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Der eine Schornstein ist in Beton, der andre in dem in jener Gegend üblichen Sandsteinmauerwerk ausgeführt worden. In der Gründung liegt dicht über der Sohle ein kräftiger Eisenrost, mit dem vier je 76 mm dicke Anker verbunden sind. Der unten 1720 mm 1. W. aufweisende Schornstein besteht aus 120 mm dickem Schamottemauerwerk, das als Futter eines 12 mm dicken Blechmantels dient. Bis zu 30 m Höhe umgibt den Blechmantel ein räumliches Eisenfachwerk quadratförmigen Umrisses, Abb. 4 bis 8. Die weiteren oberen 22 Meter erhielten 4 seitliche Rippen als Aussteifung, Der Blechmantel

s. a. Abb. 10.

ist für diesen Teil nur 10 mm dick. Um den Schornstein jederzeit streichen zu können, ist eine senkrechte, oben drehbare Leiter angeordnet, mittels deren der ganze Schornsteinumfang befahren werden kann.

Der Aufbau ging ziemlich einfach vor sich. Zunächst wurden die unteren Teile von zusammen 40 t Gewicht am Bauplatz zu ebener Erde zusammengebaut. Dann wurde dieser Teil des Schornsteins mit 2 Masten aufgerichtet und auf das Fundament gestellt, Abb. 9. Hierauf wurden die Ankerschrauben angezogen, die Maste in 3/4 Höhe des unteren Teiles auf einen besonderen Rahmen aufgepflanzt, etwas vornübergeneigt, seitlich nach hinten abgeseilt und der obere Teil, der ebenfalls fertig auf der Erde zusammengebaut war, aus seiner wagerechten Lage zunächst aufgerichtet und an dem stehenden Teil aufgezogen, Abb. 10. Hiernach wurden die Maste so zurückgezogen, daß der obere Teil genau über dem unteren schwebte. Zum Schluß wurde der obere Teil gesenkt und mit dem unteren fest verschraubt. [1780]

Technik in der Landwirtschaft.

Fortschritte auf dem Gebiete der Elektrosilage. In der Ortsgruppe Berlin der ,,Arbeitsgemeinschaft Technik in der Landwirtschaft" fand am 24. April d. J. eine größere Aussprache statt, an der neben zahlreichen Vertretern der landwirtschaftlichen Wissenschaft und Praxis auch Reichsminister Dr. Luther teilnahm.

Direktor Pfister der Elektrofutter-Gesellschaft erstattete einen längeren Bericht über die Erfahrungen, die bisher auf dem Gebiete der Grünfutterkonservierung gemacht worden sind, über die Vervollkommnungsmöglichkeiten des Verfahrens und seine voraussichtliche Weiterentwicklung. Sämtliche Berichte von praktischen Landwirten bestätigen, daß das Elektrofutterverfahren, sofern die Vorschriften der Konservierung richtig durchgeführt werden und der Siloturm den Anforderungen auf gute Isolierung und Festigkeit entspricht, durchweg zu einem einwandfreien und vom Vieh gern aufgenommenen Süßfutter führt. Eine Steigerung der Milchergiebigkeit war nach Verabreichung des Futters stets festzustellen. Im Gegensatz zum Sauerfutter soll das Elektrofutter auch für Zuchtzwecke unbedingt geeignet sein.

Die Verwendung des Dreiphasenstromes, der ausschließlich von Überlandkraftwerken geliefert wird, hat den Nachteil, daß man bisher stets drei Silotürme verwenden mußte, da die Belastung nur einer Phase von den Elektrizitätswerken nicht gestattet werden kann. Die Elektrofutter-Gesellschaft hat nun Versuche angestellt, alle drei Phasen in einem Behälter zu vereinigen. Die drei stromzuführenden Deckel werden so auf die Futtermasse aufgelegt, daß der Abstand der Deckel voneinander größer ist als die Höhe der aufgeschütteten Futtermasse. Hierdurch wird der Stromdurchgang durch die Futtermasse gewährleistet. Diese Art der Anordnung der Elektroden hat außerdem den Vorteil, daß man die Wände des Turmes nicht zu isolieren braucht. Die Isolierung der Wände stellt bei den üblichen Verfahren eine Schwierigkeit dar, die bisher noch nicht voll überwunden werden konnte.

Generaldirektor Vietze, Halle, bestätigte die bisher erwähnten günstigen Erfahrungen und erläuterte ein von ihm entwickeltes System

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22210

Abb. 9 und 10. Aufbau der eisernen Schornsteine für das Walzwerk Riesa der Linke-Hofmann-Lauchhammer-Werke.

Ahb. 11 und 12. Elektrischer Heizkörper für Elektrosilage.

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der Ensilage, das auch für mittlere und kleinere Betriebe wirtschaftlich bewertet werden kann. Als ein außerordentlicher Nachteil der üblichen Ensilage (unmittelbarer Stromdurchgang durch die Futtermasse) ist der veränderliche elektrische Widerstand zu bezeichnen, der gegen Ende der Silage immer geringer wird. Durch den dann stattfindenden hohen Stromverbrauch können Ortnetze und Transformatoren übermäßig belastet werden.

Nach den Untersuchungen von Scheunert übt der Strom auf die Futtermasse keine besondere elektrische Wirkung aus, sondern das Haltbarwerden ist lediglich auf die starke Wärmewirkung zurückzuführen, die die nicht schädlichen Milchsäurebakterien die schädlichen Essigsäure- und Buttersäurebakterien überwuchern läßt. Hierauf beruht das neue Verfahren von Vietze, dessen Grundzüge auf folgendem beruhen:

In die zu behandelnde Futtermasse einer Grube, eines Silos oder irgend eines Behälters werden einige stabförmige elektrische Heizkörper eingelassen, Abb. 11 und 12, die an das Leitungsnetz angeschlossen werden und eine gleichmäßige Wärme an das Futter abgeben. Zur besseren Wärmeabgabe sind diese ,,Futterkocher" mit einer Blechschnecke umgeben, die außerdem gestattet, die Vorrichtung nach Art der Erdbohrer in die Futtermasse einzuschrauben. Da das Wärmeleitvermögen des Futterstockes nur sehr gering ist, müssen je nach der Flächengröße des Siloquerschnitts mehrere Futterkocher eingeführt werden. Nach den bisherigen Erfahrungen soll ein Futterkocher auf 1 m3 Fläche genügen.

Nach Beendigung des Konservierungsvorganges, der ein bis zwei Tage dauert, können die Futterkocher für weitere Ensilagen benutzt werden. Ihre Bedienung erfordert keinerlei Geschicklichkeit. Ein besonderer Vorzug besteht in dem außerordentlich geringen Stromverbrauch, der nur 10 bis 20 kW für 1 t Futter betragen soll. Auch ist das Häckseln bei diesem Verfahren nicht notwendig, sofern es sich nicht um zu sperrige Futterpflanzen handelt. [1781] Schl.

Schiffs- und Seewesen.

Stapelläufe und Probefahrten.

Im zweiten Vierteljahr 1923 sind unter anderen die folgenden Schiffe vom Stapel gelaufen:

deutscher Ingenieure.

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WIRTSCHAFTLICHE UMSCHAU.

Ausstände und Aussperrungen im Jahre 19221).

Über das Ergebnis der Arbeitskämpfe im Jahre 1922 (Ausstände und Aussperrungen) gibt folgende Aufstellung eine umfassende Übersicht: Arbeitskämpfe im Jahre 1922.

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437

5726

4 235

324 273

219 671

3 346

4 351 240

6 789

160

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4 824 57 607

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3 592 443 573 352 334 346 306 38 223 | 3 194 177 | 2321 597 | 82 896 29 240 740 | 64 614 werden, daß auch in den Zahlen der wirtschaftlichen Kämpfe noch politische Umstände eine Rolle spielen.

Nach dem Vorstehenden ist mithin die Annahme berechtigt, daß erst dann, wenn das Wirtschaftsleben zu normalen Verhältnissen zurückgekehrt und nicht mehr vom Zeichen der Geldentwertung beherrscht sein wird, auch die wirtschaftlichen Arbeitskämpfe in ihren absoluten Zahlen auf eine tiefere Linie sinken werden. Zurzeit sind sie noch als ungewöhnlich und durch die ungewöhnlichen Verhältnisse bedingt anzusehen.

Über die wirtschaftlichen Arbeitskämpfe der gewerblichen Arbeiter sind noch folgende Angaben von besonderem Interesse. Die Ausstände der gewerblichen Arbeiter weisen im Jahre 1922 gegenüber dem Vorjahre in den verlorenen Arbeitstagen nur eine geringfügige Steigerung auf.

Ausstände der gewerblichen Arbeiter
von 1913 bis 1922.
Zahl der

Kann man auch nach diesen Zahlen annehmen, daß der Höhepunkt der Ausstände mit dem Jahre 1920 überschritten ist, so wäre es doch verfehlt, aus der Gleichartigkeit der Bilder für 1921 und 1922 schließen zu wollen, daß die Arbeitskämpfe auf einem gewissen Gleichstand angelangt sind, und daß wir in diesen Zahlen gewissermaßen die normale Höhe der Arbeitskämpfe in der Nachkriegszeit vor uns hätten. Allerdings sind die politischen Ausstände im Jahre 1922 recht bedeutungslos geworden. Es ist aber zu beachten, daß der ausschlaggebende Faktor für die Bewegungen der wirtschaftlichen Arbeitskämpfe immer der jeweilige Stand der Wirtschaft sein wird. Das Auf und Ab der Konjunktur bedingt auch die Wellenbewegung der Wirtschaftskämpfe.

Die Jahre 1921 und 1922 bieten nun in wirtschaftlicher Hinsicht ein ziemlich gleichartiges Bild. Sie stehen beide unter dem Zeichen der durch fortschreitende Geldentwertung ausgelösten Scheinkonjunktur. Wenn auch von einer Hochkonjunktur im sonst üblichen Sinne nicht gesprochen werden kann, wenn sich die wirtschaftlichen Kräfte in der Scheinkonjunktur immer mehr erschöpfen, so bleibt doch das Außere Bild das gleiche. Da die fortschreitende Geldentwertung und die ständigen Preissteigerungen in ihrer Folge auch auf den Arbeitnehmer einen unmittelbaren Druck ausüben, der in gewöhnlichen Zeiten nicht in derselben Weise auf ihm lastet (Verschlechterungen im materiellen Stande der Wirtschaft gehen dann stets mit einem Preisabbau Hand in Hand), so wird es verständlich, daß auch die Arbeitskämpfe das Bild einer Hochkonjunktur bieten; ja, man könnte sogar erwarten, daß unter dem unausweichlichen Druck der ständigen Preissteigerung die Intensität der Wirtschaftskämpfe umso stärker wird, je mehr sich die wirtschaftliche Kraft des Unternehmertums in der Scheinkonjunktur erschöpft, je mehr Widerstand es also der Aufbesserung der Arbeitnehmer entgegensetzen muß. Danach müßte bei anhaltender Scheinkonjunktur im Gegensatz zur gewöhnlichen Hochkonjunktur der Höhepunkt der Arbeitskämpfe nicht im Anfang, sondern am Ende der cheinkonjunktur eintreten. In der Tat scheinen die Zahlen der letzten drei Jahre auch dieses Ergebnis zu rechtfertigen. Denn scheiden wir die politischen Arbeitskämpfe, die erfreulicherweise einen raschen Rückgang zeigen, von der Gesamtzahl der Arbeitskämpfe aus, so bleibt von Jahr zu Jahr eine Steigerung der wirtschaftlichen Kämpfe: 1920 16 755 614 verlorene Arbeitstage, 1921 25 874 452 und 1922 27 733 833. Allerdings ist die statistische Grundlage zeitlich zu klein, um einen sicheren Schluß in dieser Richtung zu ziehen. Berücksichtigt muß ferner

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Die Zahl der Ausständigen ist etwas stärker gestiegen, so daß die Ausstände im Durchschnitt etwas kurzfristiger waren als 1921 (14 bis 15 Tage gegenüber 17 bis 18). Die Zahl der betroffenen Betriebe ist gegenüber 1921 um rd. ein Viertel zurückgegangen. Da gleichzeitig die Zahl der in den Betrieben Beschäftigten um nahezu ein Viertel angewachsen ist, so folgt daraus, daß 1922 die größeren Betriebe wieder mehr in den Vordergrund der Ausstandbewegung gerückt sind. Die Mehrzahl der Ausstände hat sich in Süddeutschland abgespielt. Hinsichtlich der verlorenen Arbeitszeit kommt zunächst Württemberg mit mehr als 4 Mill., dann Bayern mit 3,7 Mill., Rheinland mit 2,1 Mill., der Freistaat Sachsen mit 1,86 Mill., Berlin mit 1,7 Mill., Baden mit rd. 1,5 Mill., Ost

Weltwährungs (Dollar)-Preistafeln.

Die Preiskurven der deutschen Tafel weisen von Mitte März bis Mitte April eine große Stetigkeit auf. Mit Ausnahme von Baumwolle und Kupfer, deren Preise sich ja unmittelbar dem Dollar anpassen, fielen dann infolge des ungeheuren Marksturzes die übrigen Preise ganz erheblich. Die Preise für Kohle und Eisen bewegen sich seit Mitte Mai in starken Schwankungen um den Vorkriegspreis herum, der Zementpreis liegt weit unter seinem Friedensstand.-In England sind die Preise seit der letzten Veröffentlichung (S. 331) ziemlich unverändert geblieben, nur für Kupfer und Baumwolle trat eine Preissenkung ein. In Schweden ist bis auf den Kohlenpreis ein weiteres leichtes Ansteigen des gesamten Preisstandes zu beobachten.

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März

April

Mai

Deutschland.

H

Kohle

Zement

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Baum

1922

Juli August September Oktober November Dezember 1923:Jan Februar März April

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Kupfer

wolle

Zement

Juni

deutscher Ingenieure.

die Industrie der Steine und Erden mit nahezu 1,5 Mill. und das Verkehrsgewerbe mit 1,3 Mill., während der Bergbau nur mit 910 000 verlorenen Arbeitstagen erscheint.

Die Aussperrungen sind seit dem Kriege, in dem sie nur vereinzelt vorkamen, von Jahr zu Jahr gestiegen. Bereits 1921 war der Durchschnitt der Vorkriegzeit erheblich überschritten, das Jahr 1922 weist abermals eine beträchtliche Steigerung auf. Allerdings liegt die größte Zunahme in der Intensität der Aussperrungen, die Zahl der Ausgesperrten übersteigt diejenige von 1921 nur unwesentlich.

Eine Gegenüberstellung der Ausstände und Aussperrungen zeigt, daß die Aussperrungen im Vergleich zur Zeit vor dem Kriege hinter den Ausständen erheblich zurückbleiben, wenn auch eine fortschreitende Verschiebung zugunsten der Aussperrungen unverkennbar ist. Bei Zugrundelegung der verlorenen Arbeitstage als Maßstab ergibt sich für die Vorkriegzeit das durchschnittliche Verhältnis von 2:1. Im Jahre 1919 betrug dieses Verhältnis rd. 52:1, 1921 rd. 7:1 und 1922 5,4: 1. Auch von den Aussperrungen entfällt mehr als die Hälfte auf die Metall- und Maschinenindustrie mit rd. 2,5 Mill. verlorenen Arbeitstagen. Auf das Spinnstoffgewerbe kommen 603 000, auf das Baugewerbe 493 000 und auf die Industrie der Steine und Erden 248 000 verlorene Arbeitstage. [W 218]

Die Industrialisierung Brasiliens. Die Industrialisierung Brasiliens hat innerhalb weniger Jahre erstaunliche Fortschritte gemacht, eine Tatsache, die nicht genügend beachtet wird. Am raschesten entwickelte sich die Baumwollindustrie, die bereits mehr als 90 vH des heimischen Bedarfes deckt. Die brasilianische Baumwollindustrie verfügt über mehr als 1800 000 Spindeln und 60 000 Webstühle. Die zu verarbeitende Baumwolle wird mit Ausnahme einer äußerst geringen Menge im Lande selbst erzeugt. Hand in Hand mit der Entwicklung der Baumwollindustrie geht die Wirkerei. Erwähnung verdienen auch die Maschinenstickerei und die Spitzenfabrikation, die in den letzten drei Jahren große Fortschritte gemacht haben. Rein brasilianische Industrien sind die Zucker-, Tabak-, Konserven- und Möbelindustrie. Besonders die beiden ersten decken nicht nur den ganzen Bedarf des brasilianischen Volkes, sondern führen auch große Mengen aus. In Möbeln werden bereits die kostbarsten Stücke angefertigt, die in Geschmack und Ausführung den in Europa hergestellten nicht nachstehen. Die Papierindustrie ist in den letzten Jahren zu großer Blüte gelangt. Packpapier z. B. kann nicht mehr eingeführt werden, Zeitungs- und satinierte Papiere werden gleichfalls hergestellt, wenn auch vorläufig nicht in genügendem Maße. Seit mehreren Jahren gewinnt in brasilianischen Kreisen der Gedanke, eine nationale Eisenindustrie zu schaffen, immer mehr an Boden. Seine Verwirklichung hat greifbare Formen angenommen. Die Schwierigkeiten der Verhüttung liegen in dem Mangel an Kohle und in den großen Entfernungen, die bei der Beförderung des Erzes bis zu einem Hafenort, wo es mit ausländischer Kohle verhüttet werden könnte, überwunden werden müssen. Man hat jetzt angefangen, Hochöfen zur Beschickung mit Holz aufzustellen. Eine Reihe weiterer Vorschläge wird bearbeitet. Eine englische Gesellschaft will nahe der Küste die rd. 40 000 PS starken Wasserfälle des Mambucaba ausnützen und hier Eisenerze aus ihren weiter im Innern gelegenen Lagern verhütten. Der Anfang in der Entwicklung der brasilianischen Eisenindustrie ist damit gemacht. (Deutsche Bergwerks-Zeitung 1923 Nr. 135) [W 219]

Holz

Rohle

Sulfitzellstoff

Kohle

Dollar

Krone

Roheisen

0

1922 Juni

Juli

August September Oktober November Dezember 1923: Jan
Schweden.

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preußen mit 1,2 Mill., Schlesien mit nahezu 1,2 Mill., die Provinz Sachsen mit rd. 900 000, Westfalen mit nur 870 000 und Thüringen mit 742 000 verlorenen Arbeitstagen. Innerhalb der Erwerbsgruppen stehen die Metallund die Maschinenindustrie mit rd. 10 und 2 Mill. verlorenen Arbeitstagen (d. h. rd. die Hälfte der gesamten) an der Spitze. Dann folgt das Baugewerbe mit rd. 2 Mill. Tagen, das Spinnstoffgewerbe mit rd. 1,75 Mill.,

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7. Juli 1923.

Tagung der deutschen elektrotechnischen Industrie.

Am 22. Juni tagte im Ingenieurhaus in Berlin die fünfte ordentliche Mitgliederversammlung des Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie.

Im Anschluß an die Begrüßungsansprache des Vorsitzenden des Vorstandes C. F. von Siemens, dessen Worte vor allem unseren Tapferen an Rhein und Ruhr galten und in einem Nachruf für den vor Jahresfrist ermordeten Reichsminister a. D. Walter Rathenau ausklangen, erstattete das geschäftsführende Vorstandsmitglied, Reichsschatzminister a. D. von Raumer, den Geschäftsbericht. U. a. bezeichnete er die Erhöhung der Ausfuhrabgabe als für die Industrie vollkommen untragbar und hofft, daß die maßgebenden Kreise sich den bittern Notwendigkeiten in dieser Frage nicht verschließen werden. Er wies darauf hin, daß die Ausfuhr der elektrotechnischen Industrie im Jahre 1913 rd. 30 Mill. Goldmark betragen habe, der damals eine Einfuhr von Rohstoffen aus dem Ausland in Höhe von 15 Mill. Goldmark gegenüberstand. Heute betrage der unmittelbare Devisenbedarf der elektrotechnischen Industrie 14,5 Mill. Goldmark, dem eine Ausfuhr von nur 13 Mill. Goldmark gegenüberstehe.

Rechtsanwalt Dr. Frese sprach dann über „Die Einwirkung der Geldentwertung auf die Erfüllung von Verträgen im Lichte der neuesten Rechtsprechung". Er ging auf die bekannte Rechtsprechung des Reichsgerichtes ein, die dazu Stellung nimmt, ob die Lieferer im Hinblick auf die Markentwertung berechtigt seien, sich von Verträgen, insbesondere langfristigen Lieferverträgen, unter Berufung auf die veränderten Umstände loszusagen. An Hand von einzelnen Entscheidungen wies Dr. Frese nach, daß grundsätzlich auch heute noch das Reichsgericht auf dem Standpunkt steht, Verträge müßten so innegehalten werden, wie sie abgeschlossen seien. Jedoch billigt das Reichsgericht den Lieferern zu, sich auf die veränderten Umstände zu berufen, wenn es sich um ein ganz außergewöhnliches Mißverhältnis zwischen Leistung und Gegenleistung handelt, und wenn der Umschwung der Verhältnisse, insbesondere die Geldentwertung, nicht vorausgesehen werden konnte. Bei Geschäften, die einen spekulativen Charakter trügen, könne sich der Lieferer auf die veränderten Umstände nicht berufen. Von der Voraussetzung, daß sich der Lieferer nicht im Verzuge befinden dürfe,

wenn er sich unter Hinweis auf die Geldentwertung vom Vertrage lossagen wolle, ist das Reichsgericht bisher noch nicht abgegangen. Allerdings ist in der Rechtsprechung der unteren Gerichte eine bemerkenswerte Wendung zu verzeichnen insofern, als auch in einzelnen Fällen das Kammergericht bewußt gerade mit Rücksicht auf das vom Reichsgericht aufgestellte Aquivalentprinzip mit diesem Grundsatz gebrochen hat. Das Kammergericht hat in den Urteilsgründen ausgeführt, daß man dem im Verzuge befindlichen Lieferer die Berufung auf die ver änderten Umstände nicht versagen könne. Ihn zur Leistung zu zwingen und ihn auf einen geringen Bruchteil des vereinbarten Entgeltes zu beschränken, hieße ihn mit einer Verzugstrafe in Höhe des Vielfachen des Gegenwertes zu belegen.

Hierauf gab Direktor Dr. Werner eine Übersicht über die Tätigkeit der Preisstelle des Zentralverbandes. Hinsichtlich der Höhe der Multiplikatoren sagte er, daß die Anwendung der arithmetischen Mittelformel früher zu empfindlichen Substanzverlusten in der Elektrotechnik geführt hätte, und daß erst die in den letzten Monaten eingeführten Multiplikatoren das darstellen, was sie sein sollen: eine richtig bemessene Kennzahl für die jeweilige Teuerung der elektrotechnischen Fabrikate. Die seit Februar ds. Js. eingeführte Abgeltungsformel stelle ein großes Entgegenkommen gegenüber den Verbrauchern dar, die dadurch in die Lage versetzt würden, ihr Geld wertbeständig zu erhalten, ohne daß die Fabrikanten immer in der Lage seien, eingehende Zahlungen Zug um Zug wertbeständig anzulegen.

Den Schluß der Vortragsreihe bildete ein Referat von Direktor Haller über Goldmarkbilanzierung. Die in Reichsmark aufgestellten Bilanzen ergeben von dem Vermögensstand eines Unternehmens ein ganz falsches Bild, weil Posten von verschiedener innerer Kaufkraft miteinander verglichen werden. So lange nach den gesetzlichen Bestimmungen die Bilanzen in Reichswährung aufzustellen sind, muß jedes Unternehmen eine interne Goldbilanz anfertigen, um sich über die Erhaltung der Substanz Rechenschaft ablegen zu können. Hinsichtlich der Gesichtspunkte, die bei der Umrechnung zu beachten sind, verweisen wir auf das Juliheft von ,,Technik und Wirtschaft“, in dem der Vortrag von Direktor Haller einschließlich der Beispiele abgedruckt ist. [W 224]

BÜCHER SCHAU.

Die Schlüsselzahl des Börsenvereins deutscher Buchhändler, die, mit der angegebenen Grundzahl (Gz.) multipliziert, den augenblicklichen Preis ergibt, beträgt z. Zt. 8000
Werkstattaussiedlung. Untersuchungen über den Lebensraum des Indu-
striearbeiters. Von Dr. jur. E. Rosenstock in Verbindung mit
E. May und M. Grünberg. Berlin 1922, Julius Springer. 286 S.
Preis Gz. 6.

War

Auf den Band I der Sozialpsychologischen Forschungen (Hellpach: Gruppenfabrikation, 1922) ist noch im gleichen Jahre der vorliegende Band II gefolgt, und damit beginnt eine Reihe von Veröffentlichungen, die berufen erscheinen, das Augenmerk nicht nur der Fachleute, sondern auch der weitesten Öffentlichkeit auf sich zu ziehen. Schon die Widmung des zweiten Bandes (Dr.-Ing. Paul Riebensahm dankbar zugeeignet), weist auf den Kreis hin, aus dem die Untersuchungen mehr oder weniger hervorgingen: die, heute leider schon wieder eingegangene, 1920/21 von Direktor Riebensahm geleitete Daimler-Werkzeitung. damit ein Blatt geschaffen, das in mustergültigem Zusammenwirken von Kaufmann, Ingenieur und Arbeiter an all die großen Probleme herantrat, die seit den letzten Jahren die Industrie von oben bis unten durchzittern, so wird heute in den Sozialpsychologischen Forschungen das Thema von verschiedenen Seiten her fortgesponnen. Es ist kein Zufall, wenn auf den Titel der beiden ersten Bände dem Dr. phil. et med. sich der Dr. jur. und Dr.-Ing. und der Arbeiter hinzugesellen: weit über den Rahmen der Nationalökonomie hinaus beschäftigen heute diese brennenden Probleme der Arbeiterfrage eben alle Fakultäten, denn das Motto des ersten Bandes ,,res tantum cognoscitur quantum diligitur“ (Augustinus) beweist, von wie weiten und wie verschiedenen Gesichtspunkten der so geniale wie moderne Herausgeber dieser Forschungsreihe das Problem anzugreifen entschlossen ist. Und wenn Hellpach im Geleitwort seines ersten Bandes klagt, daß noch 1913 von seinen 60 Hörern 20 Ausländer und nur 40 Deutsche waren, und daß bei seinen Ausflügen die Deutschen gegen die Ausländer gar nur die Hälfte der Teilnehmerzahl ausmachten, so dürfte sich das heute schon wesentlich geändert haben, wo die Not der Zeit jedem, der sehen will, die Augen geöffnet hat darüber, woran es bis heute fehlte. Denn es ist schon so, wie es in der Daimler-Werkzeitung eingangs ausgedrückt ist: „Das 19. Jahrhundert hat in der Industrie immer nur an die Maschine gedacht und darüber den Menschen vergessen." Schon die Überschriften des ersten Bandes (Fabrikproblem, Lebensraum des Arbeiters, Atomisierung der Fabrikarbeitsleistung, Lohnmotiv und Lebensideal des Fabriklers, psychologische Wirkungsgrenzen der betriebstechnischen Reformen, Eindruck der Arbeitsgruppe auf die Arbeiter selbst, Gruppenfabrikation und Arbeitsteilung) scheinen geeignet, den Leser zu diesem so wichtigen Bande hinzutreiben. Gibt nun der erste Band wie ier mangels Raumes leider nur angedeutet werden kann Auskunft über den bereits vielfach praktisch durchgeführten inneren Umbau der Fabrik nach dem Prinzip der Arbeitsgruppe (die Fabrik ist nicht mehr nach dem Hallensystem in Dreherei, Hobelei, Bohrerei, Schlosserei, Fräserei usw. aufgeteilt, sondern in jeder Halle arbeiten mehrere geschlossene, in sich selbständige Gruppen von Handarbeitern und verzchiedenen dazugehörigen Maschinen zusammen), und untersucht dieser Band die Vorteile dieser Arbeitsraumgestaltung für Fabrikleitung wie

Arbeiter, so geht der Band II,,,Werkstattaussiedlung", weiter und prüft das Problem, ob diese Arbeitsgruppe nicht ganz aus dem Fabrikgelände herausgezogen und weit ab von der Fabrik im Gebirge, im Dorf oder sonstwo hinausgesiedelt werden kann.

Hatte Hellpach mit richtigem Instinkt im ersten Bande zunächst einen Praktiker mit Beispielen aus der Wirklichkeit zu Wort kommen lassen, so hat Rosenstock im zweiten Bande gleichfalls den eigenhändig geschriebenen Lebenslauf eines Arbeiters vorangestellt, der schildert, wie er als wandernder Arbeiter durch die Länder zog und dann während der Kriegszeit dank der Weitsichtigkeit eines Unternehmers die Gelegenheit erhielt, sich als Meister mit seiner Arbeitsgruppe und seiner Familie mitten im Schwarzwald anzusiedeln, ohne daß der Zusammenhang mit der Fabrikleitung irgendwie gelöst wurde. Weitere Beispiele aus der Praxis werden im Buch noch mehrfach angegeben. War also das Prinzip des 19ten Jahrhunderts dahin gerichtet, nahe um die Kraftquelle herum ein Heer von Arbeitern täglich aufmarschieren zu lassen und so die ganze Arbeit zu zentralisieren, so bricht sich hier plötzlich unvermutet ein neues Prinzip Bahn, eben das der Gruppenaussiedlung. Was das für einschneidende Anderung im Industrieleben, im Stadtbild, im ganzen sozialen Gefüge der Arbeiterschaft mit allen Felgen für Soziales und Politik nach sich ziehen kann, das darzustelleu hat sich dieser zweite Band zur Aufgabe gestellt und wie der erste in mustergültiger Weise durchgeführt. Demjenigen aber, der die Geschichte des 19ten Jahrhunderts kennt, drängt sich zwangläufig die Erinnerung an den Zusammenbruch und den Wiederaufbau des Preußischen Staates 1807 bis 1820 auf. Denn 1807 stürzte der alte Staatsmechanismus und Staatsorganismus unter dem Angriff Napoleons zusammen, und der Aufbau erfolgte durch Abbau der übermäßigen Zentralisation oder, wie der Staatsrechtler sagt: durch Dezentralisation der Verwaltung. Preußens genialster Kopf, der Reichsfreiherr vom Stein, zog durch die dezentralisierenden neuen Selbstverwaltungskörper (Landgemeinde, Stadtgemeinde, Kreis und Provinzialverwaltung) den dritten Stand zu tätiger Mitwirkung heran, ihn fest in dem neuen Staatsorganismus verankernd. Wenn es gelänge, eine ebensolche Dezentralisation der großen Industrieunternehmungen langsam und so weit als technisch möglich durchzuführen, dann würde am Ende wirklich, wie Rosenstock glaubt, dem Arbeiter wieder ein größeres Maß von Arbeitsfreude und eigener Verantwortung am Ergebnis seiner Arbeit zurückgegeben werden. Es handelt sich bei dieser sogenannten Gruppenaussiedlung nicht etwa um Schaffung eines neuen Handwerkerstandes, in dem dann diese so ausgesiedelte Gruppe mit ihrem Meister an der Spitze etwa dem alten Handwerksmeister mit seinen Gesellen entspräche. Denn der Handwerker ist Unternehmer und Arbeiter in derselben Person. Der Gruppenmeister aber wie seine Gruppe bleibt abhängig von der Fabrikleitung, dem Fabrikorganismus fest eingefügt, nur räumlich von ihr so weit abgetrennt, daß der Meister sowohl wie der Geselle mit ihren Familien lebensräumlich und arbeitlich vereinigt bleiben. Die weittragenden Folgen solcher Fabrikgestaltung für das seelische und körperliche Wohl des Arbeiters liegen zu deutlich auf der Hand, als daß es einer Ausführung

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