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ger ein Klopfen in der Geschwulst bemerkt. Der Augapfel ist trocken, indem die ausführenden Mündungen der Thränendrüse und der Meibomschen Drüschen geschlossen, und die Secretionen unterdrückt sind. Aus diesem Grunde sind die Bewegungen des Auges träge und schmerzhaft. Es entsteht öfteres Niesen, und der Kranke hat einen Schmerz und einen unangenehmen Geruch von Staub in der Nase. Im Auge finden Licht

entwicklungen Statt,

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Hat die Entzündung den Wendepunct erreicht, und zertheilt sie sich, so schwinden Schmerzen, Röthe und Geschwulst allmählig; es finden Localkrisen Statt, nämlich die unterdrückten Secretionen stellen sich wieder her. Oder es findet die gewöhnliche Ausgleichung dieser phlegmonösen Entzündung durch Eiterung Statt. Indem die Schmerzen zunehmen, die Röthe sich vermehrt, so dass sie in das Blaurothe sticht, die Geschwulst über das ganze Augenlied sich verbreitend an einer oder der andern Stelle, gewöhnlich gegen die Mitte hin sich zuspitzt, bemerkt man Erweichung der Geschwulst, und vermehrte Thätigkeit der secernirenden Organe, so dafs in diesem Zeitpuncte Nachts die Augen verkleben. Der Schmerz wird drückend, die Farbe der Geschwulst wird blässer, es bildet sich ein Eiterpunct und deutlich lässt die Fluctuation sich unterscheiden. Diese günstigen Ausgänge der Entzündung finden nicht immer Statt. Wird die Entzündung vollkommen vernachläfsigt, dauern die bedingenden Schädlichkeiten fort, SO erreicht sie, indem sich ein bisweilen heftiges Fieber beigesellt, eine so hohe Stufe, dafs sie in Brand übergeht, wodurch dann ein Theil der Bedeckungen des Augenliedes verloren geht, und nach dem Umfange des Verlustes ein Ectropium oder gar ein Lagophthalmos entsteht, oder die heftige Entzün

dung auf den Augenliedknorpel eingreifend, eine Verschrumpfung desselben hervorbringt, und dadurch Entropium_setzt.

Es scheint dieser Entzündung zuweilen eine epidemische Ursache zu Grunde zu liegen, indem dieselbe in gewissen Zeiten häufig ohne äussere Veranlassung auftritt. Sie scheint besonders im Frühlinge nach einem nassen Winter gern sich zu entwickeln, und das Vorkommen derselben scheint mit der Menge der exanthematischen Krankheiten im Verhältnifs zu stehen. Sie ergreift auch die mit dem derbsten Hautorgan begabten Individuen. Schnelle Veränderung der Temperatur des Auges, daher das Bivouaque, fremde Körper, welche in dem Augenliede stecken bleiben, Verbrennungen, Verletzungen, nach Beer*) heftige Streifverletzungen, sind die vorzüglichsten veranlassenden Ursachen.

Man berücksichtige bei der Behandlung vorzüglich jene Momente, welche mit dieser Entzündung in ursächlicher Beziehung stehen. Fremde Körper, Sabura, Menstrual- oder Hämorrhoidalstockungen müssen beseitigt werden. Man ver

meide Alles, was den Entzündungsprocefs steigern und unterhalten könnte; man lasse ein streng antiphlogistisches Regimen beobachten. Ist bei einer plethorischen Constitution ein entzündliches Allgemeinleiden vorhanden, so öffne man eine Ader. Blutigel und blutige Schröpfköpfe in die Nähe des Auges angesetzt, werden nur bei sehr heftiger Entzündung nöthig.

Im ersten Zeitraume der Entzündung, solange noch keine Exsudation, sondern blos der erhöhte Turgor vitalis der Bildung der Geschwulst zu Grunde liegt, sind die direct antiphlogistischen Mittel, kalte und narkotische Umschläge von heil

*) I. a. W. 1. B. S. 272.

samem Erfolg; sobald aber der Entzündungsproeefs vorgerückt und schon Exsudation im Zellgewebe Statt hat, so enthalte man sich derselben. Man begnüge sich, Luft- und Lichtreiz von dem Auge abzuhalten, und durch warme anodyne Breie die Spannung des Theiles zu vermindern, und auf diese Weise durch einen Eiterungsprocefs die Heilung zu bewirken. Ist der Abscefs gereift, so öffne man denselben; besonders dann werde dieses nicht vernachläfsiget, wenn der Abscefs sich gegen einen Augenwinkel hinneigt. Unterlässt man das Oeffnen des Abscesses, so wird die Haut in zu grofsem Umfange zerstört, es bilden sich fistulöse Geschwüre, der Eiter bildet Hohlgänge; er kann Entzündung und Obliteration der Thränenpünctchen, Caries der Augengrubenknochen bewirken. Die Oeffnung, welche die Natur bewirkt, ist gewöhnlich zu enge, als dafs der Eiter frei ausfliefsen könnte. Die Eröffnung geschehe immer durch einen nach dem Laufe der Fasern des Orbicularis sich richtenden Schnitt, so dafs die Narbe in der Augenliederhaut sich zu verbergen vermag. Sind Buchten und fistulöse Gänge vorhanden, so hebe man diese durch Gegenöffnungen und Spalten; den schleichenden Entzün– dungsprocefs hebe man durch anodyne Breiumschläge, und regle die niederliegende Production. Wenn nach einer heftigen Entzündung Gangrän einzutreten droht, so vermindert sich die Temperatur des Theiles, die Röthe verwandelt sich zur Schwärze, die Geschwulst setzt sich, die Empfindung vermindert sich. Hier ist es wichtig, die gröfsere Destruction zu hindern durch aromatische, weinichte Umschläge, Chinadecoct mit Campher u. s. w. Hat der Brand vollkommen sich ausgebildet und begränzt, so berücksichtige man, dafs die Entzündung und Granulation der umliegenden Theile auf einem mässigen Grade

stehen muss, um das abgestorbene abzustofsen; ein zu hoher und ein zu tiefer Stand der Entzündung wäre nachtheilig. Der Arzt wähle daher bald anodyne Breie, bald erregende Mittel, um die nothwendige Stimmung zu erhalten. Das Brandige selbst behandle man mit Mitteln, welche chemisch wirken, die Resorption der Brandjauche und die Fäulnifs der brandigen Stelle hindern; Chinapulver, Kohlenpulver, Weingeist, Tinctur. Myrrh. u. s. w. werden auf.den brandigen Theil selbst aufgelegt. Ob auch eine innerliche Bebandlung nöthig ist, mufs der Arzt zu erkennen vermögend seyn.

Die Blepharophthalmitis ergreift nicht immer als Phlegmone die Haut und das unterliegende Zellgewebe mit der Tendenz zur Abscefsbildung, sondern sie erscheint nicht selten unter der Form des Erysipels, der reinen Hautentzündung mit der Neigung zur Zertheilung. Eine blafsrothe, ins gelblichte spielende, mehr oder weniger glänzende Geschwulst, welche von den Augenliedern auszugehen scheint, verbreitet sich über die Augenlieder, meistentheils über beide, bisweilen nnr über eines, und dann gewöhnlich über das obere, ohne sich zu begränzen, schreitet ungleichmässig über die Stirne und nach abwärts über das halbe Gesicht. Die Röthe weicht dem Fingerdrucke, kehrt aber wieder, sobald der Druck aufhört. Der Schmerz ist prikelnd und beifsend. Die Schleimsecretion ist sowohl im Auge als in der Nase vermehrt. Der Rothlauf ist hier bisweilen glatt, öfter aber frieselartig, indem eine Menge mit Serum gefüllter Bläschen den erysipelatösen Boden bedeckt, oder blasenartig, indem violette oder anch gelblichte Blasen und Pusteln das Erysipel begleiten. Empfindliche Subjecte erleiden bisweilen einige Fieberbewegungen. Der gewöhnliche Ausgang ist die Zertheilung, indem die Haut sich

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runzelt, während die Geschwulst abnimmt, und kleienförmig sich abschuppt. Waren Blasen vorhanden, so vertrocknen diese, bilden Krusten, welche abfallen. Wird die erysipelatöse Entzündung durch Fortdauer schädlicher Einflüsse, durch fehlerhafte Behandlung oder durch eigenthümliche Disposition des Kranken in das phlegmonöse hinübergespielt, so entstehen die oben beschriebenen Erscheinungen, und leicht bildet eine verheerende Gangrän sich aus. Wird der Abschuppungsprocefs durch kalte Luft, oder kaltes Wasser gestört, dann bildet sich das Oedem des Augenliedes.

Eine eigenthümliche Empfindlichkeit des Hautorgans scheint besonders zu dieser Entzündung, welche sowohl durch innere als äufsere Ursachen gesetzt werden kann, zu disponiren. Mechanische und chemische Reize, z. B. Verletzungen, Insectenstiche, Sonnenhitze, das Berühren gewisser Pflanzen, schneller Temperaturwechsel, können die Lebensstimmung der Haut so ändern, dafs das Erysipel sich entwickelt. Nicht selten treten Appetitlosigkeit, belegte Zunge und andere Erscheinungen, welche die Störungen der Digestionsorgane ausdrücken, gleichzeitig auf, und stehen in ursächlicher Beziehung zum Erysipel,

Diese Entzündung, einmal gesetzt, mufs ihren vorgeschriebenen Gang durchlaufen, und erlaubt defshalb keine eingreifende Behandlungsweise. Die repercussiven Mittel dürfen nicht angewendet werden; nur in dem Falle kann deren Anwendung gestattet werden, wenn eine traumatische Ursache dieser Entzündung zu Grunde liegt, und diese noch in ihrem Beginnen ist. Durch leichte Kräuterkissen sucht man eine gleichförmige, mit dem Auge befreundete Temperatur zu erhalten. Die innern Ursachen müssen erforscht und bekämpft werden.

Der phlegmonösen Blepharophthalmitis ent

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