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63. Nr. 25

1919

geben war, daß es für absehbare Zeit den Bedarf der Hochschule decken mußte, war beim Laboratorium für Wärmekraftmaschinen umgekehrt darauf Rücksicht zu nehmen, daß es die Möglichkeit bieten muß, mit der Entwicklung der Technik fortzuschreiten; man mußte also Raum für den zukünftigen Ausbau freiḥalten und durfte sich nicht von vornherein mit der Einrichtung allzu sehr festlegen. Spätere Erweiterungen innerhalb des durch die Bauverhältnisse gegebenen Grund

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Abb. 10. Kraftwagen-Prüfstand.

A Strommesser
V Spannungsmesser
Si Sicherungen

W1 Anlasser für Motor

risses sind auch möglich. Zurzeit enthält der für das Laboratorium frei gehaltene Teil der Maschinenhalle eine Verbunddampfmaschine von 200 und 350 mm Zyl.-Dmr. und 600 mm Hub bei 120 Uml./min, eine 10 PS-Laval-Dampfturbine und eine 100 PS- Curtis - Dampfturbine, gebaut von Melms & Pfenninger, ferner eine schwungradlose Dampfpumpe, Bauart Voith, einen 14 PS-Deutzer Sauggasmotor sowie 3 Dieselmotoren, einen von 8 PS und 2 von je 25 PS. Die beiden letzteren treiben Gleichstrommaschinen für das chemische Institut. Bei der Wahl der Leistungen der Maschine für das Laboratorium ist man absichtlich nicht über 100 PS hinausgegangen, um die Kosten der Versuche zu begrenzen und die Uebersichtlichkeit der Maschine zu verbessern. Natürlich mußte man dann darauf verzichten, mit diesen Maschinen besonders hohe Wirtschaftlichkeit zu erreichen.

W2 W3 Regler für Zusatzdynamos
W4 W5 Anlasser für Bremsdynamo
W6 W7 Regler für Bremsdynamos
FW Feldschutzwiderstand

Die Vereinigung von Kraftwerk und Laboratorium für Wärmekraftmaschinen hat sich sehr gut bewährt. Auch die großen Dampfturbinen bieten mit den zugehörigen Dampfkesseln ausgezeichnete Studienobjekte und gewähren den Vorteil, daß neben den kleinen Versuchsmaschinen den Studierenden auch ein richtiger Kraftwerk betrieb vorgeführt werden kann.

Der Kraftwagen-Prüfstand.

An der freien Längswand der Kraftmaschinenhalle ist noch ein Prüfstand für Kraftfahrzeuge errichtet, auf dem die Wagen in der üblichen Weise festgehalten werden können, während zwei die Straße darstellende Trommeln unter ihren Hinterrädern hinwegrollen, Abb. 10. Der Prüfstand ist so entworfen, daß alle Messungen auf zwei voneinander unabhängigen Wegen erfolgen und daher überprüft werden können.

D1 D2 Bremsdynamos für 5 bis 300 V, 22 bis 37.5 Amp, 40 bis 400 Uml./min und 0,11 bis 11,2 kW

Zı Zą Zusatzdynamos für 8 bis 80 V, 46 Amp, 1500 Uml./min und 0,37 bis 3,7 kW M Motor für 220 V, 53 Amp, 1500 Uml./min und 13,5 PS

B Bremsscheiben

Abb. 11. Schaltplan des Kraftwagen-Prüfstandes.

Werden die Trommeln T durch die Antriebmaschine A des Wagens gedreht, so kann die Leistung, die von den Hinterrädern auf die Trommeln übertragen wird, an einer Bremsscheibe B gemessen werden. Den gleichen Wert ergibt auch die am hinteren Wagenende gemessene Zugkraft Z in Verbindung mit der Umfangsgeschwindigkeit der Trommeln. Um die in die Triebräder hineingeschickte Leistung zu messen, wird das vordere Wagenende auf einer Wage unterstützt, so daß es sich um die Mitte der Hinterachse drehen kann. Sobald die Antriebmaschine des Wagens arbeitet, wird die Wage durch das Drehmoment der Hinterachse entlastet, das man aus der Entlastung Q und dem Hebelarm h berechnen kann. In Verbindung mit diesem Prüfstand steht eine elektrische Anlage, Abb. 11, die den Zweck hat, die Leistungen bei größerer Geschwindigkeit bequemer als mit der Bremsscheibe bestimmen und ferner genaue Untersuchungen des Ausgleichgetriebes nach Lösung der Scheibenkupplung zwischen den beiden Lauftrommeln vornehmen zu können. (Schluß folgt.)

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(Vorgetragen im Württembergischen Bezirksverein in Stuttgart am 11. Juli 1918.) (Schluß von S. 534)

M. H., auch unser harren neue Aufgaben, die Entwicklung wird in den kommenden Jahren nicht gemütlicher, son

1) Sonderabdrücke dieses Aufsatzes werden an Mitglieder des Vereines, wenn der Sonderabdruck von diesen selbst zum eigenen Gebrauch bestellt wird, ferner an Studierende und Schüler technischer Lehranstalten für 1,15 M, an andere Besteller für 1,45 M/Stück abgegeben.

dern stürmischer verlaufen als vor dem Kriege, der Wettbewerb wird uns zur Schärfung aller technischen Sinne zwinWenn der Betrag nicht vorweg auf Postscheckkonto 49405 Berlin überwiesen wird, erfolgt die Zusendung gegen Nachnahme zuzüglich der dadurch entstehenden Auslagen. Lieferung etwa 2 Wochen ¡nach dem Erscheinen der Nummer.

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gen. In dem Kampfe mit der Technik des Auslandes würde die Schablone unser gefährlichster Feind sein.

Ich zweifle nicht, daß Sie mir bei der Diskussion Beispiele für die schädliche Wirkung solcher Schablonen beibringen können, und bitte, dies auch zu tun.

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In diesem Sinne müssen wir den bereits erwähnten bedeutenden Einfluß voll beachten, den eine weitgehende Normalisierung auf unsern jungen Nachwuchs ausübt. Schon heute ist die Freude groß, wenn der junge Ingenieur ein gutes Rezept vorfindet, und er kommt sich äußerst erfahren vor, wenn er nach Listen arbeitet. Schon heute hängen Normalien in unsern Hörsälen, alles bereitet auf die künftige Arbeit nicht nur innerlich das ist die wahre Aufgabe der Schule, sondern auch äußerlich vor, was nur nebenher geschehen sollte. Wenn wir hierin zu weit gehen, dann kehren wir behaglich zurück zur Redtenbacherschen Verhältniszahl, wir verlassen die Bahn der rechnerisch-geistigen Einzelarbeit, die uns allein zur Höhe geführt hat, wir fördern die gedankenlose Verwendung von Vorlagen und würden später als Leidtragende die Kosten zu zahlen haben. Das muß für unsere Entschlüsse grundlegend sein, und es ist Pflicht aller Ingenieure, diesmal nicht abzuwarten, welche Folgen kommen werden, sondern von vornherein aufzupassen und sich zu rühren, ehe es zu spät ist. Der nächste Krieg muß gleich tüchtige Ingenieure vorfinden wie der, der jetzt wütet.

M. H., behördliche Vorschriften sind schon oft in unserer Mitte beraten worden. Die Industrie hat nur zu oft den rechten Zeitpunkt verpaßt und sich nachher im engen Kreise bitter beklagt, wenn sie die Folgen spürte. Damals handelte es sich jeweils um Einzelgebiete, jetzt geht es aufs Ganze. Der oft vertretene Standpunkt: »Wenn nur alle gleichmäßig daran glauben müssen, ist es mir schon recht, ich bin besser gedeckt, kann wohl auch da und dort einen kleinen Ausweg finden, schlimmstenfalls zahlt es ja der Kunde«, darf bei der schwerwiegenden Vorlage, um die es sich jetzt handelt, nicht mehr gelten. Wir müssen diesmal die Augen offen halten, insbesondere wir Süddeutschen, denn es ist kein Zufall, daß es der größte Preußenkönig gewesen ist, der das unsterbliche Wort vom Schema F geprägt hat. Die Neigung zum Schematisieren, das Bedürfnis dafür, wächst naturgemäß mit der Größe eines Staates, je größer der Betrieb, desto mehr macht sich der Wunsch nach gemeinsamer Regelung und Zentralisierung geltend. Aber wir wissen, daß diese, die in Frankreich besonders ausgeprägt in Paris stattgefunden hat, heute dort als schwerer Nachteil, ja als Gefahr betrachtet wird. Die größere Zahl geistiger Mittelpunkte, wie wir sie jetzt noch haben, ist für unser Geistesleben wie für unsere Industrie von allergrößtem Wert; eine Erkenntnis, die in neuester Zeit mehrfach ausgesprochen worden ist. Deshalb vermögen wir es zwar zu begreifen, aber nicht für richtig zu halten, daß im Normenausschuß der deutschen Industrie von den 9 Vorstandsmitgliedern 8, von den 22 Vorsitzenden der Arbeitsausschüsse 20 in, Berlin und Umgebung wohnen. Die deutsche Industrie muß darauf bestehen, daß die verschiedenen Verhältnisse voll berücksichtigt werden, die sich aus den ungleichen Arbeitsbedingungen in den verschiedenen Teilen Deutschlands ergeben. Das ist kein Partikularismus, im Gegenteil, es wäre partikularistisch, alles nach den Verhältnissen einer Stelle richten zu wollen. Bei uns sind die Arbeiterverhältnisse besser als anderswo, wir dürfen sie uns nicht verderben lassen. Ein zu weit gehendes Veramerikanern, das für große Industriegebiete, in Großstädten, nicht viel Neues bringen mag, ist dafür bei uns ganz besonders geeignet. Die Beziehungen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer, die bei uns von führenden Männern in erfreulicher Weise gestaltet worden sind ich erinnere z. B. an den verstorbenen Geheimrat von Mauser in Oberndorf a. N.

dürfen wir nicht dadurch gefährden, daß wir auch in der Friedenszeit alles über einen Leisten schlagen. Der Schuh könnte uns sonst schwer drücken,

Um also neben den unverkennbaren großen Vorteilen einer richtigen Normalisierung, d. h. der Vereinheitlichung häufig wiederkehrender Teile, die schweren Gefahren und Nachteile, die bei unverständigem Schablonisieren eintreten werden, zu vermeiden, ist gründliche Vorarbeit notwendig. Der Erfolg wird namentlich davon abhängen, daß die richtigen Leute an den Arbeiten beteiligt sind, und daß alle Kreise der Industrie die Vorschläge selbständig beraten. Dazu genügt es nicht, daß einige hervorragende Vertreter Sitzungen abhalten, auch wenn diese zahlreich sind, und wenn dafür besondere Zeitschriften geschaffen werden. Bei Fragen der vorliegenden Art sollte mit diesem Brauch gebrochen werden. In den Ausschüssen müssen außer den Spitzen auch Jüngere sitzen, die selbst Einzel- und Kleinarbeit leisten und selbst dafür die Verantwortung tragen.

deutscher Ingenieure.

Ferner muß verlangt werden, daß alle Firmen, ob groß oder klein, zu allen angeschnittenen Fragen Stellung nehmen. Das System der Fragebogen, die den führenden Firmen zugestellt werden, genügt nicht. Unsere Industrie muß jetzt, ob sie es gern tut oder nicht, den Aufwand machen, die Normalienfrage von Grund aus zu studieren, denn die Kosten, die bei der Einführung unnötiger Schablonen entstehen, werden viel größer sein. Um gleich ein Beispiel zu geben, erwähne ich die Normalisierung der Abmessungen, für die ganz allgemein bestimmte abgestufte Toleranzen, selbst. für rohe und geschruppte Teile, eingeführt werden sollen. Das bedingt auch für kleine Firmen die Beschaffung von Grenzlehren. Der Aufwand hierfür ist sehr groß, 100000 M sind da gleich beieinander! Sodann ist der Streit über die Normaltemperatur ausgebrochen. Ein Teil der Geschäfte hat heute schon Lehren, die bei 0oC Metermaß haben, ein andrer solche, die bei etwa 20oC richtig sind. Wird eine gemeinsame Temperatur für das Reich eingeführt, so müssen für einen der beiden Teile neue Lehren beschafft werden. Arbeitet aber eine Firma für das Ausland, so kann es sehr wohl vorkommen, daß sie nun zweierlei Lehren führen muß, während sie bisher mit einer Art auskam. Damit ist Verwechslungen Tür und Tor geöffnet. Teile der Inlandmaschinen einer Firma werden nicht mehr auswechselbar sein gegen solche für ihre Auslandmaschinen.

Das zeigt uns Fragen von weitgehender Bedeutung, Federstrich kann hier ungezählte Millionen kosten.

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Aehnliche Folgen hat eine ganze Reihe von Normalisierungsvorschlägen. Denken wir z. B. an die Zahnräder! Wie viele Konstruktionen müssen da neu durchgearbeitet, wie viele Modelle, Werkzeuge, ja Maschinen neu gemacht werden. Wie steht es mit dem Ersatz für ältere Maschinen? Sollen die alten Abmessungen nebenher geführt werden? Wie steht es mit den Auslandslieferungen? Einen großen Teil der Absatzgebiete haben wir durch entgegenkommendes Eingehen auf die Sonderwünsche der ausländischen Kunden erobert, denen wir auch wertvolle Anregungen verdanken. Sollen wir nun stramm erklären: So und nicht anders liefert die deutsche Firma, und auf die Kunden verzichten, die damit nicht einverstanden sind, oder sollen wir für das Ausland auf Einhaltung der Normen verzichten? Wir müssen uns diese Fragen klipp und klar vorlegen und dazu Stellung nehmen. Die Mehrzahl der Normungen verliert ihren Sinn, wenn sie nicht eingehalten werden.

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Nach diesem Ueberblick wollen wir kurz noch auf einzelne der bisher vorgeschlagenen Normen eingehen.

Beginnen wir mit der Festlegung der Normaltemperatur, die alle Abmessungsfragen beherrscht.

Wir haben uns mit dieser Frage schon vor einer Reihe von Jahren befaßt, und mein damals erstatteter Kommissionsbericht hat keinen Zweifel darüber gelassen, daß das aus den Kreisen der Physiker und der Normal-Eichungskommission stammende Verlangen, alle Maße müssen so hergestellt sein, daß sie bei 0°C richtig sind, aus meßtechnischen Gründen zu verwerfen und für den praktischen Maschinenbau unbrauchbar ist. Dafür fehlt in diesen Kreisen, deren Vertreter erst kürzlich ausgesprochen hat, im Maschinenban könne man an den wenigsten Stellen überhaupt auf 1/100 mm genau messen, das Verständnis. Hrn. Dr.-Ing. Kirner, der die Frage im Normenausschuß zu vertreten hatte, ist es mit vieler Mühe gelungen, unserer damals vertretenen Auffassung auch heute Geltung zu verschaffen, wenigstens zunächst. Vorstöße der andern Richtung, die zu erwarten sind, müssen zurückgewiesen werden. Die nähere Begründung hierfür würde einen ganzen Abend füllen, weshalb wir weitergehen wollen, nicht ohne nochmals daran zu erinnern, welche Werte hier auf dem Spiele stehen.

Nun zur Materialfrage! Auch hier ist eine Vereinheitlichung angestrebt, um dann für die einzelnen genormten Teile bestimmte Baustoffe vorschreiben zu können. Dieser Gedanke ist nicht neu. Von zahlreichen Firmen und Behörden sind für bestimmte Gegenstände Festigkeitswerte usw. vorgeschrieben. Zu vereinheitlichen sind also nur die Grenzwerte. Auch dies ist z. B. für das Dampfkesselmaterial bereits geschehen.

Wer die endlosen Verhandlungen erlebt hat, die hier zur Einigung erforderlich waren, als es sich darum handelte, aus den bewährten, zu Anfang der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts von den Sachverständigen des Internationalen Verbandes der Dampfkessel-Ueberwachungsvereine in freier Vereinbarung aufgestellten und seither stets den Bedürfnissen angepaßten »Hamburger und Würzburger Normen« behördliche Vorschriften zu machen, wird einigermaßen ahnen können, wie schwer es sein wird, auf Gebieten zu einer solchen Einigung zu gelangen, die nicht so eng begrenzt sind

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21. Juni 1919.

wie der Dampfkesselbau). Ich bemerke noch, daß auch hier für die Seeschiffskessel Ausnahmen zugestanden werden mußten, und daß hinsichtlich einer Frage nämlich, welche Mindestdehnung für Bleche höherer Zugfestigkeit verlangt werden soll, also bei einer verhältnismäßig einfachen Sache noch keine Einigung erzielt werden konnte. Es sollten Versuche gemacht werden. Die Kosten derselben sind von einer wohlerfahrenen Stelle zu einer Million veranschlagt worden, welche aber noch fehlt.

Der Normalienausschuß hat natürlich die Frage in voller Gründlichkeit erfaßt, so daß sie über Vorarbeiten nicht hinausgekommen ist.

Wenn erst die Normalisierung, d. h. die Abgrenzung der einzelnen Gruppen nach oben und unten gelungen sein wird, dann beginnen die Folgen für den Verbraucher. Er ist dann verpflichtet, sich davon zu überzeugen, daß das, was er erhält, den Normen entspricht, denn er muß den Normen entsprechend weiterliefern. Für wie viele Maschinenteile hat bisher niemand danach gefragt, ob sie aus bestimmtem Material gemacht sind! Das wird dann anders. Der Fabrikant ist nicht mehr frei, sondern an die Normen gebunden. Den Herren Rechtsanwälten wird die Häufung der Mängelrügen, die dann mit den Normungen verknüpft ist, nicht unwillkommen sein.

Anderseits werden diese Verhältnisse die segensreiche Wirkung haben, daß sich die Ingenieure etwas mehr als bisher um die Eigenschaften des Materials kümmern, das sie verarbeiten lassen). Ein hochbeanspruchter Teil wird heute noch oft aus »Stahl< hergestellt. Was für Stahl, davon hat man eine schwache Ahnung. Oder aus Nickelstahl welche der vielen Arten ist gemeint? Noch schlimmer ist es bei den Bronzen, beim Messing usw.; doch das nur nebenbei!

Trotzdem kann ich nicht umhin, anzunehmen, daß der bisherige Zustand, bei dem die Frage der Eigenschaften zwischen Erzeuger und Verbraucher geregelt wird, den Vorzug verdient. Jedenfalls ist die Anpassungsfähigkeit weit größer. Sodann können die Erfahrungen, namentlich in der Verarbeitung und Behandlung, von denen das eine Geschäft eben immer mehr hat als das andre, vorteilhaft ausgenutzt werden, was nach dem Normalisieren so gut wie ganz aufhört. Der Anreiz zum Fortschritt wird durch Bevormundung geschwächt, unter Umständen getötet3).

Sodann die Normalisierung oder Normung der Bezeichnungen! Der erste Beschluß in dieser Richtung ist, daß die Kegelstifte K St heißen sollen. Es wundert mich, daß sie nicht Kesti genannt wurden, was den heutigen Gepflogenheiten besser entspräche.

M. H., ich bin der Ansicht, daß wir uns einmal die Frage vorlegen müssen, wie weit die deutschen Ingenieure die systematische Ausbildung des Kauderwelschs dulden wollen, auf dessen Ersinnung heute soviel Wert gelegt wird. Unsere Vorfahren werden sich im Grabe herumdrehen, und unsere Nachfahren werden uns herzlich auslachen. Statt eine kurze, treffende Bezeichnung zu wählen, denkt man sich einen möglichst langen Titel aus, dessen Anfangsbuchstaben ein schönes Wort geben. Am volkstümlichsten ist das Wumba. Waffenamt kostet zum Telegraphieren ebensoviel. Bugra und Kribero, Iba und Ila, Fobdi und Vaudebeff, Nadi und Raboma! Der Laie staunt, der Fachmann lächelt überlegen, wir aber wundern uns, daß dieses Getue in der ernsten Zeit möglich ist. Es paßt zu dem Normalisierungstaumel. Wenn der Normenausschuß der deutschen Industrie, der Nadi nicht der Kadi, der kommt erst später fleißig die Bezeichnungen weiter normt und andre sich anschließen, dann werden wir ein mehrstündiges Kolleg mit Repetitionen lesen müssen, damit der junge Ingenieur die Aufschriften auf den technischen Zeichnungen versteht. Für den Erwachsenen bedeutet schon heute die Unzahl dieser Verballhornungen, die der Einge

1). Der Dampfkesselbau ist wohl dasjenige Gebiet, auf dem durch gesetzliche Bestimmungen der Normalisierung am weitesten vorgearbeitet worden ist und alle Teile in ihren Einzelheiten von den sachverständigen Kreisen am gründlichsten durchberaten worden sind. Ueberdies scheint sich der Dampfkessel in ganz besonderem Maße zur Normalisierung zu eignen, ist er doch streng genommen einfach ein Gefäß, in dem Dampf erzeugt wird. Jeder Ingenieur erkennt aber ohne weiteres, daß, wenn früher Normalisierung im Dampfkesselbau stattgefunden hätte, die neueren Hochleistungskessel nicht zustande gekommen wären. Hier wie auf andern Gebieten bedeutet aber Stillstand Rückschritt.

2) Ueber die Notwendigkeit der weitergehenden Materialkenntnis vergl. das Vorwort zur 7. Auflage (1917) von C. Bach, Elastizität und Festigkeit, S. 16 und 17.

3) In England hat sich dies bereits gezeigt, wie aus dem S. 532, Fußbemerkung, angeführten Bericht anschaulich hervorgeht.

auf

weihte mit Vorliebe benutzt, eine schwere Gedächtnisbelastung, und die Anwendung in Drucksachen ist eine Ungehörigkeit. Hier heißt es energisch Halt geboten!

Mit Genugtuung ist im Normenausschuß festgestellt worden, daß demnächst eine Normenforschung einsetzen wird; die Sammlung aller bestehenden Normalien ist geplant, und man hofft, daß sie eine Fundgrube für Doktorarbeiten bilden wird. Diese scheinen überhaupt schon da und dort die Grundlage für Normalien zu bilden. Sind Sie damit einverstanden?

M. H., die tatsächlich schon heute bestehenden Normalien sind nicht auf Kommando von Ausschüssen oder auf Grund von Doktorarbeiten in wenigen Monaten entworfen worden. Dabei kommt nichts Brauchbares heraus. Gute Normalien müssen so vielen Gesichtspunkten entsprechen, daß sie nur im Laufe der Zeit aus den Bedürfnissen herauswachsen können, wie es z. B. außer bei den Trägern bei den Rohren geschehen ist, die den Anforderungen an Herstellbarkeit, Festigkeit, Bearbeitbarkeit in den verschiedensten Richtungen, Abnutzung usw. zu entsprechen haben. Schon jetzt aber ist die Neigung zu erkennen, die Normen aus bestimmten Gesichtspunkten heraus aufzustellen, nicht nur in der Art, daß gewisse Größen vereinbart werden damit könnten wir uns einverstanden erklären, sondern oft auch derart, daß normale Beanspruchungen zugelassen werden sollen. Das geht viel zu weit, so einfach liegen die Dinge eben nicht.

Die erste Frucht der Normalisierungsarbeit waren die Kegelstifte, schon im Oktober v. J. Sie sollen alle die Steigung 1:50 erhalten, unter Ausschaltung der früher üblichen andern Steigungen. Darin liegt eine bedeutende Vereinfachung des Werkzeugparkes für die Zukunft, für die Gegenwart eine Ausgabe seitens der Besitzer andrer Werkzeuge. Die Durchmesser reichen von 1 bis 50 mm.

Mit dieser Festlegung der Abmessungen ist der Normenausschuß nicht zufrieden. Er schlägt vor, auch das Material zu bestimmen; bis 20 mm Dmr. soll dessen Festigkeit 7000 bis 8000 kg/qcm betragen, bei den stärkeren Stiften 5000 bis 6000. Ist das wirklich nötig? Genügt nicht für viele Stifte gewöhnliches Flußeisen? Warum soll man nicht sagen: Flußmaterial von 5000 bis 8000 kg/qcm?

Auf einem weiteren Normblatt sind ganz allgemein Normaldurchmesser vorgesehen.

Auch hiermit wird man sich grundsätzlich wohl einverstanden erklären können, wenn auch die durch Umfrage ermittelte Abstufung etwas willkürlich erscheint. Merkwürdig aber ist, daß die frisch genormten Kegelstiftdurchmesser manchmal nicht normal sind. Dagegen ist dies der Fall bei den ebenfalls genormten Zylinderstiften. Diese stimmen aber wieder hinsichtlich des Materials nicht mit den Kegelstiften zusammen. Dünne Zylinderstifte sollen aus Material von 6000 bis 8000 kg/qcm gemacht werden, gegen 7000 bis 8000 bei den Kegelstiften. Geht man für dicke und dünne Zylinderstifte jeweils an die Grenze, so können alle aus demselben Material von 6000 kg/qcm gemacht werden, was bei den Kegelstiften nicht angeht. Welche Abweichungen von den genormten Werten der Zugfestigkeit sollen zur Verweigerung der Abnahme berechtigen?

Abscherstifte dürfen andre Festigkeit haben, wenn sie zylindrisch sind. Damit aber ist ein wesentlicher Vorzug der geplanten Normalisierung hinfällig: wenn Sie vorrätige Stifte kaufen, fehlt die Gewähr für die genannte stets ungefähr gleiche Materialfestigkeit.

Dieses Beispiel zeigt anschaulich, welcher Unterschied besteht, wenn Normalien das eine Mal für das einzelne Geschäft, das andre Mal für ein ganzes Reich gelten sollen. Im letzteren Falle wird man viel vorsichtiger verfahren müssen.

Die vorgeschlagenen Durchmesser legen noch manche Frage nahe, die aber nicht so nebenbei erörtert werden kann. Genügt es wirklich, nur Stifte von 30, 40 und 50 mm Dmr. zu haben? Die Querschnitte verhalten sich wie 9:16:25, die Widerstandsmomente wie 27: 64:125, d. i. fast 1:22:5. Reicht diese Abstufung aus? Denken Sie auch an Sondergeräte, wo es oft recht knapp hergeht, an Kriegsgerät, das wenigstens heute solche normalen Abmessungen nicht zeigt usw.

Normalisiert wird ferner die Größe der Zeichenblätter. Der erste Vorschlag krankte an dem groben Fehler, daß jedes Blatt einzeln geschnitten werden mußte, weil die Größen nicht durch Halbieren erlangt werden konnten. Deshalb wird berichtet, daß nach eingehender Untersuchung der wissenschaftlichen Grundlagen für die Reihenbildung ein neuer Beschluß gefaßt wurde, der durch die Zahlen 1000 × 1400, 1000 700 usw. gekennzeichnet ist. Daß so gründlich gearbeitet wird und dabei herauskommt, daß die Blätter halbierbar sein müssen, damit es keinen Abfall gibt, ist er

freulich. Die Folge der gewählten Abmessungen ist aber, daß entweder neue Papierrollengrößen hergestellt oder Abfälle in den Kauf genommen werden müssen. Bemerkt sei noch, daß das Aktenformat in der Reihe fehlt, und daß die Versuche, diese dem Bürokratius heilige Größe neu zu normen, bisher nicht gelungen sind.

Für Angebote brauchen wir Aktenformat, hochkant benutzt, wenn möglich. Vorgeschrieben wird auf dem Normblatt, daß die Blätter stets breitkant benutzt werden.

Normalisiert wird die Anordnung der Schnitte auf den Zeichnungen. Manche Firma wird, da natürlich verschiedene Darstellungsarten nebeneinander nicht zulässig sind, ihre alten Zeichnungen sämtlich erneuern dürfen, wenn sie zur normengemäßen Zeichnung übergeht.

Genormt sind die Kegelreibahlen, die Vierkante für die Werkzeuge und Bewegungsspindeln. Alle solche Vereinheitlichungen, so einleuchtend sie zunächst erscheinen, sind von einschneidender Bedeutung für die bestehenden Fabriken, namentlich im Hinblick auf bestehende Zeichnungen und ältere Maschinen, die noch Ersatzteile brauchen, auch für Auslandslieferungen.

Es wäre nun noch zu berichten, was weiter. normalisiert werden soll, doch glaube ich darauf verzichten zu dürfen, weil sich gar nicht absehen läßt, was noch daran kommt. Es wird sich erst im Laufe der Zeit zeigen, für welche Teile oder Gruppen von Teilen Normalisierung oder besser Vereinheitlichung und Typisierung wünschenswert ist. Jedenfalls dürfen wir annehmen, daß das Streben nach Normalisierung, Typisierung, Spezialisierung und Organisation außerordentlich weite Kreise ziehen wird.

M. H., ich komme zum Schluß und fasse meine Darlegungen wie folgt zusammen:

Jede Beseitigung unnötiger Mannigfaltigkeit und Zersplitterung für diejenigen Teile des Maschinenbaues wie der gewerbsmäßigen Herstellung im weitesten Sinne des Wortes, die sich oft wiederholen und für Massenherstellung eignen, ist geboten. Die Vereinheitlichung wird nur Vorteile im Gefolge haben, wenn die Handhabung ausreichend vorsichtig erfolgt und sprunghaftes Vorgehen vermieden wird. Aber jede unnötige Schablonisierung, d. h. Normalisierung und Typisierung, ist zu vermeiden, ebenso dürfen wir uns den Wust von Abkürzungen usw. nicht über den Kopf (wachsen lassen.

Spezialisierung und Typisierung heben zweifellos die Produktion und den Herstellungsgewinn, wir kommen ohne den weiteren Ausbau derselben nach dem Kriege nicht aus, allein schon, um unsere erweiterten Fabriken zu beschäftigen. Aber in diesen Fragen ist noch vorsichtiger zu verfahren als beim Normalisieren. Insbesondere dürfen wir nicht außer Acht lassen, daß ein gründliches Vorgehen in diesen Richtungen, das für die erste Zeit nach dem Kriege. segensreich scheinen kann, für die Folgezeit schwere Gefahren in sich birgt, und zwar deshalb, weil wir nicht nur unpersönliche Begriffe, wie Produktion und Wirtschaftlichkeit, sondern auch persönliche Werte voll zu berücksichtigen haben. Der Nachwuchs an gelernten Arbeitern, an vielseitig gebildeten Ingenieuren muß ausreichend bleiben. Das Wohlbefinden der Millionen, die in der Industrie arbeiten, muß mindestens ebenso schwer wiegen wie die Wirtschaftlichkeit. Hüten wir uns, die weiblichen Hilfskräfte noch mehr als vor dem Krieg in die Fabriken zu ziehen! Sie sollen die Mütter unserer Soldaten werden. Sie müssen in Haus und Hof, in Feld und Garten sich betätigen, nicht im Fabriksaal, wenn das Familienleben nicht vergiftet werden soll. Die vornehmste Aufgabe der deutschen Frau ist die, Familienmutter zu sein und ihre Kinder selbst zu erziehen. Kindergärten und gemeinsame Spaziergänge ersetzen das Familienleben nicht. Dieses bildet die wahre Grundlage des Staates. Hüten wir uns, die ungelernten Arbeiter zu sehr zu vermehren, wir sind sonst für die geistige Verarmung unseres Volkes und für die politischen Folgen verantwortlich, die damit unweigerlich verbunden sind. Der Mensch ist keine Maschine, er fordert

eine andre Behandlung. Lohnerhöhung macht die Menschen nicht zufrieden, das sehen wir heute. Das Lebensglück besteht im inneren Gleichgewicht, wie es die Befriedigung gewährt. Verschließen Sie dem Arbeiter nicht den Einblick ins Ganze, regen Sie ihn vielmehr`an, daran teilzunehmen, und zwar in wachsendem Maße, indem Sie für seine Weiterbildung werktätig bemüht sind. Fortbildung von Herz und Geist aller Angestellten, geistige Anregung ist eine der hervorragendsten Aufgaben der Ingenieure. Sie kommt auch dem Geschäft zugute.

Massenfabrikation, Spezialisierung, Normalisierung und Typisierung sind gewissermaßen Arzneimittel, die auf die Produktion anregend wirken sollen, wie ein Gläschen Wein zur rechten Zeit. Zu viel davon ist Gift. Wir leben heute im Normalisierungs rau's ch. Wir

Alles das gilt in erhöhtem Maß für die Ingenieure. brauchen, um auf der Höhe zu bleiben, Ingenieure von der Vielseitigkeit, von der Selbständigkeit, wie wir sie jetzt haben, wie sie im Weltkriege durch ihre Leistungen das Vaterland retten. Dieser Krieg ist ein technischer Krieg! Das haben unsere großen Heerführer längst erkannt. Zehren wir nach dem Kriege zu lange von unserem in Friedenszeit gesammelten Schatz, so wird der Rückschlag nicht ausbleiben. Wir dürfen nicht dazu beitragen, daß um der Produktionssteigerung willen unser Nachwuchs in eine unbefriedigende Lage gerät. Ich erblicke einen der wichtigsten Wege zur Erreichung der dringend notwendigen Milderung der Klassengegensätze, ja den einzig möglichen Weg, in der Milderung der immer mehr, schon vor dem Kriege sich ausbreitenden Unzufriedenheit. Unsern Arbeitern in Stadt und Land, aber auch unsern jungen Fachgenossen muß die geistige Anregung geboten werden, welche sie befähigt, nicht im Alltag unterzugehen, sondern in der Tätigkeit des Alltages wahre Befriedigung zu finden. Das ist aber um so unmöglicher, je weniger die Glieder der Kette wissen, was die Kette treibt.

Hüten wir uns schließlich vor der behördlichen Bevormundung, vor der allgemeinen Einführung des Schema F dieses ist für die Industrie das stärkste aller Gifte, es würde die Güte unserer Erzeugnisse auf das Durchschnittsmaß vermindern. Ganz ähnlich wirken zuviel Syndizierung, Kartellierung und kapitalistische Beeinflussung.

M. H., wir stehen am Anfang eines neuen und verlockenden, aussichtsreichen Weges, den zu betreten uns die Verhältnisse überdies zwingen. Noch können wir seine Anlage beeinflussen, noch können wir dafür sorgen, daß wir die Abgründe, zu denen er führt, und die ich absichtlich recht schwarz gemalt habe, vermeiden. Jeder Fehler, den wir jetzt begehen, kann unübersehbare Folgen haben, deshalb ist es unsere Pflicht, als Ingenieure und als Staatsbürger, alles zu prüfen und nur sicher gute, wirklich notwendige Vereinheitanzunehmen. lichungen, Reihenbildungen usw. Das kann

allein gelingen, wenn sich weite Kreise, wenn wir alle uns durch eigene Arbeit ein Urteil verschaffen.

M. H., ich sehe voraus, daß der Einwand erhoben wird: Jeder Zwang soll ja vermieden werden. Nur Vorschläge sollen gemacht, die Anwendung dem Einzelnen überlassen werden. Aber so wird der Karren nicht laufen. Entweder erweist sich der Erfolg der ganzen Normalisierungsarbeit als das bekannte Mäuslein, das aus dem kreißenden Berge herauskommt, d. h. es richtet sich niemand ernstlich nach den Normen, dann ist die viele Arbeit verschwendet. Oder der Normenvorschlag gelangt zur Annahme und Durchführung. Dann werden vorsichtige Käufer seine Befolgung verlangen, und Erst die Behörden werden die ersten sein, das zu tun. kommt dann der Nadi, dann der Kadi!

Alles in allem: Werden wir nicht die Knechte des Schlagwortes Normalisierung, verlieren wir nicht die Fühlung mit den Quellen, aus denen der Strom der deutschen Industrie seine besondere Kraft erhalten hat, die Hochachtung vor den früheren, in ernster Arbeit vollbrachten Leistungen. Und schließlich: Mehr Achtung vor den Eigenheiten unseres Volkes! Sie sind die heiligsten Güter, deren Wahrung uns die Vorfahren anvertraut haben.

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Die Hauptversammlung

des Vereines deutscher Eisenhüttenleute
am 11. Mai 1919 zu Düsseldorf.

Trotz der schlechten Verkehrsverhältnisse und der kurz vorher bekannt gewordenen niederdrückenden Friedensbedingungen war die Hauptversammlung außerordentlich zahlreich besucht. Der Vorsitzende, Generaldirektor Vögler, gedachte in ergreifenden Worten des Ansinnens unserer Feinde. Wir müssen darauf bestehen, so führte er aus, daß man uns so viel beläßt, daß das Leben noch lebenswert bleibt und daß es noch einen Sinn hat, an die Arbeit der kommenden Zeit zu denken. Er gab dann ein Bild von der Tätigkeit des Vereines unter dem Krieg und in der nächsten Zukunft.

Dem Normenausschuß der deutschen Industrie hat der Verein seine Mitarbeit im vollem Umfang zugesagt. Die Eisenindustrie hat an den Normungsarbeiten zunächst als ein Großverbraucher vieler industrieller Erzeugnisse einen bedeutenden mittelbaren Anteil; mit dieser Seite der Sache wird sich die neu gegründete Maschinenkommission noch eingehender zu befassen haben. Dann kommt für die Eisenindustrie aber auch unmittelbar die Normung ihrer eigenen Erzeugnisse in Frage. Die Vorteile liegen hier in erster Linie auf dem Gebiete der Lagerhaltung und auf der Seite der Verbraucher. Einschneidender wirkt die Normung auf dem Gebiete der Walzwerkserzeugnisse. Die Aufgabe wird hier jedoch insofern einfacher sein, als bereits in den deutschen Normalprofilen bewährte Normen vorliegen. Jedenfalls wird die Eisenindustrie darüber wachen müssen, daß bei irgendwelchen Neuvorschlägen oder Abänderungen auf diesem Gebiete ihre Bedürfnisse genügend berücksichtigt werden.

Besondere Sorgfalt wandte der Verein der Frage der Ausbildung des eisenhüttenmännischen Nachwuchses zu; er beteiligte sich eifrig an den Verhandlungen des Deutschen Ausschusses für technisches Schulwesen, in denen die Frage behandelt wurde, wie am besten während der Uebergangzeit die Schwierigkeiten für die Studierenden der Technischen Hochschulen überwunden werden könnten 1).

Die völlig veränderte Wirtschaftslage, die politischen Umwälzungen stellen unsere Hochschulen vor Aufgaben auf Gebieten, die sie bisher wenig oder garnicht gepflegt haben. Die Anteilnahme der Hochschulen am öffentlichen Leben wird stärker als bisher sein müssen. Die Lehren von den Grundlagen unserer Wirtschaft, von den treibenden Kräften, von den Zusammenhängen des industriellen Lebens müssen den ganzen Unterricht in allen seinen Abteilungen durchdringen. Die Verkehrs- und Transportfragen, die Wirtschaftskunde und nicht zuletzt die Menschenkunde müssen Grundpfeiler des Unterrichts werden. Es muß in den Studierenden mit aller Eindringlichkeit der Sinn und das Verständnis des höchsten Wirkungsgrades erweckt werden. Wenn dadurch das eigentliche Fachwissen zu kurz kommt, so soll das nicht bedauert werden. Die einseitige Fachausbildung hat bei uns schon viel zu weit um sich gegriffen. Und wenn die Ingenieurwelt mit Recht bei ihrer überragenden Bedeutung über Zurücksetzung klagt, so liegt sicher ein Hauptgrund mit in der zu einseitigen Ausbildung des Fachwissens.

Der Redner wies dann noch auf eine Neugründung hin, die sich ebenfalls als Folgeerscheinung des Krieges im Rahmen des Vereines als notwendig erwiesen hat. Unsere heutige und

1) Vergl. Z. 1918 S. 599.

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