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seinen Sitz zu haben scheint, ist das zuerst scheinende Symptom. Indem nun der Schmerz sich vermehrt, und über die ganze Augengrubengegend verbreitet, wird die willkührliche Bewegungsfähigkeit des Augapfels und des obern Augeuliedes immer mehr und mehr beschränkt, und endlich ganz aufgehoben. Da nun über alle den Augapfel von hinten umschliessenden Gebilde eine Entzündungsgeschwulst sich verbreitet, so tritt das Auge allmählig aus der Augenhöhle hervor, wodurch der Kranke zu der irrigen Meinung verleitet wird, der Augapfel werde für die Augengrube zu grofs. Es wird nun das Auge selbst höchst empfindlich, und schmerzend und von amaurotischer Erblindung befallen, wobei die Iris starr und im Zustande der Expansion ist, was dem Druck der Sehnerven durch die Entzündungsge schwulst beigemessen werden mufs. Obwohl das Auge der Lichtempfindung von aussen unfähig ist, so hat der Leidende dennoch Lichterschei nungen im Auge, welche Folge des Druckes der Sehnerven sind. Nun fängt der Augapfel erst sich zu röthen an; zuerst färbt sich die Sclerodie Iris verändert ihre Farbe und wölbt sich nach vorn, wodurch die vordere Augenkammer verengert und die Pupille verkleinert oder geschlossen wird. Die Schmerzen steigern sich und es stellen sich Delirien ein. Die Conjunctiva schwillt wie in der Phlegmone oculi an, der vorgetrie→ bene Augapfel bewirkt eine Umstülpung der Augenlieder. Fieberleiden mit entzündlichen Erscheinungen, mit Affection der Hirnhäute stellt sich gewöhnlich in der Höhe des Uebels ein.

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Der gewöhnliche Ausgang dieser phlegmonösen Entzündung ist die Eiterung. Zertheilung findet selten Statt, und nur dann, wenn die Krankheit in ihrem Entstehen kräftig behandelt wird. Der Eintritt der Eiterung gibt sich durch die

Steigerung der Zufälle und durch die veränderte Empfindung des Schmerzes, der jetzt stumpf und mit dem Gefühle von Kälte und Schwere verknüpft ist, zu erkennen. Es stellen sich häufige Frostanfälle ein. Die Conjunctiva hebt sich endlich in eine weiche Geschwulst, welche allmällig einen Eiterpunct zeigt; der zufühlende Finger unterscheidet Fluctuation zwischen dem Auge und dessen Höhle. Bisweilen zeigt sich der angesammelte Eiter rund um den Augapfel herum, gewöhnlich aber liegt derselbe nur an einzelnen Stellen, von wo aus alsdann das Auge vorgedrückt wird. Die Augenlieder sind ödematös. Bisweilen, wenn die Entzündung auf die innern Theile fortgeschritten ist, colliquirt der Augapfel. Die in der Augengrube während der Entzündung und Eiterung entstandenen Destructionen können Amaurose bedingen. Nicht nur für die Form und das Sǝhevermögen ist zu fürchten, wenn die Hirnhäute im Laufe der Entzündung afficirt werden, sondern das Leben des Individuums kömmt dadurch in Gefahr.

Das Ursächliche dieser Entzündung ist nicht hinlänglich erforscht. Individuen, welche zu Rheumatismen und Gicht geneigt sind, bei welchen demnach eine krankhafte Stimmung in den fibrösen Häuten vorhanden ist, sind besonders hierzu geneigt. Erkältung scheint gewöhnlich den bedingenden Moment abzugeben.

Das strengste antiphlogistische Heilverfahren im ganzen Umfange ist hier angezeigt, um die Heftigkeit der Entzündung zu mässigen, deren Verbreitung zu verhüten, und wo möglich die Zertheilung zu zu bewirken. Aderlässe, Blutigel, das Calomel und derivirende Mittel sind hier in Anwendung zu ziehen., Kalte Unschläge auf das Auge dürfen nur beim Beginnen des Lebels gemacht werden. Deuten die Erscheinungen den

Ausgang durch Eiterung an, so werden erweichende Breiumschläge angewendet. Der Abscess werde geöffnet, sobald sich ein Eiterpunkt zeigt, und Fluctuation zu bemerken ist, indem sonst der Eiter in der Augengrube sich anhäufend Zerstörungen in derselben bewirkt und selbst in die Schädelhöhle sich fortsetzen könnte. Nach hinlänglicher Eröffnung und nach der dadurch erfolgten Entleerung des Abscesses tritt der Augapfel in die Augengrube zurück. Die Abscefshöle darf nicht mit Charpie angefüllt werden, sondern man hindere nur das zu frühe Schliessen des Abscesses durch wenige zwischen die Wundränder eingeschobene Charpiefäden. Bildet sich Eiter im Auge, so werde die Punction der Hornhaut gemacht.

Die Entzündung des einen oder des andern Augenmuskels, eine von mir schon mehrere Male beobachtete Entzündungsform, verdient hier um so mehr aufgeführt zu werden, da sie bei Vernachlässigung und bei der Fortdauer schädlicher Einflüsse in Periorbititis sich zu überbilden vermag, Die Entzündung haftet gewöhnlich auf dem innern und der untern geraden Augenmuskel. Es zeigt sich nach der Verbreitung dieser Muskeln ein Schmerz in der Augengrube, welcher allmählig den ganzen Kopf einnimmt. Die Bewegungen des Auges vermehren den Schmerz, defs-halb bleibt der Augapfel schielend nach innen gerichtet. Abends stellt sich Exacerbation ein. Die Conjunctiva wird leicht geröthet. Nach mehrtägigem Verlaufe erfolgt bei zweckmässiger Behandlung Zertheilung. Bei längerem Bestehen des Uebels bleibt durch die überwiegende Contraction der ergriffenen Muskeln ein Schielen zurück.

Die Entzündung verbindet sich bisweilen mit Fieher, welches den rheumatischen Charakter hat, und dem noch andere rheumatische Zufälle sich

beigesellen. Partielle Erkältung des Organs scheint bei empfindlicher Stimmung der fibrösen Häute die Entzündung zu setzen, welche bei kalter Jahreszeit und bei männlichen Individuen vorzugsweise sich entwickelt. Nach Anwendung der örtlichen und allgemeinen Blutentziehung dienen Hautreitze und der Gebrauch der Nauseosa und Diaphoretica zur schnellen Zertheilung und zur Verhütung einer Nachkrankheit.

Von der Sclerotitis.

So wie die Conjunctiva verschiedener selbstständiger Grade der Entzündung fähig ist, ebenso tritt auch hier die Entzündung bald mit grösserer oder geringerer Heftigkeit, bald mit ausgesprochener Neigung, sich auf die innersten Gebilde fortzusetzen, bald ohne diese in selbstständiger eigenthümlicher Form auf. Eine krankhafte Stimmung der Theile scheint den Entzündungsfunken lebhafter aufzufassen und 'das schnelle verheerende Umsichgreifen der Flamme zu begünstigen.

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Die Sclerotitis des ersten Grades bezeichnet sich durch die blasse, rosige Röthe der Sclerotica. Das diese Röthe bildende Gefäfsnetz verschiebt sich nicht bei den Bewegungen der Conjunctiva. Lichtscheue und Thränenflufs sind in hohem Grade vorhanden. Ein schmerzhaftes Gefühl von Schnürung empfindet der Kranke im Innern des Auges. Es röthet sich nun die Conjunctiva; es erheben sich leichte phly ctänulöse und pustulöse Unterlaufungen an dem Rande der Hornhaut herum. Bisweilen gesellt sich als Folge des Mitleidens anderer fibröser Parthien, namentlich der aponevrotischen, ein rheumatisches Fieber bei.

Die Sclerotitis des höhern Grades beginnt mit heftigen von der Stirne gegen das Hinterhaupt

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hin sich erstreckenden Schmerzen, wobei die Sclerotica sich röthet, ein feines Adernetz bildet, welches aber nicht bis zum Rande der Hornhaut sich fortsetzt, sondern so unterbrochen wird, dafs zwischen der Sclerotica und Cornea ein blaulichter Ring zum Vorschein kommt. Indem sich die Entzündung der aufliegenden Bindehaut mittheilt, bildet diese ein anderes Adernetz, das auf dem ersten aufliegt, verschiebbar ist, und dessen einzelne Zweige von grösserem Durchmesser sind, als die des erstern. Die Absonderung des Schleimes und der Thränen ist vermehrt, so dafs die sich bewegenden Augenlieder einen Schaum schlagen. Die Entzündung geht nun auf die Iris über, die Gefässe derselben vergrössern sich, sie verändert ihre Farbe, so dafs sie bei braunen Augen ins Röthliche, bei blauen ins Grünliche spielt. Die Pupille behält ihre normale Stellung, verändert aber mit jedem Schmerzanfall ihre Form, so dass sie bisweilen vertical verzogen und der Katzenpupille ähnlich ist, wobei aber dieselbe durch exsudirende Lymphe allmählig verschlossen und der Durchgang der Lichtstrahlen unmöglich wird. In andern Fällen beschränkt sich die Entzündung nicht auf die Iris, sondern ergreift gleichzeitig die innern Theile des Auges. Die Pupille erweitert sich immer mehr und mehr, doch nicht gleichmässig, sondern mehr gegen die Augenwinkel hin, so dafs dadurch die Pupille die Gestalt jener der wiederkauenden Thiere annimmt. Bei diesen Individuen zeigt sich der Mangel an Lichtempfindung noch vor der Trübung der innersten Augengebilde, und es scheint, dafs die Retina in ihrem Nervenleben gleichzeitig mit dem Leiden der Iris ergriffen wird. Oft stülpt sich der kleine Rand der Iris so in die Pupille ein, dafs er ganz verschwindet. Hinter der erweiterten Pupille erscheint nun eine grau grünliche Verdunklung,

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