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im pistrinum als eine für Menschen und Vieh besonders anstrengende und beschwerliche. Das dachte auch der gute Mann, der in einem Zimmer der Kaiserpaläste am Fuss des Palatin unter die Zeichnungen und Inschriften, mit welchen der Eifer für Circus und Amphitheater die Wände bedeckt hat, einen Esel der die Mühle dreht, in jener populären Manier der Umrisse, welche Aristoteles návaßo nennt 207, zeichnete und den gemüthlichen Vers daruntersetzte (Taf. XI, 4)

labora, aselle, quomodo ego laboravi, et proderit tibi 208, worin de Rossi eine Anspielung auf einen Bekannten des Schreibers findet, der den Namen A sellus führte 209. Esel finden wir auch auf dem Relief des Eurysaces in der Mühle angewendet210, sowie auf einem von korinthischen Säulen eingefassten, mit einem zierlichen Gesimse bekrönten Grabrelief im Vatican 211 (Taf. XI, 3). Auf der rechten Seite neben der Inschrift ist der Esel angeschirrt an die Mühle, an welcher das Holzwerk wie auch der Bottich, in welchem der untere Mühlstein steht, der das Mehl aufnimmt, sehr genau und deutlich wiedergegeben ist. Ein Treiber ist nicht dabei, aber an der Wand ist die Peitsche aufgehängt 212. Auf der anderen Seite sind verschiedene Utensilien des Müllers zusammengestellt, mehrere Maassgefässe von verschiedener Grösse und daneben das Brett zum Abstreichen (rutellum 213), wie sie dem Müller beim Einkauf und Verkauf

207) Aristot. de gen. an. II, 6 p. 743a Ex dè tñs xaodías ai yléßes διατεταμέναι, καθάπερ οἱ τοὺς κανάβους γράφοντες ἐν τοῖς τοίχοις. 208) Garucci graffiti di Pompéi (2 éd) pl. 30 vgl. 25, 2. 209) de Rossi ann. XXIX p. 275 f.

210) Auch auf einer in den impronte gemmarie des Instituts (IV, 79) veröffentlichten Gemme (Taf. XI, 5) ist ein Esel an der Mühle vorgestellt; der untere Theil derselben wird wohl einen Sack bedeuten sollen, in welchen das Mehl fällt.

211) Mus. Chiaramonti 685; auch diese Zeichnung hat mir Brunn verschafft. Die Inschrift P. Nonius Zethus Aug. fecit sibi et Noniae Hilarae conlibertae, Noniae P. 1. Pelagiae coniugi P. Nonius Heraclio lehrt uns nur die Namen der Bestatteten kennen.

212) Poll. VII, 20 τὸν δὲ νῦν μυλοκόπον ὀνοκόπον Αλεξις εἴρηκεν ἐν Αμφωτίδι· ὀνοκόπος τῶν τοὺς ἀλέτωνας τῶνδε κοπτόντων ὄνους.

213) Non. p. 18 rutrum. Lucilius sat. lib. VIIII ‘frumentarius est, modium hic secum atque rutellum una adfert'. Einen solchen stellt ein christliches Grabrelief bei Lupi vor (epit. Sev. tab. 8, 4), wie er das rutellum in der Hand neben dem mit Korn gefüllten Modius steht, aus dem Kornähren hervorragen; darüber die Inschrift Maximinus qui vixit annos XXIII amicus

nöthig waren 214, ferner ein Eimer oder Korb und ein muschelförmiges Becken, sodann ein Sieb und ein muldenartiges Gefäss, das zu mancherlei Zwecken dienen konnte 215.

Das Sieben des Mehls kommt auch auf dem Relief des Eurysaces vor, wo die Ablieferung und das Fortschaffen desselben gemäss dem bedeutenderen geschäftlichen Verkehr eines redemptor auch in grossartigerer Weise als auf dem bolognesi schen Relief dargestellt ist.

Das Bearbeiten des Teiges, welches auf dem Monument des Eurysaces durch eine von einem Esel getriebene Maschine geschieht, wird in ähnlicher Weise auf einem Sarkophag des lateranensischen Museums, der die Darstellungen des Getreidebaus mit denen des Brotbackens verbindet 216, 9 vorgenommen, nur dass dort statt des Esels zwei Männer an einer Stange den Balken drehen, welcher den Teig bearbeitet. Eine ähnliche Mani

omnium, was für einen der Getreide zumisst ein besonders auszeichnendes Lob ist.

214) Auf Gemmen ist oft über den Modius die Wage gelegt, um den Gebrauch im Handel und Wandel zu bezeichnen (Agostini 1, 90. de la Chausse gemme ant. 144. 197). Sonst ist der mit Aehren gefüllte Modius das natürliche Attribut des Sommers, wie auf einer Ara deren vier Seiten je eine der Jahreszeiten darstellen (mus. Odescalch. II, 54), und diente dann zur Bezeichnung des Erndtesegens überhaupt, daher er auf Kaisermünzen neben der Annona regelmässig erscheint (Cohen méd. imp. I pl. 12, 84), wie auf dem Revers einer Münze des Nerva mit der Umschrift plebei urbanae frumento constituto (Cohen méd. imp. I pl. 19, 115). Auf der Ara, welche Aelius Vitalio mensor perpetuus dignissimi corporis pistorum siliginiariorum (auch bei Doni IX, 11) der Annona sancla errichtet hat (Grut. 81, 8. Orelli 1810 vgl. Marangoni cose gentil. p. 171) ist diese vorgestellt, wie sie mit der Rechten Aehren in den bereits gefüllten neben ihr stehenden Modius legt, mit der Linken hält sie Füllhorn und Steuerruder. Vielleicht ist das merkwürdige Relief (M. I. d. I. VI, 6, 3) welches einen Stier vorstellt, der auf einem Schiffe steht und eben ans Land steigt, wo ein mit Achren gefüllter Modius steht, während hinter ihm ein Weinstock sichtbar wird, auf die annona zu beziehen, die ja wesentlich auf der Einfuhr von der See her beruhte und zu der nicht bloss die Getreidespenden, sondern auch Lieferungen von Fleisch und Wein gehörten (Marquardt röm. Alterth. III, 2 p. 108 ff.).

215) Ein ganz ähnliches Gefäss trägt auf einem Sarkophagrelief (mus. Lateran. 30, 2) ein Diener zu einer Mahlzeit herbei, vielleicht ist es für das Brot bestimmt.

216) Mus. Lateran 32, 1. arch. Ztg. XIII Taf. 148, wo ich die einzelnen Vorstellungen des Reliefs erläutert habe (p. 145 ff.).

pulation wird auf dem Sarkophag in der Villa Medicis damit vorgenommen (Taf. XI, 4). Dort steht unter der imago clipeata ein grosser Bottich, zu jeder Seite steht ein Arbeiter im Schurze, der über den Rand desselben hineinlangt, als wolle er etwas hineinthun oder herausholen, oder auch nur um den Inhalt zu prüfen. An der rechten Seite des Bottichs aber ist ein Griff angebracht, offenbar zum Drehen bestimmt um damit die Walze in Bewegung zu setzen, welche im Innern des Bottichs den Teig bearbeitete.

Wahrscheinlich war eine ähnliche Scene auf dem jetzt fehlenden Stück des bolognesischen Reliefs dargestellt, denn die erhaltene stellt offenbar das Formen des Teiges zu Broten vor, wie man dies auch auf dem Monument des Eurysaces sieht.

Den Beschluss macht endlich das Backen selbst, das auch auf der rechten Seite des Sarkophags in Villa Medicis in der Weise dargestellt ist, dass der bärtige, bis auf den Schurz nackte Arbeiter das Brot auf einer Schaufel eilig herbeiträgt um es durch die geöffnete Thür in den geheizten Ofen hineinzuschieben. Das Brot ist wie gewöhnlich rund und durch Einschnitte in vier oder mehr Theile getheilt, so dass in der Mitte wo sie zusammenlaufen ein Eindruck gemacht wird; daher kommt es, dass die Darstellungen einer Patera und eines Brotes einander sehr ähnlich werden können.

Die Darstellungen des Müllers und Bäckers leiten unmittelbar zu denen über, welche den Handelsverkehr angehen, unter denen begreiflicherweise der Victualienhandel einen hervorragenden Platz einnimmt. Auf einem Relief in Capua in der Nähe des palazzo giudicale ist, wie mir Abeken früher mittheilte, eine sitzende Figur in langer Kleidung vorgestellt, vor der eine ähnliche steht, die kleine Brote abwägt und in der Hand ein Täfelchen hält 217.

Ich stelle ein Relief im Vatican (Taf. X, 4) hier in die Reihe, obgleich es nicht ganz sicher ist, dass es grade an diesen Platz gehört 218. Hinter einem Ladentisch, der entweder mit zwei

217) Fea beschreibt ein in Ostia gefundenes Relief in allgemeinen Ausdrücken (viaggio ad Ostia p. 65) altro bassorilievo, alto un palmo, lungo tre, ma rotto, d'infelice esecuzione, rappresentante due mercanti, che pagano merci.

218) Es befindet sich jetzt im giardino della pigna, ich kann aber kaum

Thüren verschlossen oder in ähnlicher Weise verziert ist, sitzt ein Mann in Tunica und Ueberwurf. Zu seiner Linken ist ein

Gitter auf dem Tisch, wie es zum Schutz der in der Bude feilgebotenen Waaren auch heute noch angebracht wird, zu seiner Rechten sind mehrere Gegenstände verschiedener Grösse aufgehäuft, die man leider nicht deutlich erkennen kann, so dass sich nicht bestimmt sagen lässt, womit er handelt. Er hat beide Hände, auf den Tisch gelegt, indem er den linken Arm auf eine ebenfalls nicht mehr deutliche Unterlage stützt, als wolle er festhalten, was vor ihm liegt; das Gesicht wendet er nach rechts mit einem strengen, widerwilligen Ausdruck, durchaus nicht wie ein Kaufmann, der seine Waare gern verkauft, dem zur Seite stehenden Manne zu. Dieser, in Tunica und Schuhen, trägt einen Sack auf der Schulter, den er mit der Linken gefasst hat, und streckt wie zaghaft die Rechte aus. Diese Geberde und der Ausdruck des Gesichts lassen kaum zweifelhaft dass er um etwas bittet, und auch der Anzug sowie namentlich der Sack219 bezeichnen ihn als Bettler. Dadurch erklärt sich denn auch das abweisende Benehmen des Inhabers der Bude vollständig. Vielleicht wird es dadurch auch wahrscheinlich dass dieser mit Esswaaren, etwa mit Backwerk handelt. Für Münzen, welche Zoega zu erkennen glaubte, scheinen mir die rundlichen Gegenstände zu gross 220

zweifeln dass es identisch mit dem ist, welches Zoega im Palazzo Salviati sah und folgendermassen beschreibt. »Elliptischer geriefelter Sarkophag. In der Mitte ein verlieftes Rund mit einer männlichen Büste, wovon der Kopf nur skizzirt ist; darunter in kleinen Figuren eine Wechselbank. Zwei bärtige Personen in plebejischem Anzug, wovon die eine in der Bank stehend mit dem linken Arm sich auf einen Geldsack stützt, mit der Rechten Münzen auf dem Tisch anhäuft und auf den anderen gegenüber an der Ecke der Bank stehenden Mann blickt, indem er mit der erhobenen Rechten zu rechnen scheint«. Nur dieser letzte Umstand trifft nicht zu, sonst ist eine so grosse Uebereinstimmung, dass man, wenn nicht Identität jedenfalls eine Replik derselben Vorstellung annehmen müsste.

219) Berichte 1854 p. 52.

220) Ein Geldwechsler ist vielleicht auf dem übel zugerichteten Relief vorgestellt, von welchem Garucci (stor. di Isernia p. 151, 80) keine hinreichend deutliche Beschreibung giebt; wahrscheinlich auch auf dem gemalten Boden eines Glasgefässes (Boldetti osserv. p. 212. Grivaud 101, 2). Ein Mann in langer Tunica steht vor einem Tisch der mit kleinen runden Gegenständen bedeckt ist und hält eine ebensolche Tafel mit beiden Händen einem Manne hin, der im Schoosse seiner Tunica dergleichen runde

Mit Sicherheit auf den Verkauf von Lebensmitteln zu beziehen ist das Bruchstück eines römischen Reliefs von grober Arbeit 221, obwohl das Einzelne keineswegs deutlich ist (Taf. XIII, 4). Man sieht eine Bude, in welcher an der Wand Borde fortlaufen, mit kleinen Abtheilungen versehen, in deren jeder ein Topf oder sonst ein Gefäss stebt. Unter derselben ist auf der rechten Seite ein breiteres Bord angebracht, auf welchem grössere Schüsseln stehen, mit runden Gegenständen gefüllt, die man nicht mit Bestimmtheit erkennen kann, Backwerk oder Obst; zwei gleiche Schüsseln stehen auf einem Bock. Dann folgen drei grosse Fässer, mit dem spitzen Ende fest in den Boden gestellt; sie sind bis über den Rand vollgehäuft mit einer aus Körnern gebildeten Masse, soweit man bei der flüchtigen Arbeit erkennen kann, also wohl Hülsenfrüchten 222 oder auch Getreide. Hiervon war der tabernarius so eben im Begriff zu verkaufen, die linke Hand, mit welcher er in das ihm zunächst stehende Fass greift, ist noch erhalten, auch sieht man an dem stark geneigten Wagebalken der am Bord aufgehängten Wage, dass die andere Wagschale so eben gefüllt wird, um dann das Quantum abzuwägen. Neben der Wage ist noch ein Gegenstand aufgehängt, von dem ich aber nicht anzugeben weiss, was er vorstellt.

Mit dieser Vorstellung hat die eines vaticanischen Reliefs 223 (Taf. XIII, 3) durch die reihenweise aufgestellten unten spitzen dolia eine gewisse Aehnlichkeit; diese sind aber hier mit einem

Dinger hat. Dass hier Münzen gemeint sind geht daraus hervor, dass hinter dem ersteren zwei zugebundene Beutel sich befinden, die mit CCXX und CCLV bezeichnet sind, ganz so wie sich Geldbeutel (sacci) auch auf anderen Kunstwerken dargestellt finden (Cavedoni mon. ant. del Calajo p. 49. Ficoroni Labico p. 101. Garucci a. a. O. p. 156); unten im Abschnitt ist die Inschrift SACVLV, rund umber die verstümmelte und unverständliche. BIS. AN. DRES. CO... Welcker (zu Zoegas Basr. p. 221) erwähnt eine Gemme des Fürsten Poniatowsky, auf der ein Geldwechsler vor seinem Tischchen sitzt, worauf ein Kasten steht, und Geld einstreicht.

221) Das Relief (0,35 Metres breit, 0,27 M. hoch) ist im Hofe des archäologischen Instituts in Rom eingemauert und wurde bereits erwähnt (ann. X p. 245); die Zeichnung verdanke ich Conze.

222) Auf Inschriften finden sich negotiatrix frumentaria et liguminaria ab scala Mediana (Orelli 3093), negotiator lentiarius (Grut. 649, 6), negotiatio fabaria (Murat. 132, 3).

223) In der galleria de' candelabri vgl. Beschreibg. Roms II, 2 p. 259, 457; die Zeichnung hat mir Brunn verschafft.

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