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en. Die Kunst ist Fasslichkeit und Prägnanz. Oft leisten die Kleistischen Helden im Verschweigen ihr Höchstes.

Gewähren wir dem Kurfürsten nebst anderen Gaben auch die der weisen, immer zum gefassten Ziel führenden Strategik. Wer so die Menschen in seiner Macht hat, mit Adlerblick erhaben über Alles sieht, darf sich mitunter auch in der strengsten Ausübung seiner Pflicht einen Scherz, ein Verstellungsspiel als Zeichen seiner Überlegenheit gestatten. Wir wissen, wie auch in der Kunst der Täuschung die Grösse Hermanns als Führer der Germanen sich bekundet. Die ungemein klare Auffassung der Dinge, die Kenntniss der seelischen Vorgänge teilt ja der Fürst mit Niemanden in seiner Umgebung; und so kann er, ohne besondere Rednerkunst, bloss gefasst "auf märk'sche Weise," die Weisheit Aller überflügeln und gelegentlich verwirren. Die Gesinnung seiner Treusten lernt er am Besten und am Tiefsten durch sein Verharren als gnadenloser Urteilsvollstrecker, und die Maske des grausamen Richters, die er trägt, kennen, während doch in seinem Innern nur Milde, nur Güte herrscht. Nur so konnte er in seinem Lebensherbst die schwungvolle Rede von Kottwitz als Verteidiger der scheinbar verletzten Rechte des Gefühles veranlassen, die höchste Spannung im Kreise seiner Untertanen bewirken, dem staatschützenden Gesetz die grösste unverlierbare Kraft und Würde verleihen. Ein tragisches Spielen fürwahr mit dem Verbluten der stärksten Seele, keine Komödie; und wir begreifen die Bedrängniss der Mitleidenden an dem Spiele: "O Gott der Welt! Musst' es bis dahin kommen?"

Er allein, der Herrscher, wiewohl er gewissenhaft vor den wichtigsten Entschlüssen all die Seinigen um sich sammelt, und mit einem "was meint ihr?" ihren Rat fordert, waltet über das Schicksal seines Landes, und schlichtet mit fester Hand und unfehlbarem Instinkt Sorgen und Kämpfe. Der Graf von Hohenzollern bleibt im Glauben sein Wort fiele, "ein Gewicht, in seine Brust." Nichts als die eigene Stimme des Gewissens ist aber entscheidend. Und wo der Fürst in seine Herzenstiefe greift, findet er seinen belebenden Gott. An seiner Lebensneige, kann er immer noch das frische Wagen, das warme Fühlen, das Sehnen der Jugend im Blühen des Lenzes mitempfinden. Und so wird ihm vergönnt die vollste Harmonie zwischen der Gefühlswelt und der Welt des Verstandes zu

erzielen, so vermag er die gelöschten Sterne in der Brust seines Lieblings zu entzünden und den Gereiften so fest an sich zu ziehen, dass ein Seelenaustausch erfolgen kann, und der Prinz zum besten Sachwalter wird, der des hohen Herren Sache führt.

Ein Kuss auf die Stirne des Helden besiegelt den nun unzertrennlichen Bund. Das Herz bebt. Wie prächtig war das Werk gelungen! Mit welcher Manneswürde trat ihm der Jüngling entgegen! Wie überragte er, selbst an Verstand und Strenge des Pflichtbewusstseins, die besten und erfahrungsreichsten der Führer! Doch die Verstellungskunst sollte weiter geübt werden. Zurückhaltend noch im Anschwellen der Gefühle sprach der Herrscher von der Bewilligung der letzten Bitte. Dann aber bereitet er den höchsten Triumph des Lebens mitten in der höchsten Todesverzückung des Geheilten. Und er reicht den Kranz mit der nie zu brechenden Kette der Prinzessin, die als Anwalt der Liebe die feierliche Krönung des Helden vollführt. Ein Donnern der Kanonen, ein mächtiges: "In Staub mit allen Feinden," die Siegessymphonie eines Kleist brauchte keine anderen Töne. Neue Zeiten dämmern. In voller Ordnung und Eintracht, innerlich gefestigt, schreitet das Vaterland seinen künftigen Schicksalen entgegen.

Sein Dichter aber, mit dem Tod im Herzen, entzieht sich dem feierlichen Gang. Das Leben bereitet ihm nur Qual und Leiden, und er scheidet, wagt den oft ersonnenen Wurf; sinkt ungebeugt wie die Eiche "weil sie zu stolz und kräftig blühte." Und wir denken erschüttert an diesen Sturz. War er nicht

selbst der Zauberer, der die entgegengesetzten Welten harmonisch zu verbinden verstand, und das Leidenschaftliche, Himmelstürmende der Jugend nahe an die Sterne göttlicher Weisheit rückte? Der das Herbe und Strenge der sittlichen Pflicht mit dem lieblichsten Schmelz der Gefühle und der rührendsten Zärtlichkeit im Bunde mit der keuschesten Liebe zur schönsten Entfaltung und innigstem Zusammenwirken brachte? Wer sonst noch vermochte in die gedrungenste Darstellung der Seelenkonflicte so viel Anmut, in eine so wortkarge Kunst so viel Weichheit und Empfindungsfülle hineinzuzaubern, den Traum des Weltentrückten so lieblich und täuschend mit dem Ereignis des wachen Lebens mitten im Weltgetümmel zu verketten; wer Dämonen und Götter im

Gewimmel der Erscheinungen dieses wunderlichen, gebrechlichen Erdenreiches, im raschen Zerstieben des Glückstraums der Menschen in so tiefen Einklang tätig nebeneinander zu erdenken; wer das Schreckliche selbst und scheinbar Widerwärtige so mit poetischem Glanz zu verklären? Wohl hat das lange Verweilen und Sinnen im Reich des Unbewussten diese geheimnissvolle Macht in dem Dichter und Träumer entwickelt. Er, der ewig unbegriffene, unselige Mensch, der einst nach dem höchsten Kranz der Dichtung strebte, durfte alle Erdengüter gering schätzen, gefasst sein eitel Nichts aussprechen-"wir begegnen uns, drei Frühlinge lieben wir uns, und eine Ewigkeit fliehen wir auseinander”-nur den Gesang, der aus der freien Brust, so mächtig, so voll unnennbaren Wonnen strömte, behorchen, und singend, frei wie der Vogel singt, sich losgelöst von allen Banden fühlen. Der Todespfeil traf, und das Lied verstummte in der zerschmetterten Brust. Und sterbend nahm der Dichter mit sich auf die Fluren der Seligen das Geheimniss seines so kräftigen und zugleich so süssen Liedes. ARTURO FARINELLI

Torino, Italy

BURKE'S ESSAY ON THE SUBLIME AND ITS REVIEWERS

Burke's Philosophical Inquiry into the Origin of our Ideas of the Sublime and Beautiful has often been reprinted, and almost always, since the second edition of January 10, 1759,1 'with an Introductory Discourse concerning Taste, and several other Additions.' A comparison with the original edition, published by Dodsley on April 21, 1757,2 shows that most of the changes were merely verbal and of a minor sort; these casual differences Burke, in his second Preface, passes over in silence and for the present we may follow his example. Nothing of importance is either deleted or rewritten. There are, however, considerable additions. The significant changes, then, consist of a new Preface, an introductory essay on taste, and, in the text proper, scattered additional passages in sum larger by half than the treatise on taste.

The original Preface recounts the manner in which the Inquiry came to be written; it briefly describes the common confusion of mind upon the subject-matter of the essay, and the author's method of inquiry:

He observed that the ideas of the sublime and beautiful were frequently confounded, and that both were indiscriminately applied to things greatly differing, and sometimes of natures directly opposite. Even Longinus, in his incomparable discourse upon a part of this subject, has comprehended things extremely repugnant to each other under one common name of the sublime. The abuse of the word beauty has been still more general, and attended with still worse consequences.

Such a confusion of ideas must certainly render all our reasonings upon subjects of this kind extremely inaccurate and inconclusive. Could this admit of any remedy, I imagined it could only be from a diligent examination of our passions in our own breasts, from a careful survey of the properties of things which we find by experience to influence those passions, and from a sober and attentive investigation of the laws of nature, by which those properties are capable of affecting the body and thus of exciting our passions.3

The second Preface is altogether new, both in phrase and in idea; it omits any account of the origin of the work, but mentions 'Ralph Straus, Robert Dodsley, Poet, Publisher, and Playwright, 1910,

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the changes in the second edition, and discusses, this time more technically, the method of investigation and its uses:

In considering any complex matter, we ought to examine every distinct ingredient in the composition, one by one, and reduce everything to the utmost simplicity; since the condition of our nature binds us to a strict law and very narrow limits. We ought afterwards to re-examine the principles by the effect of the composition, as well as the composition by that of the principles. We ought to compare our subject with things of a similar nature, and even with things of a contrary nature; for discoveries may be and often are made by the contrast, which would escape us on the single view. . . . The use of such inquiries may be very considerable. Whatever turns the soul inward on itself tends to concentre its forces and to fit it for greater and stronger flights of science.1

The more positive tone of the second Preface reflects the favor with which the first edition had been received. On August 10, 1757, Burke wrote to Shackleton, a former school

mate:

This letter is accompanied by a little performance of mine, which I will not consider as ineffectual if it contributes to your amusement. It lay by me for a good while, and I at last ventured it out. It has not been ill received, so far as a matter on so abstracted a subject meets with readers.5

David Hume, indeed, in spite of his interest in literary and aesthetic questions, which in 1757 led him to publish a dissertation on taste, and another on tragedy, was not among the early readers; it was not until after the second edition that he mentioned to Adam Smith, in a letter of April 12, 1759, his acquaintance with "Burke, an Irish gentleman, who wrote lately a very pretty treatise on the sublime." That Burke's original edition was not ill-received may be seen from three contemporary reviews, by Arthur Murphy in Johnson's Literary Magazine, by an unknown writer in the Critical Review, and

♦ Inquiry, 1761, pp. v, viii; Works 1.58, 60. (In this paper, I cite as Works the six-volume edition published in the World's Classics Series by the Oxford University Press, 1906.)

Works and Correspondence of Burke, 1852, 1.17.

In Four Dissertations.

'Burton, Life and Correspondence of Hume, 2.55.

Literary Magazine 2.182-189 (1757). This review was ascribed by Thomas Davies to Samuel Johnson, and was inserted in the first edition of Johnson's works (1787; vol. 10) by Sir John Hawkins; but Boswell ascribed it to Murphy. It is not included in the edition of Johnson's works published in 1792 with an introduction by Murphy. (W. P. Courtney, Bibliography of Samuel Johnson, p. 77; Boswell's Life, ed. by G. B. Hill, 1.310.)

Critical Review 3.361-374 (April, 1757).

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