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Stahlformguß als Baustoff.")

Von Dr.-Ing. Richard Krieger in Düsseldorf.

Bis vor wenigen Jahrzehnten kannte man das Eisen als Baustoff nur in zwei Verwendungsarten: als Eisenformguß und als geschmiedeten oder gewalzten Bauteil *).

Das Gußeisen bietet dem Konstrukteur den großen Vorteil beliebiger, beinahe unbegrenzter Formgebung, hat aber den Nachteil geringer Festigkeit und mangelnder Zähigkeit. Soll ein Gußstück wachsenden Ansprüchen in bezug auf Festigkeit genügen, so läßt sich dieser Forderung nur durch Erhöhung der Wandstärken nachkommen. Dabei hat man aber eine fast immer unerwünschte Gewichtvermehrung in den Kauf zu nehmen, der auch aus konstruktiven Gründen eine natürliche Grenze gesetzt ist. Die Sprödigkeit des Gußeisens zu überwinden, fehlt jedes Mittel. Das schmiedbare Eisen dagegen erfüllt in seinen vielen Abarten alle praktischen Ansprüche an Festigkeit und Zähigkeit, bleibt jedoch, soweit es geschmiedet oder gewalzt wird, in seiner Formgebung beschränkt, da diese Herstellungsverfahren den vielseitigen Forderungen der Konstruktion nicht zu folgen vermögen.

Je mehr sich der Maschinenbau, der Schiffbau, die Elektrotechnik usw. entwickelten und die Ansprüche der Konstrukteure wuchsen, um so hemmender mußten die Nachteile der beiden Baustoffe wirken. Der Bau mancher neuzeitlichen Maschine und die Ausfuhr vieler Industrie-Erzeugnisse wären unmöglich gewesen, wenn man nicht rechtzeitig einen Baustoff gefunden hätte, der die Möglichkeit beliebiger Formgebung, wie sie das Gußeisen zeigt, mit den günstigen Festigkeitseigenschaften des schmiedbaren Eisens verbindet. Dieser neue Stoff war der Stahlformguß 3).

Seit Jakob Mayer in Bochum die erste Glocke und Krupp den ersten Schiffssteven aus Stahl gegossen und seitdem die Stahlgießer in rastloser Arbeit gelernt haben, die außerordentlichen Schwierigkeiten zu überwinden, die dem Vergießen des Stahles in Formen und der Erzielung dichter Abgüsse entgegenstanden, hat der Stahlguß einen Siegeszug ohnegleichen angetreten und Verwendungsmöglichkeiten gezeigt, die immer neue Gebiete, nicht zuletzt in der Kriegsindustrie1),

1) Sonderabdrücke dieses Aufsatzes (Fachgebiet: Materialkunde) werden abgegeben. Der Preis wird mit der Veröffentlichung des Schlusses bekannt gemacht werden.

2) Von Temper- und schmiedbarem Guß soll hier seiner beschränkten Verwendungsfähigkeit wegen abgesehen werden.

3) Die Bezeichnungen »Stahl <-Formguß und »Stahl« sind in dieser Abhandlung immer wie handelsüblich gebraucht; sie schließen demnach nicht nur Stahl im eisenhüttenmännischen Sinne, sondern auch Flußeisen ein.

4) Es wäre eine außerordentlich lehrreiche und dankbare Aufgabe, zu schildern, in welch ungeahntem Umfange sich der jetzige Krieg mit seinen sprunghaft auftauchenden Bedürfnissen des Stahlformgusses bemächtigt hat, und wie dieser Baustoff vermöge seiner Anpassungsfähigkeit vielfach dort einspringen konnte, wo Rohstoffmangel die Verwendung des ursprünglich benutzten Stoffes hinderte oder wo plötzlich ein so gewaltiger Bedarf auftrat, daß der bisherige Werkstoff nicht in genügenden Mengen oder nicht schnell genug beschafft werden konnte.

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erschließen. Der Stahlgießer erzielt heute nicht nur mit Sicherheit vollkommen dichte und fehlerfreie Abgüsse, sondern liefert sie auch in jeder gewünschten Eigenschaft, die an Güte der geschmiedeter oder gewalzter Erzeugnisse kaum mehr nachsteht. Bei einem Stahlgußstück eine Festigkeit von mindestens 50 kg/qmm bei mindestens 20 vH Dehnung (Meßlänge 10 fachem Durchmesser) zu gewährleisten, bereitet ebenso wenig Schwierigkeiten, wie ein Schwungrad zu gießen, das mit einer Umfangsgeschwindigkeit von 150 m/sk noch ungefährdet läuft.

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Da man endlich auch legierten Stahl in Formen vergießen und Stahlformgußstücke genau so wie Schmiedestücke vergüten und härten kann, so wird der Vorsprung der letzteren dem Stahlformguß gegenüber immer geringer und die Verwendungsgebiete, auf denen Stahlformguß und Schmiedestücke in Wettbewerb stehen, immer zahlreicher. Ob man eine geschmiedete Kaliberwalze oder eine solche aus Stahlguß verwendet, ob man einen Schiffssteven schmieden oder gießen läßt, hängt heute letzten Endes nur noch vom Preis und von der Vorliebe oder dem Vorurteil des Verbrauchers ab.

Freilich wird man einwenden: Die Sicherheit, die geschmiedeter oder gewalzter Stahl infolge seiner durch den Herstellungsprozeß bedingten Verbesserung und Verdichtung des Gefüges bietet, kann ein Stahlgußstück nie erreichen. Obschon dieser Einwurf nicht ohne weiteres von der Hand gewiesen werden kann, darf doch behauptet werden, daß ein Stahlformgußstück an Zuverlässigkeit einem Schmiedestück nicht nachsteht, allerdings unter zwei Voraussetzungen: gewissenhafte Anfertigung und sachgemäße Konstruktion.

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Es ist gewiß nicht zu bestreiten, daß die Zufälligkeiten bei der Herstellung eines Stahlformgußstückes in der Regel größer sind als bei der Anfertigung der schon in ihrer Form weniger verwickelten Schmiedestücke. Bei dem Stahlguß hängt man in erhöhterem Maße von des Geschicklichkeit und Sorgfalt der mit seiner Anfertigung betrauten Arbeiter ab, und nicht nur die dazu erforderlichen Rohstoffe, sondern selbst scheinbar nebensächliche Hilfsstoffe sind für das Gelingen des Gusses von ausschlaggebender Bedeutung. Da außerdem die Mannigfaltigkeit der Gußstücke die verschiedensten Möglichkeiten des Einformens, des Gießens usw. zuläßt und damit der Herstellung an und für sich schon ein viel größerer Spielraum als bei Schmiedestücken gelassen ist, so werden die Sorgfalt und die Gewissenhaftigkeit, mit der der Betrieb, unbeirrt von anderen Einflüssen, nicht zuletzt von den zu erzielenden Preisen, geleitet wird, stets von ausschlaggebender Bedeutung sein.

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Aber mindestens ebenso wichtig ist die zweite Voraus setzung: richtige und materialgemäße Konstruktion des Gußstückes. Nicht der Stahlgießer, sondern der Konstrukteur schafft die Grundlage für den guten Ausfall eines Stahlgußstückes, der auch bei größter Sorgfalt der Herstellung nicht erreicht werden kann, wenn der Konstrukteur vorher versagt hat. Ohne eine sachgemäße, den Eigenschaften des verwendeten Stoffes Rechnung tragende Konstruktion ist die Liefe

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