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Zuschriften an die Redaktion. (Ohne Verantwortlichkeit der Redaktion.)

Die Arbeitsleistung schnelllaufender Riemen und die vorteilhafteste Riemengeschwindigkeit.

Im Jahrgang 1901 dieser Zeitschrift S. 1638 hat Hr. Dr. Heinr. Abbes eine bemerkenswerte Besprechung meiner Vorträge über Leistung von Treibriemen1) veröffentlicht, welche neue Anregungen für diesen wichtigen, bisher ein wenig vernachlässigten Gegenstand gibt. Im nachfolgenden möchte ich diejenigen Punkte anführen, in denen ich mich mit Hrn. Dr. Abbes nicht einverstanden erklären kann.

Die von mir veröffentlichten empirisch gefundenen Koëffizienten können selbstverständlich nur für ein bestimmtes Uebersetzungsverhältnis gelten. Ich habe 2:1 angeführt, nicht aber eine Uebersetzung »nicht über 5:1, wie Hr. Dr. Abbes irrtümlich angibt; bei dem Uebersetzungsverhältnis 5:1 ergeben sich andere Zahlen. Auch heute noch halte ich meine Versuche und Berechnungen bei diesem oder einem anderen Uebersetzungsverhältnis nicht für genügend erprobt und sicher, um wagen zu dürfen, damit vor die Oeffentlichkeit zu treten; auf Anfragen teile ich aber meine Ansicht und Erfahrung gern mit.

Als roter Faden zieht sich durch den ganzen Aufsatz des Hrn. Dr. Abbes der am Schlusse ausgesprochene Gedanke, dafs bei wachsendem Durchmesser der getriebenen Scheibe der Weg für die Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Riemenspannung vom Ablaufpunkte bis zum Auflaufpunkte länger wird. Allerdings ist dies ein Vorteil, ebenso wie der nicht erwähnte Umstand, dafs mit dem gröfseren Durchmesser die Fliehkraft entsprechend abnimmt; aber immerhin halte ich diese beiden Vorteile bei gleichbleibender Geschwindigkeit für nebensächlich gegenüber dem Gewinne, welcher dadurch R+ 8 r+ 8 entsteht, dafs bei zunehmendem Durchmesser wird und sich der Eins mehr nähert, d. h. also, dafs die einzelnen Riemenschichten der Dicke nach bei wachsendem Durchmesser eine gleichmässigere Spannung auf der Riemenscheibe haben, dafs somit die Formänderungen und die hierzu nötige Zeit wesentlich anders sind als bei kleinerem Durchmesser.

R

Meines Erachtens ist es noch sehr fraglich, ob die vorteilhafteste Riemengeschwindigkeit diejenige ist, welche der entgegengesetzt laufenden Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Spannung auf der getriebenen Scheibe entspricht; ich sehe nicht recht ein, was hier ein Ueberschufs der Riemengeschwindigkeit schaden könnte; ebenso fraglich ist es, ob, wie Hr. Dr. Abbes wünscht, durch Versuche diese Riemengeschwindigkeit für verschiedene Riemen und verschiedenes Scheibenmaterial leicht zu ermitteln ist und ob von hier ab die Leistung der Riemen genau im Verhältnis der wachsenden Geschwindigkeit zunehmen mufs.

Nach meiner Meinung kann die Zunahme nicht genau in diesem Verhältnis stehen, weil sich ändern: 1) die Form; 2) die Zeit für die Formveränderung; 3) die Wirkung der Flieh- und Schwungkraft; 4) die Linien des ziehenden und

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des losen Trums; 5) das Verhalten des Riemens auf der treibenden Scheibe. Aufserdem kommen noch manche Umstände infrage, deren Inbetrachtziehung aber wohl zu weit führen dürfte.

Das Beispiel von dem kletternden Eichhörnchen in dem Rollenkäfig ist niedlich, aber nicht richtig. Das Eichhörnchen wird nicht gezogen würde sich sonst auch wohl umdrehen und beifsen -, sondern klettert und setzt den Käfig dadurch in Bewegung, während beim Riementrieb die Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Spannung von dieser selbst abhängt, nur in geringem Mafse von der Riemengeschwindigkeit.

In meinem oben angeführten Vortrage sagte ich:

>>Der Koëffizient mufs sich ändern bei verschiedenen Scheibendurchmessern, weil die Elastizität in den verschiedenen Lederschichten sich ändert, wenn der Riemen um einen kleinen Durchmesser sich biegt, die Laufseite des Riemens sich also staucht, während die Aufsenschicht sich stark längt. Dies kann ein schwach gespannter Riemen, aber kein straff aufgezogener. Ein dünner Riemen kann es leichter als ein dicker Riemen. Die Dicke eines Riemens ist sein Hauptfehler, welcher im umgekehrten Verhältnis zum Scheibendurchmesser wächst; letzterer sollte, wenn möglich, mindestens die 100fache Dicke des Leders betragen.

>>Die Leistung ändert sich mit der Geschwindigkeit, weil das ziehende Trum nicht Zeit hat, dem losen Trum seine Spannung mitzuteilen, auf das lose Trum zurückzuwirken. Bei 3 m Geschwindigkeit ist Too 2 t; bei 25 m aber dürfte T nahezu 50 t betragen, und hierin liegt der Grund für die zulässig höhere Belastung bei gröfserer Geschwindigkeit.<<

Im wesentlichen dürfte in diesem Ausspruche dasjenige enthalten sein, zu dem auch Hr. Dr. Abbes in seinen Schlufsfolgerungen gelangt. Von anderen kleinen Meinungsverschiedenheiten sehe ich ab, um nicht zu weitschweifig zu werden.

In Z. 1901 S. 1757 findet sich im Sitzungsbericht des Karlsruher Bezirksvereines eine Besprechung meines Vortrages über grofse Riemengeschwindigkeiten1), in der Hr. Lindner die genügende Reibung zwischen Riemen und Scheibe durch sehr schnell aufeinander folgende Zuckungen im ziehenden Trum erklären zu können glaubt. Ohne Zweifel sind im Riemen Zuckungen vorhanden; Flattern, Hin- und Herschwanken des Riemens und dergl. Bewegungen können bei ganz ruhigem Zuge und vollkommen gleichartigem Materiale nicht entstehen. Diese Zuckungen habe ich aber bislang als unvermeidlich hinzunehmenden Uebelstand betrachtet. Die von Hrn. Lindner erwähnte Trägheitskraft des Riemens kommt bei der Formveränderung und der hierzu nötigen Zeit infrage, und diese beiden Umstände sind auch nach meiner ausgesprochenen Meinung die Gründe, weshalb der schnelllaufende Riemen sich so glänzend bewährt und seinen Siegeslauf ungehindert fortgesetzt hat.

Hamburg.

1) Z. 1900 S. 1509.

des Vereines.

C. Otto Gehrckens.

des Vereines deutscher Ingenieure, Berlin N.W. Charlottenstrafse 43, gerichtet werden.

statt.

Lieferung gegen Rechnung, Nachnahme usw. findet nicht Vorausbestellungen auf längere Zeit können in der Weise geschehen, dafs ein Betrag für mehrere Hefte eingesandt wird, bis zu dessen Erschöpfung die Hefte in der Reihenfolge ihres Erscheinens geliefert werden.

Vorstände der Bezirksveine.

Nachtrag z. S. 184.
Mittelthüringer Bezirksverein.

Anstelle des Hrn. W. Voges ist Hr. Hermann Hagans zum Beisitzer gewählt.

Kommissionsverlag und Expedition: Julius Springer in Berlin N.

Buchdruckerei A. W. Schade, Berlin N.

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Verbund-Luftkompressor für 3000 cbm/st effektive Ansaugung mit Hoerbiger-Ventilen ausgerüstet. Ein zweiter Kompressor ganz gleicher Bauart, jedoch für 2600 cbm/st Ansaugeleistung und 6 at Endpressung, wurde an die Oberbayerische Aktiengesellschaft für Kohlenbergbau für deren Grube in Penzberg geliefert; er steht seit etwa Mitte September 1902 fast ununterbrochen Tag und Nacht im Betriebe.

Bei dieser Maschine bot sich nach etwa zweimonatigem anstandlosem Betriebe Gelegenheit, eingehende Versuche anzustellen, die kurz beschrieben werden sollen.

Die Maschine, Tafel 6 und Textfig. 1, ist eine Verbundmaschine in Zwillingsanordnung mit 500 mm Dmr. des Hochdruckzylinders, 800 mm des Niederdruckzylinders und 1000 mm Kolbenhub. Die normale Umlaufzahl von 70 i. d. Min. wurde während der Versuche anstandlos auf 90 gesteigert.

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Niederdruck-Saugventil.

Fig. 5.

Hochdruck-Druckventil.

Mit Rücksicht auf die für später geplante Anwendung von hochüberhitztem Dampf hat die Hochdruckseite die von der Dinglerschen Maschinenfabrik schon seit mehreren Jahren mit bestem Erfolge ausgeführte Zweikammer-Kolbenschiebersteuerung, D. R. P. Nr. 89358, erhalten1). Anstelle des sonst üblichen Expansionsschiebers mit vom Achsenregler beeinflufstem Hub und Voreilwinkel ist jedoch hier ein Rider-Kolbenschieber verwendet, der von einem Weifsschen Leistungsregler verdreht wird. Expansions- und Grundschieber laufen in leicht auswechselbaren Büchsen und haben innere Einströmung; infolgedessen sind die der Abkühlung unterworfenen Oberflächen klein, und die Stopfbüchsen der Steuerung liegen im Abdampf nach dem Zwischenbehälter. Der Niederdruck

1) Z. 1897 S. 175.

deutscher Ingenieure.

zylinder hat Corliss-Steuerung in Wheelock-Anordnung mit vier zwangläufig angetriebenen Hähnen unten am Zylinder. Die Maschine war ursprünglich für Auspuffbetrieb bestimmt, ist aber nunmehr an eine Zentralkondensation angeschlossen worden.

An das kräftige, seiner ganzen Länge nach auf dem Unterbau aufliegende Bajonettgestell sind mit zylindrischer Einpassung die Dampfzylinder angeschlossen, die im übrigen nur am hinteren Ende durch einen schmalen Fufs unterstützt sind, sodafs sie der Ausdehnung durch die Wärme gut folgen können. Es ist das eine Ausführung, die sich neben dem für gröfsere Zylinder angewendeten Tragring für hochüberhitzten Dampf gut bewährt hat. Hoch- und Niederdruckzylinder sind mit eingestemmten Laufbüchsen aus zähem, dichtem Gufseisen versehen und werden ebenso wie die Zwischenkammer mit frischem Dampf geheizt. Die Dampfkolben haben je zwei zweiteilige, durch eine gröfsere Anzahl von Spiralfedern gegen die Zylinderwandung geprefste Dichtungsringe.

Die durch den Niederdruck-Dampfzylinder mit seinen unten sitzenden Corliss-Hähnen gebotene Höhenlage der Maschine führte im Verein mit dem Wunsche, die Luft unten zu- und abzuführen, dazu, die Luftzylinder unmittelbar auf die Luftrohre zu setzen, welche mit Zwischenplatten auf dem Grundrahmen verschraubt sind. Die Füsse der als Zylinderdeckel ausgebildeten Ventilkasten sind dementsprechend ebenfalls als Rohre ausgebildet. Luftzylinder und Ventilkasten mit Verbindungsrohren gleiten auf den erwähnten Zwischenplatten und können somit der Ausdehnung folgen. Die Ventilkasten fassen zwischen sich die eigentlichen Luftzylinder von 430 und 660 mm Dmr. mit angegossenem Kühlmantel. Zur Verbindung von Dampf- und Luftzylinder dienen je zwei kräftige Rundeisenstangen, die am vorderen Ventilkasten angreifen und durch die Schutzdeckel unter der Verkleidung der Dampfzylinder hinweg bis zum Flansch des Maschinengestelles reichen. Die Kräfte werden also ohne Inanspruchnahme des Dampfzylinders unmittelbar und zentrisch auf das Gestell übertragen, während anderseits die Ausdehnung der Dampfzylinder nicht auf die Luftzylinder übertragen wird. Dampf- und Luftkolben sind so breit ausgeführt, dafs eine besondere Führung der Kolbenstange überflüssig ist.

Die Kolbenstangen samt den Kolben können nach Abschrauben der hinteren Dampfzylinderdeckel und Wegnahme der hinteren Ventilkasten nach hinten ausgebaut werden; der Abstand zwischen Dampf- und Luftzylinder ist so reichlich bemessen, dafs diese Arbeit leicht und bequem auszuführen ist.

Zwischen Hoch- und Niederdruck-Luftzylinder liegt unter dem Fussboden ein Röhren-Zwischenkühler von 66,5 qm Kühloberfläche. Durch eine grofse Anzahl dünnwandiger Messingrohre wird die von dem Niederdruckzylinder zuströmende Luft in dünne Fasern zerlegt und durch das durch die Rohre fliefsende Wasser je nach der Umlaufzahl im mittel von Eine kleine 100 bis 105° auf 18 bis 25° C zurückgekühlt. an das Niederdruckgestell angeschraubte, durch Exzenter angetriebene Kühlpumpe drückt das ihr vom Zwischenkühler zulaufende erwärmte Wasser zur Wiederverwendung nach einem kleinen Gradierwerk.

Die von Hoerbiger & Rogler, Konstrukteure in Budapest, gelieferten Ventile sind in den als Ventilkasten ausgebildeten Zylinderdeckeln untergebracht; am Niederdruckzylinder sitzen an jedem Ende 3 Saug- und 3 Druckventile, am Hochdruckzylinder nur 2 Saug- und 2 Druckventile.

Bauart und Anordnung des Niederdruck-Saugventiles veranschaulichen Fig. 2 und 3, während Fig. 4 und 5 das Druckventil des Hochdruckzylinders wiedergeben; Saug- und Druckventil desselben Zylinders sind einander vollständig gleich und unterscheiden sich nur inbezug auf das Einsetzen in den Ventilkasten, wie der Vergleich der Figuren erken

nen lässt.

Die Bauart der Ventile darf als bekannt vorausgesetzt werden; sie weichen insofern von den in Z. 1901 S. 218 u. f. und Z. 1902 S. 1456 beschriebenen Gebläse- und Kompressorventilen ab, als sie vierspaltig sind. Jedes Ventil hat

kg/qcm

Hochdruck

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also 4 Kantenumfänge für die Aus- und Einströmung der Luft, sodafs auch für grofse Luftmengen bei verhältnismässig geringem Ventildurchmesser die notwendigen Querschnitte bei kleinem Hube erzielt werden können, ein Umstand, der das Ventil für hohe Kolbengeschwindigkeiten hervorragend geeignet macht. Der abdichtende Ventilring besteht wie früher aus einer 3 mm dicken Stahlscheibe, gegen die sich mit geringem Zwischenraum eine ungefähr 1/2 mm dicke Polsterscheibe aus einer Legierung von Phosphorbronze legt. Letztere ist dazu bestimmt, mithülfe des sich im Betriebe zwischen ihr und der Ventilscheibe bildenden Oelpolsters den bei der Eröffnung auftretenden Schlag am Ventilfänger zu mildern. Tatsächlich zeigten auch die Ventile bei den Versuchen, die mit Umlaufzahlen zwischen 60 und 90, entsprechend 2,0 bis 3,0 m Kolbengeschwindigkeit, angestellt wurden, einen fast lautlosen Gang, etwa wie das Geräusch einer vorzüglich ausgeführten Dampf-Ventilsteuerung mit guten Luftpuffern.

Das Niederdruckventil hat 215 mm Dmr., sein Hub be

Fig. 6.

dieser Zusammenstellung mufs vorausgeschickt werden, dafs die Luft durch eine längere, mehrmals umgebogene Rohrleitung einem an der Gebäudemauer entlang über Flur geführten gemauerten viereckigen Kanal entnommen wurde, dessen Oeffnung ins Freie zum Schutze gegen Staub u. dergl. durch ein ziemlich engmaschiges Gitter verschlossen war, während anderseits die Druckleitung zum Luftbehälter etwa 100 m lang und gleichzeitig für zwei nur mit 35 bis 40 Umdrehungen umlaufende Nafskompressoren bestimmt war, deren. abgegebene Luft also ebenfalls noch zu beschleunigen war.

Die Ventilerhebungskurven lassen ein ganz ähnliches Verhalten wie die der bereits früher eingehend untersuchten Gebläseventile derselben Bauart erkennen.

Die Saugventile zeigen, wenn auch nicht so ausgeprägt wie beim Gebläse, bei der niedrigsten Umlaufzahl von 60, mit welcher in Rücksicht auf den Grubenbetrieb gefahren werden konnte, deutlich die Schwingungen der an den Lenkern aufgehängten Ventilscheibe, in der Hauptsache hervorgerufen durch die pendelnde Bewegung der Luft im Saug

kg/qcm

2+

Niederdruck

60 Uml/min

mitt! Kolbengeschw=2,0m

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beträgt beim Saugorgan 5 mm, beim Druckorgan 4 mm; damit ergibt sich bei 4 arbeitenden Kanten die Kantenlänge für Durchströmung mit 1696,5 mm und der freie Ein- und Ausströmquerschnitt zu 84,8 und 67,8 qcm. Das Hochdruckventil hat 185 mm Dmr. und 4,0 bezw. 3,5 mm Hub, sodafs sich seine Kantenlänge zu 1483 mm, sein freier Ein- und Ausströmquerschnitt zu 59,3 und 51,9 qcm ergibt. Je ein Saugventil ist aufgrund der mit Ventilen dieser Bauart bei Gebläsemaschinen gemachten Erfahrungen als selbstöffnendes Ventil ausgebildet. Infolge der seinen Lenkern erteilten Spannung hat dieses Ventil ein schwaches Bestreben, sich gegen seinen Fänger zu legen, gibt also bei dem geringsten Unterdruck im Zylinder sofort seinen ganzen Querschnitt frei, sodafs das heftige Auffliegen der Saugventile ausgeschlossen ist. Gleichzeitig ist dadurch das bei geringen Umlaufzahlen eintretende Flattern der Saugventile vermieden, da die einströmende Luft immer noch Ventilquerschnitt genug vorfindet, wenn auch die andern Ventile vor Hubende bereits geschlossen haben.

Von den Luft- und Ventilbewegungen bei verschiedenen Kolbengeschwindigkeiten gibt die Zusammenstellung der Diagramme, Fig. 6, ein übersichtliches Bild. Zur Beurteilung

rohre.

Es

Da sich nämlich der Kolben in der Nähe des toten Punktes nur ganz allmählich fortbewegt, so findet die aus dem Saugraume zuströmende Luft anfangs keinen entsprechend grofsen Raum vor. Die Geschwindigkeit der infolge ihres Beharrungsvermögens überflüssig zugeströmten Luft mufs sich also zum gröfsten Teile in Druckhöhe umsetzen. entsteht hierdurch im Zylinder ein gewisser, wenn geringer Ueberdruck, sodafs die Luft zurückströmen und dadurch die Ventilscheibe wieder auf ihren Sitz zurückbringen will. Bei höheren Umlaufzahlen mufs sich dieser Vorgang, entsprechend dem rascheren Freiwerden des Zylinderraumes, mehr und mehr verwischen, was die aufgenommenen Diagramme auch tatsächlich erkennen lassen.

auch

Aehnlich läfst sich das Verhalten der Ventile gegen das Hubende hin beurteilen. Bei den höheren Umlaufzahlen ist ein verfrühtes Schliefsen und Wiederöffnen nur in geringem Mafse erkennbar; für geringere Umlaufzahlen ist dieser Umstand durch die Anordnung von Selbstöffnerventilen ohne Belang, da diese der eintretenden Luft immer noch genügenden Querschnitt freigeben. Leider konnten von diesem Ventil mit Rücksicht auf den Betrieb der Grube keine Schaulinien abgenommen werden.

Ueber die Druckventilbewegung ist wenig anzuführen; die Verhältnisse sind hier insofern wesentlich anders, als das Druckventil, obwohl es bei nahezu gröfster Kolbengeschwindigkeit geöffnet wird, doch von der ausströmenden Luft weicher getroffen wird als das Saugventil von der einströmenden. In der verschiedenen Neigung der Eröffnungslinien kommt dies ja auch deutlich zum Ausdruck. Legte man die gleichmäfsige Drehung der Kurbel als Diagramm

deutscher Ingenieure.

basis zugrunde, wie von Hoerbiger in Z. 1901 S. 220 u. f. geschehen, so würden hier ohne weiteres auch die verschieden steilen Winkel der Luftdrucklinien hervortreten, unter denen einerseits die Expansionslinie der im schädlichen Raum zurückgebliebenen Luft mit der atmosphärischen Linie, anderseits die Kompressionslinie des Zylinders mit der Drucklinie des Ventilkastens zum Schnitt kommt.

Kraftwerk mit mechanischem Zug.

Von E. Josse, Charlottenburg.

(Schlufs von S. 376)

Kesselhaus und Anlage für mechanischen Zug.

Der Flur des Kesselhauses liegt auf der Höhe des Dachgeschosses des Geschäftshauses senkrecht über dem Maschinenraum. Aufser den drei Wasserrohrkesseln der alten Anlage, jeder zu 185 qm Heizfläche, sind drei neue, von Walther & Co., Kalk bei Köln, gelieferte Wasserröhrenkessel von je 270 qm Heizfläche aufgestellt; s. Fig. 2 und 4 (S. 371, 373). Für den Betrieb der Maschinen ist Ueberhitzung des Dampfes von rd. 70° vor dem Hochdruckzylinder vorgesehen, und dementsprechend sind alle Kessel, die alten nachträglich, mit Ueberhitzern ausgestattet. Die Anwendung von Ueberhitzern erlaubte aufserdem, die Kessel für den stärksten Betrieb scharf anzustrengen, wie dies zeitweise beabsichtigt und mit den ausgeführten mechanischen Zugeinrichtungen auch erreicht worden ist.

Der Raum im Kesselhause ist sehr beschränkt, namentlich dadurch, dafs infolge baupolizeilicher Vorschriften an der einen Längsseite ein Dachprofil von bestimmter Neigung eingehalten werden musste, s. Fig. 4, wie es überhaupt eine der Hauptschwierigkeiten dieses ungewöhnlichen Baues war, den zahllosen mehr oder weniger begründeten Bauvorschriften gerecht zu werden. Die Kessel ruhen mit Querträgern auf 2 mächtigen, in der Längsachse des Kesselhauses durchlaufenden Kastenträgern, die sich auf die vom Maschinenraume hochstrebenden schmiedeisernen Säulen stützen. Die Belastung der Träger durch die Kessel allein beträgt 560 t; hierzu kommt die Belastung durch die Kohlen, welche auf dem vor den Kesseln befindlichen freien Raume gelagert werden, der mit Rücksicht auf das Aus

gruppen der alten Kessel wurden in fertigem Zustande hochgezogen, währerd die Rohrgruppen der neuen Kessel an Ort und Stelle eingewalzt wurden. Der Aufbau des Gerüstes und des provisorischen mittels Gasmotors betriebenen Kohlenaufzuges ergibt sich aus Fig. 16.

Besondere Schwierigkeiten machte die Abführung der Rauchgase der hochgelegenen Kessel. Mit Rücksicht auf die gewünschte aufserordentliche Steigerungsfähigkeit der Kesselanlage, die bei Verwendung guten Brennstoffes noch für die

Fig. 16.

Gerüst zum Emporwinden der Dampfkessel.

wechseln der Wasserröhren in einer Breite von 5 m ausgeführt ist. Unter dem Kesselraume ist aus konstruktiven Gründen ein Zwischenstock von 3 m Höhe zur Aufnahme der Kastenträger, der Rauchkanäle und der Entwässerungsgullis ausgeführt. Der zu diesen Zwecken nicht erforderliche Platz ist zu Vorraträumen für das Kesselhaus und zu Badeeinrichtungen für die Heizer ausgenutzt.

Die Kessel wurden mithülfe eines am Gebäude errichteten Gerüstes emporgeschafft. Die Oberkessel und die Rohr

dritte später aufzustellende
Tosi-Maschine ausreichen soll-
te, mufste ein vorzüglicher
Kesselzug vorgesehen werden.
Da der Fufsboden des Kessel-
hauses 17 m über Hofsohle
liegt, so hätte dies die Er-
richtung eines Schornsteines
von etwa 75 m Höhe notwen-
dig gemacht. Bei dieser Höhe
und in anbetracht des schlech-
ten Baugrundes hätte das Fun-
dament des Schornsteines eine
grofse Grundfläche in An-
spruch genommen, die, da das
Grundstück bis auf die äusserst
zulässige Grenze zur Bebau-
ung ausgenutzt werden sollte,
für Geschäfträume verloren
Aufserdem
gegangen wäre.
hätten des schlechten Bau-
grundes wegen sehr kostspie-
lige Gründungsarbeiten vor-
genommen werden müssen.

Abgesehen von der Inan-
spruchnahme von rd. 45 qm
Grundfläche durch das Kamin-
fundament, die in 5 Stock-
werken dem Geschäftbetrieb
entzogen worden wären, er-
gaben genaue Berechnungen,
dafs die Kosten des Funda-
mentes einschliesslich Aus-
schachtung 15 000 M, die des
cigentlichen Schornsteines
30000 M betragen hätten, zu-
sammen also 45000 M.

Diese Umstände veranlafsten mich, von der Ausführung eines normalen Schorn

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steines abzusehen und die Kesselgase unmittelbar über Dach durch mechanisch betriebene Saugzugventilatoren abzu

führen.

Die mechanische Zuganlage wurde mit einem Kostenaufwande von 22000 M hergestellt, ist somit nicht nur in der Anlage billiger als der Schornstein, sondern erfordert auch keinen besondern Raum, da sie im Kesselhaus an der Giebelwand gegenüber den Feuertüren, wo ohnedies für das Auswechseln der, Wasserrohre, für den Heizerstand und für

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