Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

Schleimsecretion vermehrt sich jetzt im Laufe der Entzündung, und da der entzündete aufgewulstete Nasenschlauch keine Leitung in die Nase zuläfst, die Thränenpünktchen aber, durch den Entzündungsreitz geschlossen, das Ausfliessen in das Auge hindern, so bildet sich eine beträchtliche Geschwulst des Thränensacks, welche das Gefühl der Fluctuation wahrnehmen läfst.

Hier nun ist der entscheidende Moment für den stattfindenden Ausgang. Entweder nehmen die inflammatorischen Erscheinungen ab, die Schleimsecretion regulirt sich allmählig, die Thränenpünktchen resorbiren wieder, der Nasenschlauch tritt seine Function an. Oder es entsteht ein chronisch blennorrhoischer Zustand, wobei der Schleim aus den Thränenpünktchen heraus, gewöhnlich aber nicht in die Nase herabgedrückt werden kann, wegen der im Nasenschlauch rückbleibenden Aufwulstung und der defshalb vorhandenen Verengerung desselben. Oder endlich die Entzündung geht in Eiterung über, indem die Röthe immer mehr gesättigt; die Geschwulst immer grösser und die Fluctuation deutlicher wird. Die sich kegelförmig zuspitzende Geschwulst zeigt einen Eiterpunkt, worauf dann der Abscefs sich öffnet. Bisweilen öffnet sich derselbe nach innen unter dem Orbicularmuskel. Die Thränenpünktchen treten ihre Verrichtung wieder an, und aus der kleinen fistulösen Thränensack öffnung fliefst mit Thränen vermischter Schleim und Eiter. Auch hier ist der Nasenschlauch bisweilen in einem Zustande der Undurchgängigkeit. Bei empfindlichen Individuen geséllt sich dem höhern Entzündungsgrade ein Fieber bei.

Individuen, bei welchen eine vorwaltende Thätigkeit der Schleimhäute sich ausspricht, haben eine besondere Disposition zu dieser Entzündung, daher auch Scrophulöse vorzugsweise

befallen werden. Gewisse Krankheitsgifte scheinen mit Vorliebe, wenn sie in die Tiefe des Organismus eingreifen, auf die Schleimhäute einzuwirken, daher auch der Thränensack nicht selten in Folge eines exanthematischen Leidens, z. B. der Masern, des Scharlachs, der Pocken, sich entzündet, daher auch das syphilische Gift dieses Leiden in einem hohen Grade, oft mit Zerstörung des knöchernen Kanals, hervorruft. Auch bemerken wir, dafs bei länger bestehender Entzündung der Conjunctiva letztere die krankhafte Stimmung auf den Thränensack fortsetzt, und diese Entzündung bedingt. Eine äussere Ursache, Quetschung und Verwundung, setzt diese Entzün– dung, und zwar gewöhnlich mit ungünstiger Prognose, je nachdem die den Thränensack bedeckenden und die unter demselben liegenden Theile gelitten haben oder nicht.

Man trachte die Entzündung bei ihrem Erscheinen durch kalte repercussive Umschläge und durch Einschnupfung des kalten Wassers in die Nase zu ersticken, doch wende man dieses Verfahren nur versuchsweise an, und stehe davon beim Vorrücken der entzündlichen Zufälle ab. Man setze auf den Umfang des Thränensacks Blutigel, und zwar auch dann, wenn der Arzt erst bei völlig ausgebildeter Entzündung gerufen wird, so lange, als noch keine deutliche Fluctuation vorhanden ist. Bei völlig ausgebildeter Entzündung mit ausgedrücktem phlegmonösen Character befördere man die unvermeidliche Eiterung durch erweichende anodyne Breiumschläge. Wird die Geschwulst konisch, zeigt sich ein Eiterpunkt, so werde nicht gesäumt, den Abscefs zu öffnen, um dem Eiter freien Ausflufs zu gestatten. In die gemachte Wunde schiebt man ein Bourdonetchen, legt darüber ein Pflaster und fährt mit dem Gebrauche der Cataplasmen so lange fort, als noch

entzündliche Härte vorhanden ist. Täglich spritze man ein den krankhaften Zustand der Schleimhaut des Thränensacks entfernendes Mittel ein, wozu die Auflösung des Sublimats am besten sich eignet. Wenn die Ränder der Wunde sich senken, und die krankhafte Absonderung im Thränensacke sich hebt, so läfst man die Wunde sich schliessen. Haben sich im Umfange des Thränensacks Fistelgänge gebildet, oder ist eine Auflockerung des Thränenschlauches zurückgeblieben, so mufs durch Spaltung der erstern und Gangbarmachung des letztern die Heilung bewirkt werden.

Die im

Die Dacryocistitis scrophulosa spricht sich durch die Neigung zur Verhärtung aus. Thränensacke abgesonderte Flüssigkeit gewinnt immer mehr an Consistenz und verhärtet sich, oder aber es lockert sich die den Thränensack umkleidende Schleimhaut auf; diese Auflockerung erstreckt sich durch den Nasengang und hindert die Thränenleitung. Nebst den bei der Dacryocistitis im allgemeinen empfohlenen Mitteln ist noch eine genaue Berücksichtigung des bestehenden Scrophelübels nicht zu vernachlässigen.

Die Dacryocistitis syphilica ist vorzüglich durch den Gang, den sie bei ihrer Ausbildung macht, ausgezeichnet. Sie fängt immer an dem untern Theile des Nasenganges an, schreitet von da herauf bis in den Thränensack. Im Nasengange ulceriren einzelne Stellen, besonders geschieht dieses in der Nähe der Klappe, welche leicht Verwachsungen und Verengerungen bilden. Der Thränensack geht selten in Eiterung über, aber übermässige Ausdehnung der erschlafften Wandungen und chronische Blennorrhöe bleibt oft zurück. Bisweilen wird der knöcherne Theil des Nasenganges zerstört. Cariöser Zustand der Knochen und Scorbut machen die Prognose immer

ungünstig. Nebst einer zweckmässigen allgemeinen antisyphilitischen Behandlung mufs ein thätiges örtliches Verfahren in Anwendung gebracht werden. Man mache erweichende, reinigende Einspritzungen in die Nase, das Conradi'sche Augenwasser werden in das Auge getropft; in den Thränensack reibe man die graue Quecksilbersalbe ein. Geht der Thränensack in Eiterung über, so werde er geöffnet und die Sublimatauflösung eingespritzt; findet sich Ulceration oder schon theilweise Verwachsung im Nasengange, so führe man Saiten ein, um die Durchgängigkeit desselben zu erhalten.

Entzündung der fibrösen Parthien

des Auges.

Eine merkbare Auszeichnung dieser Gebilde durch Structur und Organisation läfst auf eigenthümliche Lebensenergie und Reaction, und auf auszeichnende krankhafte Aeusserungen schliessen. Die fibrösen Häute erscheinen in Form derber Gewebe, bald als Convolute länglichter Fasern, bald als Verbindungen verschiedenartig sich durchkreuzender Fasern, als zähe hellglänzende Häute. Bei normaler Stimmung dieser Gebilde steht Irritabilität und Sensibilität auf einer tiefen Stufe im gebundenen Zustande, im Erkrankungsprocesse werden sie frei, und sind einer Entfaltung fähig, welche jeden Zweifel über die Anwesenheit derselben zu heben vermag. Sie sind im Auge, wie im ganzen Organismus für die Erhaltung der Form des Theiles von Wichtigkeit, und sowie der Muskel nach Verletzung der Scheide, indem sich die Fleischfasern vordrängen, seine passende Gestalt einbüfst, ebenso hier, da Verletzungen der Sclerotica zu Verbildungen Anlafs zu geben vermö– gend sind.

Es ist wahrscheinlich, dafs Contractionskraft den fibrösen Theilen inuwohne, die durch die in sie übergehenden Muskelparthieen vielleicht verstärkt wird. Sie stehen in weit verbreiteter Sympathie durch die Ausbreitung dieses Hautsystemes und durch den obwaltenden Nervenconsens. Diese Entzündungen sind schmerzhaft, hartnäckig; es entwickelt sich keine auffallende Entzündungsröthe, da der derbe Bau der Theile die Entwicklung der Capillargefässe hindert. Oft leiden noch andere fibröshäutige Parthieen des Organismus, daher auch diese Entzündungen mit arthritischen und rheumatischen Uebeln meistentheils zusammentreffen. Zu den fibrösen Theilen des Auges gehören die die Augengrube überziehende Knochenhaut, nebst dem in dieser liegenden Gewebe, und den die Muskeln des Auges umkleidenden Scheiden, dann die Sclerotica, und endlich die Retina. Ich führe daher die Periorbititis, die Sclerotitis und Retinitis hier auf 1).

Von der Periorbititis.

Ein stumpfer tiefgreifender Schmerz, welcher nach dem Gefühle des Leidenden im Auge selbst 1) Ich glaube, die Anatomen werden nicht billigen, dafs die Retina hier einen Platz erhält; allein ich erinnere, dafs nebst der äussern Scheide, welche sich in die weisse Haut verliert, und offenbar fibröser Natur ist, noch eine innere Scheide nicht nur das Mark des Sehnerven umgiebt, sondern auch jeden einzelnen Markbündel umschliefst. Diese Scheide bildet die Lamina cribrosa, bildet eine zarte Haut und dient der sulzigen Aulage des Nerven als Stützpunkt; sie ist daher das formgebende Organ, und nach den stattfindenden Erkrankungsprocessen, denen sie unterliegt, eher fibröser als seröser Natur. An der Richtigkeit der Angabe von Clarus zweifle ich nicht; sondern ich halte die Augenmuskeln mit fibrösen Scheiden umzogen, und bin von der Continuität des Zuges fibröshäutiger Verbreitung überzeugt,

« ZurückWeiter »