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zwey Arten Schach zu spielen, oder so zu sagen, zwey Systeme entstanden, denn außer diesen beyden ist uns kein anderer Schriftsteller bekannt, welcher, mit FestseBung bestimmter Regeln, Abhandlungen über ganze Par tien geschrieben hätte. Herzog August von Braunschweig und Lüneburg hat uns zwar unter dem ange= nommenen Nahmen: Gustavus Selenus, ein Werk *) hinterlassen, welches zu seiner Zeit viel Werth gehabt haben mag, und auch jest noch als das erste deutsche Originalwerk dieser Art sehr, schäßbar ist; allein ben unsern jeßigen Fortschritten in der Schachspielkunst ist es unbrauchbar geworden, da man größten Theils von denen darin gelehrten Spielarten und Mißbräuchen abgegangen ist. Gioachino Greco, mit dem Bennahmen Calabro is **) hat nur einige praktische Spiele ohne Anmerkungen und Regeln herausgegeben, dess fen Durchspielung Anfängern nicht einmahl anzurathen ist, da er mehrentheils nicht nach einem wohl angeleg= ten und consequent ausgeführten Plane ziehen, sondern durch überraschende Züge und oft durch Fehler des Gege ners gewinnen läßt. Philipp Stamma ***)

Dritte verbesserte Auflage. 8. Gotha 1810. Auch existiren mehrere neuere Ausgaben in englischer Sprache.

Osservazioni sopra il giuoco degli scacchi ossia il giuoce degli scacchi esposto da G. B. Lolli, fol. Bologna 1763.

Von letterem Werke ist uns weder eine teutsche noch eine frane zösische Überseßung bekannt.

*) Es erschien unter dem Titel: das Schach ; oder König-Spiel, von Gustavo Seleno. 4. Lipsiae 1616, und ist icht äußerst felten.

**) Le jeu des échecs, traduit de l'italien de Gioacchino GreCalabrois. à Liége. 12. 1741.

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Moses Hirschel, das Schach des Gioachino Greco, Calabrois. und die Schachspielgeheimnisse des Stamma. gr. 8. Brest. 1794, ***) Essai sur le jeu des échecs, où l'on donne quelques règles

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hinterließ bloß hundert meisterhafte Endspiele, welche, einige vielleicht nur durch Druckfehler entstandene Unrichtigkeiten abgerechnet, einen Spieler erster Classe verrathen, der sich mit unendlichem Scharfsinn noch in den schwierigsten Fällen zu helfen weiß. Da sie aber größten Theils so gekünstelt sind, daß sie im wirklichen Spiele höchst selten vorkommen können, und mit gar keinen Anmerkungen begleitet sind, die doch häufig zur Berichtigung der Züge sehr nöthig wären, so eignen sie sich mehr zur Schärfung des Nachdenkens für geübte Schachspieler, als zu einem Hülfsmittel der Belehrung für Anfänger. — Das von einer Schachliebhaber - Ge= sellschaft zu Paris *) herausgegebene Werk kann hin gegen, Anfängern sehr gute Dienste leisten, da es regelmäßige und leicht verständliche, mit lehrreichen Anmere Eungen begleitete Spiele enthält; es stellt aber eben so wenig, wie einige neuerdings in Deutschland erschienene Schriften, ein neues System der Schachspielkunst auf. Ungeachtet dessen verdienet unter leßtern folgendes Werk eine vorzügliche Erwähnung: Koch, J. Fr. W., Coder der Schachspielkunst nach den Muster

pour le bien jouer, et remporter l'avantage par des coups fins et subtils que l'on peut appeller les secrets de ce jeu. Par le Sieur Philippe Stamma. 12. à la Haye 1741

Nouvelle manière de jouer aux échecs selon la méthode de Ph. Stamma. 12. Utrecht 1777.

Deutsche übersehungen hiervon sind dem obigen Werke von Moses Hirschel und den hiernächst angezeigten beygefügt. *) Traité théorique et pratique du jeu des échecs, par une societé d'amateurs. 12. Paris 1786.

Theoretisch: praktischer Unterricht im Schachspiele, von einer Gesellschaft von Liebhabern, ays dem Franzöfifchen, nebst den hundert Schachspiel- Endungen des Ph. Stamma. 8. Berlin 1780. Mit einem neuen Titel versehen. Leipzig 1797.

spielen und Regeln der größten Meister. Zweyte vermehrte Auflage. 2 Theile. gr. 8. Magdeburg 1813. Dieses Werk enthält die vorzüglichsten in den angezeigten und noch einigen andern Schriften vorkommenden Spiele, mit mühsamen Fleiß in eine zwecks mäßige Ordnung zusammengetragen, und mit Anmers Eungen begleitet. Obgleich dieses Werk wegen der uns systematischen Vielseitigkeit in der Behandlung dieses Spieles, welche als ein Auszug aus so verschiedenen Schriftstellern nicht zu vermeiden war, nicht für ganz zweckmäßig zum Selbstunterrichte für noch Unerfahrne erklärt werden kann, so ist es doch gewiß ein sehr schäßbares, fast unentbehrliches Hülfsmittel für jeden, welcher das Schachspiel wirklich studieren, und mit den Eigenheiten der größten Meister vertraut werden will. Es. macht die Anschaffung der oft seltenen und theuern erst genannten Werke fast ganz entbehrlich, und verschafft noch überdieß den Vortheil, daß man in selbigem alle Spiele in der, auch in dieser Anleitung gebrauchten, so bequemen Bezeichnung der Züge üverseßt findet, wels che in vielen der Originalwerke sehr schwülstig und mühe sam nachzuspielen ist.

Alle diese Werke habe ich nicht nur gelesen, sondern auch mit vielem Fleiße durchstudiert; und da ich übrigens Jahre lang häufige Gelegenheit hatte, mich mit guten Spielern zu üben, so erlangte ich eine solche Fertigkeit darin, daß ich Unterricht ertheilen konnte. Aber jeßt lernte ich einsehen, was es für ein großer Unterschied ist, zwischen selbst gut spielen zu können, und einen andern gut spielen zu lehren. Einen Schüler den Gang der Figuren zu zeigen, kurz, ihm die im ersten Abschnitte enthaltenen Borkenntnisse beyzubrin=

gen, ist freylich leicht, aber ihn auf die Feinheiten des Spieles aufmerksam zu machen, ihm zu zeigen, wie er mit Vortheil angreifen, oder auf welche Art er Une griffsplane entwerfen, und die feines Gegners erken= nen und vereiteln könne, dieß ist mit großen Schwie. rigkeiten verbunden, und war es auch für mich; denn aus keinem mir bekannten Buche konnte ich es lernen, indem alle eben angeführten Schriftsteller, der Unters richt der Pariser Schachgesellschaft ausgenommen, nur praktische Spiele ohne allgemein anwendbare theores tische Regeln enthalten. Ich war also nothzedrungen, selbst einen Lehrplan zu entwerfen, selbst Regeln zu abstrahiren, theoretische Grundsäge aufzustellen, und auf diese Art ein Schachspiel- System zu bilden. Ich ordnete die Arten der Partien, und theilte sie nach denen als zweckmäßig anerkannten Unfangszügen in verfchiedene Classen ein, daraus entstanden die vier HauptMusterspiele, welche ich hier in den 8 ersten Tabellen mit allen ihren Hauptveränderungen darstelle. Sie ents halten gewiß alle Angriffs- und Vertheidigungs - Vor2 theile, und wer sie nur mit geringem Fleiß durchgespielt hat, wird, wenn ihm übrigens das Schachspiel-Talent nicht gänzlich mangelt, gewiß in allen Fällen sich selbst rathen können, wird Angriffsplane zu entwerfen und sich gehörig zu vertheidigen wissen, er mag es nun mit einem Anhänger des Lolli oder Philidor zu thun haben. Diese vier Musterspiele enthalten meistens laurer regelmäßige Anfangs-Mittel- und Endzüge auf beyden Seiten; sie zeigen aber auch, daß ein unregelmäßiger Zug, ein kleines übersehen, oder eine unnüge Bewegung einer Figur den Verlust der Partie nach sich ziehen, und daß hingegen jede Partie unentschies

den bleiben muß, welche von beyden Spielern gleich und ohne Fehler gespielt wird. Den Anzug zu haben, ist zwar vortheilhaft, weil man eine Partie nach Belieben spielen kann, und man allezeit den Angriff erhält; aber hieraus läßt sich gar nicht absolut der Gewinn folgern, wofern sich der Gegner zu vertheidigen weiß. Denn jede Partie läßt sich verthe idigen, und wenigstens remise machen. Aber welcher Spieler kann sich rühmen, mit so angestrengter Aufmerksamkeit spielen zu können, daß er nie einen Fehler begehen sollte? und wie oft erklärt sich nicht ein Zug nach vielen Gegenzügen erst für fehlerhaft, welchen der Spieler doch, in Erwartung anderer Gegenzüge für den bestmöglichsten gehalten hatte.

Nach meiner Eintheilung sind nun die vier Mus sterspiele folgende:

Das erste Musterspiel enthält auf 2 Tabellen dies jenigen Partien, welche entstehen, wenn beyde Spieler gleichförmig auf den ersten Zug den Pion des Königs Schritte, und auf den zweyten den Laufer des Königs auf das vierte Feld des Laufers der Königinn ziehen.

Bey dem zweyten Musterspiele spielt nur der Ane ziehende auf den zweyten Zug den Königslaufer, der andere macht einen ihm sonst beliebigen Zug.

Das dritte Musterspiel entsteht, wenn der anzie hende Spieler bey dem zweyten Zug statt dem Königs. Laufer das Königspferd auf das dritte Feld des Laufers zieht.

Das vierte Musterspiel enthält die Gambit-Spies le auf 4 Tabellen, nähmlich das Gambit vom Könige, von der Königinn und in der Rückhand oder dem Nachzug.

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