber auch diese Angabe wirkt nicht überzeugend, denn wir wissen, daß das Reichsgericht und auch andere Gerichte Entscheidungen getroffen haben, die besagen,

1) 8. Z. 1920 S. 632, 657, 680.

1. Januar 1921.

daß kein Vertrag gehalten zu werden braucht, dessen Inhalt ruinös für die eine Partei sein kann. (Widerspruch.) Wir haben Reichsgerichtsentscheidungen, und ich werde sie verlesen. (Unruhe und Widerspruch.) Wir sind de jure befugt gewesen, solche Verträge im Handumdrehen zu brechen. Zuraf: Schlimm genug !) Aber zu solchem Bruch wäre es gar nicht gekommen, wir hätten vielmehr nur nötig gehabt, den Inserenten, die doch größtenteils Vereinsmitglieder sind und als Industrielle wissen, was in der Welt vorgeht, vorzustellen, wie es mit unserm Anzeigengeschäfte hinsichtlich der Selbstkosten steht. (Zuruf: Ist geschehen!) Und wenn es geschehen wäre und trotzdem der Vorstellung nicht gefolgt worden wäre, dann hätte erwidert werden müssen: Wir bringen keine Anzeige mehr, bis nicht der Preis gezahlt ist, der unsere Kosten deckt. (Zuruf: Lächerlich!) Mir ist versichert worden, daß uns nicht zugemutet werden könne, die Anzeigen unter Selbstkostenpreis abzugeben.

In der Hauptsache ist also das Defizit entstanden dadurch, daß wir keine richtige Selbstkostenberechnung hatten, und Sie wissen, daß das Defizit 525 513 M betragen hat, nachdem wir 1917 noch einen Ueberschuß und 1918 einen Verlust von 88000 M hatten. Dieses Defizit von 525000 M führt zu der Frage: was soll geschehen, um solches Defizit für die Zukunft zu verhüten, und namentlich angesichts des Umstandes, daß wir an festen Einnahmen nur das haben, was wir an Mitgliedsbeiträgen erhalten. Nun sind ja die Anzeigenpreise seinerzeit erhöht worden. Man hat sie zuerst erhöht von 400 M auf 1000 M; das war im Januar dieses Jahres, und dann hat man sie im Mai erhöht von 1000 M auf 2400 M, aber wir wissen nicht, ob der Preis ausreichend ist, weil wir keine richtige Selbstkostenberechnung haben. Dabei wäre es uns ohne weiteres möglich gewesen, statt auf 1000 auf 3- und 4000 M pro Seite zu gehen (Zuruf: 10000!) Für eine einseitige Anzeige im Berliner Tageblatt werden sogar 12000 M bezahlt! Ueberdies sind wir in der glücklichen Lage, wenn uns eine solche Forderung nicht bewilligt worden wäre, zu erklären: wir bringen von Euch keine Anzeige mehr! (Zuruf: Dann michea wir die Bude zu!) Nein, wir machen nicht die Bude zu, sondern wir würden uns auf einen beschränkten Anzeigenumfang zurückziehen, und wir hätten, meine Herren, wenn es zum äußersten gekommen wäre, uns darauf besonnen, daß wir ein wissenschaftlicher Verein sind und kein Erwerbsunternehmen, und wir hätten dann anstandslos diejenigen Ausgaben, die erforderlich sind, um unserer wissenschaftlichen Aufgabe gerecht zu werden, durch angemessene Mitgliedsbeiträge bezahlt. (Hört, hört!) So ist es vor Jahrzehnten gewesen, als wir noch nicht ein großer Erwerbsbetrieb waren, der wir jetzt geworden sind, und so würde es auch in Zukunft sein. Soweit die Mitglieder erkennen, daß die Beiträge nur verwendet werden sollen, um die wissenschaftlichen Aufgaben des Vereins zu erfüllen, werden sie sich nicht sträuben, die Beiträge zu zahlen, wenn sie sich aber sagen: wir sollen erhöhte Beiträge zahlen, nur damit das Defizit, das aus einer verfehlten Anzeigenberechnung entstanden ist, gedeckt wird, so sträuben sich die Mitglieder, und Sie werden keine Gegenliebe für die Beitragserhöhung finden. Aus welchem Grunde sollten wir denn nicht sprunghaft mit dem Anzeigenpreis in die Höhe gehen? Es wird gesagt: wir können es nicht. Ja, alle anderen sind doch sprunghaft in die Höhe gegangen, unser Drucker ist sprunghaft in die Höhe gegangen, unser Papierlieferant hat ohne weiteres gesagt: heute kostet es so und so viel mehr als letzthin. Was alle konnten, müssen wir auch können, aber wir sind nicht gesprungen, wir konnten nur zagen und zaudern und sind auf diese Weise ins Hintertreffen gekommen. So viel, m. H., von der wirtschaftlichen Not, die dadurch entstanden ist, daß man von maßgebender Stelle irrig Rücksicht genommen hat auf bestehende Verträge und übermäßig rücksichtsvoll gewesen ist gegenüber den Inserenten.

Nun komme ich zur ethischen Not des V. d. I., die dadurch entstanden ist, daß wir die Satzungen nicht in dem erforderlichen Maße beachtet haben. Ein Gemeinwesen, dem derartiges begegnet, ist krank, und diese Krankheit kann zum Ruin führen. Unser Hauptgesetz muß sein, daß das Gesetz beachtet wird, das wir uns selbst geschaffen haben. Der

erste Punkt, an dem zu merken ist, daß in dieser Richtung verfehlt gehandelt worden ist, ist § 40, der von den schriftlichen Abstimmungen handelt. Man hat eine schriftliche Abstimmung veranstaltet einmal darüber, ob die Berichte über die Sitzung des Vorstandsrates in der Zeitschrift veröffentlicht werden sollen. Die Geschäftstelle sagte sich: es können möglicherweise hierbei 11000 M zu ersparen sein, wenn diese Berichterstattung unterbleibt. Dabei schreibt die Satzung klipp und klar vor, daß dieser Bericht unter allen Umständen in der Zeitschrift veröffentlicht werden muß, und diese Bestimmung ist seinerzeit bei Neuschaffung der Satzungen entstanden mit Rücksicht darauf, daß zu sämtlichen geschäftlichen Verhandlungen, die sich jetzt innerhalb des Vorstandsrates abspielen, die Mitglieder überhaupt keinen Zutritt mehr haben; sie sollten dadurch entschädigt werden, daß ihnen ein erschöpfender Bericht in der Zeitung gegeben wird. Das steht klipp und klar in der Satzung. Da kommt nun die Geschäftstelle und sagt: wir wollen sehen, ob wir nicht die 11000 M sparen können, und tatsächlich ist der Bericht nicht veröffentlicht worden, und ein großer Teil unserer Vereinsmitglieder weiß nicht, was bei uns im Ingenieurverein vorgeht.

Ein zweites Merkmal für die Tatsache der Vernach

lässigung der Satzung ist: Es sollte gespart werden dadurch, daß man nicht mehr sämtlichen Mitgliedern des Vorstandsrats das Reisegeld und die Tagegelder auszahlt, sondern nur einer gewissen gewissen Zahl, daß also nicht 90, sondern nur etwa 50 Mitgliedern des Vorstandsrats diese Kosten gezahlt werden; das ist eine Ersparnis von 40 Tagegeldern und Reisekosten. Ich weiß nicht, wie hoch die Kosten sind, ich schätze sie auf 20000 M. Angesichts dieser Geringfügigkeit und der Tatsache, daß es sich um einen Satzungsbruch handelt, habe ich mir gesagt: mit solcher Lappalie ist, wenn überhaupt, ein Satzungsbruch nicht zu rechtfertigen. Wenn Ersparnisse nötig sind, mag man sie an anderer Stelle machen, aber die Geschäftstelle sollte sich nicht wegen lumpiger 20 oder 30000 M einen Satzungsbruch zuschulden kommen lassen.

Ein dritter Punkt, in dem die Satzung nicht beachtet worden ist, ist von allerernstester Bedeutung; er betrifft unsere neue Hypothek. Sie wissen, daß wir 2 Millionen neue Hypothek aufgenommen haben. Sie wissen aber auch, daß in den Satzungen steht, daß die Bestimmung über unsere Verbindlichkeiten nur der Vorstandsrat zu treffen hat. Hier handelt es sich um eine Verbindlichkeit, die jahrelang auf uns lasten wird. Wir haben jetzt etwa 140000 M jedes Jahr an Hypothekenzinsen zu zahlen. Wann wir diese Last los werden sollen, weiß ich nicht. In den Satzungen steht, daß nur der Vorstandsrat solche Verbindlichkeitsbeschlüsse treffen darf. Ist nun der Vorstandsrat auch nur befragt worden? Keineswegs! Die Sache ist im Handumdrehen vom Vorstand allein entschieden worden, obgleich Vorstand und Geschäftstelle ganz genau wissen, wie satzungsgemäß hätte verfahren werden müssen. Ich erinnere Sie daran, wie der Vorstandsrat richtig verfahren ist, als es sich darum handelte, ob man 10 000 M an den Reichsbund Deutscher Technik zahlen sollte. Hier veranstaltete der Vorsitzende satzungsgemäß eine schriftliche Abstimmung im Vorstandsrat. Bei diesen 10 000 M ist die Geschäftstelle satzungsgemäß vorgegangen, aber bei den Hypotheken, wo wir jetzt jährlich 100- oder 120000 M neue Zinsen zu bezahlen haben, ist uns kein einziges Wort gesagt worden, und es ist doch sehr die Frage, ob eine Befragung des Vorstandsrats nicht Folgen gehabt hätte, die verhütet hätten, daß uns solch schwere Geldverpflichtung auferlegt wird. Vielleicht wäre ein wertvoller Rat gegeben und gesagt worden: füllt z. B. den Rand im Anzeigenteil, der freibleibt, mit Anzeigen, das würde soundsoviel neues Geld ergeben, geht an die Inseratauftraggeber wegen Vorschüsse heran! Wir haben es mit Leuten zu tun, die unsere Vereinsgenossen sind, die uns nicht ruinieren wollen, weil sie sich sonst selbst schädigen würden. Wenn eine Anfrage wegen der Hypothekengelder ergangen wäre, so hätten wir uns. dazu äußern können, und wir wären nicht in so arge Bedrängnis geraten, wie es jetzt geschehen ist. Es ist gesagt worden: ja, wir haben diese Hypothek aufnehmen müssen, um Gehälter zu zahlen. Ja, meine Herren, ich bin der Meinung, daß das kein ausschlag

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gebender Grund ist. Wir hätten dieses Geld uns auch auf andere Weise beschaffen können. (Zuruf: Wie?)

Aus den angegebenen Gründen bin ich der Meinung, und ich weiß nicht, inwieweit ich die Meinung der Anwesenden treffe, daß der Vorstandsrat den Geschäftsbericht nicht sang- und klanglos hinnimmt, sondern sich dazu äußert und dabei zum Vortrag bringt, daß er Wert darauf legt, daß unbedingt die Satzung befolgt werden muß. Ich habe mir deshalb erlaubt, einen Antrag zu formulieren, und möchte ihn hier vortragen. Er soll lauten:

Der Vorstandsrat erklärt in seiner Sitzung am 19. September 1920: Die Aufnahme von Hypotheken ohne Genehmigung des Vorstandsrats, ferner die Unterlassung der Veröffentlichung der Verhandlung des Vorstandsrats und Verkürzung der Diäten ohne Genehmigung der Hauptversammlung sind Maßnahmen, die zwar von lobenswerter Absicht zeugen, aber mit der Satzung nicht übereinstimmen. Ausreichende Maßnahmen zur Verhütung eines anhaltenden Notstandes im Verein sind nach dem Inhalt des Geschäftsberichts noch nicht getroffen.

Hr. D. Meyer erwidert Hrn. Neumann, daß er eine grundsätzlich andere Auffassung als Hr. Neumann habe. Er bedaure, daß Hr. Neumann den Vorstand und die Geschäftsführung mit so schweren Anklagen überschütte, wobei er nach der Formel verfahre: fiat justitia, pereat mundus! Die Geschäftsführung habe sich alle Mühe gegeben, in der schweren Wirklichkeit durchzukommen, was sich nicht an der Hand von Formeln machen lasse.

Von den einzelnen Punkten berührt der Redner zuerst die Anzeigenpreissteigerung. Der Preis der Anzeigen ist seit Ausbruch des Krieges verzwölffacht worden. Es kostete vor dem Kriege eine Seite der Zeitschrift 200 M, jetzt 2400 M. Es wird der Geschäftsführung vorgeworfen, daß sie gesagt habe: Wir sind nicht in der Lage, die Anzeigenpreise so zu steigern, wie das der gewaltigen Auflage unserer Zeitschrift entspricht. Sie ist auch heute noch der Meinung, daß das nicht möglich ist, denn so einfach, wie Hr. Neumann es darstellt, ist die Sache denn doch nicht. Wir können nicht dekretieren: die Anzeigenseite kostet 12000 M. Doch, wir können es, aber mit dem Ergebnis, daß nicht eine Anzeige mehr bestellt wird. (Sehr richtig! Ruf: Beweise!) Wir sind vorsichtig genug, diesen Beweis nicht erst anzutreten; man kann ein Geschäft sehr viel schneller ruinieren, als es in Gang bringen, und das Anzeigengeschäft ist ein sehr empfindliches Geschäft. Es sind, um zu brauchbaren Unterlagen für die Preise zu gelangen, Tabellen und graphische Darstellungen gemacht, es sind Vergleiche der Anzeigenpreise der Zeitschrift mit denen anderer wesentlicher und unwesentlicher technischer Zeitschriften Deutschlands angestellt. Wenn nun schon der Anzeigenpreis der Zeitschrift im Verhältnis zur Auflage niedriger ist, als der vieler anderer Zeitschriften, so muß man wenigstens dankbar anerkennen, daß die Industrie der Preissteigerung bis heute gefolgt ist, und darf nicht unterlassen, die Stimmung sorgsam im Auge zu behalten. Schon ertönen Stimmen, die da sagen: bis hierher und nicht weiter! Ihr dürft uns nicht mehr zumuten! Leider ist auch schon ohne Preissteigerung seit Juni ein Rückgang um etwa 20 Anzeigenseiten eingetreten, ein Anlaß zu ernstester Sorge. Die Geschäftstelle ist nicht so kühl darüber hinweggegangen wie Hr. Neumann, der sagt: Steigert, solange und soviel es euch beliebt! Mit der Preissteigerung der Anzeigen ist übrigens im Jahre 1917 begonnen, und wenn demgegenüber mit der Steigerung des Mitgliederbeitrages bis 1920 gewartet worden ist, so ist das doch ein Beweis dafür, daß die andern Wege zur Deckung unsrer vermehrten Unkosten bereits beschritten worden sind und als Letztes die Vermehrung des Mitgliedbeitrages erst ins Auge gefaßt wurde, als sie unvermeidlich war. Was nun den gänzlichen Verzicht auf Anzeigeneinnahmen anlangt, so ist zu sagen: Ein Jahresexemplar der Zeitschrift nur mit redaktionellem Text, also ganz ohne Anzeigen, kostet heute an Selbstkosten rd. 94 M, das ist weit mehr, als bei einem Mitglied beitrag von 70 M in die Hände des Gesamtvereines kommt (etwa 57 M). Danach wird niemand sagen dürfen, daß eine Steigerung des Mitgliedbeitrages von 20 auf 70 M das zulässige Maß überschritte.

deutscher Ingenieure.

Dieser Tage ist der Geschäftstelle eine Veröffentlichung im >>Vorwärts< (Nr. 461 vom 16. Sept.) bekannt geworden, die sich im wesentlichen mit den Ausführungen von Hrn. Neumann deckt. (Zuruf des Hrn. Neumannn: Ist von mir veranlaßt!) Sie hat folgenden Wortlaut:

>> Wir erhalten folgende Einsendung: Die geschäftliche Sitzung des Vereins deutscher Ingenieure findet am Montag, den 20. September, nachm. 4 Uhr, im Ingenieurhause, Sommerstr. 4a, nur für Vereinsmitglieder statt.

Die Geschäfte des Vereins im vorigen Jahre brachten einen Verlust von 525000 M. Er entstand dadurch, daß es unterlassen wurde, für die in den Vereinszeitschriften erscheinenden Inserate die Selbstkosten genau zu berechnen und danach die Anzeigenpreise genau zu bestimmen. Die genaue Selbstkostenberechnung wiederum scheiterte eingestandenermaßen an der Unklarheit der Buchführung des Vereins. Außerdem sträubte sich die verantwortliche Stelle dagegen, den Anzeigenpreis proportional mit der Zeitschriftenauflage wachsen zu lassen, wohl aber schuf sie einen Beamten- und Verwaltungsapparat, der jetzt 11⁄2 Millionen jährlich kostet.

Zur Deckung der enormen Verluste will der Vorstand jetzt den Mitgliederbeitrag von 20 M auf 70 M erhöhen. So sollen die Mitglieder durch gesteigerte Beitragspflicht für die verfehlte Handhabung des Anzeigengeschäfts und für die ungesuade Entwicklung des Beamtenapparates aufkommen. Hiergegen aufzutreten, bietet allein die Hauptversammlung Gelegenheit, deren Besuch allen Freunden einer gesunden Vereinsentwicklung empfohlen wird. Aufgabe der künftigen Leiter des Vereins und seines Kurators wird es sein, dafür zu sorgen, daß der Verein wieder gesunde.« (Lebhaftes Hört, hört! Ruf: Unerhört!) Eine Steigerung des Mitglied beitrages im Verhältnis 2 zu 7 darf recht bescheiden genannt werden, andere Organi-ationen sind darüber hinausgegangen. Es ist im übrigen verwunderlich, daß der »Vorwärts<< eine Auslassung ohne weiteres übernommen hat, die sich weigert, einer Steigerung der Beamtengehälter durch Erhöhung der Mitglied beiträge zu begegnen. Diese Steigerung war bei den heutigen Verhältnissen unvermeidlich, und da müssen eben auch die Mitglieder dafür eintreten. Dabei sollen die Mitgliederbeiträge keineswegs in dem Maße gesteigert werden wie die Gehälter, namentlich der geringer bezahlten Angestellten. Es soll nur ein Ausgleich, wie er gerecht und billig ist, stattfinden.

Der Redner muß sich angesichts der zahlreichen weiteren Angriffe des Hrn. Neumann kurz fassen. Hinsichtlich der Statutenverletzung möchte er wiederum grundsätzlich aussprechen, daß es sehr leicht ist, nach einem ganz starren Schema zu regieren. Wenn man 20- oder 30000 M Ersparnis machen kann, und zwar unter fast einstimmiger Beipflichtung der maßgebenden Instanz, hier des Vorstandsrates, so wird man schließlich auch einmal von Statut oder Geschäftsordnung abweichen dürfen. (Sehr richtig!)

Schließlich bleibt noch die Frage der Hypotheken! Die Hypothekenlast ist von 800 000 M auf 3000 000 M gesteigert worden. Zur Freude der Geschäftsführung ist dieses Geschäft schnell vollzogen worden, weil überall anerkannt wurde, daß der Wert des Vereinshauses sehr in die Höhe gegangen ist. Der Vorstand mußte schnell handeln, weil, wie auch bei so vielen Unternehmungen in der Industrie usw., die Betriebsmittel sonst knapp geworden wären. Der Vergleich des Hrn. Neumann mit der Geldbewilligung für den Reichsbund Deutscher Technik hinkt! Eine Hypothekenbeschaffung bedeutet keine Geldausgaben, es handelt sich nur um eine Vermögensumstellung, die dem Verein neue Verpflichtungen nicht auferlegt hat (Zuruf: 110000 M im Jahre!). Das Geld ist doch nicht in den Strumpf gesteckt, der Verein bekommt dafür ebensoviel Zinsen, als er ausgeben muß (Sehr richtig!), zumal die Hypothek zu außerordentlich günstigen Bedingungen angeschafft ist. Das bare Geld war nötig, darüber brauchte nicht erst eine Vorschrift herbeigeführt zu werden, und das Geschäft mußte schnell gemacht werden, ein Geldgeber wartet nicht erst wochenlang auf ein Abstimmungsergebnis. Es ist eigentlich selbstverständlich, daß eine solche Maßnahme dem Vorstand überlassen bleiben muß.

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