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Bedeutung:

a. -ung bildet ein abstraktes Nomen;

b. -ung statt -ing bildet ein patronymisches Hauptwort oder c. deutet ganz allgemein die Zugehörigkeit an.

Doch auch in der Sinndeutung schwanken die Erläuterer. Für Kögel1 ist das Wort ein abstraktes18 Substantiv und er übersetzt folglich: 'die Sohnvaterung richteten ihre Rüstung.'

Elis Wadstein19 schreibt 1903: "Dass sunufatarungo ein nom. des duals ist, haben Möller (zur ahd. Allitterationspoesie 86) und Kauffmann (Phil. Studien 143) in überzeugender Weise gezeigt. Mit den meisten neuesten Auslegern fasse ich dieses Wort als Apposition zu Hiltibrant enti Hadubrant v. 3. Dies ist wohl schon deshalb das Richtige, weil es passend war, direct mitzuteilen, dass Hildebrand und Hadubrand Vater und Sohn waren, da der Dichter doch auch zu Solchen redete, die dies nicht im voraus wussten. . . . Übrigens setzt das Gedicht ja auf eine viel wirkungsvollere Weise ein, wenn es heisst: "Ich hörte, dass sich Hildebrand und Hadubrand, Vater und Sohn, zum Einzelkampf herausforderten," als wenn sunufatarungo zu dem folgenden Satze gehören würde. . .

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Woraus folgt, dass die "meisten Ausleger" sunufatarungo übersetzen durch: sohn und vater.

Rieger20 schreibt aber im Jahre 1906: "4. Ich versteh nicht, wie man je, und wie ich selbst die bildung sunufatarungo für 'sohn und vater' nehmen konnte, ALS WÄRE ES DASSELBE Wie gisunfader und hätte das patronymische suffix NUR ZUM ZIERAT anhängen; als hätte nicht Schmeller schon 1840 die erklärung gegeben 'hominum (lies: virorum?) quorum alii in patris, alli in filii comitatu sequela, clientela, exercitu sunt, 'Das wort ist weder in-os zu ändern, noch mit Steinmeyer22 für eine UNGEWÖHNLICHE form des nom. plur. zu nehmen; als genitiv construiert es sich zu heriun tuêm, und die stilgerechte brechung des verses stellt sich her."

Und zwei Jahre später meint Kluge,23 "heute zweifle wohl niemand mehr an dieser Deutung" und übersetzt das Wort 17 a. a. O. I, 1. S. 214. 18 besser Kollektiv !?

19 Beiträge zur Erklärung des Hildebrandsliedes von E. Wadstein. Göteborg 1903. S. 13.

20 Zeitschrift f. d. Alt. 48. 1906. Zum Hildebrandsliede S. 2.

21 Germania 9, 295 fg. 1864. a. a. O.

23 Bunte Blätter. Freiburg-Bielefeld. 1908 S. 126. Siehe jedoch: Hildebrandslied, Ludwigslied und Merseburger Zaubersprüche, Leipzig 1919; S 9 ff., wo er sich O. Schades Erklärung, Ahd. Wörterbuch 896 anschliesst.-Editor.

durch: (zwischen den beiden Heeren) der Kriegsleute von Vater und Sohn.

E. Wadstein24 und Fr. Saran25 scheinen doch noch nicht dieser Ansicht beizupflichten, denn dieser gibt das Wort wieder durch 'das blutsverwandte Paar Sohn und Vater,' jener scheint an seiner früheren Auffassung festzuhalten.

Ihnen schliesse ich mich an und übersetze sunufatarungo durch 'Sohn und Vater,' bemerke im Übrigen, dass meine Deutung erlaubt, es als Apposition zu Hiltibrant enti Hadubrant oder auch als Subjekt von rihtun aufzufassen: "Sohn und Vater richteten ihre Rüstung" oder auch: "Hildebrand und Hadubrand forderten einander zum Kampfe auf, Sohn und Vater!" mit einem treffenden Chiasmus.

1. Die Hs. trennt sunu von fatarungo.

Wie wenig man auch auf die Trennung von Wörtern in alten Handschriften bauen mag, so wird es mir doch erlaubt sein, im Vorbeigehen hervorzuheben, dass sunu fatarungo im Manuskript nicht aneinander geschrieben sind;26 Müllerhoff und Scherer hatten dies bemerkt, denn in ihren Anmerkungen S. 9 drucken sie richtig sunu fatarungo als zwei Wörter.

2. ungo ist ein enklitisches Bindewort.

Gezetzt nun die Gleichung: sunu fatarungo = Sohn und Vater, worin uns bekannt sind:

sunu: Nom. Sing. (regelmässige Form) eines u-Stammes = Sohn,

fatar: Nom. Sing. eines r-Stammes Vater, die wir beide fortschaffen, so kommen wir zum natürlichen Ergebnis: -ungo ist gleich und.

-ungo wäre demnach ein enklitisches Bindewort gleich dem lat. que in filius paterque, dem griech. Te in Alavтe TEUкpos TE.27 Freilich ein ȧaš λeyoμevov, denn das Ahd. hat kein anderes Beispiel davon. Doch brauchen wir das Germanische Gebiet

24 Ur Minneskrift utgiven av Filologiska Samfundet i Göteborg 1920. Die Sprachform des Hildebrandliedes.

25 Das Hildebrandslied. Halle 1915. S.

26 s. das Facsimile in Mansion: Ahd. Lesebuch. Heidelberg 1912.

27 Nach Analogie dieses griechischen Ausdruckes vermutet Möller a. a. O., dass der Text ursprünglich wohl Hiltibranto Hadubrand statt Hiltibrant enti Hadubrant enthalten habe, dass enti für den Vers ungut sei; in dieser Verbindung würde aber das dem re entsprechende Bindewort fehlen. Vollkommenere Ähnlichkeit mit dem Griechischen würde unsere Wortverbindung aufweisen, wenn man annehmen wollte, dass sunu Dualform (regelmässig!) sei, entsprechend dem griechischen Alare.

nicht zu verlassen, um ein genaues Gegenstück, dafür zu finden: ein jeder wird wohl sogleich an das got. -uh gedacht haben.

3. ahd.-ungo got. -uh.

Dies ist nun, nach Streitberg,28 Kluge29 u.a. aus *uzhve entstanden; durch Wegfall des unbetonten e, des Nasallautes und des 30 erhält man -uh (das durch Kürzung in unbetonter Silbe -uh ergeben konnte).

*uzhve weist zurück auf ein idg. *mghue. Enklitische Wörter trugen nun bekanntlich den Wortton nicht; silbische Konsonanten (hier m) nahmen anderseits die Stelle eines Vokals ein; so musste dem *mgue (auch nach endbetontem *patér) im Wg., nach Verners Gesetz, endlich pǝtermgue ergeben.

O

Das viersilbige *patermgue wurde etwa zu: ug. *faþárunghve, dann wg. *fadarungwe

"In der Regel," sagt Wilmanns,31 "zeigt das Gotische dem Hochdeutschen gegenüber den stimmlosen Laut❞ und er zitiert unter anderen Beispielen:

got. HÛнrus: ahd. HUNgar, was lautlich genau der Parallele entspricht:

*-uh: *-ungwe.

Bekanntlich herrschte ja im Gotischen die Analogie fast unumschränkt und es gab verhältnismässig viele selbständige got. Wörter, die mit -uh oder -h zusammengestellt waren:

niн, das dem lat. neQUE, neq genau entspricht;

nauн aus *nu+H;

thauн aus *tho+UH oder *tho-H, wie lat. tunc aus *tum-QUE, ahd. doch.

jaн aus *ja+н, das wohl mit dem ahd. joн identisch ist.32 In Verbindungen von einzelnen Wörtern hat es übrigens das enklitische -uh völlig verdrängt: 'faþar jah sunus.'

C. Der Auslaut.

Der Auslaut que-entwickelt sich sehr früh zu ko-; Ähnliches ist für den Auslaut von ungwe anzunehmen:

4

28 Gotisches Elementarbuch 3, § 52, 2, S. 70.

29 Vorgeschichte der Altgerm. Dialekte § 96.

30 So entwickelte sich *negue zu got. nih. Man vgl. Hirts Hypothese (m—ke) in P. B. B. 18. S. 299: Grammatische Miszellen D. zum pronomen.

31 Dt. Gram. I. § 23 c.

32 Ferner vergleiche man noch die Formen der Indefinitpartikel im Ahd. io werGIN und im Got.-HUN, lat.-CUNque.

Apokope des auslautenden e findet schon früh statt; man vergleiche etwa das griech. éuéve mit dem ahd. mih oder das lat. quinque mit dem ahd fimf.

Am Ende einer Silbe wird w regelmässig in o verändert; man denke an:

*falu>ahd. falo

*nehwA>ahd. naно
*SWA>ahd. so

Nach Wirkung dieser Auslautgesetze bekämen wir denn endlich aus idg. *mque im ahd.:

-UNGO

Somit wäre meine Beweisführung zu Ende; doch soll nicht verschwiegen werden, dass Delbrück -uh nicht auf urgerm. -ughve, uridg. -mque zurückführt, sondern erklärt, es sei aus uund -h zusammengesetzt und dass K. Brugmann33 in einer sehr gelehrten Erörterung Streitbergs Ansicht zu widerlegen versuchte, ohne dass jedoch weder des einen noch des anderen Gründe entscheidende Kraft besässen.

Die frühere Auffassung könnte vielleicht in dieser ahd. Form eine neue Stütze finden; es wäre wohl ein Leichtes, eine Erklärung für das Bestehen einer (etwa durch falsche Scheidung) erweiterten Form *m-que (die auch das lat. quicumqwe aufwiese?)+++ neben der kürzeren *que (lat. que, gr. re) zu finden. Dies zu entscheiden überlasse ich den Indogermanisten.

Mir mag es genügen, gezeigt zu haben, dass die schwankenden Deutungen der Bildung, der Flexion und des Sinnes eines vermutlichen Kompositums *sunufatarungo, das Bestehen eines solchen als recht unsicher erscheinen lassen; dass anderseits die Gleichstellung eines ahd. -ungo mit got. uh, nach der allgemein herrschenden Meinung keine Schwierigkeiten macht; endlich, dass diese Deutung dem Sinne vollauf genug tut, ohne dem überlieferten Text Gewalt antun zu müssen und also

sunu fatarUNGO

auf gleicher Stufe steht mit

gr. Αἴαντε Τευκρος τε

lat. (qui de) patre filioqUE (procedit).

Liège

"Idg. Forschungen, 33, 3-4, S. 173 fg. 1914.

A. L. CORIN

STEVENSON'S CONCEPTION OF THE FABLE

"The Fabulist's a pedant, whose profession
Is, with the plainest most precise expression,
To preach in all ways, unto all mankind,
'Be wise and good!' Well for him, if we find
Those speaking contrasts in his text, which spare
The preacher's pains, and of themselves declare
The preacher's purpose! Well, if, on his way,
One with its load, the other with its lay,
Emmet and grasshopper do chance to pass,
Or royal lion and ridiculous ass,

Or crafty fox and over-credulous crow!

For contrasts, such as these, have but to show
Their faces to us; and, as soon as seen,

All's understood.

But ah! not always doth kind Chance provide
Such fortunate occurrences for him

Who pries not only into corners dim

For secret treasures, but in field or street

Questions whatever he may chance to meet;
And often for an answer waits in vain,

Or gets one he is puzzled to explain."

-So Lord Lytton suggested the difference between the work of the classical fabulist and his own two volumes o. "Fables in Song," which, according to Robert Louis Stevenson, were most successful when they differed most widely from the older model. The question at once arises, what does Lord Lytton's modification of the type indicate as to its nature? Is the fable capable of some such variation as he conceived essential, or must it, under such treatment, break down and give place to some other form? The "Fables in Song" themselves give a doubtful answer; their quality is not such as to justify their combination of the old and the new-it is distinctly mediocre. But Stevenson's criticism of the "Fables in Song," and his own modification of the form in accordance with the principles of his criticism, give some interesting evidence as to its possibilities.

1 From Fortune and her Followers, "Fables in Song." Edward Robert Lytton Bulwer-Lytton. 1874.

"Lord Lytton's 'Fables in Song.'" Robert Louis Stevenson. 1874. (In "Lay Morals and other Papers." Scribner's. 1915.)

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