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Ingenieur Lechot*) die Anwendung des schwarzen brasilianischen Diamanten, welcher sich durch die grösste Härte unter allen bekannten Körpern auszeichnet, zum Gesteinbohren vor und verband mit seinem Vorschlage die allein richtige Idee, den Bohrer ringförmig zu construiren und denselben rotirend arbeiten zu lassen. Lechot's Princip fand bald Verwendung bei Herstellung von Sprengbohrlöchern für Stolln- und Tunnelbau in Europa und Amerika. In letzterem Erdtheil dehnte man bereits im Jahre 1870 die Anwendung des mit Diamanten besetzten Ringbohrers auf die Herstellung von Tiefbohrlöchern aus, und die ersten Diamant-Tiefbohrmaschinen von A. J. Severance, W. T. Holt und John North sind trotz ihrer Mangelhaftigkeit das Vorbild der späteren, sehr vollkommenen Bohrmaschinen von Beaumont geworden.

Sämmtliche Diamant-Bohrapparate beruhen auf der Anwendung eines hohlen schmiedeeisernen Bohrgestänges, welches an dem bohrenden Ende mit einem ringförmigen Gussstahlkörper, der sogenannten Bohrkrone, armirt ist, deren freie Endfläche, einen concentrischen Ring bildend, mit Diamanten besetzt ist. Die Anordnung der letzteren ist derartig, dass durch dieselben aus dem vollen Gestein ein concentrischer Hohlraum heraus gefräst wird, welcher an seiner äusseren Peripherie die Bohrlochswandung, an seiner inneren dagegen einen Gesteinscylinder, den Bohrkern, zurücklässt. Während das so armirte Gestänge durch mechanischen Antrieb 200 bis 300 Mal in der Minute rotirt, wird von seinem äusseren, freien Ende aus mittelst eines mit demselben verbundenen Gummischlauches ununterbrochen Wasser bis vor Ort gepumpt, welches das durch die Arbeit der Diamanten abgelöste Gesteinmehl ebenso ununterbrochen fortspült und zu Tage austreten lässt, und somit die bisher übliche, so sehr zeitraubende besondere Operation des Ausschmantens der Bohrlöcher vollkommen entbehrlich macht.

Die Abnutzung der Diamanten ist verhältnissmässig gering und wenig kostspielig durch den Umstand, dass die abgenutzten Steine ungefähr zu demselben Preise für die Gewichtseinheit zurückverkauft werden, zu dem sie angekauft wurden, da sie vorwiegend in pulverisirtem Zustande zum Schleifen der theuren hellfarbigen Diamanten benutzt werden, und es bei ihrer Pulverisirung gleichgiltig ist, ob einzelne Kanten bereits abgenutzt sind oder nicht.

Ein grösserer Verlust entsteht dann, wenn einmal ein Diamant sich aus der Fassung löst und gänzlich verloren geht.

Zu Kronen für kleinere (Spreng-) Bohrlöcher werden kleinere Steine, oft nur Splitter, für grössere dagegen grössere Steine verwandt; letztere übersteigen selten die Grösse einer halben oder ganzen Erbse. Der Preis eines solchen Steines beträgt je nach seinem Gewicht

*) Lechot's Maschinen finden sich nach den „Ann. du Conservatoire, 1864, t. IV, p. 663" durch H. Tresca beschrieben in Dingler's Polytechn. Journ." Bd. 173, S. 248 u. f.

jetzt etwa 30 bis 120 M, im Durchschnitt also 75 M, so dass eine mit 12 Steinen besetzte Krone (für Bohrlöcher von 150 bis 200mm Durchm.) etwa 900 bis 1000 M kostet. Eine kleine Krone für Sprenglöcher von 36 mm Durchm. enthält nur für 80 bis 120 M Diamanten. Als Beispiel für den Geldwerth der Abnutzung der Steine möge die Angabe dienen, dass die zur Herstellung eines über 130m langen, im härtesten Quarz- und Feldspathfelsen getriebenen Stollns zu Colorado in Amerika verwendeten Diamanten einen Abnutzungsverlust von nur 30 Doll. zeigten.

Die ausgedehnteste Anwendung der Diamantbohrung geht augenblicklich von der „Continental Diamond Rockboring Company, Limited" zu London*) aus, und meine specielle Kenntniss der Methode, der Apparate und Erfolge verdanke ich dem Umstande, dass diese Gesellschaft seit dem Sommer des Jahres 1876 auf meinen Vorschlag Tiefbohrungen auf Kali- und Steinsalz in der Nähe von Aschersleben (und zwar, wie hier nebenbei bemerkt werden mag, mit ausgezeichnetem Erfolge) ausführen lässt.

Bei den von der Gesellschaft benutzten Bohrmaschinen von Beaumont liefert eine 20 bis 24 pferdige Locomobile die Betriebskraft. Die eigentliche Bohrmaschine, in welcher sämmtliche Vorrichtungen zur Bewirkung der Rotation, zum Heben und Senken sowie zum Lüften und gänzlichen Herausholen des Bohrgestänges, zum festeren oder sanfteren Andrücken der Bohrkrone gegen das zu bohrende Gestein, die Windetrommel, die Gegengewichte zur annähernden Ausgleichung der Gestängelast sowie endlich zwei Druckpumpen zum Eintreiben des Spülwassers bis vor Ort auf überaus compendiöse Weise mit einander vereinigt sind, ist so eingerichtet, dass sie leicht und schnell aus einander genommen und aufgestellt werden kann. Das Gerippe derselben ist ganz aus I-Eisen construirt und besteht im Wesentlichen aus zwei stehenden Säulen, welche auf Schwellen von förmigem Grundriss ruhen und durch schrägliegende Verbandstücke nach allen drei Seiten hin mit diesen eisernen Grundschwellen vereinigt sind. In der Mitte zwischen den beiden Säulen befindet sich das Bohrloch. Zwischen den Säulen und durch dieselben geführt bewegt sich ein Schlitten auf und ab, in dessen Mitte sich ein Kammlager befindet. In letzterem dreht sich der untere, als Kammlagerzapfen gestaltete Theil eines hohlen gusseisernen Körpers von etwa 2,000 Länge, durch welchen das Rohrgestänge hindurch geführt ist. Festgehalten und gleichzeitig centrirt wird letzteres durch eine eigenthümliche Klemmvorrichtung. Nach oben ist die Spindel durch die in einem metallenen Halslager laufende Nabe eines Kegelrades geführt, welches durch ein anderes Kegelrad, dessen Welle schräg nach dem Fusse der Bohrmaschine hin gelagert ist, angetrieben wird. Das Rad, durch welches die Spindel hindurch geht, ist mit einer Feder

*) Centralbüreau für den Continent in Leipzig, Wintergartenstrasse 3.

versehen, welche einer in der ganzen freien Spindellänge vorhandenen Nuth entspricht, so dass unbeschadet des gemeinschaftlichen Niedergehens von Schlitten und Spindel letztere und mit ihr das Gestänge rotiren kann.

In ihren sonstigen Einzelheiten lässt sich die Bohrmaschine ohne specielle Abbildungen nicht gut beschreiben, und da genügend deutliche Abbildungen in Dingler's Polytechn. Journ.", Band 217, Taf. II enthalten sind, so kann ich füglich hier auf diese Quelle diejenigen verweisen, die specieller sich zu unterrichten wünschen.

Der eigentliche Bohrapparat besteht nun, von oben gerechnet, aus dem Bohrgestänge, dem Kernrohr und der Bohrkrone.

Das Bohrgestänge besteht aus 2m langen, etwa 50mm im Lichten weiten schmiedeeisernen Rohren von 5mm Wandstärke, welche mit Muffen und Gewinde unter einander verbunden werden. Bei grosser Bohrlochstiefe werden auch gussstählerne Rohre benutzt.

Das Kernrohr, welches zur Aufnahme des abgebohrten Kernes dient und von gleicher Weite wie die Bohrkrone ist, wird ebenfalls aus 2m langen schmiedeeisernen Rohren und bis zu 16m Länge gebildet. Die Wandstärke der Kernrohre ist grösser als bei den Gestängerohren, und die Verschraubung der einzelnen Theile erfolgt nicht durch eigentliche Muffen, welche stets eine Vermehrung der Wandstärke bedingen, sondern in der Weise, dass jedes einzelne Rohr an dem einen Ende einen Gewindezapfen, am anderen das Muttergewinde enthält und in beiden Fällen auf die Länge der Schraube nur die halbe Wandstärke vorhanden, an der Verbindungsstelle mithin das Kernrohr innen und aussen ganz glatt ist. Das Kernrohr hat stets einen grösseren Durchmesser als das Bohrgestänge und zwar von 60. bis 250mm.

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Unmittelbar an das Kernrohr schliesst sich, durch ein etwa 100mm langes Gewinde mit demselben verbunden, die Bohrkrone, über deren Function bereits weiter vorn berichtet wurde. Die Fig. 9 und 10, Taf. V zeigen, wo und in welcher Reihenfolge die Diamanten eingesetzt sind. Das „Setzen" der Diamanten erfordert ebenso viel Umsicht als Erfahrung und Uebung. Im Allgemeinen sei hier bemerkt, dass für jeden Stein zunächst ein rundes Loch in der Krone ausgebohrt und dieses mittelst des Kreuzmeissels derartig erweitert wird, dass der Diamant in dem Loche genau diejenige Lage findet, welche er einnehmen soll. Sodann wird der Stein ringsum vollständig verstemmt, so dass von ihm kaum etwas zu sehen ist; nach kurzem Gebrauch der Krone hat sich von der Stahlfläche so viel abgeschliffen, dass die Diamanten schärfer und wirksamer heraustreten. Sobald sämmtliche Steine eingesetzt sind, wird die Krone gut gehärtet; die Erhitzung und Abkühlung derselben wirkt auf die Diamanten durchaus nicht nachtheilig ein.

Hinsichtlich der eigentlichen Bohrarbeit bemerke ich Folgendes. Der Druck, mit welchem man die Bohrkrone vor Ort aufsitzen und arbeiten lässt, hängt ganz

von der Art und Festigkeit des Ortsgesteins ab; dieser Festigkeit entsprechend liegt auch der Grad des Vorschubes in ausserordentlich weiten Grenzen. In den Lettenschieferschichten des Buntsandsteins und im Gyps habe ich nicht selten eine Leistung von 1m in 10 bis 15 Minuten beobachtet; in den härtesten Gesteinen übertrifft die Leistung des Diamantbohrers die des Freifallmeissels stets um das 10 bis 12, oft sogar um das 20fache. Mittelst einer einfachen, überaus empfindlichen und wirksamen, mit dem Gegengewicht für das Gestänge combinirten Vorrichtung lässt sich der Druck der Krone vermehren und vermindern, das Gestänge lüften und andrücken.

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Auch die Länge des ohne Unterbrechung abgebohrten Kernes richtet sich nach der Beschaffenheit des Gesteins. Bei festem, homogenem Gebirge kann man bis zu 6m in einem Gange abbohren, bevor man nöthig hat, das Bohrzeug herauszuholen und den abgebohrten Kern aus dem Kernrohre zu entfernen. Die Kerne brechen je nach der Beschaffenheit des Gesteins von Zeit zu Zeit ohne besondere Nachhilfe gewöhnlich in verschiedenen Längen ab und werden in dem Kernrohre theils durch abgeriebenen Bohrsand, theils durch den inneren vorspringenden Rand der Krone festgehalten. Besondere Vorrichtungen sind weder zum Abbrechen noch zum Festhalten der Kerne vorhanden oder erforderlich. Bei den Ascherslebener Bohrungen sind nicht selten Gyps- und Anhydritkerne von über 4" und Salzkerne bis zu 1m Länge in einem Stück zu Tage gefördert worden. Ich kann es mir nicht versagen, hier auf den ungeheuren Erfolg hinzuweisen, den die Diamantbohrung durch Gewinnung der vollen Salzkerne durch die ganze Mächtigkeit des Salzlagers hindurch errungen hat. Gerade die Kalisalze sind die am leichtesten löslichen, und da jede Tiefbohrung in einem mit Wasser angefüllten Bohrloche vor sich geht, so erhalten sich bei Anwendung des Freifallbohrers in dem Bohrschmant auch höchstens nur Splitter des schwerer löslichen Steinsalzes unversehrt, während die abgesprengten Splitter der Kalisalze in Lösung übergehen. Dass die chemische Untersuchung dieser Salzlösung (Soole) aber nur einen sehr unzuverlässigen Schluss auf die wirkliche Zusammensetzung und Mächtigkeit des durchbohrten Salzlagers gestattet, ist klar, wenn man bedenkt, dass bei der fortwährenden Bewegung des Bohrlochwassers durch den Bohrprocess fortwährend noch Salze aus bereits längst durchbohrten Schichten in Lösung übergehen und die aus der chemischen Untersuchung der Soolen gezogenen Schlüsse unrichtig machen.

Bei den Ascherslebener Bohrungen gelang es deshalb trotz der grossen Schnelligkeit der Bohroperation und trotzdem man nur immer kurze Stücke abbohrte und das Kernrohr so schnell wie möglich aufholte, namentlich unter dem Einfluss des Spülwassers anfangs nur selten, lange und schöne Salzkerne zu gewinnen. Als man aber die Mühe und die Kosten nicht scheute, an Stelle des süssen Wassers eine gesättigte Chlormagnesiumlösung als Spülwasser zu benutzen, in welcher

die Salze unlöslich sind, da erreicht man die besten, bislang für unmöglich gehaltenen Resultate durch Förderung langer Kerne von Carnallit u. s. w.

Bevor ich mich zu den Betriebsresultaten wende, habe ich einige Worte über die Befestigung der Bohrlochswand bei eintretendem Nachfall zu sagen. Diese Befestigung erfolgt wie beim alten Bohrverfahren durch Verrohrung, mit dem Unterschiede jedoch, dass hier nicht genietete, sondern ebenfalls geschweisste und in einander geschraubte schmiedeeiserne Rohre zur Verwendung kommen. Da die Verrohrung stets erst dann vorgenommen wird, wenn der Nachfall gar zu belästigend auftritt, so werden die Verrohrungen in der Regel am unteren Ende mit einigen kleinen Diamanten oder Splittern versehen, um sie in den vor Ort vorhandenen Nachfall einschneiden und bis auf das feste Ortsgestein bringen zu können. Selbstverständlich muss dann mit einem kleineren Kronendurchmesser weiter gebohrt werden, und zwar beträgt die Abnahme des Durchmessers stets 25mm. Sind voraussichtlich mehrere Rohrtouren in einander zu schieben, so wählt man gleich die erste von einem solchen Durchmesser, dass man mit einiger Gewissheit das Bohrloch mit einer Krone von mindestens 75 mm Durchm. zu Ende führen kann. Da die Verrohrung aussen durchaus glatt ist und deren einzelne Theile durch Verschraubung mit einander verbunden sind, so ist nach Beendigung der Bohrarbeit die Wiedergewinnung der Rohre in den meisten Fällen leichter und sicherer zu bewirken als bei dem Fallbohren, bei welchem die Verrohrung in der Regel von grösserem Durchmesser ist (von dem Nachfallgestein also auch fester gehalten wird) und aus einem fortlaufenden einzigen Strange von genieteten Blechrohren mit Längs- und vielen Quernäthen besteht.

Betriebsresultate. Auf die Mittheilung ausführlicher Bohrtabellen verzichtend, gebe ich nur die wichtigsten Zahlen für einzelne Tiefbohrungen.

1) Bohrung für die k. k. privilegirte EisenbahnGesellschaft bei Böhmisch-Brod. *)

Die gesammte

Das im Sommer 1874 angefangene Bohrloch bewegte sich meist in rothem Sandstein, sandigem Schiefer u. s. w. Für die erreichte Gesammttiefe von 697,52 war die angewandte Bohrmaschine viel zu schwach, da man von vornherein auf eine weit geringere Tiefe gerechnet hatte. Infolge dessen traten ausserordentlich viele Reparaturen und damit erhebliche Zeitverluste ein. Trotzdem ist das Resultat bedeutend. Bohrzeit betrug 227 Tage mit 314 zwölfstündigen Schichten. Hieraus ergiebt sich eine Durchschnittsleistung von 2,22 in 12 Stunden oder von 0,85 in der Stunde. Bringt man die Stillstände und Versäumnisse (2777 Stunden oder 115 Tage) in Abrechnung, so ergiebt sich eine Durchschnittsleistung von 8,9 in 12 Stunden. Bedeutende Leistungen an einzelnen Tagen waren folgende:

*) Ausführlicher beschrieben in Dingler's „Polytechn. Journ." Bd. 217, S. 93 u. f.

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2) Bohrung für die Schweizer SteinkohlenbohrGesellschaft zu Rheinfelden in der Schweiz. *)

Zweck der Bohrung war das Aufsuchen der productiven Steinkohlenformation, obwol in geologischer Beziehung dieselbe in der Schweiz kaum zu erwarten war und in der That auch nicht nachgewiesen werden konnte. Die eigentliche Inbetriebsetzung der Bohrung währte vier Tage, in denen abgebohrt wurden 30m,3. Sodann wurden in 131/2 Tagen oder 221/2 zwölfstündigen Schichten abgebohrt 191",8, woraus sich eine Bruttoleistung von 8,5 für die zwölfstündige Schicht ergiebt. Die oberen 86,9 führten durch Buntsandstein, welcher mit harten quarzigen Bänken und mächtigen Lagern von lose verbundenen, fast breccienartigen Sandsteinen durchsetzt war. Als Folge dieser Bildung zeigte sich bald mächtiger Nachfall, der in den letzten Tagen nach jeder Gestängeziehung das Bohrloch etwa 40m hoch ausfüllte. Unter besonders schwierigen Verhältnissen erfolgte innerhalb der nächsten drei Wochen eine Verrohrung mit Röhren verschiedener Durchmesser, welche unter einander verkuppelt wurden. Die weitere Bohrarbeit ergab in 81/2 Tagen oder 17 zwölfstündigen Schichten eine Leistung von 151,4. oder 8,9 pro Schicht. Die ganze Bohrlochstiefe betrug nun 373,5. Da von 366m ab Uebergangsschichten, aus harten Quarzitbänken, groben Conglomeraten und sehr stark nachfallendem, mit Quarz- und Kalkstückchen gespicktem Glimmerthon bestehend, wiederum starken Nachfall herbeiführten, die Röhrentour aber von selbst nachrutschte und durch Ankuppelung neuer Stücke fortwährend verlängert werden musste, so ging nunmehr der Betrieb langsamer vorwärts. Trotzdem erreichte in den nächsten 14 Tagen das Bohrloch eine Tiefe von 433,7, nachdem man schon von 375m ab im härtesten Diorit gebohrt hatte, der oft in Hornblendeschiefer überging und mit Quarz- und Granitgängen durchsetzt war. Da von etwa 432m ab der rothe Granit durchbohrt worden war, so begnügte man sich mit dem erreichten geologischen Resultat und hörte mit der Bohrung auf.

3) Bohrung nach Steinkohlen in Frankreich (bei Neuville, Dép. Allier).

Das Bohrloch wurde am 28. November 1875 begonnen und am 4. Januar 1877 nach Anbohrung des Urgebirges bei einer Tiefe von 740,734 eingestellt. Trotzdem diese Bohrung mit unglaublichen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte, welche zum Theil durch das sehr stark nachfallende Gebirge (weiche, viel Sand führende Mergel bis zu 118m Tiefe, sodann Conglomerate bis etwa zu 290m Tiefe, Sandstein und Schiefer

*) Ausführlicher beschrieben in Dingler's „Polytechn. Journ." Bd. 219, S. 173 u. f.

thon in späteren Tiefen) veranlasst wurden, so ist die Durchschnittsleistung doch eine hervorragende, wenn man die bedeutende Tiefe berücksichtigt. Wirklich gebohrt wurde während 175 Tagen, somit pro Tag durchschnittlich abgebohrt = 4,23. Die gesammte Bohrzeit einschliesslich aller Maschinenreparaturen, Verrohrungen u. s. w. betrug 402 Tage, und die Durchschnittsleistung pro Tag für diese Zeit 1,84.

4) Bohrung zu Bethlehem bei Liebau in Schlesien auf Steinkohlen, für Rechnung des Liebauer Kohlenvereins.

Dieses Bohrloch weist ebenfalls eine der bedeutenderen Leistungen, sofern die Schnelligkeit der Ausführung in Betracht kommt, nach. Es sind nämlich in 67 Arbeitstagen 498,98, mithin pro Tag 7,45 abgebohrt worden; unter Berücksichtigung einer Versäumniss von nicht weniger als 70 Tagen, von denen fast die Hälfte durch zeitweilige gänzliche Einstellung der Bohrarbeit in Anspruch genommen wurde, hat die Bohrung überhaupt nur 137 Tage gedauert, wonach sich die tägliche Leistung einschliesslich aller nothwendigen oder zufälligen Versäumnisse auf 3,64 berechnet. Die Bohrung bewegte sich zunächst im Diluvium, dann in zum Theil recht ungünstigen und schwierigen Conglomeraten, Lettenschiefer, Sandstein (zum Theil mit Kohlenbestegen), Thon, schwarzem Schiefer mit Kohlenspuren, wiederum Sandstein, Thonschiefer u. s. w.; dieselbe wurde bei 498,98 Tiefe zwar einstweilen eingestellt, das Bohrloch selbst aber zum Zweck einer etwaigen späteren Fortsetzung der Bohrung unversehrt, also mit der vollständigen Verrohrung ausgerüstet, belassen.

5) Bohrungen auf Kalisalze bei Aschersleben.

Hierbei begab sich die Gesellschaft auf ein ganz neues Gebiet, auf welchem ihr bisher unbekannte Schwierigkeiten zu überwinden waren. Zunächst sind in sämmtlichen Bohrlöchern ausser zum Theil mächtigen Kiesschichten sehr mächtige Schichten der Buntsandsteinformation zu durchbohren gewesen, welche aus verschieden gefärbten, theils härteren, theils weicheren Schieferletten bestehend, häufig durch mehr oder weniger mächtige Kalk- (Roggen-) steinbänke und weniger starke Lager von Hornkalk unterbrochen und zu sehr häufigem und massenhaftem Nachfall geneigt waren und somit umfassende Verrohrungen der Bohrlöcher nothwendig machten. Als unvermeidliche Folge dieser wiederholten Verrohrung trat eine derartige Verengung der Bohrlöcher ein, dass bei den bis jetzt vollendeten vier Bohrungen in den Salzen nur mit der 75mm-Krone gebohrt werden konnte. Dieser letztere Umstand erschwerte aber die zweite Schwierigkeit, die in der Gewinnung von Bohrkernen aus den leicht löslichen, an der Luft zum Theil zerfliessenden Salzen lag, nur noch mehr; denn es ist klar, dass ein Bohrkern von so geringem Durchmesser infolge der Rotation des Bohrzeuges leichter zertrümmert und vom Spülwasser leichter aufgelöst wird als ein solcher von etwa doppeltem Durchmesser. Indess haben die Unternehmer auch diese Schwierigkeiten

mit ausserordentlichem Erfolge überwunden, indem sie theils durch besondere Vorrichtungen am Kernrohr den Salzkern mehr geschützt, theils die Auflösung desselben gänzlich unmöglich gemacht haben dadurch, dass sie, wie schon erwähnt, eine gesättigte Auflösung von Chlormagnesium anwendeten. Allerdings kostet dies Verfahren Geld, aber die Kosten stehen zu der Sicherheit der erzielten Resultate in keinem Verhältniss. Das Chlormagnesium-Spülwasser tritt zu Tage aus, wird aufgefangen, durch Zusatz von eingedicktem Chlormagnesium, wie es im Handel zu haben ist, wieder auf. den erforderlichen Concentrationsgrad gebracht und von Neuem verwendet. Für ein Bohrloch betragen die Kosten dieses Verfahrens (da immerhin etwas Chlormagnesium verloren geht) 1800 bis 2000 M.

Bei Aschersleben sind bis jetzt vier Bohrungen beendigt, eine fünfte im Betriebe und die sechste in Vorbereitung.*) Nach Beendigung der letzteren wird mit dem Abteufen der Schächte und nach deren Vollendung mit dem Bau der chemischen Fabrik begonnen werden. In Bezug auf die einzelnen Bohrlöcher bemerke ich Folgendes:

a) Bohrloch I zu Gross - Schierstedt bei Aschersleben. Durchbohrt wurden :

Dammerde und Kies.
Buntsandstein mit Kalkbänken
Gyps und Anhydrit

Salzthon

Kalisalze

Steinsalz mit Anhydritschnüren

etwa 15m

205

in

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29m

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Ueber zwei neue Regulatoren und deren Combinationen mit einem Regulir- und

Absperrventil.

Von Dr. Proell und Scharowsky, Geprüfte Civil-Ingenieure für Maschinenbau und Ingenieurwesen in Dresden.

(Hierzu Tafel VI.)

(Schluss von Seite 129.)

Wir schliessen hiermit den Vergleich zwischen der Güte der beiden Regulatorsysteme und wollen im Anschluss an die vorausgeschickten Theorien noch die Combinationen des Cosinus-Regulators mit einem Regulirund Absperrventil besprechen und diesen unsere Combinationen gegenüberstellen.

Vergleicht man die in Rede stehenden Combinationen des Cosinus- und unseres Regulators mit einander, so findet man, dass beide, abgesehen von einigen Verschiedenheiten in der constructiven Ausbildung gewisse gemeinsame Eigenschaften haben. Dieselben bestehen darin, dass der Antrieb unmittelbar über dem Ventildeckel mittelst Riemen angeordnet ist. In der hohlen Regulatorspindel ist die Regulirstange gebettet, welche mit dem Regulirventil verbunden, dasselbe je nach der Geschwindigkeitsänderung der Maschine und entsprechendem Ausschlag des Regulators verstellt. Der Regulator nimmt in beiden Fällen die oberste Stelle ein, und seine Spindel ist in einer direct an das Antriebgehäuse gegossenen Säule entsprechend lang geführt.

Wesentliche Verschiedenheiten bei beiden Apparaten lassen sich dagegen, abgesehen von den Regulatoren, am Ventil und an der Regulirstange erkennen. Bei

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dem Apparat von Gruson ist das Organ, welches während des Betriebes die Menge des zuströmenden Dampfes beherrscht, ein cylindrisches Drosselventil (Drossel-Tellerventil), welches also selbst in der höchsten Lage nicht im Stande ist, den Dampfzutritt vollständig zu verschliessen. Um somit dennoch den Regulirapparat als Absperrapparat benutzen zu können, musste am Ventilrumpf ein besonderes Absperr-(Teller-)Ventil angebracht werden, das von aussen durch ein Handrad verstellbar den Eintrittsstutzen fest verschliessen kann.

Bei unserem Regulir- und Absperrapparat ist dagegen nur ein Organ vorhanden, welches als Doppelsitzventil ausgebildet sowol die Function der Regulirung als Absperrung verrichtet.

Principiell liegt nämlich kein Hinderniss vor, das Regulirventil gleichzeitig als Absperrventil zu benutzen. Es giebt in der Praxis bereits bewährte Constructionen, die diese Eigenschaft zeigen. Beachtet man ferner, dass der Regulator in seiner obersten Lage, also bei vermehrter Geschwindigkeit der Maschine das Bestreben hat, dem Dampf vollständig den Durchgang durch das Ventil zu versperren, so wird es, vorausgesetzt, dass das Regulirventil dampfdicht abschliesst, vollständig ge

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