Deutschland im achtzehnten Jahrhundert: Bd. Geistige, sittliche und gesellige zustände: 1. Th. Bis zur Thronbesteigung Friedrichs des Grossen (1740) 2. Th. Von 1740 zum Ende des Jahrhunderts

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J.J. Weber, 1880
 

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Häufige Begriffe und Wortgruppen

Beliebte Passagen

Seite 327 - An der Wiege der jungen Universität [...] reichten sich Rationalismus und Pietismus die Hand. Der Pietismus brachte das Gewicht seines, nun schon über ganz Deutschland verbreiteten Einflusses der jungen Anstalt als Mitgabe zu und gewann dafür durch sie den Rückhalt einer anerkannten, mit öffentlicher Autorität bekleideten wissenschaftlichen Corporation. Die Epoche seines Kampfes um die Existenz gegen die erdrückende Gewalt des Alten, zugleich aber auch die seines frischesten Aufstrebens, war...
Seite 262 - Die Allmacht und die Huld auf ihren Schauplatz trat. Verschiedner Welten Riß lag vor Gott ausgebreitet, Und alle Möglichkeit war ihm zur Wahl bereitet; Allein die Weisheit sprach für die Vollkommenheit, Der Welten würdigste gewann die Würklichkeit.
Seite 33 - Orten ein alter Mann und Kind oder zwei alte Frauen zu finden. In allen Dörfern sind die Häuser voller todten Leichname und Aeser gelegen, Mann, Weib, Kinder und Gesind, Pferde, Schweine, Kühe und Ochsen, neben und unter einander von der Pest und Hunger erwürgt, voller Maden und Würmer, und von Wölfen, Hunden, Krähen, Raben und Vögeln gefressen worden, weil Niemand gewesen, der sie begraben, beklaget und beweinet hat. — Erinnert euch, ihr Städte, wie Viele in ihrer großen Mattigkeit starben,...
Seite 526 - Man steht in dem Gedanken, es sei zu unserem Unterrichte genug, wenn man uns die Buchstaben zusammensetzen, zuweilen schlecht genug, nachmalen lehrt. Darauf hält man uns eine Französin, um eine fremde Sprache in das Gedächtnis zu fassen, da wir doch die Muttersprache nicht recht verstehen. Unser Verstand wird durch keine Wissenschaften geübt, und man bringet uns, außer einigen , oft übel genug aneinanderhängenden...
Seite 109 - Hier gibt es immer Maskeraden, Helden und Liebesgeschichten, verirrte Ritter, Abenteuer, Wirtschaften, Jagden, Schützen- und Schäferspiele, Kriegs- und Friedensaufzüge, Zeremonien, Grimassen, schöne Raritäten u. dergl. m. Alles spielt; man sieht zu, spielt mit und läßt mit sich spielen.
Seite 140 - Viertheile kaum gesunden Menschenverstand haben und die Schmach und Geißel der Gesellschaft sind. So klein ihre Länder, so bilden sie sich doch ein, die Menschheit sei für sie gemacht, um ihren Albernheiten als Gegenstand zu dienen.
Seite 52 - Heimath nicht gekennet, und desswegen alles bey den Frantzosen bewundert; haben ihr Vaterland nicht nur bey den Fremden in Verachtung gesetzet, sondern auch selbst verachten helffen, und einen Eckel der Teutschen Sprach und Sitten aus Ohnerfahrenheit angenommen, der auch an ihnen bey zuwachsenden Jahren und Verstand behencken blieben...
Seite 172 - Wir haben unsere Beschäftigungen in zwei Klassen, in nützliche und angenehme, getheilt. Zu den nützlichen rechne ich das Studium der Philosophie, der Geschichte und der Sprachen; die angenehmen sind die Musik, die Lust- und Trauerspiele, welche wir aufführen, die Maskeraden und die Schmausereien, die wir geben.
Seite 455 - Notzwang lehrt uns freilich viel. Versöhnt dich weder Mund noch Kiel, So ist doch nichts umsonst geschrieben; Die Welt erfährt den treuen Sinn, Womit ich dir ergeben bin, Du magst mich hassen oder lieben.
Seite 52 - O, ihr mehr als unvernünftigen Nachkömmlinge!" rief der wackere Moscherosch 1650 in gerechtem Zorne seinen Landsleuten zu — „ Welches unvernünftige Thier ist doch, das dem andern zu gefallen seine Sprache und Stimme änderte ? Hast du je eine Katze, dem Hunde zu gefallen, bellen, einen Hund der Katze zu Lieb mauchzen hören?

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