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Constructeur" des Profeffor Reuleaux. „Taschenbuches der Hütte" nicht durch diese, sondern durch die Schalenkuppelung bereichert gefunden, und würden mit Freude dieselben in einer neuen Auflage dieses Hülfsbuches, sowie des Constructeurs" miteinander vertauscht sehen.

Nach Früherem haben wir den Durchmesser des Zapfens für den Druck P

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Wir kommen nun zu §. 77 bis 103, welche von den Zapfenlagern handeln, und finden auch hier im Con structeur“ einerseits fremdartige Formen, andererseits ausgedehntere Anwendung der Verhältnißzahlen, indem auch für die aus dem einfachen Stehlager abgeleiteten Formen, also für die Consolen und die Hängelager, solche vollständigst aufgestellt werden. Wir sind auch hier anderer Meinung, als Hr. Reuleaux, und glauben, daß Redtenbacher und andere, welche nur das Stehlager ausführlich behandelten, genug gegeben haben, indem die abgeleiteten Constructionen in zu verschiedenen Verhältnissen vorkommen, um normale Formen durchführen zu können.

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Hr. Reuleaux adoptirt, wie die übrigen Schriftsteller, als Bezugseinheiten den äußeren Durchmesser der Lagerschale d=10mm+1,15d und die Wandstärke derselben e=3mm+0,07d und schließt sich auch bei seinen Verhältnißzahlen den üblichen Formen ziemlich an. Man pflegt die Dimensionen der Lager nicht zu berechnen, könnte aber für vereinfachte Annahmen recht wohl die Stärke des Deckels und der Grundplatten, sowie der Deckel- und Fußschrauben abschäßen; indessen ist es in der Regel überflüssig, dies zu thun, indem der Druck des im Lager befindlichen Zapfens abwärts gerichtet ist, und außerdem, da sein auf Torsion berechneter Durchmesser weit größer ist, als die nothwendige Bruchsicherheit erfordert, das ihm proportional construirte Lager mehr als ausreichend stark ausfällt. Dieses gilt von den Hälsen der meisten Transmissionswellen, aber nicht von den Zapfen, welche wirklich dem auf sie ausgeübten Drucke entsprechend construirt sind, z. B. von den Zapfen der Balanciers, für welche man daher auch nicht die Modelle und Verhältnißzahlen der Transmissionslager, sondern schwerere verwendet. Die Nothwendigkeit, so zu verfahren, ist den Regeln Hrn. Reuleaux' gegenüber in noch erhöhtem Maßstabe vorhanden, indem im „Constructeur", durch die Annahme des günstigsten Falles des Auflagers, der Durchmesser des Zapfens auf das äußerste Minimum herabgedrückt wird, und wird deshalb vorgeschrieben, in den Fällen, wo der Druck des Zapfens aufwärts in den Deckel geht, als Bezugseinheit für die Vorderansicht des Lagers d2 = 10+ 1,75d zu benußen, während die der Längsaxe des Zapfens parallelen Dimensionen des Lagers mit d=10+1,15 d wie früher construirt werden. Nach den älteren Regeln würden die Zapfen den 1,26 fachen Durchmesser desjenigen erhalten, welchen ihnen der „Constructeur“ giebt; wir haben also, wenn wir den ersteren Durchmesser mit D und den legteren, wie bisher, mit d bezeichnen: D= 1,26 d. Die Bezugseinheit zur Construction des Lagers wäre früher gewesen: d,=10+1,15 D10+ 1,4d, während sie jezt, wie gesagt, d2 = 10+ 1,75 d betragen soll. Es wird aber die Breite des Lagers geringer als früher, so daß das Reuleaux'sche schwere Lager nicht erheblich stärker ausfällt, als das Transmissionslager, welches man früher für einen Zapfen vom Durchmesser D verwendet hätte, und demgemäß keineswegs übertriebene Sicherheit gewährt.

Der Durchmesser der Deckelschrauben soll 0,2d, betragen.

d =

π

Es wird also bei =-=

Schrauben (S)

Π

- P.

16

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2. (0,2 d2)2 + S,= d2 G.

24

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In früheren Regeln gab Hr. Reuleaux als zulässige Spannung für Schrauben 2TM,8 an; wir erhalten sie jezt aber 40 pCt. größer. Die Fußschrauben werden 20 pCt. stärker als die Deckelschrauben, was, da sie viel stärker angezogen werden, als diese, eher zu wenig, als zu viel ist. Es kommen übrigens wohl Fälle vor, daß die Deckelschrauben von Balancierlagern reißen, so daß man sich hüten muß, den bei Transmissionslagern üblichen Dimensionen nicht auf solche Constructionen Einfluß zu gestatten. Betrachten wir den Lagerdeckel als einen in der Mitte durch den Zapfendruck belasteten Balken, der in den Mittelpunkten der Schrauben frei aufliegt, so hätten wir, da die Länge desselben 1,4d,, die Höhe = 0,4d, und die Breite =0,9d, ist, und der Druck wie früher d2S ist für die Beanspruchung des Deckels (S2)

π

P

24

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S,

29 d

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Der Werth S1 = 5,2 ist für Gußeisen viel zu hoch; er würde sich freilich, wenn der Druck sich gleichmäßig über den Lagerdeckel vertheilte, was wohl in der Regel der Fall sein wird, auf die Hälfte reduciren; es wäre dann aber noch immer der Deckel verhältnißmäßig etwas stärker beansprucht, als der Zapfen. Eine ähnliche Rechnung würde zeigen, daß die Fußplatten der Lager durch die angewendeten bedeutenden Aussparungen zu sehr geschwächt werden.

Man steht hieraus, daß bei den Lagern für auf Druck berechnete Zapfen Vorsicht durchaus geboten ist; es wird aber auch bei den Lagern für Kurbelwellen nicht schaden, einige Rechnungen anzustellen, deren Ergebniß freilich in der Regel sein wird, daß das Lager als Transmissionslager behandelt werden kann, wodurch aber natürlich nicht ausgeschlossen wird, daß wir es, unserem Gefühle folgend, dennoch verstärken.

Hr. Reuleaux adoptirt als Normalform für die Arbeitsleisten außen an den Lagerschalen eine aus der achteckigen hergeleitete Form, indem er die parallelen Flächen an den Seiten beibehält und die drei anderen Flächen durch einen Kreisbogen erseßt, und sagt mit Bezug auf diese und andere Schalenformen, daß jede ihre Vortheile und ihre Nachtheile

habe, so daß die Entscheidung, welche Form die beste sei, nicht thunlich schiene. Leider geht er aber weder im „Constructeur“ noch in der „Constructionslehre" auf eine Kritik der verschiedenen Formen ein, welche, wie wir glauben, nur zu dem Resultate hätte kommen können, daß die cylindrischen Lagerschalen entschieden den Vorzug verdienen.

In Betracht kommen nur die cylindrische Form, welche Redtenbacher adoptirt hat, einerseits und andererseits, die achteckige und die von Hrn. Reuleaux empfohlene Form. Von diesen beiden verdient aber die achteckige Form insoweit den Vorzug, als man sie leichter durch Maschinenarbeit einpassen kann, während sich die Reuleaux'sche Form nicht gut durch Hobeln herstellen läßt. Es kommt hierauf im Grunde wenig an, da, wenn man Maschinen zur Bearbeitung anwenden will, man doch die Schalen cylindrisch machen würde, um sie abdrehen zu können. Dieses würde bei allen größeren Lagern geschehen; bei kleineren Lagern aber wird es für Werkstätten, welche nicht groß genug sind, um eigene Drehbänke mit solchen Arbeiten fortwährend beschäftigen zu können, weniger kosten, eckige Lagerschalen durch Handarbeit einpassen zu lassen, als cylindrische Schalen abdrehen und die Lagerkörper ausbohren zu laffen.

Nichtsdestoweniger geben wir den cylindrischen Schalen ganz entschieden den Vorzug und würden wenigstens, als Käufer von Triebwerken, auf ihrer Anwendung bestehen, weil sie nicht für ein bestimmtes Lager angefertigt werden, sondern in jedes Lager für denselben Zapfendurchmesser passen müssen, so daß man Ersagstücke für abgenußte Schalen ohne Weiteres beziehen kann. Bei eckigen Schalen hingegen wird jede Schale in ihren bestimmten Lagerkörper eingepaßt und, in diesem befindlich, ausgebohrt, welcher Proceß wieder durchgemacht werden muß, wenn die Schale erneuert werden soll. Zu diesem Behuse muß das Lager von seinem Plage entfernt werden, wenn man es nicht vorzieht, was sich natürlich auch machen läßt, die neue Schale in das montirte Lager, so wie die alte saß, einzupassen. Weit billiger und, worauf meistens noch viel mehr ankommt, weit rascher lassen sich alle Reparaturen bewerkstelligen, wenn cylindrische Lagerschalen angewendet werden. Wir begreifen nun nicht, wie Hr. Reuleaux, welcher in der Vorrede die Etablirung von eigenen Werkstätten für Maschinentheile mit vieler Wärme empfiehlt, eine andere Schalenform, als die cylindrische, wählen konnte; wir begreifen dieses um so weniger, als die von ihm empfohlenen neuen Gestaltungen der Lager und Lagerstühle zum Theil unbedingt fordern, daß die Axe der Lagerschale eine bestimmte Lage zum Lagerkörper hat, was auch nur bei cylindrischen Schalen der Fall ist. Hr. Reuleaux hätte bei seiner Schalenform die ausgedehnteste Anwendung von Holzpackungen unter den Lagern befürworten müssen; er erwähnt dieselben aber gar nicht, obgleich er die Holzplättchen unter den Lagerdeckeln beschreibt, und will augenscheinlich alle Lager Metall auf Metall montirt wissen, ja er ordnet dieselben mit Vorliebe so an, daß sie, so zu sagen, ein Stück mit dem Wandstuhle bilden und jede Verschiebung bei der Montage unmöglich ist.

Den Lagerdeckel läßt Hr. Reuleaux gar nicht in den Lagerkörper ein; dafür greift aber die obere Schale ein wenig in denselben ein und muß also den Deckel gegen Verschie bungen schüßen, während bis jezt alle technischen Lehrbücher

und die Praxis, so weit wir sie kennen, gleichfalls den Deckel mit kräftigen Anfäßen in den Lagerkörper eingreifen ließen. Nur für Transmissionswellen, wenn sie durch ihr eigenes Gewicht und den Zug der Riemen in das Lager hinein gedrückt werden, wählt man leichtere Constructionen und wendet sogenannte Staubdeckel ohne Lagerschalen an. Der Lagerdeckel des Constructeur" hat die Form eines Staubdeckels, ist aber mit einer Lagerschale ausgerüstet; des eigentlichen Staubdeckels freilich geschieht keine Erwähnung.

Das Rumpflager in §. 82 ist für leichtere Wellen zu verwenden; bei schwereren braucht man, wenn irgend möglich, drei Schrauben zur Befestigung, indem es in der Regel nur nöthig ist, einen der Lagerfüße abzukürzen, welcher dann eine Fußschraube vor und eine hinter dem Lagerkörper erhält, während die andere Hälfte des Lagers normal bleibt.

Das große Stehlager (Fig. 132) ist durch die Bemerkungen zum Normallager meistens erledigt; für Kurbelwellen, für welche es auch bestimmt ist, scheint es theils wegen der Construction des Deckels, theils wegen der starken Aussparungen, welche ausdrücklich vorgeschrieben werden, nicht solide genug zu sein. Hr. Reuleaux läßt die Fußschrauben des Lagerförpers nur durch die Sohlplatte gehen; es ist aber üblich und, wenn der Druck auch nach oben geht, durchaus nothwendig, statt der Fußschrauben wirkliche Anker anzuwenden, welche durch das ganze Fundament gehen. Nur wenn die Sohlplatte sehr kräftig und kastenförmig gestaltet ist, ist es möglich, kurze Fußschrauben anzuwenden, welche man aber dann von unten bequem einbringen kann, so daß man nicht nöthig hat, zu den Schraubenformen (Fig. 14 und 16) in §. 25 seine Zuflucht zu nehmen. Will man sich indessen dieser Formen bedienen, so ist zu beachten, daß die Fußplatte des Lagers auf ihrer untern Fläche um das Bolzenloch herum eine solche Aussparung erhalten muß, daß man den eingesteckten Bolzen ganz frei herumdrehen kann, was z. B. in Fig. 143 nicht der Fall ist.

Für Balancierlager stellt Hr. Reuleaux in Fig. 133 eine eigene Musterform auf, welche uns nicht gerade glücklich gewählt scheint. Wir ziehen übrigens für Lager unter so schwerem Drucke, wie diese, viereckige Schalen vor, welche dann auch den Vorzug haben, daß sie bei eintretender Abnugung sich solide unterpacken lassen.

Dreischalige Lager, wie das in Fig. 134, werden für rasch laufende, horizontale Dampfmaschinen jezt nicht selten angewendet; freilich ist in der Regel nicht dafür gesorgt, daß sich der untere Theil der Schale nachstellen läßt. Andere wenden Lager mit schräge aufgefeßten Deckeln an; in vielen Fällen möchte es aber das Einfachste sein, recht lange Läufe anzu= wenden, um so die Abnuzung möglichst gering zu halten.

So würden wir es vor allen in den Fällen machen, für welche Hr. Reuleaux ein Gabellager empfiehlt; bricht eine Schale in diesem, so hört die Lagerung der Welle vollständig auf. Wir sind für einfache Constructionen, an welchen etwa eintretende Unglücksfälle die möglichst geringen Folgen nach sich ziehen, und würden, wenn seitliche Nachstellung der Schalen für eine stehende Welle einmal als sehr wünschenswerth erscheinen sollte, lieber ein consolförmiges Lager anwenden, bei dem ja auch die Schnittfläche der Lagerschalen senkrecht zur Befestigungsebene steht.

Die Confollager, welche in §. 89 besprochen werden, sind bei Triebwerken in der Regel noch stärker vertreten, als die Stehlager, indem die Lager, welche an Säulen befestigt werden, fast ohne Ausnahme als solche construirt werden. Sie erhalten immer Holzunterlagen; will man diese nicht, so schraubt man eigene Consolen an die Säulen und stellt Stehlager, häufiger Rumpflager auf diese.

Diese lettere Anordnung ist allerdings die vollkommenste und erleichtert die Montage, sowie späteres Ausrichten der Leitung, ungemein; sie ist aber kostspielig, und man erreicht schließlich mit der weniger eleganten Construction daffelbe. Wendet man Holzfutter an, so ist es bei sauberem Guffe gar nicht nöthig, die Befestigungsflächen an der Säule und am Lager abzurichten; wir pflegen aber doch Arbeitsleisten zu geben; eine saubere Bearbeitung ist natürlich nicht erforderlich.

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Was das Detail des Confollagers im, Constructeur “ betrifft, so hat es den Lagerkörper des Stehlagers und eine breite Befestigungsplatte für 4 Schrauben unter demselben, soll aber im Allgemeinen nicht durch einen Keil gestügt werden. An ausgeführten Consollagern finden wir nur selten einen wirklichen Deckel mit Oberschale, sondern nur einen in einfachster Weise durch einen Keil niedergehaltenen Staubdeckel. Die Befestigungsplatte ist nicht breiter, als der Lagerförper ; sie wird von einem Keile getragen und hat nur zwei Befestigungsschrauben, die eine oberhalb des Deckels, die andere unterhalb des Lagerkörpers. Ein solches Consollager ist nicht so schwer, als das des, Constructeur"; es ist leichter zu gießen, hat weniger ausgedehnte Arbeitsleisten und ist besser zu montiren. Wir sehen deshalb nicht ein, weshalb Hr. Reuleaux nicht dasselbe als das normale adoptirt hat. Als unnöthig möchten wir noch sowohl in Bezug auf Fig. 136, wie auf die folgenden, die die ganze Befestigungsplatte umsäumenden Arbeitsleisten bezeichnen; wenn dieselben auf zwei Seiten vorhanden sind, so genügt das in der Regel vollkommen.

Hr. Reuleaux giebt jedem Console für einen gewissen Zapfendurchmesser eine durch Verhältnißzahlen bestimmte Größe der Befestigungsplatte, sowie des Abstandes des Zapfenmittels von der Säulenplatte. Wir haben aber gesehen, daß Wellen von abnehmendem Durchmesser die Regel sind. Es müßten also, da die Mittel der Säulen in einer Flucht stehen, den Platten an denselben je nach der für sie bestimmten Normalconsole, verschiedene Größen und verschiedener Abstand von Dem Säulenmittel gegeben werden. Dieses ist indessen nicht üblich; man macht vielmehr die Säulen alle gleich und giebt den Lagern dieselben Abstände und Befestigungsplatten. Gelegentlich bei allzugroßen Differenzen der Durchmesser am Anfange und am Ende einer Wellenleitung ändert man auch wohl die Platten. Hr. Reuleaux freilich, welcher Wellenleitungen von gleichbleibendem Durchmesser haben will, stößt nicht auf solche Schwierigkeiten; wir müssen aber hier hervorheben, was allgemein üblich ist.

Das Stirnlager (Fig. 137) und das Stirnseitengabellager (Fig. 138) übergehen wir, da die Anwendung derselben sich auf Wandlagerstühle und Wandkasten beschränkt, von denen noch die Rede sein wird. Dem Bocklager (Fig. 139) ist auch eine Normalhöhe = 6d, mit derselben Willkür gegeben, wie die Höhe der Hängelager in Fig. 140 bis 142 auf 5d, normirt ist, was sich unbedingt nicht durchführen läßt.

Hr. Reuleaux hat übrigens doch gesehen, daß das nicht so geht, und verweist deshalb auf zwischengelegte Querhölzer, um die gewünschten Deckenabstände zu geben. Einerseits sind diese aber nicht immer und zwar in der Regel nicht bei größeren Transmissionen vorhanden, bei welchen die Hängelager direct an die Unterzüge befestigt werden; andererseits kann man ihnen doch nicht auch jede beliebige Größe geben und sie z. B. in einem Fabriksaale, dessen Wellenleitung von 4 Zoll (105TM) auf 21⁄2 Zoll (65TM) abnimmt, hinten um 5. 1,15. (4-2)= 81⁄2 — 8 Zoll 5.1,15 (105-65)=230mm höher machen als vorne, und endlich schreibt die Größe der Riemenscheiben in der Regel eine gewisse lichte Höhe über dem Wellenmittel vor, in welche auch die Querhölzer nicht hineinreichen dürfen. Man sieht, daß es bei den Hängelagern, wie schon gesagt, absolut unmöglich ist, einen normalen Deckenabstand anzunehmen. Auf welche Erfahrungen gestüßt, Hr. Reuleaux behauptet, daß zwei Befestigungsschrauben nur bei Hängelagern bis zu 50mm Zapfendurchmesser genügten, wissen wir nicht. Die Aussparungen, welche er in den Befestigungsplatten anbringt, schaden durch Erschweren des Guffses, mehr als sie nugen.

Das Gabelhängelager in §. 96 ist eine kostspielige Construction, überdies für schwere Wellen nicht genügend sicher; fie gewährt übrigens in keinem Falle Vortheile, sondern erschwert die Montage, statt sie zu erleichtern, wie der Constructeur" andeutet.

"

Troß des Figurenreichthumes des „Constructeurs“, der freilich auf originale Constructionen, statt auf alltägliche Formen verwendet ist, kann derselbe auf Vollständigkeit keinen Anspruch machen. So hätte eines der Hängelager für den Fall der Befestigung an einem gußeisernen Träger in feuerfesten Gebäuden construirt sein mögen; in mechanischen Webereien findet sich ferner in größter Zahl eine Art Hängelager, welche Hr. Reuleaux als Stirnhängelager bezeichnen würde.

Zu den Fußlagern in den folgenden Paragraphen ist Nichts zu bemerken, als daß wir das Wandfußlager in Fig. 144 nur für leichte Wellen anwenden würden. Auf die Nothwendigkeit, Fußlager nach Fig. 143 mit einem Untersaße zum Wegziehen zu versehen, wird später noch aufmerksam gemacht; freilich verbietet oft Mangel an Play solche Constructionen, und muß man dann sich anderweitig zu helfen suchen.

Bei sehr schweren Wellen ist es ferner wünschenswerth, daß die Spurplatte, der Abnugung entsprechend, gehoben werden kann, wofür bei dem Wandfußlager Sorge getragen ist. Bei der sehr gefünftelten Variation des Wandfußlagers in Fig. 145 ist zur Aufnahme des Verticaldruckes ein in die Befestigungsplatte des Lagers und in die des Stuhles eingelaffener Keil angewendet. Diese von Hr. Reuleaux sehr warm empfohlene und mit Vorliebe angewendete Construction widerstreitet unserem Gefühle durchaus.

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,,1) Die Wellen sollen nicht zu fern von den Rädern durch die Lager gefaßt werden.

2) Die Richtung des Zapfendruckes darf bei feinem Lager in die Schalenfuge fallen.

3) Wenn es angeht, sollen namentlich bei schweren Wellen die Lager so gewählt und angebracht sein, daß man die Lagerschalen herausnehmen kann, ohne die Wellen von ihrem Plage nehmen zu müssen.

4) Der Lagerstuhl soll das Ein- und Auslegen der Wellen mit ihren Zahnrädern möglichst wenig behindern.

5) Die Zahl der Bearbeitungs- und Einlothungsebenen soll möglichst gering sein; alle Arbeitsflächen sollen womöglich bei einmaligem Aufspannen des Stuhles auf die Hobelmaschine geebnet werden können.

6) Die allgemeinen Bedingungen der Einfachheit des Modelles, der guten Ausführbarkeit der Gußform, der sicheren Befestigung und des gefälligen Aeußeren der Construction sind selbstredend auch hier inne zu halten."

Dazu wird noch hinzugefügt:

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Wie diese Vorschriften, deren Zweckmäßigkeit einleuchtet, befolgt werden können, sollen die nachfolgenden Beispiele zeigen."

Wir erkennen an, daß es sehr vortheilhaft ist, wenn man ein Arbeitsstück vollständig fertig hobeln kann, ohne nöthig zu haben, es umzuspannen. Damit aber überhaupt Hobeln gegen Handarbeit vortheilhaft wird, ist es nothwendig, daß die zu bearbeitenden Flächen im Verhältnisse stehen zu dem Gewichte und den linearen Dimensionen des Arbeitsstückes. Hr. Reuleaux erreicht dieses nun auf eine sehr einfache Weise; er construirt Stühle für ganze Rädergruppen mit 4 bis 5 Lagerflächen, deren jede wegen der großen Befestigungsplatten seiner Lagerformen wenigstens doppelt so groß wird, als für ein gewöhnliches Stehlager ausreichend wäre.

In der Regel befinden sich aber nur zwei Lagerflächen auf einem Wandlagerstuhle; richtet man diese nun für gewöhnliche Stehlager ein und giebt ihnen ein Paar zollbreite (25mm), dem Zapfen parallele Arbeitsleisten, so wird es weniger kosten, diese ohne Weiteres mit Meißel und Feile zu bearbeiten, als den gewichtigen Wandstuhl durch die Werkstatt auf die Hobelmaschine zu bringen, für welche andere Arbeit da sein muß, als die kurzen Schnitte über die Lagerflächen.

Was Hr. Reuleaux damit sagen will, daß die Anzahl der Einlothungsebenen eine möglichst geringe sein muß, verstehen wir nicht; wenn er, wie es beinahe den Anschein hat, empfehlen will, daß die Lage aller Lager gegeneinander durch die Construction des Lagerstuhles und der Lager gegeben ist, so müssen wir ihm widersprechen. Der Lagerstuhl foll nur die Lage der Axe des Lagers in einer bestimmten horizontalen Ebene sichern; in dieser muß aber das Lager sich nach allen Richtungen etwas verschieben lassen, um sich den Ungenauigkeiten in der Ausführung der Baulichkeiten bei der Montage accommodiren zu können.

Bei der Montage eines gewöhnlichen Wandlagerstuhles hat man bis jezt nur die Bedingungen genau zu erfüllen, daß die Lagerflächen horizontal und daß sie in der bestimmten Höhe unter dem Wellenmittel liegen. Hr. Reuleaux muß statt jener Bedingung die erfüllen, daß die Lagerflächen ver

tical stehen, was ziemlich auf dasselbe hinauskommt. Die Höhe des Mittels der Lager könnte er durch Bearbeitung des Keiles etwas reguliren; er verzichtet darauf oder erschwert es wenigstens ganz ungemein, indem er statt der Keile versenkte Schlüssel, wie bei dem Wandfußlager Fig. 145, anwendet. Wollte man daran etwas nacharbeiten, so würde das noch mehr Arbeit machen, als wenn man die Lagerfläche für ein Stehlager noch etwas berichtigen würde. Dieses sind aber nicht die einzigen Bedingungen, welche bei der Montage eines der Wandstühle des „Constructeur" beobachtet werden müssen. Die Lagerflächen müssen auch der Richtung der Axen der Wellen je nach Umständen parallel oder normal zu ihnen ausgerichtet werden. Es muß ferner in manchen Fällen eine Horizontaldistanz eingehalten werden, z. B. in Fig. 151, wo der Lagerstuhl so montirt werden muß, daß die Axen des Lagers und der Welle von vornherein zusammenfallen. Besonders ist dieses der Fall, wenn Anläufe an den Wellen vorhanden sind; ein Stehlager kann dann auf der vorsorglich breit genommenen Lagerfläche etwas verschoben werden. Bei den Stirnlagern, z. B. in Fig. 153 und 156, ist aber nichts Derartiges möglich.

Nur einen Vortheil haben die Stuhlformen des „Constructeur": Sie lassen sich etwas leichter formen, als die älteren, an denen die Lagerflächen sich mit allerhand Rippen an die Außenflächen des eigentlichen Stuhles ansehen. Andererseits braucht man für die älteren Stühle feine neuen Modelle für die Lager zu machen, sondern kann sich der gewöhnlichen Stehlager bedienen.

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Die Modellirung der im Constructeur" abgebildeten Stühle ist freilich sehr kostspielig; indessen sind die geschweiften Formen derselben ja nichts Wesentliches und könnten mit den billigeren geraden ja ohne Weiteres vertauscht werden.

Wir gehen jezt zu den Beispielen über. Der gothische Bock, Fig. 149, bleibe ungelobt und ungetadelt; dagegen hat Fig. 148 ein ebenso solides, wie geschmackvolles Aussehen. Für diese einfachen Lagerstühle werden Schubladen, unter die Lager gelegt, empfohlen, um die Revision der Schalen zu erleichtern. Für schwere Wellen ist das auch nicht unpassend, ist indessen unnöthig, wenn die Wellen keine Anläufe haben, da man alsdann das Lager immer seitlich entfernen kann. Fig. 150 giebt einen Wandkasten mit Verwendung eines Stirnlagers, welcher aber nicht parallelopedisch gemacht ist, sondern „in seiner Hauptform einem jener Fenster entspricht, | welche in der Baukunst Ochsenauge genannt werden." Man pflegt die Wandkasten erst nach Vollendung des Baues bei der Montage in die für sie in den Mauern gelassenen Oeffnungen einzuseßen und zu befestigen; dieses ist durch die Form des vorliegenden Kastens sehr mühsam gemacht. Die Anker in demselben find fast immer überflüssig und müßten hier gleich bei der Aufführung der Mauer mit eingelegt werden. Die Anwendung des Stirnlagers statt eines gewöhnlichen Stehlagers würde auch bei einem viereckigen Kasten keine Vortheile bringen. Wollte man denselben nicht ungebührlich vergrößern, so müßte das Lager, wie in der Figur, außerhalb des Kastens angebracht sein; ein Stehlager hingegen kann beliebig in den Kasten hineingesezt werden, welcher durch die Hinzufügung von einer Leiste vorn und hinten auf dem

Boden ein Reservoir für das aus dem Lager ablaufende Del auf die natürlichste Weise bilden würde. Es ist übrigens an keinem der Wandstühle im „Constructeur“ für das Auffangen des ablaufenden Deles gesorgt, welches nicht allein der Reinlichkeit halber, sondern schon deshalb geschehen muß, weil es den Cement, mit welchem die Lagerstühle hintergossen sind, zerstört. Bei Anwendung von Stehlagern läßt sich dafür häufig ohne alle Mühe Sorge tragen.

Der Wandlagerstuhl Fig. 151 erscheint übertrieben solide zu sein; das Modell ist wieder sehr kostspielig anzufertigen, und der Guß nur in getrocknetem Sande auszuführen. Ein einfacher Stuhl mit Tförmigen Querschnitten würde allen Anforderungen genügt haben und mehr im Einklange zu den stehenden Stühlen Fig. 147 bis 149 gewesen sein.

Bei den mehrfachen Lagerstühlen finden wir zuerst den Brückenlagerstuhl einer Turbinenanlage. Was wir von dem Gabellager, welches die Turbinenwelle erhält, meinen, haben wir schon früher gesagt: Wir würden statt eines solchen ein gewöhnliches Stehlager, allenfalls mit verlängerten Schalen, oder aber ein Confollager mit passend gestellter Schalenfuge anwenden. Die Anwendung des Stirnlagers bringt hier für Guß und Bearbeitung keine Vortheile, erschwert aber die Montirung, da durch die dem Lagerstuhle gegebene Stellung die Richtung der horizontalen Welle absolut bestimmt ist.

Bei dem Königsstuhle Fig. 153 würden wir vermieden haben, das conische Rad der horizontalen Welle vor Kopf zu seßen. Bei schweren Rädern ist es sogar nicht zu tadeln, wenn man ein zweites Lager in mäßiger Entfernung hinter das Rad sezt. Der Stuhl hat sonst ein sehr gutes Ansehen, was ihm aber auch bei Verwendung gewöhnlicher Lager bleiben würde. Gegen das Stirnlager bei A in Fig. 154 wollen wir Nichts sagen; was soll aber der Anlauf an dem Lagerhalse der stehenden Welle? Ebenso überflüssig ist das Hafenblatt der stehenden Welle in dem Wandstuhle Fig. 155, bei welchem Modellirung, Montage und Bearbeitung sehr erschwert find.

In den Fällen Fig. 156 und 157 vereinfachen die Stirnund Consoltager allerdings die Construction; es sind dieses aber Schulbeispiele und Anordnungen, welche in Wirklichkeit nur ausnehmend selten vorkommen. Von Fig. 156 sagt Hr. Reuleaux, daß sich dieser Stuhl vermöge der ihn stüßenden Säule leicht in die Architektur eines großen Arbeitssaales hineinfüge. Wir bemerken an demselben zuerst, daß die Welle mitten durch die Säule geht, was bei den übrigen Säulen des Saales wohl nicht der Fall sein wird; ferner ist die Oeffnung, durch welche die Welle hindurchgeht, so klein, daß eine Scheibenkuppelung dieselbe nicht passiren kann. Von

solchen Punkten, wie der winzige Holzbalken, welcher den Stuhl oben hält, und die Quader unter dem Stuhle, welche als Stein des Anstoßes hervorragt, wollen wir nicht reden. Würde der Stuhl aber ausgeführt, so würde der sternförmige Theil in der Mitte zu schwach aussehen. Auch die Bearbeitung würde viel Mühe machen; für eine Schapingmaschine ist die zu bes arbeitende Fläche zu lang, und wird das Stück auf die Hobelmaschine gelegt, so könnten nur die Lagerflächen gehobelt werden, die Keilbahnen aber nicht, da man es natürlich nicht quer über die Maschine legen kann. Die Modellirung und der Guß der Säule sind wieder recht kostbar. Hätte Hr. Reuleaux statt des Stirnlagers für A ein Stehlager angewendet, so würde das die Construction wesentlich vereinfacht haben. Das Wandfußlager für die leichte stehende Welle und die Consollager für die Querwellen fönnten immerhin beibehalten werden. Die ganze Construction dieses Säulenstuhles ist übrigens zum Theile nur dadurch ermöglicht, daß eine starke Ueberseßung in den Rädern stattfindet, was im Allgemeinen die Formgebung aller Lagerstühle sehr erleichtert. Bei allen Stühlen im Constructeur" finden wir daher eine Ueberseßung wie 1:2, während die Räderverzeichnisse der Maschinenfabriken zeigen, daß geringere Ueberseßungen weitaus häufiger find. Hr. Reuleaux würde uns aber von der Verwendbarkeit seiner Lagerformen eher überzeugt haben, wenn er einige größere wirklich ausgeführte Triebwerke neu bearbeitet hätte. Es ist z. B. kein Lagerstuhl da, welcher für die Hauptwelle einer mechanischen Weberei paßt. Wir haben in diesem Falle bei mäßiger Uebersetzung sehr schwache Räderpaare, und bei größeren Anlagen eine Hauptwelle, welche vorne viel stärker ist, als am Ende, woraus sich das Problem ergiebt, einen Stuhl zu construireu, welcher mit möglichst geringen Veränderungen für die ganze Leitung sich verwenden läßt. Solche Probleme kommen täglich vor; höchst selten aber hat man mitten in einem Gebäude von einem Punkte der Hauptwelle aus Leitungen nach allen Himmelsgegenden abzuzweigen. Das non plus ultra eines Schulbeispieles ist aber der Stuhl Fig. 158 mit seiner ,,wallgrabenartigen Rinne".

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