Glied des gesamten ländlichen Wirtschaftslebens der Zukunft und müssen deshalb mit in den Kreis der Betrachtungen gezogen werden, wenn die Frage geklärt werden soll, auf welche Weise die ländlichen Lebensbedingungen erträglich gestaltet werden können. Mit der stärkeren Besiedelung würde übrigens auch das Bedürfnis der Landbevölkerung nach Unterhaltung, Belehrung und Zerstreuung leichter befriedigt werden können. Durch eine derartige Neugestaltung der Verhältnisse könnte auch der Industrie ein großer Teil der gewaltigen Lasten abgenommen werden, die sie bisher allein trug, um die Kosten der sozialen Fürsorge für Tausende von Ärbeitern zu bestreiten, die sie allerdings auch ausschließlich für sich beschäftigte. Es ist auch soziale Fürsorge, die Arbeiter aus der Stadt auf das Land zurück zu führen, sie dort seßhaft zu machen und ihnen durch eine gewerbliche Betätigung eine gewisse Selbständigkeit zu geben. Aus diesem Grunde sollte die Industrie dieses Aufblühen des ländlichen Gewerbebetriebes nicht als einen ihren Erwerb störenden Wettbewerb ansehen, sondern im Gegenteil' die Bewegung unterstützen. Es genügt aber nicht, bei der Neuregelung der Dinge allein an die Verbesserung der Daseinsbedingungen des jetzt lebenden Geschlechtes zu denken. Wichtiger ist es, der kommenden, vielleicht glücklicheren Generation die Vollendung des begonnenen Werkes durch Einleitung geeigneter Maßregeln und Schaffung eines festen Baugrundes für die Zukunft sicher zu stellen. Das Wohlbefinden der Massen ist unbedingt auch abhängig von den Aussichten, die dem Nachwuchs geboten werden können. Deshalb ist es ferner nötig, die ländliche Schul- und Fachausbildung auf eine höhere Stufe zu bringen und dort auch andern Begriffen, als »Scheffel und Mark Bedeutung zu verschaffen. Der Gewerbfleiß kann dadurch nur gefördert werden. Wenn man daher von landwirtschaftlicher Tätigkeit und von landwirtschaftlichen Maschinen im weiteren Sinne spricht, müssen darunter auch das landwirtschaftliche Hilfsgewerbe, das landwirtschaftliche Handwerk und auch die vorgenannten Hilfsmaschinen mit verstanden werden; denn sie sind eine unbedingte Voraussetzung für eine ländliche Betriebsführung, die es möglich erscheinen läßt, alle Landbewohner zufrieden zu machen. Somit hat auch die Industrie die große Aufgabe, durch Schaffung geeigneter landwirtschaftlicher Kleinmaschinen zur Zufriedenheit der Landbevölkerung beizutragen. 2) Die Leistungsfähigkeit der Kleinbetriebe. Es ist nicht erwiesen, daß der landwirtschaftliche Kleinbetrieb dem Boden unter allen Umständen einen größeren Ertrag abringt als der Großbetrieb. In früheren Zeiten war das wohl zweifellos der Fall, jetzt kann es nur geschehen, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt werden. Wenn man die landwirtschaftliche Statistik als sicher ansieht, ist seit dem Jahre 1900 die Ueberlegenheit der großlandwirtschaftlichen Produktion unbestritten. Aus der Erntestatistik der folgenden Jahre ergibt sich weiter, daß seitdem die Produktionssteigerung im Großbetriebe beträchtlicher war als im Kleinbetriebe, Solange Kleinbetrieb und Großbetrieb den Boden mit denselben Mitteln und nach denselben Verfahren bearbeiteten, lieferte allerdings der Kleinbetrieb den verhältnismäßig größeren Ertrag. In dem Maße jedoch, wie mit der Zeit der Großbetrieb Mittel zur Anwendung brachte, deren sich der Kleinbetrieb nicht bedienen konnte, steigerte der Großhetrieb eben durch diese besonderen Betriebsmittel seine Leistungen mehr, als es der Kleinbetrieb vermochte. Vergleichen wir z. B. die Leistung der Landwirtschaft Bayerns und Württembergs mit der Preußens nach den Angaben des Statistischen Jahrbuches des Deutschen Reiches. Es werden bearbeitet: 1) Die Zahlen für die Kartoffelernte sind als Durchschnittszahlen aus den Ernteergebnissen der dem Jahre 1880 zunächst liegenden sechs Erntejahre ermittelt worden, weil die Erträgnisse früher in den einzelnen Jahren so ungemein schwankten, daß das Erträgnis des Jahres 1880 allein zur Beurteilung der Leistungsfähigkeit nicht ausreicht. 2) Die Erntezahlen von 1913 wurden gewählt, weil die Kriegsverhältnisse auf sie noch nicht eingewirkt haben. Niemand war veranlaßt, seine Ernteergebnisse in anderer Weise anzugeben als in früheren Jahren. 3) Von 100 ha der landwirtschaftlich genutzten Fläche entfallen auf die Größenklasse: Deutschen Reiche schon heute 78 vH der landwirtschaftlich genutzten Fläche bearbeiten, eine besonders sorgfältige Unterstützung angedeihen läßt. Diese Unterstützung muß nicht nur nachahmenswerte Beispiele schaffen und Beratungen erteilen, sondern auch die Sorge dafür übernehmen, daß die bereitgestellten Maschinen für die bestimmten Zwecke geeignet sind und daß sie richtig bedient werden. Das ist doppelt schwierig zu erreichen, weil die Zahl der Betriebe so außerordentlich groß ist 1), und weil die Kleinlandwirte so ungemein schwer zugänglich sind. Man beschäftigt sich zurzeit mit der Frage der Betriebsberatung für Kleinlandwirte ganz nachdrücklich 2), jedoch scheint wenig Wert auf eine Aufklärung über die Beschaffung, Anwendung und Instandhaltung der Maschinen gelegt zu werden; und doch gehören diese Fragen zu den wichtigsten, hängt es doch von ihnen ab, wie weit die Maschinenanwendung in landwirtschaftlichen Betrieben überhaupt Eingang findet. In dieser Beziehung wird sogar etwas Durchgreifendes geschehen müssen; denn die trüben Erfahrungen, die gelegentlich in kleinen Landwirtschaftsbetrieben gemacht wurden, lassen soviel Unzuträglichkeiten erkennen, daß es ganz unmöglich ist, sie im Rahmen dieser Arbeit zu behandeln. Es sei z. B. nur auf den Umstand hingewiesen, daß dem Landwirt selten die an den Maschinen notwendigen Ausbesserungen am Orte selber ausgeführt werden. Meist muß er zur Behebung eines Schadens eine Reise nach der nächsten Stadt antreten, in der ihm auch keineswegs immer sogleich geholfen werden kann, weil viele Fabriken landwirtschaftlicher Maschinen meist kleineren Umfanges durch oftmaliges Verändern ihrer Ausführungen und durch das Halten von Sonderausführungen die Verwendung austauschbarer Ersatzteile erschweren, manchmal sogar verhindern. Man spricht es oft aus, daß einige Maschinenfabriken damit die Absicht verfolgen, den Landwirt in bezug auf die Ersatzteillieferung von sich abhängig zu machen. Wo ein solches Geschäftsgebahren bestehen sollte, wird es sich in absehbarer Zeit als veraltet und absatzschädigend erweisen, sobald der Landwirt durch seine Wirtschaftsberatung Aufklärung erhält, wie er diese Zwangslage vermeiden kann. Dann wird nur der Lieferant geschädigt, der den Versuch macht, den Landwirt durchaus an sich zu fesseln. Ohne die Aufklärung ist aber der Landwirt bestrebt, sich der Zwangslage möglichst zu entziehen, indem er die Maschinenbenutzung tunlichst einschränkt, statt sie zu erweitern. Dadurch wird jedoch die Maschinenindustrie als Ganzes in ihrer Entwicklung aufgehalten. Darum muß die fehlende Aufklärung über Reparaturmöglichkeit geschaffen und die Instandsetzung selbst möglichst erleichtert werden, wenn zum Nutzen der Landwirtschaft und der Industrie die Maschinenanwendung gesteigert werden soll. Ganz ähnlich verhält es sich mit der Anwendung von Motoren zum mechanischen Antrieb landwirtschaftlicher Maschinen. Auch darüber enthält keine der angezogenen Arbeiten eine Andeutung; nur im Aufsatz des Dr. Büsselberg ist die Frage der Maschinenbeschaffung gestreift, und u. a. auch gefragt: Wie kann im Kleinbetriebe eine mechanische Hilfskraft wirkungsvoll nutzbar gemacht werden, durch deren Anwendung der Großbetrieb zweifellos in erster Linie eine so gewaltige Ueberlegenheit gewonnen hat? Wir müssen diese Frage zur Lösung bringen und auch dem Kleinlandwirt ermöglichen, die Kraft seiner Hände und die seiner Leute zu vervielfältigen und seine Arbeit zu beschleunigen. Dann deutscher Ingenieure. wird auch die Leistungssteigerung in den Kleinbetrieben ermöglicht werden können. Man hat zwar schon begonnen, den Kleinbetrieben in kleinen Verbrennungs-, Wind- und Elektromotoren eine mechanische Hilfskraft zu schaffen. Jedoch hat die Einführung erst vor wenigen Jahren eingesetzt, und die Zahl der Kleinbetriebe, die eine mechanische Antriebkraft verwenden, ist deshalb noch sehr gering. Diese Betriebe gebrauchen auch den mechanischen Antrieb nur für bestimmte Maschinen (Dreschmaschinen, Häckselmaschinen usw.) und oftmals in einer allzu ursprünglichen, dem Sonderfall nicht richtig angepaßten und deshalb wenig nutzbringenden Form. Eine große Menge mechanischer Arbeiten, die gerade die Betriebsführung des Kleinbetriebes und in diesem vor allem die an sich schon viel geplagte ländliche Hausfrau über Gebühr belasten, werden noch immer von Hand ausgeführt, obschon es möglich wäre, sie auf Maschinen abzuwälzen. Etwa 6 Millionen Kühe müssen täglich zweimal mit der Hand gemolken werden. Daneben drehen etwa 500 000 Frauen und Männer 10 bis 20 min lang die Milchschleuder und bereiten wenigstens einmal in der Woche in dreiviertelstündiger Arbeit Butter, indem sie die Maschine nur von Hand bewegen. Ueber drei Millionen Landwirte verbringen eine erhebliche Zeit am Zügel der Zugtiere, die sie am Göpel im Kreise herumführen. Eine noch größere Zahl beschafft sich das für die Wirtschaft nötige Wasser durch Handpumpen, die sie täglich fünf bis zehn Minuten lang bedienen. Fast alle Landwirte schleppen schwere Lasten steile Treppen hinauf und herab, ohne ein Mittel anzuwenden, das ihnen gestattete, diese erhebliche mechanische Leistung mit geringerem Aufwand menschlicher Kraft auszuführen. Das sind einige von den Kleinarbeiten, die sich Tag für Tag gleichmäßig wiederholen, die das Leben des Kleinlandwirtes so ermüdend machen und gleichzeitig die Entwicklung höherer Wirtschaftsformen in bäuerlichen Betrieben verhindern. Und doch brauchen wir diese höheren Wirtschaftsformen, um die erhoffte Steigerung der landwirtschaftlichen Gütererzeugung herbeizuführen. Wer die Lebens- und Betriebsverhältnisse des Kleinlandwirtes genauer und aus nächster Nähe betrachtet hat, wird zugeben, daß das Abwälzen dieser tausenderlei kleinen Nebenarbeiten auf eine mechanische Hilfskraft nicht nur in mancher Beziehung das Leben des Landwirtes erträglicher gestalten, ihn zufriedener stellen, sondern auch eine Möglichkeit schaffen würde, seine Tätigkeit ertragreicher zu machen, besonders wenn es sich um eine Wirtschaft handelt, zu deren ordnungsmäßigen Bestellung unter den bestehenden Verhältnissen die Handarbeit des Besitzers und seiner Angehörigen nicht immer ausreicht, oder wenn er, wie unter 1) erwähnt, die landwirtschaftliche Tätigkeit nur im Nebenberuf ausübt. Diese mechanische Hilfskraft für den Kleinlandwirt wird aber nur dann allen berechtigten Anforderungen entsprechen, wenn sie menschliche oder tierische Arbeitskraft erspart, wenn sie gestattet, die notwendigen Leistungen schneller oder besser zu vollbringen als bisher, und wenn sie nicht etwa selbst zur Quelle neuer Arbeit oder besonderen Verdrusses wird. Deshalb muß diese mechanische Hilfskraft unbedingt den an Ort und Stelle möglichst genau festgestellten unumgänglichen Bedürfnissen der Landwirtschaft angepaßt und so beschaffen sein, daß sie der Landwirt ohne besondere Anlernung und ohne Beachtung besonderer Vorsichtsmaßregeln anwenden und in Stand halten kann. Neben gut durchgebildeten geeigneten Maschinen ist eine solche mechanische Hilfskraft notwendig, um die Erzeugung landwirtschaftlicher Produkte auch im Kleinbetrieb bis zum erreichbaren höchsten Maß zu steigern. 17. Mai 1919. Bis zur Stunde hat sich der Elektromotor den aus der Kleinlandwirtschaft gestellten Anforderungen am besten anpassen können. Aus diesem Grunde sollen in den folgenden Vergleichen nur Beispiele mit elektrischem Antriebe besprochen werden, womit aber nicht in Abrede gestellt werden soll, daß die Dampfmaschine als Lokomobile, der Verbrennungsmotor zum Betriebe transportabler Maschinen oder der Windmotor in Sonderfällen ihre Berechtigung haben. Diese Arbeit befaßt sich nur mit den Maschinen für den unmittelbaren Bedarf der Kleinlandwirte. Dampfmaschinen, Verbrennungsmotoren und Windmotoren werden gesondert behandelt. A) Anforderungen, die die Landwirtschaft an eine mechanische Hilfskraft stellt. Die mechanische Hilfskraft des Kleinlandwirtes muß zu jeder Zeit, an jedem Ort des Hofes, in jedem gewünschten Umfange benutzt werden können. Es wird eine Arbeitsmaschine gebraucht, die vollkommen gefahrlos auch in unmittelbarer Nähe brennbarer Stoffe arbeiten kann, die sich ohne technische Vorkenntnisse auch vom einfachen Manne in Bewegung setzen und anhalten läßt, die mit derselben Sicherheit PS leistet, wie etwa 2 oder 6 oder mehr. Sie muß unter Umständen beweglich sein und sich ohne Schwierigkeiten mit den landwirtschaftlichen Arbeitsmaschinen verbinden lassen. Diese Forderungen werden um so dringender, je notwendiger der fragliche Betrieb diese Hilfskraft braucht, am dringendsten also für den Kleinlandwirt, der ganz allein auf die Arbeit seiner Hände angewiesen ist, der sie in mannigfachster Weise unter den denkbar verschiedensten Umständen gebrauchen muß. Sie sind weniger dringend für den Großbetrieb, der in der Lage ist, seine menschlichen Arbeitskräfte nach Bedarf zu vermehren, seine Maschinenanlagen besonders herzustellen und für sie passende Arbeitsbedingungen zu schaffen. Von seiten der Landwirtschaft wird vielfach verlangt, daß die bestehenden landwirtschaftlichen Betriebsgewohnheiten unbedingt bestimmend für die Durchbildung der für sie hergestellten Maschinen und Geräte sein müßten und daß nicht etwa umgekehrt die Anwendung einer Maschine die Umstellung von Wirtschaftseinrichtungen notwendig mache. Diesem Verlangen kann nicht bedingungslos zugestimmt werden; würde doch die sklavische Anpassung der Maschine und ihrer mechanischen Antriebe an Gewohnheiten, die nicht Notwendigkeiten sind, in vielen Fällen die Herbeiführung der Betriebsvorteile verhindern, die die Voraussetzung für die erwartete Ertragsteigerung sind. Für die Durchbildung der landwirtschaftlichen Maschine und ihres mechanischen Antriebes sollten allein die besten Erfahrungen verwendet werden. Sie müssen aber aus der landwirtschaftlichen Praxis stammen und von dieser als allgemein gültig bestätigt werden. Es genügt nicht, das Erfahrungsmaterial den Fabriken landwirtschaftlicher Maschinen als Unterlage für ihre Arbeiten dienstbar zu machen, es muß vielmehr auch allen Landwirten zugänglich sein, die danach gebaute Maschinen mit Erfolg anwenden sollen. Wenn diese Erfahrungen dann gelegentlich eine gründliche Umstellung der landwirtschaftlichen Wirtschaftsführung verlangen, wird ohne Zweifel jeder Landwirt auch diese Umstellung vornehmen, sofern er die Gewißheit erlangt hat, daß er keinen kostspieligen und aussichtslosen Versuch macht, und diese Gewißheit wird ihm durch das Zusammenarbeiten von Landwirtschaft und Industrie bei der Gewinnung des Erfahrungsmaterials gegeben. Bestimmend für die Anforderungen, die an eine mechanische Hilfskraft und an die von ihr angetriebenen Maschinen gestellt werden, sollten also nicht die jeweils verschiedenen gewohnheitsmäßigen Wünsche der einzelnen Landwirte werden, sondern die aus Beobachtung praktischer Betriebe gewonnenen besten Erfahrungen. B) Die Beschaffung mechanisch angetriebener landwirtschaftlicher Maschinen. Welch beträchtlicher Unterschied besteht in der Beschaffung der Maschinen zwischen Großbetrieb und Kleinbetrieb! Dem Großbetrieb stehen Zeitschriften, große berufständische Organisationen, Sachverständige, Gutachten, Beratungen aller Art zur Verfügung, und die sachgemäße Erledigung seiner schließlichen Aufträge ist schon durch die Rücksicht sichergestellt, die der Lieferer auf die laufende Geschäftsverbindung mit ihm nimmt, Den Kleinlandwirt erreichen dagegen keine befruchtenden Gedanken, kein wohldurchdachter Rat. Der geringe Umfang seines Auftrages verbietet eine individuelle Bearbeitung des Falles, und kaum der Maschinenhändler am Ort rechnet unbedingt auf eine dauernde Geschäftsverbindung mit ihm. So ist der Kleinlandwirt, wenn es gilt, Maschinen zu beschaffen, fast ganz auf sich allein angewiesen und wird nicht selten das Opfer gutgemeinter, aber nach dem derzeitigen Stande der Technik unsachgemäßer Ratschläge, oder einer Reklame, die sich unvorteilhaft von einer sachlichen Propaganda unterscheidet. Kein Wunder, daß der Kleinbetrieb unvollkommene mechanische Einrichtungen besitzt und gelegentlich schlechte Erfahrungen mit ihnen macht. Daraus ist das Mißtrauen entstanden, das der Kleinlandwirt den Fabrikanten und Händlern landwirtschaftlicher Maschinen entgegenbringt und das die Einführung maschineller Einrichtungen in bäuerliche Betriebe so außerordentlich schwierig macht. Keinesfalls hat der Kleinlandwirt eine Abneigung gegen die Anwendung von Maschinen im allgemeinen, viel weniger. gegen den mechanischen Antrieb im besonderen. Im Gegenteil, auch unter den Kleinlandwirten ist ein heißes Bestreben nach Vervollkommnung ihrer Betriebe zu bemerken. Aber es fehlt an jeder tatkräftigen Unterstützung dieses Bestrebens. Eine berufständische Organisation der Kleinlandwirte, die im Besitz der zur Erteilung sachgemäßer Ratschlage notwendigen Erfahrungen wäre, steht in der Mehrzahl der Fälle nicht zur Verfügung. Die Landwirte schreiten zur Selbsthilfe, bilden eigens zu Studienzwecken Kommissionen. Sie machen weite Reisen und suchen bei Berufsgenossen nach Vorbildern, die mit einiger Sicherheit auf Erfolg nachgeahmt werden können, hoffend, daß ihnen damit die Ausnutzung von Erfahrungen möglich sei, die andernorts bereits gemacht wurden. Sie unterrichten sich dann gegenseitig, so gut sie es können, gesprächsweise, aber ihre Berichte lassen es immer wieder geraten erscheinen, bei der Beschaffung von maschinellen Einrichtungen sich hauptsächlich auf das eigene, allzu unvollkommene Urteil zu stützen. Schreitet der Landwirt nun zum Kauf einer maschinellen Einrichtung, so zieht er wohl zur Preiskontrolle die nächst zugängliche Einkaufsgenossenschaft hinzu und zur technischen Beratung gelegentlich auch den am Ort ansässigen Handwerker, seltener eine der kleinen Maschinenfabriken in der Nachbarschaft. Es soll nicht in Abrede gestellt werden, daß auch mit dieser Beratung hier und da gute Erfolge erzielt worden sind; im allgemeinen fehlt es jedoch selbst dem tüchtigsten Handwerker unter den heutigen Umständen an der Möglichkeit, sich mit dem technischen Wissen zu versehen, das nun einmal zu einer sachgemäßen und umfassenden Auskunft nötig ist. Deshalb fallen seine Beratungen auch bei den besten Absichten unvollkommen aus, was sich später bei der Benutzung der Anlage nach einiger Zeit an unliebsamen Zwischenfällen zeigt. Für sie wird, allerdings meist ohne Erfolge, die Verantwortung auf den Fabrikanten abgewälzt. Deshalb läßt die Erfahrung den Landwirt vermuten (übrigens nicht immer mit Recht), daß alle Berater bei ihren Ratschlägen nicht seinem und somit dem öffentlichen Interesse dienen, sondern in erster Linie ihrem eigenen unmittelbaren, persönlichen ohne Rücksicht auf die schließliche Wirkung ihrer Beratung. Aus diesem Grunde läßt sich der Landwirt viel lieber durch alle möglichen Ratschläge von Freunden und Bekannten, die nicht umfassendere Erfahrungen besitzen als er selbst, beeinflussen und wählt meist zum Schaden beider Teile, des Herstellers wie des Verwenders, mit übertriebener Vorliebe für die unbedingte Billigkeit schließlich nach dem äußeren Schein. Bunter Anstrich, hübsche Bilder darauf, sonstige gute Ausstattung wirken zugkräftiger als der innere Wert, als die zweckmäßige Verwendbarkeit einer Maschine. Er ist schließlich doch das Opfer der Reklame geworden, weil ihm das eigene Urteil fehlte. Sorgen wir dafür, daß allen Beteiligten eine eigene Beurteilung des inneren Wertes einer Maschinenanlage möglich wird, so schaffen wir damit das ärgste Hindernis beiseite, das sich der Einführung guter Fabrikate in den Weg stellt, und unterstützen zugleich den Kampf gegen die minderwertige Maschine. 4 Die Behauptung wird Widerspruch finden, daß die landwirtschaftlichen Maschinen für Kleinbetrieb in bezug auf den mechanischen Antrieb mit wenigen Ausnahmen auch heute noch rückständig sind, insofern, als es nicht gelingt, mit ihnen technisch einwandfreie Betriebsanlagen herzustellen. Dennoch muß der Vorwurf gewagt werden, nachdem feststeht, daß die Bewegung, die um das Jahr 1912) einsetzte, während des Krieges nicht fortgeschritten ist. Auch heute ist die landwirtschaftliche Maschine in ihrer Bauart durch den Elektromotor noch wenig beeinflußt. Vielmehr hat sich der Elektromotor ganz der Ausführung der anzutreibenden Maschine angepaßt. Seine Anpassungsfähigkeit, die man ihm zum Vorteil anrechnet, ist aber zu weit getrieben worden, so weit, daß der land 1) Der Drehstromelektromotor zum Antrieb landwirtschaftlicher Maschinen. Von Kurt Krohne. Berlin 1912, Hermann Möbius, Artern. |