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Als einziger Fall, in welchem sich gleichfeste Formen verwenden ließen, fallen uns augenblicklich nur die Gestänge und Förderseile der Bergwerke ein, obgleich man auch bisher bei diesen aus anderen Gründen von dem Gebrauche derselben abzustehen pflegte.

Zu der in §. 5 behandelten Schubfestigkeit ist nichts Erhebliches zu bemerken, ebenso wenig zu den einleitenden Bemerkungen des §. 6 über die Biegungsfestigkeit; dagegen hätten wir bei der weiterhin daselbst gegebenen Zusammenstellung der Tragkraft der Stäbe je nach Auflager und Belastungsart gern einige Bemerkungen gefunden, um dem Anfänger die Anwendung der gegebenen Formeln zu erleichtern.

Wir meinen, daß man fast ohne Ausnahme den zweiten Fall des freien Auflagers der Enden des Stabes als vorhanden anzunehmen hat, da bei günstigerem Auflager eine Lockerung der Einspannung der Enden kaum jemals undenkbar ist. Dies gilt auch von den Constructionen des Baufaches, da es bei diesen stets schwierig sein wird, zu ermitteln, ob der mit den Enden eingemauerte Träger auch wirklich fest eingespannt ist. Zumeist ist es noch bei schmiedeeisernen und hölzernen Trägern statthaft, den günstigeren Fall anzunehmen, denn, wenn bei diesen auch durch ungenügende Befestigung der Enden die berechnete Tragkraft auf die Hälfte reducirt würde, so bleibt die Tragkraft der Bruchbelastung noch ziemlich fern, wenn auch die jezt eingetretene Spannung den Tragmodul nahezu erreicht. Anders beim Gußeisen, dessen Tragmodul mit 7,5 Kilogramm pro Quadratmillimeter der Bruchspannung von 11 Kilogramm pro Quadratmillimeter allzunahe liegt.

Als fest eingespannt ist ein Träger eigentlich nur dann zu betrachten, wenn er continuirlich über mehrere Stüßen fortgeht. Dies ist bei hölzernen und schmiedeeisernen Trägern wohl der Fall; gußeiserne Träger aber macht man niemals länger, als daß sie von einem Unterstügungspunkte zum nächsten gehen, um Inflectionspunkte zu vermeiden. Geht aber ein Stab über mehrere Stüßen fort, so entstehen Spannungen darin, welche zum Theil bedeutend höher find, als die bei dem nur an den Enden eingespannten Stabe ohne mittlere Stüßpunkte, und da diese Spannungen für den Querschnitt des Trägers maßgebend sind, so kann aus der Verwendung langer Träger keine bedeutende Materialersparniß resultiren.

Wir hätten daher die Formeln zur Bestimmung der Spannungen mehrfach unterstügter Stäbe gern im „Constructeur" gefunden und würden dafür die Fälle XI bis XIII, Seite 14, unbedenklich hingegeben haben. Hr. Reuleaux mißt freilich denselben, vorzüglich dem Falle XII, für die Construction von Speichern praktischen Werth bei, während wir der Ansicht sind, daß es sich nicht um die beste Ausnugung der Tragkraft der Träger, sondern um die des ganzen Gebäudes handelt, welche nur bei gleichmäßiger Belastung des Bodens sich erreichen läßt.

In §. 7 erhalten wir eine reichhaltige Tabelle mit den Trägheitsmomenten verschiedener Querschnitte. Einige derselben haben hier allerdings keine Bedeutung; doch dient die Tabelle ja auch für die Berechnung der rückwirkenden Festigkeit, und kommen derartige Säulenquerschnitte gelegentlich vor. Andere Profile freilich vor allen XXVI und XXVII fönnen heute kaum mehr ausgeführt gedacht werden, indem Jedermann schmiede

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Daß Hr. Reuleaux nicht auch hier ändernd eingegriffen hat, muß uns um so mehr Wunder nehmen, als er doch auf die Abhandlung des Hrn. Klose: Theorie der eisernen Träger mit Doppelflanschen" lobend hinweist, dessen mit Hülfe der Lehre vom Größten und Kleinsten bestimmte Normalprofile einerseits weit bessere Resultate geben, als die seinigen, andererseits aber mit den wirklich vorkommenden nahezu identisch sind, deren Materialverwendung dennoch Nichts mehr zu wünschen übrig läßt.

Hr. Klose nimmt im Laufe seiner Untersuchungen die Lage des Schwerpunktes und die Stoffstärke der Flanschen sowie der Mittelrippe als aliquote Theile der Höhe an und bestimmt nun nach bekannten Grundsägen die vortheilhafteste Höhe bei gegebener Fläche. Das so entstandene Profil hat also die größte Tragkraft, welche bei den vorgeschriebenen Verhältnissen sich erreichen läßt. Wir wollen eine der Tabellen, welche Hr. Klose giebt, hier theilweise wiedergeben, indem wir derselben die entsprechenden Werthe für Hrn. Reuleaux's Normalprofil Nr. IV, sowie für zwei ausgeführte Träger, welche wir unserer Abhandlung (diese Zeitschrift, Band IX, S. 199 bis 202) entnehmen, hinzufügen.

Das Verhältniß 2 der Entfernungen des Schwerpunktes von den äußersten Punkten des Profiles nimmt Hr. Klose auch zu 1:2 an; mit p bezeichnet er das Verhältniß der Dicke der Mittelrippe zu der Höhe des ganzen Trägers und mit c das Verhältniß der Stärke der unteren Flansche zu der der Mittelrippe. Der oberen Flansche giebt er dieselbe Stärke, wie der Mittelrippe. (b ist die Breite der oberen und B die der unteren Flansche, H die Höhe des Profiles.) Die anderen Bezeichnungen der Tabelle sind mit den im „Constructeur“ Ꮓ üblichen gleich. Die Colonne hatten wir in der gedachten Abhandlung mit C, bezeichnet und dazu bemerkt, daß sie nicht als Maßstab für die Verwendung des Materiales dienen könnte, daß man vielmehr diese nach dem Werthe von S = bebeurtheilen müßte, wie es auch von Hrn. Reuleaux in seiñer

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Wir sehen, daß das Profil des „Constructeur" allerdings in der Colonne C, einen guten Plaß einnimmt, aber daß sein Werth für S und S, sehr schlecht ist. Dies läßt sich leicht erklären; die Höhe der Mittelrippe ist zu gering; daher fallen S und S, flein aus. Andererseits ist aber die Fläche der Mittelrippe im Verhältnisse zu der der Flanschen klein, und daher die Materialvertheilung bei gleicher Höhe den anderen Profilen gegenüber eine vortheilhafte. Wir wollen dieses noch

weiter erläutern:

Zöge ich zwei Träger z. B. von dem Querschnitte des hannoverschen Trägers in einen von gleicher Höhe zusammen, so würden die Dimensionen desselben in der Breite verdoppelt und das Trägheitsmoment desselben das zweifache des früheren sein. Das neue Profil würde nun p = 0,092 haben, was viel zu viel wäre; wir können daher die Mittelrippe dünner machen und das so gewonnene Material den Flanschen zuführen, was mit einiger Steigerung der Tragkraft verbunden sein würde, so daß wir für C jezt einen höheren Werth erhielten. S und S, dagegen würden, wie leicht ersichtlich, schlechtere Werthe erhalten.

In Wirklichkeit sind nun aber fast immer Zahl und Entfernung, sowie Belastung der einzelnen Träger bestimmt, während die Höhe derselben möglichst vortheilhaft gewählt werden kann. Wir müssen daher das Profil so wählen, daß S, möglichst groß wird. Wäre hingegen die Höhe des Profiles bestimmt, Zahl und Belastung der einzelnen Träger aber vollkommen willkürlich, so müßte uns der Werth von bei der Wahl des Profiles leiten. Dieser Fall kommt aber so selten

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vor, daß wir glauben berechtigt zu sein, die Aufstellung des Profiles der „Constructionslehre“ als eines normalen durchaus zu verwerfen.

In §. 10 finden wir wieder die Formen gleicher Festigkeit und zwar eine reichhaltige, weit mehr als das Uebliche, enthaltende Sammlung derselben, denen freilich nahezu alles praktische Interesse abgeht, indem mit einer einzigen Ausnahme die in Wirklichkeit vorkommenden Profile viel complicirter find, und die in der Tabelle gegebenen einfachen Fälle gar nicht vorfommen.

Nun aber find diese einfachen Fälle wirklich so leicht aus der allgemeinen Formel herzuleiten, daß mit einer etwas schärferen Hervorhebung derselben mehr genügt wäre, als mit dem wirklich Gegebenen.

Die eben erwähnte Ausnahme ist der Fall einfacher runder Achsen, bei denen die Form Nr. VII unmittelbar verwendbar wäre; aber auch bei diesen läßt man sich bei der Ausführung nicht auf die Herstellung der strengen Form ein, sondern geht von der Verstärkung in der Mitte der Achse einfach conisch zu den Zapfen über. Ob. der dann entstehende Conus aber gerade mit dem in Fig. VIII als passende Näherung an die strenge Form gegebenen identisch sein wird, ist . mehr als fraglich.

Wir können hier einschieben, daß wir die den strengen Formen beigefügten Näherungsformen für ganz unnöthig halten. An und für sich kommen sie natürlich stets zur Ausführung, da ja bei den sogenannten strengen Formen nicht auf die Abscheerungsfestigkeit Rücksicht genommen ist; je nach Umständen aber wird man die angenäherte Form sehr verschieden gestalten.

Endlich legt man noch bei der Berechnung gußeiserner Achsen mit ternförmigen Querschnitten eine runde auf gleiche Festigkeit berechnete Achse zu Grunde, wie weiter unten ausführlich gelehrt wird; weitere Verwendungen einfacher, gleich fester Formen sind uns aber augenblicklich nicht gegenwärtig. Bei zur Schwerpunktsare nicht symmetrischen Profilen sind die bei Achsen anwendbaren Verwandlungen des Querschnittes unausführbar, und muß daher bei den gußeisernen Trägern, dem weitaus wichtigsten Falle von Formen gleicher Festigkeit, eine Reihe von Brofilen einzeln so berechnet werden, daß ihre Tragfähigkeit die gewünschte wird.

Daß auf die Details gußeiserner Träger, sowie der mit denselben verwandten Säulen im „Constructeur" gar nicht eingegangen ist, und dieselben im speciellen Theile auch nicht behandelt werden, hat uns überrascht, da die Anordnung solcher Constructionen fast ohne Ausnahme dem Maschinenbauer anheim fällt.

§. 11 bis 14 handeln von der Torsionsfestigkeit, und zwar geben §. 11 bis 12 die allgemeinen Grundsäge, sowie eine Zusammenstellung der am häufigsten stattfindenden Angriffsweisen von Torstonskräften, während §. 13 wieder die Formen gleicher Festigkeit für kreisförmige Querschnitte bringt, deren Aufnahme wir nur billigen können. Wir müssen freilich auch hier gegen die Näherungsformen protestiren; es kann doch nimmermehr als Regel aufgestellt werden, daß eine Wellenleitung resp. der anfänglichen Stärke am Ende zum Durchmesser haben soll. Je länger also eine Leitung bei entsprechender Zunahme der durch sie vertheilten Kraft, je größer müßte der Durchmesser des lezten Stückes werden! Die Regeln freilich, welche Hr. Reuleaux später über die Berech= nung der Wellen giebt, liefern unter Umständen noch ungewöhnlichere Resultate.

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Die Strebfestigkeit oder rückwirkende Festigkeit findet ihre Erledigung in S. 14 bis 15. Wir vermissen auch hier Bemerkungen, welche zur Anwendung der Formeln Anleitung geben. So weit im eigentlichen Maschinenbau Fälle dieser Angriffsweise vorkommen, vor allen bei Kolben und Lenkstangen, ist bei der speciellen Beschreibung dieser Theile das Nöthige gesagt; der Säulen aber geschieht, wie schon bemerkt, nirgends wieder Erwähnung.

Die Frage, wann eine Säule als fest eingespannt zu betrachten ist, um welche es sich hauptsächlich handelt, ist um so wichtiger, als je nach Art der Befestigung der Enden die Tragkraft ja um das Vierfache wächst; da nun Hr. Reuleaux nur sechsfache Sicherheit vorschreibt und zugleich bemerkt, daß diese in Wirklichkeit nicht vorhanden sei, weil die theoretischen Formeln zu günstige Resultate liefern, so scheint es bedenklich, den günstigsten Fall jemals als maßgebend zu nehmen. Dazu kommt, daß, wie bekannt, Säulen von etwas erheblicher Länge immer bedeutende Unterschiede in den Wandstärken zeigen, daß der Druck niemals mit Sicherheit als central wirkend angesehen werden kann, und daß bei Proben der Säulen bald genug meßbare Durchbiegungen sich zeigen, welche freilich niemals bleibend find. Nimmt man den zweiten Fall der Tabelle, der Säule mit drehbaren Enden, an und schlägt auch die Belastungen, bleibende und zufällige, nicht allzu niedrig an, so erhält man bei Annahme 5 bis 6 facher Sicherheit brauchbare Dimensionen. Bei englischen Ausführungen finden sich die

Träger in der Regel nicht stärker, als durchaus erforderlich, construirt; den Säulen aber ist mit Recht sehr reichliche Sicherheit gegeben.

Es erscheint demnach bedenklich), daß Hr. Reuleaux ohne Weiteres darauf aufmerksam macht, daß nach Hodgkinson's Versuchen Säulen mit stumpf abgeschnittenen Enden sich ungefähr wie an den Enden eingespannte verhalten, denn wenn man mit der üblichen Sicherheit unter dieser Annahme berechnet, so bekommt man entschieden zu schwache Dimensionen.

Eine Säule von 15 Fuß (4TM,7) Länge bei einem äußeren Durchmesser von 9 Zoll (235mm) und einem inneren von 61 Zoll (170mm) bricht, nach dem zweiten Falle berechnet, unter einer Last von 970,000 Pfd., und würde Verwendung finden bei einem vierstöckigen feuerfesten Gebäude. Nehmen wir an, daß die Säulen 10 Fuß (3,14) von einander ständen, die lichte Länge der Träger 25 Fuß (7,8) sei und der Quadratfuß mit 250 Pfd. (der Quadratmeter mit 1389 Kilogr.), was freilich für ein Fabrikgebäude sehr hoch gegriffen ist, belastet sei, so trägt jede Säule eine Last von 250,000 Pfd. und gewährt knapp vierfache Sicherheit. Die Enden solcher Säulen sind immer flach; betrachtet man dieselben daher als fest eingespannt, so würde die Tragkraft derselben vervierfacht, und

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brauchten die Durchmesser für gleiche Tragkraft nur das V4 fache ihrer vorher angenommenen Werthe zu haben. Die Durchmesser würden sich nun zu 62 Zoll (170mm) und 41⁄2 Zoll (128mm) resp. ergeben; aber eine solche Säule für den angegebenen Zweck zu verwenden, widerspräche Allem, was wir bis jezt gesehen.

Nur da, wo keine so große Lasten vorkommen, bei Perronhallen und ähnlichen leichten Bauten, finden wir Säulen, bei denen auf die feste Lagerung ihres unteren Endes Rücksicht genommen ist; in anderen sonst ähnlichen Fällen, z. B. bei den Sheds für mechanische Weberei, bedingt das Triebwerk an den Säulen für diese stärkere Dimensionen.

In der Tabelle des „Constructeur" findet sich, wie auch sonst, eine Columne, welche die Grenzen angiebt, über welche hinaus auf einfache Druckfestigkeit zu rechnen ist, und zwar muß diese Berechnungsart eintreten, wenn bei gleichbleibendem Querschnitte die Länge der Säule unter eine gewisse Grenze finkt. Wann dieses eintritt, ist leicht zu berechnen. Die Trag= fraft einer Säule mit drehbaren Enden z. B. ist:

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als unbedingt sicheren Grenzwerth erhalten == 14,14 14 es find also die in der Tabelle enthaltenen Werthe bei hohlen Säulen mit V2 zu multipliciren.

Was die Werthe der Sicherheitscoefficienten anbetrifft, so ist n = 6 für Gußeisen passend, n, = 4 für Schmiedeeisen etwas niedrig, n, für Holz aber in der Regel zu hoch.

Beim Holze stimmen Versuche und Theorie überhaupt am schlechtesten, und wäre es vielleicht gut gewesen, auf die Resultate der ersteren, namentlich der von den älteren französischen Ingenieuren angestellten Versuche, etwas einzugehen. Mit der Praxis stimmen daher auch die Resultate der Regeln

des Constructeur" nicht ganz.. So hat der Ausleger des im zweiten Hefte des Skizzenbuches für den Ingenieur beschriebenenen Krahnes, den wir als eine an beiden Enden drehbare Säule betrachten müssen, nur siebenfache Sicherheit, und wenn wir nach dem im §. 15 am Schluffe Gesagten die starke Verjüngung desselben berücksichtigen, nur reichlich fünffache Sicherheit.

Noch geringer ist die Sicherheit bei den großen Shears in Southampton (Artizan, 1856), welche nur vierfach oder gar nach dem eben Gesagten nur dreifach ist. Dennoch wird in der angezogenen Quelle die dieser Sicherheit entsprechende Last von 52 Tons (1055,6 Zollctr.) als beträchtlich unter der Leistungsfähigkeit des Krahnes stehend betrachtet.

Die zusammengeseßte Festigkeit wird in §. 16 und zwar zum Theil in etwas abstracter Weise behandelt; doch wollen wir darüber, sowie über die späteren graphostatischen Excurse uns jedes Urtheiles. enthalten, da wir hier nur die Resultate des, Constructeur", nicht aber seine Methoden zu betrachten gedenken. Jedenfalls hätten wir es für passender erachtet, die graphostatischen Erörterungen am Schlusse des Werkes als Anhang zu vereinigen.

Auf §. 17 „Festigkeit der Gefäßwände“ werden wir später noch zurückkommen. In §. 18 „Berechnung der Federn" ist einerseits weit mehr gegeben, als der Ingenieur jemals braucht, andererseits aber das Kautschuk, ein Material, welches praktisch höchst wichtig ist, mit der Bemerkung abgefertigt, daß es biss lang zu wenig experimentell untersucht sei. So weit wir uns erinnern, ist doch Einiges darüber veröffentlicht, Anderes wäre gewiß bei der Stellung Hrn. Reuleaux's von den technischen Directionen der Eisenbahnen und den renommirtesten Fabricanten in Erfahrung zu bringen gewesen; im schlimmsten Falle aber wären ein paar Beispiele ausgeführter Kautschuffedern noch immer dem Anfänger fördersamer gewesen, als die obige Bemerkung. (Fortsetzung folgt.)

Vermischtes.

Industrieausstellung in Chemnitz im Jahre 1867. Von dem „Ausstellungs- Ausschuß" geht uns betreffs dieser Ausstellung eine Mittheilung zu, welcher wir Nachstehendes auszugsweise entnehmen.

Als im vergangenen Jahre der eherne Kriegsgott über Deutschlands Gefilde dahin schritt, da schlossen sich auch die schon zum Eintritte geöffneten Hallen des großen Industrieausstellungsgebäudes zu Chemniz.

Dieses gemeinnüßige und bedeutungsvolle Unternehmen, welches die Gesammtindustrie aller sächsischen Lande, einschließlich der preußischen Provinz Sachsen, der reußischen und schwarzburgischen Fürstenthümer umfaßt und welches von vollständigen Erfolg versprechenden Aussichten begleitet war, mußte in dem Augenblicke, als es seiner Verwirklichung ganz nahe stand, sistirt werden. Allein der Geist, der es in's Leben rief, ließ selbst dann nicht seine Hände muthlos sinken, als der Kriegssturm über seinem Haupte dahin brauste; mit dem Wiedereintritte des Friedens sezte er alle Kräfte in Bewegung, um das angefangene Werk in diesem Jahre zu einem mit Erfolg gekrönten Austrage zu bringen. Wurde doch das ganze Unternehmen von dem Gedanken getragen, daß diese Ausstellung

der Industrie und des Gewerbefleißes der industriellsten Länder Deutschlands, wie kein anderes derartiges Unternehmen geeignet sei, einen so vollständigen Ein- und Neberblick über die reiche industrielle Entwickelung dieser Lande zu gewähren; daß aber auch bei keinem die Ehre der sächsischen Industriellen und Gewerbetreibenden so engagirt sei, und daß es gelte, wie ein Mann zu= sammen zu stehen, um bei dieser vielleicht nie wiederkehrenden Gelegenheit in glänzender Weise darzulegen, welche Bedeutung dieser deutsche Volksstamm in der Industriewelt hat, und über welchen Reichthum an industriellen Kräften er gebietet.

Kaum dürfte darauf hingewiesen werden müssen, wie die Veranstaltungen der Wichtigkeit des Unternehmens entsprechen; wie sowohl die Ausstellungshalle alle Vorzüge vereinigt, als auch alle übrigen Vorkehrungen allen gerechten Anforderungen Genüge leisten. Der Schlußtermin der Anmeldungen fand am 28. Februar Statt, und ist der Eröffnungstermin auf den 15. Mai angesezt. Da an etwa 900 Angemeldete schon 70,000 Odrtfß. sächs. (5,600 Odrtmtr.) Ausstellungsraum vergeben sind, so stellt das Unternehmen einen ficheren Erfolg in Aussicht.

Es läßt sich die Hoffnung aussprechen, daß die Pariser Weltausstellung, statt den Besuch der Chemnißer Ausstellung zu min

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Die Vertretung der deutschen Aussteller in Paris und die „Deutsche Ausstellungszeitung“.

Der Verein deutscher Ingenieure" faßte bekanntlich bei seiner lezten Generalversammlung in Breslau den Beschluß, behuss einer Vertretung der deutschen Industriellen bei den wichtigeren Ausstellungen durch fachkundige Fachmänner von sich aus durch seinen Vorstand eine solche Fachmännercómmisston zu ernennen und diese dann den deutschen Ausstellern zu ihrer Benuhung zu empfehlen (vergl. Bd. IX, S. 631 und 641 d. 3.).

Wie nothwendig und zeitgemäß dieser Gedanke und seine baldige Durchführung waren, hat sich bei der jetzt in Paris eröffneten Weltausstellung recht treffend gezeigt. Nachdem der Vorstand des Vereines deutscher Ingenieure in seiner Sizung vom 28. bis 30. December 1866 in Berlin für die diesjährige große Ausstellung eine Ausstellungscommission aus den Vereinsmitgliedern HHrn. Chemiker Haußknecht, Fabrikbefizer C. Kesseler und den Civil-Ingenieuren E. Kahser, L. Schmelzer und F. Walkhoff ernannt hatte, ging diese zusammengesezte Commission frisch an's Werk, und bald hatte sich in Folge der erlassenen Circulare eine recht beträchtliche Zahl deutscher Aussteller zusammengefunden, welche richtig erkannten, wie wirksam ihre Interessen durch eine solche gemeinnüßige und für das Wohl der gesammten deutschen Industrie berechnete Einrichtung gewahrt werden konnten.

Als die Commission, vertreten durch 3 ihrer Mitglieder, an Ort und Stelle in Paris ihre Thätigkeit mit Anfang März begann, fühlte sie bald, wie wichtig und zugleich aller möglichen Anstrengung bedürftig ihre Thätigkeit dort sein würde. Für die vielseitigen Interessen von ca. 300 deutschen Ausstellern mußte sofort in der mannigfaltigsten Weise gesorgt werden; die zur Vertretung zu bringenden Branchen waren dabei der verschiedensten Art, vorzüglich Maschinenfabriken, Hüttenwerke, chemische Fabriken, Papierfabriken, Gerbereien, Thonwarenfabriken u. s. w. genauere Statistik dieser nur erst begonnenen Thätigkeit wird demnächst veröffentlicht werden.

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Die Commisston trat jedoch auch sofort noch mit einem Unternehmen in die Oeffentlichkeit, welches berechnet ist, nicht nur den speciell vertretenen Ausstellern, sondern auch dem größeren technischen Publicum einen sehr erfreulichen Nußen zu gewähren, indem ste ein besonderes Journal in seinen Probenummern Ende März erscheinen ließ, welches unter dem Titel:

„Deutsche Ausstellungszeitung herausgegeben von dem Bureau des Vereines deutscher Ingenieure für die allgemeine Ausstellung zu Paris pro 1867"

vom 1. April d. 3. ab wöchentlich 3 mal ausgegeben wird und durch alle Postanstalten zu beziehen ist für den vierteljährlichen Abonnementspreis von 2 Thlr.

Die „Deutsche Ausstellungszeitung", welche wir auch unseren Lesern hierdurch auf's Wärmste empfehlen wollen, wird enthalten:

1. Fortlaufende Industrieberichte von Fachmännern über hervorragende Leistungen auf allen Gebieten der Pariser Weltausstellung von 1867, wobei auch in gedrängter Kürze statistische Notizen und Beschreibungen ausgezeichneter Etablissements und ihrer Specialitäten gegeben werden sollen.

2. Ein Feuilleton, gewidmet der Schilderung kulturhistori= scher Ergebnisse und allgemein interessanter Einzelheiten der Weltausstellung.

3. Mittheilung aller officiellen Erlasse, die Ausstellung betreffend.

4. Eine Fremdenliste, welche die Namen derjenigen in Paris anwesenden deutschen Aussteller und ihrer Wohnungen mittheilt, die zu diesem Zwecke rechtzeitige Meldung an uns ergehen lassen.

5. Illustrationen der hervorragendsten Erscheinungen der Ausstellung, die in künstlerischer Darstellung dem Leser ein anschauliches Bild gewähren werden.

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Verfahren zur Bereitung von Sauerstoff*) nach M. C. Teffié du Motay.

Das den HHrn. Tessié du Motah und R. Maréchal in Meß für Preußen und Frankreich, auch für England patentirte Verfahren beruht darauf, daß eine Mischung von Mangansuperorhd und Natronhydrat beim Erhizen in Luft unter Aufnahme von Sauerstoff leicht in mangansaures Natron übergeht, welches unter Einwirkung von überhittem Wasserdampf lebhaft Sauerstoff entwickelt und wieder die ursprünglich vorhanden gewesene Mischung liefert. NaO+HO; MnO, NaO+MnO,; HO

NaO+ MnÓ,; HO= NaO+HO; MnO,; 0.

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Dieser Proceß hat seine volle Richtigkeit. Die bezüglichen Substanzen lassen sich abwechselnd orydiren und wieder desorydiren, und es ist sonach das Mittel geboten, der Luft nach Willkür Sauerstoff zu entnehmen und rein wieder zu gewinnen, ohne Verbrauch anderer Körper, als Luft, Wasserdampf und Brennmaterial; gewiß leichter und vollständiger, als nach dem Vorschlage Boussingault's durch Anwendung von Barhumsuperoryd.

Der für Versuche im größeren Maßstabe am hiesigen Orte construirte Apparat bestand aus einer eisernen Röhrenretorte von 1,0 Länge und 0,3 Weite, welche durch eine locker eingepaßte, vielfach durchlöcherte Platte in eine Mittel- und Vorkammer abgetheilt war. In der Vorkammer befand sich eine spiralförmig gewundene eiserne Röhre, welche zur Ueberhizung des Wafferdampfes diente; dieser durchströmte dieselbe, trat dann durch die Löcher der Eisenplatte auf das in der Mittelkammer in einem eisernen Korbe enthaltene mangansaure Natron und von dort aus, mit Sauerstoff beladen, in eine Kühlschlange. Das in dieser con= denstrte Wasser sammelte sich in einem vorgelegten Gefäße an und floß aus diesem successive ab, während der Sauerstoff nach einem Gasometer geleitet und dort aufgefangen werden konnte.

Nach beendigter Desorydation wurde dem schwach dunkelroth glühenden Gemische von Mangansuperorgd und Natronhydrat mit Hülfe eines Gebläses Luft zugeführt, dadurch die Wiedererzeugung des mangansauren Natrons bewerkstelligt, und weiterhin aufs Neue die Zersehung durch überhigten Dampf eingeleitet und ausgeführt.

62,5

Die Charge betrug bei den angestellten Versuchen durchschnittlich 40 Kilogrin. eines Gemisches, welches ursprünglich durch anhaltendes orydirendes Schmelzen von 0,4 Braunstein von 95 pCt. Gehalt und 0,6 verwitterten kohlensauren Natrons von 92 pCt. Gehalt dargestellt worden war und der Analyse nach 74,62 pCt. mangansaures Natron enthielt. Der chemischen Rechnung nach 8.0,7462 mußte 1 Kilogrm. dieses Gemisches 0,072 Kilogrm. Sauerstoff entwickeln, die Charge von 40 Kilogrm. dem entsprechend 40. 0,072 Kilogrm., welche ein Normalvolumen von 2036 Cbkdemtr. bestzen. Die Ausbeute betrug aber pro Charge durchschnittlich 1700 bis 1800 Cbfdcmtr. von 8 bis 10° C. und 760 bis 761mm Tension, normal und trocken im Mittel 1672 Chkdemtr.; das sind 82,1 pct., wobei das erstübergehende Gemenge von Luft und Sauerstoff nicht aufgefangen wurde und deshalb außer Berechnung blieb. Die Reinheit des Gases ließ Nichts zu wünschen übrig. Da der nöthige Wafferdampf einem größeren Dampfkessel entnommen werden konnte, und die Arbeitskräfte ohne Entschädigung zur Verfügung standen, so lassen sich Angaben über die Darstellungskosten zur Zeit nicht machen. Wohl aber wurde durch die beschriebenen Versuche die leichte Ausführbarkeit des Verfahrens constatirt, und damit die Ansicht befestigt, daß für gewisse Zweige der Technik die Anwendung eines reinen Sauerstoffgases in Ausficht genommen werden darf. In der That gehen die Patentinhaber mit dem Plane um, die Umgebung des Pariser Ausstellungsgebäudes nach einem neuen Systeme zu beleuchten und das dazu erforder= liche Sauerstoffgas nach dem erläuterten Verfahren zu gewinnen. Saarbrücken, im Februar 1867. Dr. F. Bothe.

*) Vergl. hierüber Bd. V, S. 80 und Bd. X, S. 71 d. 3. D. Ned. (L.)

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