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deutscher Ingenieure.

Der Wert eines mechanischen Praktikums für die Ingenieurausbildung.')

Von Dr.-Ing. Otto Schaefer, Hamburg.

Es wird den technischen Schulen empfohlen, ein Praktikum für Mechanik einzurichten oder vorhandene Anfänge auszubauen. Wert messender Versuche für die Ausbildung. Durchführung des Betriebes in einem solchen Praktikum.

Wer an das Studium der Mechanik herantritt, besitzt durchweg eine gewisse Summe von Kenntnissen aus dem Gebiete der Mathematik und außerdem einen großen Schatz von Erfahrungen aus dem täglichen Leben und der Zeit seiner praktischen Tätigkeit: jeder weiß, daß der Stein senkrecht abwärts fällt, daß sich das Gewicht nicht ändert, wenn der schwere Körper eine andere Lage einnimmt, daß mit dem längeren Schraubenschlüssel stärkere Drehwirkungen hervorgebracht werden können, und tausend ähnliche Dinge mehr. Während der Anschluß des Mechanikunterrichts an die mathematische Vorbildung sich sehr glatt vollzieht, ist der Zusammenhang mit diesen so außerodentlich wertvollen Erfahrungen wenig gewahrt. Es bleibt meist bei gelegentlichen Hinweisen, daß dieses oder jenes Ergebnis mit dem im praktischen Leben erworbenen Gefühl übereinstimme. Hier soll nun das mechanische Praktikum eingreifen, es soll wichtige Erfahrungen neu machen, neu erleben lassen, aber mit klarem Bewußtsein und unter Ausschaltung störender Nebenumstände; es soll den Zusammenhang zwischen Wissenschaft und Leben herstellen.

In den vielerörterten Bestrebungen, die »Lernschule« in eine »Arbeitschule« zu verwandeln, steckt ein gesunder Kern, der auch auf das Studium der Mechanik angewendet zu werden verdient. Alles, was zugunsten der Arbeitschule gesagt wird: Anregung zu eigenem Denken, Freude am Schaffen, Sinn für gemeinsames Streben, gilt ohne weiteres auch für das mechanische Praktikum und braucht hier nicht weiter besprochen zu werden. Für viele Fächer schafft man sogenannte Seminare in der richtigen Erkenntnis, daß ein Kolleg allein nicht genügt. Das hier angestrebte Praktikum ist ein solches Seminar in einer Form, wie sie den besonderen Verhältnissen der Mechanik entspricht. Für die Physik und die Chemie ist die Notwendigkeit einer Ergänzung des Vortragsunterrichts durch eigene Betätigung längst anerkannt und in weitem Umfang berücksichtigt.

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Der

billige Versuche gemacht werden, bei denen der Studierende selbständig einen Teil der Vorbereitungen trifft, einen Berichtvordruck entwirft, die Rollen der verschiedenen Beobachter verteilt, selber die Vorrichtung in Betrieb setzt und dann die Ablesungen auswertet. Die ersten Berichte sind höchstwahrscheinlich unbrauchbar, zum mindesten ungeschickt angelegt, die Einteilung der Ablesungen unzweckmäßig, aber aus Fehlern lernt man immer am meisten, und die Versuche sind so beschaffen, daß man sie leicht wiederholen kann, und daß es durchaus nicht schadet, wenn erst beim dritten oder vierten Mal alles klappt. Wer auf diese Weise an einfachen Versuchen die Arbeiten der Vorbereitung, Anordnung, zweckmäßigen Ablesung und Auswertung ohne ständige Hilfe selber durchgeführt hat, wird den neuen überraschenden Anforderungen des Maschinenlaboratoriums viel besser gerüstet gegenüber stehen. Er nimmt die Zurüstungen der Maschinen, die er dort vorfindet, nicht gedankenlos hin, sondern erkennt und versteht die Vorbereitungsarbeit, die er nicht mehr zu leisten braucht. Er weiß, daß man in Gestalt von Ergebnissen nichts ernten kann, was man nicht vorher in Gestalt von Denkund Beobachtungsarbeit gesät hat. und er wird sich verständnisvoll in die Lage finden, daß man während des Versuchs lediglich ein Teil einer Ablese- und Aufschreibvorrichtung ist, obne aber dabei den Blick für das Ganze zu verlieren.

Abb. 1.

Der Gewinn, den dieser reifere und besser vorbereitete junge Mann von der Arbeit im Maschinenlaboratorium hat, wird ungleich größer sein als bislang.

Bei der Auswahl der Versuche hat man zwei Gruppen zu unterscheiden: die erste umfaßt solche, bei denen lediglich der Eintritt eines Ereignisses zu beohachten ist, die zweite Gruppe sind die Messungen. Die erste Gruppe eignet sich zur Vorführung durch den Dozenten und bildet ein ausgezeichnetes Mittel zur Belebung des Vortrags. Eine musterhafte Sammlung solcher Versuche ist die von Prof. Eugen Meyer geschaffene1).

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Für ein Praktikum kommen aber Messungen mehr in Betracht, weil sie ein längeres, eingehendes Verweilen bei einer Frage erfordern und weil gerade die zahlenmäßige Messung an einem handgreiflichen Gegenstande das beste und wirksamste Mittel ist, um die viel berufene Kluft zwischen Theorie und Praxis zu überbrücken. Wer wirklich erlebt hat, daß er mit Hilfe der erlernten grauen Theorie auch einen vor den Augen sich abspielenden Vorgang verfolgen und sogar vorherbestimmen kann, der wird von nun an dieser Theorie Vertrauen auch dann entgegenbringen, wenn eine sinnfällige Bestätigung nicht möglich ist.

Modell zur Untersuchung der Ablenkung der Kompaẞnadel.

Für den Ingenieur ist es wichtiger, richtig schätzen zu können, als richtig zu rechnen. Da Da sehr viele Aufgaben der strengen Rechnung nicht zugänglich sind, ist man oft auf Schätzungen oder Rechnungen mit vereinfachenden Annahmen angewiesen, Annahmen, deren Berechtigung sich nicht erweisen, sondern nur fühlen< läßt. Das richtige Gefühl dafür, was zum Beispiel die Reibung in einem bestimmten Fall ausmachen wird, kann nur dadurch erworben werden, daß die Reibung in vielen Fällen wirklich beobachtet und gemessen wird, und daß auf diese Weise die Fähigkeit entsteht, zu schätzen, wie viel sie wohl in einem neuen nicht meßbaren Fall annähernd betragen kann. Eine Aufgabe andrer Art entsteht dem Praktikum dadurch, daß die Studierenden später in einem Maschinenlaboratorium arbeiten sollen, für das sie gar nicht gründlich genug vorbereitet sein können, um alles zu lernen, was sich dort lernen läßt. Die Untersuchung von Maschinen in bezug auf Wirkungsgrad, Brennstoff- oder Aufschlagwasserverbrauch und andre Eigenschaften ist eine so schwierige Aufgabe, daß sie einer sehr ausführlichen Vorarbeit bedarf. Diese Vorarbeit beginnt mit dem Bau des Laboratoriums, der Auswahl der Maschinen, erstreckt sich auf das Anbringen von Meßgefäßen, Bohrungen für Indikatoren, Manometer und Thermometer und reicht bis zur Aufstellung des Berichtvordrucks. Von dieser Vorbereitung merkt der Student sehr wenig, lernt jedenfalls nichts darans. Er kommt beim Versuch nicht weiter, als daß er gewissenhaft Umdrehungen zählt oder Thermometer abliest oder, wenn es hoch kommt, ein Diagramm aufnimmt. Dafür, daß alles zusammen paßt und sich zu einem Ganzen vereinigen läßt, sorgt der Professor. Beim Auswerten der Ablesungen ist der Studierende dann angenehm überrascht, daß wirklich alle notwendigen Ablesungen gemacht worden sind.

Als Vorschule für das Maschinenlaboratorium ist daher ein Praktikum notwendig, worin einfache, kurze Zeit dauernde, 1) Bestellzettel auf Sonderabdrücke im Beiblatt des Textteiles.

Um näher zu zeigen, welche Art von Versuchen gemeint ist und wie sich der Betrieb in einem solchen Praktikum gestaltet, seien zwei Versuche, ein sehr einfacher und ein schwieriger, herausgegriffen und näher betrachtet. Bei dem ersten würden die drei oder vier Studierenden, die gemeinsam arbeiten wollen, ein Blatt folgenden Inhalts in die Hand bekommen: »Das drehbare Gestell mit dem Kompaß stellt ein Schiff dar, dessen Eisenmassen in ihrer magnetischen Wirkung durch einen Stahlstab wiedergegeben werden, Abb. 1. Bei nord-südlicher Lage zeigt der Kompaß keinen Fehler, da der Stahlstab ebenfalls nord-südlich liegt; jedoch wird er bei einer andern Lage, entsprechend einem andren Kurs des Schiffes, aus dem magnetischen Meridian abgelenkt werden. Dieser Fehler ist zu untersuchen. Der Bericht muß enthalten eine Reihe von Kurswinkeln, die zugehörigen Kompaßablesungen (den scheinbaren Kurs) und den Fehler der Kompaßangabe. Dieser Fehler ist als Funktion des scheinbaren Kurses aufzutragen. Die Deklination, also die Abweichung des magnetischen vom geograpischen Meridian, und ihre Berücksichtigung gehört nicht in den Rahmen der Aufgabe. Läßt sich das Gesetz des Fehlers theoretisch herleiten? Wie ändert sich der Fehler, wenn der Stahlstab nicht genau in der Längsrichtung des Schiffes liegt?<<

1) Z. 1909 S. 1301.

1. Januar 1921.

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Die Aufgabe kommt auf die Verwendung des Kräfte parallelogramms hinaus, in dessen Diagonale sich jedesmal die Nadel einstellt, ihr Wert liegt außer in der praktischen Anwendung auf die Seefahrt darin, daß eine ganze Beobachtungsreihe aufzunehmen ist.

Bei dem zweiten Versuch, Abb. 2, würde die Beschreibung und Aufgabenstellung für die Studierenden folgendermaßen lauten: »Der Motor wird in Betrieb gesetzt, wobei Strom und Spannung an einzuschaltenden Instrumenten abgelesen werden. Der Motor wird nicht nur durch das auftretende Moment um seine Achse gedreht, sondern auch durch den Schub der Schraube zurückgedrängt. Das Moment wird aus der Verschiebung des Gewichtes g ermittelt, die man vornehmen muß, um die wagerechte Lage wiederherzustellen. Ferner ist der Winkel zu messen, um den der Schub die Aufhängefäden aus der senkrechten Lage nach hinten gebracht hat. Aus diesem Winkel und dem Gewicht des Motors wird der Schub ermittelt. Es sind Schub und Moment bei verschiedenen Umlaufzahlen zu bestimmen und gleichzeitig die zugeführte und die abgeführte Leistung zu ermitteln. Außer einer Tabelle, die die genannten Werte enthält, sind zeichnerische Darstellungen anzufertigen, aus denen die Abhängigkeit von Schub, Moment und Leistung von der Umlaufzahl zu ersehen ist.«

Abb. 2. Versuchsmodell zur Bestimmung von Schubund Drehmoment einer Luftschraube.

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Max Eyth hat die berühmte Unterscheidung von »Worte und Werkzeug< eingeführt und versteht dabei unter Werkzeug alles, was im weitesten Sinn damit gemeint werden kann, vom Stift des Zeichners und dem Tiegel des Chemikers bis zum Schiff und der größten Maschine. Es unterliegt keinem Zweifel, daß wir Ingenieure ganz ausgeprägt Menschen sind, die sich des Werkzeugs bedienen, deren Leben der Schaffung und dem Gebrauch solcher Werkzeuge gewidmet ist. Um so schärfer ist der Widerspruch, wenn in der Ausbildung von Ingenieuren das Wort (der Vortragsunterricht) eine so überwiegende Rolle spielt. Die Anerkennung des Werkzeuges ist noch verhältnismäßig jung, und so kommt es, daß das Wort immer noch einen breiteren Raum einnimmt, als ihm zukommt. Aber gerade in der Ausbildung der zukünftigen Männer des Werkzeugs muß es mehr und mehr in den Hintergrund treten zugunsten der in der Sache begründeten Art des Lernens durch Werkzeug<. [366]

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Der Zweck der Versuche war, u. a. festzustellen, ob die Explosionen darauf zurückzuführen wären, daß sich im Zuckerstaub ein fremdes Gas befand. Die Vorversuche ergaben, daß der Staub um so leichter explodierte, je feiner er war, und daß nicht nur die Feinheit des Staubes, sondern auch ein geringer Feuchtigkeitsgehalt unter sonst gleichen Umständen die Entstehung einer Explosion förderte. Um die Versuchsbedingungen möglichst scharf zu gestalten, wurde für die weiteren Versuche nur noch der feinste Zucker, Puderzucker, in ziemlich trocknem Zustande verwendet. Zunächst wurde die Entzündungstemperatur des Zuckerstaubes in einem besonders hergerichteten kleineren Blechgefäß ermittelt. Elektrisches Bogenlicht, eine glühende Nickelinspirale, ein Stück Schmiedeeisen von Dunkelrotglut riefen Explosionen hervor.

Mit Hilfe eines Quecksilber-Thermometers wurde schließlich festgestellt, daß wahrscheinlich 425°C als die unterste Entzündungstemperatur des Zuckerstaubes zu gelten habe. Infolgedessen bilden alle offenen Flammen Gefahrquellen, wie durch besondere Versuche auch bestätigt wurde. Jedoch erwiesen sich auch umlaufende Maschinenteile beim Warmlaufen

1) Nach einem Bericht des Leiters der bergfiskalischen Versuchstrecke, Bergmeister Weinmann, in der Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen 1920, Abhandlungsheft 3 S. 100.

infolge der dabei auftretenden Temperatur als geeignet, eine Explosion hervorzurufen. Als nicht minder wichtig zeigte sich auch die Dichte der Staubwolken. Es wurde festgestellt, daß unter einer gewissen Dichte selbst durch die stärkste Wärmequelle eine Explosion nicht ausgelöst wurde. Die geringste Staubdichte, bei der eine Explosion noch eintrat, betrug bei Bogenlicht 72 g Zucker auf 1 cbm Luft, bei elektrischen Funken 370 g/cbm, bei der Flamme einer PetroleumLampe 180 g/cbm. Bei den Versuchen über den Einfluß fremder Gase wurde u. a. festgestellt, daß in einer Zuckerstaubwolke von einer geringen Dichte in Verbindung mit einem Schlagwettergemisch von nur 3 vH CH-Gehalt durch elektrisches Bogenlicht eine starke Explosion ausgelöst wurde.

Für die zu treffenden Sicherheitsmaßnahmen ergab sich aus diesen Versuchen die Forderung, daß Gemische von Luft mit brennbaren Gasen, z. B. mit Grubengas oder Leuchtgas wegen der starken Erhöhung der Explosionsgefahr von Räumen mit Zuckerstaubbildung unbedingt fern zu halten sind. Umlaufende Maschinenteile sind durch schlagwettersichere Einkapselung, ähnlich wie in Bergwerken, gegen die unmittelbare Berührung mit Zuckerstaub zu sichern, elektrische Leitungen nur in geschlossenen Rohren oder als Kabel zu legen und Bogenlampen von der Beleuchtung auszuschließen. Am besten eignen sich Glühlampen mit Ueberfangglocken oder als bewegliche Lampen Benzin-Sicherheitslampen mit doppeltem Drahtkorb. Unsere Quelle weist ferner auf die Wichtigkeit von Entstaubungsanlagen hin und auf die Zweckmäßigkeit des im Bergbau mit Erfolg versuchten Verfahrens, den Kohlenstaub durch Zumischung von Gesteinstaub unschädlich zu machen.

Im Anschluß an diese bemerkenswerten Versuche in Neunkirchen sind auch Versuche mit Steinkohlenstaub vorgenommen worden, die jedoch wegen der Uebergabe der bergfiskalischen Grube an die französische Regierung vorzeitig abgebrochen werden mußten.

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deutscher Ingenieure.

Rundschau.

Der Kurator über die Arbeiten des V. d. I. Kälteanlage mit Ueber-
Radialbohrmaschine Psychologische Prüfungen Metalle
Eisenbetonschwelle Deutsche Gesellschaft für Metallkunde.

Uebergabe der Grashof-Denkmünze
hitzeinrichtung Einscheiben-Drucklager
Torsionsdynamometer Berliner Verkehr

Uebergabe der Grashof-Denkmünze
an Prof. Dr. Schröter.

Am 16. Dezember 1920 wurde die Grashof-Denkmünze Geheimrat Prof. Dr. Schröter in dessen Amtszimmer in der Technischen Hochschule München durch den Vorsitzenden des V. d. I., Dr.-Ing. Reinhardt, und den Kurator, Baurat Dr.-Ing. Lippart, überreicht. Der Feier wohnten der Rektor der Hochschule, Geheimrat von Dyk, der Abteilungsvorstand, der Vorsitzende des Bayerischen Bezirksvereins, Direktor Eppner, sowie mehrere Herren aus dem Lehrkörper der Hochschule und vom Bayerischen Bezirksverein bei.

Gelegentlich der am Abend desselben Tages abgehaltenen sehr zahlreich besuchten und vom besten Geiste getragenen Hauptversammlung des Bayerischen Bezirksvereines wurde Prof. Dr. Schröter zum Ehrenmitglied des Bezirksvereines ernannt. Nach dem Geschäftsbericht des Vorsitzenden, Hrn Eppner, worin dieser auch die Tätigkeit des Vereines behandelte, ergriff Hr. Lippart das Wort zu folgenden Ausführungen über die

Arbeiten des Vereines deutscher Ingenieure.

M. H., es war eine höchst angenehme Aufgabe, die unsern Vorsitzenden und mich nach München führte. Wir hatten unserm hochverehrten Lehrer, Hrn. Geheimrat Schröter, die Grashof-Denkmünze zu überbringen. Daß wir dabei, gleichzeitig Ihrer Hauptversammlung anwohnen konnten, ist uns eine besondere Freude. Ich möchte die Gelegenheit benützen, Ihnen die Grüße des Hauptvereins zu übermitteln und als Kurator des Vereines deutscher Ingenieure einige kurze Worte über dessen Arbeiten zu sagen.

Der Kernpunkt seiner ganzen wissenschaftlichen und literarischen Tätigkeit bleibt die Zeitschrift. Sehr vielen Wünschen aus weiten Kreisen der Mitglieder entsprechend, ist eine gewisse Anpassung der Zeitschrift an die Bedürfnisse der Praxis eingetreten. Der Wissenschaftliche Beirat wird sich in seiner nächsten Sitzung im Januar 1921 besonders damit befassen. Es wird sehr schwer sein, allen Wünschen zu entsprechen, wir glauben aber, daß wir mit dieser Umstellung auf dem rechten Wege sind. Zur Zeitschrift sind noch eine ganze Reihe literarischer Unternehmungen hinzugekommen. Wir gehen durchaus vorsichtig vor, können aber natürliche Entwicklungen nicht von vornherein ausschließen.

Weiter hat der Verein neben seinem bisherigen Tätigkeitsbereich eine große Zahl neuer Arbeiten aufgenommen, die den unmittelbaren Bedürfnissen der Industrie entsprechen. Er hat hierfür besondere Organisationen geschaffen, die in dem Normenausschuß mit seinem riesigen Arbeitsgebiet, im Ausschuß für wirtschaftliche Fertigung und in der Arbeitsgemeinschaft deutscher Betriebsingenieure

bestehen.

Der Deutsche Ausschuß für Technisches Schulwesen hat schon viele Jahre vor dem Kriege fruchtbringende Arbeit geleistet. Er hat sich jetzt besonders der ungemein wichtigen Frage der Lehrlingsausbildung bezw. des industriellen Nachwuchses zugewendet. Ueber die Bedeutung der Lehrlingsausbildung brauche ich Ihnen nicht viel auseinanderzusetzen. Wer sich darüber klar ist, wie ausschlaggebend für Deutschland gerade die Qualitätsindustrie ist denn wir müssen Arbeit ausführen, nachdem wir nicht genügend Material hierfür haben wird einsehen müssen, daß die Ausbildung von Qualitätsarbeitern unbedingt dringend ist. Einige Firmen haben Ausgezeichnetes auch durch Schaffung von Werkschulen usw. geleistet. Es galt, diese Erfahrungen der Allgemeinheit nutzbar zu machen, und so sind die Lehrgänge entstanden, von denen heute der für Maschinenbauer bereits mit 124 Tafeln vorliegt. In aller Kürze werden die Lehrgänge für Former und für Modellschreiner erscheinen, denen sich weitere Berufsgebiete baldigst anschließen sollen. Ich glaube, daß diese Arbeiten des Deutschen Ausschusses bis in ferne Zeiten als überaus wichtige pädagogische Arbeiten anerkannt werden.

Der Deutsche Ausschuß beschäftigt sich in neuerer Zeit auch eingehend mit der Praktikantenausbildung. Sie soll planmäßig betrieben werden. Sie werden in nächster Zeit Merkblätter vorgelegt bekommen. Es muß ein Stellen

nachweis eingerichtet werden, sonst können die Technischen Hochschulen das praktische Jahr als Vorbedingung für das Diplomexamen nur schwer aufrecht erhalten. Das wäre ein Unglück für unsere jungen Fachgenossen und die ganze deutsche Industrie! Ich bin dafür eingetreten, daß die Praktikantenvermittlung stark dezentralisiert wird; man kann und soll nicht alles von Berlin aus machen wollen. Ich denke, es wird gelingen mit Hilfe von Vertrauensleuten, die wir bei den Bezirksvereinen und an in deren Gebiet liegenden Hochschulen aufstellen wollen.

M. H., wir vom Vorstand sind durchaus für die planmäßige Heranziehung der Bezirksvereine zu allen Arbeiten. Aber das hat zur Voraussetzung, daß in den Bezirksvereinen auch wirklich Arbeit geleistet wird, und darum bitte ich Sie dringend. Daß dies nicht leicht ist, wissen wir alle, die wir in den Bezirksvereinen tätig sind. Trotzdem muß immer wieder mit Nachdruck darauf hingewiesen werden, daß diese Gemeinschaftsarbeit, in deren Dienst sich unser Verein nun seit 64 Jahren stellt, heute für den Wiederaufbau Deutschlands bitter notwendig ist. Man spricht heute so viel von Selbstverwaltung und der Notwendigkeit, Selbstverwaltungskörper zu schaffen. Der Verein deutscher Ingenieure ist ein solcher Selbstverwaltungskörper und ist in dieser Richtung immer weiter ausgebaut worden.

Daß bei aller Hocheinschätzung der persönlichen Arbeiten aber auch Geld notwendig ist, um die Aufgaben erfolgreich durchzuführen, ist selbstverständlich. Deshalb ist die finanzielle Lage des Vereines von ausschlaggebender Bedeutung. Es ist Ihnen ja kein Geheimnis, daß an dem Verein die Folgen von Krieg und Revolution nicht spurlos vorübergegangen sind. Die Ausgaben sind ungeheuer gestiegen. Die Zeitschrift hat vor dem Kriege bei größerem Umfang und gutem Papier mit allem, was dazu gehört, jährlich ungefähr 750000 M gekostet, dagegen müssen wir heute für schlechtes Papier bei kleinerem Umfang etwa 6 Mill. M bezahlen. Das, m H., sind letzten Endes auch die Gründe für die Erhöhung des Mitgliedbeitrages. Die 20 M Mitglied beitrag, die wir ungefähr 30 bis 40 Jahre lang unverändert gezahlt haben, würden bei der Entwertung des Geldes höchstens 2 bis 3 M wert sein. Daß man aber damit unmöglich diese Arbeiten leisten kann, bedarf keines Beweises. Wir sahen uns daher genötigt, einen Teil dieser großen Ausgaben auch auf die Mitglieder zu legen, wobei wir jede Härte natürlich vermeiden wollen.

Der Verlag des Vereines, der vom 1. Januar auch die Zeitschrift übernehmen wird, entwickelt sich, soweit sich jetzt übersehen läßt, durchaus günstig. Als ich das Amt des Kurators vor einem Jahr übernahm, war die finanzielle Lage des Vereines kritisch. Im Herbst 1919 überstürzten sich auf allen Gebieten die Preissteigerungen derart, daß der Verein mit seinen Einnahmen nicht im gleichen Tempo mitkommen konnte. Durch rasches Handeln und durch die sehr freundliche Unterstützung maßgebender industrieller Kreise hat sich die Lage wesentlich gegen das vorige Jahr gebessert, und wir können zurzeit beruhigt sein. Damit will ich durchaus nicht sagen, daß wir über alle Berge weg sind. Diesen Optimismus werden Sie mir als Industriellen nicht zutrauen. Aber solange man arbeitet, muß man hoffen, und die Anzeichen mehren sich erfreulicherweise, daß sich das deutsche Volk bereits mehr und mehr wieder auf die Arbeit besinnt.

Wir sollen aber neben all den wichtigen und großen Einzelarbeiten uns auch gerade in der heutigen Zeit bewußt bleiben, daß wir eine große nationale Aufgabe mit zu erfüllen haben, wenn wir durch objektive Ingenieurarbeit immer wieder Nord und Süd, Ost und West unseres Vaterlandes in gemeinsamer Arbeit eng verbinden. Nord und Süd dürfen nur geographische Begriffe sein, sie dürfen nicht Trennung und Unterschied bedeuten. Wir müssen noch darüber hinaus in unserm Verein zusammenfassen, was deutsch ist. So sollen z. B. unsern deutschen Brüdern in Oesterreich die Rechte eines Bezirksvereines eingeräumt werden. Gedenken müssen wir unserer Vereinsmitglieder im besetzten Gebiet, die viel Schwereres leiden unter dem Joch der Feinde, als wir hier ahnen. M. H., lassen Sie mich als Bayern, hier in der Hauptstadt meines engeren Vaterlandes, es aussprechen, daß wir mit unseren norddeutschen Brüdern eines Stammes sind und auf Gedeih und Verderb aufeinander angewiesen bleiben. Unser

18

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1. Januar 1921.

Verein, der schon als deutscher Ingenieurverein gegründet worden ist, als es noch kein Deutsches Reich gab, hat seiner ganzen Tätigkeit nach immer Wert darauf gelegt, nicht etwa nur ein Berliner oder ein norddeutscher Verein zu sein. Die Herren v. Miller und v. Rieppel waren in den letzten Jahren Vorsitzende unseres Vereins. Einige Amtsperioden voran ging ihnen Herr v. Linde. Unser jetziger Vorsitzender kommt zwar aus Dortmund, aber Sie wissen, daß er unser Landsmann und Süddeutscher geblieben ist, und ich, als Ihr jetziger Kurator, stamme aus Altbayern, also wir waren stets gut beteiligt am deutschen Ingenieurverein. M. H., was in den vielfach geänderten Satzungen des Vereines unverändert geblieben ist, das ist seine Zweckbestimmung. Es heißt da: »Der Verein bezweckt ein reges Zusammenwirken der geistigen Kräfte deutscher Technik zum Wohle der gesamten vaterländischen Industrie«.

Ich schließe mit dem Wunsche, daß der Bayerische Bezirksverein deutscher Ingenieure hier in München weiterhin bestehe im Sinne dieser Zweckbestimmung.

Versuche an einer Kälteanlage mit Ueberhitzeinrichtung. Einrichtung der Anlage.

Der Einfluß des trocknen Kompressorganges auf Kälteleistung und Kraftbedarf ist bekannt. Durch viele Untersuchungen ist nachgewiesen, daß durch die Absaugung trockner Dämpfe aus dem Verdampfer die stündliche Kälteleistung einer Anlage und die spezifische Kälteleistung erheblich gesteigert werden, und zwar je nach Größe der Anlage um 15 bis 30 VH.

Die vom Verdichter anzusaugenden Dämpfe werden allgemein durch einen Flüssigkeitsabscheider in der Saugleitung getrocknet. Die unmittelbare Rückleitung der abgeschiedenen Flüssigkeit in den Verdampfer kann selbsttätig durch die Schwere bewirkt werden. Der Gang des Verfahrens wird von der Bedienung des Regelventils unabhängiger und der Verdichter gegen Flüssigkeitsschläge geschützt, wenn wie das häufig geschieht die ausgeschiedene Flüssigkeit in den Kondensator oder in die Leitung zwischen Kondensator und Regelventil zurückgeführt wird. Hierzu ist eine Flüssigkeitspumpe erforderlich. Um besonders für kleinere Anlagen den Antrieb dieser Pampe entbehrlich zu machen, hat Dr. Döderlein die in Abb. 1 dargestellte Einrichtung') ersonnen. Die

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12,59 °C

18,99 »

18.44 >

6,40 >

5,85 >

Gesamtwärmeaufnahme

von der Sole unter den Versuchsbedingungen abgegebene Wärmemenge

20700 kcal/h 14700

35400 kcal/h

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Abb. 1.

Rückleitungspumpe am Verdichter einer alteaulage.

Pumpe ist in den Verdichterdeckel eingebaut; der Pumpenkolben ist als Stufenkolben ausgeführt, dessen größere Fläche mit dem Hubraum in Verbindung steht. Erreicht in diesem der Druck eine gewisse Höhe, so wird der Kolben vorwärts geschoben und drückt den Inhalt des Pumpenzylinders durch das Druckventil in die Flüssigkeitsleitung vor dem Regelventil. Sinkt der Druck im Verdichterzylinder unter die Spannung in der Verdampferleitung, so wird der Stufen kolben durch den Ueberdruck nach innen bewegt und Flüssigkeit aus dem Abscheider angesaugt.

Versuchsergebnisse.

Im folgenden werden die Ergebnisse eines Leistungsversuches an einer kleineren Ammoniakkühlanlage, die mit der vorstehend besprochenen Flüssigkeitspumpe versehen ist, wiedergegeben. Der Verdichter hat bei 150 mm Kolben-Dmr.

1) D. R. P. 296 743.

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250 mm Hub. Der Versuch wurde auf dem Prüfstand der Erbauerin, der Maschinenbaugesellschaft Karlsruhe, in der üblichen Weise durchgeführt. Die Ergebnisse sind vorsehend zusammengestellt. Danach beträgt die stündliche Kälteleistung einschließlich des durch die fehlende Umhüllung der Verdampferleitung bedingten Kälteverlustes 29760 kcal. Die indizierte Verdichterleistung war 7,72 PSi; hieraus berechnet sich die spezifische Kälteleistung zu 3850 kcal. Diese Zahl muß mit Rücksicht auf die geringe Größe der Anlage als recht befriedigend bezeichnet werden. Die Flüssigkeitspumpe arbeitete während des Versuches vollkommen einwandfrei; trotz der sehr erheblichen Schwankungen der Kühlwasserzufluß-Temperatur war keine Betätigung des Regelventils während der Versuche erforderlich.

Die Neuerung kann als eine wertvolle Verbesserung für kleinere Kälteanlagen bezeichnet werden; denn Einfachheit und Anspruchslosigkeit in der Bedienung sind Eigenschaften, die besonders bei kleinen Anlagen besonders geschätzt werden. [342] Prof. Eberle.

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von

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ofengasmaschine wird durch eine doppelt wirkende Zwillings-Tandemmaschine 7400 PS verkörpert, die gegenwärtig in den Werken zu Seraing zusammengebaut wird. Diese Maschine hat während der Kriegsjahre auf der Niederrheinischen Hütte zu Duisburg gearbeitet, wird aber mit einer neuen Einlaßsteuerung, Abb. 2, versehen, die sich durch ihre Einfachheit kennzeichnet und bei allen Füllungen unveränderlichen Verdichtungsdruck ergeben soll. Das Gemischventil a, das vom Steuerdaumen 6 aus angetrieben wird, trägt an seiner Spindel einen Kolbenschimber c, der die Oeffnungen d und e für Gas und Luft steuert. Konzentrisch hierzu bewegt sich im Innern des Schiebers c ein zweiter Schieber f, der vom Regler aus durch ein im Innern der Hauptspindel gelagertes Gestänge eingestellt wird. Befindet sich dieser Schieber in der höchsten Stellung, so werden beide vom Schieber c gesteuerte Kanäle während des ganzen Kolbenhubes freigelegt; steht dagegen der Schieber c ganz unten, so bleibt der Gaszutritt während des ganzen Hubes geschlossen, während Luft ungehindert zutreten kann. In den Zwischenstellungen begrenzt der Schieber c nur den Zu

Abb. 2. Neue Einlaẞsteuerung.

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Abb. 3 and 4. Anlaß vorrichtung.

tätigung eines einfachen Handrades die Maschine in Gang zu bringen. Zunächst dreht der Wärter das Handrad a in die Stellung »Fertig«, die als Aufschrift auf der Scheibe p erscheint, und stellt das Rad mittels der Klinke i fest. In dieser Stellung sind alle Anlaßventile s in den Zylindern offen, so daß die Maschine mittels der Andrehvorrichtung leicht in Anlaßstellung gebracht werden kann. Dann wird das Handrad wieder gedreht, bis die Scheibe p die Aufschrift »A_lassen‹ zeigt, und wieder festgestellt. Hiernach wird das Ventil an der Druckluftflasche geöffnet, worauf die Maschine anläuft, da die Anlaßventile von den Steuerdaumen m in der richtigen Weise angetrieben werden. Ist die Maschine genügend beschleunigt, so dreht man das Handrad in die Stellung »Aus*, wodurch die Rollen g ausgeschwenkt und aus dem Bereich der Wirkung der Daumen m gebracht werden. Mit der Spindel des Handrades a ist nämlich ein Schnecken getriebe b, c verbunden, und der Hebel d bewegt sich in dem Schlitz der Spindel f, die mit der Spindel des Anlaßventiles gelenkig verbunden ist. Gleichzeitig wird das Druckluftventil der Flasche geschlossen. Die Maschine läuft dann mit Gas weiter. (The Engineer 19. Nov. 1920) [432]

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Das Einscheiben-Drucklager, Bauart Wingfield. der Power Plant Company Ltd. unterscheidet sich von den bereits bekannten 1) Bauarten in einigen wesentlichen Punkten; es hat sich in zahlreichen Ausführungen für Kriegsund Handelsschiffe mit Turbinenantrieb durch Zahnräder vortrefflich bewährt. Die in Abb. 5 und 6 dargestellte Ausführung eignet sich sowohl für Oelbad- als auch für Druckschmierung. Für Oelbadschmierung wird eine Abstreifvorrichtung im Deckel angebracht. Die Gleitstücke a sind auf der Reibseite mit Weißmetall gefüttert, auf der Rückseite sind gehärtete Stahlringe b eingelegt, die nur auf einer Ringfläche nahe dem Umfang aufliegen. Die Stahlringe stützen sich gegen gehärtete Stahlkugeln c. Die Berührungspunkte zwischen Gleitstücken und Stahlkugeln entsprechen den sonst üblichen Kippkanten. Die Stahlkugeln werden durch Käfige gegen Stahlringe d, ähnlich den bereits erwähnten, gehalten, die in die Druckübertragungsringe e eingebaut sind. Zwischen den Druckringen und den Lagergehäusen werden Paßringe ƒ eingelegt. Die Verwendung der Stahlkugeln als 1) Z. 1919 S. 965, 1920 S. 914.

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Abb.§5 und 6. Einscheiben-Drucklager für Schiffsturbinen.

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