Abbildungen der Seite
PDF
EPUB
[ocr errors]

Ich sehe mich genöthigt, hier zuvorderst einiges aus der Vorrede zum ersten Bande des Lexikons zu wiederholen, um die Leser dadurch in den Stand zu sehen, über die, von dem Recensenten mir bewiesene, Gerechtigkeit oder Ungerechtigkeit, selbst ein Urtheil fållen zu können. Ich habe ausdrücklich mein Buch für nichts weiter als einen Versuch ausgegeben, gleichsam nur für eine Probe, von welcher ich übrigens glaubte, sie könne dem künftigen Verfasser eines solchen Lerikons gewissermaßen zur Grundlage dienen, indem ich doch wenigstens zu einer nicht unbeträchtlichen Anzahl von Artikeln eine Menge von Materialien gesammelt habe, wodurch ich einem dereinftigen Bearbeiter allerdings in mancher Rücksicht die Mühe zu erleichtern hoffen durfte. Ich habe gesagt, daß ich bei meinen vielfältigen Amtsgeschäften nicht im Stande sei, vor jeßt etwas mehr zu thun, als bloß meine gesammelte Materialien nothdürftig zusammenzuordnen; habe gebeten, mit dem, was ich vor der Hand nur liefern könne, zufrieden zu seyn; habe geäußert, daß, wenn dieser erste Versuch in seiner Art nicht durch die bessere Arbeit eines Andern unnüß gemacht werde, sondern etwa in Zukunft eine zweite Auflage desselben erforderlich seyn sollte, ich alsdenn auch dem Buche eine bessere, vollkommnere Gestalt zu geben bemüht seyn würde; habe gesagt, daß ich Jasatze und Berichtigungen nicht nur für nöthig halte, sondern sie auch zu liefern verspreche. Ich habe mir so wenig das Ansehen gegeben, als glaubte ich für den eigentlichen Literator etwas Neues und Interessantes zu liefern, daß ich vielmehr ausdrücklich erkläre, ich sei nicht Willens, mich diesen Månnern an die Seite zu stellen. Ich habe gesagt, daß man bei diesem bloßen Versuche mit mir nicht über die Aufnahme oder Nichtaufnahme einzelner Schriftsteller zu genau rechten dürfe, daß zwar im Allgemeinen kein Schriftsteller vom ersten Range vermißt werden solle, daß ich aber in Ansehung der übrigen manchen Umständen nachgeben müsse. Ich habe gesagt, daß, wenn mein Werk Beifall finde, ich die bis jetzt fehlenden Schriftsteller, welche man etwa noch wünschen werde, in Supplementen nachholen wolle; habe in Rücksicht lebender Schriftsteller erklärt, daß ich solche nur zum Theil mitzu

nehmen

nehmen gedenke *). Ich habe gesagt, daß die Lebensumstånde nach den vorhandenen, ergiebigern oder dürftigern, Quellen mehr oder minder ausführlich gearbeitet worden, bei gänzlichem Mangel derselben aber natürlich auch von mir nichts ges sagt werden könne; daß die Urtheile über die Schriftsteller ges meiniglich von unsern besten Kritikern entlehnt sind; daß ich das, was ich von andern entlehne, mit ihren eigenen Worten vortrage, außer wenn mich Gründe bewegen, hier oder da eine Aenderung vorzunehmen. Ich habe gesagt, daß ich bei den einzelnen Schriftstellern nicht gerade Willens bin, alle Schriften derselben ohne Unterschied anzuzeigen, sondern nur diejenigen, welche eigentlich in ein Lexikon, wie das meinige, gehören, daß ich übrigens da und dort aus andern bewegenden Gründen Ausnahmen von der Regel gemacht u. s. w. Das alles habe ich gesagt, es so klar, so faßlich und für je dermann begreiflich gesagt, daß ich hoffen durfte, wer mich nur verstehen wolle, werde mich auch sehr wohl verstehen.

Auf diese meine, hier nur nochmals wiederholten, Aeusferungen haben bisher auch alle einsichtsvolle, Gerechtigkeit und Billigkeit liebende, Beurtheiler des Lexikons hinlängliche Rücksicht genommen. Sie haben, in Betracht der Schwierigkeiten und Mühseligkeiten des Werks, mich nicht durch un billigen, geschweige durch ungerechten Tadel zurückzuschrecken, sondern vielmehr durch ihren freundlicher Beifall zu ermuntern gesucht. Einer derselben, dem man übrigens gewiß nicht den Vorwurf machen wird, er sei in dem Urtheil über mein Buch zu gelinde verfahren **), drückt sich, nachdem er manches getadelt, folgendermaßen aus: „Doch, rechten wir jetzt

nicht

*) Noch lebende Schriftsteller in einem solchen Ler. aufzuführen, hat feine besondern, leicht einzusehenden, Schwierigkeiten. Sind es zus mal jungere, wie leicht geschieht ihnen durch ein Urtheil über ihre bisherige Schriften, deren Fehler und Mängel sie vielleicht bald, nachdem das Urtheil gefällt worden, durch größere Vollkommenheiten des Styls und der Darstellung vergüten, ein Unrecht?

**) Er hat sich mit dem Anfangsbuchstaben seines Nahmens unterzeich net, und man errdth leicht einen unserer achtungswertheßten Gelehrten und geschägteffen Literatoren. Gern und mit Dank nehme ich

nicht über das, was seyn könnte. Der Verfasser gesteht die Mångel seiner Arbeit selbst in der Vorrede mit lobenswerther Bescheidenheit zu, und will das Ganze für nichts weiter als den ersten Versuch und die Grundlage eines Wörterbuchs dies ser Art gehalten wissen. Mit dem, was hier wirklich gegeben und gesammelt wurde, hat man fast überall vollkommen Ur. fach zufrieden zu seyn." Es werden darauf einige Artikel nah. mentlich angeführt, und hinzugefeßt: „Es herrscht in diesen Artikeln eine musterhafte Auswahl bei einer Vollständigkeit, die nur wenig zu wünschen übrig läßt." Bei Gelegenheit des Artikels J. J. Bodmer, wird am Ende noch hinzugefügt: ,,Außer demjenigen, was der Verfasser von Undern entlehnt, blickt überall eigenes Urtheil mit löblicher Mäßigung und Ach. tung gegen die von der Nation geehrten Schriftsteller hervor." Endlich heißt es:,,Das Werk verdient nicht allein empfohlen zu werden, sondern es kann auch in der Folge etwas recht Brauchbares darauf erbauet werden." Ein anderer Beurthei ler nennt das Werk,,schäßbare Beiträge zur Geschichte unserer schönen Literatur.“ Noch ein anderer sagt: „Die bis jet gelieferten Artikel geben eine sehr unterhaltende und lehrreiche Lektüre, und verstärken den Wunsch, das Werk völlig ausges führt zu sehen. Wenn auch bei der großen Anstrengung, die der Verfasser bereits bewiesen hat, nicht gleich anfangs auf Vollständigkeit zu rechnen ist, wie er selbst wohl einsteht, und

im

von demselben alle mir gemachte Erinnerungen an; nur sei mir vers gönnt, hier gegen ein paar derselben etwas weniges zu meiner Ents schuldigung zu sagen. Wenn mir der Vorwurf gemacht wird, daß ich des treflichen Ge. Forsters auch nicht mit einer Sylbe erwähnt, so hat es der würdige Mann wohl übersehen, daß der Nahme dieses Schriftstellers sich allerdings unter den ersten der, in der Vorrede angeführten, künftig noch nachzuholenden Schriftsteller befindet. Wenn es ferner heißt: Ungern haben wir in der Vorrede die Anführung des Handbuchs vom Hrn. R. Vetterlein vermißt" so rührt diese Nichtanführung bloß daher, weil ich in der Kürze nur einiger weniger Schriften gedenken wollte, die sich über Dichter und Prosaisten zugleich erstrecken, Hrn. Vetterleins Handbuch ausschließs lich aber nur Dichter zum Gegenstande hat. In dem Lerikon selbst ist das Handbuch jedesmal, wo es die Gelegenheit mit sich brachte, gebührend angeführt worden.

nen."

im Voraus auf Supplemente hoffen läßt, so ist doch die An Lage zu einem literarischen Werke gemacht, das wegen seines umfassenden Plans von vielem Nugen seyn muß." Ein vierter: „Die großen Schwierigkeiten eines solchen Werks hat der Verfasser meistens glücklich zu überwinden gewußt, so weit nemlich die Kräfte eines Einzelnen ihnen gewachsen seyn könEin fünfter:,,Die besonnene Belesenheit, der ungemein mühsame Fleiß, die unermüdete Sorgfalt des Verfassers ist nicht zu verkennen. Ob das Werk gleich mehr für Liebs haber, als für eigentliche Literatoren bestimmt ist, so werden doch auch die leßteren nicht wenig interessante Notizen und Berichtigungen finden.“ Ich könnte noch einige, diesen im Ganzen ähnliche, Urtheile anführen, wenn ich nicht glaubte, daß die bisherigen schon vollkommen hinreichten, zu zeigen, daß doch so manche andre Gelehrte mein Buch ihres Beifalls nicht so ganz unwerth gefunden. Ich hoffe indeß auch von meiner Seite gezeigt zu haben, daß ich ihre gute Meinung zu schäßen gewußt, und bemüht gewesen bin, das mir ertheilte Lob immer mehr zu verdienen, und durch meinen verdoppelten Fleiß als nicht ungegründet zu rechtfertigen. Daß es mir auch damit einigermaßen gelungen, darf ich wohl schon um deswillen hoffen, da mir wenigstens einer der ersten unserer Literatoren, ein Mann, gleich geschäßt wegen seines Geistes und Herzens, im vergangenen Sommer schrieb: „Ich habe zwar ihr Buch noch nicht genau durchsehen können, aber doch kommt es mir vor, als ob der zweite Band den ersten noch an Genauigkeit und Vollständigkeit übertråfe.“

I.

Und was urtheilt denn nun der Hallische Recensent von meinem Buche? was sagt er, der geistreiche Mann, von demfelben? Man höre, und staune! Dieß sagt er: Hr. J. ist gar nicht der Mann, der ein solches Lexikon zu schreiben im Stande ist (S. 609.) *) Seine Auswahl der Schriftsteller ift

*) Ich überlasse es gern dem Ermessen der Leser, ob sie nach dem, was ich weiterhin bemerken werde, den Recensenten für den Mann halten können, der im Stande sei, die Geister zu prüfen. Aber ges fegt auch, es wäre uneingeschränkt an meinem Buche das alles zu

tabeln,

ist schlecht (S. 610.) *) Eine beträchtliche Anzahl meist der wichtigsten fehlt (611.) **) Diese Unvollständigkeit des Inhalts der beiden ersten Bånde des Lexikons läßt auf eine weit größere in dem folgenden schließen (S. 612.) ***) Die biogras

tadeln, was der Rec., nach dem Maaße seiner Verstandeskräfte, an demselben auszuseßen findet, darf er mir darum so geradchin und unbedingt die Fähigkeit absprechen, künftigbin etwas Besseres und Vollkommneres zu liefern? Was waren denu oftmals die ersten Vers suche der größten Männer unserer Nation? Ueberdieß habe ich mich ja gar nicht dazu aufgeworfen, weder jeßt, noch in Zukunft ein opus perfectum omnibusque abfolutum numeris zu liefern. Ich begnůge mich, einen in seiner Art nicht ganz unnüşen und unbrauchbaren Versuch gemacht zu haben.

*) Und warum? — Weil ich manche Schriftsteller aufgenommen habe, die, nach des Rec. Meinung, mit besseren hätten vertauscht werden sollen. Aber, was habe ich denn deshalb in meiner Vorrede erinnert? Sie ist doch deutsch, und, wie ich denke, faßlich genug ges schrieben, daß ein so geißtreicher Mann dieselbe wohl allenfalls noch hätte verstehen können.

**) Hätte der Rec. doch wenigstens nur nicht die Unklugheit begangen, auf der unmittelbar vorhergehenden Seite das Verzeichniß der, in den beiden ersten Bånden des Ler. von mir gelieferten, Schriftstel ler den Lesern hinzuseßen, wodurch er sogleich beim ersten Anblick sich selber Lügen ftraft. Hier findet man unter andern die Nahmen: Abbt, Adelung, Joh. Agricola, Krasm. Alberus, v. Alxins ger, Val. Andreå, v. Archenholz, v. Blankenburg, Blum, Blumauer, Chph. Bode, Bodmer, Boner, Brandes, Seb. Brant, Breitinger, Brockes, Bronner, Bürde, Bürger, Cams pe, v. Canig, Matth. Claudius, J. A. Cramer, v. Creuz, v. Cronegk, Sim. Dach, Denis, Dürer, Dusch, berhard, Ebert, Engel, Fischart, Flemming, Flögel, Fulda, Gärtner, Garve, Gellert, v. Gemmingen, v. Gerstenberg, Geßner, Gleim, Gökingk, Göthe, Gog, Gotter, Gortsched und feine Gattinn, Grypb, v. Hagedorn, Haller, Herder, Hippel, Holty, Jacobi, Jerusalem, Jünger, Iffland, Kästner, Bars schin, v. Bleist. Sind denn das die unwichtigsten, oder gerade die wichtigsten unserer Schriftsteller? Man traut seinen Augen kaum, wenn man das lieft, was der Rec. so ganz ohne allen Vers Hand dahinzuschreiben die Stirn hat.

***) O des leidigen Unglückspropheten! Also auch den jeßigen drits ten Band will er schon im voraus verdammen, ohne ihn nur einmal gesehen zu haben.

« ZurückWeiter »