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entgegen spielen, und die dadurch gegebenen Blößen gehörig benutzen sollen.

So gering die Anzahl der guten Anfangszüge ist, um so größer muß demnach die der unregelmäßigen seyn. Sie können sowohl im Vor als Nachzuge auf den ersten und zweyten Zug gemacht werden. Auf alle möglichen Züge dieser Art ein Muster aufzuführen, wäre zu weitläufig und auch unnöthig, da durch mehrere Züge oft ähnliche Stellungen entstehen; es werden daher die auf der neunten Tafel gezeigten am häufigsten vorkom, menden Spielarten hinlänglich seyn, um den Anfänger in Stand zu seßen, unregelmäßigen Spielanfängen mit Vortheil entgegen spielen, und auch in seltener vorkommenden Fällen durch Anwendung der hier gegebenen Regeln sich selbst rathen zu können.

Als allgemeine Regel kann man annehmen, daß man die Gelegenheit nie verabsäumen muß, sich durch Vorrückung der Bauern des Königs und der Köni ginn der Mitte des Schachbretes zu bemeistern. Sucht der Gegner aber diese Bauern durch Vorziehung feiner eigenen auf alle Art zu trennen, so ist es in den mehrsten Fällen beffer, nicht zu eigensinnig auf die Erhaltung derselben zu bestehen, sondern man wechsele die Bauern, mache die Figuren auf der Königseite tha tig, rochire und trachte den Bauer des Königslaufers zu wechseln, oder gebe ihn sogar umsonst hin, um den Thurm schnell zum Angriff bringen zu können. Sucht man dem Wechsel der Bauern durch Vorziehung der angegriffenen immer hartnäckig auszuweichen, so werden die Bauern hierdurch so in einander hineingeschoben, daß keine Figur mehr wirken kann, und eine langweilige Partie entsteht, in welcher man von beyden Seiten

weder Angriffsplan noch Vertheidigung entdecken kann, Wer alsdann in dergleichen Partien, dieser langweili gen Planlosigkeit überdrüffig, den Angriff erzwingen will, zieht gewöhnlich den kürzern. Mehrere Beyspie= le in der neunten Tabelle werden dieß deutlicher zeigen. 1) Diese Spielart des Schwarzen ist nur hauptsächlich auf Vertheidigung berechnet. Mehrere Schachliebhaber unter den sich immer in Wien aufhaltenden Griechen spielten auf diese Art, und hielten sich dadurch für unüberwindlich; daher bekam diese Partie den Nahmen der griechischen Vertheidigungspartie. Allein man kann sie mit Recht unter die unregelmäßigen Partien zählen, und diese Vertheidigungsart kann nur gegen Unerfahrné gut seyn, indem dem Gegner durch dieselbe Zeit gelassen wird, seine Pions in die Mitte zu brins gen, und alle Figuren thätig zu machen. 2) Die Gelegenheit, den Königinnbauer 2 Schritt zu ziehen, muß man nie unbenüßt lassen, man er hält dadurch Mittelbauern, welche der Gegner ohne Verlust nicht mehr trennen kann.

3) Weiß spielt gut, daß er seine Bauern so weit vorrückt, er bemächtigt sich dadurch ganz der Mitte, und macht seinen Figuren Plag.

4) Weiß rocht in dieser Partie mit Vortheil auf die Königinnseite, weil er dadurch auch dieThürme gleich zum Angriff gegen den feindlichen König brauchen. kann. Er muß nun mit den Pions den Angriff machen, und im Nothfalle eine Figur für 2 oder auch nur für Pion aufopfern, um den König seines Schußes ganz zu berauben, und ihn hier

auf mit den schon dazu bereit stehenden Figuren nachdrücklich angreifen zu können.

5) Schwarz will bloß Vertheidigungsweise spielen, und Weiß hindern, seine Bauern in die Mitte. zu bringen; durch sein Spiel verschafft er aber keiner Figur einen Ausweg.

6) Schwarz hätte jeßt Weiß durch Vorrückung des Königsbauers zwingen können, Gambit zu spie len, denn Weiß durfte wegen dem gefährlichen. Schach der Königinn auf H 4. den Bauer nicht nehmen.

7) Weiß durfte nicht nehmen, weil dadurch die feinds liche Königinn zum Angriff gekommen wäre. 8) Eben so durfte Schwarz jeht nicht nehmen, indem dadurch das noch unthätige Königinnpferd einen vortheilhaften Angriffspunct erhalten hätte. 9) Hätte Schwarz H 6. G 4. gespielt, um den Laufer zu wechseln, so hätte Weiß den Laufer zurückzie. hen, und darauf den Springer wegtreiben müssen. 10) Weiß macht diese Umtauschung, um seinen Könis ginnføringer ins Spiel bringen zu können, ohne Gefahr, einen Doppelpron zu bekommen.

11) Hätte Schwarz den Springer genommen, so würz de Weiß dadurch einen gefährlichen Freybauer erhalten haben.

12) Weiß hat durch seine freyere Stellung, und durch die weiter vorgerückten Pions den Vortheil auf seiner Seite.

13) Dieses ist sowohl im Nachzuge auf den ersten, als im Vorzuge auf den zweyten Zug, so wie es unter Nr. VIII. vorkommt, ein Lieblingszug mancher Spieler, weil hierdurch die Königinn schnell zum

Angriff kommt. Ein Ungeübter kann auch wirklich dadurch in Verlegenheit kommen; doch wird man aus dem hier aufgestellten Beyspiele sehen, daß dies ser Zug durchaus nachtheilig für den Spieler desselben ist, ja daß dadurch bey mindester Unachts samkeit die Königinn und Partie schnell verloren gehen können.

14) Weiß hätte seinen angegriffenen Pion auch vorrüden können; es würde aber durch das Ineinan derziehen der Bauern eine höchst langweilige Partie daraus entstehen. Er wechselt daher mit Recht die Bauern, weil er hierdurch seine Figus ren schneller als der Gegner thätig macht. Nur muß er trachten, wenn er vorher keinen andern Vortheil erringt, den Pion des Königslaufers ges gen den Königspion des Feindes zu wechseln, um 2 gegen 3 auf der Königsseite zu erhalten, wodurch der Thurm auch gleich wirksam wird. 15) Dieser Zug ist besser als D 2. D 4. weil hierdurch Schwarz immerfort verhindert wird, E 7 E 5. zu ziehen, um seinen Figuren Luft zu machen. 16) Hätte Schwarz seine Königinn auf D 8. zurückgezogen, so spielte Weiß D 2. D 4.

17) Schwarz sucht das Pferd zu wechseln, um alsdann

den Pion auf D 4. zu gewinnen, zöge er dafür

E 7. E 5., um den Laufer frey zu machen, so siehe die Veränderung.

18) Schwarz ist nun verloren, er mag spielen, was er will.

19) In diesem Beyspiele zeigt sich der Nachtheil der schlechten Anfangszüge, indem nach dem sechsten Zuge des Schwarzen der Verlust der Partie oder

wenigstens der Königinn auf keine Weise mehr vers hindert werden kann.

20) Durch diesen Zug sucht Schwarz sowohl den Laufer

als das Pferd des Weißen zu sperren.

21) Weiß trachtet dagegen auf alle mögliche Weise Schwarz zu zwingen, mit der Königinn diese Linie zu verlassen und die Laufer zu wechseln, um das Pferd heraus, und die Rochseite frey zu bringen.

22) Die Stellung der Weißen ist nunmehr gewiß weit freyer und vortheilhafter als die der Schwarzen. 23) Schwarz follte gegen diesen Zug E 7. E 5. spielen, wie schon in der Anmerkung 15. gesagt wurde; durch Umtauschung des Königsbauers' würde er alsdann sein Spiel wieder frey, und dem Ge= genspiele gleich gemacht haben. Da sich aber viele nicht enthalten können, dieses Schach zu geben, so sehe man hier die Folge.

24) Schwarz mag nun spielen, was er will, so geht entweder das Pferd oder der Thurm verloren.

25) Dieser Zug des Weißen ist nicht der beste, weil er dadurch den Vortheil des Angriffs aus der Hand gibt.

26) Weiß spielte nicht gut, wenn er ebenfalls D 2. D 4.

spielte, denn Schwarz nähme den Königs - Pion. Nimmt nun Weiß auch den schwarzen Königs. Pion, so wechselt Schwarz die Königinnen; hierdurch gehet das Rochat verloren, und Schwarz behält den Angriff.

27) So stehet nun Schwarz besser. Seine Figuren haben mehr Raum und freyeres Spiel, als die des Weißen, auch hat er dabey vier Pions auf der Kö

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