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Annahme spricht der Umstand, dass ein hitzig und dünnflüssig geschmolzener Stahl weniger Blasen nach dem Erstarren zeigt als ein dickflüssiger von gleicher Härte und Zusammensetzung.

Die innerhalb des Gussblockes befindlichen Blasen sind silberweiss und schaden in Stahlblöcken, welche geschmiedet werden, wenig, weil sie zusammenschweissen, höchstens entstehen dadurch Blind- oder Blendrisse, welche beim Abdrehen der Schmiedestücke sichtbar werden. Die mit der äusseren Luft in Verbindung stehenden Blasen sind allemal angelaufen (oxydirt) und geben Veranlassung zu Oberflächenfehlern (wirklichen Rissen).

Wenn somit schon bei Stahlblöcken, welche später geschmiedet werden, die Blasen störend sind, so ist dies in weit höherem Masse der Fall bei Gussstücken (Façonguss), welche keiner weiteren Schmiedung unterliegen. Wenn derartige Stücke durchaus haltbar und widerstandsfähig sein sollen, so müssen sie absolut dicht und blasenfrei sein.

Gautier erwähnt sodann die blasenfreien Gussblöcke und Gussstücke der deutschen grossen Gussstahlwerke, welche längere Zeit auf den verschiedenen Weltausstellungen die hüttenmännische Welt in Erstaunen gesetzt hätten. Die Art und Weise der Darstellung sei vollständig geheim gehalten und sei auch heute noch nicht veröffentlicht. Die Methode der Darstellung sei jedoch vor etwas länger als 6 Jahren durch die Terrenoire-Stahlwerke ausfindig gemacht, zunächst auf dem Wege logischer Schlussfolgerung; diese sei durch zahlreiche Experimente bestätigt, und die seither gemachten Verbesserungen hätten das Resultat von Grund aus umgestaltet und weitaus vervollkommnet.

Ich führe im Folgenden die von Gautier gegebene theoretische Entwickelung der Methode zur Darstellung blasenfreien Stahls wörtlich an und behalte mir vor, dieselbe weiter unten zu kritisiren und nach meinen Erfahrungen richtig zu stellen. Er sagt:

„Es ist jetzt vollständig erwiesen, dass die von den deutschen Werken ausgestellten blasenfreien Producte durch Zusatz eines sehr siliciumhaltigen Roheisens ganz kurz vor dem Giessen erzeugt sind; und deshalb findet man dieselben hoch gekohlt, und die chemische Analyse zeigt eine sehr bedeutende Quantität Silicium.

Um eine Erklärung dieses Resultates zu finden, müssen wir auf die Theorie des Bessemer - Processes zurückgehen. Es ist bekannt, dass die Verbrennung des Siliciums im Anfange der Charge stattfindet; es erscheint da keine Flamme, sondern vielmehr eine Garbe von leuchtenden Funken; die für alle Flammen charakteristische Natrium-Linie ist nicht zu sehen; so lange noch Silicium vorhanden ist, wird kein Kohlenoxyd gebildet; das Silicium zerlegt das Kohlenoxyd oder, was dasselbe ist, verhindert seine Bildung; wenn daher Blasen mit Kohlenoxyd angefüllt sind, so werden dieselben durch den Zusatz von Silicium zum Verschwinden gebracht nach folgender Formel:

XXII.

Si + 3CO

Si O3 + 3C.

Der Kohlenstoff wird niedergeschlagen und im Stahl aufgelöst, und Kieselsäure wird gebildet. Die Erfahrung zeigt, dass Stahl, welcher auf diese Weise behandelt wird, im Allgemeinen ohne Blasen ist.

Um diese Theorie zu erproben, kann folgendes Experiment angestellt werden. In einem SiemensMartin - Ofen wird ein siliciumhaltiges Roheisen eingeschmolzen; dieses wird durch allmäliges Einschmelzen von Eisen und Stahl entkohlt. In kurzen Zwischenräumen werden Proben genommen. Zuerst sind dieselben vollständig dicht, aber nach und nach werden sie blasig. Bei der chemischen Analyse findet man, dass die blasigen Proben kein Silicium enthalten, während die vorhergehenden dichten solches enthalten.

Die auf diese Weise erhaltenen blasenfreien Producte sind jedoch meistentheils von sehr geringer Qualität, selbst wenn sie, was gewöhnlich geschieht, lange ausgeglüht werden.

Die Ursachen dieser mangelhaften Qualität sind folgende:

1) Diese Stahle sind hochgekohlt; denn da das dazu verwendete Roheisen meist arm an Silicium ist, so ist man, um der Wirkung des Siliciums sicher zu sein, gezwungen, eine sehr grosse Quantität davon zu chargiren.

2) Die Kieselsäure, welche sich durch die Reaction, bei welcher die Blasen zerstört werden, bildet, verbindet sich allerdings grösstentheils mit dem im Metallbad befindlichen Eisenoxyd; diese Schlacke ist jedoch strengflüssig, bleibt im Stahl und macht denselben pappig; sie vermindert ebenfalls seine Haltbarkeit und macht ihn beim Verarbeiten in der Wärme rissig und bröcklig.

3) Es bleibt im Endproduct ein Ueberschuss an Silicium, welcher, wenn er zu dem Ueberschuss an Kohlenstoff hinzukommt, die Qualität des Stahls sehr beeinträchtigt."

Gautier spricht dann weiter davon, dass der Einfluss des Siliciums auf Roheisen und Stahl lange Zeit unbekannt war, und dass darüber sehr falsche Ansichten verbreitet gewesen seien; der schlechte Ruf, in welchen das Silicium durch Karsten gekommen sei, entbehre entschieden der Begründung. Karsten habe behauptet, dass Silicium dem Eisen eine besondere Art Rothbruch (Faulbrüchigkeit) mittheile und ein eigenthümlich erdiges Bruchansehen. Diese Ansicht habe sich bis vor Kurzem erhalten, bis Mrazek in Przibram gezeigt habe, dass die Wirkung, welche man dem Silicium zugeschrieben habe, vielmehr der Kieselsäure zugeschrieben werden müsse, welche sich in Form von Schlacke mit dem Metall gemischt vorfinde; metallisches Silicium, zu weichem Eisen zugesetzt, verändere dessen Eigenschaften durchaus nicht. Dagegen sei die Sache anders bei gekohltem Eisen. Mrazek's Versuche hätten ergeben, dass hier dasselbe Verhältniss stattfinde wie mit Kohlenstoff und Phosphor. Wie die Gegenwart von Phosphor, solle er unschädlich sein, ein Herabdrücken des Kohlenstoffs im Eisen und Stahl bedinge, so sei dies auch mit dem Silicium der Fall. Die gleich

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zeitige Anwesenheit von Kohlenstoff und Silicium erzeuge Sprödigkeit sowol im warmen als im kalten Zustande, während ein Gussstahl, welcher nur Spuren von Kohlenstoff enthalte, bis zu 7 pCt. Silicium haben könne und sich dabei in der Roth- und Weissgluht gut bearbeiten lasse. Wenn demnach einem Gussstahl, um ihn vollständig dicht und blasenfrei zu bekommen, ein gewisses Quantum Silicium hinzugesetzt werden solle, so sei es, um nur gutes Product zu bekommen, nothwendig, den Kohlenstoffgehalt, wenn nicht ganz zu entfernen, so doch ganz bedeutend herunterzudrücken.

Nach Massgabe dieser Grundsätze sei in Terrenoire die Erzeugung blasenfreien Stahls sehr vervollkommnet durch Anwendung eines Mangan- und EisenSilicids, welches dem Stahl ganz vorzügliche Eigenschaften ertheile.

Die Wirkungsweise dieses Productes, dessen Darstellung sehr schwierig sein soll, deducirt Gautier folgendermassen:

,,Das Silicium verhindert die Bildung von Blasen, indem es das Kohlenoxyd zerlegt, welches im Metall aufgelöst ist und während des Erstarrens zu entweichen strebt. Das Mangan reducirt das Eisenoxyd und verhindert die fernere Entwickelung von Gasen, welche durch die Reaction des Eisenoxyds auf den Kohlenstoff entstehen würden.

Wir haben oben gesehen, dass bei der Zerlegung des Kohlenoxyds durch das Silicium Kieselsäure gebildet wird und hernach ein Eisensilicat, welches im Stahl aufgelöst blieb. Das Mangan begünstigt oder veranlasst nun die Bildung eines Eisen-Mangan-Silicats, welches viel flüssiger ist als das Eisensilicat, und welches daher in die Schlacke übergeht. Es bleibt daher nichts davon im Stahl aufgelöst, und dieser Punkt ist von der grössten Wichtigkeit. Man kann nämlich den Structurunterschied zwischen zwei Stahlsorten (beide blasenfrei), von denen die eine mit Silicium allein, die andere mit einer Legirung von Silicium und Mangan (dem oben genannten Mangan-Silicid) erzeugt ist, in folgender Weise zeigen, wie es Hr. Pourcel gethan hat. Derselbe brachte in eine Porzellanröhre zwei Gefässe, von denen das eine den mit Silicium allein hergestellten, das zweite den mittelst des Mangan - Silicids erzeugten Stahl enthielt. Es wurde sodann ein Strom Chlorgas durch die Röhre geleitet, bis alles Eisen in Chlorid übergeführt war. Dabei stellte es sich heraus, dass im ersten Gefäss ein Netzwerk von Eisen-Silicat zurückblieb, welches die Form der ursprünglichen Stücke bewahrte, während der vermittelst des Mangan-Silicids dargestellte Stahl keinen Rückstand hinterliess."

Bevor ich in meinem Referate weiter gehe, möchte ich auf die oben mitgetheilte theoretische Entwickelung bezüglich der Wirkungsweise und der Eigenschaften des Siliciums zurückkommen.

Es scheint nach neueren Untersuchungen erwiesen, dass das Silicium den schlechten Ruf, welchen es seit i und durch Karsten bekommen hat, nicht verdient. Gleichwohl ist es als so absolut harmlos, wie Gautier

es darstellt, nicht anzusehen, denn selbst in ganz weichem (kohlenstoffarmen) Eisen bewirkt 1 pCt. Silicium Brüchigkeit im rothwarmen und noch mehr im kalten Zustande.

Die Untersuchungen von Mrazek, Hahn und Percy haben dargethan, dass das Silicium dem Eisen dieselben Eigenschaften ertheilt wie der Kohlenstoff, aber in bedeutend geringerem Grade, und hierin liegt allerdings eine gewisse Beruhigung, dass man mit der Zuführung von Silicium nicht gar zu ängstlich zu sein braucht. Es muss nur gesorgt werden, dass nicht gleichzeitig ein Kohlenstoffgehalt von einiger Erheblichkeit vorhanden ist, denn da sich die Eigenschaften und Einflüsse beider Körper potenziren, so sind sie allerdings unverträglich, wie Gautier es ausdrückt.

Dies ist auch in sofern richtig, als es erwiesen erscheint, dass das Silicium die Fähigkeit des Eisens, Kohlenstoff aufzunehmen und festzuhalten, vermindert und eine reichliche Graphitausscheidung veranlasst. Dabei ist der Gesammtkohlenstoffgehalt in dem graphitischen Roheisen meist geringer als im lichtgrauen oder Spiegeleisen.

Ein Beweis hierfür liegt darin, dass das gefeinte Eisen, welches seinen Siliciumgehalt fast ganz, von seinem Kohlenstoffgehalt aber fast gar nichts verloren hat, weiss wird. Einen ähnlichen Beweis lieferte Percy durch ein Experiment, indem er gepulvertes Spiegeleisen mit 5,39 pCt. Mangan und 0,37 pCt. Silicium mit 1/5 seines Gewichtes an Kieselsäure mischte und im Tiegel erhitzte. Er erhielt einen gut geschmolzenen Roheisenkönig, mit wenig Schlacke bedeckt; derselbe, dunkelgrau im Bruch, enthielt 1,61 Graphit, 2,91 Silicium, 0,60 Mangan.

Auf diese Eigenschaft des Silicium, Graphit auszuscheiden bezw. seine Resorption zu verhindern, werde ich weiter unten als auf ein nicht unwichtiges Moment nochmals zurückkommen.

Wenn es nun unzweifelhaft richtig ist, dass das Silicium das wirksamste Mittel ist, um die Gasbildung im Stahl (überhaupt in allem flüssigen Kohleneisen) zu verhüten, so ist doch die von Gautier aufgestellte Theorie nach der Formel

Si + 3CO = Si O3 + 3C

meiner Ansicht nach unrichtig; ebenso die weitere Ausführung, dass das Mangan, indem es das Eisenoxyd reducire, die fernere Entstehung von Gasen, welche durch die Reaction des Eisenoxyds oder Oxyduls auf den Kohlenstoff entstehen würden, verhindere.

Das Mangan wirkt durch seine grössere Verwandtschaft zum Sauerstoff allerdings reducirend auf die Eisenoxyde ein, das gebildete Manganoxydul wirkt aber zweifellos, gerade wie das Eisenoxydul, auf den im Metall befindlichen Kohlenstoff oxydirend ein und entwickelt Kohlenoxyd. Man sieht dies an dem lebhaften Aufkochen des Metallbades beim Einbringen von Ferromangan oder Spiegeleisen. Wendet man daher am Ende der Chargen Mangan als Reductionsmittel an, so beseitigt man die Blasenbildung nicht, wohl aber die durch die Einmengung der Eisenoxyde im Metall ent

standenen faulen Zustände desselben (die Brüchigkeit); denn die Manganverbindungen scheinen wegen ihrer Leichtflüssigkeit nicht im Metall eingemengt zu bleiben, sondern in die Schlacke überzugehen.

Das Silicium wirkt nun, meiner Ansicht nach, einfach reducirend auf die Eisen- und Manganoxydate im Stahl ein, indem sich unter dem Einfluss prädisponirender (zur Schlackenbildung disponirender) Verwandtschaft Kieselsäure bildet, welche sich mit Eisen- und Manganoxyd zu Schlacke verbindet. Statt eines gasförmigen Körpers entsteht somit ein fester, welcher sich abscheidet.

Richtig ist die Bemerkung Gautier's, dass die gebildete reine Eisenschlacke strengflüssig ist und bei nicht ganz hoher Schmelztemperatur im Metallbade bleibt, indem sie dasselbe pappig und den Stahl demnächst brüchig macht; zweifellos muss zugegeben werden, dass ein grosser Theil der dem Silicium zugeschriebenen bösen Eigenschaften auf Rechnung dieser häufig im Metall vorkommenden Schlacke zu setzen ist, wie auch Pourcel nachgewiesen hat.

Demnach kann man sagen, dass ein gewisser, möglichst niedrig zu haltender Antheil von Silicium das beste Schutzmittel gegen die nicht gewollte Oxydation des Kohlenstoffs und die damit verbundene Gas- und Blasenbildung ist.

Die möglichst vollständige Vermeidung jeder Oxydation findet beim Tiegelschmelzen statt, und steht dasselbe deshalb, was Qualität und Blasenfreiheit der Güsse betrifft, obenan. Man wird ähnliche Resultate beim Siemens-Martin-Process erreichen, wenn man dort ebenfalls jeden schädlichen oxydirenden Einfluss zu beseitigen versteht; und in der That macht man die vorzüglichsten Chargen bei einem Ofengang, bei welchem die äussere Oxydation durch die Flamme minimal ist, und nur ein ganz allmäliges Weichwerden des eingeschmolzenen Metalls stattfindet. Dabei erhält sich aus dem ursprünglichen Roheisenbade meistens eine kleine Quantität Silicium im Metall, genügend, um etwaige Oxydate zu entfernen und Blasenbildung zu vermeiden, denn dass erst alles Silicium oxydirt sein müsse, ehe Kohlenstoff oxydirt wird, gilt nicht allgemein und namentlich nicht für Processe, bei welchen kein Frischen, sondern nur eine allmälige Oxydation des Kohlenstoffs stattfindet.

Derartige Chargen brauchen keinen oder wenigstens nur ganz geringen Zusatz von Reductionsmitteln

Mangan und Silicium. Ist man dagegen gezwungen, den Schmelzprocess zu einem rascher oxydirenden zu gestalten dies geschieht beim SiemensMartin-Process am besten durch oxydirende Zuschläge wie Eisenerze so ist es, um nachher blasenfreien Stahl zu bekommen, nothwendig, wieder Silicium einzuführen, und dazu leistet die Legirung von hochsilicirtem Mangan und Eisen, wie sie in Terrenoire angewandt wird, jedenfalls die vorzüglichsten Dienste.

Hat man damit aus dem Metall die Oxydate und Blasen entfernt, dann ist es stets von Wichtigkeit,

dasselbe noch eine Zeit lang unter kräftiger Hitze im Ofen zu lassen, damit die Mischung eine ganz homogene werde. Um dies zu können, ist es aber wieder erforderlich, alle oxydirenden Einflüsse des Ofenganges zu beseitigen, da anderenfalls das hinzugefügte Silicium wieder oxydirt wird, und man wieder Blasen bekommt.

Dies Stehenlassen des Metallbades halte ich deshalb für wichtig, weil derjenige Stahl, bei dessen Erzeugung am Ende des Processes Roh- oder Spiegeleisen zugesetzt wird, bei der Analyse häufig einen kleinen Graphitgehalt zeigt, und zwar in der Regel einen desto grösseren, je mehr Silicium gleichzeitig darin ist. Dies bestätigt die oben erwähnte Eigenschaft des Siliciums, die Festhaltung oder die Aufnahme von Kohlenstoff im Eisen zu erschweren.

Dass eine, wenn auch ganz geringe Einlagerung von Graphit der Haltbarkeit des Metalls schaden muss, dürfte auf der Hand liegen.

Der Graphitgehalt ist allerdings so gering, namentlich in den weichen Stahlsorten, dass man weder auf dem Bruch, noch sonst bei den üblichen Proben das Mindeste davon merkt; bei der Zugfestigkeits-Probe und beim langsamen Biegen kommt selten ein Manco vor; dagegen zeigt sich in der Regel bei plötzlicher Inanspruchnahme durch Schläge u. s. w., dass der Stahl einem anderen von gleicher Härte, in welchem kein Graphit nachweisbar ist, nachsteht.

Im weichen Tiegelgussstahl kommt kaum je Graphit vor. Zweifelsohne muss man diese vollständigere Assimilirung und Auflösung des Kohlenstoffs der langsameren Erzeugungsweise des Tiegelstahls zuschreiben. —

Wenden wir uns nun wieder der Abhandlung Gautier's zu, so kommt er jetzt auf den wichtigsten Punkt, nämlich die Deduction, dass der gegossene blasenfreie Stahl, bei entsprechender Behandlung (durch Ausglühen) dem geschmiedeten nicht nur ebenwerthig, sondern sogar überlegen sei.

Er führt zunächst eine Reihe von Versuchsresultaten von Stahlsorten an harte und weiche welche in Terrenoire nach der neuen Methode, mit Hilfe der speciellen Silicium-Legirung erzeugt seien, und kommt dann auf die sehr interessanten Untersuchungen von Tchernoff, technischem Director der Obuchoffskyschen Stahlwerke bei St. Petersburg ein unter Staatssubvention arbeitendes und viel Kriegsmaterial verfertigendes (Kanonen in Wien 1873) Werk. Die Resultate dieser Untersuchungen stimmen merkwürdig genau mit den in Terrenoire gewonnenen überein.

Tchernoff veröffentlichte dieselben schon im Jahre 1868 unter dem Titel „Ueber die Structur des Stahls"; jedoch blieben dieselben, weil in russischer Sprache geschrieben, vollständig unbekannt bis zum Jahre 1876, wo sie ins Englische übersetzt wurden und im „Engineering" erschienen.

Nachdem Gautier endlich noch die verschiedenen Versuche einer Compression des flüssigen Stahls besprochen hat, welche er als entschieden verfehlt und nutzlos bezeichnet, weil dadurch die Dichtigkeit dem

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blasenfreien Stahl gegenüber nicht vergrössert werden
könne, und sich eine etwa wünschenswerthe Verände-
rung des Molecularzustandes auf andere Weise durch
Ausglühen viel einfacher und sicherer erreichen

lasse, macht er zum Schluss noch einige interessante
Mittheilungen über die historische Entwickelung die-
ser zu Terrenoire von Hrn. Euverte ausgebildeten
Methode der Erzeugung blasenfreien Stahls.

Es geht aus denselben hervor, dass durch die Noth-
wendigkeit, möglichst vollkommene Zerstörungswerkzeuge
zu fabriciren, nämlich Granaten von durchschlagendster
Wirkung, Hrn. Euverte die Anregung gegeben wurde,
diese Granaten statt aus Eisen zunächst aus sogenanntem
Métal mixte (einem stahlartigen Roheisen) und danach
aus blasenfreiem Siemens-Martin-Stahl herzustellen.

Euverte hat alle bei dieser Fabrikation in Frage kommenden Punkte vor einer kürzlich abgehaltenen Versammlung der französischen Civil-Ingenieure eingehend erörtert, und wenn er von der Gleichwerthigkeit des blasenfreien Stahls als Rohguss mit dem geschmiedeten vollkommen überzeugt ist und auf Grund zahlreicher und sorgfältiger Versuche überzeugt sein darf, so gesteht er in der Discussion, dass man noch nicht so weit gekommen sei, um in den meisten Fällen den geschmiedeten Stahl durch den gegossenen ersetzen. zu können. Die Schwierigkeiten des Giessens und das starke Schwinden des Stahlgusses bieten grosse Schwierigkeiten, und es bedürfe, um diese zu besiegen, noch einer Reihe sorgfältiger und schwieriger Versuche, denen er sich jedoch mit Freude und Hingebung unterziehen werde.

Verwendung der Diamanten zu Tiefbohr-Apparaten.
Von Ludwig Ramdohr.

(Vorgetragen in der Sitzung des Thüringer Bezirksvereines vom 24. October 1877.)
(Hierzu Fig. 9 und 10, Taf. V.)

Das Schürfen, d. i. die Aufsuchung nutzbarer
Mineralien, erfolgt in den meisten Fällen durch Nieder-
bringung von Bohrlöchern. Letztere werden bekannt-
lich, wenn es sich um Untersuchung der meistens
milden, thonigen und sandigen Alluvial-, Diluvial- und
Tertiärbildungen (Braunkohlen u. s. w.) handelt, stets
mit der Hand und wirklich bohrend, also durch
Drehung des verschieden geformten Bohrlöffels, nieder-
gebracht. Dagegen erfordert, wie ebenfalls bekannt,
die Untersuchung der tiefer liegenden, oft überaus festen
und harten Gesteinsschichten die Anwendung des
Meissels. Bei den nach diesem Verfahren nieder-
gebrachten Tiefbohrlöchern wird der oft mehrere Centner
schwere und bis zu 0,600 breite, durch einen bis zu
15 Centnern schweren sogenannten Bohrklotz belastete
Bohrmeissel auf eine bestimmte Höhe gehoben, dann
frei fallen gelassen, wieder gehoben und dabei um einen
kleinen Winkel gedreht, wieder fallen gelassen u. s. f.
Bei dieser Operation mit dem sogenannten Freifall-
bohrer, welche zeitraubend und mühsam ist und bleibt,
gleichviel, ob die Bewegung des Bohrgestänges (oder
Seiles) durch Menschenhände oder durch Maschinen
bewirkt wird, erfolgt sonach die Vertiefung des Bohr-
loches durch Zerstossen, Pulverisiren des Ortsgesteins.
Ohne auf die Einzelheiten der verschiedenen Stoss- oder
Fall-Bohrapparate näher einzugehen, will ich hier nur als
die wesentlichsten Mängel dieser Methode kurz angeben:

1) Langsames Fortschreiten der Arbeit, bedingt sowol durch das angewandte Princip selbst als auch namentlich durch den Umstand, dass täglich mehrmals das gesammte Bohrgestänge aus dem Bohrloche entfernt, dann durch eine besondere Operation das erzeugte Bohrmehl (der Bohrschmant) aus der Tiefe herausgeholt und schliesslich Meissel, Bohrklotz u. s. w. stückweise wieder eingelassen werden müssen;

2) ein selten durchaus zuverlässiges Urtheil über Beschaffenheit und Lagerungsverhältnisse der durchbohrten Gebirgsschichten, weil letztere stets nur als ein mehr oder weniger feines Pulver durch den Ventillöffel zu Tage gebracht werden. Beim Durchbohren der im Wasser leicht löslichen Kalisalze ist man sogar fast ausschliesslich auf die chemische Analyse der gehobenen Soolproben angewiesen, da die Gewinnung selbst nur kleiner fester Salzstückchen ausserordentlich schwierig ist und nur sehr selten gelingt. Diese Unklarheit über die mit dem Fallbohrer durchsunkenen Salzschichten hat denn auch bereits zu herben Enttäuschungen und bedeutenden Capitalverlusten geführt; ja selbst bei Schürfarbeiten auf Steinkohlen sind derartige grosse Capitalverluste mehrfach vorgekommen, weil die Anwendung des Fallbohrers gestattet, solche Steinkohlen als Bohrmehl zu Tage zu fördern, die in betrügerischer Weise kurz zuvor in das Bohrloch geworfen worden

waren.

Diesen beiden grössten Mängeln des Fallbohrens hilft nun in entschiedenster Weise die kurzweg als Diamantbohrung bezeichnete Bohrmethode ab, die ausserdem noch andere sehr gewichtige Vortheile in ihrem Gefolge hat. Die Diamantbohrung beansprucht für gleiches Gestein und gleiche Tiefen an Zeit etwa ebenso viele Monate als die alte Methode Jahre, und sie fördert das durchbohrte Gestein nicht als Pulver, sondern als feste, cylindrische Bohrkerne, oft von mehreren Metern Länge, zu Tage und liefert dadurch ein natürliches Gebirgsprofil von gleicher Länge mit der Bohrlochstiefe.

Ich gestatte mir, der Beschreibung dieser neuen und wichtigen Bohrmethode einige historische Notizen voranzuschicken.

Schon vor etwa 16 Jahren schlug der schweizerische

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