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sichtlich des flüssigen und hitzigen Einschmelzens verschiedener Eisensorten; und letztere Eigenschaften sind für die Praxis des Puddelprocesses von grossem Werth.

Es ist nämlich unmöglich im Hohofen stets ein Roheisen von demselben Kohlenstoffgehalt zu produciren, ja es ist immerhin schon sehr schwierig, stets ein Eisen von nur annähernd gleichem Kohlenstoffgehalt zu erblasen, und der Puddler ist deshalb gezwungen, um eine gleichmässige tägliche Production zu erhalten, durch Zusammensetzung verschiedener Eisensorten den gewünschten Durchschnittsgehalt an Kohlenstoff herzustellen. Und zur Beurtheilung des für seinen Zweck richtigen Kohlenstoffgehaltes geben dem Puddler Oberfläche und Bruch des Eisens genügenden Anhalt. Derselbe braucht nicht lange Versuche zu machen und kann sofort oder wenigstens gleich nach dem ersten Satz das Richtige in Bezug auf den Kohlenstoffgehalt der zum Verarbeiten zu verwendenden Eisensorten bestimmen. Und hierdurch kann das noch vielfach übliche Treiben mit Schlacke vermieden werden, da abgesehen von der Brennmaterial verschwendung im Hohofen durch derartiges Arbeiten die Güte des Productes sehr leicht beeinträchtigt und dadurch die Fabrikation einer stets gleichbleibenden Ware und die Beurtheilung der Roheisenqualität sehr erschwert werden. Durch derartiges Arbeiten wird der Puddelprocess, der schon ohnehin zu viel in der Hand des Puddlers liegt, noch mehr von der grösseren oder geringeren Geschicklichkeit und Zuverlässigkeit des Arbeiters abhängig, ob er sich mehr oder weniger zu schonen Willens ist. Stets wird beim Treiben mit Schlacke der Ofengang weniger heiss geführt, und vielfach erhält man durch zu spätes oder zu vieles Zusetzen von Schlacken eine steife, zähe Schlacke, die durch den Hammer nicht mehr vollständig zu entfernen ist. Auch wird das Product abhängig von der Qualität der angewandten Schlacke oder von eingeschlossenen Schmiedeeisenstückchen, die nicht genügend warm geworden, sich mit den Luppenpartikelchen nicht mehr innig zusammenschweissen und so Veranlassung werden von unganzen Stellen in fertigem Fabri

kat u. s. w.

Je besser die Qualität des Roheisens ist, desto kohlenstoffärmeres Eisen (aber immer muss dasselbe noch einschmelzen) darf verpuddelt, also desto rascher der Puddelprocess durchgeführt werden; je geringer die Qualität ist, desto mehr muss der Process verlangsamt werden, um den schädlichen Bestandtheilen Zeit zu geben, sich abscheiden zu können, also desto hochgekohlteres Eisen muss verarbeitet werden. Und aus diesem Grunde wird in Steiermark nur raschgehendes Eisen verarbeitet, so dass dort in der zwölfstündigen Schicht 10 bis 11 Chargen gemacht werden können.

Die Drahtbündel-Welle.

Von R. Daelen in Düsseldorf.
(Hierzu Fig. 7 u. 8, Taf. V.)

Die Drahtbündel-Welle ist eine neue Transmissionswelle für Uebertragung grösserer Kräfte auf weitere Entfernungen als durch die gewöhnliche massive Welle oder Drahtseiltransmission erreicht wird.

Die in Fig. 7 u. 8, Taf. V in 1/2 der nat. Gr. dargestellte Welle hat eine mittlere Stärke. Fig. 7 zeigt die Welle zum Theil im Längendurchschnitt mit Kuppelung und zum Theil in Ansicht; Fig. 8 ist ein Querschnitt.

Die Welle ist folgendermaassen zusammengesetzt: Zuerst wird ein Bündel von Segmenten a, a, welche zusammen ein Rohr bilden, gelegt; hierauf werden die ersten Drähte b, b aufgewunden, alsdann werden wieder Segmente gelegt und wieder mit Drähten umwunden u. s. f. Die aus den Segmenten gebildeten Bündel oder Röhren haben den Zweck, die Stabilität in jeder Hinsicht herzustellen und den Drähten eine feste Unterlage zu geben. Die Drähte dagegen erfüllen den Hauptzweck, nämlich die Fortpflanzung der Kraft durch ihre grosse absolute Festigkeit, wodurch auch ihre Zahl und die Stärke bestimmt wird.

Die Verkuppelung der Enden wird derart hergestellt, dass diese Welle nicht schwächer als der übrige Theil der Welle ist.

In Fig. 7 zeigt die rechte Seite den Durchschnitt einer Kuppelung. Die Hülse c ist aus zwei Hälften, welche mittelst der beiden Ringe d' an den conischen Enden so fest auf die Welle aufgepresst werden, dass hierdurch und auch durch das Aufdrücken auf die Buchse d, welche aus einem Stück besteht, die Verbindung so fest wird, dass ein Verdrehen der Wellenenden in der Kuppelung nicht stattfinden kann; dieselbe kann auch gleichzeitig als Lager dienen. Die linke Seite giebt eine Kuppelung, bei welcher das starke Aufziehen auf die Wellenenden dadurch erzielt wird, dass die conisch zulaufenden Zähne g der Buchsen f so stark eingepresst werden, dass dieselbe Festigkeit wie oben erzielt wird. Auf diese Weise lassen sich noch verschiedene Combinationen machen.

Auf die Frage, warum man statt der ersten Bündel nicht gleich ein gewalztes Rohr genommen hat, diene zur Antwort, dass Röhren nicht in so grossen Längen angefertigt werden, und dass durch Zusammenfügen von mehreren Theilen in der Länge der Welle die relative Festigkeit sehr beeinträchtigt werden würde. Die dargestellte Welle wiegt pro Meter 20k,3 und kann bei 300 Umdrehungen 50 Pferdest. fortpflanzen, eine massive runde Welle, welche gleiche Kraft bei gleicher Geschwindigkeit fortpflanzen soll, würde 45,15 wiegen, die sich aber nur auf ein Viertel der Länge von derjenigen der Bündelwelle frei tragen könnte.

Die Drahtseiltransmissionen sind bis jetzt die vortheilhaftesten, um eine Kraft auf grössere Entfernungen zu übertragen. Nach den Angaben der Herren Felten & Guilleaume in Cöln haben die stärksten Seile, welche man zu diesem Zwecke verwendet, 21mm Durchmesser; die Anspannung darf im Maximum nur 250k und die grösste Seilgeschwindigkeit 25m pro Secunde betragen; die hierzu passenden Seilscheiben haben 3m,25 Durchm., die grösste Geschwindigkeit dieser Scheiben ist mithin nur 150 Umdrehungen in der Minute, und die grösste Kraft, welche damit transmittirt werden kann, ist nur 271⁄2 Pferdest. gleich. Diese Transmissionen eignen sich mithin nicht für grosse Kräfte und auch nicht für grosse Geschwindigkeiten.

Die Dauerhaftigkeit eines Seiles wird nur auf 2 bis 3 Jahre angegeben, woraus sich schon auf häufige Reparaturen und Betriebsstörungen schliessen lässt; um diese möglichst zu vermeiden, werden 1 bis 2 Reserveseile erforderlich sein und den Betrieb sehr vertheuern. Aus dem hier Gesagten geht hervor, dass in den Transmissionen, welehe den Zweck haben, grosse Kräfte oder Geschwindigkeiten auf grosse Entfernungen zu übertragen, noch etwas fehlt. Dieses Fehlende wird nun durch die Drahtbündel-Welle nicht allein ausgefüllt, sondern man hat auch noch den grossen Vortheil der Sicherheit und Dauerhaftigkeit vor den beiden anderen Systemen voraus. *)

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Der zweite Theil giebt die niedere Geodäsie, nämlich die Aufnahmen für ökonomische und technische Zwecke, in selbstständiger Auffassung und Darstellung; die bezüglichen trigonometrischen und anderen Rechnungen sind recht ausführlich behandelt. Die Instrumente sind durch Holzschnitte im Text dargestellt.

Wir müssen uns indessen versagen auf den Inhalt des vortrefflich angelegten Handbuches vor dessen vollständigem Erscheinen näher einzugehen, um demnächst in zusammenhängender Weise das Ganze zu übersehen und speciell zu besprechen. M.-K.

Bauwesen.

Der Eisenhochbau der Gegenwart. Systematisch geordnete Sammlung neuerer eiserner Hochbau-Constructionen. Zum Gebrauche bei Vorlesungen und Privatstudien sowie bei dem Entwerfen, Berechnen und Veranschlagen von Eisenhochbauten zusammengestellt und mit Text begleitet von Dr. F. Heinzerling, königl. Baurath und Professor an der polytechnischen Schule zu Aachen. Erstes Heft. Mit 6 lithographirten Tafeln in Gross Doppel-Folio und 18 Bogen Text mit 139 Holzschnitten. (Preis 14 M). Aachen, 1876. J. A. Meyer.

Das vorliegende Werk über eiserne Dachconstructionen ist in demselben Geiste geschrieben wie des Verfassers Werk über Brücken, dessen Vorzüge wir bei Besprechung der einzelnen Hefte desselben hervorgehoben haben. Passend ausgewählte Beispiele, sauber und in deutlich grossem Massstabe ausgeführte Zeichnungen der Constructionen und ihrer Details, klare statische Berechnungen und ins Einzelne durchgeführte Kostenanschläge der beschriebenen Objecte finden sich auch in dem vorliegenden Hefte, ebenso wie einleitend eine allgemeine Theorie der besprochenen Gruppe von Constructionen und speciellere Untersuchung ihrer Verbindungen und Unterstützungen sowie Anhaltspunkte für überschlägliche Kostenberechnungen. Nicht weniger interessant ist der dem technischen Material vorangeschickte geschichtliche Abriss über die Anfänge und die Fortbildung der eisernen Dachconstruction en bis zu dem heutigen Standpunkte mit seinen bedeutenden Ausführungen der verschiedensten Systeme.

Das augenblicklich vorliegende erste Heft enthält Hochbauten mit eisernen Pult- und Satteldächern und erläutert in der oben geschilderten Weise die Perronhallen der Bahnhöfe von Obercassel, Breslau für die Freiburger Bahn, Ems und Altona, die Dächer über die Reparaturwerkstatt auf Bahnhof Herrenhausen, endlich ein Satteldach mit Pultgegendach, Sägedach und Walmdach.

Den Schluss des Heftes bilden Angaben über Vergebung und Ausführung der einschlägigen Arbeiten über die Unterhaltung der Eisenconstructionen und ein specieller Literaturnachweis. R. Z.

Maschinenbau.

Elemente der Maschinenlehre für Gewerbeschulen und ähnliche Lehranstalten, sowie zum Selbstunterrichte von G. A. Marin, weil. o. ö. Professor des Maschinenbaues am Wiener Polytechnicum. Zweite Auflage. Durchgesehen und erweitert von R. Böck, o. ö. Professor der Maschinenbaukunde an der Leobener k. k. Bergakademie. Mit vielen in den Text gedruckten Holzschnitten. 503 S. Brünn, 1876. Buschack & Irrgang.

Das vorliegende Buch, hauptsächlich für den Unterricht an Gewerbe-, Industrieschulen und dergleichen Anstalten bestimmt, behandelt dem entsprechend nur unter Voraussetzung der Kenntniss der niederen Mathematik die wichtigsten Capitel der Maschinenbaukunde und Maschinenlehre, so z. B. die Construction der hauptsächlichsten Maschinenelemente, der Regulatoren, der Hub- und Aufzugsmaschinen, der hydraulischen und Dampfmaschinen sowie der Dampfkessel in einer für solche Schulen völlig ausreichenden Ausdehnung. Dabei

lassen ausserdem die einfache und klare Behandlungsart des Stoffes, die systematische Eintheilung desselben und die zahlreichen in den Text gedruckten guten Abbildungen das Buch zu dem angegebenen Zwecke als höchst geeignet erscheinen. Jedoch auch solchen Lesern, welche dem Maschinenfache ferner stehen, sich aber doch, ohne allzu tief in die Wissenschaft eindringen zu wollen, klare Begriffe von den Grundgesetzen des Maschinenbaues und der Maschinenlehre erwerben U. wollen, kann dasselbe empfohlen werden.

Dampfmaschinen.

Der Indicator. Anleitung zum Gebrauch desselben bei der Prüfung von Dampfmaschinen und zur Ermittelung des Kraftbedarfes von Arbeitsmaschinen. Von J. Völckers, Director der Zuckerfabrik und Raffinerie Ostrowo. Zweite Auflage. Erweitert und nach metrischem Mass und Gewicht bearbeitet von R. Ziebarth, Civil-Ingenieur in Berlin. Mit Holzschnitten und 7 lithographirten Tafeln. 144 S. (Preis 5 M). Berlin, 1878. Rudolph Gaertner.

Die erste Auflage dieses Werkes erschien im Jahre 1863 mit einem besonderen Vorworte des Hrn. Professor Dr. F. Grashof. Hr. Völckers machte unserem Vereine das für sein Buch mit dem Verleger ausbedungene Honorar zum Geschenk, wofür auf Antrag des Vorsitzenden der Hauptversammlung zu Braunschweig Hrn. Völckers der Dank des Vereines mit einem Beifall ausgesprochen wurde, welcher darum ein besonders lauterer war, weil der Verfasser des Buches durch seine förderliche Strebsamkeit als Vereinsmitglied allgemein hochgeschätzt, und der Gegenstand seiner neuen Arbeit als entschieden zeitgemäss bewillkommt wurde. Gleiche Würdigung hatte das Buch in weiteren Kreisen rasch gefunden. Nur die eine: das von Hrn. Professor Gust. Schmidt in Prag in der „Zeitschrift des österr. IngenieurVereines im Jahrgang XV veröffentlichte Referat heben wir deshalb hervor, weil das Schmidt'sche Werk „Die Theorie der Dampfmaschine" mehrfach als Grundlage der theoretischen Behandlung diente.

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Dem längst empfundenen Bedürfniss nach einer neuen Auflage entgegen kommend hat Hr. Ziebarth sich ein Verdienst um unsere Literatur dadurch erworben, dass er die Umarbeitung der ersten Auflage, den neuen Verhältnissen Rechnung tragend übernommen hat. Dahin gehört die Umrechnung in die metrischen Masse und Gewichte, die Beschreibung des Richards'schen Indicators u. s. w. Gern hätten wir auch das so vorzügliche Amsler'sche Planimeter empfohlen gesehen, gegenüber der Simpson'schen Regel (S. 31), deren Anwendung beim Ausmessen von Hunderten von Dampfdiagrammen, wie solche bei der indicatorischen Untersuchung einer Dampfmaschine genommen werden pflegen, viel zu zeitraubend ist, und doch der mit dem Planimeter leicht erreichbaren Genauigkeit entbehrt.

zu

Die (S. 63) immer noch fest gehaltene Behauptung, dass die Dampfverluste ganz besonders durch Undichtigkeiten von Schieber und Kolben verursacht werden, steht zwar im Widerspruch mit der neueren Annahme, dass die Flächencondensation im Dampfcylinder hauptsächlich jene Verluste mit sich bringt, hat aber glücklicherweise keinen Einfluss auf die hieraus gezogenen Folgerungen. Diese gipfeln in der bekannten, einfachen Völckers'schen Verlustformel (Gl: 50), welche immer noch als die mit der Erfahrung am besten übereinstimmende anerkannt wird.

Das Verständniss für den Werth von indicatorischen Messungen von Motoren und Arbeitsmaschinen hat erfreulicher Weise derartige Fortschritte gemacht, dass wol eher als wieder nach 15 Jahren eine dritte Auflage nothwendig werden dürfte. Bei der Bearbeitung dieser wird man sich dann vielleicht unserer obigen Bemerkungen erinnern, und auch den Zweicylinder-Maschinen Beachtung schenken.

Seitens des Hrn. Verlegers ist die Ausstattung dieser Auflage gleich der ersten, und diese war bekanntlich untadelhaft. R. W.

A. W. Schade's Buchdruckerei (L. Schade) in Berlin, Stallschreiberstr. 47.

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(Vorgetragen in der Versammlung des Siegener Bezirksvereines vom 29. September 1877.)
(Schluss von Seite 29.)

Die zweite nordwestliche Gruppe umfasst:

den Aderborn,

Born am Wehr,

am Busch,

Lohfinkborn und

die Quellen des Aderweihers.

Diese Gruppe liegt am nördlichen Ende des Ortes Fischborn, zum Theil unmittelbar bei den Häusern und erforderte den Ankauf bezw. Abbruch von mehreren derselben. Bei der weiteren Aufdeckung dieser Quellen fand sich eine flachliegende dichte Thonschicht, die den oberen Theil des von Osten her zuziehenden Wassers abdämmte und so unter dem Einfluss des durchwurzelten Bodens intensiv zersetzend auf das unterliegende stark eisenschüssige Basaltgerölle einwirkte und rothen Lehm anschwemmte. Die vorstehend angeführte oberflächliche Thonschicht musste bei der Fassung durchschnitten, und die gesammten Wasser auf eine tiefere Sohle gebracht werden. Obgleich der Thon tief eingeschlämmt war, so fand sich doch unter demselben ein intactes Basaltgerölle in söhliger Lage, wodurch die tiefer gelegten Quellen isolirt und in einer gemeinschaftlichen Kammer gesammelt werden konnten. Hiernach gestaltete sich das Wasser auch in dieser Gruppe vollkommen gleichartig und constant.

In der dritten südlichen Gruppe, welche man von Birstein aus zunächst erreicht, liegen die Quellen des ehemaligen alten Seeweihers und der Wehmersborn. Bei der Aufräumung und Fassung der Quellen dieser Gruppe fand sich eine obere schwer durchlässige Lehmbodenschicht, welche durchfurcht werden musste, um die Wasserlage auf tiefer liegendes Gestein zu führen. Durch Abmauerung und Betonirung ist das Eindringen des Tagewassers verhindert und ergab das Resultat der qualitativen Analyse ein gleich gutes Ergebniss wie bei den beiden ersten Gruppen.

XXII.

Märzheft.

Was im Allgemeinen die Fassung der Fischborner Quellen am Vogelsberg betrifft, so ist dieselbe mit jeder erdenklichen Sorgfalt vollständig gelungen ausgeführt. Das umliegende Terrain ist angekauft und eingefriedigt, dabei sind mit wahrhaft ängstlicher Gewissenhaftigkeit überall Gräben zur Ableitung des Tagewassers gezogen worden. Hiermit dürfte die gute Qualität des Wassers, allerdings mit grossem Kostenaufwande, für immer sicher gestellt sein; auch hat man darauf Bedacht genommen, dass alle Fassungen zugänglich sind und jederzeit beobachtet werden können.

Die Fischborner Quellen zeigen bezüglich ihres quantitativen Ergebnisses eine ziemlich vereinzelt dastehende Beständigkeit. Es lässt sich selbst in der trockensten Jahreszeit ebenso wenig eine erhebliche Wasserabnahme wie eine wesentliche Steigerung bei Regenzeit oder nach Abgang der oft bedeutenden Schneemassen von den umgebenden Höhen constatiren. Die Minimalergiebigkeit der Fischborner Quellen ist:

pro Secunde

24 Stunden

Ocbm,1037 8961cbin,840.

Rücksichtlich einer gleichmässigen niedrigen Temperatur zeigt das Wasser der in Rede stehenden Quellen nur geringe Schwankungen. Das Wärmemaximum ist ungefähr 11,6° C. oder 9,3° R.

Soweit die Leitung behufs Abführung der Quellen keinen inneren Druck auszuhalten hat, was bis zur Sammelkammer oberhalb Birstein der Fall ist, sind Cementrohre aus der Fabrik von Dyckerhoff & Widmann zu Biebrich angewendet, welche aus etwa 3 Theilen reinem scharfen Rheinquarzsand und 1 Theil bestem Amöneburger Portland-Cement gefertigt und im Inneren gut geschliffen sind, um die Reibung auf das geringste Mass zu reduciren. Ueber die Qualität dieser Cementröhren sowie über das Legen derselben, welches von derselben Firma besorgt worden ist, sprach man sich

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sehr zufrieden aus. Zur Prüfung der Güte der Cementröhren sind Gefässe aus Masse gleicher Zusammensetzung angefertigt und mehrere Wochen mit dem Wasser der Quellen gefüllt gehalten, wobei sich keinerlei Vermehrung der fixen Bestandtheile des Wassers ergab. Während seines Laufes durch die Cementröhren ist das Wasser den Wärmeschwankungen des Bodens am wenigsten ausgesetzt und ergaben sich bei dem Sammelbassin `vor Birstein nur Veränderungen von 0,4 bis 0,5 Grad über und unter der Mitteltemperatur.

Die Quellenfassungs-Anlagen im Vogelsberg und Spessart in Betreff der Minimalergiebigkeit des Flächeninhaltes des Quellengebietes, die Länge der Canäle und Leitungen sind in Tabelle I zusammengestellt.

Auf die Leitung selbst vom Vogelsberg und Spessart bis zur Zusammenführung beider im Reservoir auf dem Aspenhainer Kopf komme ich später zurück.

Ueber die Quellenfassung sowie die hiermit zum Theil verbundenen rein bergmännischen Arbeiten im Spessart, bin ich nicht in der Lage aus eigener Anschauung berichten zu können. Indem jedoch die Fassungs- und Zusammenführungsarbeiten im Spessart beziehentlich Bieber- und Casselgrunde, wesentlich verschieden sind von denen bei den Fischborner Quellen am Vogelsberg, so gestatte ich mir das anzuführen, was mir darüber mitgetheilt, und was ich dem Berichte des Hrn. Dr. G. Kerner vom 15. April 1874, sowie dem Berichte der Direction in der Generalversammlung am 29. April 1876 entnehme. Diesen Berichten, deren gütige Zusendung ich Hrn. Ingenieur Carl Friedrich verdanke, sind auch die Tabellen entnommen.

Die Quellen am Spessart entspringen, wie bereits erwähnt, einem sehr zerklüfteten Buntsandstein, wobei sich bei der Aufdeckung zwischen dem festen Gestein Sand- und Lettenlager fanden. Bei dem Vordringen in so zerklüftetem Gestein kommt es vor, dass sich das Niveau des Wasserspiegels so tief senkt, bis sich eine undurchlässige Schicht findet. Es musste daher bei den Fassungsarbeiten entsprechende Vorsicht darauf verwendet werden, dass ein Entweichen des Wassers verhütet wurde, und hat man hierbei folgende Grundsätze gelten lassen.

1) Jeden einzelnen Wasserlauf, im Gegensatz zu den bei vielen anderen Wasserleitungen angewandten Sickerungen und Drainirungen getrennt für sich, womöglich in festem Gestein und in genügender Tiefe, welche mindestens 2 betragen muss, zu fassen.

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2) Die Quellen gegen das Eindringen von Wildwasser vollkommen zu schützen.

3) Durch selbstwirkende Ueberläufe ins Freie einen Rückstau des Wassers bis an die Stelle, an welcher die Quelle in den Fassungsraum eintritt, thunlichst zu vermeiden.

4) Den Zugang zu den Quellen und den Zutritt von frischer Luft zwar zu ermöglichen, jedoch durch Trennung der Vor- und Schieberkammern von den eigentlichen Wasserkammern und Fassungscanälen und

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durch Verschluss mittelst eiserner Thüren und Drahtgitter jeder Verunreinigung des Wassers vorzubeugen.

5) Durch Wehranlagen und Ablassvorrichtungen die Ausschaltung jeder einzelnen Quelle für sich und die Reinigung der Kammern und Canäle ausführbar zu machen, ohne hierfür die Ableitung der übrigen Quellen stören oder unterbrechen zu müssen.

6) Die Dimensionen der Canäle, Kammern, Wehre, Ablässe und Abläufe so zu bestimmen, dass bei jeder Quelle die in dem Jahre 1871 ermittelte Maximalwassermenge abgeleitet werden kann.

Auf diese Weise sind nun folgende Quellen mit der grössten Sorgfalt und unter Verwendung der besten Materialien gefasst:

a) im Casselgrund:

der Gieserborn,
Breiteruhborn,

Langenborn,
Hummelsborn;

b) im Stolln Casselgrund - Büchenbachthal: vier

kleine Quellen;

c) im Biebergrund:

Elsebachquelle,

Steinborn,

Dachsborn,

Untermüller,

Obermüller,

Glasborn,

Grosse und kleine Bieberquelle.

Im Gegensatz zu den Quellen am Vogelsberg, welche auf einem verhältnissmässig wenig ausgedehnten Gebiet entspringen, liegen die Spessartquellen vereinzelt im Walde, und der directe Abstand der beiden äussersten Quellen beträgt 10km. Durch einen hohen Bergrücken wird das Quellengebiet im Cassel- und Biebergrund von einander getrennt, was den Durchhieb dieses Berges mittelst zweier fahrbarer Stolln erforderte, um beide Quellengebiete zweckmässig am sogenannten Gieserborn zu vereinigen.

betrieb geführt, und obgleich das Vordringen in festem Gestein sowie grossem Wasserandrang erschwert war, betrug der Ausbruch ohne Rücksicht der Störungen und Unterbrechungen pro 24 Stunden im Durchschnitt: Stolln I im Casselgrund

2,36.

desgl. im Büchelbachthal

0m,67 0m,84

Stolln II im Büchelbachthal = 000,84 desgl. im Elsebachthal = 1o,29. Stellenweise betrug der Forthieb an einzelnen Tagen Die Dimensionen dieser Stolln, deren Ausmauerung sind in der Tabelle II zusammengestellt, und wird noch bemerkt, dass beim Durchhieb der Gegenörter beide Stolln sowol in der Richtung als auch in dem Niveauverhältnisse genau stimmten. Auch in den erwähnten Stolln wird das Wasser durch kreisrunde Cementröhren von 0,60 Durchm. geleitet. Nachdem die ganze Leitung fertig gelegt war, ist sie mittelst einer Wassersäule von 3" auf Festigkeit und Dichtigkeit geprüft worden..

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Hinsichtlich der Quantität unterscheiden sich die Quellen im Bieber- und Casselgrund wesentlich von den Fischborner Quellen; während die letzteren, wie erwähnt, sich durch eine unwandelbare Gleichmässigkeit auszeichnen, sind die ersteren von den meteorologischen Niederschlägen beeinflusst und wechseln von einem Minimum bis zu einer 6 bis 10 fachen Maximalergiebigkeit.

Nachdem im Vorgehenden die Quellenfassung des Bieber- und Casselgrundes im Spessart und deren Zusammenführung im Gieserborn sowie die Quellenfassung der Fischborner Quellen und Leitung bis zum Sammelbassin oberhalb Birstein beschrieben ist, dürfte nunmehr die Fortführung der Leitung von den genannten Sammelpunkten bis zum Vereinigungspunkt beider am Aspenhainerkopf nur weniger Worte bedürfen. Die Leitungen von beiden Quellengebieten bis zum Reservoir auf dem Aspenhainerkopf unweit Gelnhausen bestehen aus gusseisernen Röhren, welche meistens den Strassen und Wegen folgen und im Durchschnitt 2m tief in den Boden eingelegt sind. Die Fischbornerquellen am VogelsTabelle II.

Der Hieb dieser Stolln wurde durch Gegenorts

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