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dem einen sieht man einen scharfsinnigen Gelehrten, den die Anschauung beider großen Charaktere ers wärmte, und deren Vergleichung seine Geistess kräfte angenehm beschäftigt; in dem andern einen jungen Prinzen, mit dem Geiste der Alten genährt, der sie in Rücksicht auf seine künftige eigene Res gierung gelesen hat, und die Politik Frankreichs betrachtet und überschauet, damit sie für ihn selbst lehrreich werde, wenn er selbst in kurzem ein Ges genstand derselben werden möchte. Seit zweytaus send Jahren hatte gewiß kein Prinz oder König die alte und neuere Geschichte so studirt wie Fries rich II.

Joseph Towers ist D. der Rechte, ein Geifts licher von der dissentirenden Partey †), und ein durch

1) Es ist in England nicht ungewöhnlich, daß auch Geistliche die Würde eines Doktors beider Rechte (Doctor of Laws) annehmen. Die presbyterianis schen Geistlichen erlangen diese Würde gegen ein Billiges von den Universitäten in Schottland. S. Wendeborns Zustand von Großbrittannien, IVter Band, S.238. Die Doktorwürde giebt in England, sogar in der Hauptstadt, ein gewisses Ansehen,

und

durch theologische,' politische und litterarische Schriften nicht unbekannter Schriftsteller. Besonders hat er eine british Biography in neun Bånden in 8. herausgegeben, und mit D. Kippis und einigen andern Gelehrten, eine neue ganz umgearbeitete Ausgabe der Biographia britannica †) unternoms men. Dieser D. Towers hat auch das Leben und die Regierung des Königs in zween Oktavbån: den beschrieben ††), den er durch einen seltsamen Fehler Friedrich den Dritten nennt, vermuthlich weil er der dritte König seines Hauses war. Dies ser Schriftsteller ist sorgfältiger als die andern engläns

und man bezeichnet diejenigen, die sie besitzen, selbst im gemeinen Leben, wenn man sie anredet und wenn man von ihnen redet, mit diesem Titel. Daher kommt es, daß Gelehrte ihn oft suchen. †) Biographia britannica or the Lives of the moft eminent perfons who have flourished in Great - Britain and Ireland, digefted after the manner of Mr. Bayle's Dictionary. Im Jahre 1789 ist der IVte Folioband dieses Werks herausgekommen, der erst bis D geht.

tt) Memoirs of the Life and Reign of Frederik the third, King of Pruffia. By Jofeph Towers L. L. D. in two volumes. London printed for Charles Dilly 1788, gr. 8.

engländischen Lebensbeschreiber des Königs, und hat mehr Bücher gebraucht, als die andern. Er kennet Pollnigens Memoiren, eine engländische Uebers fegung von Mauvillons Leben Königs Friedrich Wilhelm I (von welchem er sich einbildet, es sey urs sprünglich deutsch geschrieben worden), des Königs Memoires de Brandebourg, des Generals von Stille Campagnes du Roi de Pruffe, Bielefelds Briefe, die Korrespondenz des Königs mit Suhm, des Königs Instruktion an seine Genes rale, die engländische Ueberseßung eines ziemlich unzuverlässigen französischen Traktats, Obfervations fur le militaire de Pruffe, die engländische Uebers sehung der Reisen eines Franzosen, Lloyds Ans fang der Geschichte des siebenjährigen Krieges, die Memoires hiftoriques des Grafen von Herzberg, die engländische Uebersehung von den in Berlin bey Unger herausgekommenen Anekdoten, und andere Bücher mehr; und man siehet, daß er diese Quellen, so gut sie waren, nebst dem, was er in den alten engländischen Zeitungen und Magas sinen gefunden, sorgfältig gelesen, und mit einans der verglichen hat. Die Werke des Königs waren noch nicht heraus, da er schrieb.

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Also an gutem Willen hat es ihm nicht gefehlt. Er hat auch die so unzuverlässige zu Strasburg in VI Bånden herausgekommene Vie de Frédéric II und sogar die Vie privée, die man Voltairen zu 1 schreibt, sehr viel gebraucht. Es macht ihm Ehre, daß er ihnen fast allenthalben, wo sie auf eine grobe Art unbillig sind, nicht ganz blindlings folgt. Indessen sind nicht wenig falsche Nachrichten aus diesen trüben Quellen in seine Geschichte geflossen. Ich wundere mich übrigens sehr, daß man von diesem Buche von Towers eine deutsche Uebers einen Deutschen ist

"sekung angekündigt hat. Für

es so wenig brauchbar, als selbst das besser ges schriebene Werk des Gillies. Für Engländer mögen solche Bücher ganz nüßlich seyn. Die Menge kleiner Fehler und falscher Gesichtspunkte fallen dort nicht so auf; und wenn man noch gar nichts von einem Gegenstande weiß, ist man zufrieden, wenn man nur etwas davon erfährt. Deutsche sollten fich aber schämen, so unzuverlässige fremde Bücher über einen deutschen König übersehen zu wollen. Zwar freylich sollten wir uns auch schämen, daß wir selbst noch kaum eine gut geschriebene originals deutsche Lebensbeschreibung des großen Königs haben, wenn man einen kleinen Versuch in Wies

lands

lands Deutschem Merkur ausnimmt, der aber nur ganz kurz ift.d

In dem Werke des D. Towers findet man ein wohlverdientes Lob des edlen Menschenfreundes, des Herrn von Rochow zu Rekahn, da wo man es gerade nicht suchen sollte, nemlich in der Bes schreibung der Schlacht bey Lowosit t), in welcher er verwundet ward. Ich glaube, es wird meinen. Lesern angenehm seyn, wenn ich D. Towers Worte hieher sehe

,,Unter den preußischen Officieren, welche in der Schlacht bey Lowosik verwundet wurden, war sauch der Herr von Rochow, dessen ungewöhns lich liebenswürdiger und vortreflicher Charakter »verdient angeführt zu werden. Er verließ wegen der Wunden, die er in dieser Schlacht empfing, nachher den Kriegsdienst, und lebte auf seinem Landgute Refahu bey Brandenburg als ein Phis „losoph. Hier beschäftigte er sich damit, bey seis ,,nen Unterthanen, und überhaupt bey den Armen ,,in seiner Machbarschaft die Moralität zu verbessern, und ihre Glückseligkeit zu vermehren. Er nahm Schulmeister an, welche er besser als gewöhnlich 2020 2 besole

†) Tom. II. S: 456220

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