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im laufenden Jahre bei Aufstellung des Haushaltplanes die größten Anstrengungen gemacht, besonders in den Staatsbetrieben durch Vereinfachungen aller Art Ersparnisse zu erzielen. Im Post- und Telegraphendienst ist z. B. vor längerer Zeit eine Kommission ernannt worden zur Beurteilung der aus dem Kreise der Postbeamten heraus gemachten Sparvorschläge. Die Behörde ist augenblicklich damit bescheck- und Giroverkehr zu zentralisieren. Dieser Verkehr, der sich zusehends erweitert, ist in Holland so organisiert, daß jedes Postamt für sich ein vollständiges ,,Girokontor" bildet. Die Praxis hat erwiesen, daß diese Einteilung unwirtschaftlich ist. Sie erfordert unverhältnismäßig viel Personal, Material und Raum. Eine eingehende Nachprüfung der Giroeinrichtungen anderer Länder hat zu dem erwähnten Beschluß geführt, wodurch auch die Übersichtlichkeit in diesem Dienstzweige erheblich gefördert werden wird. Das neue ,,Zentralgiroamt" soll mit den neuesten Errungenschaften der Büromaschinenindustrie zeitgemäß ausgestattet werden. [W 255]

Die Zunahme der überseeischen Auswanderung.

In Auswirkung der gesteigerten politischen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten Deutschlands ist die überseeische Auswanderung Deutscher in ständiger Zunahme begriffen. Nachdem sie im Januar 1923 gegenüber den letzten Monaten 1922 einen kleinen Rückgang erfahren hatte, erreichte sie im Juni mit 10 000 Auswanderern einen Höchststand, wie er seit Anfang der neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts nicht mehr beobachtet wurde. Inwieweit die Auswanderung von Maßnahmen einzelner Auswanderungsländer angeregt wurde, läßt sich nicht feststellen. Jedenfalls sind im ersten Halbjahr 1923 15 648 oder 62 vH Deutsche mehr ausgewandert als in der letzten Hälfte des Jahres 1922 und fast viermal so viel wie im 1. Halbjahr 1922. Nach Auswanderungshäfen geordnet ergeben sich von 1921 ab folgende Zahlen:

deutscher

Die stärkste Zunahme weist die Zahl der über Bremen und Bremerhaven ausgewanderten Deutschen auf. Sie war um 9215 oder 115 vH höher als im vorhergehenden Halbjahr, während die Beanspruchung des Hamburger Auswandererhafens nur um 6334 oder 38 vH zugenommen hat. Die Anteile der beiden Häfen haben sich daher im Verhältnis zur Gesamtzahl erheblich verschoben, und zwar für Bremen von 33 vH auf 42 vH, für Hamburg von 66 vH auf 57 vH. Die holländischen Häfen weisen nur geringe Steigerungen auf. In der folgenden Übersicht werden die Herkunftsgebiete der über inländische Häfen beförderten Deutschen nachgewiesen:

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19460

155

Dt. Reich zus.

40468

162

Hannover Westfalen

Hessen-Nassau

Rheinprovinz.

Hohenzollern.

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Preußen zus. Auffallend ist die starke Zunahme in Süd- und Westdeutschland, um 100 vH und darüber. Von den Auswanderern waren rd. 60 vH männlichen Geschlechts.

Die Gesamtzahl der im 1. Halbjahr 1923 über deutsche Häfen ausgewanderten Angehörigen fremder Staaten betrug 19 128. Ihre Zahl war im Gegensatz zu der Zunahme der deutschen Auswanderung um 10 911 oder 36 vH geringer als im 2. Halbjahr 1922, aber in allen Monaten höher als in den gleichen des Vorjahres. (,,Wirtschaft und Statistik" 1923 Nr. 17) [W 252]

BÜCHERSCHAU.

Die Schlüsselzahl des Börsenvereins deutscher Buchhändler, die, mit der Grundzahl (Gz.) multipliziert, den augenblicklichen Preis ergibt, betrug am 22. Septbr. 35 000 000

Der Eisenbetonbau, seine Theorie und Anwendung. Von Dr.-Ing. E. Mörsch, Professor a. d. Technischen Hochschule Stuttgart. 5. vollständig neu bearbeitete und vermehrte Auflage. I. Band, 2. Hälfte. 460 Seiten und 527 Abbildungen. Stuttgart 1922, Konrad Wittwer.

Mörsch behandelt zunächst in eingehendster Weise und unter besonderer Berücksichtigung der letzten Versuche des Deutschen Ausschusses für Eisenbeton und der Firma Wayß & Freytag A.-G. die Wirkung der Schubkräfte bei Biegung. Es wird der Nachweis erbracht, daß gerade die sekundären Schubrisse, deren Wesenseigentümlichkeit früher vielfach nicht richtig erkannt worden war, die fachwerkartige Kräfteverteilung begünstigen, die bekanntlich als Grundlage für unsere Bügel- und Schrägeisenberechnung dient, daß sich nämlich Bügel und Schrägeisen gemeinschaftlich an der Sicherung gegen die Schubkräfte beteiligen, daß die Stellung der Bügel normal zu den Zugeisen als die zweckmäßigste zu betrachten sei und daß bei Stützenanschlüssen die Säulenbügel auf der ganzen Höhe des Trägeranschlusses vorhanden sein müssen. Für den Fachmann erscheinen die neuen in Stuttgart vorgenommenen Versuche über die Wirkung der Schubkräfte bei veränderlicher Balkenhöhe in besonderem Maße beachtenswert, ebenso die an gleicher Stelle vorgenommenen Versuche bezüglich der Mitwirkung der Platte beim Plattenbalken. Der Verfasser beschäftigt sich eingehend mit der Auswertung dieser Versuche und kommt zu Ergebnissen, deren große Bedeutung für weitere theoretisch-versuchstechnische Forschungen außer Zweifel steht. Weiterhin gelangen die Schubspannungen bei Biegung mit Axialdruck zur Erörterung. Die dann folgende Abhandlung über die Wirkung der Drehung (Torsion) bei unbewehrten und bewehrten Betonkörpern ist rein theoretischer Art, führt aber doch zu dem wichtigen Ergebnis, daß es keine eigentliche Drehungsfestigkeit gibt, daß vielmehr Rißbildungen und Bruch dann erfolgen, wenn die Zugfestigkeit in der Richtung der Hauptzugspannung als überwunden gelten muß. Die Untersuchung der Frage, ob es statthaft sei, die statisch unbestimmten Tragwerke, bei denen die Momente für die Formänderung maßgebend sind, nach der Elastizitätstheorie zu berechnen, veranlaßt den Verfasser zur Aufstellung von allgemeinen Regeln und Ratschlägen für die Ermittlung der äußeren Kräfte, die für den Ingenieur von ganz besonderer Wichtigkeit sind; auf die amtlichen Vorschriften wird hierbei besonders Bezug genommen. In der Besprechung der ringsum aufliegenden Platten mit kreuzweiser Bewehrung wird die große Bedeutung der diesbezüglichen Versuche des Deutschen Ausschusses (Heft 30) stark unterstrichen. Es folgt dann

die Besprechung von Versuchen bezüglich der mitwirkenden Deckenbreite unter einer konzentrierten Last, sowie eine leider reichlich kurze Besprechung trägerloser Flachdecken (sogen. Pilzdecken), die wohl auch bei uns zukünftig in größerem Umfange Verwendung finden werden. Es folgen dann eine Besprechung der zweckmäßigsten Stoßverbindungen der Balkeneisen, der Einsenkungen belasteter Balken und zum Schluß einige grundlegende Mitteilungen geschichtlicher Art, bei besonderer Betonung der Bedeutung der bisher unerreicht dastehenden Leistungen des Deutschen Ausschusses. In einem Nachtrag werden Bemessungstafeln für Biegung mit Axialkraft geboten und im Anhang Tabellen für Momente und Querkräfte durchlaufender Balken für unmittelbare und mittelbare Belastung.

Die Bedeutung des Mörschschen Werkes für den Eisenbetonfachmann ist über jeden Zweifel erhaben. Ich möchte in dieser Beziehung auf meine Besprechung der ersten Hälfte von Band I in Nr. 19 des Jahrganges 1922 dieser Zeitschrift (Band 66) zurückverweisen und der Hoffnung Ausdruck geben, daß die augenblicklichen trostlosen Verhält nisse auf dem Büchermarkt das für dieses Jahr in Aussicht gestellte Erscheinen des zweiten Bandes nicht behindern oder gar unmöglich machen werden. Die Fachwelt hat ein Anrecht auf den ganzen ,,Mörsch", das Standardwerk der Eisenbetonbauweise. [B 1933]

C. Kersten.

Die Tankflotte der Welt. Von Ing. R. Schwarz. Berlin und Wien 1923, Verlag für Fachliteratur.

Das Handbuch gibt Übersichten über die Lage des Tankfrachtenmarktes, die neuzeitlichen Tankschiffe, Seetankfahrzeuge, Fluß- und Hafentankfahrzeuge, die russische Tank flotte, die Donautankflotte, die Bestimmungen für den Transport von Erdöl und Erdölprodukten durch den Suez-Kanal sowie durch den Panama-Kanal, die Ölbunkerstationen der Welt und die deutschen Schiffahrtsbestimmungen über den Transport von Erdöl und Erdölprodukten. Ein Teil des Textes ist in drei Sprachen deutsch, englisch, französisch bearbeitet. Vorlesungen über technische und wirtschaftliche Grundlagen der TextilIndustrie. Von Prof. Dr. rer. pol. A. Weiß. 4. Aufl. von „TextilTechnik und Textil-Handel. Leipzig und Wien 1923, Franz Deuticke. 356 S mit 101 Abb. Preis Gz. 15.

Lehrbuch der chemischen Technologie des Papieres. Von Prof. Dr. B. Possauner von Ehrenthal. Leipzig 1923, Akademische Verlagsgesellschaft m. b. H. 254 S. mit 42 Abb. Preis Gz. 9, geb. 10.

Infolge technischer Schwierigkeiten sind wir gezwungen, das vorliegende Heft als Doppelnummer erscheinen zu lassen. Das nächste Heft erscheint am 13. Oktober.

Der Verlag.

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ZEITSCHRIFT DES VEREINES DEUTSCHER INGENIEURE

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Nr. 41

Aus dem Inhalt

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Der Gedanke der Wertarbeit in der deutschen Seite 965 bis 980

Gütererzeugung / Untersuchungen an Luftfiltern / Wirkungsweise und Bauart der Ziehwerkzeuge / Exzenter

presse für 300 t/ Dritte Gießereifachausstellung schwedische Wirtschaftsleben.

Deutsche Automobil-Ausstellung 1923 / Die amerikanische Konjunktur und das (Vollständiges Inhaltsverzeichnis am Anfang des Textteiles.)

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Der Gedanke der Wertarbeit in der deutschen Gütererzeugung.')

Von W. Hellmich, Berlin.

D

eutschlands furchtbare Wirtschaftslage unter den Nachwirkungen des Weltkrieges ist in Heft 19 und 20 dieser Zeitschrift eingehend dargestellt worden. Ob die nahe Zukunft eine Erleichterung des auf uns lastenden ungeheuren Druckes bringen wird, wissen wir nicht, nur soviel ist gewiß, daß stärkere Belastungen für uns nur tragbar sind, wenn wir ein Ziel, ein Ende sehen. Immer aber bleibt eines bestehen, daß wir bei einer ungeheuer geschmälerten Ernährungs- und Rohstoffgrundlage mit einer gegebenen Menschenzahl ein Mindestmaß von Gütern erzeugen müssen, um unser Dasein zu fristen und unsern Kriegsverpflichtungen gerecht zu werden, und daß dieses Mindestmaß für uns eine Arbeitsaufgabe bedeutet, die unsre Leistungen vor dem Krieg um ein Vielfaches übersteigt. In dieser Stunde der schwersten Not lastet auf der Technik die Verantwortung dafür, daß die von uns geforderten Leistungen mit den gegebenen Mitteln in Einklang gebracht werden.

Richtlinien unserer Gütererzeugung.

Angesichts dieser soeben geschilderten Sachlage treten scharf und unbestreitbar die Richtlinien zutage, die für unsre Gütererzeugung künftig zu befolgen sind. Unser wertvollstes Gut ist und bleibt die Arbeit unsrer Hände und Hirne. Körperliche und geistige Arbeit in erster Linie und soweit als irgend möglich müssen wir hergeben, um die Ansprüche unsrer bescheidenen Lebenshaltung zu befriedigen und unsre Verpflichtung abzudecken. Das bedeutet erstens: Einstellung unsrer Gütererzeugung auf die Herstellung arbeitschwerer Erzeugnisse und zweitens: aus den uns verbliebenen Rohstoffen und aus der aufgewendeten Arbeit herauszuholen, was sich herausholen läßt, um einen Ausgleich für die hohen Rohstoffpreise, Löhne und öffentlichen Lasten zu gewinnen. Beides mündet in die eine große Forderung: Wertarbeit im umfassenden Sinne der Einstellung auf arbeitschwere Erzeugnisse unter Vermeidung jeder unnötigen Verwendung von Stoff und Energie durch rationellste Fertigung.

Gut und billig" muß als Wahrspruch über dem Werk unsrer Hände stehen.,,Gute und Kosten" sind auch der Inhalt der Arbeiten, die der Verein deutscher Ingenieure in den letzten Jahren eingeleitet hat, und in dem gleichen Zeichen „Güte und Kosten" steht auch die Betriebstechnische Wanderausstellung.

Aufgabengliederung.

Überschauen wir unter diesem Gesichtspunkt das Gebiet unsres produktiven Schaffens, so ergeben sich in grober Gliederung etwa fünf Hauptaufgaben:

1) Sparsamste Ausnutzung aller Kraftquellen, insbesondere rationelle Wärmewirtschaft,

2) weitestgehende Verwendung nationaler Rohstoffe bei
wirtschaftlichster Gewinnung und Verarbeitung,

3) wirkungsvollste Ausnutzung aller Produktionsmittel,
4) Verbesserung des Wirkungsgrades der Betriebe durch
zeitgemäße Organisation,

5) Befähigung der in der Produktion tätigen Menschen zu
Spitzenleistungen.

Vortrag zur Eröffnung der Betriebstechnischen Ausstellung am 15. Juni 1923 in Hannover.

Entsprechend dieser Gliederung läßt sich an einigen wenigen Beispielen zeigen, welche Aufgaben hier unserer harren, und wie weit sie bisher in Angriff genommen sind.

1. Wärmewirtschaft.

Die Hingabe des Kohlenüberschußgebietes Ost-Oberschlesien, die Entziehung der Saarkohle und die Reparationslieferungen haben die deutsche Kohlenwirtschaft gänzlich umgestaltet. Deutschland ist Kohlen-Einfuhrland geworden, und zwar fast in einem Ausmaße, wie es vor dem Kriege Kohlen ausgeführt hat. Die schwere Erschütterung der deutschen Kohlenversorgung durch die Besetzung und Abschnürung des Ruhrgebietes hat diese Lage aber noch wesentlich verschlechtert.

Das Schwergewicht unsres Kohlenverbrauches liegt in der Industrie, die einschließlich der Hüttenindustrie etwa 50 vH verbraucht. In den Rest teilen sich die übrigen Verbraucher: Hausbrand, Gaswerke, Elektrizitätswerke, Eisenbahn, Schiffahrt und Landwirtschaft. Der industriellen Wärmewirtschaft ist daher in erster Linie Aufmerksamkeit zuzuwenden.

Unsre gesamte Wärmetechnik hat schon in den letzten Jahrzehnten der Vorkriegszeit eine bedeutende wissenschaftliche und technische Entwicklung erfahren, und dadurch standen schon seit Jahren die technischen Mittel zu einer wesentlichen Vervollkommnung der Wärmeverwendung der Industrie zur Verfügung.

Alle diese Vervollkommnungen sind jedoch, obwohl sie technisch erprobt waren und ihre wirtschaftliche Bedeutung erkannt war, nur in einem sehr bescheidenen Teil der industriellen Anlagen zur Durchführung gekommen. Es ist demnach eine der wichtigsten Aufgaben der industriellen Wärmewirtschaft, allen Industriezweigen das Interesse und Verständnis für die wirtschaftliche Bedeutung des wärmetechnischen Ausbaues der Anlagen zu wecken.

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Zur Erreichung dieses Zieles war die Gründung und Ausbildung wärmetechnischer Beratungsstellen forderlich, die inzwischen in einem Umfang erfolgt ist, daß heute wohl jeder Industrielle die Möglichkeit hat, sich über Fragen der Wärmewirtschaft seines Betriebes zu unterrichten. In jedem gut geleiteten Großbetrieb ist heute die Wärmewirtschaft einem sachkundigen Ingenieur unterstellt. Die von der Wärmestelle Düsseldorf auf Grund eingehender Untersuchungen hergestellten Wärmestrombilder') geben ein außerordentlich klares Bild von der Wärmeverwertung bei den einzelnen Arbeitsvorgängen und gestatten, den Verlustquellen mit Sorgfalt nachzugehen.

Es liegen hier weniger konstruktive Aufgaben vor, als Aufgaben der Betriebführung und der Betriebkontrolle. Mit behördlichen Sparmaßnahmen ist hier wenig anzufangen. Es handelt sich vielmehr in erster Linie um ein Erziehungsproblem. Ebenso wie man den Kindern beibringt, daß das Brot heilig ist und nicht verschwendet oder unwürdig behandelt werden darf, genau so muß es in das Volksbewußtsein übergehen, daß die Kohle, das Blut unsrer Wirtschaft, eine Gottesgabe ist, die man nicht verschwenden darf. Wir dürfen nicht vergessen, daß an der Kohle das wertvollste Gut hängt, nämlich schwere, unter Lebensgefahr getane menschliche Arbeit.

Von diesem Gesichtspunkt der Schärfung des Gewissens ging man auch bei der Gründung der Hauptstelle für 3) Wärmearchiv 3.. Jahrg. (1922) Heft 11 S. 218.

Wärmewirtschaft aus, die an Stelle des gesetzlichen Zwanges die Selbsthilfe gesetzt und in dieser Hinsicht außerordentlich segensreich gewirkt hat.

Aber nicht nur bei der unmittelbaren Umsetzung der Kohlenenergie in Wärme- und Bewegungsenergie haben wir den Grundsatz wirtschaftlichster Ausnutzung zu befolgen, sondern es gilt auch, die Energie auf ihrem Wege von der Erzeugung über die Transmissionen, Vorgelege und Getriebe bis zur Verwendungsstelle vor vermeidbaren Verlusten zu bewahren. Zusammenfassende Versuche, die ein einwandfreises Bild ergeben, liegen bislang nicht vor. Über eine Versuchsreihe in Tuchfabriken wird berichtet, daß der Verlust im Kraftfluß auf durchschnittlich 63 vH anzusetzen ist. Wenn nur 5 vH erspart würden, so ergäbe das schon eine Jahresersparnis von ungefähr 400 000 t. Neuerdings befaßt sich mit dieser Aufgabe der Arbeitsausschuß für Energieleitung beim Aw F. Es sind großangelegte praktische Versuche bei einzelnen Firmen geplant, die durch wissenschaftliche Versuche an Instituten über Riemen, Leder, Schmierung und Montagefehler ergänzt werden sollen.

2. Werkstoffausnutzung.

deutscher Ingenieure.

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trachtung streifen. Schon aus der Pflicht zu wirtschaftlichster Kohlenausnutzung ergibt sich die Notwendigkeit wirtschaftlichster Werkstoffausnutzung, die wir als zweite Hauptaufgabe erkannt haben. Jeder Werkstoff führt einen Kohlenanteil mit sich, ist gewissermaßen in Kohlenwährung zu werten:

1t Zink

1t Handelseisen 1t Zement

1000 Ziegelsteine

erfordert 9t Kohle

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2t 1⁄2 t 1⁄4 t

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Zu diesem Zwang, die dünne Kohlendecke zu strecken, gesellen sich die empfindlichen Verluste an unsern Erzvorräten. Wir verloren:

68 vH der Zinkerze, 26 vH der Bleierze,

25 vH der Eisenerze.

Diese Zahlen sind für uns Mahnung genug, die Werkstoffe soweit wie möglich auszunutzen.

Wir müssen und können mit den Gewichten noch weit mehr heruntergehen nicht nur im Maschinenbau, sondern vor allem im Eisenbau. Eingehende Versuche haben ergeben, daß z. B. die Wirtschaftlichkeit von Werkzeugmaschinen weniger durch Vergrößerung des Gewichtes,

die Arbeitsverfahren.

Zu den Arbeitsmitteln gehören die Werkzeuge, die Arbeitsmaschinen und die Betriebsanlagen.

In den Handwerkzeugen steht unsre Produktion leider nicht auf der Höhe, auf der sie stehen sollte. Mir ist schon immer der Unterschied zwischen unsern wenig sorgfältig ausgeführten und wenig gefällig aussehenden Handwerkzeugen und den sauberen und in Einzelheiten gut durchgebildeten amerikanischen Handwerkzeugen aufgefallen. Der Amerikaner weiß, daß für eine gute Arbeit das beste Werkzeug gerade gut genug ist, und er bemüht sich, ihm auch ein gefälliges Aussehen zu geben. Je besser ein Werkzeug aussieht, desto besser wird es vom Arbeiter behandelt. Die Hämmer haben polierte und gut in der Hand liegende Griffe, sauber gebrochene Kanten am Hammerkopf u. dergl. Seit Jahrzehnten führen gute Remscheider Firmen einen vergeblichen Kampf gegen die billige Schleuderkonkurrenz, die den Ruf unsrer Industrie im Auslande verheerend schädigt. Man verlangt gesetzlichen Warenzeichenschutz für die Hersteller, gesetzliche Festlegung allgemein Die Wurzel

gültiger Bestimmungen für Qualitätswaren u. a. wesentlich jedoch durch

Ausbildung von Versteifungsrippen und Verbesserung der Gleitflächen gesteigert werden kann.

Vor allem aber handelt es sich darum, mit teuren Einfuhrstoffen zu sparen. Soweit es ohne Beeinträchtigung der technischen Brauchbarkeit angängig ist, müssen wir edlere Metalle wie Messing, Bronze, Kupfer u. dergl. durch weniger wertvolle Metalle zu ersetzen suchen. An die Stelle der aus dem Vollen gearbeiteten Teile können bei geschickter Gestaltung zur Erhöhung der Widerstandsmomente Bleche treten. Auch der Spritzguß wird vielfach wesentliche Ersparnisse bringen können.

Vergleichen wir das Gebiet der Nichteisenmetalle mit einer Karte unerforschter Landteile, so zeigen sich noch recht viele weiße Stellen. Die Aufgabe, diese weißen Stellen auszufüllen, aber dabei in planmäßiger Arbeit stets nur das auszuwählen, was nicht nur für die Wissenschaft, sondern auch für die Praxis Wert hat, ist die wichtige Aufgabe der Deutschen Gesellschaft für Metallkunde im Verein deutscher Ingenieure.

Von den fünf hauptsächlichsten Nichteisenmetallen: Kupfer, Zinn, Zink, Blei, Aluminium ist Deutschland durch die Valutaverhältnisse mehr oder weniger völlig abgeschlossen bis auf das Aluminium, dessen Gewinnung im Inland eine der wenigen Errungenschaften des Krieges bedeutet. Wenn auch Kupfer und Messing trotz aller Ersatzversuche nach wie vor mit die wichtigsten Metalle und Legierungen bleiben werden, so ist es uns doch gelungen, vielfach Aluminium an deren Stelle zu setzen. In der wertvollen Denkschrift,,Die Verwendungsgebiete des Aluminiums" hat die Deutsche Gesellschaft für Metallkunde die hervorragendsten Eigenschaften des Aluminiums wissenschaftlich erörtert. In jüngster Zeit haben die neuen Aluminiumlegierungen mit Zusätzen von Magnesium, das sogenannte Duralumin, und von Silizium: das Silumin, Aufsehen erregt. Ähnlich wie sich beim Eisen der Stahl und das Gußeisen gegeneinander abgrenzen, so beginnen auch bei den Aluminiumlegierungen solche mit stahlähnlichen Eigenschaften und solche für Gußzwecke sich voneinander zu scheiden. Auf dem Gebiete der stahlähnlichen Aluminiumlegierungen herrscht zurzeit unbestritten Duralumin, das bereits im Kriege im Luftfahrzeugbau große Erfolge aufweisen konnte. Zu den eigenartigen Vorgängen zur Veredelung des Duralumins gehört, daß der Werkstoff, wenn man ihn nach dem Abschrecken einige Tage sich selbst überläßt, ganz aus sich heraus eine Zunahme der Festigkeit und Härte zeigt, ohne daß die Dehnung verloren geht. Eine Erklärung dieser eigenartigen Erscheinung gibt es noch nicht und wird vielleicht, wenn sie gelungen ist, auf zukunftreiche Wege führen. Silizium ist berufen, für das Aluminium die wichtige Rolle zu spielen, die der Kohlenstoff beim Eisen spielt. Welche großen Möglichkeiten der Herstellung gerade bei diesen beiden Stoffen für uns noch

des Übels liegt nach Ansicht erfahrener Sachverständiger darin, daß der Einkauf von Werkzeugen dem Kaufmann überlassen wird, der in erster Linie nach dem Preise fragt. Wenn irgendwo, so ist an dieser Stelle der Ingenieur wenigstens als maßgebender Sachverständiger erforderlich.

In Maschinenwerkzeugen und Meßwerkzeugen dürften wir allerdings die amerikanische Qualität überholt haben, ohne jedoch den geringsten Anlaß zu haben, auf unsern Lorbeeren auszuruhen. Die Ausbildung der Maschinenwerkzeuge muß noch viel mehr als bisher Rücksicht auf geeignete Zähnezahl, richtigen Schneidwinkel, besten Werkstoff, einwandfreie Befestigung, gut ausgebildete Konstruktion bei nachstellbaren Werkzeugen und gutes Aussehen nehmen.

Was

Die selbstverständliche Forderung an die Instandhaltung der Werkzeuge, insbesondere die rechtzeitige Scharfhaltung, wird noch immer zu wenig beachtet. Ein Gang durch die Werkstätten selbst gut geleiteter Betriebe wird bei Stichproben oft überraschende Ergebnisse zeitigen. Es ist viel billiger, Werkzeuge oft zu schleifen und schneller zu erneuern, als zu versuchen, mit dem stumpfen Werkzeug noch lange fortzuarbeiten. Es ist das unwirtschaftlichste, an Werkzeug zu sparen. man dabei gewinnt, legt man an andrer Stelle um ein Vielfaches zu. Kein Arbeiter sollte sich die Werkzeuge selbst schleifen dürfen. Vielmehr muß das Schleifen an zentraler Stelle geschehen, und die Werkzeugausgabe darf nur scharfe Werkzeuge ausgeben. Für Fräser und Reibahlen verwendet wohl jeder Betrieb heute Schleifmaschinen, noch lange aber nicht für Spiralbohrer und kaum für Dreh- und Hobelstähle, obschon gute Maschinen am Markt sind. Anstellehren und Schleiflehren für Werkzeuge werden noch immer viel zu wenig benutzt.

Die Berliner Ortsgruppe der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Betriebsingenieure hat im vorigen Winter in einem Vortragskursus vor fast 1000 Hörern das Gebiet der spanabhebenden Werkzeuge behandelt. Es ergab sich hierbei, daß die Fülle der Fragen selbst in einer so ausgedehnten Vortragsfolge nicht bewältigt werden kann.

Das Werkzeug ist die Seele der Fertigung. Ihm müssen wir auf den Schulen und in unsern Arbeitsgemeinschaften eine noch weit größere Pflege angedeihen lassen.

Die Förderung der Austauschbarkeit von Werk zu Werk stellt in steigendem Maß erhöhte Ansprüche an die genaue Arbeit und die Werkzeuge. Für die Genauigkeit z. B. beim Bohren ist die Verminderung des Vorschubdruckes von erheblichem Einfluß. Der Vorschubdruck ist aber von dem Zustand des Werkzeuges abhängig. Der stumpfe Spiralbohrer wird einen wesentlich höheren Vorschubdruck erfordern als der scharf geschliffene. Der Vorschubdruck, dessen Größe noch oft unterschätzt wird, bewirkt eine Durchbiegung des Ständers, die wieder

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