Schillers Leben: Verfasst aus Erinnerungen der Familie, seinen eignen Briefen und den Nachrichten seines Freundes Körner, Teil 1

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J.G. Cotta, 1830 - 402 Seiten
 

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Beliebte Passagen

Seite 4 - Und du, Wesen aller Wesen, dich hab' ich nach der Geburt „meines einzigen Sohnes gebeten, daß du demselben an „Geistesstärke zulegen möchtest, was ich aus Mangel an „Unterricht nicht erreichen konnte, und du hast mich erhört. „Dank dir, gütigstes Wesen, daß du auf die Bitten der „Sterblichen achtest!
Seite 106 - Außerdem will ich es mir in diesem Schauspiel zur Pflicht machen in Darstellung der Inquisition die prostituierte Menschheit zu rächen, und ihre Schandflecken fürchterlich an den Pranger zu stellen. Ich will — und sollte mein Karlos dadurch auch für das Theater verloren gehen — einer Menschenart, welche der Dolch der Tragödie bis jetzt nur gestreift hat, auf die Seele stoßen.
Seite 202 - Tribunal werde ich mich stellen. Dieses nur fürchte ich und verehr' ich. Etwas Großes wandelt mich an bei der Vorstellung, keine andere Fessel zu tragen als den Ausspruch der Welt — an keinen andern Thron mehr zu appellieren als an die menschliche Seele.
Seite 329 - Paris freilich dürfte auch dem philosophischen Beobachter vielleicht einen widrigen Eindruck geben; aber einen kleinen gewiß nie, denn auch die Verirrungen eines so feingebildeten Staats sind groß. Was für eine prächtige Erscheinung ist das Römische Reich in der Geschichte auch bei seinem Untergang!
Seite 341 - Die Geschichte ist überhaupt nur ein Magazin für meine Phantasie, und die Gegenstände müssen sich gefallen lassen, was sie unter meinen Händen werden.
Seite 196 - Produkte genoß, erkenntlich zu sein, — ein solches Geschenk ist mir größere Belohnung als der laute Zusammenruf der Welt, die einzige süße Entschädigung für tausend trübe Minuten. — Und wenn ich das nun weiter verfolge und mir denke, daß in der Welt vielleicht mehr solche Zirkel sind, die mich unbekannt lieben und sich...
Seite 100 - Gleichwie aus einem einfachen weißen Strahl, je nachdem er auf Flächen fällt, tausend und wieder tausend Farben entstehen, so bin ich zu glauben geneigt, daß in unsrer Seele alle Charaktere nach ihren Urstoffen schlafen, und durch Wirklichkeit und Natur oder künstliche Täuschung ein dauerndes oder nur illusorisch- und augenblickliches Dasein gewinnen. Alle Geburten unserer Phantasie wären also zuletzt nur wir selbst.
Seite 340 - Man lernt auf diesem Weg den Menschen und nicht den Menschen kennen, die Gattung und nicht das sich so leicht verlierende Individuum. In diesem großen Felde ist der Dichter Herr und Meister. Aber gerade der Geschichtschreiber ist oft in den Fall gesetzt diese wichtigere Art von Wahrheit seiner historischen Richtigkeit nachzusetzen, oder mit einer gewissen Unbehilflichkeit anzupassen, welches noch schlimmer ist.
Seite 280 - Im Ganzen genommen ist meine in der Tat große Idee von ihm nach dieser persönlichen Bekanntschaft nicht vermindert worden ; aber ich zweifle, ob wir einander je sehr nahe rücken werden. Vieles, was mir jetzt noch interessant...
Seite 353 - Betracht nothwendig. Ich selbst habe keinen Schritt in der Sache gethan, habe mich aber übertölpeln lassen; und jetzt, da es zu spät ist, möchte ich gerne zurücktreten.

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