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habe. Nunmehr kommen die 8 Hauptsteine auf die erste Linie vor jedem Spieler auf folgende Art zu stehen: die Eckfelder werden mit den Thürmen beseßt, neben ihnen stehen die zwey Springer, und alsdann die zweyLaus fer. Von den zwey noch leeren Feldern nimmt die Königinn allezeit dasjenige ein, welches von ihrer Fars be ist, und der König beseßt das andere. Derjenige Spieler, welcher die weißen Steine hat, stellt seine Königinn auf das weiße, sein Gegner aber mit den schwarzen Steinen auf das schwarze der mittlern Felder, so daß der König und die Königinn beyder Spies le einander auf einer Linie entgegen stehen. Die Bauern werden auf die zweyte Linie vor die Hauptsteis ne gestellt.

Von dem Gange der Steine.

Der Gang der Bauern ist der beschränkteste. Sie dürfen nur vor sich hin in gerader Linie von einem Felde auf das andere, und niemahls rückwärts gehen. Ben ihrem ersten Zuge ist es ihnen auch gestattet, zwey Schritte auf einmahl zu machen, also über ein Feld weg zu schreiten, jedoch hernach nicht wieder. Ist aber ein Bauer meines Gegners schon so weit vorgerückt, daß mein Bauer, wenn er sich der Freyheit zwey Schrite te auf einmahl zu machen bedienen wollte, neben je nem zu stehen käme, so ist mein Gegner berechtigt, dies sen Bauer, wenn er es für dienlich erachtet, mit dem feinigen im Vorbeygehen zu nehmen, und seinen Bauer auf das Feld zu sehen, auf welchem er den meis nigen hätte nehmen können, wenn er nur einen Schritt gethan hätte. Wenn endlich mein Bauer bis auf das legte Feld seiner Linie, oder das erste des Gegners

vorgedrungen ist, so kann ich ihn zu jeder Figur ma chen, welche ich nach der Lage des Spieles am besten zu brauchen gedenke, und sæon bis zu dieser Zeit verz loren hatte. Mehrentheils tritt er in den Rang der Königinn, weil es ein seltener Fall ist, daß man ei nen Bauer so weit bringt, ohne nicht vorher diesen Hauptstein verloren zu haben. Sollte sich jedoch der feltene Fall ereignen, daß ein Bauer auf das leßte Feld gelänge, ohne daß der Spieler vorher eine Fis gur verloren hätte, so bleibt dieser Bauer so lange ohne Wirksamkeit stehen, bis er nach dem Verlust einer Fiz gur sogleich in den Rang und Wirksamkeit der verlor, nen treten kann *).

Die Thürme gehen auf alle Seiten, vor, rücks und seitwärts, jedoch nur in gerader Linie unter einem rechten Winkel.

Die Laufer geben ebenfalls vor- und rückwärts, aber in schräger Richtung oder in der Diagonal-Linie. Daher läuft derjenige, welcher zu Anfange des Spieles auf ein schwarzes Feld gestellt wurde, immer nur auf den schwarzen, ter andere aber auch nur immer auf den weißen Feldern.

Die Königinn vereinigt den Gang des Thurs mes und Laufers in sich; sie kann sich des einen oder des andern nach Gutdünken des Spielers bedienen.

Diese drey Steine, die Königinn, die Thürme und die Laufer, können auf jeden Zug so weit gehen, als ihnen kein anderer Stein im Wege steht, sie dürfen aber über keinen wegspringen.

*) über diesen Gegenstand beliebe man die Unmerkung bey den weiter hinten folgenden Geschen Nr. XVII, S. 17 nachzulesen.

Nur die Springer haben dieses Recht. Der Gang dieses Steines besteht in einem Sprunge über ein Feld nach allen Richtungen, aber jederzeit von ei nem weißen auf ein schwarzes Feld, oder umgekehrt. Daher hat ein Springer, in die Mitte des leeren Schachbretes gestellt, acht Sprünge nach verschiedenen Richtungen. Ein jeder solcher Sprung gilt für einen Bug, und dazwischen stehende Steine halten ihn nicht auf, wenn nur das Feld leer ist, auf welches er, dem Sprunge gemäß, zu stehen kommen muß.

Der König endlich geht vors, rück und seits wärts, aber allezeit nur auf das ihm nächste Feld. Nur einmahl in jedem Spiele ist es ihm erlaubt, zwey Felder weit zu gehen, und dieß nennt man den Rochgang, das Rochiren oder Rochen.

Von dem Rochgange des Königs.

Dieser besteht darin, daß der König auf der ersten Linie nach der linken oder rechten Seite, wie es die Lage des Spieles erfordert, zwey Schritte macht, und der auf dieser Seite im Eckfelde stehende Thurm auf die andere Seite neben den König gesezt wird. Dieses gilt für einen Zug, darf aber, wie schon oben gesagt, in jedem Spiele nur einmahl geschehen. In Deutschland und mehreren andern Ländern hat man jeßt allgemein di es se Art zu rochiren angenommen; in Italien aber hält man sich noch immer an die sonst übliche Art, nach welcher der Spieler die Freyheit hat, den König und den Thurm, mit dem er rochirt, auf jedes ihm beliebige Feld der ersten Linie auf der Seite, nach welcher ros Hirt wird, zu sehen, wenn nur der Thurm, der vorher dem Könige zur rechten oder linken Hand war,

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auf dessen andere Seite zu stehen kommt. Ubris gens gibt es noch vier Ursachen, welche das Rochat vers hindern, als:

1) Wenn der König oder der Thurm schon gezogen worden sind.

2) Wenn zwischen beyden ein anderer Stein stehet.

3) Wenn der König im Schach stehet, oder durch das Rochiren sich ins Schach stellen würde, und

4) Wenn ein feindlicher Stein auf das Feld zies let, über welches er bey dem Rochiren gehen müßte. Von dem Angriffe der Steine.

Eine jede Figur greift die feindlichen Greine in derselben Richtung an, in welcher ihr, nach oben angeführten Regeln, zu gehen gestattet ist. Die Thürme greifen also in gerader Linie und in einem rechten Wins kel, die Laufer in der Diagonal-Linie, die Königinn vereinigt wie Laufer und Thurm, und die Springer in dem ihnen eigenen Sprunge an, sowohl vor, rück- als seitwärts. Wenn es dem Spieler dienlich scheint, nimmt er die in der Richtung des Ganges seiner Figur stehengen feindlichen Steine weg, und stellt seine Figur auf deren Felder.

Die Bauern nehmen oder schlagen aber nicht in der geraden Richtung, welche ihnen ihr Gang vors schreibt, sondern sie schlagen über quer oder in der Dia: gonal-Linie, wie die Laufer, aber nur ein Feld weit. Sie kommen also, wenn sie einen Stein nehmen, auf eine andere Linie, als sie bey Anfange des Spies les gestellt wurden.

Erklärung der bey dem Schachspiele gee bräuchlichen Kunstausdrücke.

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Einen Stein decken oder unterstüßen bedeutet einen zweyten Stein so stellen, daß man, im Fall der Gegner den erstern nehmen sollte, im nächsten Zuge des Gegners Stein wieder nehmen könne. Daher heißt der Ausdruck z. B. mein Springer ist durch den Laufer gedeckt der Laufer ist so gestellt, daß, wenn der Gegner mir mit einer seiner Figuren den Springer nimmt, ich im nächsten Zuge diese Figur mit dem Laufer wieder nehmen kann. Da man nun einen Stein durch mehrere Figuren oft vier und fünffach angreifen kann, so muß dieser auch eben so oft vom Gegner ges deckt werden, weil sonst dieser Stein verloren ginge, ohne Ersaß dafür zu bekommen.

Eine Figurwechseln oder abtauschen nennt man, eine Figur des Gegners mit einer seiner eigenen von gleichem Werthe, z. B. Laufer mit Laufer, oder Thurm mit Thurm nehmen, und sich die seinige dages gen wieder nehmen laffen. Diesem entgegen gesetzt ist

Die Aufopferung einer Figur, wobeŋ man sich entweder einen Stein ganz ohne Ersaß nehmen läßt, oder eine Figur von größerm Werthe für eine mindere bingibt, z. B. einen Laufer für einen Bauer, einen Thur m für einen Springer 2c., um dadurch einen stärkern und freyern Angriff zu bekommen.

Rochen oder Rochiren will sagen, sich der oben angeführten Freyheit bedienen, den König zwey Schrit. te in einem Zuge gehen zu lassen.

Eine offene oder freye Linie ist diejenige, auf welcher kein Bauer von beyden Spielern mehr stehet.

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