gemacht worden ist, so gewinnen wir noch ein engeres Datum: im August, zur Zeit des Vatinischen Processes, war Catull, wie wir wissen wieder in Rom es bleibt also die Zeit von Frühling bis in den Sommer des Jahres 54 als die Periode über, in welcher der Cyclus der sich auf Furius, Aurelius und Juventius beziehenden Gedichte entstanden ist. Denn dass diese 12 Gedichte im Ganzen derselben Zeit angehören und continuirlich auf einander gefolgt sind, daran wird wohl unsere obige Erklärung keinen Zweifel übrig gelassen haben. Die Reihenfolge möchte diese sein: 46. Mellitos oculos tuos Iuventi 16. Paedicabo ego vos et irrumabo 99. Surripui tibi dum ludis mellite Iuventi 26. Furi villula nostra non ad Austri 23. Furi cui neque servus est neque arca 21. O qui pessimus es mali sodalis Aureli pater essuritionum. 81. Nemone in tanto populo potuit esse, Iuventi Sicher ist hiervon, dass 16 unmittelbar auf 46 gefolgt ist, dass 21 gleich nach 24, höchst wahrscheinlich an demselben Tage geschrieben ist, dass ferner 21 nur kurze Zeit nach 23: Furi cui neque servus est neque arca abgefasst und dass dieses wieder später als 26: Furi villula nostra ist; doch wissen wir nicht, ob dies letztere früher als 15: Commendo tibi, von dem nun feststeht, dass es vor 23, 24 und 21 geschrieben ist; 81: Nemone in tanto gehört mit 24 und 21 in dieselbe Zeit, ist aber wahrscheinlich einige Tage später geschrieben. Für carm. 99: Furi et Aureli comites und 106: Cum puero bello lässt sich sagen, dass sie früher als carm. 15, 23, 24, 21 u. 81 geschrieben sind, weil Catull darin noch nichts von Eifersucht weiss; wie sie sich chronologisch zu einander verhalten, ist schwer zu erkennen. Viertes Capitel. Catull zu Rom in der zweiten Hälfte des Jahres 54. Die ersten Monate dieses Jahres verbrachte Catull, wie wir gesehen, zu Verona, denn in diese Zeit fällt sein feindliches Zusammentreffen mit Mamurra und Caesar, der mit Anfang Januars sich in den cisalpischen Theil seiner Provinz begab und wie wir aus Sueton schliessen müssen, hier auch in Verona verweilte. In die Frühlingsmonate des Jahres würden dann die sich auf Juventius und seine beiden Verehrer Furius und Aurelius beziehenden Gedichte fallen, die aller Wahrscheinlichkeit nach nicht in Rom, sondern noch in Verona geschrieben sind. Zur Zeit aber, wo sein Freund Licinius Calvus nach langer Verhinderung endlich seine Anklagerede gegen Vatinius hält, war Catull wieder in Rom anwesend. Dies ist der August des Jahres 54. Catull selber befindet sich, wie er uns erzählt, unter dem Zuhörer-Publicum und macht dem berühmten Redner über die Gewalt seiner Worte ein witziges Compliment; es habe Jemand aus der Corona, der die kleine schmächtige Gestalt des Licinius vor sich gesehen habe, gar nicht begreifen können, woher diese grosse Beredsamkeit komme: 53. Risi nescio quem modo e corona, 5 An Camerius. In dieselbe Zeit gehört das Gedicht Catulls an seinen Freund Camerius, worin er klagt, dass sich dieser versteckt halte und von ihm nicht aufgefunden werden könne, obwohl er ihn auf allen Plätzen Roms gesucht habe. Unter den hier aufgeführten Localitäten wird nämlich v. 6 genannt: in Magni simul ambulatione. Dar unter sind die Hallen verstanden, welche Pompejus Magnus dem von ihm während seines zweiten Consulates (55) errichteten grossen Theater hinzugefügt hat. Vergl. Drumann 4, 522. Vor dem Jahre 55 kann unser Gedicht also unmöglich geschrieben sein; dass es noch im Jahre 55 abgefasst sei, ist nicht wahrscheinlich, denn schwerlich waren die dem Theater hinzugefügten Hallen schon damals vollendet, um der Benutzung des Publicums, von der hier die Rede ist, übergeben werden zu können, und so bleibt denn als Zeit der Abfassung das Jahr 54, denn in ein späteres Jahr dürfen wir es nicht versetzen, da wir kein einziges Gedicht in unserer Sammlung haben, welches über das Jahr 54 hinausgeht. 55. Oramus, si forte non molestum est, 5 10 23 25 24 26 30 Te in campo quaesivimus minore, quas vultu vidi tamen serenas. 'Camerium mihi, pessimae puellae. Quaedam inquit nudum (sinum) reduce(ns) 'en heic in roseis latet papillis.' Sed te iam ferre Herculei labos est, non custos si fingar ille Cretum, non Ladas ego pinnipesve Perseus; non Rhesi niveae citaeque bigae; essem te mihi, amice, quaeritando. Wenn dich meine Bitten nicht verdriessen, im Theater, erbaut zu Magnus' Ruhme, attakirte alle jungen Damen, wenn sie heiter des Wegs vorüberkamen, Schlechtes Volk", bin ich sie angegangen, meinen Camerius haltet ihr gefangen". Eine, die Brust entblössend, sprach die losen Worte: „Hier liegt er gebettet unter Rosen". Könnt' ich mich dem Hercules vergleichen, ach, mein Freund, ich würde dich nicht erreichen, wär' ich Dädalus selbst, der Hort der Kreter, wär' ich Ladas oder der Gorgotödter, hätte mich Pegasus im Flug getragen oder des Rhesus glänzender rascher Wagen; was da läuft und fleugt und selbst die schnellen Winde könntest du mir zu Diensten stellen, würde dies zusammen sich mir vereinen, todesmüd' in allen meinen Gebeinen wär' ich dennoch und von Arbeit matt dich zu suchen, Freund, in der ganzen Stadt. Du verleugnest dich, so hochmuthsvoll? welches liebliche Kind dich fesseln mag. Drum wenn dein Mund sich verschliessen soll, Die mittleren Verse des Gedichtes, 23-32 (Non custos si fingar ille Cretum bis essem de mihi, amice, quaeritando) stehen in den Handschriften nicht an dieser Stelle, sondern folgen dort erst nachdem zwei andere Gedichte vorausgegangen. Man hat schon früh gesehen, dass das abgetrennte Stück ursprünglich zu carm. 55 gehört, dass es ein Abschreiber übersehen und dann nachgetragen habe. Die Aldina schon setzte es unmittelbar v. 22: Dum vostri sis particeps amoris. Ebenso auch Scaliger. Hier stand es aber zusammenhangslos mit den übrigen, und so schob es Muret zwischen v. 12 und 13 ein: En hic in roseis latet papillis. Non custos si fingar ille Cretum u. s. w. Vossius sah, dass auch so kein rechter Zusammenhang war und nahm lieber eine Lücke an. Lachmann schob es einen Vers früher ein:,,Sed te iam ferre Herculei labos est. Non custos si fingar ille Cretum", und dabei sind die späteren Ausgaben geblieben. Dem hat sich Leutsch widersetzt. Er bleibt bei den Handschriften und meint, es seien zwei dasselbe Argument behandelnde verschiedene Gedichte an Camerius. Er weist darauf hin, dass das erste längere Stück strophisch sei; ein gewöhnlicher Phaläceus sei mit einem vorausgehenden contrahirten Phaläceus distichisch, in dem zweiten Stück dagegen sei dies nicht der Fall. Diese Thatsache ist nicht in Abrede zu stellen. Schon früh wurde man darauf aufmerksam, dass dort Catull gegen alle Analogie den Dactylus des Phaläceus so häufig in einen Spondeus contrahirt, man hielt dies geradezu für einen Fehler, der nicht von Catull herrühren könne, und suchte zu emendiren, und so steht in unsern Handschriften dem spondeisch-phaläceischen Texte ein rein-phaläceischer zur Seite: |