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Vor den vierziger Jahren wurde die gesammte Förderung der Siegener Gruben auch auf Siegener Hüttenwerken verschmolzen. Es bestanden damals 9 Roheisenhütten: Die Sieghütter, Hainer, Gosenbacher, Haardter, Birlenbacher, Marienkorner, Eiserner, Tiefenbacher und Eiserfelder. Ferner an Rohstahlhütten ebenfalls 9: Die Dahlbrucher, Müsener, Burgholdinghauser, Wiedersteiner, Zeppenfelder, Struthütter, Neunkircher, Salchendorfer und Wilder Hütte.

Von Blei- und Kupferhütten existirten: Die Müsener, Rothenbacher, Gosenbacher und Wildemanns - Hütte.

Bei der damaligen meist diluvialen Einrichtung dieser Hüttenwerke, besonders der Eisenhütten, welche leßtere noch besonders unter dem Schuße der sogenannten Hütten - und Hammerordnung vom 25. Januar 1830 zünftig vegetirten, konnte von einer großen Production keine Rede sein. Ihr auch mußte die Grubenförderung nachhinken.

Bei den Eisenhohöfen war meist die Höhe 16 bis 23 Fuß (5 bis 7"); kleine Balg- oder Cylindergebläse lieferten spärlichen Wind, und die Hüttenzeit war zwischen 72 und 168 Tagen eingeschränkt. Zu diesen Uebelständen kam noch eine, in Folge der gewerkschaftlichen Verhältnisse, vielköpfige Verwaltung, die allen Verbesserungen abhold war. Troß alledem wurde allerdings vielfache Ausbeute erzielt; die Schuld lag aber hauptsächlich an der vorzüglichen Qualität der Eisenerze und somit auch an der des Eisens selbst.

Zu den früheren Werken sind einige hinzugekommen, wie in Müsen und Lohe, woselbst auch die Bildung des wichtigen Cöln-Müsener Bergwerksvereines stattfand, und, nachdem bereits einzelne Hütten, wie die Haardter, Schelder, Birlen

bacher und Andere manches in ihren Betriebsvorrichtungen geändert und die Production pro Tag bis auf 35,000 Pfd. gesteigert hatten, begann die jeßige Actiengesellschaft der Charlottenhütte bei Schelden, mit Eröffnung der Bahn, den ersten Bau eines nach neueren Grundsägen eingerichteten Hüttenwerkes, so daß bereits im ersten Betriebsjahre 1864 bis 1865 in dem einen Hohofen eine Production erzielt wurde, welche z. B. die Production sämmtlicher Roheisenhütten des Jahres 1840 schon in vier Monaten erreichte. Im verflossenen Jahre erreichte die Production dieser Hütte 20 pCt. des Gesammtertrages der Hohöfen des Kreises; ein bedeutender Fortschritt, troß Hütten- und Hammerordnung, welche allerdings auch das Gute gehabt hat, die Cokshütterei mehr in Aufnahme zu bringen.

Die Hütten- und Hammerordnung selbst ist jest dem Absterben sehr nahe gerückt, seitdem nicht allein die Zuläffigkeit der Verlegung des Holzkohlenprivilegiums von einem Werke auf das andere innerhalb des Bereiches der Ordnung höheren Ortes anerkannt, sondern auch vom Hause der Abgeordneten in vorlegter Session anerkannt ist, daß durch §. 1 und 4 der Allgem. Gewerbeordnung und §. 4 des Entschädigungsgeseßes vom 17. Januar 1845 die gedachte Ordnung, so weit sie ein exclusives Recht der Corporation der Hüttenund Hammerbefizer zur Verwendung von Holzkohlen aufstelle, aufgehoben sei.

Auch aus ökonomischen Rücksichten hat man die Holzkohlenhütterei fallen lassen, und wird jeßt der Betrieb der Eisenhütten größtentheils mit gemischtem Brennstoffe ausgeführt. Nur die Charlotten-, Haardter, Birlebacher und Gosenbacher Eisenhütte verbrauchen reine Cofs.

Durch zweckmäßige Betriebsführung ist man bei Holzkohlen dahin gelangt, den Verbrauch auf je 1 Pfd. Eisen auf 0,8 Pfd. Holzkohlen und bei Cofs auf 1 bis 1 Pfd. Cofs zu beschränken; auch die Production bei den umgebauten alten Hohöfen auf 30,000 bis 35,000 Pfd. und bei den neuen Hohöfen auf 70,000 bis 75,000 Pfd. zu bringen. Lepteres gilt auch bezüglich der Rohstahleisenproduction, welche auch bei Coks umgeht und eine erhöhte Bedeutung wegen der Erweiterung des Marktes, besonders nach England, erlangt hat und auch fernerhin erlangen wird.

Augenblicklich gehen 16 Hohöfen auf Roheisen und
Rohstahleisen.

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Von den älteren Werken sind zum Theil umgebaut: Die Haardter, Hainer, Birlenbacher, Schelder und Gosenbacher Hütte. Im Umbau begriffen sind die Eiserner und Eiserfelder.

Was schließlich die Metallhütten aubetrifft, so sind die zu Müsen, der Cöln-Müsener Gesellschaft zugehörig, vor allen erwähnenswerth, indem durch Erweiterungen und zweckmäßige Umänderungen die Production bedeutend gehoben ist.

Eine Hütte, ausschließlich für Kupfererze, ist die zu Struthütten, und existiren also jezt von Metallhütten: Die Wildemann - Heinrichs segener (Rothenbacher), Müsener, Loher und Struthütter.

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(Vorgetragen in der Versammlung des Bezirksvereines an der Lenne vom 5. August 1866 in Altena.)

Es kann nicht in meiner Abficht liegen, im Detail diejenigen metallurgischen Operationen zu schildern, welche ausgeführt werden, um Zinkmetall darzustellen. Jedes Handbuch der Hüttenkunde enthält über diesen Gegenstand mehr, als ich zu bieten im Stande sein würde.

Ich will mich darauf beschränken, in groben Zügen diejenigen Methoden zu schildern, nach welchen gegenwärtig hauptsächlich Zink producirt wird, indem ich zugleich deren Lichtund Schattenseiten hervorzuheben gedenke.

Der chemische Vorgang bei der Darstellung des Zinkmetalles ist ein äußerst einfacher. Die Erze, aus welchen Zink gewonnen wird, kohlen-, resp. kieselsaures Zinkoryd und Zinkblende (Schwefelzink), werden durch einen der Verhüttung vorhergehenden Röstproceß im Wesentlichen in Zinkoryd übergeführt, und dieses wird schließlich einem Reductionsverfahren unterworfen.

Das Lettere wird durch die metallischen und nichtmetallischen Beimengungen der Erze in verschiedener Weise beeinträchtigt; im Allgemeinen handelt es sich jedoch bei der Darstellung des Zinks um eine Reduction feines Oxyds durch Kohle, unter Zuhülfenahme einer künstlich gesteigerten Temperatur.

Leider bedarf die Ueberführung des Oxyds zu Metall eines Hißegrades von solcher Höhe (Roheisenschmelzhige), daß dabei das Zink nicht in tropfbar flüssigem, sondern in dampfförmigem Aggregatzustande frei wird, und eine nachherige Abkühlung der Zinkgase erforderlich ist, um das Metall im geschmolzenen Zustande zu erlangen.

In diesem Umstande haben alle Unvollkommenheiten und Mängel der heutigen Zinkfabrication ihren Grund, und liegen darin die Schwierigkeiten, welche sich bisher allen Versuchen, die Zinkdarstellung weniger kostbar und complicirt zu machen, entgegengestellt haben.

Bei der Fabrication des Zinks handelt es sich nicht um einen Schmelz-, sondern um einen Destillationsproceß, und die Durchführung desselben verlangt geschlossene Gefäße, welche die Beschickung, ein Gemenge von Erz und Kohle, aufnehmen, und deren Heizung von außen bewirkt wird.

Gegenwärtig unterscheidet man hauptsächlich zwei verschiedene Methoden, nach welchen die Zinkgewinnung erfolgt: die schlesische und

die belgische.

Andere Verfahrungsarten, wie die englische und kärnthner, haben nie eine besonders ausgedehnte Anwendung gefunden und können hier füglich außer Acht gelassen werden, um so mehr, da dieselben mit den vorher genannten Methoden das Princip der Darstellung des Metalles, durch Destillation in geschloffenen Gefäßen, gemein haben und nur in der Construction der Defen und der Form der Gefäße von einander abweichen.

Was die Eigenthümlichkeiten des schlesischen Verfahrens betrifft, so wendet man bei demselben einen niedrigen Flammofen mit flachem Gewölbe an, in welchem, der Länge des Ofens nach, auf jeder Seite eine Anzahl (20 bis 40) Muffeln so eingesezt wird, daß dieselben quer gegen die Längenrichtung des Ofens stehen.

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Zwischen beiden Muffelreihen, gleichfalls der Längenrichtung des Ofens entsprechend, liegt der Rost, jedoch in etwas tieferem Niveau, so daß beim Betriebe die Flamme zuerst zum Ofengewölbe steigt, dann rechts und links über die Muffeln schlägt und schließlich durch Züge entweicht.

Durch rationellere Führung des Feuers hat man in neuerer Zeit die schlesische Methode bedeutend verbeffert und den früher übermäßig hohen Verbrauch an Brennmaterial herabgedrückt, indem man die Flamme, welche bisher, wenn fie die Muffel bestrichen, direct wieder in die Höhe führte, jezt nach unten zieht und sie so auf einen größeren Theil der Gefäße einwirken läßt.

Die Einführung dieser Neuerung erfordert, daß eine geeignete, langflammige Steinkohle zur Disposition stehe. Wo diese fehlt, wie z. B. in Oberschlesien, da wird man die Vortheile der besseren Einrichtungen weniger genießen können.

Ebenso hat man zwei Reihen von Muffeln übereinander angebracht und sich dadurch dem belgischen Systeme genähert. Auch hierin liegt eine Ersparniß an Brennmaterial; allein es dürfte sich bei der Vermeidung des einen ein anderer Fehler einschleichen.

Zu der Zinkgewinnung im schlesischen Ofen konnte man, so lange dieselben von den neuerdings eingeführten Complicationen frei waren, beliebige, wenig geschulte Arbeiter verwenden, was, meiner Ansicht nach, bei den neuesten Einrichtungen nicht mehr der Fall sein wird. Die Arbeiterfrage ist aber bei dem Zinkhüttenbetriebe eine sehr wesentliche, ́und der Mangel an brauchbaren Schmelzern ist eine auf den meisten Zinkhütten des belgischen Systemes chronisch gewordene Krankheit.

Wenn man die schlesische Methode so umwandelt, daß sie der belgischen nahe kommt, dann dürfte man auch dort öfter an besagtem Uebel leiden, abgesehen von dem Umstande, daß geübte Arbeiter nicht so billig zu haben sind, als ungeübte.

Die Stellung der Muffeln im schlesischen Ofen, welche mit ihrem Boden auf der Ofensohle aufliegen und der Einwirkung der Feuergase zum Theile entzogen werden, bedingt unabweislich einen bedeutenden Consum von Brennmaterial, während die solide Unterlage der Dauerhaftigkeit der Destillationsgefäße bedeutenden Vorschub leistet.

Das belgische Verfahren erfordert einen Ofen von ansehnlicher Höhe, in welchem sich unten die Feuerung befindet, während im oberen Theile cylindrische Retorten, reihenweise übereinander gelegt, mit Zwischenräumen zum Durchgange der Feuerluft, den Ofenraum erfüllen. Nach oben bildet ein Gewölbe, mit einem Abzuge für die Flamme versehen, den Schluß des Ofens.

Die untere Reihe der Retorten wird beim Betriebe nicht chargirt; dieselbe dient dazu, die obenliegenden nugbaren Retorten vor dem directen Angriffe der Stichflamme zu schüßen, wie ihr Name: „Schußretorten" andeutet. Dieselben werden außerdem häufig zum Durchlaffe für äußere Luft in den inneren Ofenraum benußt und demgemäß mit Oeffnungen in den Wandungen versehen.

Die neueren belgischen Oefen enthalten in 7 bis 8 Horizontalreihen einige 60 nugbare Retorten. Dieselben liegen, abgesehen von einem kleinen Stüzpunkte in der Vor- und

der Rückwand des Ofens, vollkommen frei und werden von der aufsteigenden Flamme rings umspielt.

Während beim schlesischen Ofen die Wände desselben und besonders das Deckengewölbe die Direction des Feuers ber wirken, und durch diesen Umstand ein großer Theil der Wärme durch die Wände absorbirt wird, bilden beim belgischen Ofen lediglich die Retorten Hindernisse für die sonst frei aufstrebende Flamme, und giebt dieselbe da ihre Wärme ab, wo solche nöthig ist und verwerthet wird. Deshalb ist der Proceß bei dem belgischen Verfahren intensiver; er ist in kürzerer Zeit vollendet, und zugleich ist der Consum an Brennmaterial bei Weitem geringer.

Dagegen steigt mit der stärkeren Erhigung der Verbrauch an Destillationsgefäßen, und die schlesische Methode ist in dieser Beziehung ganz entschieden im Vortheile. Die freie Lage der Retorten steigert den Verbrauch an denselben ebenfalls, indem Brüche derselben nicht immer zu vermeiden find, und das Herabfallen der Bruchstücke auf die unterliegenden Retorten häufig den Schaden vergrößert.

Als Brennmaterial ist bei dem belgischen Ofen eine Kohle mit langer Flamme unerläßlich; für den schlesischen Betrieb ist eine solche zwar gleichfalls vortheilhaft, jedoch nicht unbeding tes Erforderniß.

Die Wartung des belgischen Ofens ist sehr difficil. Der Arbeiter hat Sorge zu tragen, daß eine gleichmäßige Erhizung der einzelnen Retorten stattfinde, daß die Temperatur des Ofenraumes vorne und hinten, unten und oben eine dem Zwecke entsprechende sei. Die Lösung dieser Aufgabe erfordert einen gewissen Grad von Intelligenz, während die Manipulationen am Ofen überhaupt langdauernde Uebung und eine abgehärtete Körperconstitution erheischen.

Die Nothwendigkeit der Vereinigung dieser Eigenschaften erklärt zur Genüge den häufigen Mangel an guten Zinkschmelzern beim belgischen Betriebe.

Den schlesischen Oefen wird eine längere Dauer zugeschrieben, als den belgischen; doch dürften hierüber Zweifel gerechtfertigt sein, nachdem man in neuerer Zeit wesentlich verbesserte Einrichtungen in der Construction der Vorwand der belgischen Oefen eingeführt hat.

Die belgischen Oefen der Zinkhütte zu Letmathe, welche die neuere Einrichtung noch nicht haben, gehen durchschnittlich 2 Jahre, abgesehen von Reparaturen der Vorwand, welche im Feuer gemacht werden und den Betrieb nur kurze Zeit stören.

Für die schlesischen Defen werden die Campagnen im Durchschnitte wahrscheinlich einen bedeutend längeren Zeitraum nicht umfassen. Uebrigens ist es von wesentlichem Einfluffe auf die Haltbarkeit der Defen, ob dieselben stets von denselben Arbeitern bedient werden oder nicht. So ist ein belgischer Ofen in Letmathe, bei derselben Bedienungsmannschaft, ununterbrochen 33 Monate im Gange geblieben.

Das schlesische Verfahren mußt die Erze beffer aus, als das belgische, und zwar nicht allein durch das längere Verweilen der Charge im Ofen. Bei dem belgischen Betriebe trägt das häufigere Schadhaftwerden der Destillationsgefäße wesentlich zu größeren Verlusten in Bezug auf das Zinkausbringen bei.

Die belgischen Oefen befißen dagegen für eine gegebene Zeit eine größere Productionsfähigkeit, als die schlesischen.

Die Muffeln, mit ihrer soliden Unterlage, laffen in ihrem Inneren Arbeiten mit Gezähen zu, wobei allenfalls Gewalt zur Anwendung kommen darf, welche bei den Retorten unfehlbar den Ruin derselben zur Folge haben würde. Wo daher die Rückstände des Hüttenprocesses sehr zähe oder feste Schlacken bilden, da dürfte der schlesischen Methode der Vorzug gebühren.

Bei Erzen, deren Nebenbestandtheile eine zerstörende Wirkung auf die Reductionsgefäße ausüben, wird das belgische Verfahren empfohlen, weil durch die kürzere Dauer des Processes den schädlichen Stoffen nicht so lange Zeit gelassen werde, um ihr Zerstörungswerk zu vollenden, wie bei der schlesischen Methode. Ob dem so ist, oder ob nicht vielmehr die größere Intensität des Processes die Zerstörung der Gefäße im belgischen Ofen beschleunigt, mag dahingestellt bleiben.

Auf diese Andeutungen über die beiden Systeme der Zinkdarstellung will ich mich beschränken und nur nochmals diejenigen Momente hervorheben, welche hauptsächlich in die Wagschale fallen.

Das schlesische Verfahren erfordert einen überaus großen Aufwand an Brennmaterial; dagegen erheischt die belgische Methode bedeutende Quantitäten von feuerfesten Materialien und geübte Arbeiter.

Diese drei Factoren bedingen hauptsächlich die Höhe der Selbstkosten des dargestellten Zinks und selbst, wenn man von beiden Methoden das Bessere nimmt und den Thonverbrauch, sowie die billigeren Arbeitslöhne des schlesischen Verfahrens mit dem Steinkohlenconsum des belgischen Systemes vereinigt denkt, so würde man immer noch keine Einrichtung befißen, welche auf den wünschenswerthen Grad der Vollkommenheit Anspruch machen könnte.

Abgesehen von den minder wichtigen Vorzügen oder Nachtheilen der einen oder anderen Methode, sind beiden die schlechten Seiten gemeinschaftlich, daß sie mehr oder minder einen zu erheblichen Aufwand an Brennmaterial und feuerfestem Thone erfordern und außerdem ganz enorme Verluste an Zinkmetall im Gefolge haben.

Ein Theil des überdestillirten Metalles entweicht aus der Mündung der Condensationsgefäße, der sogenannten Vorlagen. Wenn auch Vorkehrungen zum Auffangen dieser verflüchtigten Massen getroffen werden, so sind doch Verluste nicht ganz zu vermeiden.

Nicht unbedeutende Zinkquantitäten gehen bei dem Schadhaftwerden der Destillationsgefäße in den Ofenraum und durch die Effe, und ein anderer Theil des Zinkgehaltes der Beschickung bleibt in den Rückständen des Processes zurück.

So ergeben sich an allen Ecken und Enden Verluste, welche das Ausbringen so sehr herabdrücken, daß selbst bei einem sehr gut geleiteten Verfahren nur etwa 85 pCt. desjenigen Zinks gewonnen werden, welches die Erze in der That enthalten.

Nachtheilig wirkt noch der Umstand, daß für die Charge eine bestimmte Zeitdauer festgesezt ist, nach deren Ablauf die Gefäße gereinigt und neu geladen werden. Natürlich ist es

unmöglich, den Ofengang ftets so zu reguliren, daß mit dem Ablaufe der gegebenen Frist genau die Beendigung des Destillationsprocesses zusammenfällt. Entweder ist der Zinkgehalt beim Ausräumen der Gefäße noch nicht völlig überdestillirt und das Ausbringen wird geschmälert; oder die Destillation ist vor der vorgeschriebenen Zeit vollendet, und der Ofen muß nuglos längere Zeit geheizt werden.

Diese Betrachtungen werden den Wunsch nach einer Wendung zum Besseren im Zinkhüttenfache gerechtfertigt erscheinen lassen und mit ihm das Bestreben der Zinkhüttentechniker, neue Methoden zur Darstellung des Zinks aufzufinden.

Es sind in dieser Beziehung von vielen Seiten Versuche im Kleinen, wie im Großen angestellt worden; doch scheint man bis jezt das Ziel nicht erreicht zu haben.

Hauptsächlich war es das Bestreben, sämmtliche schwachen Seiten des heutigen Verfahrens zu vermeiden, indem man zugleich Brennmaterial sparen, die Thongefäße entbehren und Continuität im Betriebe einführen wollte. Zu diesem Zwecke fonnten nur Schachtöfen dienen, welche mit Vorrichtungen zum Auffangen und zur Condensation der Zinkdämpfe in Verbindung gebracht wurden.

Die Schwierigkeiten dieses Verfahrens find, soviel ich weiß, bisher nicht überwunden worden, obschon man den praktischen Versuchen die scharfsinnigsten theoretischen Erörterungen zu Grunde gelegt hat.

Ohne mich näher auf die verschiedenen Versuche einlassen zu wollen, erwähne ich nur den lezten, von welchem ich gehört habe. Derselbe basirte auf dem Umstande, daß in dem unteren Theile des Hohofens eine Zone existire, in welcher während des Betriebes niemals Kohlensäure sich befinde. Deshalb müsse an dieser Stelle der Austritt der Zinkgase aus dem Ofen erfolgen, wenn man metallisches Zink gewinnen wolle. In allen anderen Theilen des Ofenschachtes würde die stets vorhandene, resp. sich bildende Kohlensäure sofort einen Theil ihres Sauerstoffes an das bereits gebildete Zink abgeben und dasselbe wiederum oxydiren.

Die Resultate dieses Verfahrens sind mir nicht bekannt geworden; ich vermuthe jedoch, daß sie nicht günstig ausgefallen sein werden, weil man sonst wohl mehr davon gehört haben würde.

In Bezug auf diesen speciellen Fall stelle ich mir vor, ohne auf die Construction des Ofens und die Heizung des oberen Schachttheiles einzugehen, daß die Abführung der Gase tief unten im Schachte eine Beeinträchtigung des geregelten Ofenganges zur Folge haben müsse.

Im Allgemeinen dürfte bei derartigen Hohofenprocessen der Umstand von Bedeutung sein, daß der durch den Gebläsewind mit fortgerissene Flugstaub sich mit den äußerst fein vertheilten Zinkpartikelchen zusammen mengt und die Bildung von reinem Zink hindert. Man wird also ein Gemenge von metallischem Zink (auch wohl Zinfoxyd) und von mitgerissenen Kohlen- und Erztheilchen als Product erlangen.

Behufs. Darstellung einer. verkäuflichen Ware wird man dann genöthigt sein, das gewonnene Gemenge wiederum mittelst einer der bekannten Methoden zugutzumachen und dabei allen Nachtheilen derselben ausgesezt sein.

Es scheint daher der Hohofen zur Zinkdarstellung nicht

geeignet zu sein; jedenfalls sind alle bisher gemachten Versuche, welche auf die verschiedenartigste Weise ausgeführt wurden, gescheitert.

Auf den continuirlichen Betrieb wird man demnach zunächst Verzicht leisten müssen und zunächst das Augenmerk auf die Ersparung von Brennmaterial und feuerfestem Thon, dann aber auch darauf zu richten haben, daß die Wartung des Ofens nur gewöhnliche und somit billige Arbeitskräfte erfordere.

Diesen Bedingungen würde etwa ein Ofenraum in Gestalt einer großen, flachen Muffel entsprechen, welcher zur Aufnahme des Erzes nebst der erforderlichen Reductionskohle bestimmt wäre. Auf der einen Längenseite könnten sich die Eintrage- und Ausladeöffnungen (während des Betriebes dicht geschlossen), auf der gegenüberliegenden die Oeffnungen befinden, in welche die zum Auffangen des Zinks bestimmten Condensationsgefäße eingeseßt würden.

Bei einem solchen Projecte bleiben der Praxis zwei schwierige Aufgaben zu lösen. Einmal nämlich muß die große Muffel von außen so stark erhigt werden können, daß in derfelben der Reductionsproceß vor sich gehen kann; dann aber ist die Muffel selbst so zu construiren, daß auch in der hohen Temperatur Risse und Undichtigkeiten, welche unfehlbar den Verlust der ganzen Charge mit sich führen, nicht entstehen.

Nur die Erfüllung dieser beiden Bedingungen würde einen günstigen Erfolg hoffen lassen.

Ein solcher Ofen, wie er hier gedacht ist, würde zunächst die vielen Reductionsgefäße der gegenwärtigen Systeme_entbehrlich machen, und würden damit zugleich die jezt durchaus erforderlichen Anstalten zur Darstellung solcher Gefäße, welche bedeutende Anlage- und noch größere Betriebscapitalien verzehren, fallen.

Die Wartung des Ofens würde lediglich die allergewöhnlichsten Manipulationen und durchaus keine bedeutenden körperlichen Anstrengungen erfordern, und würde zugleich, da nur ein einziger Raum zu erhißen wäre, der Brennmaterialaufwand unter demjenigen bleiben, welchen die Heizung der großen Retorten- resp. Muffelzahl der jezigen Methoden erfordert.

Indem ich hiermit schließe, erlaube ich mir die Bemerkung, daß die vorhergehenden Auslaffungen auf Gründlichkeit feinen Anspruch machen können, indem es mir zu erschöpfender Behandlung des vorliegenden Gegenstandes an Muße gebricht. Mir will es scheinen, als ob die Zinkindustrie, abgesehen von den specifischen Fachmännern, bisher in der Wissenschaft und Technik weniger beachtet worden sei, als sie es verdient und es ihr Noth thut. Wenn es mir gelingen sollte, durch Gegenwärtiges die Aufmerksamkeit in weiteren Kreisen auf die wünschenswerthe Verbesserung der heutigen Methoden der Zinkdarstellung zu lenken, so ist mein Zweck erreicht. Letmathe, den 11. August 1866.

C. Trainer.

Vermischtes.

G. A. Neumeyer's Schieß- und Sprengpulver. Ueber das von G. A. Neumeher erfundene Schieß- und Sprengpulver theilt Hr. Wohlfarth *) eine Reihe von Versuchen mit, um darzuthun, daß dasselbe neben allen sonstigen Eigenschaften eines guten Pulvers die Aufgabe, durch Zufall beim Transporte oder beim Aufbewahren nicht zu erplodiren, auf vollkommene Weise löst, indem es bei freiem Luftzutritte ruhig verbrennt. Die Ergebnisse dieser Versuche theilen wir in Folgendem mit.

1. Das Pulver verbrennt, aber erplodirt nicht bei Zutritt von Luft. Am 16. November 1865 wurden in Gegenwart des Stadtrathes zu Altenburg folgende Versuche angestellt:

a) Eine thönerne Röhre (Drainröhre) 0,283 lang und mit
0,118 lichtem Durchmesser wurde auf einen Ziegelstein
gestellt, mit diesem bis zu 3 ihrer Höhe in die Erde
eingegraben, mit 2 Kilogrm. Pulver angefüllt, und das-
selbe dann entzündet. Das Pulver brannte in hoher
Flamme, aber ruhig aus der Röhre heraus; die Thon-
röhre zeigte sich nach dem Versuche unverlegt.
b) Eine conische Thonröhre, 0,401 hoch, unten 0,118 weit,
oben 0,029 weit, wurde bis zu der Höhe in die Erde
eingegraben und mit 0,62 Kilogrm. Pulver bis an die
Mündung angefüllt. Angezündet, brannte das Pulver
etwas rascher, als bei Versuch a ab. Das Gefäß blieb
unverlegt.
c) Eine thönerne Flasche mit weitem Bauche und sehr engem.
Halse wurde mit 0,75 Kilogrm. Pulver gefüllt. Dasselbe

*) Dem Wunsche des Hrn. Berginspector Wohlfarth in Altenburg, Mitglied unseres Vereines, daß seine über das Neumeyer'sche Pulver veröffentlichte Broschüre in der Zeitschrift des Vereines Aufnahme finde, entsprechen wir, indem wir ihren Inhalt im Wesentlichen mittheilen. D. Red. (Ls.)

brannte sehr rasch und mit hoher Flamme heraus; der obere Theil des Gefäßes sprang ab (eine Folge der hohen Hiße) und lag neben dem unteren Theile.

Als Gegenbeweis wurde ein ähnlich geformtes, aber kleineres Gefäß mit 0,25 Kilogrm. gewöhnlichen Pulvers gefüllt, welches mit starkem Knalle explodirte; das Gefäß flog in vielen Trümmern weit umher.

d) Ein höchst instructiver Versuch wurde mit einem eisernen Flintenlaufe von 0,613 Länge und 0,02 Durchmesser angestellt. Der Lauf wurde bis an die Mündung mit Pulver gefüllt, und dieses durch das Zündloch angezündet. Das Pulver brannte in einem bogenförmigen Strahle aus dem Zündloche heraus, und nur die legten Reste flogen in einer schwachen Feuergarbe aus der Mündung heraus.

Am 27. November 1865 wurde in einem Steinbruche bei Laucha folgendes Experiment angestellt. Es war ein massives Häuschen von 0,142 Wandstärke, 1,132 Länge, 0",749 Tiefe und 0,749 Höhe gebaut; dasselbe hatte vorn eine 0,283 im Quadrat große Thüröffnung, an jedem Giebel eine Fensteröffnung von 0,094 im Quadrat, mit Brettchen leicht verschlossen; das Dach war mit Ziegeln abgedeckt. Durch die mit einem Eisenbleche zugefeßte Thüröffnung wurde ein Holzkasten mit 15 Kilogrm. Pulver eingefeßt, und Lezteres mittelst Zündschnur entzündet. Es verbrannte, ohne irgend einen Eindruck auf das Häuschen zu äußern; ja selbst der Holzkaften blieb zusammengefügt und war nur ange= kohlt. Um den Gegensaß der sonstigen Pulverwirkung zu zeigen, sprengte man mit 0,50 Kilogrm. gewöhnlichen Pulvers, auch frei in das Häuschen gesezt, dasselbe bis auf den legten Stein auseinander.

Dieser Versuch wurde später vor einem größeren Publicum zu Altenburg ganz mit demselben Erfolge wiederholt, und es wird hierdurch der augenscheinliche Beweis geliefert, daß das Neumeyer'sche Pulver bei der Aufbewahrung und dem Transporte jede Gefahr des Erplodirens ausschließt.

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