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22. Juni 1912.

6) Wahl des Vorsitzenden-Stellvertreters und eines Beigeordneten im Vorstande.

Zum Vorsitzenden-Stellvertreter wird einstimmig Hr. Geheimer Regierungsrat Karl Hartmann-Berlin gewählt. Zum Beigeordneten im Vorstande wird einstimmig Hr. Direktor Otto Cornehls-Hamburg gewählt.

8) Hilfskasse für deutsche Ingenieure. Die Rechnung für das Jahr 1911 wird genehmigt. In das Kuratorium der Hilfskasse werden die Herren Fehlert, Herzberg und Krause einstimmig wiedergewählt. 10) Fürsorgebestimmungen für die Beamten des Vereines.

Die Beratung hierüber wird vertagt.

11c) Beurteilung der Vorbildung von Personen, die sich zur Aufnahme in den Verein melden.

Der Vorstandsrat empfiehlt, bei der Aufnahme von Personen, die unter § 9 a der Satzung zu rechnen sind, nachfolgende Leitsätze zu beachten:

Aufnahmefähig sind, falls sie Ingenieurtätigkeit ausüben oder ausgeübt haben (§ 9a der Satzung):

1) Absolventen Technischer Hochschulen (Diplomingenieure, auch solche, welche die Diplomprüfung als Chemiker oder Architekten abgelegt haben);

2) Personen mit dem Berechtigungszeugnis für den einjährig-freiwilligen Militärdienst und dem Abgangszeugnis einer staatlichen oder einer gleichwertigen nichtstaatlichen technischen Mittelschule, oder mit einem mehrjährigen Studium auf einer Technischen Hochschule, wenn sie in eine selbständige Ingenieurstellung aufgerückt sind;

3) Personen, die den Bedingungen zu 1 und 2 nicht entsprechen, wenn sie nach längerer erfolgreicher Tätigkeit in der Praxis besondere Leistungen auf dem Gebiet der Ingenieurtätigkeit nachweisen, die sie als gleichwertig den unter 2 bezeichneten Bewerbern erscheinen lassen.

4) Wer berechtigt ist, in den V. d. I. nach § 9a als Mitglied aufgenommen zu werden, ist nicht als Teilnehmer zuzulassen.

In allen Fällen hat der Aufzunehmende den gesellschaftlichen Anforderungen zu entsprechen, die der V. d. I. berechtigterweise an seine Mitglieder stellen muß.

12) Normalien zu Rohrleitungen für Dampf
von hoher Spannung.

Der Entwurf der Normalien wird mit einigen infolge der Aeußerungen der Bezirksvereine vom Rohrleitungsausschuß vorgeschlagenen Aenderungen einstimmig angenommen. 13) Regeln für Leistungsversuche an Ventilatoren und Kompressoren.

Der Vorstandsrat empfiehlt, die vom Ausschuß aufge stellten Regeln zunächst probeweise für die Dauer von zwei Jahren einzuführen. Die Fachkreise werden ersucht, sich der Regeln möglichst häufig zu bedienen und dem Ausschuß alle etwaigen Erfahrungen zugänglich zu machen.

14) Stiftungen für Schüler zum Besuch

des Deutschen Museums.

Der Vorstandsrat bewilligt für Stiftungen 6000 M. Die Vergebung der Stipendien geschieht durch den Vorstand auf Vorschlag der Bezirksvereine und von Vereinsmitgliedern.

15) Förderung des Unternehmens der Illustrierten Technischen Wörterbücher. Der Vorstandsrat stellt dem Vorstand zur Unterstützung des Unternehmens der Illustrierten Technischen Wörterbücher

nach Erfolg und Wert seiner Arbeiten einen Betrag von 50000 M zur Verfügung mit der Maßgabe, sie unter Berücksichtigung der in der Versammlung des Vorstandsrates vorgetragenen Gesichtspunkte zu verwenden und zwar bis zum Höchstbetrage von 10000 M für das Jahr innerhalb der nächsten fünf Jahre. Die Bewilligung erfolgt unter der ausdrücklichen Bedingung, daß von andrer Seite mindestens jährlich 50 000 M zu dem gleichen Zweck zur Verfügung gestellt werden.

16) Antrag des Württembergischen B.-V. betr. Ausbau der Technischen Hochschulen. Das von den Bezirksvereinen zu der Frage des weiteren Ausbaues der Technischen Hochschulen eingelaufene Material wird dem Deutschen Ausschuß für technisches Schulwesen überwiesen.

17) Antrag des Pfalz-Saarbrücker B.-V. betr. Vorschlagsrecht der Bezirksvereine für die Wahl der Mitglieder des Vorstandes. Der Antrag wird abgelehnt.

Den Bezirksvereinen soll künftig der Tag der Sitzung des Wahlausschusses bekannt gegeben werden.

18) Antrag des Pfalz-Saarbrücker B.-V. betr. Ausschreibung und Vergebung der Arbeiten für Herstellung der Zeitschrift.

Der Antrag wird abgelehnt.

19) Antrag des Pommerschen B.-V. betr. Veröffentlichung von Ausstellungsberichten. in der Zeitschrift.

Die zu diesem Antrag eingegangenen Anregungen werden dem Vorstand als Material überwiesen.

20) Antrag des Vorstandes auf Bewilligung eines Zuschusses für eine deutsche Versuchsanstalt für Luftschiffahrt und Flugtechnik.

Der Vorstandsrat bewilligt einen jährlichen Zuschuß von 10000 M auf die Dauer von drei Jahren für eine deutsche Versuchsanstalt für Luftschiffahrt und Flugtechnik durch Vermittlung der Nationalflugspende.

21) Ort der nächsten Hauptversammlung. Zum Ort der nächsten Hauptversammlung wird Leipzig gewählt. Zu dieser Hauptversammlung wird die American Society of Mechanical Engineers eingeladen.

Die Hauptversammlung soll in der Zeit vom 23. bis 25. Juni 1913 abgehalten werden.

22) Haushaltplan für das Jahr 1913. Der Vorstandsrat genehmigt den vorgelegten Haushaltplan mit folgenden Aenderungen:

Der Posten: Hauptversammlung wird von 20 000 auf 30 000 M erhöht.

Für den Posten: Rücklage für die Beamten-Fürsorge von 40 000 M wird ein Posten: Beamten-Fürsorge von 11400 M eingesetzt.

Nach Maßgabe der vorher gefaßten Beschlüsse ist ferner ein neuer Posten: Zuschuß zum Unternehmen der Illustrierten technischen Wörterbücher mit 10000 M einzusetzen und der Posten: Stiftungen für Schüler zum Besuch des Deutschen Museums in München von 10000 M auf 6000 herabzusetzen. Demgemäß werden

die Einnahmen auf die Ausgaben auf veranschlagt, so daß ein verfügbarer Ueberschuß von .

verbleibt.

1523000 M 1499 500 »

23500 »

Angelegenheiten des Vereines.

Beschlüsse der 53 sten Hauptversammlung

am 10. Juni 1912 in Stuttgart.

Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure.

(Die Nummern und Titel entsprechen der in Z. 1912 S. 657 veröffentlichten Tagesordnung der Hauptversammlung.)

2) Verleihung von Ehrungen.

Die Grashofdenkmünze wird Hrn. Geheimen Kommerzienrat Dr.-Ing. Paul Mauser, Oberndorf, verliehen.

Zum Ehrenmitglied wird Hr. Fabrikbesitzer Blecher, Barmen, ernannt.

5) Bericht der Rechnungsprüfer, Genehmigung der Rechnung des Jahres 1911 und Entlastung des Vorstandes.

Die Rechnung des Jahres 1911 (s. Z. 1912 S. 614)

Bildnismappe: Große Männer

der Naturwissenschaften und der Technik. Den Teilnehmern an der Hauptversammlung in Stuttgart ist als Festgabe eine Mappe mit den Bildnissen von

Johannes Kepler, Alfred Krupp, Robert Mayer,
Werner Siemens und Max Eyth

überreicht worden. Die Bilder sind in vorzüglicher Ausführung von der Photographischen Gesellschaft, Berlin, in Heliogravüre auf holländisahem Büttenpapier hergestellt. Größe 33 47 cm.

Diese fünf Bildnisse werden einschließlich der gut ausgestatteten Mappe, soweit der Vorrat reicht, an Mitglieder zum Selbstkostenpreise von 6,50 M einschließlich Porto gegen vorherige Einsendung des Betrages abgegeben.

Geschäftstelle des

Vereines deutscher Ingenieure.

Geschichte

des Vereines deutscher Ingenieure.

Die Geschichte des Vereines deutscher Ingenieure, die sich auf die hinterlassenen handschriftlichen Aufzeichnungen von Th. Peters stützt, ist soeben erschienen und kann von der Geschäftstelle des Vereines, Berlin NW. 7, Charlottenstraße 43, bezogen werden. Der Preis beträgt bei postfreier Zusendung gegen Voreinsendung des Betrages oder Postnachnahme 2,30 M für Mitglieder im Inland; 2,60 M für Mitglieder im Ausland; 3,50 M für Nichtmitglieder.

Auf Beschluß des Vorstandes und der 50 sten Hauptversammlung sind die Aufzeichnungen von Th. Peters, die die Zeit von der Gründung am 12. Mai 1856 in Alexisbad bis zum Jahre 1896 umfassen, bis zum wichtigsten Abschnitt in der neueren Vereinsgeschichte, der Annahme der neuen Satzung durch die Hauptversammlung in Danzig 1910, an der Hand der Akten und von Mitteilungen angesehener Vereinsmitglieder ergänzt worden.

Ein ausführliches Namen- und Sachverzeichnis soll die Benutzung des Buches erleichtern, während die zahlreichen Quellennachweise dem, der tiefer in die Vereinsgeschichte eindringen will, als Wegweiser dienen sollen.

An diese chronologische Darstellung der Vereinsgeschichte sollen sich später in zwangloser Folge Einzeldarstellungen schließen, die die Tätigkeit des Vereines auf seinen Hauptarbeitsgebieten schildern. Auch hierfür liegen die Anfänge in der hinterlassenen Handschrift von Th. Peters schon vor. Geschäftstelle des

Vereines deutscher Ingenieure.

Mappen

mit Figurentafeln aus der Zeitschrift.

In den Figuren der in unserer Zeitschrift veröffentlichten Aufsätze ist ein reichhaltiger Bildungsstoff enthalten, der in dem umfangreichen Text der Zeitschrift zerstreut und bald

wird als richtig anerkannt; dem Vorstande wird Entlastung erteilt.

6) Wahl zweier Rechnungsprüfer
und ihrer Stellvertreter für die Rechnung
des Jahres 1912.

Zu Rechnungsprüfern werden die Herren Hjarup-Berlin und Schna B-Düsseldorf, zu stellvertretenden Rechnungsprüfern die Herren Schmetzer-Frankfurt a. O. und Tellmann-Magdeburg, gewählt.

vergraben ist. Der hohe vorbildliche Wert, den diese Zeichnungen namentlich für Studierende und jüngere Konstrukteure haben, läßt es wünschenswert erscheinen, diese Vorlagen beim Entwerfen auf dem Zeichentisch zur Hand zu haben.

Da diese Wünsche in den letzten Jahren ständig und in erhöhtem Maße laut geworden sind, sollen Tafelmappen herausgegeben werden, die ausgewählte Figuren unserer Zeitschrift, übersichtlich nach Fachgebieten zusammengestellt und mit dem Hinweis auf die Aufsätze, denen sie entnommen sind, versehen, auf Einzelblättern enthalten.

Als Fachgebiete sind zunächst folgende vorgesehen: Maschinenteile, Kraftmaschinen, Stoffkunde und Bearbeitungsmaschinen, Förder- und Hebezeuge, Bauingenieurwesen, Elektrotechnik, Landfahrzeuge, Wasser- und Luftfahrzeuge.

Jede Mappe wird 8 Tafeln eines Fachgebietes enthalten und zum Preise von 1,20 M an Lehrer und Schüler technischer Lehranstalten, von 1,80 M an die Mitglieder unseres Vereines und von 2,40 M an alle übrigen Bezieher abgegeben werden, Außerdem wird auf diese Preise bei Entnahme von

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Ferner werden zu denselben Preisen Ergänzungsmappen herausgegeben, welche 8 Tafeln aus verschiedenen Fachgebieten enthalten. Die Figuren aus den Aufsätzen unserer Zeitschrift werden zu diesem Zwecke laufend zu Tafeln für die obengenannten Fachgebiete zusammengestellt; sobald 8 solcher Tafeln gefüllt sind, wird eine Ergänzungsmappe herausgegeben, damit diejenigen, die alle Mappen beziehen, die neuesten Tafeln möglichst bald erhalten und sie in ihre Fachmappen einordnen können. Wer nur ein oder einige Fachgebiete bezieht, muß warten, bis eine Mappe seines Gebietes mit 8 Tafeln gefüllt ist.

Wir haben probeweise eine Mappe zusammengestellt, die die Anordnung und Austattung der Tafeln zeigt. Diese Mappe kann gegen Einsendung der Versendungskosten von 20 Pfg durch uns bezogen werden.

Redaktion der Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure.

Von den Mitteilungen über Forschungsarbeiten, die der Verein deutscher Ingenieure herausgibt, ist das 118. Heft erschienen; es enthält:

F. Döhne: Ueber Druckwechsel und Stöße bei Maschi-
nen mit Kurbeltrieb.

Th. v. Kármán: Festigkeitsversuche unter allseitigem
Druck.

Der Preis des Heftes beträgt 2 M postfrei im Inland; für das Ausland wird ein Portozuschlag von 20 Pfg erhoben. Bestellungen, denen der Betrag beizufügen ist, nehmen der Kommissionsverlag von Julius Springer, Berlin W. 9, LinkStraße 23/24, und alle Buchhandlungen entgegen.

Selbstverlag des Vereines. Kommissionsverlag und Expedition: Julius Springer in Berlin W.

Buchdruckerei A. W. Schade in Berlin N.

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Wenn ich mir die Aufgabe stelle, in dem Rahmen einer kurzen Spanne Zeit über dieses Thema zu sprechen, so bin ich mir der Schwierigkeit dieser Aufgabe wohl bewußt. Denn während meine Herren Kollegen, die Naturforscher und die Baukünstler, leichtes Spiel haben, wenn sie Ihr Interesse für die Wundergebilde, die uns umgeben, gefangen nehmen wollen, muß ich Ihnen von Dingen reden, die Sie im gewöhnlichen Leben so gut wie gar nicht fesseln. Auf die technische Mechanik könnte man ein bekanntes Sprichwort anwenden: Die beste technische Mechanik ist die, von der die Welt nicht spricht. In der Tat: so lange sie ihre Aufgabe einwandfrei gelöst hat, solange die machtvollen Werke der Ingenieurkunst ohne Fehl dem öffentlichen Wohle dienen, kümmert sich die Welt wenig darum, nach welchen Gesetzen sie zustande gekommen sind; erst wenn die Fehler eines Werkes offenkundig werden, wenn schwere Unfälle ein treten und die Natur wieder einmal dem ohnmächtigen Menschen ihre schlecht gebändigte Wildheit zu spüren gibt, sucht man nach den Fehlern, die begangen wurden, und fast stets findet man sie in ciner mangelhaften Anwendung der technischen Mechanik.

Wenn ich dennoch versuche, Sie für diese versteckt liegenden Dinge zu interessieren, so geschieht es, weil ich Ihnen einige Gedanken mitteilen wil!, die manchen von Ihnen vielleicht revolutionär klingen werden, die aber dennoch wert sind, einer solch erlesenen Gesellschaft zur Würdigung vorgelegt zu werden.

Man sagt gewöhnlich, die techniche Mechanik sei ein Kind unserer Zeit, eine Anwendung der reinen, der klassischen Mechanik auf die Gegenstände des technischen Lebens. Dem ist nicht so. Im Gegenteil: die reine Mechanik ist aus der technischen hervorgegangen. Wenn wir die Arbeiten der alten Forscher verfolgen, so finden wir, daß sie alle von technischen Anwendungen einfachster Art ausgegangen sind.

Wer wird leugnen wollen, daß die Betrachtungen eines Archimedes über den Auftrieb von Flüssigkeiten, die sinnreichen Dialoge Galileis über das Hebelgesetz, die mühe

1) Rede bein Antritte des Rektorates der k. k. Techn. Hochschule Graz. Sonderabdrücke dieses Aufsatzes (Fachgebiet: Mechanik) werden an Mitglieder des Vereines und Studierende bezw. Schüler technischer Lehranstalten postfrei für 35 Pig gegen Voreinsendung des Betrages abgegeben. Andre Bezieher zahlen den doppelten Preis. Zuschlag für Auslandsporto 5 Pfg. Lieferung etwa 2 Wochen nach dem Erscheinen der Nummer.

vollen Forschungen Huyghens' über das ideale Uhrpendel der Not des Tages entsprungen sind? Wenn wir heute in den Vorlesungen über diese Dinge mit wenigen Gleichungen und ein paar erläuternden Worten hinweggehen, so sollten wir doch nie vergessen, welche unendliche Mühe diese uns so einfach scheinenden Dinge ihren Entdeckern gekostet haben. Wir, die wir heute fast selbsttätig viel verwickeltere Fragen zu lösen gewöhnt sind, wir Epigonen sollten uns in Ehrfurcht vor dem bewundernswürdigen Scharfsinn beugen, der aus jenen vergilbten Blättern spricht. Die Ehrfurcht vor dem Alter ist eine der schönsten Pflichten der Jugend; ich würde die nachdrücklichere Pflege des historischen Sinnes an unsern Hochschulen lebhaft wünschen und begrüßen.

Aber auch ein uns näher stehender Großer, Leonhard Euler, hat eine reiche Zahl seiner Anregungen den Forderungen des technischen Lebens entnommen, und so kommt es, daß wir seinem Namen auf Schritt und Tritt begegnen, wenn wir heute technische Aufgaben in Angriff nehmen.

Freilich, seit Newton und unserm großen Mitbürger Johannes Kepler hat sich das Blatt gewendet. Das Interesse der Forscher hat sich irdischen Dingen abgewandt und alle Geisteskraft jenen großen Problemen gewidmet, die das Universum in immer umfassenderen Fragen uns stellte. Und vollends durch die bewundernswürdige Schule der Franzosen, durch Laplace und d'Alembert, durch Lagrange und Maupertuis, durch die tiefsinnigen Deutschen Gauß und Jakobi hat sich im 18. und 19. Jahrhundert eine vollständige Wandlung vollzogen. Das großartige Gebäude der reinen Mechanik mit ihren umfassenden Prinzipien hat sich immer mehr in Höhen erhoben, in denen es technische Fragen nicht gibt, und ist schließlich in den strengen Formen einer rein mathematischen Wissenschaft erstarrt.

Und doch auch hier, auch jetzt noch finden wir die Spuren der technischen Ueberlegung überall. Schon die wichtigsten Begriffe der Dynamik: Kraft und Arbeit, beweisen uns, daß auch die reine Mechanik noch immer auf Vorstellungen unserer gewöhnlichen Umwelt fußt. Ja, man könnte sogar weiter gehen und sagen, daß die reine Mechanik ihren Zusammenhang mit der Wirklichkeit, mit den Forderungen des Tages nie hätte aufgeben sollen. Spekulationen über Dinge, die ihre Heimat nur in der Vorstellung haben, mögen oft tiefen Wert besitzen; aber naturwissenschaftlich sind sie nicht. Es war ein folgenschwerer Fehler, daß man sich daran gewöhnte, die Mechanik zu den mathematischen

Wissenschaften zu zählen; sie ist keine reine Geisteswissenschaft und darf es nie sein. Ihre grundlegenden Gedanken sind Erfahrungssätze, der Beobachtung entnommen; ihre Folgerungen müssen durch die Erfahrung bestätigt werden. Die Methode ihrer Forschung mag bisher vorwiegend mathematisch gewesen sein, aber sie selbst ist Naturwissenschaft; in dem Gehirn eines Wesens, das nur über die Vorstellungen Raum und Zeit verfügte, hätte die Mechanik keinen Platz.

Ein eigentümlicher, vielleicht psychologisch zu erklärender Zusammenhang war es, daß die reine Mechanik zu Beginn des 19. Jahrhunderts bereits als abgeschlossenes Ganzes in höchster Vollendung vorlag, als eben die ersten schüchternen Anzeichen eines technischen Aufschwunges auftauchten.

Die großen Entdeckungen und Erfindungen dieses Jahrhunderts auf allen Gebieten der Technik erforderten gebieterisch wissenschaftliche Beherrschung und Vorhersagung; aus diesem Drange heraus entstand die technische Mechanik. Es war natürlich, daß sie sich an die so gut wie abgeschlossene Wissenschaft der reinen Mechanik anlehnte, und zwar nicht ihre Anregungen, ihre Probleme, aber doch die Methode der Lösung aus ihr schöpfte. Man glaubte, da die Prinzipien der reinen Mechanik nun fertig zum Gebrauche dalagen, müßte sich auch jede Frage der technischen Mechanik lösen lassen. Es ist nicht zu leugnen, daß in dieser Hinsicht manche Enttäuschung eintrat. hatte die Schwierigkeiten unterschätzt, die bei der Anwendung der reinen Wissenschaft auf die Gegenstände des technischen Lebens zu überwinden waren. Um es kurz zu sagen: man überschätzte die mathematische Methode und des den naturwissenschaftlichen Charakter unterschätzte Problems.

Man

Ich will dies an einem bestimmten Falle erläutern. Es gibt einen Zweig der Mechanik, den man Kinematik nennt. Man versteht unter ihr die geometrische Untersuchung der Bewegung eines Gebildes im Raume mit Rücksicht auf die hierzu erforderliche Zeit, insbesondere jener Gebilde der Zu diesen Getechnischen Praxis, die man Getriebe nennt.

Was

trieben rechnet man unter anderm die Steuerungen, die bekanntlich dem Erfinder und konstruierenden Ingenieur die verwickeltesten Aufgaben stellen; man pflegte deshalb in den siebziger und achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts mit hochgespannter Erwartung auf die Entwicklung der Maschinen-Kinematik zu blicken. Aber der erhoffte Erfolg blieb aus; die anfangs viel bewunderte Kinematik pflegte andre Fragen zu beantworten, als die Praxis ihr stellte und heute ist infolge dieses Mißverständnisses die in ihror Methode wundervoll aufgebaute Wissenschaft bei der ausführenden Technik vollständig in Mißachtung geraten. war der Grund? Man übersah offenbar, daß man es in der Maschinentechnik nicht mit bewegten Punkten und Ebenen, sondern mit sehr massigen Körpern zu tun hat, die sich nicht nur in der Phantasie des Forschers bewegen, ohne irgend einer treibenden Kraft zu bedürfen, sondern sehr Man stellte also an die realen Kräften ausgesetzt sind. Kinematik Fragen, die sie nicht beantworten konnte; man glaubte mit den Vorstellungen des Mathematikers auskommen zu können und vergaß, daß die Bewegung einer Maschine man überschätzte ein naturwissenschaftliches Problem sei

die mathematische Methode und unterschätzte den naturwissenschaftlichen Inhalt.

Aehnlich wie mit der Kinematik ging es auch mit anEs entwickelte dern Zweigen der technischen Mechanik.

sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine Entfremdung der mathematischen und der technischen Forschung, die, mit Bedauern muß es gesagt werden, manchmal in gegenseitige Geringschätzung ausartete. Nur diese Entfremdung kann es uns erklären, daß die führenden Geister an den technischen Hochschulen Deutschlands den Versuch gemacht haben, den mathematischen Hochschulunterricht wesentlich einzuschränken. Man hat offenbar in der vorzugsweise mathematischen Vorbildung des Ingenieurs eine unvollständige Erziehungsmethode erblickt; man wollte nicht, daß das naturwissenschaftliche Denken, das ursprüngliche technische Empfinden der akademischen Jugend erstickt werde durch den rein formalen mathematischen Unterricht, man wollte von diesem nur nur das dringend Notwendige beibehalten.

deutscher Ingenieure.

Man hat sich hierbei auf Seite der dem praktischen Leben nahestehenden Berater offenbar von der Erfahrung leiten lassen, daß die guten Mathematiker unter den Studenten oft recht mittelmäßige Ingenieure werden, und umgekehrt, daß unsere hervorragenden Ingenieure und Architekten keine besonders tüchtigten Mathematiker waren.

Auch dies läßt sich vielleicht psychologisch erklären; der grübelnde, ins Kleinste und Verborgenste eindringende Geist des mathematischen Forschers eignet sich wenig zur Beantwortung von Fragen, die frisches Zugreifen erfordern und kein langes Zaudern, Prüfen und Ueberlegen vertragen." Denn so zeigt sich uns der Beruf des Ingenieurs: er ist nichts weniger als eine mathematische Aufgabe; er stellt an die entschlossene Tatkraft und das rasche naturwissenschaftliche Ueberlegen stets weit größere Anforderungen als an das mathematische Wissen.

Auch ich habe oft die mich befremdende Erfahrung gemacht, daß die Studierenden an der rein äußerlichen Lösung einer Aufgabe, an deren mathematischem Apparat und den aufzuwendenden Kniffen und Kunstgriffen mehr Interesse bezeigen, als an dem Inhalt der Aufgabe selbst, die ihnen doch das Bild irgend eines Bauwerkes oder eines Maschinenteiles in seiner Bewegung vortäuschen sollte. Nicht also für den Kern der Sache interessieren sich diese Studenten, sondern für die formale Hülle eine immerhin bedenkliche Erscheinung, die uns den Nachweis bringt, daß der mathematische Drill der Mittelschulen und der vollständige Mangel an Handfertigkeit, an Betätigung mit der Wirklichkeit der Außenwelt nicht die ideale Vorbildung der Technik sein kann.

Man hat dieser Entfremdung der Mathematik und der technischen Wissenschaften, die allerdings nur von wenigen Universitätslehrern rechtzeitig erkannt und gebührend beachtet wurde, vorzubeugen gesucht; auch in dieser Hinsicht ist Deutschland vorbildlich geworden. Man hat versucht, das Interesse der Universitätshörer für Gegenstände des technischen Lebens zu erwecken und aus diesem Grunde an mehreren deutschen Universitäten Lehrkanzeln für angewandte Mechanik mit Laboratorien errichtet, in denen wenig stens die eine oder andre laufende Maschine den Hörern vorgeführt wird.

Man hoffte auf diesem Wege, den künftigen Mittelschullehrern ein wenig Sinn für die Fortschritte der Technik mit auf den Weg zu geben ob mit Erfolg, muß erst noch abgewartet werden. Immerhin ist dieser etwas kostspielige Versuch zu begrüßen als erster Vorstoß, die Lehrer der Mathematik und Physik aus den starren Umklammerungen des Formelwesens zu befreien und ihnen ein wenig frisches Blut zuzuführen; denn wie soll den frischen Jungen eines Gymnasiums ein Lehrer imponieren, der von den großen technischen Errungenschaften unserer Zeit weniger weiß als sie selbst aus ihren Knabenzeitschriften.

Inzwischen ist jedoch die Abkehr der technischen For schung von der mathematischen Methode immer weiter vorgeschritten; das Interesse für theoretische Arbeiten in den Kreisen der Ingenieure hat erheblich nachgelassen, die Redaktionen der meisten technischen Zeitschriften nehmen Abhandlungen, die mathematisches Gepräge haben, entweder gar Nicht etwa au nicht mehr oder nur mit Widerwillen auf. dem Grunde, weil ihre Leser diese Arbeiten nicht verstehen können, sondern weil ihre Ergebnisse oft genug in schreiendem Mißverhältnisse zur Wirklichkeit stehen und somit dem Ingenieur, dem Wirklichkeitsmanne, nicht nützen können.

Aber ich wage es auszusprechen, daß auch die techni sche Mechanik als Wissenschaft künftig nicht mehr in rein mathematischen Bahnen wandeln wird, ja es sind deutlich Vorzeichen vorhanden, daß sie dieser oft versagenden Arbeitsweise überdrüssig geworden ist. Der Grund hierzu lieg in der Eigenart der technischen Aufgaben.

Wenn der Naturforscher daran geht, ein Gesetz zu er gründen, das seiner Phantasie als wahrscheinlich vorschwebt, so trachtet er die zu beobachtenden Vorgänge so lange zu vereinfachen und von den unwesentlichen Begleiterscheinun gen zu befreien, bis die zu erforschende Gesetzmäßigkeit in möglichster Klarheit vor seinem Auge liegt. Er ist also voli ständig Herr seiner Aufgabe; er kann sich die Frage

29. Juni 1912.

stellen, wie er will; er wird jedenfalls mit der Erforschung der mehr am Tage liegenden Erscheinungen beginnen und nach und nach, je nach Laune und Geschmack, zu den versteckteren, verwickelteren Verhältnissen übergehen.

Einen solchen Weg kann der Ingenieur nur in den seltensten Fällen einschlagen; sein Laboratorium ist eben die Natur selbst, die wuchtige, unbarmherzige Natur, die sich nicht nach dem Belieben des Beobachters vereinfachen läßt, ja die uns in den meisten Fällen auch kaum die notwendige Zeit zur Erforschung ihrer drohenden Gewalten zur Verfügung stellt. Der Ingenieur kann also, wenn er eine neue, große Aufgabe zu lösen hat, ihr nicht mit kleinen, einfachen Versuchen an den Leib rücken, er kann sich nicht in aller Behaglichkeit die Vorbedingungen nach Belieben zurechtstutzen, sondern er muß das Werk sofort schaffen, wie es sein soll, ohne sich lange mit kostspieligen Versuchen aufzuhalten.

Dies ist der Grund, weshalb die technische Forschung sich bisher noch in kein System hat bringen lassen; der Umfang des zu erforschenden Gebietes ist zu groß, die Aufgaben zu mannigfaltig. Dies ist aber auch der Grund, weshalb die mathematische Methode bei den großen Aufgaben der Ingenieurkunst versagen muß. Wer hätte es zum Beispiel nicht selbst erfahren, daß oft bei einer äußerst einfachen technischen Frage der mathematische Ansatz zu einer Differentialgleichung von ganz harmlosem Aeußern führt, deren Lösung jedoch auf keine Weise gelingt, womit aber auch die mathematische Lösung der Frage ausgeschlossen ist.

Wenn dies schon bei einfachen Fällen zu befürchten ist, wie sehr häufen sich erst die Schwierigkeiten und werden zu Unmöglichkeiten, sobald wir an eine beliebige Frage der Ingenieurwissenschaften herantreten wollen. Hier erweist sich die Mathematik als brauchbare Führerin nur in jenen Fällen, bei denen es sich um das Gleichgewicht von Bauwerken handelt, bei sogenannten statischen Fragen. Allein auch hier wurde die rechnerische Behandlung zum Teil durch die zeichnende, die graphische, verdrängt.

Hingegen häufen sich die Schwierigkeiten der mathematischen Behandlung ganz ungeheuerlich, wenn wir die Bedingungen der Starrheit und jene des Gleichgewichtes fallen lassen. Nun sind aber alle unsere Träger und Maschinenteile unstarre, elastische Körper, die eine ganze Gruppe von Formänderungen zulassen; ja noch mehr, es sind Körper, die nie oder nur scheinbar in Ruhe sind, die sich entweder, wie die Teile einer Maschine, in heftiger Bewegung befinden, oder, wie die Stäbe einer eisernen Brücke, fortwährenden Schwingungen ausgesetzt sind.

Es muß rundheraus gesagt werden, daß wir uns mit der Lösung aller dieser Fragen noch in den allerersten Anfängen befinden. Es mag ja in einzelnen Fällen möglich sein, mit Hülfe der Prinzipien der reinen Mechanik die Ansatzgleichungen hinzuschreiben; eine mathematische Lösung derselben ist aber immer unmöglich, wenn wir nicht durch Hinweglassung und Vernachlässigung die ursprünglichen Gleichungen so vereinfachen, daß sie lösbar geworden sind — ein Vorgang, der sich in der mathematisch-technischen Mechanik immer wieder aufweisen läßt. Es berührt manchmal geradezu niederdrückend, wenn wir sehen, daß zur Lösung einer ganz einfachen Aufgabe ein ungeheuerlicher mathematischer Aufwand gemacht werden muß; ich erinnere unter anderm an die Spannungsuntersuchung eines rechteckigen Stabes, der auf Verdrehung beansprucht wird. Wenn wir trotzdem, gerade in der Theorie der Elastizität und Festigkeit, heute eine Reihe schöner Erfolge zu verzeichnen haben ich erinnere nur an die Gesetze von Castigliano, die uns die Berechnung statisch unbestimmter Bauwerke in höchst eleganter Weise gestatten, so dürfen wir nicht vergessen, daß wir dies den vielen, eben erwähnten Vernachlässigungen verdanken, ohne die wir der Aufgabe ratlos gegenüberstehen würden. Wir gehen also hierbei einen ähnlichen Weg wie der Naturforscher, der ja zunächst auch die Vorbedingungen zu vereinfachen sucht; aber wir setzen uns dabei der Gefahr aus, zuviel zu vernachlässigen, und müssen die Folgen in der Gestalt eines mißlungenen Werkes und schwerer finanzieller Schäden tragen.

Wenn wir schon in den statischen Fragen der technischen Mechanik Gefahr laufen, die Aufgaben ihrer mathe

matischen Schwierigkeiten halber gar nicht oder nur unvollständig lösen zu können, wie sehr vervielfacht sich diese Gefahr aber erst bei dynamischen Fragen, also bei jenen, welche die Bewegung der Körper infolge der ihnen aufgezwungenen Kräfte oder Bedingungen im Auge haben. Hier sind wir meistens gar bald an der Grenze unseres Könnens angelangt und müssen soviel vereinfachen und vernachlässigen, bis wir die Möglichkeit vor uns sehen, den gebrechlichen mathematischen Hebel ansetzen zu können.

Es ist beachtenswert, daß auch die Forschungsgebiete der technischen Mechanik der Mode unterliegen allerdings einer ganz vernünftigen und systematischen Mode, die allmählich von der einfacheren zur schwierigeren Aufgabe vorschreitet, jedenfalls aber eine gewisse Vorliebe der Zeit für eine bestimmte Gattung von Untersuchungen verrät. Ich erinnere an die Jahre, in denen die graphische Statik in die Halme schoß und alle Zeitschriften mit mehr oder weniger wertvollen Arbeiten überschwemmte ich erinnere daran, wie das Interesse für die graphische Statik durch jenes für die Kinematik abgelöst wurde. Heute hingegen beschäftigen sich die Forscher vorwiegend mit dynamischen Fragen, angeregt durch bestimmte Aufgaben, die in der Praxis auftauchen. Zu diesen modernen dynamischen Fragen rechnen wir die Schwungradbewegung, den Massenausgleich, besonders bei Schiffsmaschinen, die Kreiselwirkungen, das ganze große Gebiet der Schwingungen, ferner eine Reihe hydraulischer Fragen und endlich das Modernste: die Luftwiderstandsgesetze und die Bewegung des Flugzeuges. Bei allen diesen Aufgaben hat sich immer wieder gezeigt, daß man mit Hülfe der Mathematik nur bis zu einer gewissen Grenze vordringen kann, ohne natürlich die Frage erschöpfend zu lösen. Insbesondere aber zeitigt die mathematische Hydrodynamik Ergebnisse, die manchmal in geradem Widerspruche zur Erfahrung stehen, wie zum Beispiel in der Frage der Bewegung eines festen Körpers in ruhender Flüssigkeit, also einer der wichtigsten technischen Aufgaben. Aber auch die meisten andern hydrotechnischen Fragen, die Ausflußerscheinungen, das Strömen über ein Wehr, die Bewegung in Rohrleitungen, die großen und wichtigen Fragen des Flußbaues lassen sich heute noch nicht hydrodynamisch behandeln, sondern sind mehr oder minder auf eine Vermittlung zwischen Erfahrung und Theorie angewiesen. Nur in gewissen vereinzelten Fällen sind erfreuliche Fortschritte gemacht worden, wie durch Prásil und Lorenz bei der Bewegung des Wassers durch Turbinen, durch Boussinesq bei der Bewegung laufender Gewässer. Im allgemeinen kann man aber sagen, daß die Hydraulik des Ingenieurs eine der strengen Hydrodynamik ziemlich entfremdete, halb empirische Notwissenschaft ist, eine Vermittlung zwischen beobachteter Naturwirklichkeit und mathematischer Fassung.

-

In noch viel höherem Maße fällt uns dieser Widerstreit zwischen reiner Mechanik und Wirklichkeit bei der modernsten Wissenschaft, der Lufttechnik, auf. Hier haben uns die Schlüsse, die wir auf mathematischem Wege gezogen haben, ganz im Stiche gelassen, aus dem einfachen Grunde, weil wir über die einfachste Erscheinung dieses Gebietes, den Druck der Luft auf eine bewegte ebene Fläche, noch nichts Bestimmtes wissen. Die Zahl der heute bekannten Luftwiderstandsgesetze ist schon recht beträchtlich - alle aber sind empirisch und alle leiden an einer mehr oder minder großen Unstimmigkeit. Wo so viele Gesetze bestehen, muß man einstweilen doch noch annehmen, daß das richtige noch nicht gefunden ist. Und wenn es auch einmal gelungen sein wird, ein allseits befriedigendes Luftwiderstandsgesetz für die ebene Platte zu finden, so wird man sich doch vor einem Fehler bewahren müssen, der gegenwärtig sowohl in der Hydraulik wie auch in der Aerodynamik häufig gemacht wird: nämlich das Widerstandsgesetz einer endlichen Platte auch für ihre unendlich kleinen Teile als gültig anzusehen und dadurch die Berechnung des ganzen Wasser- und Luftdruckes auf eine Integration zurückzuführen, die durch nichts gerechtfertigt ist.

Alle diese Bedenken und üblen Erfahrungen dürfen uns jedoch nicht abhalten, in Zukunft eine kräftige Entwicklung der technischen Mechanik zu erwarten, vielleicht in geändertem Kurs.

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